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Venezuela

[430] Venezuela (d.i. Klein-Venedig). 1) (Caracas ), sonst Generalhauptmannschaft (Capitanie) der Spanier in S?damerika; 19,652 QM. u. 1,052,000 Ew.; grenzte an das Caraibische u. Atlantische Meer, Neugranada, Brasilien u. Britisch-Guyana, durch den S?damerikanischen Befreiungskrieg von 1811 aufgehoben, woraus sich dann ein eigener Staat, Vereinigte Provinzen von V., in gleichem Umfange wie obige bildete. Nach verschiedenen Ereignissen bestand dann 2) seit 1820 V. als besonderer F?derativstaat der Republik Columbia in demselben Umfange wie jetzt, u. 3) seit 1830 als eigene selbst舅dige Republik, zwischen 1ー 8' u. 12ー 16' n?rdl. Br. u. 40ー 36' u. 55ー 38' westl. L舅ge (v. Ferro); grenzt im Norden an das Caraibische Meer u. den Atlantischen Ocean, im Osten an Britisch-Guayana, im S?den an Brasilien, im Westen an die Granada-Conf?deration. Fl臘henraum : 35,951 span. Quadrat-Leguas (20,223 geogr. QM.). V. ist zu ein Viertel gebirgig durch Nebenzweige der Cordilleren, als: Sierra Nevada de Merida, Sierra [430] de Perija, Sierra Parima u. mehre K?stengebirge, der ?brige Theil ist baumlose Ebene (Llanos, s.d.) od. dichter Urwald. Fl?sse: Orinoco, mit fast allen seinen Nebenfl?ssen, Essequibo (Cuyunu), Sulia u.a.; Seen: Maracaibo, Valencia; Busen : Golf von V., Golf Trieste (mit dem Vorgebirge Tucacas), Golf Paria. Der Boden ist bis auf die felsigen Theile der Gebirge h?chst fruchtbar, die Vegetation sehr ?ppig u. die Producte von gro?er Mannigfaltigkeit. Hauptproducte sind: Tabak, Baumwolle, Indigo, Kaffee, Reis, Zucker, Vanille, Cacao, S?dfr?chte u. namentlich eine gro?e Menge Droguen; von Thieren Pferde, Maulesel, Rindvieh, Kaimans, viel Schildkr?ten, Fische, an den Meeresk?sten auch Perlen; von Mineralien vorz?glich Kupfer, dann auch Silber, Gold, Eisen, Quecksilber, Blei, Steinkohlen, Salz etc. Das Klima ist tropisch, mit einer trockenen einer nassen Jahreszeit, auf den Gebirgen angenehm u. gesund, an den K?sten oft dr?ckend hei? u. namentlich das Orinoco Delta sehr ungesund. Erdbeben sind h舫fig, bes. an der K?ste. Die Bev?lkerung ist eine sehr gemischte u. belief sich 1858 auf 1,565,000 Ew., worunter ungef臧r 25 Procent Wei?e (Hispano-Amerikaner u. Fremde), 48 Proc. Mischlinge von Weihen, Negern u. Indianern in verschiedenen Abstufungen, 5 Proc. Neger (Sklaven), 15 Proc. civilisirte Indianer (Indios reducidos), 1,4 Proc. unterworfene Indianer (Indios catequisados), welche unter der Aufsicht von Missionaren od. weltlichen Staatsbeamten stehen, aber noch eigene Sprachen u. Sitten haben, ungef臧r 5,6 Proc. unabh舅gige Indianer (Indios bravos). Die Indianer sind von den St舂men Caraiben, Ottomaker, Guarauner, Guahiren, Quiriquiren, Motilonen, Mariusas u.a. Hauptbesch臟tigung: Viehzucht u. Ackerbau (Plantagenbau). Der Handel vertreibt H舫te u. die Producte der Plantagen. Die Industrie ist erst im Entstehen begriffen (grobe Baumwollenstoffe, Strohh?te, H舅gematten, Thongeschirre, Gerberei); Bergbaubetrieb im europ臺schen Sinne des Wortes hat B. trotz des Mineralreichthums noch nicht; nur in neuester Zeit hat eine englische Gesellschaft die Ausbeute der Kupferminen ?bernommen. Eintheilung in 13 Provinzen: Apure, Barcelona, Barinas, Barquisimeto, Carabobo, Caracas, Caro, Cumana, Guayana, Maracaibo, Margarita, Merida u. Truxillo. Hauptstadt des Staates: Caracas. Die fr?here Einteilung war in 4 Provinzen: Cumana, V., Orinoco u. Sulia. Die Verfassung ist nach der der Vereinigten Staaten von Nordamerika entworfen; sie datirt vom 29. Januar 1859 u. ist die dritte Constitution seit dem Bestehen V-s als unabh舅gige Republik (ist jedoch w臧rend der gegenw舐tigen politischen Wirren suspendirt). Jeder, der lesen u. schreiben kann, hat seine politische Berechtigung u. ist Staatsb?rger. Diese w臧len Wahlm舅ner (je einen auf 4000) auf zwei Jahre; diese w臧len den Pr舖identen (General Juan C. Falcon, seit 17. Juni 1863), Vicepr舖identen (beide auf 4 Jahre) u. die Mitglieder der Gesetzgebenden Versammlung (die H舁fte wird aller zwei Jahre neu gew臧lt); diese besteht aus einem Senat, in welchen jede Provinz zwei Mitglieder sendet, u. aus einem Repr舖entantenhaus (je einer auf 25,000 Ew. gew臧lt). Jede Provinz hat ihre eigene, in derselben Weise gew臧lte Legislative. Es bestehen vier Ministerien: トu?eres u. Finanzen, Inneres u. Justiz, Krieg u. Manne, ヨffentliche Arbeiten, Handel u. Unterricht. Landesreligion ist die R?misch-Katholische. Der Staat hat zwei Universit舩en (Caracas u. Merida), eine h?here medicinische Schule in Caracas, 13 Provinzialcollegien (Mittelschulen) u. zahlreiche Privatinstitute; f?r den Volksunterricht fehlt es jedoch fast ganz an ?ffentlichen Schulen. Unter den ?ffentlichen Bibliotheken ist nur die Nationalbibliothek in Caracas von Bedeutung. Die Sklavenkinder sind seit dem Gesetz von 1830 frei. Mit Spanien besteht seit dem 30. M舐z 1845 der Vertrag zu Madrid, welchem zu Folge Spanien die Unabh舅gigkeit V-s anerkannt, dies sich aber verpflichtet hat, die im Unabh舅gigkeitskriege confiscirten beweglichen u. unbeweglichen G?ter spanischer Unterthanen, soweit sie sich noch im Besitz des Staates befinden, zur?ckzugeben u. die Staatsschuld, soweit sie bei Anfang des Kriegs bestand, anzuerkennen. Die Finanzen der Republik waren fr?her in sehr gutem Zustande, sind aber gegenw舐tig durch die politischen Wirren g舅zlich zerr?ttet; die Ausgaben betragen j臧rlich ungef臧r 8 Millionen Pesos, die Einnahmen nur gegen 3 Millionen, die Staatsschuld betr臠t ?ber 22 Millionen. Das stehende Heer betrug in den fr?heren Friedensjahren nur 1000 Mann, worunter 150 M. Cavallerie u. 200 M. Artillerie. Sie waren bes. zur Besetzung der H臟en u. um dieselben gegen ワberf舁le von Seer舫bern zu sch?tzen, bestimmt. An der Westgrenze von Maracaibo standen auch Cavalleriepikets gegen die r舫berischen Indianer. Das stehende Heer wurde durch Werbungen auf vier Jahre erg舅zt. Neben demselben bestehen Milizen; jeder Venezuelaner ist f?r diese vom 15. bis 45. Jahre dienstpflichtig; die Miliz zerf舁lt in die active u. Reservemiliz. Cisterc, etwa 6000 M., mu? bei jedem Aufruf des Staatsoberhauptes sich sogleich stellen u. auf den Aufruf des Gouvemeurs der Provinz unentgeldlich dienen; die Reservemiliz z臧lt 66,000 M. Gegenw舐tig betr臠t das stehende Heer dagegen ?ber 10,000 M. Die sonst guten Festungen sind jetzt verfallen u. demolirt. Die Flotte besteht aus 2 Dampffregatten u. 4 Golettos, 1 Balandra u. 2 Flecheros. Das Wappen der Republik ist ein dreigetheilter Schild, in dem unteren Felde ein Pferd, in dem oberen rechts eine Garbe Korn, in dem links kriegerische Embleme, das Ganze umgibt die Devise: Libertad, 19 de Abril 1810, 5 de Julio 1811. Die Flagge ist dreifarbig in horizontalen Streifen, oben gelb, in der Mitte blau, unten roth; die Cocarde ist wei?. Der Handel belief sich nach dem Werth des Gesammtumsatzes 1855–56 auf 15 Millionen Pesos, die Schifffahrtsbewegung 1854–55 auf 1158 Schiffe mit 172,055 Tonnen Last. M?nzen: Im ausw舐tigen Handelsverkehr wirb gerechnet nach spanischen od. mexicanischen Silberpiastern zu 100 Centavos (Cents), dagegen im inneren Verkehr nach Piastern od. Pesos Macuquina (Macoquina) zu 8 Realen, einer gepr臠ten Silberm?nze, welche zwar dem spanischen od. mexicanischen Piaster an Gewicht gleich, aber statt 14 Loth 6 Gr舅 nur 12 Loth bis 12 Loth 1 Gr舅 sein ist, 12,9 St?ck = 1 Feine Mark, 1 Peso = 1 Thlr. 2 Sgr. 8,34 Pf. preu?. Cour., der spanische Piaster wird daher zu 9 columbischen Realen gerechnet, obwohl er noch mehr werth ist. Nach dem neuesten M?nzgesetz (vom 25. M舐z 1857) soll die Goldw臧rung eingef?hlt werden u. der Peso fuerte die[431] M?nzeinheit der Republik bilden, von welchen 620 aus einem Kilogramm Gold gepr臠t werden sollen; dieser Goldpeso soll 10 Realen haben u. = 1/2 franz?sisches Zwanzigfrankenst?ck sein (4 Franken = 1 Thlr. 2 Sgr.), au?erdem sollen Goldthaler zu 5 Goldpesos (also = 20 Franken) u. Doublonen zu 10 Goldpesos geschlagen werden. An Silberm?nzen sollen gepr臠t werden: Halbpesos zu 5 Realen, Piecettes zu 2 Realen, Einreal- u. Halbrealst?cke, von Kupferm?nzen nur Centavos von 750 Milligrammes mit 5 Procent Legirung von Zinn u. Zink cursiren. Da jedoch der Staat keine eigene M?nzst舩te hat, so sollen diese neuen M?nzen im Ausland gepr臠t werden, doch ist die Ausf?hrung dieses Gesetzes bis jetzt noch nicht zu Stande gekommen. Ma?e u. Gewichte sind noch die spanisch-castilischen (s.u. Spanien S. 351), obgleich schon 1855 von der Regierung die Einf?hrung des franz?sischen metrischen Systems mit spanischen Benennungen (s.u. Spanien S. 351) der Legislative empfohlen wurde. 4) Fr?her Provinz, westlich von Cumana, theils eben, theils gebirgig; 2081 QM., 370,000 Ew.

Die fr?here Geschichte von V. ist die der F?derativrepublik Columbia (s.d. S. 283 f. u. S?damerikanischen Revolutionskrieg III.). Nachdem sich 1829 die Republik Columbia aufgel?st hatte, constituirte sich am 17. Novbr. 1831 V. als selbst舅diger Staat. Der erste Pr舖ident war Jose Ant. Paez , ein Eingeborener. Ihm folgte Vargas; da sich aber gegen diesen Jose Tadeo Monagas, ein Spanier von Geburt, erhob, weil seine Partei den Mischlingen die in der Constitution gew臧rten Rechte wieder zu entziehen trachtete, so trat Paez ins Mittel, stellte die gest?rte Ruhe wieder her u. blieb erst als Vicepr舖ident, dann als Pr舖ident bis 1842 an der Spitze der Regierung, u. 1842 wurde Carlos Soublette Pr舖ident. Am 20. April 1843 wurde eine Revision der Verfassung bewirkt, welche mit dem 1. Oct. in Geltung trat. Durch den Madrider Vertrag vom 30. M舐z 1845 erkannte Spanien die Unabh舅gigkeit der Republik V. an, wogegen sich B. verpflichtete die in dem Unabh舅gigkeitskriege confiscirten G?ter spanischer Unterthanen, welche noch im Besitz des Staates w舐en, zur?ckzugeben u. die Schuld V-s beim Ausbruch des Kriegs als Staatsschuld V-s anzuerkennen. 1846 brach ein B?rgerkrieg zwischen der indianischen u. Negerbev?lkerung einer- u. der europ臺schen Bev?lkerung andererseits aus, u. Paez wurde zum Diktator ernannt. Es gelang ihm den Krieg zu unterdr?cken, u. durch seinen Einflu? wurde der General Jos? Tadeo Monagas Pr舖ident. Man hoffte, da? diese Wahl die Spanier vers?hnen u. Ruhe im Staate zur?ckkehren w?rde. Inde? Monagas suchte den Einflu? des ehrlichen Paez m?glichst zu schw臘hen u. dann die Verfassung umzust?rzen. Am 20. Jan. 1848 wurde der Congre? von Caracas er?ffnet, u. da am 24. die Repr舖entanten in geheimer Sitzung Beschl?sse fa?ten, welche gegen den Pr舖identen waren, so drang der P?bel, welchen der Pr舖ident f?r sich gewonnen hatte, in den Sitzungssaal u. ermordete f?nf Repr舖entanten. Der Pr舖ident stellte bei seinem Erscheinen die Ruhe wieder her u. l?ste den Congre? auf Paez floh u. sammelte in Maracaibo ein Heer, worauf am 11. M舐z der Hafen von Maracaibo u. die benachbarte K?ste vom Cap S. Roman auf der Halbinsel Paraguana bis Point Espada von der Regierung in Blockadezustand erkl舐t wurde. Ende Mai wurde Maracaibo von den Aufst舅dischen ger舫mt u. von den Regierungstruppen besetzt. Da die Aufst舅dischen im Besitz der Flotille waren, so behielten diese immer die Herrschaft ?ber die See von Maracaibo. Paez ging nach Cura軋o u. machte von da verschiedene Versuche nach V. zur?ckzukehren; er landete am 2. Juli 1849 in Coro, welches sich f?r ihn erkl舐t hatte, fand inde? keine hinreichende Unterst?tzung u. wurde am 14. Aug. 1849 in Coro mit seinen zwei S?hnen u. mehren Offizieren gefangen, im Juli 1850 jedoch unter der Bedingung, da? er das Land verlie?, freigegeben. Der Pr舖ident Jose Gregorio Monagas, welcher im Jan. 1851 seinem Bruder Jose Tadeo Monagas gefolgt war, wurde bei Bek舂pfung des im Mai 1853 ausgekrochenen Aufstandes vielfach vom Zufall beg?nstigt. Am 15. Juli 1853 wurde Cumana, der Hauptsitz der Emp?rung, durch ein Erdbeben zerst?rt, worauf sich Alles dem General Tadeo Monagas unterwarf. Allein die schon vorher bestandene Zerr?ttung der ?ffentlichen Zust舅de, u. namentlich der Finanzen, wurde durch diesen Sieg nicht in Ordnung umgewandelt. Um die Mittel zur Bestreitung der ordentlichen Ausgaben herbeizuschaffen, mu?ten gewagte finanzielle Ma?regeln angewendet werden u. die Verwaltung der Staatsschulden war eine sehr unregelm葹ige. In V. hatten die Farbigen bedeutenden Einflu? errungen; schon seit der Zeit Bolivars waren eine Menge Sklaven nach u. nach zur Freiheit gelangt, sie sa?en im Congre? u. bekleideten im Heere u. in der Verwaltung Stellen u. gewannen t臠lich mehr politischen Einflu?. Der im Februar 1854 zusammengetretene Congre? gab daher ein Gesetz, welches die sofortige Befreiung aller Sklaven anbefahl u. wohl den Sklavenbesitzern eine Entsch臈igung zusprach, dieselbe aber in werthlosen Papieren auszuzahlen gestattete. Mehre andere gesetzliche Bestimmungen desselben Congresses waren gegen die Fremden gerichtet. ワberhaupt suchte der Pr舖ident, welchen die Wei?en nicht liebten, seine St?tze in den Schwarzen, w臧rend sein Bruder Tadeo ihm hierin entgegen war. Dessenungeachtet ernannte der Congre? Beide zu Oberfeldherren. Im Juni 1854 brach eine neue Emp?rung aus, welche sich f?r General Paez erkl舐te; allein dieser blieb in seinem Asyl in Nordamerika u. der Aufstand war, aus Mangel an Einigkeit unter den F?hrern, bis zu Ende Juli unterdr?ckt. Da die Todesstrafe f?r politische Verbrechen abgeschafft war, so lie? der Pr舖ident die gegnerischen gefangenen Generale von seinen Soldaten auf dem Marsche umbringen. Im Januar 1855 wurde Tadeo Monagas wieder Pr舖ident. Eine von den Negern beabsichtigte Meuterei zu Gunsten seines Bruders kam nicht zu Stande. Als der neue Pr舖ident die geistlichen u. weltlichen W?rdentr臠er der Republik empfing, schilderte ein Bischof die ?ffentlichen Zust舅de V-s folgenderma?en: Alle Physischen, moralischen u. politischen Leiden scheinen sich vereinigt zu haben, um diese ungl?ckliche Republik zu verderben. Nothstand, Darniederliegen des Landbaues in Folge der Pl?tzlichen Befreiung der Sklaven ohne Entsch臈igung der Besitzer, Bedr舅gni? der Familien, drohende Forderungen von Seiten ausw舐tiger M臘hte, Krankheiten, Erdbeben, die Grabesstille der Presse, der gesetzlichen Stimme des Volkes, um seine Beschwerden auszusprechen; eine ersch?pfte Staatskasse,[432] welche nicht die einfachsten Bed?rfnisse eines geordneten Staatshaushaltes zu decken vermag; eine ungeheuere Staatsschuld, welche zehn Menschenaltern vorgreift; Agiotage, Ohnmacht der Gerichte. Raub, Mord, die Leiden guter B?rger in der Verbannung, Geh舖sigkeit der Parteien u. ?berall B?rgerkrieg; das sind die ワbelst舅de, denen abzuhelfen der neue Pr舖ident berufen ist. In einer Botschaft vom 14, Febr. 1855 an den Congre? entwarf der Pr舖ident eine 臧nliche Schilderung, ohne da? seine Verwaltung jedoch etwas Wesentliches geleistet h舩te. Er lenkte vielmehr die ?ffentliche Aufmerksamkeit von den inneren Angelegenheiten auf die 舫?eren, indem er sich im April 1855 vom Congre? erm臘htigen lie? 50,000 M. zu bewaffnen u. eine Kriegsanleihe von 4 Mill. Piastern aufzunehmen zu einem Kampfe gegen Neugranada, weil dieses an die Herstellung der Republik Columbia dachte u., ohne B. zu fragen, den Bau einer Stra?e beschlo?, wobei V. betheiligt war. Indessen verstummten alle politischen Beschwerden bei den gr葹lichen Verheerungen der Cholera. Im Herbst 1855 schienen die Ereignisse in Centralamerika u. die um sich greifende Politik der Nordamerikanischen Union eine Sinnes舅derung in dem Pr舖identen hervorgebracht zu haben; denn er zeigte sich pl?tzlich geneigt die alte Republik Columbia (V., Neugranada u. Ecuador) wieder herzustellen; was er dabei erlangte, war eine Vergr??erung seiner Gewalt. In der Botschaft, womit er am 20. Januar 1856 den Congre? er?ffnen lie?, war die Verkommenheit namentlich der Finanzlage sehr treffend geschildert, ohne da? er jedoch ein anderes Mittel zur Abh?lfe anzugeben wu?te, als die Wiederherstellung von Columbia u. die Verleihung einer diktatorischen Gewalt an den Pr舖identen auf unbestimmte Zeit, um die Pl舅e der Regierung in Betreff der Volkswohlfahrt zur Ausf?hrung bringen zu k?nnen. Der Congre? von 1856 ?berlie? die Entscheidung dieser Fragen einer folgenden, vollst舅dig neu zu erw臧lenden Versammlung, ohne sonst etwas gethan zu haben. In diesem Jahre hatte V. einen Streit mit Holland wegen der Insel Aves im S?den der Jungferninseln. Holland hatte seit l舅gerer Zeit keine Ansiedelung auf diesem Inselchen unterhalten u. V. dies benutzt, um Besitz davon zu nehmen u. wegen Ausbeutung der dortigen Guanolager mit einem nordamerikanischen Hause zu unterhandeln. Beide kamen jedoch ?berein diese Streitfrage von einem Schiedsgerichte entscheiden zu lassen. Die Finanzen des Staates waren in der traurigsten Lage. Die 舫?ere Schuld betrug zu Ende des Jahres 1856 mehr als 20 Mill. Piaster Capital u. mehr als 2 Mill. Piaster r?ckst舅dige Zinsen. Die Einnahmen deckten die Ausgaben kaum zu einem Drittheil, so da? es unm?glich war alle eingegangenen Verpflichtungen zu erf?llen. Die Ereignisse in Nicaragua u. in Panama gaben dem Streben der Spanisch-amerikanischen Staaten nach einer engeren Schutzverbindung neues Leben. Am 8. Novbr. 1856 schlossen die Staaten von V., Neugranada, Guatemala, Salvador, Costa Rica, Mexico, Chile u. Peru, von denen mehre bereits gegen das Auftreten Walkers u. dessen Anerkennung Seiten der Union Verwahrung ausgesprochen hatten, durch ihre Bevollm臘htigten in Washington ein Sch?tz- u. Trutzb?ndni? unter gegenseitiger Gew臧r ihres dermaligen Gebietes. Zugleich wurde Lima als der Ort eines im December 1857 abzuhaltenden Congresses bezeichnet, welchen die genannten Staaten in diesem Vertrage ?bereinkamen zur Herstellung einer allgemeinen Schutzverbindung aller Spanisch-amerikanischen Staaten zu beschicken. Am 19. April 1857 wurde die neue Staatsverfassung verk?ndigt u. Tags darauf ernannte der Congre? den General Tadeo Monagas aufs Neue zum Pr舖identen u. dessen Schwiegers?hn Oriach zum Vizepr舖identen der Republik auf sechs Jahre. Der Congre? genehmigte auch einen mit der Nordamerikanischen Union abgeschlossenen Handels u. Schifffahrtsvertrag. Im ワbrigen ging das Jahr 1857 ziemlich ruhig hin, obwohl es nicht an Zeichen allgemeiner Unzufriedenheit fehlte. Anfang M舐z 1858 revoltirte pl?tzlich eine Abtheilung von 150 Soldaten u. gleichzeitig erhob sich General Juliane Castro, der in Valencia commandirte; bald verbreitete sich der Aufstand ?ber Puerto Cabello, Cumana, Barquisimeto; die Bev?lkerungen schl?ssen sich den aufst舅dischen Soldaten an u. am 12. M舐z bedrohte Castro mit 10,000 Mann Caracas; doch kam es zu keinem Blutvergie?en, der Pr舖ident Monagas entschlo? sich abzudanken, General Castro zog hierauf am 18. M舐z in Caracas ein u. errichtete eine provisorische Regierung, an deren Spitze er selbst als provisorischer Pr舖ident trat. Monagas begab sich unter den Schutz der franz?sischen Gesandtschaft, welche in Folge dessen f?nf Tage lang von einer drohenden Volksmasse belagert wurde. Erst nachdem die neue Regierung durch ein Protokoll vom 26. M舐z dem Ex Pr舖identen freies Geleit ins Ausland zugesichert hatte, stellte sich dieser den neuen Gewalthabern zur Verf?gung; diese aber erf?llten ihre Versprechen nicht eher, als bis sie im August 1858 durch das Erscheinen einiger franz?sischer Schiffe vor La Guaira u. Puerto Cabello erzwungen wurden. Diese Streitigkeit spann sich auch sp舩er noch weiter fort; am 12. Septbr. 1859 ワberschickte das Gouvernement von V. dem franz?sischen Generalconsul Levraud, welcher der Unterst?tzung der Partei Monagas beschuldigt wurde, Pl?tzlich seine P舖se (doch erhielt Frankreich hierf?r im Januar 1860 die geforderte Genugthuung).

Unmittelbar nach seinem Einzug in Caracas rief Castro den so lange proscribirten u. in New Jork lebenden Paez, sowie andere Verbannte zur?ck; auf den 5. Juli 1858 wurde ein von allen Venezuelanern zu w臧lender Gro?er Nationalconvent nach Valencia einberufen, um dem Lande eine neue Constitution zu geben. Die Mitglieder der neuen provisorischen Regierung konnten sich jedoch ?ber ein bestimmtes Handeln nicht vereinigen, da die Revolution nicht von einer einzelnen Partei durchgef?hrt, sondern Oligarchen (die alte sogen, conservative Partei) u. Liberale gleichm葹ig dabei betheiligt waren. Die Sitzungen des Nationalconvents dauerten sechs Monate lang; die am 31. Decbr. 1858 votirte u. am 29. Jan. 1859 verk?ndete neue Constitution neigte sich der Centralisation in der Executivgewalt zu u. wurde dadurch ein Grund zur Unzufriedenheit f?r die ziemlich zahlreichen Anh舅ger des F?derativsystems; die Anh舅ger Monagas gaben feindselige Absichten kund, die Liberalen waren unzufrieden u. selbst die Oligarchen unter sich nicht in ワbereinstimmung. Dieser Zwiespalt zeigte sich schon in der Organisation der neuen Executivgewalt; der General Castro wurde zum Pr舖identen, Manuel Felipe Tovar zum Vicepr舖identen der Republik ernannt u. Beiden als[433] Designado noch Pedro Gual beigegeben. Am 3. Febr. 1859 wurde der Nationalconvent geschlossen, nachdem noch Caracas als Regierungssitz anerkannt worden war. Statt die gehoffte Ruhe zu finden, gerieth aber das Land in gr??ere Unordnung als zuvor. Auflehnungen der m臘htigen Partei Monagas u. offene K舂pfe der in der Executivgewalt zusammengebrachten Parteien machten den B?rgerkrieg bald allgemein. Anfangs schien Castro, welcher sich zuletzt den Liberalen zuwandte, die Oberhand zu behalten, so da? Paez am 3. Juni Caracas wieder verlie?. Aber schon im August wurde Pr舖ident Castro nach einem Kampfe m den Stra?en von Caracas zwischen den Liberalen u. den Oligarchen (Partei von Gual u. Tovar) gest?rzt, u. an seiner Stelle Gual zum provisorischen Pr舖ident erhoben. Zwar befand sich der Haupthafen der Republik La Guaira mit der Hauptzollst舩e noch im Besitze der F?deralisten (Partei Monagas) unter dem General Aguado, welcher von da aus die Hauptstadt bedrohte, doch wendete ein Sieg des Generals Rubin diese Gefahr ab. Bald darauf wurden die Liberalen auch in anderen Theilen des Landes geschlagen, u. so konnte Anfang April 1860 der bis dahin durch den Krieg mit den F?deralisten in den verschiedenen Provinzen verhinderte Zusammentritt des Congresses erfolgen. Manuel Felipe Tovar wurde zum Pr舖identen, Gual zum Vizepr舖identen gew臧lt u. ihnen der General Leon de Febres Cordero als Designado beigesellt; am 19. April wurde die neue Negierung eingesetzt. Aber auch Tovar war nicht im Stande dem zerr?tteten Lande die Ruhe wieder zu geben. Die Finanzen waren in der 舫?ersten Unordnung, seit zwei Jahren hatte man die Zinsen der Staatsschuld nicht bezahlt, ?ber sieben Monate Hatten die Beamten leinen Gehalt erhalten. Schon im Aug. 1860 begannen neue Unruhen der listen; u. da Tovar von seiner eigenen Partei aufgegeben wurde, so richteten sich in dieser allgemeinen Verwirrung die Blicke des Landes auf den General Paez , welcher im M舐z 1861 zur?ckkehrte ?. zum Oberbefehlshaber ?ber s舂mtliche Truppen ernannt wurde. Als aber Tovar dessen Gewalt m?glichst zu beschr舅ken suchte u. Paez deshalb sein Amt wieder niederlegte, sprach sich die ?ffentliche Stimme so entschieden f?r den Letzteren aus, da? der Pr舖ident Tovar am 8. Mai sein Amt niederlegte. Hierauf trat der bisherige Vicepr舖ident Gual an seine Stelle u. Paez nahm wieder den Posten als Oberbefehlshaber der Truppen mit den ausgedehntesten Vollmachten ein. Die ersten Waffenerfolge des Letztern waren g?nstig f?r die Regierung; aber das von Gual ernannte Ministerium ver?bte Gewaltth舩igkeiten aller Art, u. der B?rgerkrieg w?thete mit erneuter Heftigkeit. In der Nacht des 28. Aug. 1861 bem臘htigte sich der Oberst Echezuria in Caracas des Pr舖identen, der Minister u. der hervorragendsten Oberoffiziere, bildete eine Provisorische Regierung u. proclamirte die Dictatur des Generals Paez , welcher am 7. Septbr. Don Valencia in Caracas eintraf u. sich der Regierung bem臘htigte, deren Seele der zum Generalsecret舐 u. 1862 zum Substituten des Diktators ernannte Pedro Rojas war. Aber alle Versuche durch eine vers?hnliche Politik den F?deralen jeden Grund zur Fortsetzung des B?rgerkrieges zu nehmen, waren vergeblich; selbst eine pers?nliche Zusammenkunft zwischen Paez u. Falcon, dem hervorragendsten F?hrer der F?deralen, zu Carabobo war ohne Erfolg. So mu?te Paez den Krieg gegen den f?deralen Aufstand von Neuem aufnehmen; am 1. Jan. 1862 erlie? er Proclamationen, in denen er die B?rger u. Soldaten zu den Waffen rief, u. verlieh gleichzeitig durch ein organisches Decret eine neue Konstitution, in welcher er den Venezuelanern alle m?glichen Freiheiten versprach, sich selbst aber bis zur definitiven Neugestaltung der Republik zum Depositar der obersten Gewalt einsetzte u. alle ministeriellen Functionen in die H舅de zweier Generalsecret舐e der Civilverwaltung u. des Kriegs vereinigte. Gewaltth舩igkeiten u. Erpressungen aller Alt waren die Mittel, mit denen der Dictator seine Macht aufrecht erhielt. Der B?rgerkrieg dauerte mit wechselndem Gl?cke der Parteien fort; im Mai 1862 griffen die F?deralisten offen Caracas an, doch gelang es Paez den Angriff zur?ckzuschlagen. Gegen das Ende des Jahres 1862 stand die Provinz Maracaibo mit 2000 Mann gegen die Regierung; die Besatzung des Forts San Carlos hatte sich f?r die Rebellen erkl舐t, Paez am 5. Januar 1863 ?ber den Hafen u. die K?ste dieser Provinz den Blockadezustand verh舅gt. In der Provinz Coro behauptete sich General Falcon gegen die Regierungstruppen, die Provinzen Barquisimeto u. Carabobo waren mit Ausnahme der gr??eren St臈te gleichfalls in den H舅den der Rebellen. Selbst in der Provinz Caracas konnte nur die Hauptstadt Caracas selbst u. deren Hafen La Guaira als in unbestrittenem Besitze der Regierung betrachtet werden, u. nicht selten kamen in der n臘hsten Umgebung Gefechte vor. Erst am 23. M舐z 1863 kam zu Cocha bei Caracas zwischen den F?deralisten u. der Regierungspartei ein Friedensvertrag unter folgenden Bedingungen zu Stande: Waffenstillstand, Einberufung von vier Repr舖entanten jeder Provinz (zwei von jeder Partei), in deren H舅de die Regierungsgewalt niedergelegt werden u. welche dann einen neuen Pr舖identen erw臧len sollten; bis dahin sollte Paez an der Spitze der Civilverwaltung bleiben, General Falcon aber, das Haupt der F?deralisten, Chef s舂mtlicher Truppen werden. In Folge dieser Convention legte Paez die Pr舖identenw?rde nieder. Die in Gem葹heit derselben erw臧lten Repr舖entanten versammelten sich am 17. Juni 1863 zu Vittoria u. erw臧lten den General Juan E. Falcon zum provisorischen Pr舖identen, den General Ant. Guzman Blanco zum provisorischen Vicepr舖identen der Republik. Doch erkl舐te sich General Leon de Febres Cordero an der Spitze der Garnison von Puerto-Cabello gegen die ワbertragung der h?chsten Gewalt an die Versammlung zu Vittoria u. organisirte eine Gegenregierung. Am 24. Juli 1863 zog der neu erw臧lte Pr舖ident Falcon in Caracas ein u. berief, um eine legale Regierung herzustellen, auf den 10. Decbr. 1863 eine Constituirende Versammlung. Vgl. Codazzi, Resumen de la geografia de V., Par. 1841; Wapp舫s, Die Republiken von S?damerika, Gott. 1843; L. Gl?ckler, B. u. die deutsche Auswanderung dahin, Schwerin 1850; Codazzi, Atlas fisico e politico de V., Caracas 1840; R. M. Baralt, Resumen de la historia de V. hasta el a?o 1797, Par. 1841; Derselbe u. R. Diaz, Resumen de la historia de V. desde el a?o 1797 hasta el de 1830, ebd. 1841, 2 Bde.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 18. Altenburg 1864, S. 430-434.
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