„Ken Jebsen" – Versionsunterschied

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Im Juni 2015 unterstützte Jebsen die politische Aktion [[Zentrum für politische Schönheit#„Die Toten kommen"|„Die Toten kommen"]] und rief zum „Marsch der Unentschlossenen" auf, wurde jedoch vom Veranstalter öffentlich ausgeladen.<ref>[http://www.neues-deutschland.de/artikel/975200.die-toten-kommen.html ''Die Toten kommen.''] Neues Deutschland, 20. Juni 2015</ref>
Im Juni 2015 unterstützte Jebsen die politische Aktion [[Zentrum für politische Schönheit#„Die Toten kommen"|„Die Toten kommen"]] und rief zum „Marsch der Unentschlossenen" auf, wurde jedoch vom Veranstalter öffentlich ausgeladen.<ref>[http://www.neues-deutschland.de/artikel/975200.die-toten-kommen.html ''Die Toten kommen.''] Neues Deutschland, 20. Juni 2015</ref>


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[https://taz.de/Corona-Verschwoererinnen-demonstrieren/!5677960/ ''Braune Infektionskette''] taz, 12. April 2020</ref>
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Version vom 12. April 2020, 21:30 Uhr

Ken Jebsen 2014 auf einer Preisverleihung der NRhZ-Online

Ken Jebsen (Pseudonym, * 29. September 1966) ist ein deutscher Journalist.

Bis 2011 war er als Fernseh- und Radiomoderator tätig, zuletzt beim Rundfunk Berlin-Brandenburg (rbb). Nachdem Äußerungen Jebsens von Henryk M. Broder als antisemitisch kritisiert worden waren, verteidigte ihn der rbb zunächst gegen die Vorwürfe, entließ ihn jedoch kurz darauf wegen Verstößen gegen journalistische Standards des rbb. Seitdem ist Jebsen hauptsächlich auf seiner Internetseite KenFM tätig.

2014 und 2015 war er ein Hauptredner bei den umstrittenen Mahnwachen für den Frieden. Einige seiner Thesen werden als Verschwörungstheorien kritisiert.

Herkunft und Name

Nach biografischen Angaben bei Radio Fritz wurde Jebsen 1966 in einem Flugzeug im iranischen Luftraum geboren. Weil ihm sein bürgerlicher Name Moustafa Kashefi für deutsche Radiohörer zu schwer verständlich erschien, habe er später den Künstlernamen Ken Jebsen angenommen. Der Nachname soll an den Geburtsnamen seiner deutschen Mutter, einer Hamburgerin, anklingen.[1] [2] In einem ausführlichen Interview mit Mathias Bröckers wies Jebsen die biographischen Angaben bei Radio Fritz als selbst ausgedachte „absurde Bio" und leicht erkennbaren „Gag" zurück. Sein bürgerlicher Name sei nicht Moustafa Kashefi und er sei in Krefeld geboren.[3]

Rundfunkmoderator (1987–2011)

Ken Jebsen (links) und Steffen Schwarzkopf im Fritz-Studio (2005)

Von 1987 bis 1991 moderierte Jebsen oft unter dem Namen Keks beim Privatsender Radio Neufunkland in Reutlingen. Danach arbeitete er bei DW-TV als Fernsehreporter. 1994 moderierte er 16 mal die damalige Mondscheinshow im ZDF.[4] Beim Radio 4U des SFB war er als Radioreporter tätig.[5] Danach moderierte er mit Volker Wieprecht bei Radio Fritz die Sendung Die Radiofritzen am Morgen. 1999 moderierte er zusammen mit Steffen Hallaschka, Wigald Boning, Tommy Wosch und Arzu Bazman die ProSieben MorningShow.

Ab 28. April 2001 moderierte er für Radio Fritz wöchentlich die Radiosendung KenFM. Er sendete von verschiedenen Orten in Berlin-Mitte aus, anfangs jeden Samstagmorgen von 6:00 bis 10:00 Uhr aus einem Modegeschäft in der Marienstraße,[6] später von der Peugeot-Avenue, Mini-Berlin (Friedrichstraße) und vom Sony Center (Potsdamer Platz) aus. Jede Woche stellte er mindestens eine Musikgruppe vor, die einige Titel live vortrug. Dabei stimmte Jebsen die Musik auf sonstige Sendeinhalte ab. Gelegentlich lud er Schriftsteller, Hobbydichter oder Alternative-Musiker ein. Ab 2004 fand die Sendung ohne Generalprobe sonntags von 14:00 bis 18:00 Uhr in den Fritz-Studios in Babelsberg statt. Jebsen war mit seiner Firma „sektor_b" zugleich auch deren Produzent, plante den Sendeablauf genau und teilte die Sendung in je 15 Rubriken ein, darunter „Presseschlau", „RückblicKEN" und eine Diskussion mit ungewöhnlichen oder prominenten Gästen zu Themen aus Forschung, Technik, Geschichte und Philosophie. Er grenzte sein Konzept strikt gegen Sendungen wie die von Stefan Raab ab und nannte Ray Cokes und Sammy Davis, Jr. als seine Vorbilder. Die taz lobte die Sendung als „Persiflage des Dumm-dumm-Radios, das Sendeminuten verstrahlt".[2]

Seit Januar 2006 wurden Sendeausschnitte als Podcasts angeboten, seit März 2006 kam eine Wiedergabeliste auf fritz.de dazu. Ereignisse, die anderswo oder an anderen Wochentagen stattfanden oder die Sendezeit überschritten, wurden aufgezeichnet und dann gesendet. Eine Band wurde während ihres Auftritts gefilmt, ein Video vom Auftritt und ein Interview mit Bandmitgliedern wurde in den Folgetagen auf fritz.de veröffentlicht, später auf dem YouTube-Kanal KenFM2008. Alle zwei bis drei Monate war KenFM das „Amt für Unterhaltung", wo Künstler sich etwa 15 Minuten lang vorstellen konnten.

2007 gewann Jebsen zusammen mit Susanne Wündisch den Civis Medienpreis als Hörfunkpreis im Bereich kurze Programme für den Beitrag Irgendwo dazwischen, rbb vom 16. März 2006. Thema des Beitrags war eine kurdische Erzieherin und Choreographin in Berlin, die einen Grenzgang zwischen islamischer Tradition und westlicher Lebensweise wagte.[7]

Kontroverse um Antisemitismusvorwürfe und Trennung vom rbb

Laut dem Tagesspiegel schrieb Jebsen einem Hörer Anfang November 2011 in einer E-Mail, er wisse, dass Edward Bernays „den Holocaust als PR erfunden" habe. Propagandaminister Joseph Goebbels habe dessen Buch gelesen und entsprechende Kampagnen umgesetzt.[8] Die E-Mail sei an Henryk M. Broder weitergeleitet worden, der sie auf seiner Website Die Achse des Guten vollständig veröffentlicht habe,[9] Jebsen Antisemitismus vorwarf und den Sender rbb informierte. Daraufhin setzte der Sender Jebsens Sendung vom 6. November 2011 bis zur Klärung der Vorwürfe aus.[10] [11] Jebsen bestritt nicht, dass er die Mail verfasst hatte, wies den Vorwurf des Antisemitismus jedoch zurück: Er habe den Holocaust in vielen Beiträgen als Menschheitsverbrechen verurteilt. Er sei zu einem klärenden Gespräch mit Broder bereit.[10]

Am 9. November 2011 entschied die rbb-Leitung nach Gesprächen mit Jebsen, ihn weiterzubeschäftigen: Man halte die „Vorwürfe gegen den Moderator, er verbreite antisemitisches Gedankengut und verleugne den Holocaust [...], für unbegründet". Programmdirektorin Claudia Nothelle erklärte, bei pointierten Meinungsäußerungen habe er „in manchen Fällen die Grenze überschritten", ohne „journalistische Standards einzuhalten".[12] Jebsen habe begonnen, auch politische Analysen ins ursprüngliche Unterhaltungsprogramm einzubringen; die Redaktion habe versäumt, einzuschreiten. Nothelle äußerte, Jebsen werde künftig weniger politische Themen ins Programm nehmen, diese Themen und ihre Darstellungsform wie allgemein üblich mit der Redaktion absprechen und die Sendung stärker auf Unterhaltung und die Musikszene fokussieren.[13]

Broder betonte, er habe nicht Jebsens Sendung beenden, sondern auf wiederholten Israel-Hass und Antiamerikanismus in dessen Beiträgen hinweisen wollen. So wünsche sich Jebsen „ein palästinensisches Yad Vashem" für „Verbrechen der Israelis" und ziehe damit „eine Parallele zwischen dem Israel von heute und den Nazis gestern". Das sei antisemitisch. Die Historikerin Juliane Wetzel fand es richtig, auf solche Aussagen aufmerksam zu machen, doch nicht unbedingt auf alarmistische Weise. Jebsen greife damit nur gesellschaftlich verbreitete Stimmungen auf. Oliver Gehrs sah Broder als „falschen Kronzeugen", der Antisemitismusvorwürfe aus beliebigem Anlass erhebe.[14] Der Journalist Robert Meyer (Neues Deutschland) verteidigte Jebsen: Seine Aussage zum Holocaust geistere „vollkommen isoliert durch die Medien" und enthalte keine Holocaustleugnung.[15]

Am 23. November 2011 gab der rbb die Trennung von Jebsen bekannt. Laut Claudia Nothelle entsprachen „zahlreiche seiner Beiträge nicht den journalistischen Standards des rbb". Weil dieser die Absprache mit dem rbb „wiederholt nicht eingehalten" habe, habe man ihn entlassen. Details nannte der rbb nicht; Entlassungsgrund sei „Jebsens Verhalten insgesamt". Pressekommentatoren führten den Schritt jedoch mit auf die anhaltende öffentliche Kritik an Jebsen zurück. Am gleichen Tag übernahm auch Fritz-Programmchef Stefan Warbeck die Verantwortung für „mehrere nicht ausreichend redaktionell geprüfte und abgenommene Beiträge" Jebsens und trat zurück.[16]

Jebsen wies die Vorwürfe erneut zurück und kündigte an, seine Sendung im Internet fortzusetzen.[17] Der Satz zum Holocaust sei ein Zitat gewesen. Der Sender rbb habe bisher keinen konkreten Kündigungsgrund belegt.[18] Er klagte vor dem Arbeitsgericht Potsdam gegen seine Entlassung.[19] Das Verfahren endete mit einer außergerichtlichen Einigung, über deren Details Stillschweigen vereinbart wurde.[20]

Freier Journalist (seit 2011)

Nach der Beendigung seines Arbeitsverhältnisses verlagerte Jebsen seine Aktivitäten ins Internet. Seit dem 1. April 2012 bot er auf verschiedenen Videoportalen jeden Sonntag um 14 Uhr kostenlos eine 90-minütige Sendung in Bild und Ton an. Sie setzte die meisten der vom rbb bekannten Bestandteile fort, unregelmäßig ergänzt mit Audiobeiträgen zu aktuellen Themen. Jebsen finanziert die Sendungen über Crowdfunding.[21] Inzwischen werden auf dem YouTube-Kanal KenFM in regelmäßigen Abständen Interviews, Gruppendiskussionen, Monologe und Kommentare („KenFM im Gespräch", „KenFM über" und andere) veröffentlicht.

Jebsen präsentiert KenFM als „freies Presseportal", das einer gegenwärtigen Bedrohung der Demokratie entgegenwirken solle. Er erwartet, dass sich das „Internet als freier Raum wieder schließt", weil der Staat derzeit sein Informationsmonopol verloren habe und alles daran setzen werde, es zurückzugewinnen. Zu Jebsens zentralen Themen auf KenFM gehören Israels Politik, Deutschlands Souveränität, die weltpolitische Rolle der USA und die Rolle der Medien, die Macht der Eliten, die Terroranschläge am 11. September 2001 und verdeckte Kriegführung. Zu seinen Interviewpartnern gehören unter anderen Reiner Braun, Volker Bräutigam, Mathias Bröckers, Andreas von Bülow, Jürgen Elsässer, Daniele Ganser, Wolfgang Gehrcke, Tommy Hansen, Christoph Hörstel, Hans Jürgen Krysmanski, Albrecht Müller, Jürgen Roth, Werner Rügemer, Udo Ulfkotte, Gaby Weber, Willy Wimmer und Wolfgang Wodarg [22] . Darunter sind auch Autoren des Kopp Verlags und des von Elsässer herausgegebenen Monatsmagazins „Compact". Jebsen veröffentlichte zahlreiche Videos von gemeinsamen Auftritten mit Elsässer. Manche der medienkritischen Videos erreichten trotz ihrer relativ langen Dauer rasch sechsstellige Zugriffszahlen und tausende Kommentare. Wolfgang Storz weist jedoch darauf hin, dass Klickzahlen manipulierbar seien und sie daher nicht unbedingt die tatsächliche Resonanz zeigten.[23]

Seit 2011 vertritt Jebsen öffentlich Verschwörungstheorien zum 11. September 2001. Zum zehnten Jahrestag bezeichnete er die Anschläge jenes Tages als „Terrorlüge" und den Einsturz des World Trade Centers als „warmen Abriss".[14] Er behauptet, die US-Regierung habe die Anschläge selbst herbeigeführt, das WTC 7 sei allgemein sichtbar gesprengt worden, die westliche Presse ignoriere dies, eine „medial-globale Inszenierung" ermögliche den andauernden Krieg gegen den Terror. Dazu verlinkt er Material aus dem 9/11 Truth Movement.[24]

Am 5. April 2012 veröffentlichte Jebsen auf KenFM den Monolog „Zionistischer Rassismus". Darin bezog er sich auf die damalige Kritik an dem Gedicht Was gesagt werden muss des Schriftstellers Günter Grass. Er führte die Kritik auf jüdische und israelische Lobbyisten zurück, die die in den USA einen großen Einfluss besäßen und die Massenmedien manipulieren würden. Diese „mediale Massenvernichtungswaffe" helfe, „dass wir seit über 40 Jahren die Fresse halten, wenn im Auftrage des Staates Israel Menschen in Massen vernichtet werden". Israel rotte systematisch die Palästinenser aus, um „Platz für das auserwählte Volk zu schaffen"; es wolle eine „Endlösung" für Palästina. Während der Westen den Iran zwinge, zu beweisen, dass er keine Atomwaffen baue, habe Israel heimlich Atomwaffen entwickelt und stelle weitere her. Henryk Broder, einer der Kritiker von Grass, „hätte im Dritten Reich einen hervorragenden Lagerkommandanten abgegeben". Mit diesen Aussagen, so der Tagesspiegel, sei Jebsen endgültig in der Sparte „Verschwörungstheoretiker" zu verorten.[25] Der Soziologe Felix Schilk sieht in diesem Beitrag ein Beispiel für Jebsens Antisemitismus, auch wenn er dies in einer Art Umwegkommunikation (statt der gemeinten Juden formuliere Jebsen meist „Zionisten") zu verschleiern versuche.[26]

Im Juni 2014 beschrieb Jebsen auf KenFM geopolitische Interessen der USA und der EU als Hauptursache des Krieges in der Ukraine. Er sieht Spezialeinheiten der US-Armee als Drahtzieher des dortigen Krieges, den er als Bürgerkrieg bezeichnet, und kritisiert westliche Medienberichte über die Krise als Kriegstreiberei. Die Osteuropahistorikerin und Politologin Susanne Spahn zählt Jebsen zu den deutschen Partnern russischer Staatsmedien; in deren Argumentation werde Ursache und Wirkung verkehrt. Russland, das die territoriale Integrität der Ukraine verletzt habe, werde zum Opfer, und die Ukraine und der Westen würden zu Tätern stilisiert.[27] Der ehemalige Attac-Aktivist Pedram Shayar, der mit Jebsen auf den Friedensmahnwachen sprach, unterstützte dagegen dessen Medienkritik, ließ aber offen, ob die Behauptung einer verdeckten US-amerikanischen Intervention belegbar sei.[28]

Der Politikwissenschaftler Markus Linden bezeichnete Jebsen als „antiamerikanischen Prediger",[29] der die „vermeintlich US- und finanzmarktgesteuerte deutsche Politik" mit „messianischem Eifer" geißele.[30] Seine Netzauftritte seien „predigthafte Monologe oder lange Interviews mit alternativen Kriegsreportern, abtrünnigen oder randständigen Politikern und Verschwörungstheoretikern."[31] Der Politikwissenschaftler Martin Höpner dagegen verteidigte Jebsen: Er habe in der Flüchtlingskrise ab 2015 in Deutschland wiederholt für Offenheit und Menschlichkeit bei der Aufnahme von Flüchtlingen plädiert. KenFM werde zu Unrecht als „neurechts" diffamiert.[32]

Im Februar 2017 spekulierte Jebsen, dass der Women’s March on Washington anlässlich der Amtseinführung von US-Präsident Donald Trump vom Investor George Soros gelenkt worden sei. Soros erhoffe sich demnach einen Anstieg an Abtreibungen, um am Verkauf toter Embryonen an Pharmahersteller zu verdienen. Jebsen, der sich laut Sebastian Leber gerne darüber beschwert, dass Journalisten nur über ihn schreiben, aber nie mit ihm sprechen würden, ließ eine Interviewanfrage dazu unbeantwortet, eine weitere lehnte eine Mitarbeiterin Jebsens ab.[33] Als das Neue Deutschland im gleichen Jahr schriftlich einige Fragen an Jebsen richtete, antwortete dieser nicht, sondern gab sie an das Online-Magazin Rubikon weiter. Entgegen journalistischen Standards wurden sie dort veröffentlicht und mit abfälligen Kommentaren versehen.[34]

Der Blog NRhZ-Online verlieh im Dezember 2017 den fünften Kölner Karls-Preis für engagierte Literatur und Publizistik im Berliner Kino Babylon an Ken Jebsen. Den ursprünglichen Termin, zu dem auch eine Rede von Evelyn Hecht-Galinski geplant war, sagte der Kinobetreiber als Vermieter der Räumlichkeiten zunächst ab, nachdem der Berliner Kultursenator Klaus Lederer (Die Linke) interveniert hatte. Lederer schrieb auf Facebook: „Ich bin entsetzt, dass ein Kulturort in Berlin diesem Jahrmarkt der Verschwörungsgläubigen und Aluhüte eine Bühne bietet."[35] Die NRhZ-Online ging vor Gericht mit Erfolg gegen die Kündigung vor.[36] Das Kino Babylon gab in der Gerichtsverhandlung an, dass die Absage „aufgrund des Drucks aus dem Berliner Senat" und wegen Sicherheitsbedenken erfolgte.[37] Die Verleihung fand in Abwesenheit von Jebsen statt, der seine Teilnahme abgesagt hatte. Oskar Lafontaine (Die Linke) verteidigte ihn mit den Worten: „Begriffe wie ,Verschwörungstheoretiker' [...] stammen aus dem Arsenal der Geheimdienste."[38]

Im Zuge der COVID-19-Pandemie verglich Jebsen in einem Videoclip, welcher bis Anfang April 2020 über 760.000 Abrufe erzielte, die getroffenen Sicherheitsmaßnahmen mit der Machtergreifung und bezeichnete sie als „Gehorsamsexperiment". Jedoch sei in der Nazizeit und in den Bombennächten nie eine „Ausgangssperre" verhängt worden. Es sei „jetzt in Deutschland wahnsinnig gefährlich etwas zu sagen, was von der Mainstream-Meinung abweicht", so Jebsen.[39]

Weitere Aktivitäten

Jebsen gehört zu einer Gruppe deutscher Medienschaffender, die mit russischen Staatsmedien zusammenarbeiten.[27] [40] Er tritt häufig als Interviewpartner beim russischen Staatssender Russia Today auf und wird dort als deutscher „Experte" und Topjournalist vorgestellt.[40] [41] [42] Auf seinem Online-Portal KenFM publiziert Jebsen russlandfreundliche Inhalte und vertritt bei öffentlichen Veranstaltungen außenpolitische Positionen Russlands.[40] Er trat als Unterstützer einer der von Jürgen Elsässer 2012 und 2013 veranstalteten Compact-Souveränitätskonferenzen auf, welche dieser gemeinsam mit dem russischen regierungsnahen Institut für Demokratie und Zusammenarbeit organisierte.[43] Im Gegenzug berichten russische Staatsmedien über die Veranstaltungen, die von ihren deutschen Medienpartnern organisiert oder besucht wurden.[40]

Im Frühjahr 2014 war Jebsen neben Elsässer und Lars Mährholz Hauptredner bei Mahnwachen für den Frieden, Demonstrationen zugunsten Russlands im Ukraine-Krieg.[44] [45] Die Zeit beschrieb diese drei als „professionelle Verschwörungstheoretiker",[46] Spiegel TV bezeichnete Jebsen in dem Beitrag Klassentreffen der Verschwörungstheoretiker am 18. Mai 2014 als „Rudelführer der Montagsmeute".[47] Matthias Meisner (Tagesspiegel) zählte Jebsen zu einem „Netzwerk für Putin und Pegida".[48] Laut Niklas Lämmel hat Jebsen „vage anti-intellektuelle Einstellungen des Publikums" aufgegriffen und diese zu einem „anti-aufklärerischen Ressentiment" radikalisiert.[49] 2018 reiste Jebsen mit Politikern der AfD und der Linkspartei auf die von Russland besetzte ukrainische Halbinsel Krim. Dort nahm er an einer von der russischen Regierung organisierten Wirtschaftskonferenz teil, die trotz der EU-Sanktionen gegen Russland westliche Investoren anlocken sollte.[50]

2014 versuchte Jebsen, das Lied Beate Zschäpe hört U2 der Gruppe Antilopen Gang gerichtlich verbieten zu lassen, weil er sich durch einige Aussagen darin verleumdet sah. Das Landgericht Köln gab ihm zu verstehen, dass ein Verbotsantrag wegen der Kunstfreiheit und „Äußerungen des Antragstellers in der Vergangenheit" aussichtslos wäre. Daraufhin zog er den Antrag auf einstweilige Verfügung zurück. Er musste die Verfahrenskosten tragen.[51]

Nachdem Jebsen im Herbst 2014 mit zur Demonstration „Friedenswinter" aufrief, distanzierten sich einige Vertreter der Friedensbewegung davon, darunter Tobias Pflüger (Die Linke) und Monty Schädel (DFG-VK).[52] Otmar Steinbicker (Verein Aachener Friedenspreis) bezeichnete Jebsen und Mährholz als „neurechte Verschwörungstheoretiker", mit denen er nichts zu tun haben wolle.[53] Die Linksfraktion beschloss am 16. Dezember 2014, fortan keine von Jebsen und Mährholz organisierten „Friedenswinter"-Veranstaltungen finanziell zu unterstützen: Das Bündnis werde inzwischen von „Weltverschwörern, Montagsdemonstranten und Reichsbürgern" dominiert.[54]

Nachdem Elsässer im Januar 2015 als Redner bei Pegida und Legida aufgetreten war, distanzierte sich Jebsen von ihm,[31] auch wegen Elsässers Haltung in der Flüchtlingskrise.[55]

Im März 2015 plädierte Monty Schädel in einem Interview dafür, noch vor den Ostermärschen die Zusammenarbeit mit den Montagsmahnwachen zu beenden, da diese sich „zumindest nach rechts offen" verhielten.[56] Daraufhin griff ihn Jebsen auf der Berliner Mahnwache vom 16. März 2015 scharf an: Schädel sei ein „Querfrontler" und „Feind" sowie „gekauft von der NATO". Der Rechtsradikalismus sei „das kleinste Problem in diesem Land". Infolge dieser Reaktion solidarisierten sich Teile der Friedensbewegung mit Schädel: Die DFG-VK zog ihre Unterstützung für den „Friedenswinter" zurück, die Kooperation für den Frieden distanzierte sich von Jebsen, ihr Sprecher Reiner Braun erklärte, er lasse sein Amt vorerst ruhen.[57]

Im Juni 2015 unterstützte Jebsen die politische Aktion „Die Toten kommen" und rief zum „Marsch der Unentschlossenen" auf, wurde jedoch vom Veranstalter öffentlich ausgeladen.[58]

Nach Angaben der taz wurde Jebsen am 11. April 2020 während seiner Teilnahme an einer illegalen Demonstration gegen die Maßnahmen der Bundesregierung im Zuge der COVID-19-Pandemie auf dem Rosa-Luxemburg-Platz in Berlin von der Bereitschaftspolizei „ab[ge]führt". Er hatte zuvor den Initiator Anselm Lenz „auf seinem Youtube-Kanal [...] interviewt und damit die Veranstaltung beworben".[59]

Wissenschaftliche Rezeption

Der Medienwissenschaftler John David Seidler widmet Jebsen in seiner Dissertation über die Geschichte von Verschwörungstheorien als Geschichte der Medien einen eigenen Abschnitt, in dem er neben dessen Behauptungen zu den Anschlägen vom 11. September auch seine Aussagen zu Medien und namentlich dem Internet analysiert. Jebsen argumentiere hierzu durchaus widersprüchlich, indem er einerseits das Internet als utopischen Gegenentwurf zu den Mainstreammedien feiere: Diese vergleiche er mit den gleichgeschalteten Medien der NS-Zeit, denn sie seien „damals wie heute, von den Eliten manipuliert"; andererseits aber knüpfe er an das Internet apokalyptisch anmutende Befürchtungen, da aufgrund der Gleichwertigkeit aller Meldungen in den sozialen Medien und deren zunehmenden Unterhaltungscharakters das Netz Gefahr laufe, „die größte Versklavungs-Methode der Menschheit zu werden": „Goebbels wäre heute vor allem als Drahtzieher bei Youtube, Facebook, Tumblr oder Twitter aktiv. Google würde Goegls heißen". In diesem Zusammenhang habe Jebsen im Januar 2014 auch Verständnis für den US-amerikanischen Terroristen Theodore Kaczynski und seine Briefbombenanschläge geäußert.[60]

Auszeichnungen

Einzelnachweise

  1. Ronald Galenza, Kerstin Topp, Philip Meinhold (Hg.): An, laut, stark! Fritz – Das Buch zum Radio. Berlin 2003, ISBN 3-89602-440-X, S. 56.
  2. a b Henning Kober: Hirnforschung statt Gewinnspiel. taz, 8. März 2004.
  3. Ken Jebsen, Mathias Bröckers: Der Fall Ken Jebsen oder Wie Journalismus im Netz seine Unabhängigkeit zurückgewinnen kann. Der Macher von KenFM im Gespräch mit Mathias Bröckers. Fiftyfifty, Frankfurt am Main 2016, ISBN 978-3-946778-00-4, S. 151 ff. und 166.
  4. TV Wunschliste: Ken Jebsen
  5. radio4u-online.de: Ken Jebsen
  6. Anja Popovic: Leute von Welt. Welt Online, 30. April 2001.
  7. WDR.de, Juni 2007: Preisträger Europäischer CIVIS Radiopreis 2007 (Memento vom 29. Oktober 2014 im Internet Archive )
  8. Antisemitismusvorwurf gegen Fritz-Moderator Ken Jebsen. Abgerufen am 26. August 2019. 
  9. Henryk M. Broder: „ich weis wer den holocaust als PR erfunden hat" Achgut.com, 6. November 2011
  10. a b Kurt Sagatz: Holocaust-PR?: Antisemitismusvorwurf gegen Fritz-Moderator Ken Jebsen. Der Tagesspiegel, November 2011.
  11. RBB nennt Antisemitisvorwürfe gegen Jebsen "haltlos". Abgerufen am 26. August 2019. 
  12. Ken Jebsen bleibt Moderator bei Fritz. rbb, 11. November 2011
  13. Ekkehard Kern: Moderator Jebsen muss Themen nun absprechen. Berliner Morgenpost, 12. November 2011.
  14. a b Christoph Richter: Wirbel um rbb-Radio-Moderator. Deutschlandfunk, 12. November 2011
  15. Robert Meyer: Rausschmiss eines Unbequemen. Neues Deutschland, 25. November 2011
  16. Stefan Warbeck gibt Programmverantwortung für rbb-Jugendprogramm „Fritz" ab – rbb trennt sich von Moderator Ken Jebsen. rbb, 23. November 2011
  17. Simon Hurtz: Ken Jebsen geht in die Offensive. Berliner Zeitung , 25. November 2011
  18. Felix Dachsel: Ken Jebsen und der RBB: „Ich benutze Humor als Waffe". taz, 20. Januar 2012
  19. Ken Jebsen: Kündigung rechtswidrig. Tagesspiegel, 22. Dezember 2011.
  20. RBB: Einigung außerhalb des Gerichts. Neue Osnabrücker Zeitung, 20. April 2012.
  21. Ex-RBB-Moderator fordert 100.000 Euro: Ken Jebsen gibt nicht auf. Berliner Zeitung, 11. Januar 2012
  22. Sebastian Leber: Der Coronavirus-Kosmos der Unvernünftigen. Volle Parks und Scharlatane. Der Tagesspiegel, 20. März 2020, abgerufen am 6. April 2020. 
  23. Wolfgang Storz: „Querfront" – Karriere eines politisch-publizistischen Netzwerks. OBS-Arbeitspapiere Nr. 18, 2015, ISSN 2365-1962 , S. 11–13, 26, 30–32 (PDF; 0,5 MB)
  24. John David Seidler: Die Verschwörung der Massenmedien: Eine Kulturgeschichte vom Buchhändler-Komplott bis zur Lügenpresse. transcript, 2016, ISBN 383763406X S. 299 f.
  25. Nik Afanasjew, Joachim Huber: Ex-RBB-Moderator Jebsen: „Israel will Endlösung für Palästina". Tagesspiegel, 7. April 2012.
  26. Elsa Koester und Sebastian Bähr: Antisemitismus bei Ken Jebsen: „Jebsen entmündigt sein Publikum". neues-deutschland.de , 14. Dezember 2017, Zugriff am 6. September 2019.
  27. a b Susanne Spahn: Analyse: Das Ukraine-Bild in Deutschland. Bundeszentrale für politische Bildung, 6. Juni 2016
  28. Martin Reeh: Ex-Attac-Aktivist über Montagsdemos: „Warum sollte ich pfeifen?" taz, 5. Mai 2014
  29. Markus Linden: Alles Lüge. The European, 11. November 2014
  30. Markus Linden: Gastkommentar – Krieger an der Tastatur. Süddeutsche Zeitung, 6. November 2015
  31. a b Markus Linden: Medialer Populismus: Im Netz der Wutbürger und Verschwörungstheoretiker. Frankfurter Allgemeine Zeitung, 2. Februar 2015
  32. Martin Höpner: Sozialnationalismus, Querfront, AfD light: Zur Verlotterung des politischen Diskurses. Makroskop. Kritische Analysen zu Politik und Wirtschaft, 1. April 2016
  33. Sebastian Leber: Mahnwachen in Berlin. Wie Verschwörungstheoretiker ticken. Tagesspiegel, 27. März 2017.
  34. Matthias Holland-Letz: Annäherung an ein Internet-Phänomen. Neues Deutschland, 14. Dezember 2017.
  35. Erik Peter: Kein Raum für Jebsen: Querfront-Preisverleihung abgesagt. taz, 14. November 2017
  36. Jebsen soll im Babylon geehrt werden. taz, 8. Dezember 2017
  37. Gerichtsurteil: Ehrung für Jebsen darf doch im Babylon stattfinden. Neues Deutschland, 8. Dezember 2017
  38. Anita Fünffinger: Antisemitismus bei der Linken? Streit in der Linkspartei. Bayerischer Rundfunk, 14. Dezember 2017
  39. Marcus Bensmann, Carol Schaeffer: Die AfD, das Coronavirus und die gesprengte Echokammer. In: Correctiv. 9. April 2020, abgerufen am 9. April 2020. 
  40. a b c d Susanne Spahn: Ukraine in the Russian Mass Media: Germany as an example of Russian information policy. In: Timm Beichelt, Susann Worschech (Hrsg.): Transnational Ukraine? Networks and Ties that Influence(d) Contemporary Ukraine. ibidem, Stuttgart 2016, ISBN 978-3-8382-0964-7, S. 211.
  41. Timo Stein: RT Deutsch: Keine Angst vor Propaganda. Cicero, 28. November 2014
  42. Propaganda für den Kreml: Putins deutsche Gehilfen. Spiegel Online, 29. April 2014.
  43. Thomas Korn, Andreas Umland: Russland: Jürgen Elsässer, Kremlpropagandist. Zeit Online, 19. Juli 2014
  44. Erik Peter: Neurechte „Friedensbewegung": Im Kampf gegen die Medien-Mafia. taz, 16. April 2014
  45. Preis für Ex-RBB-Moderator Ken Jebsen: Umgang mit Querfront-Aktivisten spaltet Linkspartei. Markus Decker im Gespräch mit Dieter Kassel. Deutschlandfunk Kultur, 14. Dezember 2017
  46. Frida Thurm: Die ganz eigene Welt der Montagsdemonstranten. Die Zeit, 22. April 2014
  47. Zitiert nach John David Seidler: Die Verschwörung der Massenmedien. Eine Kulturgeschichte vom Buchhändler-Komplott bis zur Lügenpresse. transcript, Bielefeld 2016, ISBN 978-3-8376-3406-8, S. 284 (abgerufen über De Gruyter Online).
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Personendaten
NAME Jebsen, Ken
KURZBESCHREIBUNG deutscher Fernseh- und Radiomoderator, freischaffender Journalist
GEBURTSDATUM 29. September 1966
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