The Nutty Squirrels
The Nutty Squirrels (deutsch Die verrückten Eichhörnchen) war eine virtuelle Cartoon Band um den Jazzmusiker Don Elliott und den Sänger und Komponisten Alexander „Sascha" Burland (* 1927), die in den Jahren um 1960 in den USA vor allem durch die Zeichentrickserie The Nutty Squirrels Present populär war.
Konzept und Entstehungsgeschichte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]The Nutty Squirrels wurden als Imitation der Chipmunks gebildet, welche 1958 den Song Witch Doctor veröffentlicht und Ende 1959 mit Uh-Oh einen Top-40-Hit in den USA hatten. The Nutty Squirrels wollten mit einem gleichnamigen Fernseh-Cartoon vom kommerziellen Erfolg der Chipmunks profitieren. Charakteristisch für beide Gruppen war der elektronisch beschleunigte und harmonisierte Gesang;[1] dabei adaptierten sie Ross Bagdasarians Methode, den Chipmunk-Sound zu erzeugen, bei dem Stimmen mit der Geschwindigkeit von 16 Umdrehungen pro Minute aufgenommen und dann mit 331/3 Umdrehungen abgespielt wurden.[2] Während jedoch Bagdasarians Chipmunks eher Popmusik als Ausgangsmaterial verwendeten, favorisierten die Nutty Squirrels Anleihen am Modern Jazz, bevorzugt beim Bebop. Der Boom des Chipmunk-Phänomens brachte den Jazzmusiker Don Elliott und den Filmkomponisten Sascha Burland auf die Idee, den Chipmunk-Vokaleffekt mit dem Klang des Vocalese-Trios Lambert, Henricks & Ross zu verbinden. Sie kamen auch Bagdasarian zuvor, seine Chipmunks ins Fernsehen zu bringen, indem die Produzenten der Transfilm-Wylde Animation um die Musik eine eigene Fernsehserie schufen, The Nutty Squirrels Present, von der 150 etwa fünfminütige Folgen produziert und auf dem amerikanischen und australischen TV-Markt veröffentlicht wurden.[1] Transfilm-Wylde, eine New Yorker Filmproduktionsfirma, hatte sich auf der Herstellung von Trickfilm-Jingles für Fernsehwerbung spezialisiert.[3]
Band- und Wirkungsgeschichte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]The Nutty Squirels spielten und sangen Novelty Songs mit Jazzeinflüssen;[4] so mit dem piepsigen Scatgesang im Bebopklassiker „Salt Peanuts". Der Studioband gehörten neben Don Elliott (Gesang, Trompete, Vibraphon) und Sascha Burland (Gesang) bei der ersten LP-Produktion The Nutty Squirrels die Gitarristen Al Caiola und Don Arnone, der Bassist Jack Six und der Schlagzeuger Ronnie Bedford an; die Aufnahmen fanden an 29. Oktober und 6. November 1959 in New York statt[5]
Die (virtuellen) Squirells waren im US-Fernsehen in der Zeichentrickserie The Nutty Squirrels Present zu sehen, die im September 1960 startete. Obwohl die Cartoons einen gleichförmigen Stil mit jazziger Hintergrundmusik hatten, waren sie kommerziell kein Erfolg; einige Fernsehstationen streuten die Squirrel-Trickfilme unter die erfolgreicheren von Woody Woodpecker und anderen Trickfilmen mit Tieren als Hauptdarstellern.[2]
Die Wirkung der Produktion auf dem Musikmarkt war anders: Die Coverversion der Nutty Squirrels von Uh-Oh (Part 1) war zwar nicht so erfolgreich wie das Original; sie gelangte jedoch auf #45 der Billboard Pop Singles Charts, Uh-Oh (Part 2) erreichte allerdings #14.[6] Die selbstbetitelte LP erschien auf dem kleinen Label Hanover Records; die Liner Notes stammten von Jazzkritiker Leonard Feather. Die folgende Singleauskopplung „Eager Beaver" war die Vokalversion eines Stan-Kenton-Titels aus den 1940er-Jahren; sie konnte keine Platzierung in den Charts erzielen.[7]
Der relative Erfolg der Band bei den Musikverkäufen brachte den Produzenten John Hammond dazu, Elliott und Burland bei Columbia Records unter Vertrag zu nehmen; am 26. Juli 1960 wurde das zweite Album der Band Bird Watching mit einem erweiterten Studioensemble aufgenommen.[8] Für die Aufnahmesession holten Elliott und Burland u. a. die Jazzmusiker Cannonball Adderley, Hal McKusick (Altsaxophon), Bobby Jaspar (Flöte), Sam Most (Klarinette) und Mundell Lowe (Gitarre) ins Studio.[1] Wie der Titel Bird Watching suggeriert, enthielt die LP neben Eigenkompositionen wie That’s Owl, Brother! Jazzstandards mit Bezug zu Vögeln, wie Flamingo , Skylark , Bye Bye Blackbird , Bob White (Whatcha Gonna Swing Tonight)[9] oder When the Red Red Robin Comes Bob Bob Bobbin’ Along . Saxophonist Cannonball Adderley war auf diesem Album lediglich in Charlie Parkers Yardbird Suite zu hören.[1] Im satirischen Lied Please Don’t Take Our Tree for Christmas (Columbia 4-41818) ereifern sich The Squirrels über Leute, die fürs Weihnachtsfest Christbäume stehlen.[10] Die Single Please Don’t Take Our Tree for Christmas gelangte jedoch nicht in die US-Charts, ebenso wenig wie die LP.[11]
Im Jahr 1963 veröffentlichten Elliott und Burland auf Cameo Records eine weitere Single der Squirrels, Grandma’s House.[12] Im selben Jahr produzierten sie für RCA Victor noch die Single Hello Again, mit der B-Seite Bluesette, komponiert von Toots Thielemans.[13]
1964 erschien bei MGM ein letztes Album des Teams Elliott/Burland; das von Creed Taylor produzierte und von dem Surfpop-Komponisten Billy Mure arrangierte A Hard Day’s Night and Other Smatches enthielt Coverversionen damals aktueller Beatles-Songs wie Can’t Buy Me Love und weiterer Hits dieser Ära wie Oh, Pretty Woman oder Needles & Pins. Nach dem kommerziellen Misserfolg dieser Produktion beendeten Elliott und Burland ihre Zusammenarbeit.
Diskografie
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]Singles
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]- Uh! Oh! (Part 1&2) (Hanover 4540, 1959)
- Please Don't Take Our Tree for Christmas / Nutty Noel (Columbia 4-41818, 1960)
- Eager Beaver / Zowee (Hanover 4551, 1960)
- The Squirrels: Grandma's House / The Philadelphia Minstrels: The Girl That I'll Adore (Cameo C-284, 1963)
- Hello Again/Bluesette (RCA Victor 47-8287, 1963)
Alben und EPs
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]- The Nutty Squirrels (Hanover, 1959)
- Uh-Huh (EP, Hanover, 1959)[14]
- The Squirrels Go Bird Watching (Columbia, 1961), u. a. außerdem mit Romeo Penque, Hal McKusick, Sol Schlinger, Mundell Lowe, Trigger Alpert [8]
- The Nutty Squirrels Sing A Hard Day's Night and Other Smashes (MGM, 1964)
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]- The Nutty Squirrels bei AllMusic (englisch)
- Porträt Don Elliotts bei Space Age Pop
- Alvin's Swinging Cousins – Feature von Marc Myers (2011) in Jazzwax
- The Nutty Squirrels bei Discogs
- The Nutty Squirrels bei IMDb
Anmerkungen und Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]- ↑ a b c d Carl Ginell: Walk Tall: The Music and Life of Julian "Cannonball" Adderley 2013
- ↑ a b Porträt Don Elliotts bei Space Age Pop.
- ↑ The Story of the Nutty Squirrels (2016) bei Tralfaz.
- ↑ Billboard 19. Oktober 1959, S. 47
- ↑ Vgl. Tom Lord: Jazz discography (online, abgerufen am 5. Dezember 2016)
- ↑ Charts Awards.
- ↑ Billboard 30. Mai 1960, S. 41.
- ↑ a b Chris Sheridan: Dis Here: A Bio-discography of Julian "Cannonball" Adderley. 2000, S. 90.
- ↑ Der Song stammte von Johnny Mercer und Bernie Hanighen. Vor allem Connie Boswell und Bing Crosby machten den Titel in den USA bekannt (vgl. hierzu Don Tyler: Hit Songs, 1900-1955: American Popular Music of the Pre-Rock Era, 2007); Benny Goodman stellte den Song 1937 im Jazz vor; es folgten Coverversionen u. a. von Mildred Bailey, Woody Herman, Artie Shaw, Bob Enevoldsen, Thore Ehrling, Carmen McRae, Bobby Darin, Maxine Sullivan, Janis Siegel und Dick Hyman. Vgl. Tom Lord; Jazz discography (online)
- ↑ Billboard 7. November 1960, S. 53.
- ↑ The Nutty Squirrels bei AllMusic (englisch)
- ↑ Die B-Seite der Single enthielt einen Song der Philadelphia Minstrels, The Girl That I’ll Adore. Vgl. Diskographische Informationen bei Discogs
- ↑ Diskographische Informationen bei Discogs.
- ↑ Die EP enthielt die vier Titel Uh-Huh, Ding Dong, Salt Peanuts und Zowee.