Vladimír Skalička
Vladimír Skalička (* 19. August 1909 in Prag; † 17. Januar 1991 ebenda) war ein polyglotter tschechischer Sprachwissenschaftler, der einen wichtigen Beitrag zur strukturalistischen Linguistik leistete.
Leben
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]Skalička war der Sohn eines Psychiaters und einer Ärztin. Nach dem Gymnasium studierte er 1927–1930 Bohemistikan der Karls-Universität Prag, anschließend in Helsinki und Budapest die finnougrischen Sprachen. Er war Mitglied der strukturalistischen Prager Schule. In den 1940er Jahren übersetzte er finnische Literatur ins Tschechische. 1946 wurde er Lehrstuhlinhaber an der Karls-Universität mit Schwerpunkt in Allgemeiner Sprachwissenschaft und Sprachtypologie. 1962 wurde er korrespondierendes Mitglied der Tschechoslowakischen Akademie der Wissenschaften.
Zur wissenschaftlichen Bedeutung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]Bei seinen typologischen Studien knüpfte er an der traditionellen morphologischen Typologie[1] an und entwickelte aus theoretischen Überlegungen fünf Idealtypen, bei denen es sich jedoch nicht um Gruppen real existierender Sprache handelt wie in den Typologien des 19. Jahrhunderts, sondern um Konstrukte: das agglutinierende, flektierende, isolierende, polysynthetische und introflexive Konstrukt. Jeder dieser Typen wird aufgrund phonologischer, morphologischer und syntaktischer Eigenschaften derart beschrieben, wie diese Eigenschaften optimal aufeinander abgestimmt erscheinen (z. B. hinsichtlich der Ökonomie oder Effizienz einer Sprache). Eine optimale Abstimmung ist jedoch nicht bei allen Sprachtypen zu erreichen. Konkrete Sprachen sind stets Mischungen aus mehreren Sprachtypen; sie werden daraufhin untersucht, in welchem Maß sie jedes dieser Merkmale aufweisen beziehungsweise davon abweichen.[2]
Diese Idealtypologie wurde in der Linguistik vielfältig rezipiert und fortgeführt.[3] [4] [5]
Werke
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]- Typologische Studien. Mit einem Beitrag von Petr Sgall, herausgegeben von Peter Hartmann. Vieweg, Braunschweig/Wiesbaden 1979. ISBN 3-528-03710-5. (Eine Sammlung aus Anlass des 70. Geburtstages; eine Bibliographie der Werke Skaličkas findet sich Seite 342–344.)
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]- ↑ Gustav Ineichen: Allgemeine Sprachtypologie. Ansätze und Methoden. 2., aktualisierte und erweiterte Auflage. Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 1991, Seite 47. ISBN 3-534-07409-2.
- ↑ Vladimír Skalička: Ein "typologisches Konstrukt". In: Travaux linguistiques de Prague 2, 1966, Seite 157–164. Auch im Sammelband Typologische Studien, Seite 335–341.
- ↑ Harald Haarmann: Grundzüge der Sprachtypologie. Methodik, Empirie und Systematik der Sprachen Europas. Kohlhammer, Stuttgart/ Berlin/ Köln/ Mainz 1976, Seite 56–59. ISBN 3-17-002486-8.
- ↑ Gabriel Altmann, Werner Lehfeldt: Allgemeine Sprachtypologie. Prinzipien und Meßverfahren. Fink, München 1973, Seite 38. ISBN 3-7705-0891-2.
- ↑ Christiane Hoffmann: Morphologisch orientierte Typologie. In: Reinhard Köhler, Gabriel Altmann, Rajmund G. Piotrowski (Hrsg.), Quantitative Linguistik - Quantitative Linguistics. Ein internationales Handbuch. Walter de Gruyter, Berlin/New York 2005, Seite 578–598, zu Skalička und Nachfolger: Seite 583–587. ISBN 3-11-015578-8.
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]Personendaten | |
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NAME | Skalička, Vladimír |
KURZBESCHREIBUNG | tschechischer Sprachwissenschaftler |
GEBURTSDATUM | 19. August 1909 |
GEBURTSORT | Prag |
STERBEDATUM | 17. Januar 1991 |
STERBEORT | Prag |