Afrikaans
Afrikaans | ||
---|---|---|
Gesprochen in |
Republik Südafrika, Namibia | |
Sprecher | 6 Millionen (Muttersprachler) 10 Millionen (Zweitsprachler) | |
Linguistische Klassifikation |
||
Offizieller Status | ||
Amtssprache in | Republik Südafrika | |
Sprachcodes | ||
ISO 639-1 |
af | |
ISO 639-2 | (B) afr | (T) – |
Afrikaans, früher auch Kapholländisch oder Kolonial-Niederländisch genannt, ist die Muttersprache der Afrikaner in Südafrika. Es gehört zum westgermanischen Zweig der indogermanischen Sprachen und ist aus dem Niederländischen entstanden. Seine Grammatik hat eine starke Regularisierung durchgemacht und es ist die einzige germanische Sprache, die den Ablaut komplett abgebaut hat.
Verbreitung
Afrikaans wird hauptsächlich in Südafrika gesprochen, außerdem von kleineren Gruppen in anderen Staaten des südlichen Afrikas wie Namibia, Simbabwe, Botswana, Lesotho, Malawi und Sambia.
In Südafrika ist Afrikaans die Muttersprache von nahezu 6 Millionen Menschen oder 13% aller Einwohner (laut den amtlichen Volkszählungsdaten von 2001). Damit liegt es unter den 11 offiziellen Landessprachen hinter isiZulu und isiXhosa auf dem dritten Platz. Seit etwa Mitte der achtziger Jahre gibt es mehr nicht-weiße als weiße Muttersprachler. Von allen Afrikaans-Muttersprachlern in Südafrika sind 53,0% „farbig", 42,4% weiß, 4,2% „schwarz" und 0,3% asiatisch-stämmige. Die Differenzierung zwischen „schwarzen" und „farbigen" Sprechern erfolgt auf sprachlicher Ebene: „Schwarze" sind Muttersprachler einer Khoisan- oder Bantusprache, als „Farbige" werden Dunkelhäutige mit anderer Muttersprache bezeichnet (siehe auch: Demographie Südafrikas ).
59% der „Weißen" und 79% der „Farbigen" in Südafrika sprechen Afrikaans als Muttersprache (39% und 19% Englisch). Daneben gibt es Millionen Menschen, die Afrikaans als zweite oder dritte Sprache sprechen.
Afrikaans wird in drei großen Dialektgebieten gesprochen. Das größte ist der Westen mit den Provinzen Westkap und Nordkap, in denen unter anderem die sogenannten „Kap-Farbigen" zu 90% Afrikaans sprechen. Im Transvaal und dem Oranje-Freistaat am Ostkap wird es vor allem von Weißen gesprochen, es gibt allerdings auch viele schwarze Zweitsprachler. Das dritte Gebiet befindet sich in Namibia, wo das sogenannte „Orange River Afrikaans" die Muttersprache von 200.000 Menschen (11% aller Einwohner) ist und neben Englisch und Deutsch als Lingua franca zwischen den Bevölkerungsgruppen gilt.
Weltweit gibt es etwa 16 bis 20 Millionen Menschen, die sich auf Afrikaans verständigen können.
Geschichte
Afrikaans ist eine durch die seit dem 17. Jahrhundert bestehende Isolierung vom Ursprungsgebiet entstandene eigenständige Ausbausprache, die sich aus dem Niederländischen entwickelt hat. Sie unterscheidet sich von diesem einerseits durch vielfältige Neuerungen auf dem Gebiet der Grammatik, andererseits durch diverse Entlehnungen.
Erste Sprachkontakte und Entstehung
1652 wurde Kapstadt im Auftrag der Niederländischen Ostindien-Kompanie gegründet. Die ersten Bewohner der Stadt waren vor allem Beamte und Seefahrer, die nur zeitweise dort lebten und noch reines Niederländisch sprachen. Mit der Gründung von Stellenbosch begann 1679 die systematische Besiedelung der Gebiete um Kapstadt durch niederländische Bürger.
Bis 1714 erhielten die sogenannten Trekburen (Zugbauern) pachtfreies Weideland an den Grenzen der Kapkolonie, was eine schnelle Ausbreitung ins Landesinnere ermöglichte. Zu dieser Zeit bestand enger Sprachkontakt zu den viehzüchtenden Nama. Die Pockenepidemie 1713 hatte zur Folge, dass sich viele Nama bei den Niederländern verdingten und schließlich in dieser Spachgruppe aufgingen. Der Kontakt mit den Nama trug Anfang des 18. Jahrhunderts zum Beginn eines signifikanten Flexionsabbaus bei.
Ende des 17. Jahrhunderts und im gesamten 18. Jahrhundert wurden sehr viele Sklaven, die Malaiisch oder Kreolportugiesisch sprachen, aus Südostasien importiert. Auch das von diesen unvollständig erlernte Niederländisch hatte Einfluss auf den Flexionsabbau und sorgte ebenfalls für eine Vereinfachung der Grammatik.
Ab etwa 1775 kann Afrikaans als eigenständige Sprache gesehen werden, da zu diesem Zeitpunkt die meisten Bewohner der Kapkolonie kein Niederländisch mehr beherrschten.
Konkurrenz mit dem Englischen und Entwicklung zur Staatssprache
1806 ging die Kapkolonie in britischen Besitz über. Von nun an steht Afrikaans in ständiger Konkurrenz zum Englischen, das ein deutlich höheres Prestige hat. Der Kontakt mit dem Englischen hat zu einer Fülle von Entlehnungen in vielen Bereichen der Sprache geführt.
1875 gründete sich die Genootskap vir Regte Afrikaanders, eine Vereinigung, die auf die Anerkennung des Afrikaans als eigenständige Sprache hinarbeitete - bis dahin hatte es immer noch als Dialekt des Niederländischen gegolten. Sie gab eine Zeitschrift namens Die Patriot („Der Patriot") sowie verschiedene Bücher, unter anderem auch Grammatiken und Wörterbücher, auf Afrikaans heraus.
Am 5. Mai 1925 wurde in Südafrika das Niederländische als Staatssprache abgeschafft und Afrikaans neben Deutsch und Englisch als Amtssprache in der Südafrikanischen Union anerkannt.
1975 errichtete die südafrikanische Regierung in Paarl, dem Gründungsort der Genootskap etwa 50 km nördlich von Kapstadt, das Afrikaanse Taalmonument , ein Denkmal, das die Bedeutung der Sprache Afrikaans symbolisieren soll. (Taal ist das afrikaanse Wort für „Sprache").
Status während der Apartheid und heute
Im Apartheidsstaat sollte 1976 Afrikaans auch für die schwarze Bevölkerung als Unterrichtssprache zwangsweise eingeführt werden. Da viele schwarze Jugendliche die Sprache jedoch nur wenig und oft unzureichend sprachen, kam es am 16. Juni 1976 in Soweto zu massiven Schülerprotesten, die brutal niedergeschlagen wurden. Weltberühmt ist das Foto des sterbenden 13-jährigen Hector Peterson in den Armen eines Mitschülers. Mit der Ablehnung der Sprache Afrikaans entstand der „Mythos Soweto" und damit ein Schwelbrand, der später als Zeitenwende im Widerstand gegen die Apartheid angesehen wurde.
Heute hat Afrikaans das Vorurteil, es sei die Sprache der Weißen (Buren), weitgehend verloren, da es spätestens seit Anfang der 1990er Jahre mehr nicht-weiße als weiße Sprecher gibt. Die Bezeichnung Afrikaner, die sich ursprünglich nur auf die weißen Sprecher bezog, wird mittlerweile für alle Sprecher angewendet.
Rechtschreibung und Aussprache
Noch stärker als im Niederländischen richtet sich im Afrikaans die Rechtschreibung nach der Aussprache. Die im Niederländischen noch unterschiedenen Buchstaben g und ch sind im Afrikaans zu g zusammengefallen. Lediglich die graphische Unterscheidung zwischen y und ei ([ɛĭ] ) sowie zwischen v und f ([f] ) ist aus etymologischen Gründen beibehalten worden.
Vorlage:Highlight1 | Afrikaans | Vorlage:Highlight1 | Niederländisch | Vorlage:Highlight1 | Deutsch |
---|---|---|
gaan [xɑːn] | gaan [xɑːn] | gehen |
nag [nax] | nacht [naxt] | Nacht |
vry [frɛĭ] | vrij [vrɛĭ] | frei |
beide [bɛĭdə] | beide [bɛĭdə] | beide |
vyf [fɛĭf] | vijf [vɛĭf] | fünf |
Die Unterscheidung zwischen offenen und geschlossenen Silben ist wie auch im Niederländischen wichtig für die Schreibung der langen oder diphthongierten Vokale: in betonten offenen Silben können nur Langvokale stehen und werden daher stets einfach geschrieben (va-der 'Vater'), in geschlossenen Silben werden Langvokale stets doppelt (naam 'Name'), Kurzvokale stets einfach (kat 'Katze') geschrieben. Die führt teils zu größeren graphischen Unterscheidungen innerhalb eines Paradigmas, wenn geschlossene Silben mit langem Vokal durch Flexion zu offenen Silben werden (brood - bro-de), oder wenn geschlossene Silben mit kurzem Vokal durch Flexion zu offenen Silben würden und durch Einfügung eines Konsonanten geschlossen gehalten werden (kat - kat-te).
Buchstabenkombinationen wie oe, eu, ie, ei, ui, ou sind kurz bis mittellang und werden im Schriftbild nicht verdoppelt.
Da die ehemals nur quantitative Unterscheidung (kurz - lang) sich bei den Vokalpaaren e - ee, o - oo und u - uu durch Lautwandel zu einer qualitativen Unterscheidung entwickelt hat, wurden für die langen Versionen von e, o und u die Buchstaben ê, ô und û eingeführt.
Die Aussprache des Afrikaans ist wegen der Nähe der Rechtschreibung einfach. Bis auf wenige Ausnahmen kann jeder Buchstabe auf nur eine Weise ausgesprochen werden. Eine Ausnahme bilden stimmhafte Laute, die am Ende einer Silbe Auslautverhärtung erfahren, eine weitere die Buchstabenkette -tjie am Ende von Diminutiven, die [ci] gesprochen wird.
In der Regel wird die erste Silbe eines Wortes betont. Ausnahmen sind Wörter mit den Vorsilben ver-, be-, ge-, ont-, her-, bei denen die zweite Silbe betont wird.
Vokale
In unbetonten Silben treten nur kurze Vokale auf. In schnell gesprochener Sprache werden sie häufig zu [ə] abgeschwächt. In betonten offenen Silben stehen nur lange Vokale, in betonten geschlossenen Silben können lange und kurze Vokale stehen.
Einzelvokale
Vorlage:Highlight1 rowspan="2" | Vokal | Vorlage:Highlight1 colspan="2" | in geschlossener Tonsilbe | Vorlage:Highlight1 | in offener Tonsilbe | |
---|---|---|---|
Vorlage:Highlight1 | kurz | Vorlage:Highlight1 | lang | Vorlage:Highlight1 | lang | |
[i] , [iː] (wie deutsches ie) | diep [dip] 'tief' | vor r: vier [fiːr] 'vier' | geskiedenis [xə'skiːdəˌnəs] 'Geschichte' |
[y] , [yː] (wie deutsches ü) | nuus [nys] 'Neuigkeiten' | vor r: muur [myːr] 'Mauer' | mure ['myːrə] 'Mauern' |
[u] , [uː] (wie deutsches u) | boek [buk] 'Buch' | vor r: broer [bruːr] 'Bruder' | moeder ['muːdər] 'Mutter' |
[ɛ] , [ɛː] (wie kurzes ä in Männer) | net [nɛt] 'Netz' | vor r: werk [vɛːrk] 'arbeiten', | hê [hɛː] 'haben' |
[æː] (wie langes ä in Mähne) | vor rd, rs, rt: perd [pæːrt] 'Pferd' | ||
[œ] , [œː] (wie kurzes ö in können) | vurk [fœrk] 'Gabel' | brûe ['brœːə] 'Brücken' | |
[ɔ] , [ɔː] (wie kurzes o in offen) | bottel ['bɔtəl] 'Flasche' | môre ['mɔːrə] 'morgen' | |
[a] , [ɑː] (wie deutsches a) | nat [nat] 'nass' | naam [nɑːm] 'Name' | vader ['fɑːdər] 'Vater' |
[ə] (wie unbetontes e) | kind [kənt] 'Kind' |
Vorlage:Highlight1 | Vokal | Vorlage:Highlight1 | in unbetonter Silbe |
---|---|
[ə] (wie unbetontes e) | geskiedenis [xə'skiːdəˌnəs] 'Geschichte' |
Diphthonge
Vorlage:Highlight1 | Diphthong | Vorlage:Highlight1 | in geschlossener Tonsilbe | Vorlage:Highlight1 | in offener Tonsilbe |
---|---|---|
[ɪə] (wie ea in engl. fear) | peer [pɪər] 'Birne' | nege ['nɪəxə] 'neun' |
[ʊə] (wie kurzes u + [ə] ) | hoor [hʊər] 'hören' | olie ['ʊəli] 'Öl' |
[ɛĭ] (wie ay in engl. may) | vyf [fɛĭf] 'fünf', steil [stɛĭl] 'steil' | my [mɛĭ] 'mein', beide ['bɛĭde] 'beide' |
[øə] (wie langes ö + [ə] ) | seun [søən] 'Junge' | meule ['møəle] 'Mühle' |
[œŭ] (wie o in brit. engl. go) | oud [œŭt] 'alt' | blou [blœŭ] 'blau' |
[œĭ] (wie frz. oeuil) | uit [œĭt] 'aus' | suiker ['sœĭkər] 'Zucker' |
Doppelvokale
Vorlage:Highlight1 | Doppelvokal | Vorlage:Highlight1 | in offener Tonsilbe |
---|---|
[iu] (wie i in Mieter + u) | leeu [liu] 'Löwe' |
[ui] (wie u in tun + i) | goeie [xui] 'gute/r/s' |
[oːi] (wie o in Mond + i) | nooi [noːi] 'Mädchen' |
[aːi] (wie a in Vater + i) | draai [draːi] 'drehen' |
Konsonanten
Die Konsonanten b, d, f, h, j, k, l, m, n, p, t werden wie im Deutschen ausgesprochen, p, t und k sind jedoch nicht aspiriert.
Vorlage:Highlight1 | Konsonant | Vorlage:Highlight1 | Position | Vorlage:Highlight1 | Aussprache nach IPA | Vorlage:Highlight1 | Beispiel |
---|---|---|---|
g | zwischen l bzw. r und e | [g] | berge ['bεrgə] 'Berge' |
g | alle anderen Positionen | [x] (ach-Laut) | gaan [xɑːn] 'gehen', berg [bεrx] 'Berg' |
ng | Silbenende | [ŋ] | kussing ['køsəŋ] 'Kissen' |
r | überall | [r] (Zungenspitzen-r) | rekenaar ['rɪəkənɑːr] 'Rechner, Computer' |
s | überall | [s] (stimmloses s) | kos [kɔs] 'Kosten', siek [sik] 'krank', gesond [xə'sɔnt] 'gesund' |
sj | überall | [ʃ] (deutsches sch) | Sjina ['ʃina] 'China' |
tj | überall | [c] (zwischen tj und tsch) | bietjie ['bici] 'bisschen', tjop [cɔp] 'Kotelett' |
v | überall | [f] (deutsches f) | vry [frəĭ] 'frei' |
w | nach d, k, s, t | [w] (englisches w) | twee [twɪə] 'zwei', swem [swεm] 'schwimmen' |
w | alle anderen Positionen | [v] (deutsches w) | sewe ['sɪəvə] 'sieben' |
Grammatik
Hauptartikel: Grammatik des Afrikaans
Die Grammatik des Afrikaans ist sehr einfach, da die meisten Flexionsendungen konsequent abgebaut wurden. Außerdem ist Afrikaans die einzige germanische Sprache, die den Ablaut komplett abgeschafft hat.
Substantive
Substantive haben wie im Englischen kein grammatisches Geschlecht. Der bestimmte Artikel ist im Singular und Plural immer die, der unbestimmte Artikel im Singular 'n (gesprochen wie ein unbetontes e, [ə] ):
Vorlage:Highlight1 | Afrikaans | Vorlage:Highlight1 | Deutsch |
---|---|
die man, die vrou, die kind | der Mann, die Frau, das Kind |
'n man, 'n vrou, 'n kind | ein Mann, eine Frau, ein Kind |
Die häufigste Pluralendung ist -e:
Vorlage:Highlight1 | Singular | Vorlage:Highlight1 | Plural | Vorlage:Highlight1 | Deutsch |
---|---|---|
voet | voete | Fuß |
man | manne | Mann |
minuut | minute | Minute |
Substantive, die auf einen langen Vokal + d oder g enden, verlieren den Konsonanten normalerweise:
Vorlage:Highlight1 | Singular | Vorlage:Highlight1 | Plural | Vorlage:Highlight1 | Deutsch |
---|---|---|
oog | oë | Auge |
tyd | tye | Zeit |
vraag | vrae | Frage |
Weitere Endungen sind -te (oft bei kurzem Vokal + g oder s) und -s (bei Diminutiven und vielen Wörtern auf -l oder -r):
Vorlage:Highlight1 | Singular | Vorlage:Highlight1 | Plural | Vorlage:Highlight1 | Deutsch |
---|---|---|
nag | nagte | Nacht |
amp | ampte | Amt |
bus | buste | Bus |
liedjie | liedjies | Liedchen |
moeder | moeders | Mutter |
voël | voëls | Vogel |
Substantive werden im Afrikaans nicht nach Fällen flektiert. Der besitzanzeigende Genitiv wird durch Nachstellung eines se gebildet, der herkunftsanzeigende Genitiv durch eine Umschreibung mit van:
Vorlage:Highlight1 | Afrikaans | Vorlage:Highlight1 | Deutsch |
---|---|
die man se hond | Der Hund des Mannes |
die man wat ek gister gesien het se hond | Der Hund des Mannes, den ich gestern sah |
die boeke van Gordimer | Gordimers Bücher (Die Bücher von Gordimer) |
Verben
Gegenwart
Es gibt keinen Unterschied zwischen dem Infinitiv und den Präsensformen des Verbs. Die Verbformen sind in allen Personen und Numeri gleich (Beispiel loop 'laufen'). Nur zwei Verben haben unregelmäßige Präsensformen: wees 'sein' und hê 'haben':
Vorlage:Highlight1 | Infinitiv | loop | wees | hê |
---|---|---|---|
Vorlage:Highlight1 | 1. Sg. | ek loop | ek is | ek het |
Vorlage:Highlight1 | 2. Sg. | jy loop | jy is | jy het |
Vorlage:Highlight1 | 3. Sg. (mask., fem., neutr.) | hy, sy, dit loop | hy, sy, dit is | hy, sy, dit het |
Vorlage:Highlight1 | 1. Pl. | ons loop | ons is | ons het |
Vorlage:Highlight1 | 2. Pl. | julle loop | julle is | julle het |
Vorlage:Highlight1 | 3. Pl. | hulle loop | hulle is | hulle het |
Vorlage:Highlight1 | Höflichkeitsform | u loop | u is | u het |
Vergangenheit
Es gibt nur eine Vergangenheitsform, das Perfekt. Es wird mit dem Hilfsverb hê und der Vorsilbe ge-, die dem Infinitiv vorangeht, gebildet. Die Satzstellung ändert sich wie im Deutschen:
Vorlage:Highlight1 | Afrikaans | Vorlage:Highlight1 | Deutsch |
---|---|
Ek sien die man. | Ich sehe den Mann. |
Ek het die man gesien. | Ich habe den Mann gesehen. |
Bei acht Verben gibt es zusätzlich zum Perfekt noch eine Präteritumform:
Vorlage:Highlight1 | Infinitiv | Vorlage:Highlight1 | Perfekt | Vorlage:Highlight1 | Präteritum | Vorlage:Highlight1 | Deutsch |
---|---|---|---|
wees | het gewees | was | sein |
hê | het gehad | had | haben |
kan | kon | können | |
moet | moes | müssen | |
wil | het gewil | wou | wollen |
sal | sou | werden | |
weet | het geweet | wis | wissen |
dink | het gedink/gedog | dog | denken |
Zukunft
Das Futur wird mit den Hilfsverben gaan (bei Absichten) und sal (bei nicht beeinflussbaren Ereignissen) und dem Infinitiv gebildet. Die Satzstellung ändert sich wie im Deutschen:
Vorlage:Highlight1 | Afrikaans | Vorlage:Highlight1 | Deutsch |
---|---|
Ek sien die man. | Ich sehe den Mann. |
Ek sal die man môre sien. | Ich werde den Mann morgen sehen. (z. B. bei der Arbeit) |
Ek gaan die man môre sien. | Ich werde den Mann morgen sehen. (ich habe einen Termin mit ihm) |
Adverbien
Zur Bildung von Adverbien wird häufig der Wortstamm verdoppelt:
Vorlage:Highlight1 | Afrikaans | Vorlage:Highlight1 | Deutsch |
---|---|
Die skape loop wei-wei op die veld. | Die Schafe weiden auf dem Feld. (wörtlich: 'Die Schafe laufen weidend auf dem Feld.') |
Die boeke lê plek-plek op die tafel. | Die Bücher liegen verstreut ('hier und da') auf dem Tisch. |
Die kinders klim een-een uit die bus uit. | Die Kinder steigen eins nach dem anderen aus dem Bus. |
Verneinung
Am Ende eines verneinten Satzes steht immer nie, wodurch es in vielen Fällen zu einer doppelten Verneinung kommt.
Vorlage:Highlight1 | Afrikaans | Vorlage:Highlight1 | Deutsch |
---|---|
Ek werk nie. | Ich arbeite nicht. |
Niemand werk nie. | Niemand arbeitet. |
Ek sien niks nie. | Ich sehe nichts. |
Ek wil nie werk nie. | Ich will nicht arbeiten. |
Wortschatz
Der niederländische Grundstamm
Etwa 95% des Wortschatzes des Afrikaans stammen aus dem Niederländischen. Allerdings haben sich aufgrund von Herkunft und Berufen der ersten Kolonisten (vor allem Bauern aus dem Norden und Seeleute) einige Begriffe aus holländischen Dialekten (vark 'Schwein', ndl. zwijn) und der niederländischen Seemannssprache (z. B. kombuis 'Küche', ndl. keuken) im Afrikaans als Standard etabliert. Ebenso haben sich im heutigen Niederländischen als antiquiert geltende Wörter gehalten (z. B. fontein 'Quelle', ndl. bron), außerdem haben manche Begriffe einen Bedeutungswandel erfahren (z. B. pad 'Trampelpfad' > 'Weg, Straße, Autobahn'). Der Wortschatz des Afrikaans hat sich im 20. Jahrhundert durch technische Neuerungen um ein Vielfaches vergrößert. Die Sprachkommission der staatlichen Akademie für Wissenschaft und Kunst gibt seit 1917 eine südafrikanische Grammatik mit Wortlisten und Schreibregeln (Afrikaanse woordelys en spelreëls (AWS)) heraus. Vorbild bei den bewussten Neologismen ist meist das Niederländische (siehe auch Weblinks).
Der fremdsprachliche Einfluss
Fremdsprachige Wörter sind vor allem aus dem Englischen und Deutschen (Sprachen von Kolonisten), dem Malaiischen und Kreolportugiesischen (Sprachen ehemaliger Sklaven) sowie Bantu- und Khoisan-Sprachen (Sprachen der Einheimischen) entlehnt.
Das wohl am häufigsten gehörte Lehnwort ist baie 'viel, sehr', das aus dem Malaiischen banja(k) stammt. Entlehnungen aus dem Deutschen sind aufgrund der Ähnlichkeit zum Niederländischen oft schwer auszumachen.
Den stärksten Einfluss auf das Afrikaans hat das Englische ausgeübt. Dieser Einfluss spiegelt sich jedoch nicht so stark im Bereich direkter Wortentlehnungen wider (obwohl es diese durchaus gibt, z. B. spiets, engl. 'speech'), sondern vor allem bei Lehnübersetzungen (z. B. sypaadjie, engl. 'side-walk'; dit reën katte en honde, engl. 'It's raining cats and dogs').
Sprachbeispiel
Mit wenig Mühe können Afrikaner und Niederländer die jeweils andere Sprache lesen und verstehen; für Sprecher des Hochdeutschen ist es etwas schwieriger. Etwa 95% des Wortschatzes ist niederländischen Ursprungs, und obwohl Afrikaans in der Sprachwissenschaft allgemein als eigenständige Sprache betrachtet wird, steht es heute immer noch näher zur niederländischen Standardsprache als mancher Dialekt in den Niederlanden und Flandern.
Afrikaans: Nuwe navorsing toon, dat wêreldverwarming 'n impak op sandduine in Suid-Afrika kan hê. Dit sal beteken dat woestynagtige gebiede kan uitbrei en die bestaan van duisende mense kan benadeel. Volgens die tydskrif NATURE word voorspel, dat die duine kan skuif as gevolg van reënval wat daal en windsterkte wat gaan toeneem.
Niederländisch: Recent onderzoek toont aan, dat de verwarming van de wereld invloed op zandduinen in Zuid-Afrika kan hebben. Dit zal betekenen dat woestijnachtige gebieden zich kunnen uitbreiden en het bestaan van duizenden mensen kan benadelen. Volgens het tijdschrift NATURE wordt voorspeld, dat de duinen kunnen verschuiven als gevolg van dalende regenval en toenemende windsterkte.
Deutsch: Neuere Forschungsergebnisse zeigen, dass die Klimaerwärmung Einfluss auf Sanddünen in Südafrika haben kann. Dies wird bedeuten, dass sich wüstenartige Gebiete ausbreiten können und so das Leben tausender Menschen benachteiligt würde. Der Zeitschrift NATURE zufolge wird vorhergesagt, dass sich die Dünen als Folge sinkender Regenmengen und zunehmender Winde verschieben können.
Literatur
- Bruce Donaldson: A Grammar of Afrikaans. Berlin u. a. 1993
- Bruce Donaldson: Colloquial Afrikaans: The Complete Course for Beginners. New York 2000
- Edith H. Raidt: Einführung in Geschichte und Struktur des Afrikaans. Darmstadt 1983
- Thomas Suelmann: Afrikaans Wort für Wort. Kauderwelsch Band 23. Bielefeld 1997
- Herman Vekeman; Andreas Ecke: "Geschichte der niederländischen Sprache". Bern u.a. 1993
Weblinks
- größte Sonntagszeitung Südafrikas (afrikaans)
- Radiosender in Afrikaans, mit Live-Stream
- einer von vielen afrikaanssprachigen Fernsehsendern
- Südafrikas größter TV-Musikkanal (afrikaans)
- Afrikaans.com
- Uni Wien - Afrikaans
- Afrikaans-Deutsches/Deutsch-Afrikaanses Online-Wörterbuch
- Afrikaans-Englisches/Englisch-Afrikaanses Online-Wörterbuch
- Afrikaanskurs in englischer Sprache
- Internetseite der afrikaansen Sprachkommission mit Übersetzungen englischer IT-Begriffe ins Afrikaans