Torsionstensor
Der Torsionstensor ist ein mathematisches Objekt aus dem Bereich der Differentialgeometrie. Eingeführt wurde dieses Tensorfeld von Élie Cartan in seinen Studien zur Geometrie und Gravitation.[1]
Definition
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]Sei {\displaystyle (M,\nabla )} eine differenzierbare Mannigfaltigkeit zusammen mit einem affinen Zusammenhang {\displaystyle \nabla }. Der Torsionstensor {\displaystyle T} ist ein Tensorfeld, das durch
- {\displaystyle T(X,Y)=\nabla _{X}Y-\nabla _{Y}X-[X,Y]}
definiert ist. Dabei sind {\displaystyle X,Y\in \Gamma (TM)} zwei Vektorfelder und {\displaystyle [\cdot ,\cdot ]} stellt die Lie-Klammer dar.[2]
Lokale Darstellung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]Sei {\displaystyle e_{1},\ldots ,e_{n}} ein lokaler Rahmen des Tangentialbündels {\displaystyle TM}. Das sind Schnitte im Tangentialbündel, die in jedem Tangentialraum eine Vektorraumbasis bilden. Setzt man {\displaystyle X:=e_{i}}, {\displaystyle Y:=e_{j}} und {\displaystyle \gamma _{ij}^{k}e_{k}:=[e_{i},e_{j}]}, dann gilt für die Komponenten {\displaystyle T_{ij}^{k}} des Torsionstensors in lokalen Koordinaten
- {\displaystyle T^{k}{}_{ij}=\Gamma ^{k}{}_{ij}-\Gamma ^{k}{}_{ji}-\gamma ^{k}{}_{ij},\quad i,j,k=1,2,\ldots ,n.}
Dabei bezeichnen die Symbole {\displaystyle \Gamma _{ij}^{k}} die Christoffel-Symbole. Da es immer möglich ist, den lokalen Rahmen so zu wählen, dass die Lie-Klammer überall verschwindet, gilt in diesen Koordinaten für die Komponenten des Tensorfelds
- {\displaystyle T^{k}{}_{ij}=\Gamma ^{k}{}_{ij}-\Gamma ^{k}{}_{ji},\quad i,j,k=1,2,\ldots ,n.}
Eigenschaften
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]- Der Torsionstensor ist ein (2,1)-Tensorfeld, ist also insbesondere {\displaystyle C^{\infty }}-linear in seinen drei Argumenten.
- Der Torsionstensor ist schiefsymmetrisch, das heißt, es gilt {\displaystyle T(X,Y)=-T(Y,X)}.
Symmetrischer Zusammenhang
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]Ein affiner Zusammenhang {\displaystyle \nabla } heißt symmetrisch oder torsionsfrei, wenn der Torsionstensor verschwindet, wenn also
- {\displaystyle T(X,Y)=0}
oder äquivalent
- {\displaystyle \nabla _{X}Y-\nabla _{Y}X=[X,Y]}
gilt. Der wichtigste symmetrische Zusammenhang ist der Levi-Civita-Zusammenhang, der zusätzlich noch metrisch ist.
Für symmetrische Zusammenhänge kann eine Art Verallgemeinerung des Satzes von Schwarz für differenzierbare Kurven bewiesen werden. Sei {\displaystyle M} eine differenzierbare Mannigfaltigkeit mit symmetrischem Zusammenhang {\displaystyle \nabla } und {\displaystyle c\colon \left]-\epsilon ,\epsilon \right[\times \left]a,b\right[\to M} eine glatte Homotopie von glatten Kurven, dann gilt
- {\displaystyle \nabla _{\frac {\partial }{\partial s}}{\frac {\partial }{\partial t}}c(s,t)=\nabla _{\frac {\partial }{\partial t}}{\frac {\partial }{\partial s}}c(s,t),円.}
Einfach ausgedrückt kann im Fall eines symmetrischen Zusammenhangs also die Ableitung nach {\displaystyle s} mit der nach {\displaystyle t} vertauscht werden.[3]
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]- Torsion tensor. In: Michiel Hazewinkel (Hrsg.): Encyclopedia of Mathematics . Springer-Verlag und EMS Press, Berlin 2002, ISBN 1-55608-010-7 (englisch, encyclopediaofmath.org).
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]- ↑ Elie Cartan: On manifolds with an Affine Connection and the Theory of General Relativity (= Monographs and Textbooks in Physical Science 1). Bibliopolis, Neapol 1986, ISBN 88-7088-086-9 (Engl. transl. of French original 1922/23: Sur les variétés à connexion affine et la théorie de la relativité généralisée).
- ↑ John M. Lee: Riemannian Manifolds. An Introduction to Curvature (= Graduate Texts in Mathematics 176). Springer, New York NY u. a. 1997, ISBN 0-387-98322-8, S. 68.
- ↑ John M. Lee: Riemannian Manifolds. An Introduction to Curvature (= Graduate Texts in Mathematics 176). Springer, New York NY u. a. 1997, ISBN 0-387-98322-8, S. 97–98.