Index für Gewürze in Ge‘ez-Schrift
Die Ge‘ez‐Schrift [ግዕዝ] leitet sich von alten südsemitischen Alphabeten ab und ist folglich sehr entfernt mit der arabischen und hebräischen Schrift verwandt. Zum Unterschied davon wird sie jedoch von links nach rechts geschrieben.
Während in den ältesten Inschriften keine Vokale bezeichnet werden, bildete sich später ein System von
Vokalnotation heraus, das die Konsonantenbuchstaben durch zugefügte Striche, Häkchen oder andere
Modifikationen zu Silbenzeichen des Typs Konsonant+
Das heutige System erinnert an die indischen Schriften, von denen es sich jedoch dadurch unterscheidet, daß keine
Möglichkeiten zum Schreiben von Konsonantenclustern bestehen; diese werden stattdessen mit dem neutralen
Vokal E (gesprochen ə) geschrieben, der damit einen epenthischen Charakter annimmt. Das erinnert an die Rolle und Aussprache des impliziten Vokals in manchen nordindischen Sprachen; allerdings wird der Neutralvokal graphisch explizit dargestellt, während der implizite Vokal graphisch nur durch das Fehlen eines anderen Vokalzeichens angezeigt wird.
Der Unicode-Standard codiert Silbenzeichen (obwohl eine Codierung als Konsonant plus diakritischem Vokalzeichen ebenfalls möglich gewesen wäre). Die sehr regelmäße Anordnung der Silbenzeichen im Raum der Codepunkte erinnert an das koreanische Alphabet und wird oft als äthiopische Matrix
bezeichnet; allerdings stößt diese Terminologie in Eritrea auf wenig Liebe, und deshalb verwende ich den neutraleren Namen Ge‘ez-Matrix
.
Die Matrix besteht aus 26 Zeilen für die grundlegenden Konsonanten; durch sprachspezifische Sonderzeichen ergeben sich in der Praxis jedoch mehr als 40 Zeilen. Die acht Spalten stehen für die Vokale. Sowohl Konsonanten als auch Vokale tragen willkürliche Namen, die schlecht mit ihrer Aussprache korrelieren. In der wissenschaftlichen Transliteration der Konsonanten werden Ejektive konsequent mit einem Punkt unter dem Buchstaben gekennzeichnet.
Die achte Spalte der Matrix ist im Unicode-Standard inkonsequent benannt: Mit den meisten Konsonanten bildet sich der Name des Silbenzeichens auf -WA (z. B. LWA ሏ), allerdings tragen die in Unicode 4.0 neu hinzugekommenen Codepoints Namen auf -OA (z. B. HOA ሇ), um Namenskollisionen zwischen beispielsweise QOA ቇ (Q+WA) und QWA ቈ (QW+A) zu vermeiden. Aus demselben Grund heißt GG+WA ጟ unregelmäßerweise GGWAA, da der Name GGWA für das Bilin-Sonderzeichen ⶓ vergeben ist (dieses ist die labialisierte Variante von GGA ጘ und liegt zusammen mit einer Handvoll weiterer exotischer Zeichen im Bereich Ethiopic Extended). Viele dieser neueren Zeichen werden in den gängigen Fonts nicht unterstützt, aber der Font Abyssinica SIL ist vollständig (eigentlich sogar übervollständig, da er Glyphen für einige sehr seltene Zeichen enthät, die noch nicht in Unicode aufgenommen sind und die nun verübergehend Codepoints in der PUA bevölkern).
Eine palatalisierte Reihe existiert nicht wirklich; die in der nebenstehenden Tabelle angegebenen YA-Spalte besteht nur aus drei Silbenzeichen RYA ፘ, MYA ፙ und FYA ፚ, die traditionell aus der Matrix herausgelöst und als eigenständige Symbole interpretiert werden.