Hausmannit

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Hausmannit
Hausmannit-Stufe aus der Wessels Mine, Hotazel, Kalahari Manganfeld, Nordkap, Südafrika (Größe: 3,1 ×ばつ 2,7 ×ばつ 2,0 cm)
Allgemeines und Klassifikation
IMA-Symbol

Hsm[1]

Andere Namen
  • Blättricher Schwarz-Braunstein
  • Schwarz-Braunsteinerz
  • Schwarzmanganerz
  • Glanzbraunstein
Chemische Formel Mn2+Mn3+2O4[2] [3]
Mineralklasse
(und ggf. Abteilung)
Oxide und Hydroxide
System-Nummer nach
Strunz (8. Aufl.)
Lapis-Systematik
(nach Strunz und Weiß)
Strunz (9. Aufl.)
Dana

IV/B.02
IV/B.05-010[4]

4.BB.10
07.02.07.01
Kristallographische Daten
Kristallsystem tetragonal
Kristallklasse; Symbol ditetragonal-dipyramidal; 4/m2/m2/m[5]
Raumgruppe I41/amd (Nr. 141)Vorlage:Raumgruppe/141 [2]
Gitterparameter a = 5,76 Å; c = 9,44 Å[2]
Formeleinheiten Z = 4[2]
Zwillingsbildung häufig nach (112)
Physikalische Eigenschaften
Mohshärte 5,5[6]
Dichte (g/cm3) gemessen und berechnet: 4,84[6]
Spaltbarkeit vollkommen nach {001}, undeutlich nach {112} und {011}[6]
Bruch; Tenazität uneben; spröde[6]
Farbe dunkelbraun bis schwarz, grau, dunkelrote bis rötlichbraune interne Reflexionen
Strichfarbe dunkelrötlichbraun[6]
Transparenz undurchsichtig, durchscheinend in dünnen Schichten
Glanz schwacher Metallglanz[6]
Kristalloptik
Brechungsindizes nω = 2,46[6]
nε = 2,15[6]
Doppelbrechung δ = 0,310[5]
Optischer Charakter einachsig negativ

Hausmannit, veraltet auch als Blättricher Schwarz-Braunstein, Schwarz-Braunsteinerz, Schwarzmanganerz und Glanzbraunstein bekannt, ist ein Mineral aus der Mineralklasse der „Oxide und Hydroxide", das an verschiedenen Fundorten zum Teil zwar reichlich vorhanden sein kann, insgesamt aber wenig verbreitet ist. Es kristallisiert im tetragonalen Kristallsystem mit der Endgliedzusammensetzung Mn2+Mn3+2O4[2] , ist also chemisch gesehen ein Mangan(II,III)-oxid.

Hausmannit entwickelt überwiegend pseudooktaedrische Kristalle, aber auch körnige bis massige Aggregate von dunkelbrauner, schwarzer oder grauer Farbe mit dunkelroten bis rötlichbraunen internen Reflexionen.

Etymologie und Geschichte

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Erstmals beschrieben wurde das Mineral 1813 durch Friedrich Hausmann (1782–1859), der es in seinem „Handbuch der Mineralogie" als Blättricher Schwarz-Braunstein bezeichnete und als Fundort Ehrenstock bei Ilmenau in Thüringen angab (heute Oehrenstock).[7]

Eine frühere Erwähnung von 1789 findet sich zwar im Mineralsystem von Abraham Gottlob Werner (1749–1817), allerdings werden außer der Auflistung des Namens Schwarz-Braunsteinerz keine weiteren Angaben gemacht und der Name lässt sich nur deshalb dem Hausmannit zuordnen, weil spätere Mineralogen sich bei dessen Beschreibung auf das Wernersche Schwarz-Braunsteinerz beziehen.[8] Weitere synonyme Bezeichnungen für den Hausmannit sind unter anderem Schwarzmanganerz in den Aufzeichnungen Karstens von 1808 und der ebenfalls von Hausmann 1847 geprägte Begriff Glanzbraunstein.[9]

Der bis heute gültige Name Hausmannit geht auf Wilhelm Ritter von Haidinger zurück, der das Mineral 1828 zu Ehren seines Erstbeschreibers Hausmann benannte.[8]

Da der Hausmannit bereits lange vor der Gründung der International Mineralogical Association (IMA) bekannt und als eigenständige Mineralart anerkannt war, wurde dies von ihrer Commission on New Minerals, Nomenclature and Classification (CNMNC) übernommen und bezeichnet den Hausmannit als sogenanntes „grandfathered" (G) Mineral.[3] Die seit 2021 ebenfalls von der IMA/CNMNC anerkannte Kurzbezeichnung (auch Mineral-Symbol) von Hausmannit lautet „Hsm".[1]

Das Typmaterial des Minerals wird im Geowissenschaftlichen Zentrum der Georg-August-Universität Göttingen unter der Katalognummer GZG.MIN.4.2.23.14 aufbewahrt.[10] [11]

Klassifikation

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Die strukturelle Klassifikation der International Mineralogical Association (IMA) zählt den Hausmannit zur Spinell-Supergruppe, wo er zusammen mit Chromit, Cochromit, Coulsonit, Cuprospinell, Dellagiustait, Deltalumit, Franklinit, Gahnit, Galaxit, Guit, Hercynit, Hetaerolith, Jakobsit, Maghemit, Magnesiochromit, Magnesiocoulsonit, Magnesioferrit, Magnetit, Manganochromit, Spinell, Thermaerogenit, Titanomaghemit, Trevorit, Vuorelainenit und Zincochromit die Spinell-Untergruppe innerhalb der Oxispinelle bildet.[12] Ebenfalls in diese Gruppe gehören die nach 2018 beschriebenen Oxispinelle Chihmingit [13] und Chukochenit [14] sowie der Nichromit, dessen Name von der CNMNC der IMA noch nicht anerkannt worden ist.[15]

Bereits in der veralteten 8. Auflage der Mineralsystematik nach Strunz gehörte der Hausmannit zur Mineralklasse der „Oxide und Hydroxide" und dort zur Abteilung der „Verbindungen mit M3O4- und verwandte Verbindungen", wo er zusammen mit Hetaerolith und Vredenburgit (diskreditiert) sowie im Anhang mit Marokit die nach ihm benannte „Hausmannit-Reihe" mit der Systemnummer IV/B.02 bildete.

In der zuletzt 2018 überarbeiteten Lapis-Systematik nach Stefan Weiß, die formal auf der alten Systematik von Karl Hugo Strunz in der 8. Auflage basiert, erhielt das Mineral die System- und Mineralnummer IV/B.05-010. Dies entspricht ebenfalls der Abteilung „Oxide mit dem Stoffmengenverhältnis Metall : Sauerstoff = 3 : 4 (Spinelltyp M3O4 und verwandte Verbindungen)", wo Hausmannit zusammen mit Filipstadit, Harmunit, Hetaerolith, Hydrohetaerolith, Iwakiit, Marokit, Tegengrenit, Wernerkrauseit und Xieit eine unbenannte Gruppe mit der Systemnummer IV/B.05 bildet.[4]

Auch die von der International Mineralogical Association (IMA) zuletzt 2009 aktualisierte[16] 9. Auflage der Strunz’schen Mineralsystematik ordnet den Hausmannit in die Abteilung „Metall : Sauerstoff = 3 : 4 und vergleichbare" ein. Diese ist allerdings weiter unterteilt nach der relativen Größe der beteiligten Kationen. Das Mineral ist hier entsprechend seiner Zusammensetzung in der Unterabteilung „Mit ausschließlich mittelgroßen Kationen" zu finden, wo es zusammen mit Hetaerolith und Hydrohetaerolith die „Hausmannitgruppe" mit der Systemnummer 4.BB.10 bildet.

In der vorwiegend im englischen Sprachraum gebräuchlichen Systematik der Minerale nach Dana hat Hausmannit die System- und Mineralnummer 07.02.07.01. Das entspricht ebenfalls der Klasse der „Oxide und Hydroxide" und dort der Abteilung „Mehrfache Oxide". Hier findet er sich innerhalb der Unterabteilung „Mehrfache Oxide (A+B2+)2X4, Spinellgruppe" in einer unbenannten Gruppe mit der Systemnummer 07.02.07, in der auch Hetaerolith und Hydrohetaerolith eingeordnet sind.

Kristallstruktur

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]
Kristallstruktur von Hausmannit (Mn2+ blau, Mn3+ grau)

Hausmannit kristallisiert im tetragonalen Kristallsystem in der Raumgruppe I41/amd (Raumgruppen-Nr. 141)Vorlage:Raumgruppe/141 mit den Gitterparametern a1 = a2 = 5,76 Å und c = 9,44 Å sowie 4 Formeleinheiten pro Elementarzelle.[2]

Die Kristalle des Hausmannits sind ähnlich dem Spinell von pyramidalem bis oktaedrischem Charakter, allerdings mit horizontaler Streifung versehen. Die Streifung verrät die Zwillingsnatur der Kristalle, die oft aus fünf zyklisch miteinander verwachsenen Individuen bestehen.[17]

Modifikationen und Varietäten

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Der bis November 2006 noch als eigenständiges Mineral behandelte Arseniodialytit wurde als Varietät von Hausmannit erkannt.

Bildung und Fundorte

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]
Hausmannit und Andradit (rot) aus der Wessels Mine, Hotazel, Kalahari Manganfeld, Nordkap, Südafrika (Größe: 6,6 ×ばつ 4,1 ×ばつ 3,7 cm)

Hausmannit bildet sich meist durch hydrothermale Vorgänge in manganhaltigen Eisenerzgängen [18] , kann aber auch durch Kontaktmetamorphose entstehen. Als Begleitminerale treten unter anderem Andradit, Baryt, Braunit, Jakobsit, Pyrolusit und Rhodochrosit auf.

Außer an seiner Typlokalität Oehrenstock wurde das Mineral noch in vielen weiteren Regionen von Deutschland gefunden, so unter anderem in Baden-Württemberg (Schwarzwald), Bayern (Spessart), Hessen (Steeden), Niedersachsen (Peine), Nordrhein-Westfalen (Siegerland), Rheinland-Pfalz (Hunsrück), Sachsen-Anhalt (Harz) und Sachsen (Erzgebirge).

Weltweit gelten bisher (Stand: 2012) rund 280 Fundorte für Hausmannit als bekannt[19] , so unter anderem in New South Wales, Queensland und South Australia in Australien; Provinz Iténez und Provinz Chiquitos in Bolivien; Minas Gerais in Brasilien; mehrere Regionen in der Volksrepublik China; Franche-Comté und Midi-Pyrénées in Frankreich; die Kykladen in Griechenland; England und Wales in Großbritannien; Orissa in Indien; mehrere Regionen in Italien; Honshū, Kyūshū und Shikoku in Japan; Souss-Massa-Daraâ in Marokko; Durango in Mexiko; Otjozondjupa in Namibia; Trøndelag und Telemark in Norwegen; al-Batina im Oman; Kärnten und Salzburg in Österreich; der Ural in Russland; mehrere Regionen in Schweden; die Kantone Graubünden, St. Gallen und Wallis in der Schweiz; Banská Bystrica und Nitra in der Slowakei; die Provinzen Nordkap und Nordwest in Südafrika; Denizli in der Türkei; viele Regionen in den USA sowie Chaur Fakkan und Fudschaira in den Vereinigten Arabischen Emiraten.[20]

Hausmannit ist ein wichtiges Erz zur Gewinnung von Mangan.

  • Edward Turner: Chemical examination of the oxides of manganese. Part II. On the composition of the ores of manganese described by Mr. Haidinger. In: The Philosophical Magazine. Band 4, 1828, S. 96–104 (rruff.info [PDF; 876 kB; abgerufen am 7. Januar 2025]). 
  • Wilhelm von Haidinger: II. Pyramidal Manganese-ore Hausmannite. In: Transactions of the Royal Society of Edinburgh. Band 11, 1831, S. 127–129 (rruff.info [PDF; 292 kB; abgerufen am 7. Januar 2025]). 
  • D. Jarosch: Crystal structure refinement and reflectance measurements of hausmannite. In: Mineralogy and Petrology. Band 37, Nr. 1, 1987, S. 15–23, doi:10.1007/BF01163155 . 
  • Petr Korbel, Milan Novák: Mineralien-Enzyklopädie (= Dörfler Natur). Edition Dörfler im Nebel-Verlag, Eggolsheim 2002, ISBN 978-3-89555-076-8, S. 78. 
Commons: Hausmannite  – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]
  1. a b Laurence N. Warr: IMA–CNMNC approved mineral symbols. In: Mineralogical Magazine . Band 85, 2021, S. 291–320, doi:10.1180/mgm.2021.43 (englisch, cambridge.org [PDF; 351 kB; abgerufen am 7. Januar 2025]). 
  2. a b c d e Hugo Strunz, Ernest H. Nickel: Strunz Mineralogical Tables. Chemical-structural Mineral Classification System. 9. Auflage. E. Schweizerbart’sche Verlagsbuchhandlung (Nägele u. Obermiller), Stuttgart 2001, ISBN 3-510-65188-X, S. 190 (englisch). 
  3. a b Malcolm Back, Cristian Biagioni, William D. Birch, Michel Blondieau, Hans-Peter Boja und andere: The New IMA List of Minerals – A Work in Progress – Updated: January 2025. (PDF; 3,8 MB) In: cnmnc.units.it. IMA/CNMNC, Marco Pasero, Januar 2025, abgerufen am 7. Januar 2025 (englisch). 
  4. a b Stefan Weiß: Das große Lapis Mineralienverzeichnis. Alle Mineralien von A – Z und ihre Eigenschaften. Stand 03/2018. 7., vollkommen neu bearbeitete und ergänzte Auflage. Weise, München 2018, ISBN 978-3-921656-83-9. 
  5. a b Hausmannite Mineral Data. In: webmineral.com. David Barthelmy, abgerufen am 7. Januar 2025 (englisch). 
  6. a b c d e f g h Hausmannite. In: John W. Anthony, Richard A. Bideaux, Kenneth W. Bladh, Monte C. Nichols (Hrsg.): Handbook of Mineralogy, Mineralogical Society of America. 2001 (handbookofmineralogy.org [PDF; 56 kB; abgerufen am 7. Januar 2025]). 
  7. Johann Friedrich Ludwig Hausmann: Handbuch der Mineralogie. Band 1. Ott Verlag, Göttingen 1813, S. 285–286 (PDF 234,7 kB). 
  8. a b Thomas Witzke: Entdeckung von Hausmannit. In: strahlen.org. Abgerufen am 7. Januar 2025. 
  9. Hans Lüschen: Die Namen der Steine. Das Mineralreich im Spiegel der Sprache. 2. Auflage. Ott Verlag, Thun 1979, ISBN 3-7225-6265-1, S. 270. 
  10. Catalogue of Type Mineral Specimens – H. (PDF 217 kB) Commission on Museums (IMA), 9. Februar 2021, abgerufen am 6. Januar 2025 (Gesamtkatalog der IMA). 
  11. A. Matthies: Typmaterialkatalog Deutschland – Hausmannit. Mineralogisches Museum der Universität Hamburg, 5. August 2024, abgerufen am 7. Januar 2025. 
  12. Ferdinando Bosi, Cristian Biagioni, Marco Pasero: Nomenclature and classification of the spinel supergroup. In: European Journal of Mineralogy. Band 31, Nr. 1, 12. September 2018, S. 183–192, doi:10.1127/ejm/2019/0031-2788 (englisch). 
  13. Ritsuro Miyawaki, Frédéric Hatert, Marco Pasero, Stuart J. Mills: IMA Commission on New Minerals, Nomenclature and Classification (CNMNC) – Newsletter 67. In: European Journal of Mineralogy. Band 34, 2022, S. 359–364; hier: S. 363, IMA 2022-010 Chihmingite, doi:10.5194/ejm-34-359-2022 (cnmnc.units.it [PDF; abgerufen am 7. Januar 2025]). 
  14. Can Rao, Xiangping Gu, Rucheng Wang, Qunke Xia, Yuanfeng Cai, Chuanwan Dong, Frédéric Hatert, Yantao Hao: Chukochenite, (Li0.5Al0.5)Al2O4, a new lithium oxyspinel mineral from the Xianghualing skarn, Hunan Province, China. In: American Mineralogist. Band 107, Nr. 5, 2022, S. 842–847, doi:10.2138/am-2021-7932 . 
  15. Cristian Biagioni, Marco Pasero: The systematics of the spinel-type minerals: An overview. In: American Mineralogist. Band 99, Nr. 7, 2014, S. 1254–1264, doi:10.2138/am.2014.4816 (Vorabversion online [PDF]). 
  16. Ernest H. Nickel, Monte C. Nichols: IMA/CNMNC List of Minerals 2009. (PDF; 1,9 MB) In: cnmnc.units.it. IMA/CNMNC, Januar 2009, archiviert vom Original am 29. Juli 2024; abgerufen am 30. Juli 2024 (englisch). 
  17. Friedrich Klockmann: Klockmanns Lehrbuch der Mineralogie. Hrsg.: Paul Ramdohr, Hugo Strunz. 16. Auflage. Enke, Stuttgart 1978, ISBN 3-432-82986-8, S. 507 (Erstausgabe: 1891). 
  18. Martin Okrusch, Siegfried Matthes: Mineralogie. Eine Einführung in die spezielle Mineralogie, Petrologie und Lagerstättenkunde. 7., vollständig überarbeitete und aktualisierte Auflage. Springer, Berlin [u. a.] 2005, ISBN 3-540-23812-3, S. 266. 
  19. Hausmannite In: mindat.org. Hudson Institute of Mineralogy (englisch).
  20. Fundortliste für Hausmannit beim Mineralienatlas (deutsch) und bei Mindat (englisch), abgerufen am 7. Januar 2025.
Abgerufen von „https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Hausmannit&oldid=251993328"