Frattinigruppe
In der Gruppentheorie ist die Frattinigruppe (oder genauer Frattiniuntergruppe) eine spezielle Untergruppe einer gegebenen Gruppe. Mit ihrer Hilfe kann insbesondere die Struktur endlicher p-Gruppen untersucht werden. Sie ist benannt nach dem italienischen Mathematiker Giovanni Frattini, der sie in einem 1885 erschienenen Artikel definiert hat.[1]
Definition
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]Ist {\displaystyle G} eine Gruppe, dann ist die Frattinigruppe {\displaystyle \Phi (G)} definiert als der Schnitt aller maximalen Untergruppen von {\displaystyle G}.[2]
Dabei heißt eine Untergruppe {\displaystyle M} von {\displaystyle G} maximal, wenn {\displaystyle M\neq G} gilt und es keine echt größere Untergruppe {\displaystyle H} mit {\displaystyle M\subsetneq H\subsetneq G} gibt.
Falls {\displaystyle G} keine maximalen Untergruppen hat, etwa im Fall der trivialen Gruppe {\displaystyle G=\{e\}} oder mancher unendlicher Gruppen wie der Prüfergruppe, setzt man {\displaystyle \Phi (G):=G}.[3]
Eigenschaften
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]- Die Frattinigruppe ist eine charakteristische Untergruppe, also insbesondere ein Normalteiler.
- Ist {\displaystyle G} endlich, dann ist {\displaystyle \Phi (G)} nilpotent. Ist {\displaystyle G/\Phi (G)} ebenfalls nilpotent, dann ist auch {\displaystyle G} nilpotent.
- Gilt {\displaystyle G=H\Phi (G)} mit einer Untergruppe {\displaystyle H} von {\displaystyle G}, dann ist {\displaystyle G=H}.
- Die Frattinigruppe besteht genau aus den Nichterzeugern von {\displaystyle G}, d. h., es gilt {\displaystyle x\in \Phi (G)} genau dann, wenn für jede Teilmenge {\displaystyle E\subseteq G} aus {\displaystyle G=\langle E,x\rangle } stets {\displaystyle G=\langle E\rangle } folgt. Mit anderen Worten: Die Elemente der Frattinigruppe sind in jedem Erzeugendensystem von {\displaystyle G} überflüssig.
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]- Bertram Huppert: Endliche Gruppen (= Die Grundlehren der mathematischen Wissenschaften. Bd. 134). Band 1. Nachdruck. Springer, Berlin u. a. 1979, ISBN 3-540-03825-6, Kapitel III.
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]- ↑ Giovanni Frattini: Intorno alla generazione dei gruppi di operazioni. In: Atti della Reale Accademia dei Lincei. Rendiconti. Serie 4, Bd. 1, Fasc. 9, 1884/1885 (1885), ISSN 0001-4435 , S. 281–285; Nota II. In: Serie 4, Bd. 1, Fasc. 14, 1885, S. 455–457.
- ↑ Hans Kurzweil, Bernd Stellmacher: Theorie der endlichen Gruppen. Eine Einführung. Springer, Berlin u. a. 1998, ISBN 3-540-60331-X, S. 98.
- ↑ Marshall Hall: The Theory of Groups. The Macmillan Company, New York NY 1959, S. 157.