Nerode-Relation

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Die Nerode-Relation (auch: Nerode-Kongruenz oder Nerode-Rechtskongruenz) ist eine Äquivalenzrelation auf den Präfixen einer formalen Sprache, die in der Theoretischen Informatik untersucht wird.

Sie ist nach Anil Nerode benannt.

Gegeben sei eine Sprache L {\displaystyle L} {\displaystyle L} über dem Alphabet Σ {\displaystyle \Sigma } {\displaystyle \Sigma }. Die Nerode-Relation L {\displaystyle \sim _{L}} {\displaystyle \sim _{L}} (auch {\displaystyle \sim } {\displaystyle \sim }, falls L {\displaystyle L} {\displaystyle L} aus dem Kontext klar wird) ist definiert durch:

Zwei Wörter sind bezüglich der Nerode-Relation genau dann äquivalent zueinander, wenn sie beide durch exakt dieselben Suffixe zu Wörtern der Sprache L {\displaystyle L} {\displaystyle L} ergänzt werden.
Umgangssprachlich: zwei Worte sind genau dann bez. der Nerode-Relation äquivalent zueinander, wenn sie sich auf beliebige Suffixe zu Worten z Σ {\displaystyle z\in \Sigma ^{*}} {\displaystyle z\in \Sigma ^{*}} „gleich verhalten", d. h., beide Worte sind in der Sprache oder nicht.

Formal gilt also für alle x , y Σ {\displaystyle x,y\in \Sigma ^{*}} {\displaystyle x,y\in \Sigma ^{*}}:

x L y ( z Σ :   x z L y z L ) {\displaystyle x\sim _{L}y\iff (\forall z\in \Sigma ^{*}:\ xz\in L\iff yz\in L)} {\displaystyle x\sim _{L}y\iff (\forall z\in \Sigma ^{*}:\ xz\in L\iff yz\in L)}

Äquivalenzklasse

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Die Äquivalenzklasse [ x ] {\displaystyle [x]} {\displaystyle [x]} eines x Σ {\displaystyle x\in \Sigma ^{*}} {\displaystyle x\in \Sigma ^{*}} bezüglich der Nerode-Relation ist definiert als Menge aller Wörter y Σ {\displaystyle y\in \Sigma ^{*}} {\displaystyle y\in \Sigma ^{*}}, die bezüglich der Nerode-Relation äquivalent zu x {\displaystyle x} {\displaystyle x} sind. Es gilt also:

[ x ] = { y Σ x L y } {\displaystyle [x]=\{y\in \Sigma ^{*}\mid x\sim _{L}y\}} {\displaystyle [x]=\{y\in \Sigma ^{*}\mid x\sim _{L}y\}}

Der Index einer Nerode-Relation ist die Anzahl der vorhandenen Äquivalenzklassen.

Gegeben sei die durch den regulären Ausdruck 0 1 {\displaystyle 0^{\star }1^{\star }} {\displaystyle 0^{\star }1^{\star }} definierte Sprache über dem Alphabet { 0 , 1 } {\displaystyle \{0,1\}} {\displaystyle \{0,1\}}. Diese Sprache induziert genau drei Äquivalenzklassen:

  • [ 0 ] {\displaystyle [0]} {\displaystyle [0]}, enthält alle Präfixe, welche aus Folgen von Nullen oder dem leeren Wort ϵ {\displaystyle \epsilon } {\displaystyle \epsilon } bestehen (also { 0 } {\displaystyle \{0\}^{*}} {\displaystyle \{0\}^{*}}).
  • [ 1 ] {\displaystyle [1]} {\displaystyle [1]}, besteht aus Wörtern, die mit 0en oder ϵ {\displaystyle \epsilon } {\displaystyle \epsilon } beginnen und mit 1en enden (also { 0 } { 1 } + {\displaystyle \{0\}^{*}\{1\}^{+}} {\displaystyle \{0\}^{*}\{1\}^{+}})
  • [ 10 ] {\displaystyle [10]} {\displaystyle [10]}, welche aus allen illegalen Präfixen besteht; das sind alle Wörter, die 10 enthalten (also { 0 , 1 } { 10 } { 0 , 1 } {\displaystyle \{0,1\}^{*}\{10\}\{0,1\}^{*}} {\displaystyle \{0,1\}^{*}\{10\}\{0,1\}^{*}}).

Weitere Beispiele finden sich in dem Artikel über den Satz von Myhill-Nerode.

Die Nerode-Relation bildet den Ausgangspunkt für den Satz von Myhill-Nerode, mit dem sich bestimmen lässt, ob eine Sprache regulär ist oder nicht. Der Satz besagt, dass eine Sprache genau dann regulär ist, wenn es endlich viele Äquivalenzklassen bezüglich der Nerode-Relation gibt.[1]

Die Relation wird außerdem verwendet, um zu einer gegebenen regulären Sprache L {\displaystyle L} {\displaystyle L} einen minimalen deterministischen endlichen Automaten zu konstruieren, also einen Automaten, der möglichst wenige Zustände besitzt. Der so konstruierte Automat enthält exakt ind ( L ) {\displaystyle \operatorname {ind} (\sim _{L})} {\displaystyle \operatorname {ind} (\sim _{L})} Zustände. Dabei können Zustände auftreten, die vom Startzustand aus unerreichbar sind; nach Entfernung dieser hat der Automat tatsächlich die minimale Anzahl an Zuständen.

Einzelnachweise

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]
  1. Uwe Schöning: Theoretische Informatik – kurz gefasst. 5. Auflage. Spektrum Akademischer Verlag, Heidelberg 2008, ISBN 978-3-8274-1824-1, S. 34. 
Abgerufen von „https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Nerode-Relation&oldid=230313991"