Kreis Czarnikau
Der Kreis Czarnikau war von 1816 bis 1920 ein preußischer Landkreis im Regierungsbezirk Bromberg der Provinz Posen. Heute liegt das ehemalige Kreisgebiet in der polnischen Woiwodschaft Großpolen.
Verwaltungsgeschichte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]Das Kreisgebiet gehörte ursprünglich zum Kreis Deutsch Krone im Netzedistrikt, der durch die erste polnische Teilung 1772, mit der die Wiedervereinigung des preußischen Staatsgebiets einherging, zu Preußen gekommen war.[1] Im Rahmen der preußischen Provinzialbehörden-Verordnung vom 30. April 1815 und ihren Ausführungsbestimmungen kam der Südteil des alten Kreises Deutsch Krone zum Regierungsbezirk Bromberg der Provinz Posen. Aus diesem Gebiet wurde zum 1. Juli 1816 der Kreis Czarnikau gebildet.[2] [3] Bei einer weiteren Kreisreform in der Provinz Posen wurde der Kreis Czarnikau zum 1. Januar 1818 neu zugeschnitten, wobei unter anderem aus der Osthälfte des Kreises der neue Kreis Chodziesen gebildet wurde.[3] Der Kreis Czarnikau umfasste seitdem die Städte Czarnikau, Filehne, Radolin und Schönlanke, das Domänenamt Schönlanke sowie eine Reihe von adligen Gütern. Das Landratsamt wurde in Czarnikau eingerichtet.[4]
Am 1. Oktober 1887 wurde aus der Westhälfte des Kreises Czarnikau der neue Kreis Filehne gebildet.
Durch den Versailler Vertrag wurde das Kreisgebiet am 10. Januar 1920 geteilt. Das Gebiet südlich der Netze kam als Powiat Czarnków zu Polen. Das Gebiet nördlich der Netze verblieb im Deutschen Reich und wurde Teil des Netzekreises in der Provinz Grenzmark Posen-Westpreußen.
Einwohnerentwicklung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]Jahr | Einwohner | Quelle |
---|---|---|
1818 | 29.068 | [5] |
1846 | 56.750 | [6] |
1871 | 69.057 | [7] |
1890 | 38.678 | [8] |
1900 | 39.585 | [8] |
1910 | 42.287 | [8] |
Politik
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]Landräte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]- 1818–182100von Zawadzki
- 1821–182400von Dembinski
- 1824–183800Riedel
- 1838–184400von Hoheneck
- 1844–184900Woldemar Junker von Ober-Conreuth (1819–1898)
- 1849–185300Albert von Puttkamer (1797–1861)
- 1853–186400Arthur von Knobloch (1825–1901)
- 1864–187200Eduard von Young (1815–1886)[9]
- 1872–187800Wilhelm von Müffling (1839–1912)
- 1878–188700Johann Kaspar von Boddien
- 1887–190800Hellmuth von Bethe (1842–1914)
- 1908–192000Georg Rauschning (1876–1956)
Wahlen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]Im Deutschen Reich bildete die Kreise Czarnikau und Kolmar in den Grenzen von 1871 den Reichstagswahlkreis Bromberg 1. Der Wahlkreis wurde bis auf eine Ausnahme immer von den Konservativen gewonnen:[10]
- 1871 00Adelbert von der Schulenburg-Filehne, Konservative Partei
- 1874 00Leberecht von Klitzing, Konservative Partei
- 1877 00Axel von Colmar, Deutschkonservative Partei
- 1878 00Axel von Colmar, Deutschkonservative Partei
- 1881 00Axel von Colmar, Deutschkonservative Partei
- 1884 00Axel von Colmar, Deutschkonservative Partei
- 1887 00Axel von Colmar, Deutschkonservative Partei
- 1890 00Axel von Colmar, Deutschkonservative Partei
- 1893 00Axel von Colmar, Deutschkonservative Partei
- 1898 00Albert Ernst, Freisinnige Vereinigung
- 1903 00Max Zindler, Deutschkonservative Partei
- 1907 00Max Zindler, Deutschkonservative Partei
- 1912 00Emil Ritter, Deutschkonservative Partei
Städte und Gemeinden
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]Vor dem Ersten Weltkrieg umfasste der Kreis Czarnikau die folgenden Städte und Gemeinden:[11]
- Althütte
- Antoniewo
- Behle NE
- Belsin
- Briesen
- Buchwerder NE
- Carolina NE
- Ciszkowo
- Czarnikau, Stadt
- Dembe
- Fitzerie
- Floth NE
- Fratzig NE
- Friedrichsau
- Gembitz
- Gembitzhauland
- Goray
- Guhren
- Hammer NE
- Hamrzysko
- Hüttchen NE
- Kamionka
- Karolina NE
- Klempitz
- Krucz
- Krucz Hauland
- Kruszewo
- Lemnitz NE
- Lubasz
- Malzmühle
- Mikolajewo
- Milkowo
- Milkowo Hauland
- Neudorf NE
- Neusarben
- Niekosken NE
- Nowina
- Prusinowo
- Putzighauland NE
- Radolin NE
- Radosiew NE
- Romanshof, Obergemeinde
- Romanshof, Untergemeinde
- Runau NE
- Sarben
- Schönlanke, Stadt NE
- Smieszkowo
- Sokolowo
- Sophienberg NE
- Staykowo (Stajkowo)
- Stieglitz NE
- Straduhn NE
- Theerofen NE
- Theresia NE
- Walkowitz
- Zaskerhütte NE
Die mit NE gekennzeichneten Gemeinden verblieben 1920 im Deutschen Reich und kamen zum Netzekreis.
Zum Kreis gehörten außerdem zahlreiche Gutsbezirke.
Einige Ortsnamen wurden zu Beginn des 20. Jahrhunderts germanisiert:
- Krucz → Krutsch (1905)
- Lubasz → Lubasch (1907)
- Smieszkowo → Lindenheim (1907)
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]- Königlich Preußisches Statistisches Landesamt: Gemeindelexikon der Regierungsbezirke Allenstein, Danzig, Marienwerder, Posen, Bromberg und Oppeln. Auf Grund der Volkszählung vom 1. Dezember 1910 und anderer amtlicher Quellen. Berlin 1912, Heft V: Regierungsbezirk Bromberg, S. 8–13, Kreis Czarnikau.
- Michael Rademacher: Posen – Landkreis Czarnikau (Scharnikau). Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com. Abgerufen am 1. Januar 1900
- Gustav Neumann: Geographie des Preußischen Staats. 2. Auflage, Band 2, Berlin 1874, S. 159-160, Ziffer 4.
- Königliches Statistisches Büro: Die Gemeinden und Gutsbezirke des preussischen Staates und ihre Bevölkerung. Nach den Urmaterialien der allgemeinen Volkszählung vom 1. Dezember 1871 bearbeitet und zusammengestellt. Teil IV: Die Provinz Posen, Berlin 1874, S. 146–153 (Digitalisat, S. 153-160).
- A. C. A. Friederich: Historisch-geographische Darstellung Alt- und Neu-Polens. Berlin 1839, S. 592-593.
- Leopold von Zedlitz-Neukirch: Der Preußische Staat in allen seinen Beziehungen. Band 3, Berlin 1837, S. 170–171
- Leopold von Zedlitz-Neukirch: Die Staatskräfte der preußischen Monarchie unter Friedrich Wilhelm III. Band 2, Teil 1, Berlin 1828, S. 115-117, Ziffer IV.
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]- Michael Rademacher: Deutsche Verwaltungsgeschichte: Kreis Czarnikau. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com. Abgerufen am 10. Mai 2023
- Landkreis Czarnikau Verwaltungsgeschichte und Landratsliste auf der Website territorial.de (Rolf Jehke), Stand 22. Juli 2013.
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]- ↑ Friedrich Herzberg: Kurzer Abriss der Geographie der Königlich-Preussischen Staaten. Verlag der Buchhandlung der Königlichen Realschule, Berlin 1790, S. 93 (Digitalisat).
- ↑ Amtsblatt der Königlichen Preußischen Regierung zu Bromberg 1816, Nr. 21, Seite 244, Digitalisat
- ↑ a b Walther Hubatsch (Hrsg.): Grundriß zur deutschen Verwaltungsgeschichte 1815–1945. Johann-Gottfried-Herder-Institut, Marburg/Lahn; Band 2, Teil 1: Provinz Posen. bearbeitet von Dieter Stüttgen, 1975, ISBN 3-87969-109-6
- ↑ Amtsblatt der Königlichen Preußischen Regierung zu Bromberg 1817, Nr. 51, Seite 839, Digitalisat
- ↑ Christian Gottfried Daniel Stein: Handbuch der Geographie und Statistik des preußischen Staats. Vossische Buchhandlung, Berlin 1819, S. 321 (Digitalisat [abgerufen am 9. September 2017]).
- ↑ Königliches Statistisches Bureau (Hrsg.): Mittheilungen des Statistischen Bureau's in Berlin, Band 2. Einwohnerzahlen der Kreise. S. 311 (Digitalisat).
- ↑ Die Gemeinden und Gutsbezirke der Provinz Posen und ihre Bevölkerung 1871
- ↑ a b c Michael Rademacher: Kreis Czarnikau. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com. Abgerufen am 1. Januar 1900
- ↑ Acta Borussica, Band 6/II
- ↑ Datenbank der Reichstagsabgeordneten (Memento des Originals vom 6. Januar 2015 im Internet Archive ) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1 @2 Vorlage:Webachiv/IABot/zhsf.gesis.org
- ↑ Gemeindeverzeichnis 1910 mit Einwohnerzahlen