Pitkävuori-Schanze
Pitkävuori-Schanze | |
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Pitkävuori-Schanze Vorlage:Infobox Sprungschanze/Wartung/Ganzer Bildlink | |
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Finnland Toni Nieminen,
Finnland Sami Nieminen [1]
Daten | |
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Anlauf | |
Turmhöhe | 57 m |
Neigung des Anlaufs (γ) | 37,5° |
Aufsprung | |
Konstruktionspunkt | 100 m |
Die Pitkävuori-Schanze (finnisch Pitkävuoren hyppyrimäki[2] ) ist eine Skisprungschanze im ehemaligen Skisprungzentrum Pitkävuori in der mittelfinnischen Stadt Jämsä. Die 1964 erbaute Schanze liegt südlich des Stadtzentrums im Teilort Kaipola und ist seit 1995 außer Betrieb. Die Schanze wurde meist für nationale Wettbewerbe genutzt und war Drehort für zwei Werbespots eines Automobilherstellers.
Geschichte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]Bau und Begleitumstände
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]Der Komplex Pitkävuori um die 1964 erbaute Großschanze war ein großes Skisprung- und Skizentrum in Jämsä. Gleichzeitig zur Großschanze wurden vier kleinere Schanzen erbaut. Bereits 1959 hatte der Ort begonnen, sich zum Skizentrum zu entwickeln. Damals gehörten zur Infrastruktur auch zwei Abfahrtspisten und Schlepplifte. Betreiber war der Sportverein Kaipolan Vire. Die Eröffnung der Schanze fand am 3. Januar 1965 statt.[3]
An der windanfälligen Schanze mussten die Wettbewerbe öfter ausgesetzt oder verlegt werden. Ebenfalls nachteilig war, dass Jämsä zwischen den beiden anderen konkurrierenden Skisprungzentren Lahti und Jyväskylä liegt. Daher wurde die Anlage auch nicht erneuert.[4]
Wettbewerbsbetrieb
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]Der norwegische Skispringer Torgeir Brandtzæg stützte am 24. März 1965 auf der Pitkävuori-Großschanze und verletzte sich dabei so schwer, dass er seine Karriere beenden musste.[5] Im Jahr 1986 wurde Matti Nykänen auf der Pitkävuori-Schanze Finnischer Meister im Skispringen auf der Großschanze.[6] 1991 wurde erneut die finnische Meisterschaft auf der Großschanze in Kaipola ausgetragen, bei der Ari-Pekka Nikkola als Sieger hervorging.[7]
Da die Springer bei vergleichsweise niedrigen Absprunggeschwindigkeiten von der Schanze einen Luftstand von rund zehn Metern hatten, wurde die Anlage 1994/95 aus Sicherheitsgründen stillgelegt. Im letzten auf der Großschanze ausgetragenen Springen egalisierte Toni Nieminen den Schanzenrekord von 111 Metern seines Bruders Sami Nieminen.[1]
Werbespot-Drehort und Nachnutzung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]Weltweite Beachtung fand die Schanze, als 1986 der Autohersteller Audi einen sehr bekannten Werbespot drehte. Dazu fuhr der Rallyefahrer Harald Demuth mit einem Audi 100 CS quattro mit 136 PS die Schanze hinauf und überwand 48 Höhenmeter bei einer Steigung von über 80 %. Das gewichtsreduzierte Auto war mit Spikereifen ausgestattet, aber ansonsten ein reguläres Serienfahrzeug. Eine Seilbremse sicherte das Fahrzeug am obersten Punkt gegen Zurückrutschen. Um die Aufnahmen zu realisieren, wurden in vier Drehtagen die Szene insgesamt 17 Mal wiederholt. Der fertige Werbespot wurde sowohl im Kino als auch im Fernsehen gezeigt.[8]
Im Winter 2005 kam es an dieser Schanze mit einem Audi A6 C6 4.2 quattro zu einem Remake dieses Werbespots.[9] Um den Dreh zu ermöglichen, wurden umfangreiche Ausbesserungsarbeiten an der maroden Schanze durchgeführt.[4]
Am 8. Oktober 2009 brannte der Kampfrichterturm ab.[2] Versuche der Gemeinde, die Schanze an einen privaten Investor zu verkaufen, der von vom Sprungturm Bungeesprünge anbieten sollte, scheiterten aus ökonomischen Erwägungen.[10]
Beschreibung und technische Daten
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]Der 57 Meter hohe Schanzenturm besteht aus einem Betonschaft mit quadratischem Grundriss. Der Turmkorb ist eine auskragende, polygonale Kanzel, die im oberen Teil durchgehend Fenster aufweist. Das flache Dach bildet den Abschluss und beherbergt diverse Antennen. Der Anlauf wird von vier massiven Betonpfeilern gestützt. Die ins Tal leicht aufspreizende Aufsprungbahn befindet sich nicht, wie sonst üblich auf dem Berghang, sondern ist eine eigene Betonkonstruktion, die von sechs dünnen Pfeilerpaaren seitlich gestützt wird. Der Schanzenturm beherbergte in der Zeit des Betriebes der Anlage auch ein Aussichts-Café.[3]
Die inmitten eines Waldgebiets exponiert stehende Pitkävuori-Großschanze hat eine Anlaufneigung von 37,5°. Westlich der Großschanze mit dem Konstruktionspunkt (K-Punkt) von 100 stehen noch vier weitere Schanzen, und zwar K 55, K 25, K 15, K 8. Diese sind jedoch ebenfalls außer Betrieb.
Internationale Wettbewerbe
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]Folgende internationale Wettbewerbe wurde auf der Pitkävuori-Großschanze ausgetragen:
Datum | Sieger | Zweiter | Dritter | Beleg |
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16. März 1966 | Finnland Niilo Halonen | Norwegen Bjørn Wirkola | Finnland Keijo Laiho | [11] |
7. März 1968 | Finnland Raimo Ekholm | Tschechoslowakei Rudolf Doubek | Finnland Seppo Reijonen | [12] |
5. März 1969 | Sowjetunion 1955 Anatoli Scheglanow | Finnland Osmo Leivo | Finnland Juhani Ruotsalainen | [13] |
Siehe auch
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]- Pitkävuori-Schanze auf Skisprungschanzen.com
- Mittelfinnischer Schanzenwochen-Wettbewerb auf der Pitkävuori-Schanze (Videobeitrag)
- Making-of Audi 100 Werbespot auf der Pitkävuori-Schanze (Videobeitrag)
- Historisches Bildmaterial der Pitkävuori-Schanze
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]- ↑ a b Skisprungschanzen in Kaipola, aufgerufen am 12. Februar 2025
- ↑ a b iltalehti.fi: Pitkävuoren hyppyrimäen tuomaritorni paloi Jämsässä (finnisch), Artikel vom 8. Oktober 2009, aufgerufen am 12. Februar 2025.
- ↑ a b Kuskusuomalainen: Pitkävuoren suurmäen avajaiskisa Kaipolassa oli oiva kenraaliharjoitus tuleville SM-kisoille, Artikel vom 20. Januar 2025, aufgerufen am 13. Februar 2025.
- ↑ a b Yle: Kaipolan hurja hyppyri on enää rujo muisto entisestä – Toni Nieminen: "Se aiheutti pelonsekaista jännitystä", (finnisch) Beitrag vom 26. Januar 2024, aufgerufen am 12. Februar 2025.
- ↑ Arne Thoresen: Lengst gjennom lufta. Versal Forlag, Oslo 2007, ISBN 978-82-8188-030-6, S. 145
- ↑ Markku Siukonen, Matti Ahola: Urheilun vuosikirja 8, Gummerus, 1987. ISBN 978-951-20-2930-3, S. 234–235.
- ↑ Markku Siukonen, Matti Ahola: Urheilun vuosikirja 13, Spartakus Oy, 1992. ISBN 951-96269-2-1, S. 250.
- ↑ Der Spiegel: Draußen vor, Artikel vom 6. Juli 1986, aufgerufen am 12. Februar 2025.
- ↑ Pressemeldung Audi AG: 19 Jahre nach dem legendären Werbespot: Audi bricht erneut den Schanzenrekord, Meldung vom 4. März 2005, aufgerufen am 12. Februar 2025.
- ↑ iltalehti.fi: Mykistävä betonimonumentti rappeutuu Tampereen ja Jyväskylän välisen tien varrella: "Se pelotti kovempaakin jätkää" (finnisch), Artikel vom 4. Februar 2023, aufgerufen am 12. Februar 2025.
- ↑ Halonen slo Wirkola igar. In: Drammens Tidende og Buskeruds blad. 17. März 1966, Seite 11. Abrufbar unter: nb.no (norwegisch).
- ↑ Ergebnis Kaipola 07.03.1968. in der Datenbank von wyniki-skoki.hostingasp.pl. Abgerufen am 11. Januar 2025 (polnisch).
- ↑ Ergebnis Kaipola 05.03.1969. in der Datenbank von wyniki-skoki.hostingasp.pl. Abgerufen am 12. Januar 2025 (polnisch).