At-Zeichen
Das Schriftzeichen @ – das At-Zeichen (von engl. at sign) oder kurz At, aber auch ad-Zeichen, kurz ad (von der handschriftlichen Verschmelzung der Buchstaben „a" und „d" des lateinischen Wortes „ad", deutsch „zu" oder „zu etwas hin") – wird umgangssprachlich auch als Affenschwanz, Affenohr, Affenschaukel, Klammeraffe oder Alef bezeichnet. Es ist grundlegender Bestandteil von E-Mail-Adressen, innerhalb derer es Benutzername und Servername voneinander trennt. In populären Medien Deutschlands – oder solchen mit besonderem Modernitätsanspruch – wird es häufig als Symbol für das Internet genutzt.
Geschichte
Der Ursprung des Symbols ist unklar, es gibt allerdings mehrere Theorien der Entstehung. Nach zwei Theorien liegt sie im Mittelalter: Entweder als handschriftliche Verschmelzung (Ligatur) der Buchstaben „a" und „d" des lateinischen Wortes „ad" (deutsch „zu" oder „zu etwas hin") oder aber als Abkürzungszeichen, beispielsweise nach einem Brief eines römischen Kaufmannes über Schiffsladungen als Abkürzung für das Wort „Amphore".
In einigen Kulturkreisen überlebte das @-Zeichen. Auf der iberischen Halbinsel ist „@" aus dem Jahr 1555 überliefert. Spanische, portugiesische und dann auch französische Kaufleute handelten mit Stieren und Wein und nutzten dabei ein Maß für Festes und Flüssiges namens arroba, etwa zehn Kilogramm (25 Libras) oder 15 Liter. Das Wort ist arabisch, „Ar-roub" bedeutet „das Viertel". „Arroba", „Arobas" wurde mit dem Klammeraffen dargestellt. Der Name „arroba" für das „@" hat sich seither in Spanien und Frankreich erhalten.
In den Akten des Reichskammergerichts aus dem 18. Jahrhundert wird das @ mit der Bedeutung „contra" („gegen") benutzt, beispielsweise als „Maier @ Müller". Da das Reichskammergericht Streitigkeiten nach römischen Recht entschied, ist die Wortbedeutung des Zeichens in „at" in der lateinischen Sprache zu suchen; nicht wie bislang hier ausgeführt aus den Kürzeln für „CON" und „TRA".
Im philologischen Wörterbuch, dem „Kleinen Stowasser", wird „at" mit „aber", „allein", „hingegen", „aber doch", „dagegen", „anderseits" übersetzt. Deutlicher wird dann das „Handlexikon zu den Quellen des römischen Rechts von Heumann, achte Auflage, 1895, Jena (heute bekannt als Heumann-Seckel, „Quellen des ..."): „at s. ast, aber zum Beispiel in Exceptionen und Repliken gebraucht (l. 9 § 2, l. 24 D. 44, 2)". Der Hinweis in den Klammer sind Fundstellen in den Digesten. Es handelt sich in heutiger Schreibweise um D. 44.2 9.2, einem Zitat von Ulpian aus dem 75. Buch zum Edikt, und um D. 44.2. 24, einem Zitat Julians aus dem neunten Buch seiner Digesten. Somit stellt sich „@" als Abkürzung eines Gegensatzes dar. Frühe Tastaturen von Schreibmaschinen führten das „@" als Sonderzeichen, das mit der Zeit verdrängt wurde und erst wieder auf den neueren Tastaturen bei Computern erscheint. Weitere Sonderzeichen, etwa „&" und „§", sind erhalten geblieben. Wenn man das Sonderzeichen „@" zusammen mit dem Sonderzeichen „&" betrachtet, deutet dies eher auf Ursprünge in der lateinischen Rechtssprache hin und nicht auf die englische Sprache.
Die Übersetzung von „et" − wofür „&" steht, da es ein symbolisiertes „e" und „t" ist − bedeutet „und". Das lateinische Wort „at" − wofür „@" steht, mit dem symbolisierten „a" und „t" − bedeutet „aber". Daraus würde folgen, dass die beiden Zeichen als Kurzzeichen bei der Abwägung von Für und Wider standen. „&" verstärkt das Argument, „@" spricht dagegen.
Nach dem Typografen Wolfgang Beinert ist das @-Zeichen eine Ligatur, die schon als altes Bleigußzeichen in der Monotype-Schriftenbibliothek in London Mitte des 19. Jahrhunderts auftaucht. Seit den 1880er Jahren ist es auf englischen Schreibmaschinen zu finden. Laut Beinert handelt es sich hierbei um ein angelsächsisches kaufmännisches Wertzeichen, dessen Bedeutung aus der Preisangabe „five apples at 10 pence" hervorging.
Im englischen Geschäftsverkehr wurde es ein Zuordnungszeichen, nach Art des französischen „à" oder „je" im Deutschen, also zum Beispiel „4 lemons @ 20 cents ↔ 4 Zitronen à 20 Cent". Da es im kaufmännischen Bereich in anglophonen Ländern häufig verwendet wurde, gelangte es sehr bald auf Schreibmaschinen und so letztlich auch auf deutsche Computertastaturen. Diese beiden Schreibweisen „à" und „@" nahmen beide ihren Ursprung im Französischen. Im Englischen wird durchgängig die Aussprache „at" (wie in „I’m at home") benutzt und das Zeichen heißt „commercial at", früher „commercial a". Das @ wird im Deutschen teilweise auch als „à" oder sogar als „shift-alpha" ausgesprochen.
Als bei der Erfindung der E-Mail im ARPANET (Winter 1971) nach einem noch ungenutzten Zeichen im Schriftsatz amerikanischer Fernschreiber (ASCII) gesucht wurde, das Benutzer- und Rechnername eindeutig trennen sollte, stieß Ray Tomlinson auf das @ und benutzte es als at-Symbol in E-Mail-Adressen. Das Zeichen passte so auch von der Benennung her, bezeichnete der Benutzername doch einen einzelnen Benutzer und der Rechnername ursprünglich meist den Großrechner des Betriebs oder Instituts, wo er arbeitete.
In älteren Programmiersprachen (zum Beispiel BASIC, dBase) wurde @ manchmal auch als Operator für Positionsangaben verwendet, der BASIC-Befehl PRINT @ 12,10,"HALLO"
stellt zum Beispiel das Wort „HALLO" in der zehnten Zeile und ab der zwölften Spalte des Bildschirms dar.
Die spezielle Assoziation mit dem Internet in Deutschland und anderen nicht englischsprachigen Ländern ergibt sich schlicht daraus, dass das Zeichen hierzulande vor dem Internet-Boom höchstens Programmierern und Heimcomputer-Nutzern bekannt war, da es im deutschen Schriftverkehr traditionell keine Rolle spielte. Im englischen Sprachraum dagegen war das Zeichen bereits vorher lange in Gebrauch, daher existiert eine derartige Assoziation dort nicht.
Keine Einigkeit besteht derzeit (2004) darüber, in wie weit @ in Firmennamen verwendet werden darf. Verschiedene Landesgerichte sind sich nicht darüber einig, ob ein für den Eintrag in Handelsregister zuständiges Amtsgericht den Eintrag verweigern darf. Hiervon betroffen sind auch andere nicht deutsche Zeichen wie zum Beispiel ® und TM.
Seit Anfang 2004 ist das At-Zeichen auch offizieller Bestandteil des Morsecodes.
Darstellung in Computersystemen
Im internationalen Zeichenkodierungssystem Unicode liegt @ auf Position:
- U+0040 „Commercial at" (Klammeraffe).
Im älteren ASCII-Zeichensatz liegt das Zeichen auf der gleichen Position.
Im Internet-Dokumentenformat HTML wird es folgendermaßen kodiert:
@
(hexadezimal) und@
(dezimal).
Tastatur
Auf der deutschen Tastatur liegt das @-Zeichen als dritte Belegung auf der Q-Taste und kann mit Hilfe der Alt Gr-Taste eingegeben werden. Oft kann man auch statt Alt Gr die beiden Tasten Strg und Alt verwenden. Auf der Deutschschweizer Tastatur liegt er als dritte Belegung auf der 2-Taste: Alt Gr+2.
Auf der britischen Tastatur liegt das Zeichen über dem Apostroph und auf der amerikanischen Tastatur über der Ziffer zwei. Hier wird das Zeichen mit Hilfe der Umschalttaste erreicht, also ohne Alt Gr.
Auf APPLE-Tastaturen liegt das Zeichen als dritte Belegung seit MacOS 9.1 auf der L-Taste und kann mit Hilfe der Alt-Taste eingegeben werden. Davor lag das @-Zeichen auf [Alt] + [Shift] + [1].
Ersetzung
Kann das Zeichen nicht dargestellt werden, weil es in der verwendeten Schriftart oder dem Zeichensatz fehlt, so kann es eventuell durch Hilfswörter wie „at" (engl.) oder auch „an", „bei", „per", „pro", „für" oder „je" ersetzt werden.
Da allerdings praktisch alle modernen Rechnersysteme und -schriften auf Unicode oder dem älteren ASCII-Standard basieren, kann das Zeichen problemlos weltweit dargestellt, verarbeitet, übertragen und archiviert werden. Eine Ersetzung aus technischen Gründen ist deshalb kaum nötig. Auch wenn die verwendete Tastatur das Zeichen nicht aufweist, kann es praktisch immer über eine entsprechende Funktion des Betriebssystems oder des jeweiligen Texteditors eingefügt werden.
In neuerer Zeit wird das Zeichen im Internet auch oft ersetzt, um E-Mail-Adressen vor Spam-Sammlern zu verschleiern.
Bezeichnung in anderen Sprachen
- Im Bulgarischen wird der Klammeraffe „кльомба" („klyomba", keine weitere Bedeutung) oder „маймунско а" (Affen-A) genannt.
- Im Niederländischen spricht man vom „apenstaartje" (Affenschwänzchen).
- In Spanien, Portugal, Mexiko und Brasilien steht das Zeichen für ein Gewicht von 25 Pfund. Sowohl diese Gewichtseinheit als auch das Symbol werden „arroba" genannt.
- Ähnlich im Französischen: „arobas". Aber auch „a commercial".
- Im modernen Hebräisch wird er umgangssprachlich „Strudel" (שטרודל) genannt, nach der Form des Gebäcks. Die offizielle Bezeichnung lautet „kruhit" (כרוכית), das hebräische Wort für Strudel.
- Auf italienisch sagt man „chiocciola" (Schnecke ) dazu.
- Im Dänischen und Schwedischen heißt er „snabel-a" (Rüssel-A).
- Die Norweger nennen den Klammeraffen „krøllalfa" (Kringel-Alpha ).
- Auf Finnisch hieß der Klammeraffe ursprünglich „taksamerkki" (Gebühren-Zeichen) oder „yksikköhinnan merkki" (Stückzahlpreis-Zeichen). Mittlerweile ist die offizielle und verbreitete Bezeichnung aber „ät-merkki"; alltäglich: „kissanhäntä" (Katzenschwanz). Bei Angabe von E-Mail-Adresse sagt man „ät" oder „miuku mauku" (onomatopöisch Katze andeutend).
- In der polnischen Sprache nennt man das Zeichen normgemäß „handlowe ‚po‘", oder auch „atka". Doch häufiger ist „małpa" (Affe ).
- Auf Russisch sagt man „sobaka" (собака) (Hund).
- Im Tschechischen sagt man „Zavináč" (Rollmops).
- In Ungarn ist es „kukac" (Wurm).
Weblinks
- Commons: At-Zeichen – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien
- ascii64 - the @ book - free download - by patrik sneyd - foreword by luigi colani (11/2006)
- Hanno Kühnert: Die durchgedrehte Ligatur. Die Zeit (11/1997)
- Teppich & Co.: Liste von mehr oder weniger gebräuchlichen Namen für den Klammeraffen und andere Sonderzeichen
- Herkunft des Symbols (engl.)
- Medial präsentierte Geschichte des @-Zeichens
- Klammeraffe @
- Interview des Ostdeutschen Rundfunks Brandenburg (ARD) mit dem Typografen Wolfgang Beinert: Woher kommt das @-Zeichen?
- Duden-Newsletter vom 28. Juli 2000: Woher kommt das @-Zeichen?
- Sven Stillich: Wer steckt hinter dem @-Zeichen? Stern-Artikel aus Heft 7/2006
- diagramm: Die internationale Geschichte des @-Zeichens