Opal (Programmiersprache)

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OPAL (Optimized Applicative Language) ist eine funktionale Programmiersprache, die 1986 an der TU Berlin unter der Leitung von Peter Pepper entwickelt wurde. Die Sprache diente dort vor allem als Testumgebung. Anfangs ging es zunächst darum, die Sprache effizient zu implementieren. Später wurde das komplette Feld funktionaler Konzepte mit einbezogen. Dazu gehören insbesondere:

Im Gegensatz zu anderen funktionalen Sprachen wie Haskell ist OPAL nicht standardisiert. Das erlaubt den Entwicklern, viel mit diversen Merkmalen, die sie für interessant erachten, zu experimentieren.

Der grobe Aufbau eines OPAL-Programms

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OPAL-Programme (Strukturen, siehe auch Algebraische Struktur) bestehen aus einem Signaturteil (Dateiendung .sign) und einem Implementationsteil (Dateiendung .impl). Im Signaturteil werden die Sorten sowie die Definitions- und Wertebereiche aller Funktionen beschrieben. Hierzu wird das Schlüsselwort FUN gebraucht:

FUNf:nat**nat->nat

deklariert beispielsweise eine Funktion f, deren Definitionsbereich ein Tupel aus zwei Werten vom Typ nat (für natürliche Zahlen) und deren Wertebereich ebenfalls die Sorte nat darstellt. Das Schlüsselwort FUN darf auch im Implementationsteil stehen, solche Funktionen können dann aber nur in der jeweiligen Struktur verwendet werden.

Im Quellcode werden die Funktionen mit dem Schlüsselwort DEF implementiert (siehe Beispiele). Ebenfalls in der Implementation wird mit dem Wort DATA ein selbstdefinierter Datentyp beschrieben, dessen Signatur in der .sign-Datei mittels TYPE auch global bekanntgegeben werden kann.

Ein Beispiel für eine Implementierung der Fibonaccifunktion unter Verwendung einer Lambda-Abstraktion:

DEFfibo==\\n.
IFn=0THEN0
IFn=1THEN1
IFn>=2THENfibo(n-1)+fibo(n-2)FI

Eine effizientere Implementierung der obigen Folge unter Verwendung von Dijkstra-IF sowie Overloading.

FUNfib:nat->nat
DEFfib(x)==
IFx=0THEN0
IFx=1THEN1
IFx>1THENfib(2,1,1,x)
FI
FUNfib:nat**nat**nat**nat->nat
--idx:momentanerIndex
--p1:fib(idx)
--p2:fib(idx-1)
--max:derIndexdeszuberechnendenFolgengliedes
--Beispiel:fib(6)->fib(2,1,1,6)->fib(3,2,1,6)->fib(4,3,2,6)->
--fib(5,5,3,6)->fib(6,8,5,6)=>8
DEFfib(idx,p1,p2,max)==
IFidx<maxTHENfib(idx+1,p1+p2,p1,max)
IFidx=maxTHENp1
FI

Ein Beispiel für eine Implementierung des Quicksortalgorithmus:

FUNsort:seq[nat]->seq[nat]
DEFsort(<>)==<>
--DieleereSequenz(geschriebenals<>)istbereitssortiert
DEFsort(a::R)==
LET
Small==(_<a)|R
--SeiSmalldieSequenzR,gefiltertmitderFunktion"< a".SmallbestehtdamitausallenElementeninR,diekleinersindalsa
--SmallentstehtausderApplikationderFunktion"|"(Filter)aufdieArgumente"(_ < a)",einerFunktionnat->bool,undderSequenz"R"
--OpalerlaubtdiePrefix-,Infix-undPostfix-Notation,sowiedieVergabevonIdentifikatorenausSonderzeichen.
--Dero.a.Ausdruckistidentischzu"| ( _ < a, R)"
Medium==a::(_=a)|R
--MediumenthältdasersteElementaundalleElementeinR,diegleichasind
Large==(_>a)|R
--LargeistdanndieSequenz,diealleZahlenausRenthält,diegrößeralsasind
IN
sort(Small)++Medium++sort(Large)
--DasResultatistdieKonkatenationderihrerseitssortiertenSequenzSmall,MediumunddersortiertenSequenzLarge.

Ein Beispiel für eine Implementierung des Selectionsortalgorithmus:

FUNssort:seq[nat]->seq[nat]
DEFssort(<>)==<>
DEFssort(liste)==
LET
minimum==min(liste)
restliste==cut(minimum,liste)
IN
minimum::ssort(restliste)
FUNcut:nat**seq[nat]->seq[nat]
DEFcut(x,a::A)==
IFa=xTHENA
ELSEa::cut(x,A)FI
FUNmin:seq[nat]->nat
DEFmin(a::A)==minHelp(a,A)
FUNminHelp:nat**seq[nat]->nat
DEFminHelp(a,<>)==a
DEFminHelp(a,A)==
IFa<ft(A)THENminHelp(a,rt(A))
ELSEminHelp(ft(A),rt(A))FI

Ein Beispiel für eine Implementierung des Insertionsortalgorithmus:

FUNisort:seq[nat]->seq[nat]
DEFisort(<>)==<>
DEFisort(a::A)==ainsertisort(A)
FUNinsert:nat**seq[nat]->seq[nat]
DEFxinsert<>==x::<>
DEFxinsert(a::A)==
IFx<=aTHENx::(a::A)
ELSEa::(xinsertA)
FI

Ein Beispiel für eine Implementierung des Mergesortalgorithmus:

FUNmsort:seq[nat]->seq[nat]
DEFmsort(<>)==<>
DEFmsort(a::<>)==a::<>
DEFmsort(liste)==
LET
i==#(liste)/2
(links,rechts)==split(i,liste)
IN
msort(links)mergemsort(rechts)
FUNmerge:seq[nat]**seq[nat]->seq[nat]
DEF<>merge<>==<>
DEFamerge<>==a
DEF<>mergea==a
DEF(a::A)merge(b::B)==
IFa<=bTHENa::(Amerge(b::B))
ELSEb::(Bmerge(a::A))
FI

Beispiele für Datentypen

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Während in der Theorie zwischen verschiedenen Formen von Datentypen unterschieden wird, hat OPAL nur ein Konstrukt, um eigene Typen zu definieren.

Ein Beispiel für eine Implementierung eines Produkttyps

DATApoint3D==point3D(x:real,y:real,z:real)

... eines Summentyps

DATAobject3D==cube(width:real,height:real,length:real,location:point3D)
cylinder(height:real,radius:real,location:point3D)
sphere(radius:real,location:point3D)

... eines Aufzählungstyps

DATAtraffic_light==red
yellow
green

Datentypdeklarationen (TYPE) ersetzt der OPAL-Compiler intern durch die sogenannte „induzierte Signatur". Das Schlüsselwort DATA fügt auch Implementierungen der Funktionen hinzu, die dem Programmierer dann die Möglichkeit geben, Werte der selbstdefinierten Sorte zu erzeugen, auf die einzelnen Elemente der Datenstruktur zuzugreifen und zwischen Varianten zu unterscheiden:

Z. B. die induzierte Signatur für den Summentyp

--Sorte
SORTobject3D
--Konstruktorfunktionen
FUNcube:real**real**real**point3D->object3D
FUNcylinder:real**real**point3D->object3D
FUNsphere:real**point3D->object3D
--Selektorfunktionen
FUNwidthheightlengthradius:object3D->real
FUNlocation:object3D->point3D
--Diskriminatorfunktionen
FUNcube?:object3D->bool
FUNcylinder?:object3D->bool
FUNsphere?:object3D->bool
  • Peter Pepper: Funktionale Programmierung in OPAL, ML, HASKELL und GOFER. Springer-Verlag, 1999, ISBN 3-540-64541-1
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