Teilgraph
Der Begriff Teilgraph beschreibt in der Graphentheorie eine Beziehung zwischen zwei Graphen. Ein Graph {\displaystyle H} ist Teilgraph des Graphen {\displaystyle G}, wenn alle Knoten und Kanten von {\displaystyle H} auch in {\displaystyle G} enthalten sind. Anders gesagt: Ein Teilgraph {\displaystyle H} entsteht aus einem Graphen {\displaystyle G}, indem einige Knoten und Kanten aus {\displaystyle G} entfernt werden. Dabei müssen beim Entfernen eines Knotens auch alle inzidenten Kanten mit entfernt werden.
Definitionen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]Ein Graph {\displaystyle G_{1}=(V_{1},E_{1})} heißt Teilgraph oder Subgraph von {\displaystyle G_{2}=(V_{2},E_{2})}, wenn seine Knotenmenge {\displaystyle V_{1}} Teilmenge von {\displaystyle V_{2}} und seine Kantenmenge {\displaystyle E_{1}} Teilmenge von {\displaystyle E_{2}} ist, also {\displaystyle V_{1}\subseteq V_{2}} und {\displaystyle E_{1}\subseteq E_{2}} gilt.
Umgekehrt heißt {\displaystyle G_{2}} dann Supergraph oder Obergraph von {\displaystyle G_{1}}.
Bei einem knotengewichteten bzw. kantengewichteten Graphen {\displaystyle G_{2}} wird von einem Teilgraphen {\displaystyle G_{1}} zudem verlangt, dass die Gewichtsfunktion {\displaystyle g_{1}} von {\displaystyle G_{1}} kompatibel zu der Gewichtsfunktion {\displaystyle g_{2}} von {\displaystyle G_{2}} sein muss, d. h. für jeden Knoten {\displaystyle v\in V_{1}} gilt {\displaystyle g_{1}(v)=g_{2}(v)} bzw. für jede Kante {\displaystyle e\in E_{1}} gilt {\displaystyle g_{1}(e)=g_{2}(e)}.
Gilt für einen Teilgraphen {\displaystyle G_{1}} zusätzlich, dass {\displaystyle E_{1}} alle Kanten zwischen den Knoten in {\displaystyle V_{1}} enthält, die auch in {\displaystyle E_{2}} vorhanden sind, so bezeichnet man {\displaystyle G_{1}} als den durch {\displaystyle V_{1}} induzierten Teilgraph oder als Untergraph von {\displaystyle G_{2}} und notiert diesen auch mit {\displaystyle G_{2}[V_{1}]}. Ein induzierter Teilgraph ist immer eindeutig durch den Obergraphen und die gewählte Knotenmenge bestimmt. Für eine Knotenmenge {\displaystyle W\subseteq V} bezeichnet man mit {\displaystyle G\setminus W} den induzierten Teilgraphen, der aus {\displaystyle G=(V,E)} durch Weglassen der Knoten aus {\displaystyle W} und aller mit diesen Knoten inzidenten Kanten entsteht, also {\displaystyle G\setminus W=G[V\setminus W]}.
Ein Teilgraph {\displaystyle G_{1}=(V,E_{1})} von {\displaystyle G_{2}=(V,E_{2})}, der alle Knoten seines Obergraphen enthält, wird aufspannender Teilgraph oder Faktor genannt.
Diese Bezeichnungen sind in der Literatur nicht einheitlich. Im unten angegebenen Lehrbuch von Klaus Wagner [1] werden die Begriffe Teilgraph und Untergraph so verwendet, wie hier beschrieben. Im Lehrbuch von Claude Berge [2] dagegen bedeutet Teilgraph zusätzlich, dass {\displaystyle V_{1}=V_{2}} ist (also ein aufspannender Teilgraph vorliegt), und Untergraph, dass {\displaystyle V_{1}\subset V_{2}} und jede Kante aus {\displaystyle G_{2}}, die zwei Knoten aus {\displaystyle G_{1}} verbindet, auch eine Kante in {\displaystyle G_{1}} ist ({\displaystyle G_{1}} also ein induzierter Teilgraph ist), der allgemeine Fall heißt dann dort Teil-Untergraph. Es empfiehlt sich daher, bei jedem Autor, die verwendete Definition zu prüfen.
Beispiele
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]In der folgenden Abbildung sind die Graphen {\displaystyle G_{1}}, {\displaystyle G_{2}} und {\displaystyle G_{3}} Teilgraphen von {\displaystyle G}, aber nur {\displaystyle G_{2}} und {\displaystyle G_{3}} sind induzierte Teilgraphen. {\displaystyle G_{3}} entsteht dabei aus {\displaystyle G} durch Weglassen der Knoten {\displaystyle 1,3,7} und ihrer inzidenten Kanten, also ist {\displaystyle G_{3}=G\setminus \{1,3,7\}}. Gleichzeitig ist {\displaystyle G_{3}} auch ein induzierter Teilgraph von {\displaystyle G_{2}}.
Siehe auch
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]- Reinhard Diestel: Graphentheorie. 4. Auflage. Springer-Verlag, Berlin Heidelberg 2010, ISBN 978-3-642-14911-5. (354 Seiten, online)
- Lutz Volkmann: Fundamente der Graphentheorie, Springer (Wien) 1996, ISBN 3-211-82774-9 (neuere Online-Version „Graphen an allen Ecken und Kanten"; PDF; 3,51 MB)