Sunfixl-Höhle

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Mundloch der Sunfixl-Höhle (rechts) neben dem von der Gemeinde Kohlschwarz errichteten Musikpavillon

Die Sunfixl-Höhle, während der Betriebszeit auch als Sandsteinbruch Kohlschwarz bezeichnet, ist ein ehemaliger unterirdischer Steinbruch am Hemmerberg bei Kainach bei Voitsberg in der Weststeiermark. Ab wann im Steinbruch Gosau-Sandstein abgebaut wurde ist nicht bekannt, sicher belegbar ist die Tätigkeit aber ab der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Der Abbau erfolgte, mit Unterbrechung bis nach dem Zweiten Weltkrieg. Der Sandstein wurde vor allem zu Schleifsteinen, aber auch zu Bauelementen verarbeitet. Die hergestellten Steinprodukte wurden großteils in die nähere Umgebung geliefert, aber auch nach Niederösterreich und Italien. Ab 1991 ließ der Bürgermeister der damaligen Gemeinde Kohlschwarz die teilweise verschüttete Sunfixl-Höhle wieder freilegen und seit 2001 führt ein montanhistorischer Wanderweg durch den Bergbau.

Die Sunfixl-Höhle befindet sich im Gemeindegebiet von Kainach bei Voitsberg, am Südhang des Hemmerbergs. Direkt vor der Höhle befindet sich ein Heuriger mit der Adresse Hemmerberg 36a. Etwas südöstlich der Höhle liegt der Bauernhof vulgo Sunfixl, dem der Steinbruch auch seinen Namen verdankt. Die Zufahrt erfolgt über den Ort Afling.

Die Schleifsteinbestellungen aus dem Jahr 1913
An einigen Stellen kann man noch erkennen wo die runden Schleifsteine abgebaut wurden

Ab wann es zu Abbautätigkeiten in der Sunfixl-Höhle kam ist nicht bekannt. Der dort und in der näheren Umgebung abgebaute Gosau-Sandstein wurde aber bereits im Hochmittelalter genutzt. So gehört das steinerne Fragment einer Schale oder Leuchters aus der Pfarrkirche Piber und ein teilweise bearbeitetes und in das Mauerwerk der Michaelkirche in Voitsberg eingefügtes Steinstück, die sich beide vermutlich auf das 13. Jahrhundert datieren lassen zu den ältesten bekannten Werkstücken aus diesem Stein. Der Geograph und Kartograph Joseph Karl Kindermann erwähnt in seinem 1798 erschienenen Repertorium der Steyermärkischen Geschichte, Geographie, Topographie, Statistik und Naturhistorie einen in der Nachbarschaft von Kainach gelegenen Schleifsteinbruch. Auch der Heimatkundler Carl Schmutz erwähnte 1822 die Großschleifstein-Erzeugniß, und Josef Andreas Janisch nennt 1878 einen Steinbruch bei Kainach, der gute Schleifsteine liefert. Ob es sich bei dem erwähnten Steinbruch um die Sunfixl-Höhle handelte, ist allerdings unklar.[1] Es gibt am Hemmerberg weitere Spuren von ober- und untertägigen Steinbrüchen.[2]

Sicher lässt sich der untertägige Abbau aber ab der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts belegen. Damals wurde der Sandsteinbruch Kohlschwarz über 50 Jahre lang von den beiden Steinmetzmeistern Johann Ortner sen. (1848–1904) und seinem Sohn Johann Ortner jun. (1886–1929) betrieben. Die abgebauten Steine wurden mit Ochsen- und Pferdefuhrwerken aus den Stollen geholt, wobei es zwei Tagöffnungen gab. Die Zufahrtsstraße war allerdings aufgrund der Lage des Steinbruchs an einem steilen Berghang nicht für schwere Fuhrwerke befahrbar. So mussten die Steine nach der Zutagebringung mithilfe von Seilen, Ketten und sogenannte Steinschleifen (einer Art von Transportschlitten) in einer Riese zu einem tiefer gelegenen Weg befördert werden. Von dort erfolgte dann der Abtransport mit Fuhrwerken. Für den Zeitraum von 1911 bis 1929 haben sich ein Bestell- sowie ein Auszahlungsbuch erhalten, die Auskunft über die erfolgten Bestellungen aber auch die Arbeiter und ihre Entlohnung geben.[3] Die abgebauten Steine wurden vor allem in die nähere Umgebung geliefert, es gab aber auch Bestellungen aus weiter entfernten Orten wie Piesting in Niederösterreich oder Monfalcone bei Triest. Während des Ersten Weltkrieges kam es zu einem deutlichen Rückgang an Aufträgen, und der Abbau von großen Schleifsteinen wurde fast vollständig eingestellt. Die wirtschaftliche Lage besserte sich aber ab 1918 wieder. Die Jahre 1922 und 1923 waren wirtschaftlich besonders einträglich, da unter anderem die Oesterreichisch-Alpine Montangesellschaft und das Sensenwerk Krenhof als Großabnehmer in Erscheinung traten. Die schwankenden Abnahmezahlen äußerten sich auch in der Anzahl an Arbeitern, die im Steinbruch angestellt waren.[4] Diese betrug laut dem erhaltenen Abrechnungsbuch meist drei bis fünf Vollbeschäftigte, in manchen Monaten waren gar keine Arbeiter angestellt. Die Arbeiter erhielten einen Akkordlohn nach der Länge und Dicke des abgebauten Steines.[5]

Johann Orter jun. verstarb 1929, und der Betrieb im Steinbruch wurde daraufhin eingestellt. Ein Felssturz verschloss 1937 den rechten Zugang zum unterirdischen Abbau. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden noch von einem Herrn Castori und dem Bauern vulgo Stiedlbauer Schleifsteine für das Hammer- und Sichelwerk der Krenhof AG in Gradenberg abgebaut. Wann der Abbau endgültig einstellt wurde, ist unbekannt.[5] Nach Helmut W. Flügel hatte sich 1961 in der Bevölkerung aufgrund der Lage des Bruchs beim Bauernhof vulgo Sunfixl der Name Sunfixl-Höhlen eingebürgert.[1]

August Raudner, der Bürgermeister der damaligen Gemeinde Kohlschwarz, ließ im Frühjahr 1991 den verschütteten mittleren Zugang zur Sunfixl-Höhle wieder freilegen und einen großen Teil des Grubengebäudes von Schutt und Verbruch befreien und sichern. Dabei wurde eine Fläche von mehreren tausend Quadratmeter wieder zugänglich gemacht. Im Winter 1992/93 wurde vom Bergdirektion der Graz-Köflacher Eisenbahn- und Bergbaugesellschaft in Köflach ein Lageplan des Steinbruchs angefertigt.[5] Um eine bessere Durchlüftung (Bewetterung) der Sunfixl-Höhle zu gewährleisten wurde im Weinter 1998/99 auf Vorschlag der Berghauptmannschaft Graz hin der noch verschüttete östliche Zugang freigelegt.[2] Anlässlich der steirischen Landesausstellung Mythos Pferd wurde 2001 von der Gemeinde Kohlschwarz in der Sunfixl-Höhle ein montanhistorischer Wanderweg angelegt.[6]

Die Bergschmiede in der Sunfixl-Höhle

Laut den 1992/93 erstellten Grubenplan erstreckt sich die Sunfixl-Höhle der Länge in Nord-Süd-Ausrichtung etwa 125 Meter in den Berg hinein und hat in der Ost-West-Ausrichtung eine maximale Breite von rund 83 Metern. Dadurch ergibt sich eine Grundfläche von etwa 10375 Quadratmeter, welche großteils abgebaut und teilweise wieder mit Abraum aufgefüllt worden ist. Die Sunfixl-Höhle hat insgesamt drei Tagöffnungen, wobei der westlichste nicht zugänglich ist. Die anderen beiden Öffnungen bilden einen Rundweg durch den Steinbruch, wobei die mittlere den Zugang und der östliche den Ausgang darstellen.[7] Die beiden Mundlöcher wurden nach ihrer Freilegung mit Eisenringen und Eisenbahnschwellen gesichert. Der ganze untertägige Abbau kann elektrisch beleuchtet werden.[2]

Nach dem Eingang gelangt man zur Bergschmiede, bei der auch Bergbauwerkzeuge ausgestellt sind. Direkt anschließend befindet sich eine sogenannte Barbaranische. Am nördlichen Ende der Höhle liegte eine erhaltene Abbauzone der Schleifsteine, an der man noch Spuren der verwendeten Abbautechniken sehen kann. Auch eine Förderhaspel und ein Transportwagen sind aufgestellt. Im östlichen Teil der Sunfixl-Höhle, kurz vor dem Ausgang, befindet sich ein untertägiger See.[7]

Vor dem Eingang zur Sunfixl-Höhle wurde von der Gemeinde Kohlschwarz ein Heuriger sowie ein Musikpavillon errichtet.[8]

Abgebaute Steinprodukte

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In der Sunfixl-Höhle wurde der Gosau-Sandstein abgebaut, der vor allem zur Herstellung von Schleifsteinen in unterschiedlichsten Größen diente. Daneben wurden auch Bauelemente wie etwa Stiegenstufen, Einfassungssteine, Platten, Säulen und Brunnenkästen hergestellt. Aber auch Mühlsteine für Obstmühlen und Sautröge wurden abgebaut.[9]

Seit 2001 führt durch die Sunfixl-Höhle ein von weststeirischen Volkskundler Ernst Reinhold Lasnik [7] eingerichteter montanhistorischer Wanderweg der sich mit der Geschichte des Sandsteinabbaus in der Gegend beschäftigt.[6] Von Mai bis November kann der Wanderweg sowie der Steinbruch nach Voranmeldung bei einer Führung besichtigt werden.[10]

In den ehemaligen Abbauräumen werden am 4. Dezember immer wieder Barbarafeiern abgehalten.[2]

  • Ernst Lasnik: Schleifsteine und Architekturteile vom Hemmerberg im oberen Kainachtal. In: Gemeinden Kainach, Gallmannsegg und Kohlschwarz (Hrsg.): Das obere Kainachtal. Aus der Geschichte der Gemeinden Kainach, Gallmannsegg und Kohlschwarz. Eigenverlag der Gemeinden, Kainach, Gallmannsegg und Kohlschwarz 2006, S. 401–413. 

Einzelnachweise

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  1. a b Ernst Lasnik: Schleifsteine und Architekturteile vom Hemmerberg im oberen Kainachtal. In: Gemeinden Kainach, Gallmannsegg und Kohlschwarz (Hrsg.): Das obere Kainachtal. Aus der Geschichte der Gemeinden Kainach, Gallmannsegg und Kohlschwarz. Eigenverlag der Gemeinden, Kainach, Gallmannsegg und Kohlschwarz 2006, S. 401. 
  2. a b c d Ernst Lasnik: Schleifsteine und Architekturteile vom Hemmerberg im oberen Kainachtal. In: Gemeinden Kainach, Gallmannsegg und Kohlschwarz (Hrsg.): Das obere Kainachtal. Aus der Geschichte der Gemeinden Kainach, Gallmannsegg und Kohlschwarz. Eigenverlag der Gemeinden, Kainach, Gallmannsegg und Kohlschwarz 2006, S. 407. 
  3. Ernst Lasnik: Schleifsteine und Architekturteile vom Hemmerberg im oberen Kainachtal. In: Gemeinden Kainach, Gallmannsegg und Kohlschwarz (Hrsg.): Das obere Kainachtal. Aus der Geschichte der Gemeinden Kainach, Gallmannsegg und Kohlschwarz. Eigenverlag der Gemeinden, Kainach, Gallmannsegg und Kohlschwarz 2006, S. 401–402. 
  4. Ernst Lasnik: Schleifsteine und Architekturteile vom Hemmerberg im oberen Kainachtal. In: Gemeinden Kainach, Gallmannsegg und Kohlschwarz (Hrsg.): Das obere Kainachtal. Aus der Geschichte der Gemeinden Kainach, Gallmannsegg und Kohlschwarz. Eigenverlag der Gemeinden, Kainach, Gallmannsegg und Kohlschwarz 2006, S. 403. 
  5. a b c Ernst Lasnik: Schleifsteine und Architekturteile vom Hemmerberg im oberen Kainachtal. In: Gemeinden Kainach, Gallmannsegg und Kohlschwarz (Hrsg.): Das obere Kainachtal. Aus der Geschichte der Gemeinden Kainach, Gallmannsegg und Kohlschwarz. Eigenverlag der Gemeinden, Kainach, Gallmannsegg und Kohlschwarz 2006, S. 405. 
  6. a b Sunfixl Höhle. MUSIS – Der Steirische Museumsverband, abgerufen am 1. März 2025. 
  7. a b c Ernst Lasnik: Schleifsteine und Architekturteile vom Hemmerberg im oberen Kainachtal. In: Gemeinden Kainach, Gallmannsegg und Kohlschwarz (Hrsg.): Das obere Kainachtal. Aus der Geschichte der Gemeinden Kainach, Gallmannsegg und Kohlschwarz. Eigenverlag der Gemeinden, Kainach, Gallmannsegg und Kohlschwarz 2006, S. 406. 
  8. Ernst Lasnik: Schleifsteine und Architekturteile vom Hemmerberg im oberen Kainachtal. In: Gemeinden Kainach, Gallmannsegg und Kohlschwarz (Hrsg.): Das obere Kainachtal. Aus der Geschichte der Gemeinden Kainach, Gallmannsegg und Kohlschwarz. Eigenverlag der Gemeinden, Kainach, Gallmannsegg und Kohlschwarz 2006, S. 408. 
  9. Ernst Lasnik: Schleifsteine und Architekturteile vom Hemmerberg im oberen Kainachtal. In: Gemeinden Kainach, Gallmannsegg und Kohlschwarz (Hrsg.): Das obere Kainachtal. Aus der Geschichte der Gemeinden Kainach, Gallmannsegg und Kohlschwarz. Eigenverlag der Gemeinden, Kainach, Gallmannsegg und Kohlschwarz 2006, S. 402. 
  10. Sunfixlhöhle. Gemeinde Kainach bei Voitsberg, abgerufen am 1. März 2025. 
Commons: Sunfixl-Höhle  – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

47.10958615.100801Koordinaten: 47° 6′ 34,5′′ N, 15° 6′ 2,9′′ O

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