Marla-Svenja Liebich
Marla-Svenja Liebich (* 1972 in Halle (Saale), Geburtsname Sven Liebich) ist in Deutschland in der rechtsextremen Szene aktiv und wurde durch Provokationen bundesweit bekannt. Liebich gilt als eine der prägenden Figuren der rechtsextremen Szene in Sachsen-Anhalt. Die von Liebich organisierten Demonstrationen führten wiederholt zu Gegenprotesten, bei denen Personen der Zivilgesellschaft, Kirchen und antifaschistische Gruppen auf die Straße gingen. Liebichs Änderung des Geschlechtseintrags wurde aufgrund vorangegangener queerfeindlicher Äußerungen Liebichs als Provokation aufgefasst.
Leben
Liebich wuchs in Halle (Saale) auf und hat zwei Schwestern.[1] Liebich war anfangs beim Finanzamt tätig. Bereits in den 1990er-Jahren trat Liebich durch Aktivitäten in rechtsextremen Kreisen in Erscheinung, zunächst als Kopf des Netzwerkes Blood and Honour in Sachsen-Anhalt[2] . Mitte der 1990er-Jahre baute Liebich einen Versandhandel für Rechtsrock auf und betrieb bis zur Gewerbeuntersagung durch die Stadt Halle im Jahr 2023 den Hetzblog Halle Leaks[3] und den Versandhandel l & h-shirtzshop GmbH, der vor allem durch hetzerische Slogans auf T-Shirts und Buttons Aufmerksamkeit erregte.[4]
Im Januar 2025 wurde Liebichs Änderung des Vornamens und des Geschlechtseintrages auf „weiblich" gültig und öffentlich.[5] [6] Der Jurist Christian Rath bezeichnete die Änderung des Geschlechtseintrags als „missbräuchlich" sowie als „reine Provokation". „Wer das Geschlecht nur zu Provokationszwecken ändert, wird im Strafvollzug voraussichtlich weiter als Mann behandelt." Liebich selbst nannte queere Menschen „Parasiten der Gesellschaft".[7]
Wirken
Rechtsextremismus in Sachsen-Anhalt
Seit Anfang der 2000er-Jahre ist Liebich in Halle rechtsextremistisch aktiv und entwickelte sich zu einer zentralen Neonazifigur in Sachsen-Anhalt.[8] Liebich organisierte zahlreiche Demonstrationen, vor allem in Halle (Saale), unter anderem gegen die Asylpolitik der Bundesregierung, die Europäische Union und nannte die Medien wiederholt „Lügenpresse". Dabei fiel Liebich regelmäßig durch das Verbreiten von Verschwörungstheorien, Antisemitismus, rassistischen, homophoben Aussagen und Beleidigungen auf. Zu Liebichs Positionen gehörte unter anderem eine Unterstützung des russischen Angriffskrieges in der Ukraine. Liebich zeigte mehrfach das Z-Propagandasymbol.
Kritiker werfen Liebich vor, gezielt zu polarisieren und eine Stimmung der Einschüchterung in Halle und Umgebung zu fördern. Liebichs Aktionen sind laut Verfassungsschutzbericht 2022 und 2023 des Verfassungsschutz Sachsen-Anhalt bundesweit „ohne Beispiel" und der Verfassungsschutzbericht widmet Liebich im Bereich Rechtsextremismus jährlich ein eigenes mehrseitiges Unterkapitel.[4] [9]
Positionen und Wirken in der COVID-19-Pandemie
Ab Mai 2020 verbreitete Liebich Verschwörungstheorien insbesondere zur COVID-19-Pandemie in Deutschland und organisierte Proteste gegen Schutzmaßnahmen zur COVID-19-Pandemie in Deutschland mit oder rief dazu auf.[10]
Des Weiteren tätowierte sich Liebich während der Corona-Pandemie einen Judenstern mit dem Wort „ungeimpft" und vertrieb derartige Sternanstecker auch im eigenen Onlineshop. Die Gleichsetzung der Judenverfolgung mit der Behandlung „Ungeimpfter" während der Corona-Pandemie sorgte für Entsetzen. Es folgten eine Durchsuchung des Onlineshops und eine Anzeige wegen Volksverhetzung.[11]
Liebich galt als eine zentrale Person der Querdenker-Bewegung in Halle.[12]
Rechtliche Konsequenzen
Liebich war mehrfach Ziel strafrechtlicher Ermittlungen. Die Vorwürfe lauteten unter anderem Volksverhetzung, Beleidigung und die Verbreitung von verfassungsfeindlicher Propaganda. In mehreren Verfahren wurde Liebich verurteilt, darunter zu Geldstrafen und Bewährungsstrafen, unter anderem wegen Volksverhetzung. Nachdem Liebich Baseballschläger mit der Aufschrift „Abschiebehelfer" vertrieben hatte sowie wegen weiterer Taten wurde Liebich 2023 erstinstanzlich zu einem Jahr und sechs Monaten Haft ohne Bewährung verurteilt.[13] Als Berufungsinstanz bestätigte das Landgericht Halle im August 2024 das Urteil, woraufhin Liebich Revision beantragte.[14] Nachdem Liebich auf einer Coronademonstration einen Fotografen tätlich angegriffen hatte, wurde Liebich zudem vom Amtsgericht Leipzig zu einer siebenmonatigen Haftstrafe ohne Bewährung verurteilt. Auch in diesem Fall ging Liebich in Berufung. Das Urteil des Landgerichts Leipzig steht mit Stand von Mitte Januar 2025 noch aus.[7]
Einzelnachweise
- ↑ Felix Huesmann: Wie ein Neonazi das Selbstbestimmungsgesetz für einen PR-Stunt nutzt. In: rnd.de. RedaktionsNetzwerkDeutschland, 16. Januar 2025, abgerufen am 17. Januar 2025.
- ↑ Stephanie Heide: Svens Welt. In: der rechte rand. 1. März 2021, abgerufen am 16. Januar 2025.
- ↑ mdr.de: Podcast Extrem rechts: Folge 5 zum Nachlesen | MDR.DE. Abgerufen am 17. Januar 2025.
- ↑ a b Verfassungsschutzbericht 2023. (PDF) In: Verfassungsschutzbericht des Landes Sachsen-Anhalt. Verfassungsschutz Sachsen-Anhalt, 26. November 2024, abgerufen am 16. Januar 2025.
- ↑ Marcel Laskus: Aus Sven wird Marla-Svenja. Süddeutsche Zeitung, 16. Januar 2025, abgerufen am 16. Januar 2025.
- ↑ Queerfeindlicher Rechtsextremist Sven Liebich hat Geschlechtseintrag ändern lassen. queer.de, 15. Januar 2025, abgerufen am 18. Januar 2025.
- ↑ a b Christian Rath: Missbräuchliche Geschlechtsänderung: Reine Provokation. In: taz.de. 17. Januar 2025, abgerufen am 19. Januar 2025.
- ↑ Fabian Dietrich: Halle mal herhören. In: Bundeszentrale für politische Bildung (Hrsg.): Fluter. Nr. 63, 1. Juni 2017, S. 39–41.
- ↑ Verfassungsschutz Sachsen Anhalt: Verfassungsschutzbericht 2022. (PDF) Ministerium für Inneres des Landes Sachsen-Anhalt, abgerufen am 16. Januar 2025.
- ↑ mdr.de: Halle, 9. Oktober - das Jahr danach | MDR.DE. Abgerufen am 17. Januar 2025.
- ↑ Konrad Litschko: Razzia gegen rechten Provokateur. Tageszeitung, 28. April 2022, abgerufen am 17. Januar 2025.
- ↑ Konrad Litschko: Neonazis in der Corona-Protestbewegung: Ohne Abstand. In: Die Tageszeitung: taz. 31. März 2021, ISSN 0931-9085 (taz.de [abgerufen am 17. Januar 2025]).
- ↑ Prozess gegen Rechtsextremisten: Liebich und Staatsanwaltschaft legen Berufung ein. In: MDR Nachrichten. Mitteldeutscher Rundfunk, 24. Juli 2023, abgerufen am 17. Januar 2025.
- ↑ Thomas Vorreyer: Haftstrafe für Rechtsextremist Sven Liebich vorerst nicht rechtskräftig. In: MDR Nachrichten. Mitteldeutscher Rundfunk, 12. August 2024, abgerufen am 16. Januar 2025.
Personendaten | |
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NAME | Liebich, Marla-Svenja |
ALTERNATIVNAMEN | Liebich, Sven (Geburtsname) |
KURZBESCHREIBUNG | deutsche in der rechtsextremen Szene aktive Person |
GEBURTSDATUM | 1972 |
GEBURTSORT | Halle (Saale) |