Kreis Birnbaum
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Regierungsbezirk Bromberg
Regierungsbezirk Posen
Der Kreis Birnbaum im Nordwesten der preußischen Provinz Posen bestand in der Zeit von 1818 bis 1920. Das ehemalige Kreisgebiet gehört heute zur polnischen Woiwodschaft Großpolen, der Ort Birnbaum ist das polnische Międzychód.
Größe
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]Der Kreis Birnbaum hatte bis zur Teilung im Jahre 1887 eine Fläche von 1293 km2, danach 642 km2.
Verwaltungsgeschichte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]Das Gebiet um die Stadt Birnbaum gehörte nach der Zweiten Teilung Polens von 1793 bis 1807 zum Kreis Meseritz in der preußischen Provinz Südpreußen. Nach dem Frieden von Tilsit fiel das Gebiet 1807 an das Herzogtum Warschau und nach dem Wiener Kongress am 15. Mai 1815 erneut an das Königreich Preußen.
Im Zuge der preußischen Verwaltungsreformen wurde zum 1. Januar 1818 aus dem Nordteil des alten Kreises Meseritz der Kreis Birnbaum gebildet. Sitz des Landratsamtes wurde Chalin, ab dem 1. Juni 1833 Zirke und ab 1867 schließlich Birnbaum.
Als Teil der Provinz Posen wurde der Kreis Birnbaum am 18. Januar 1871 Teil des neu gegründeten Deutschen Reichs, wogegen die polnischen Abgeordneten im neuen Reichstag am 1. April 1871 protestierten.
Am 1. Oktober 1887 wurde aus dem Westteil des Kreises Birnbaum mit der Stadt und dem Polizeidistrikt Schwerin an der Warthe, der Stadt Blesen sowie einem Teil des Polizeidistriktes Birnbaum der neue Kreis Schwerin an der Warthe gebildet.
Am 27. Dezember 1918 begann in der Provinz Posen der Großpolnische Aufstand der polnischen Bevölkerungsmehrheit gegen die deutsche Herrschaft, und bis auf das nordwestliche Drittel des Kreisgebietes mitsamt der Kreisstadt Birnbaum war der Großteil des Kreises im Januar 1919 unter polnischer Kontrolle.
Am 16. Februar 1919 beendete ein Waffenstillstand die polnisch-deutschen Kämpfe, und am 28. Juni 1919 trat die deutsche Regierung mit der Unterzeichnung des Versailler Vertrags den Kreis Birnbaum offiziell an das neu gegründete Polen ab. Deutschland und Polen schlossen am 25. November 1919 ein Abkommen über die Räumung und Übergabe der abzutretenden Gebiete ab, das am 10. Januar 1920 ratifiziert wurde. Die Räumung des unter deutscher Kontrolle verbliebenen Kreisgebietes mitsamt der Kreisstadt Birnbaum und die Übergabe an Polen erfolgte zwischen dem 17. Januar und dem 4. Februar 1920.
Einwohnerentwicklung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]Jahr | Einwohner | Quelle |
---|---|---|
1818 | 25.936 | [1] |
1846 | 41.441 | [2] |
1871 | 47.449 | [3] |
1900 | 27.586 | [4] |
1905 | 27.566 | |
1910 | 28.887 | [4] |
Von den Einwohnern im Jahre 1905 waren 51 % Polen und 49 % Deutsche. Ein Teil der deutschen Einwohner verließ nach 1920 das Gebiet.
Politik
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]Landräte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]- 1820–183400Wilhelm Friedrich von Kurnatowski
- 1834–184900Ferdinand von dem Brincken (* 1793)
- 1849–185000Julius Hermann Besser (vertretungsweise)
- 1850–185900Eduard von Suchodolski
- 1859–187500Greulich
- 1876–188700Carl Otto von Kalckreuth
- 1887–190300Kurt von Willich
- 1904–192000August von Rospatt
Wahlen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]Der Kreis Birnbaum gehörte zusammen mit den Kreisen Obornik, Samter und Schwerin an der Warthe zum Reichstagswahlkreis Posen 2. Der Wahlkreis wurde bei den Reichstagswahlen zwischen 1871 und 1912 von den folgenden Kandidaten gewonnen:
- 1871 00Ludwig von Rönne, Nationalliberale Partei
- 1874 00Ludwig Zietkiewicz, Polnische Fraktion
- 1877 00Stephan von Kwilecki, Polnische Fraktion
- 1878 00Stephan von Kwilecki, Polnische Fraktion
- 1881 00Stephan von Kwilecki, Polnische Fraktion
- 1884 00Stephan von Kwilecki, Polnische Fraktion
- 1887 00Hektor von Kwilecki, Polnische Fraktion
- 1890 00Hektor von Kwilecki, Polnische Fraktion
- 1893 00Hektor von Kwilecki, Polnische Fraktion
- 1898 00Hektor von Kwilecki, Polnische Fraktion
- 1903 00Mathias von Brudzewo-Mielzynski, Polnische Fraktion
- 1907 00Mathias von Brudzewo-Mielzynski, Polnische Fraktion
- 1912 00Mathias von Brudzewo-Mielzynski, Polnische Fraktion
Kommunale Gliederung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]Zum Kreis Birnbaum gehörten am 1. Januar 1908 die beiden Städte Birnbaum und Zirke. Die 60 Landgemeinden und 34 Gutsbezirke waren zu Polizeidistrikten zusammengefasst.
Gemeinden
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]Am Anfang des 20. Jahrhunderts gehörten die folgenden Gemeinden zum Kreis:[4]
- Alt Görtzig
- Alt Merine
- Alt Zattum
- Bialokosch Hauland
- Bielsko
- Birnbaum, Stadt
- Bucharzewo
- Bukowce
- Chorzempowo
- Chorzewo
- Daleschinko
- Dombrowo
- Driewcen
- Eichberg Hauland
- Eulenberg
- Gora
- Grabitz
- Groß Chrzypsko
- Groß Lenschetz
- Groß Luttom
- Izdebno
- Jaroschewo
- Kähme
- Kapline
- Katschlin
- Klein Bialokosch
- Klein Chrzypsko
- Klein Lenschetz
- Kobylarnia
- Kubowo
- Kurnatowitze
- Kwiltsch
- Lubosch
- Lutomek
- Mechnatsch
- Milostowo
- Mokritz
- Moschiejewo
- Muchocin Hauland
- Mylin
- Neu Merine
- Neu Zattum
- Neustein
- Niemierschewo
- Orle
- Orzeschkowo
- Popowo
- Pruschim
Die Gemeinden Großdorf und Lindenstadt wurden am 1. März 1905 in die Stadt Birnbaum eingemeindet.
Persönlichkeiten
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]- Hermann Tietz (1837–1907), Kaufmann und Unternehmer, Namensgeber des Kaufhauskonzerns Hermann Tietz oHG (ab 1933: Hertie)
- Leonhard Tietz (1849–1914), Kaufmann, Unternehmer, Gründer des nordwestdeutschen Warenhauskonzerns Leonhard Tietz A.-G. (ab 1933: Westdeutsche Kaufhof AG)
- Oscar Tietz (1858–1923), Kaufmann, Unternehmer, Warenhausbesitzer
- Lesser Ury (1861–1931), Maler und Grafiker
- Simon Wronker (1860–1921), Kaufmann, Unternehmer und Warenhausgründer
- Hermann Wronker (1867–1942), Kaufmann, Unternehmer und Warenhausbesitzer
Siehe auch
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]- Königlich Preußisches Statistisches Landesamt: Gemeindelexikon der Regierungsbezirke Allenstein, Danzig, Marienwerder, Posen, Bromberg und Oppeln. Auf Grund der Volkszählung vom 1. Dezember 1910 und anderer amtlicher Quellen. Berlin 1912, Heft IV: Regierungsbezirk Posen, S. 4–9, Kreis Birnbaum.
- Michael Rademacher: Posen – Landkreis Birnbaum. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com. Abgerufen am 1. Januar 1900
- Gustav Neumann: Geographie des Preußischen Staats. 2. Auflage, Band 2, Berlin 1874, S. 143, Ziffer 1.
- Königliches Statistisches Büro: Die Gemeinden und Gutsbezirke des preussischen Staates und ihre Bevölkerung. Nach den Urmaterialien der allgemeinen Volkszählung vom 1. Dezember 1871 bearbeitet und zusammengestellt. Teil IV: Die Provinz Posen, Berlin 1874, S. 84–91 (Digitalisat, S. 91-98).
- A. C. A. Friedrich: Historisch-geographische Darstellung Alt- und Neu-Polens. Berlin 1839, S. 572.
- Leopold von Zedlitz-Neukirch: Die Staatskräfte der preußischen Monarchie unter Friedrich Wilhelm III.. Band 2, Teil 1, Berlin 1828, S. 92, Ziffer II.
- Martin Sprungala: Die Geschichte der Posener Kreise und kreisfreien Städte, Bad Bevensen 2007.
- Martin Sprungala: Historisches Ortsverzeichnis der Provinz Posen und der Wojewodschaft Poznań (Posen), Bad Bevensen 2007.
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]- Kreis Birnbaum Verwaltungsgeschichte und die Landräte auf der Website territorial.de (Rolf Jehke), Stand 13. August 2013.
- Gemeindeverzeichnis Landkreis Birnbaum – gemeindeverzeichnis.de
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]- ↑ Christian Gottfried Daniel Stein: Handbuch der Geographie und Statistik des preußischen Staats. Vossische Buchhandlung, Berlin 1819, S. 314 (books.google.de).
- ↑ Königliches Statistisches Bureau (Hrsg.): Mittheilungen des Statistischen Bureau’s in Berlin, Band 2. Einwohnerzahlen der Kreise. S. 310 (books.google.de).
- ↑ Die Gemeinden und Gutsbezirke der Provinz Posen und ihre Bevölkerung 1871
- ↑ a b c www.gemeindeverzeichnis.de