Wilhelm Engelbart

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Wilhelm Karl Engelbart (* 8. November 1903 in Ganderkesee, Großherzogtum Oldenburg, Deutsches Kaiserreich; † 1999) war ein deutscher Lehrer und NSDAP-Funktionär. Er organisierte die Novemberpogrome 1938 in Oldenburg und Umgebung.

Wilhelm Engelbart wurde 1903 in Ganderkesee geboren und zum Lehrer ausgebildet. Er amtierte als Volksschullehrer in Deichhorst, einem Stadtteil von Delmenhorst, sowie in Abens bei Burhafe und in Abbehausen.

1930 wurde Engelbart Mitglied der NSDAP, 1931 trat er dem Nationalsozialistischen Lehrerbund (NSLB) bei. Zudem machte er Karriere in der SA: Von 1932 bis 1933 war er in Delmenhorst SA-Sturmbannführer I/144. Dort avancierte er anschließend zum SA-Standartenführer der Standarte 144 und wurde im Frühjahr 1935 Führer der SA-Standarte 19 in Varel. 1938 wurde er NSDAP-Kreisleiter in der Stadt Oldenburg und versah diese Funktion bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs 1945. In dieser Zeit war er zunächst Gauleiter und Reichsstatthalter Carl Röver und nach dessen Tod 1942 Paul Wegener unterstellt. Von 1942 bis 1943 war Engelbart ebenfalls NSDAP-Kreisleiter für Oldenburg-Land.[1] In diesen Jahren kam es ab und an zu Reibereien mit Heinrich Rabeling, der ursprünglich der DNVP nahegestanden hatte und von 1933 bis 1945 als Oberbürgermeister von Oldenburg amtierte. In der Zeit des Nationalsozialismus war Rabeling Mitglied der NSDAP und wurde deshalb bei der Besetzung Oldenburgs von der Britischen Militärverwaltung seines Amtes enthoben und verhaftet. Konkrete Einzelheiten eines Konkurrenzkampfes zwischen Engelhart und Rabeling sind allerdings bisher kaum bekannt.[2]

Reichspogromnacht

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Für die Durchführung der Reichspogromnacht in Oldenburg und Umgebung war Engelbart maßgeblich verantwortlich.[3] Am 9. November 1938 verbrachte er den Abend bei einer Geburtstagsfeier zu seinen Ehren im Kreise von Parteigenossen in einem Hotel am Heiligengeistwall. Nachts um 1.15 Uhr erteilte er der Feuerwehr den Befehl, nicht einzugreifen, wenn bei der Synagoge in der Peterstraße „etwas los sein" sollte. Gleichzeitig wies er Hans Flügel, Kreisleiter für den Landkreis Friesland, telefonisch an, die Synagogen in Jever und in Varel zerstören zu lassen.[4] Um 1.27 Uhr wurde die Feuerwehr Oldenburg tatsächlich alarmiert, das jüdische Gotteshaus brannte schon lichterloh. „Abholtrupps" der SA trieben auf dem Pferdemarkt, dem damaligen Platz der SA, rund 350 Juden zusammen. Sie wurden in entwürdigender Weise auf dem „Oldenburger Judengang" durch die Stadt geführt[5] und am nächsten Morgen mit einem Sonderzug ins KZ Sachsenhausen verbracht.[6]

Nachkriegszeit

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Nach Kriegsende wurde Engelbart wegen seiner Mitwirkung an der Reichspogromnacht im Oldenburger Synagogenbrand-Prozess angeklagt, mit unbekanntem Urteil. In der Folge war er als selbstständiger Kaufmann tätig. Am 1. Mai 1999 feierte seine Firma das fünfzigjährige Bestehen.[7] Engelbart starb 1999.

  • Barbara Fait: Die Kreisleiter der NSDAP – nach 1945. In: Martin Broszat, Klaus-Dietmar Henke, Hans Woller (Hrsg.): Von Stalingrad zur Währungsreform. Zur Sozialgeschichte des Umbruchs in Deutschland. 3. Auflage. R. Oldenbourg, München 1990, ISBN 3-486-54133-1, S. 213–299, insbesondere S. 221 f.

Einzelnachweise

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  1. Novemberpogrome 1938 in Oldenburg
  2. Geschichte der Stadt Oldenburg: 1830-1995 Isensee, 1996
  3. Aus der Geschichte jüdischer Gemeinden im deutschen Sprachraum: Oldenburg (Niedersachsen)
  4. Varel: Die Synagoge und ihre Zerstörung 1938 Holger Frerichs, Schlossmuseum Jever. (abgerufen am 5. Februar 2025)
  5. Der Pferdemarkt und die Scham einiger Weniger Oldenburg Hörgänge. (abgerufen am 5. Februar 2025)
  6. Schüler verinnerlichen Leidensweg NWZ Online, 5. November 2016
  7. Stadtchronik Oldenburg 1999
Personendaten
NAME Engelbart, Wilhelm
ALTERNATIVNAMEN Engelbart, Wilhelm Karl (vollständiger Name)
KURZBESCHREIBUNG deutscher Lehrer und NSDAP-Funktionär
GEBURTSDATUM 8. November 1903
GEBURTSORT Ganderkesee, Großherzogtum Oldenburg, Deutsches Kaiserreich
STERBEDATUM 1999
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