Satz von Wolstenholme
Der Satz von Wolstenholme (nach Joseph Wolstenholme) ist eine Aussage aus dem mathematischen Teilgebiet der Zahlentheorie. Er lautet:
Ist {\displaystyle p\geq 5} eine Primzahl, so hat die harmonische Zahl
- {\displaystyle H(p-1)=1+{\frac {1}{2}}+{\frac {1}{3}}+{\frac {1}{4}}+\ldots +{\frac {1}{p-1}}}
einen durch {\displaystyle p^{2}} teilbaren Zähler (in vollständig gekürzter und daher auch in jeder anderen Darstellung als Quotient zweier ganzer Zahlen).[1] [2]
Beispiele, andere Formulierungen, Folgerungen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]Zur Veranschaulichung einige Beispiele:
- {\displaystyle p=7{\text{:}}\quad 1+{\tfrac {1}{2}}+{\tfrac {1}{3}}+{\tfrac {1}{4}}+{\tfrac {1}{5}}+{\tfrac {1}{6}}={\tfrac {49}{20}},} der Zähler {\displaystyle 49=1\cdot 7^{2}} ist durch {\displaystyle 7^{2}} teilbar.
- {\displaystyle p=13{\text{:}}\quad 1+{\tfrac {1}{2}}+{\tfrac {1}{3}}+{\tfrac {1}{4}}+{\tfrac {1}{5}}+{\tfrac {1}{6}}+{\tfrac {1}{7}}+{\tfrac {1}{8}}+{\tfrac {1}{9}}+{\tfrac {1}{10}}+{\tfrac {1}{11}}+{\tfrac {1}{12}}={\tfrac {86021}{27720}},} der Zähler {\displaystyle 86021=509\cdot 13^{2}} ist durch {\displaystyle 13^{2}} teilbar.
Der Satz von Wolstenholme ist äquivalent zu der Aussage, dass der Zähler von
- {\displaystyle 1+{\frac {1}{2^{2}}}+{\frac {1}{3^{2}}}+{\frac {1}{4^{2}}}+\ldots +{\frac {1}{(p-1)^{2}}}}
durch {\displaystyle p} teilbar ist.[3]
Eine Folgerung aus dem Satz ist die Kongruenz
- {\displaystyle {\binom {2p}{p}}\equiv 2\mod {p^{3}},}
die auch in der Form
- {\displaystyle {\binom {2p-1}{p-1}}\equiv 1\mod {p^{3}}}
geschrieben werden kann.
Wolstenholme-Primzahlen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]Eine Wolstenholme-Primzahl p ist eine Primzahl, die eine stärkere Fassung des Satzes von Wolstenholme erfüllt, genauer: die eine der folgenden äquivalenten Bedingungen erfüllt:[4]
- Der Zähler von
- {\displaystyle 1+{\frac {1}{2}}+{\frac {1}{3}}+\dots +{\frac {1}{p-1}}}
- ist durch {\displaystyle p^{3}} teilbar.
- Der Zähler von
- {\displaystyle 1+{\frac {1}{2^{2}}}+{\frac {1}{3^{2}}}+\dots +{\frac {1}{(p-1)^{2}}}}
- ist durch {\displaystyle p^{2}} teilbar.
- Es gilt die Kongruenz
- {\displaystyle {\binom {2p}{p}}\equiv 2\mod {p^{4}}.}
- Es gilt die Kongruenz
- {\displaystyle {\binom {2p-1}{p-1}}\equiv 1\mod {p^{4}}.}
- Der Zähler der Bernoulli-Zahl {\displaystyle B_{p-3}} ist durch {\displaystyle p} teilbar.
Die beiden bisher einzigen bekannten Wolstenholme-Primzahlen sind 16843 (Selfridge und Pollack 1964)[5] und 2124679 (Buhler, Crandall, Ernvall und Metsänkylä 1993).[6] Jede weitere Wolstenholme-Primzahl müsste größer als 109 sein.[7] Es wurde die Vermutung aufgestellt, dass unendlich viele Wolstenholme-Primzahlen existieren, und zwar etwa {\displaystyle \log(\log(x))} unterhalb {\displaystyle x} (McIntosh 1995).[8]
Verwandter Begriff
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]Betrachtet man nur Summanden mit ungeradem Nenner, also die Summe
- {\displaystyle 1+{\frac {1}{3}}+{\frac {1}{5}}+\dots +{\frac {1}{p-2}}}
für eine Primzahl {\displaystyle p\geq 3}, so ist der Zähler genau dann durch {\displaystyle p} teilbar, wenn die stärkere Form
- {\displaystyle 2^{p-1}\equiv 1\mod {p^{2}}}
des Satzes von Euler-Fermat gilt.[9] Derartige Primzahlen heißen Wieferich-Primzahlen.
Geschichte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]Aus dem Satz von Wilson folgt die Kongruenz
- {\displaystyle {\binom {np-1}{p-1}}\equiv 1{\pmod {p}}}
für jede Primzahl {\displaystyle p} und jede natürliche Zahl {\displaystyle n.}
Charles Babbage bewies 1819[10] die Kongruenz
- {\displaystyle {\binom {2p-1}{p-1}}\equiv 1{\pmod {p^{2}}}}
für jede Primzahl {\displaystyle p>2.}
Joseph Wolstenholme bewies 1862[1] die Kongruenz
- {\displaystyle {\binom {2p-1}{p-1}}\equiv 1{\pmod {p^{3}}}}
für jede Primzahl {\displaystyle p>3.}
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]- G. H. Hardy, E. M. Wright: An introduction to the theory of numbers. 6. Auflage. Oxford University Press, Oxford 2008, ISBN 978-0-19-921985-8 (englisch; revidiert von D. R. Heath-Brown und J. H. Silverman).
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]- The Prime Glossary: Wolstenholme prime (englisch)
- Eric W. Weisstein: Wolstenholme’s Theorem. In: MathWorld (englisch).
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]- ↑ a b J. Wolstenholme: On certain properties of prime numbers. In: The quarterly journal of pure and applied mathematics 5. 1862, S. 35–39 (englisch).
- ↑ Hardy, Wright: An introduction to the theory of numbers. 2008, S. 112 (englisch; Theorem 115).
- ↑ Hardy, Wright: An introduction to the theory of numbers. 2008, S. 114 (englisch; Theorem 117).
- ↑ Anthony Gardiner: Four problems on prime power divisibility. In: The American Mathematical Monthly 95. Dezember 1988, S. 926–931 (englisch).
- ↑ J. L. Selfridge, B. W. Pollack: Fermat’s last theorem is true for any exponent up to 25,000. In: Notices of the AMS 11. 1964, S. 97 (englisch; nur Zusammenfassung; 16843 nicht ausdrücklich angegeben).
- ↑ J. Buhler, R. Crandall, R. Ernvall, T. Metsänkylä: Irregular primes and cyclotomic invariants to four million. In: Mathematics of Computation 61. Juli 1993, S. 151–153 (englisch).
- ↑ Richard J. McIntosh, Eric L. Roettger: A search for Fibonacci-Wieferich and Wolstenholme primes. (PDF; 151 kB). In: Mathematics of Computation, 76, Oktober 2007, S. 2087–2094 (englisch).
- ↑ Richard J. McIntosh: On the converse of Wolstenholme’s theorem. (PDF; 190 kB). In: Acta Arithmetica, 71, 1995, S. 381–389 (englisch).
- ↑ Hardy, Wright: An introduction to the theory of numbers. 2008, S. 135 (englisch; Theorem 132).
- ↑ Charles Babbage: Demonstration of a theorem relating to prime numbers. In: The Edinburgh philosophical journal 1. 1819, S. 46–49 (englisch; „n+1.n+2.n+3..." bedeutet „(n+1)(n+2)(n+3)..."; die Umkehrung wird auch behauptet: „otherwise it is not", aber nicht bewiesen und ist falsch für Quadrate von Wolstenholme-Primzahlen).