Tropfstein
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Tropfsteine sind generell Steine, die als Sinter durch tropfendes Wasser entstehen.
Begriffsklärungen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]Tropfstein und Speläothem
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]Dabei wird in der Umgangssprache weder der Ort, an dem sie entstehen (Höhle, Bergwerk, Gebäude usw.), noch die chemische Zusammensetzung unterschieden. In den letzten Jahren hat sich jedoch zunehmend die Einschränkung auf Kalkablagerungen und die Entstehung in Höhlen durchgesetzt. Kohlensäurehaltiges, fließendes und insbesondere tropfendes Wasser mit in der Regel sehr geringem Wasserfluss ist dabei Ursache der langsamen Ablagerung von Calcit. Kohlendioxid-Gas entweicht und dabei fällt Calciumcarbonat aus. Tropfsteine sind daher mit dem Travertin verwandt.
In jüngster Zeit findet zunehmend der Begriff Speläothem Verwendung, der von dem englischen speleothem abgeleitet ist. Er bezeichnet jedoch alle Arten von sekundären Ablagerungen in Höhlen (speläologische (höhlenkundliche) Sedimentation) und umfasst damit neben Tropfsteinen auch andere Formen.
Systematik der Speläotheme
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]- Tropfsteine
- Deckensinter (an der Höhlendecke)
- Sinterröhrchen (Bildbereich B – Röhrchensinter, „Makkaroni")
- Stalaktiten (Bildbereich A)
- Deckensinterleisten
- Sinterfahnen (Bildbereich F)
- Sintervorhänge (Bildbereich G)
- Wandsinter (an der Höhlenwand)
- Sinterkrusten
- Sinterfälle
- Baldachine
- Knöpfchensinter (Perlsinter, Blumenkohlsinter)
- Solensinter (im Bodenbereich)
- Stalagmiten
- Sinterwälle
- Sinterdecken
- Sinterbecken (Bildbereich J)
- Wandsinterkränze
- Sinterterrassen (Bildbereich L)
- Lose Sinterformen (frei im Höhlenraum liegend)
- Höhlenperlen
- Kalkhäutchen
- Wandsinterleisten
- Sonstige
- Stalagnat (Bildbereich E – zusammengewachsener Stalaktit und Stalagmit, an Höhlendecke und -boden gleichzeitig vorkommend)
- Excentriques (Bildbereich H – an Höhlenwand und -decke vorkommend)
- Mondmilch (Bildbereich I)
- Deckensinter (an der Höhlendecke)
-
Verschiedene Tropfsteinformen
-
Tropfsteinbildung
Stalaktit, Stalagmit oder Stalagnat
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]Je nach Anordnung des Tropfsteins spricht man von Stalaktit, Stalagmit oder Stalagnat, wobei der letzte Begriff im allgemeinen Sprachgebrauch weniger verwendet wird, da die durchgehende Säulenform verhältnismäßig selten vorkommt.
Eselsbrücken
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]- Im Deutschen lässt sich der Unterschied zwischen den beiden erstgenannten Tropfstein-Formen dadurch merken, dass das k der obenhängenden Stalaktiten Oberlänge hat – nach oben weist, wo der Tropfstein hängt, das g der untenstehenden Stalagmiten Unterlänge hat – nach unten weist, wo der Tropfstein steht.
- Ein weiterer Merkspruch ist: „Stalagmiten haben schon viel mitgemacht, daher müde und deswegen am Boden sind, während Stalaktiten tropfen und an der Decke hängen."
- Vor allem für Kinder: „Die Stalaktiten kommen von der «T»ecke, und die Stalagmiten wachsen mit dir mit".
- Ein weiterer Spruch für Kinder: „Stalaktiten hängen runter, Stalagmiten stehen munter!"
- Eine bekannte Eselsbrücke ist: „Die Mi(e)ten steigen und die Tit(t)en hängen".
- Unter Beachtung der Form der Großbuchstaben «M» und «T» können auch „StalagMiten" oder „Stalagmiten" und „StalakTiten" gute Eselsbrücken sein. Allein schon die Form des T reicht als Erinnerung, dass die StalakTiten von der Decke herunterhängen.
- Für den Begriff Stalagnat (die zusammengewachsene durchgehende Säulenform) gibt es ebenfalls eine Eselsbrücke: „Wenn man zwei Tropfsteine zusammennäht, gibt es eine Na(h)t."
- Im Englischen hilft der folgende Spruch: „Stalagmites grow from the ground, stalactites come from the ceiling", im Französischen „La Stalagmite monte, la stalactite tombe" (monter „steigen" und tomber „fallen").
Entstehung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]Der Niederschlag nimmt aus der Atmosphäre Kohlenstoffdioxid auf, versickert im Boden und nimmt dort organische Säuren auf. Dadurch kann aus dem Kalkstein Calciumcarbonat (Kalk) im Wasser gelöst werden. Dieser gelöste Kalk verbindet sich mit dem Kohlenstoffdioxid zu Calciumhydrogencarbonat, welches gut wasserlöslich ist. Beim Erreichen einer Höhlendecke tropft diese Lösung durch vorhandene Felsspalten. Beim nun erfolgenden Zutritt von Luft entweicht das Kohlenstoffdioxid, das Calciumhydrogencarbonat wandelt sich wieder in das schwer wasserlösliche Calciumcarbonat (Kalk) um. Das Wasser verdunstet, übrig bleibt Kalk, welcher im Verlauf größerer Zeiträume die Tropfsteine bildet.
Chemie und Formen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]Während das kohlensäurehaltige Wasser durch den Karst fließt, löst es den Kalkstein bis zur Kalksättigung in sich auf. Wenn es dann auf einen Hohlraum trifft, fließt das Sickerwasser an der Decke entlang, verliert an Fließgeschwindigkeit und bildet aufgrund der Oberflächenspannung Tropfen. Dabei gibt es CO2 ab, was zur Ausfällung von kristallinem CaCO3 führt. Dieser Sinter-Kalk bildet den von der Decke herabhängenden Tropfstein, den Stalaktiten. Der auf den Boden auftreffende Tropfen enthält noch etwas Kalk. Beim Aufprall des Tropfens wird nochmals CO2 freigesetzt und Kalk fällt aus. Entsprechend wächst ein weiterer Tropfstein vom Boden in die Höhe und bildet einen Stalagmiten. Stalagmiten und Stalaktiten können auch als Säule zusammenwachsen und werden dann Stalagnat genannt. Die Verdunstung des Wassers spielt nur in wenigen Höhlen bzw. Höhlenteilen, z. B. an Höhleneingängen eine Rolle. Durch im Wasser gelöste Mineralien können Tropfsteine unterschiedliche Färbungen aufweisen.
Dissoziationsgleichungen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]- Ca2+ + 2 HCO3− ⇌ CaCO3 + H2O + CO2
oder auch
- Ca2+ + 2 HCO3− ⇌ CaCO3 + H2CO3
Siehe auch: Wasserhärte#Kalk-Kohlensäure-Gleichgewicht und Carbonat-Silicat-Zyklus zum Chemismus der Sinterbildung.
Tropfsteine aus anderen Materialien
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]Tropfsteine entstehen nicht nur aus Kalk. In den Besucherbergwerken Feengrotten in Saalfeld, Morassina in Schmiedefeld (beide in Thüringen) und Alaunwerk Mühlwand in Reichenbach (Sachsen) kann man zum Teil farbenprächtige Exemplare aus Diadochit bestaunen. Diadochit-Tropfsteine wachsen erheblich schneller als Tropfsteine aus Kalk, allerdings sind sie mechanisch weniger stabil.
Eiszapfen entstehen ähnlich wie Tropfsteine und können daher vergleichbare Formen ausbilden.
Aus SiO2 bestehen die kleinen, unscheinbaren Sinterwarzen im Sandsteinkarst, die man weltweit beobachten kann.
Wachstumsgeschwindigkeit und Tropfsteinalter
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]Tropfsteine entstehen und wachsen im menschlichen Maßstab gesehen nur sehr langsam. Die genaue Geschwindigkeit des Tropfsteinwachstums variiert jedoch und hängt von mehreren Faktoren ab:
- Kalk-Konzentration im Wasser
- CO2-Gehalt im Wasser und in der Höhle
- Menge des herabtropfenden Wassers
- Temperatur
Sehr beliebt bei Höhlenführern sind Angaben über die Wachstumsgeschwindigkeiten von Tropfsteinen. Dabei werden durchaus realistische Messungen von 8 bis 15 Millimeter pro 100 Jahre zugrunde gelegt. Nicht legitim ist jedoch die Verallgemeinerung auf die gesamte Höhle sowie das lineare Hochrechnen auf die Tropfsteingröße. Ein Stalaktit mit einem Meter Länge ist also höchstwahrscheinlich nicht genau 10.000 Jahre alt.
In der Charlottenhöhle kann man einen drei Zentimeter großen Tropfstein[2] sehen, der auf den Leitungen der historischen elektrischen Beleuchtung gewachsen ist. Damit ist das Alter bekannt (seit Installation der Leitung, etwa 110 Jahre) und es ist möglich, die Wachstumsgeschwindigkeit auszurechnen. Das Ergebnis kann nicht verallgemeinert werden, auch benachbarte Tropfsteine können sehr unterschiedliche Wachstumsgeschwindigkeiten besitzen. Der erwähnte Tropfstein befindet sich unter einer Doline mit Humusfüllung und sehr hoher CO2- und Huminsäurenproduktion. Dadurch ist die Wachstumsgeschwindigkeit räumlich sehr eng begrenzt ca. verfünffacht.