Renzendorf
Renzendorf Gemeinde Schwalmtal
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Koordinaten: | 50° 42′ N, 9° 19′ O 50.7028444444449.3098361111111313Koordinaten: 50° 42′ 10′′ N, 9° 18′ 35′′ O |
Höhe: | 313 m ü. NHN |
Fläche: | 1,15 km2[1] |
Einwohner: | 183 (30. Juni 2017)[2] |
Bevölkerungsdichte: | 159 Einwohner/km2 |
Eingemeindung: | 31. Dezember 1971 |
Postleitzahl: | 36318 |
Vorwahl: | 06638 |
Renzendorf ist ein Ortsteil und Sitz der Gemeindeverwaltung der Gemeinde Schwalmtal im mittelhessischen Vogelsbergkreis.
Ortsgeschichte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]Mittelalter
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]Der Ort wird 1336 erstmals erwähnt. Erhalten ist diese Erwähnung in einem Kopiar aus dem 16. Jahrhundert. Dabei geht es um eine Abgabe in „Rentzendorff". In dem Eintrag wird auch eine Mühle erwähnt.[3] 1375 lautet in einem Kopiareintrag von 1448 der Ortsname „Renczendorff". Dabei geht es um Besitzungen der Riedesel,[4] ebenso wie 1467 „Rentzedorff".[5] Auch hier handelt es sich um einen Kopiareintrag, jetzt 16. Jahrhundert. 1707 wird erstmals die Siedlungsform Dorf für „Renzendorff" genannt: „des Dorffs Renzendorff".[6] Der Ortsname wird in der Namensforschung als „Siedlung des Renzo" gedeutet.[7]
Renzendorf ist seit Jahrhunderten durch gemeinsame Nutzung von Kirche und Schule eng mit dem Nachbarort Brauerschwend verbunden.
Neuzeit
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]Zu Beginn des 18. Jahrhunderts war der Ort dem Gericht Schwarz (heute Stadtteil von Grebenau) zugeordnet.
Die Statistisch-topographisch-historische Beschreibung des Großherzogthums Hessen berichtet 1830 über Renzendorf:
„Renzendorf (L. Bez. Alsfeld) evangel. Filialdorf; liegt an der Schwalm, 1 1⁄4 St. von Alsfeld, hat 17 Häuser und 112 Einwohner, die außer 1 Katholiken evangelisch sind, so wie 2 Mahlmühlen. Unter den Einwohnern sind 6 Bauern, 6 Bauern und Handwerker und 2 Taglöhner."[8]
Gebietsreform
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]Im Zuge der Gebietsreform in Hessen bildet Renzendorf zusammen mit weiteren acht zuvor selbständigen Ortschaften seit dem 31. Dezember 1971 die Gemeinde Schwalmtal.[9]
Territorialgeschichte und Verwaltung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]Die folgende Liste zeigt im Überblick die Territorien, in denen Renzendorf lag, bzw. die Verwaltungseinheiten, denen es unterstand:[1] [10] [11]
- vor 1567: Heiliges Römisches Reich, Landgrafschaft Hessen
- ab 1567: Heiliges Römisches Reich, Landgrafschaft Hessen-Marburg [12]
- 1604–1648: Heiliges Römisches Reich, strittig zwischen Landgrafschaft Hessen-Darmstadt und Landgrafschaft Hessen-Kassel (Hessenkrieg)
- ab 1604: Heiliges Römisches Reich, Landgrafschaft Hessen-Darmstadt, Oberamt Alsfeld, Gericht Schwarz[13]
- 1787: Heiliges Römisches Reich, Landgrafschaft Hessen-Darmstadt, Oberfürstentum Hessen, Oberamt Alsfeld, Amt Alsfeld[14]
- ab 1806: Rheinbund, Großherzogtum Hessen, Oberfürstentum Hessen, Oberamt Alsfeld, Amt Alsfeld[15] [16]
- ab 1812: Großherzogtum Hessen, Regierungsbezirk Gießen, Amt Alsfeld[17]
- ab 1815: Deutscher Bund, Großherzogtum Hessen, Provinz Oberhessen, Amt Alsfeld[18]
- ab 1821: Deutscher Bund, Großherzogtum Hessen, Provinz Oberhessen, Landratsbezirk Romrod (Trennung zwischen Justiz (Landgericht Alsfeld) und Verwaltung)[19]
- ab 1829: Deutscher Bund, Großherzogtum Hessen, Provinz Oberhessen, Landratsbezirk Alsfeld (Amtssitzverlegung)
- ab 1832: Deutscher Bund, Großherzogtum Hessen, Provinz Oberhessen, Kreis Alsfeld
- ab 1848: Deutscher Bund, Großherzogtum Hessen, Regierungsbezirk Alsfeld
- ab 1852: Deutscher Bund, Großherzogtum Hessen, Provinz Oberhessen, Kreis Alsfeld
- ab 1866: Norddeutscher Bund, Großherzogtum Hessen, Provinz Oberhessen, Kreis Alsfeld
- ab 1871: Deutsches Reich, Großherzogtum Hessen, Provinz Oberhessen, Kreis Alsfeld
- ab 1918: Deutsches Reich, Volksstaat Hessen, Provinz Oberhessen, Kreis Alsfeld
- ab 1945: Amerikanische Besatzungszone, Groß-Hessen, Regierungsbezirk Darmstadt, Kreis Alsfeld
- ab 1949: Bundesrepublik Deutschland, Land Hessen (seit 1946), Regierungsbezirk Darmstadt, Kreis Alsfeld
- am 31. Dezember 1971 wurde Renzendorf mit anderen Gemeinden zur neu gebildeten Gemeinde Schwalmtal zusammengeschlossen.
- ab 1972: Bundesrepublik Deutschland, Land Hessen, Regierungsbezirk Darmstadt, Vogelsbergkreis
- ab 1981: Bundesrepublik Deutschland, Land Hessen, Regierungsbezirk Gießen, Vogelsbergkreis
Gerichtszugehörigkeit seit 1803
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]In der Landgrafschaft Hessen-Darmstadt wurde mit Ausführungsverordnung vom 9. Dezember 1803 das Gerichtswesen neu organisiert. Für die Provinz Oberhessen wurde das Hofgericht Gießen als Gericht der zweiten Instanz eingerichtet. Die Rechtsprechung der ersten Instanz wurde durch die Ämter bzw. Standesherren vorgenommen und somit war für Renzendorf das Amt Alsfeld zuständig. Das Hofgericht war für normale bürgerliche Streitsachen Gericht der zweiten Instanz, für standesherrliche Familienrechtssachen und Kriminalfälle die erste Instanz. Übergeordnet war das Oberappellationsgericht Darmstadt.
Mit der Gründung des Großherzogtums Hessen 1806 wurde diese Funktion beibehalten, während die Aufgaben der ersten Instanz 1821 im Rahmen der Trennung von Rechtsprechung und Verwaltung auf die neu geschaffenen Landgerichte übergingen. „Landgericht Alsfeld" war daher von 1821 bis 1879 die Bezeichnung für das erstinstanzliche Gericht in Alsfeld, das heutige Amtsgericht, das für Renzendorf zuständig war.
Anlässlich der Einführung des Gerichtsverfassungsgesetzes mit Wirkung vom 1. Oktober 1879, infolge derer die bisherigen großherzoglich hessischen Landgerichte durch Amtsgerichte an gleicher Stelle ersetzt wurden, während die neu geschaffenen Landgerichte nun als Obergerichte fungierten, kam es zur Umbenennung in Amtsgericht Alsfeld und Zuteilung zum Bezirk des Landgerichts Gießen.[20] In der Bundesrepublik Deutschland sind die übergeordneten Instanzen das Landgericht Gießen, das Oberlandesgericht Frankfurt am Main sowie der Bundesgerichtshof als letzte Instanz.
Einwohnerentwicklung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]Renzendorf: Einwohnerzahlen von 1791 bis 2015 | ||||
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Jahr | Einwohner | |||
1791 | 95 | |||
1800 | 96 | |||
1806 | 80 | |||
1829 | 112 | |||
1834 | 97 | |||
1840 | 107 | |||
1846 | 99 | |||
1852 | 92 | |||
1858 | 82 | |||
1864 | 79 | |||
1871 | 87 | |||
1875 | 102 | |||
1885 | 88 | |||
1895 | 69 | |||
1905 | 79 | |||
1910 | 108 | |||
1925 | 108 | |||
1939 | 112 | |||
1946 | 217 | |||
1950 | 189 | |||
1956 | 179 | |||
1961 | 178 | |||
1967 | 175 | |||
1970 | 170 | |||
1980 | ? | |||
1990 | ? | |||
2000 | ? | |||
2005 | 206 | |||
2010 | 200 | |||
2011 | 195 | |||
2015 | 183 | |||
Datenquelle: Historisches Gemeindeverzeichnis für Hessen: Die Bevölkerung der Gemeinden 1834 bis 1967. Wiesbaden: Hessisches Statistisches Landesamt, 1968. Weitere Quellen: [1] ; Gemeinde Schwalmtal (aus Webarchiv):[2] ; Zensus 2011 [23] |
Religionszugehörigkeit
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]Politik
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]Ortsvorsteher ist Andreas Loll.[24]
Verkehr
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]Der Ortsteil besaß einen Haltepunkt am Streckenkilometer 66,9 der Bahnstrecke Gießen–Fulda. Renzendorf erhielt den Haltepunkt, nachdem der Nachbarort Brauerschwend es abgelehnt hatte, Gelände für einen Bahnhof zur Verfügung zu stellen, als im Jahre 1870 mit dem Bau der Bahnstrecke begonnen wurde.
Der Haltepunkt Renzendorf wurde zusammen mit dem Bahnhof Wallenrod im Rahmen des neuen Fahrplankonzeptes der Vogelsbergbahn zum Fahrplanwechsel 2011/2012 am 10. Dezember 2011 aufgelassen. Während Wallenrod noch als Betriebsbahnhof dient, wurde der Renzendorfer Haltepunkt komplett stillgelegt.[25] [26] Jedoch erinnern noch heute (2014) das Stationsschild und der ehemalige Bahnsteig an den einstigen Haltepunkt.
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]- Ortsteil Renzendorf im Internetauftritt der Gemeinde Schwalmtal.
- Renzendorf, Vogelsbergkreis. Historisches Ortslexikon für Hessen. In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
- Suche nach Renzendorf. In: Archivportal-D der Deutschen Digitalen Bibliothek
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]- ↑ a b c d Renzendorf, Vogelsbergkreis. Historisches Ortslexikon für Hessen. (Stand: 16. Oktober 2018). In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
- ↑ a b „Zahlen, Daten, Fakten". In: Internetauftritt. Gemeinde Schwalmtal, archiviert vom Original ; abgerufen im Juni 2018.
- ↑ Archiv Lauterbach Abt. 63.
- ↑ Eduard Erwin Becker: Riedeselsches Urkundenbuch. 1200–1500. Offenbach 1924. Regest, Nr. 192, S. 51.
- ↑ Eduard Erwin Becker: Riedeselsches Urkundenbuch. 1200–1500. Offenbach 1924. Regest, Nr. 1014, S. 218.
- ↑ StAD, Urkunden Oberhessen, Renzendorf.
- ↑ Lutz Reichardt: Die Siedlungsnamen der Kreise Gießen, Alsfeld und Lauterbach in Hessen. Namenbuch. Dissertation. Göppingen 1973. S. 301.
- ↑ a b c Georg Wilhelm Justin Wagner: Statistisch-topographisch-historische Beschreibung des Großherzogthums Hessen: Provinz Oberhessen. Band 3. Carl Wilhelm Leske, Darmstadt August 1830, OCLC 312528126, S. 239 (Google Buch).
- ↑ Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27.5.1970 bis 31.12.1982. W. Kohlhammer, Stuttgart / Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 347 (Statistische Bibliothek des Bundes und der Länder [PDF; 41,1 MB]).
- ↑ Michael Rademacher: Land Hessen. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com. Abgerufen am 1. Januar 1900
- ↑ Grossherzogliche Centralstelle für die Landesstatistik (Hrsg.): Beiträge zur Statistik des Großherzogtums Hessen. Band 13. G. Jonghause’s Hofbuchhandlung, Darmstadt 1872, OCLC 162730471, S. 12 ff. (Google Buch).
- ↑ Die Zugehörigkeit des Amtes Alsfeld anhand von Karten aus dem Geschichtlicher Atlas von Hessen: Hessen-Marburg 1567–1604., Hessen-Kassel und Hessen-Darmstadt 1604–1638. und Hessen-Darmstadt 1567–1866.
- ↑ Neue Erdbeschreibung. Dritter Theil, welcher das deutsche Reich nach seiner gegenwärtigen Staatsverfassung enthält. Joh. Carl Bohn, 1758, S. 1050 (online bei Google Books).
- ↑ a b Hessen-Darmstädter Staats- und Adresskalender 1791. Im Verlag der Invaliden-Anstalt, Darmstadt 1791, S. 177 (Online in der HathiTrust digital library).
- ↑ Wilhelm von der Nahmer: Handbuch des Rheinischen Particular-Rechts: Entwickelung der Territorial- und Verfassungsverhältnisse der deutschen Staaten an beiden Ufern des Rheins : vom ersten Beginnen der französischen Revolution bis in die neueste Zeit. Band 3. Sauerländer, Frankfurt am Main 1832, OCLC 165696316, S. 6 (Google Buch).
- ↑ a b Hessen-Darmstädter Staats- und Adresskalender 1806. Im Verlag der Invaliden-Anstalt, Darmstadt 1806, S. 228 (Online in der HathiTrust digital library).
- ↑ Eva Haberkorn, Friedrich Boss: Kreis Alsfeld 1821 - 1945 (= Repertorien Hessisches Staatsarchiv Darmstadt) Abt. G15 Alsfeld. S. 4 (PDF; 172 kB). In: Archivinformationssystem Hessen (Arcinsys Hessen), Stand: 1985, abgerufen am 21. Dezember 2017.
- ↑ Neuste Länder und Völkerkunde. Ein geographisches Lesebuch für alle Stände. Kur-Hessen, Hessen-Darmstadt und die freien Städte. Band 22. Weimar 1821, S. 414 (online bei Google Books).
- ↑ Georg W. Wagner: Statistisch-topographisch-historische Beschreibung des Großherzogthums Hessen: Provinz Oberhessen. Band 3. Carl Wilhelm Leske, Darmstadt 1830, S. 6 ff. (online bei Google Books).
- ↑ Verordnung zur Ausführung des Deutschen Gerichtsverfassungsgesetzes und des Einführungsgesetzes zum Gerichtsverfassungsgesetze vom 14. Mai 1879. In: Großherzog von Hessen und bei Rhein (Hrsg.): Großherzoglich Hessisches Regierungsblatt. 1879 Nr. 15, S. 197–211 (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 17,8 MB]).
- ↑ Hessen-Darmstädter Staats- und Adresskalender 1800. Im Verlag der Invaliden-Anstalt, Darmstadt 1800, S. 187 (Online in der HathiTrust digital library).
- ↑ Ph. A. F. Walther: Alphabetisches Verzeichniss der Wohnplätze im Grossherzogtum Hessen. G. Jonghaus, Darmstadt 1869, OCLC 162355422, S. 32 (Google Buch).
- ↑ Ausgewählte Daten über Bevölkerung und Haushalte am 9. Mai 2011 in den hessischen Gemeinden und Gemeindeteilen. (PDF; 1 MB) In: Zensus 2011. Hessisches Statistisches Landesamt, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 27. Oktober 2020; abgerufen im Februar 2020. Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1 @2 Vorlage:Webachiv/IABot/statistik.hessen.de
- ↑ Ortsbeirat Renzendorf. Abgerufen am 14. Dezember 2017.
- ↑ Lauterbacher Anzeiger vom 29. Januar 2010: Geschlossene Bahnhöfe bekommen Busse und Taxen @1 @2 Vorlage:Toter Link/www.lauterbacher-anzeiger.de (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im Mai 2019. Suche in Webarchiven) Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- ↑ Osthessen News vom 31. August 2011: Aus nach 142 Jahren? Pro Bahn & Bus gegen Bahnhofsschließung Wallenrod