Khartoum (Dokumentarfilm)

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Film
Titel Khartoum
Produktionsland Sudan, Vereinigtes Königreich, Deutschland, Katar
Erscheinungsjahr 2025
Länge 80 Minuten
Stab
Regie Anas Saeed, Rawia Alhag, Ibrahim Snoopy, Timeea M. Ahmed, Phil Cox
Drehbuch Phil Cox
Produktion Giovanna Stopponi, Talal Afifi
Musik James Preston
Schnitt Yusef Jubeh
Besetzung
Khadmallah, Majdi, Jawad, Lokain, Wilson

Khartoum ist ein sudanesischer Dokumentarfilm unter der Regie von Anas Saeed, Rawia Alhag, Ibrahim Snoopy, Timeea Mohamed Ahmed und Phil Cox aus dem Jahr 2025. Der Film zeigt das Leben von fünf Menschen aus der sudanesischen Hauptstadt Khartum vor, während und nach der Vertreibung der Bevölkerung Khartums, zu der es im Rahmen des Kriegs kam, der am 15. April 2023 im Sudan begann.

Er feierte am 27. Januar 2025 seine Weltpremiere auf dem Sundance Film Festival 2025 in der Sektion World Documentary Competition. Im Februar 2025 wurde er auf der Berlinale in der Sektion Berlinale Panorama Dokumente erstmals in Europa gezeigt.

Der Dokumentarfilm zeigt in vier Erzählsträngen das Leben von Menschen in Khartum vor, während und nach der Vertreibung der Bevölkerung Khartums, zu der es im Rahmen des Kriegs kam, der am 15. April 2023 im Sudan begann. Die Protagonisten sind fünf Menschen, die durch diesen Krieg aus Khartum vertrieben wurden: ein Verwaltungsangestellter, eine Straßenverkäuferin mit einem Teestand, ein Freiwilliger des Widerstandskomitees und zwei Straßenjungen. Der Soundtrack des Films ist mit bekannten sudanesischen Liedern und Hymnen durchsetzt.

Im Oktober 2021 kam es im Sudan zu einem Militärputsch, welcher der seit 30 Jahren im Sudan bestehenden Demokratie ein Ende setzte. Am 15. April 2023 begann im Sudan ein Krieg zwischen zwei militärischen Fraktionen, der regulären Armee (SAF) und den paramilitärischen „Schnellen Unterstützungskräften" (RSF). Er entwickelte sich rasch zu einem Häuserkampf in der Hauptstadt Khartum. Auch in anderen Landesteilen, vor allem in Darfur, herrschte Chaos. Die UN sprechen von Kriegsverbrechen beider Seiten. Niemand weiß, wie viele Todesopfer es gegeben hat.[1] Die Kämpfe wurden vor allem in der Hauptstadt Khartum ausgetragen. Der Staat kollaborierte und Khartum wurde weitgehend zerstört und entvölkert. So gut wie die gesamte Mittelschicht und Elite flüchteten aus der Stadt. Viele Menschen verließen das Land ganz.[2]

Regie führten Anas Saeed, Rawia Alhag, Ibrahim Snoopy, Timeea M. Ahmed und Phil Cox. Das Drehbuch stammt von Phil Cox. Die Musik komponierte James Preston. Für den Filmschnitt war Yusef Jubeh und für die Animation Philip K Good verantwortlich.

In wichtigen Rollen sind Khadmallah (Teeverkäuferin), Majdi (Widerstandsaktivist), Jawad (Verwaltungsangestellter), Lokain (Straßenjunge) und Wilson (Straßenjunge) zu sehen.

Produktion und Förderungen

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Produziert wurde der Film von Giovanna Stopponi und Talal Afifi. Die Produktionsfirmen sind Sudan Film Factory und Native Voice Films.

Dreharbeiten und Veröffentlichung

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Die Dreharbeiten für den Film begannen 2022 als Dokumentation der Demokratieproteste nach dem Militärputsch im Oktober 2021. Mit Ausbruch des Kriegs am 15. April 2023 flüchteten die Filmmacher und die Protagonisten aus Khartum. Im Exil in Nairobi setzten sie die Arbeit am Film fort, dessen Fokus nun die Ereignisse rund um diesen Krieg und die Flucht wurde. Er besteht zum Teil aus Material, das noch vor der Flucht gedreht worden war, und zum Teil aus später gedrehten Greenscreen-Sequenzen, die von den Protagonisten inhaltlich vorgegeben wurden. Die Reisen im Exil in Kenia und Ägypten wurden live gefilmt.[3] Jeder der vier Erzählstränge wurden von einem anderen der Filmmacher festgehalten: die Erlebnisse der beiden Straßenjungen von Rawia Alhag, die Geschichte des Widerstandsaktivisten von Timeea Mohamed Ahmed, die Teedame wurde von Anas Saeed begleitet und der Verwaltungsangestellte von Brahim Snoopy.[4]

Der Film feierte im Januar 2025 seine Weltpremiere auf dem Sundance Film Festival 2025 in der Sektion World Documentary Competition. Im Februar 2025 soll er auf der Berlinale in der Sektion Berlinale Panorama Dokumente erstmals in Europa gezeigt werden.

Fionnuala Halligan schrieb in ScreenDaily, dass Khartoum tief in die Erfahrungen seiner Protagonisten eintaucht. Der Film sei eine thematische Fortsetzung des Dokumentarfilms Sudan, Remember Us von 2024 (Regie Hind Meddeb). Halligan stellte fest, dass die sudanesische Politik notorisch komplex sei und von externen Akteuren beeinflusst würde. Die Darstellung von Khartoum vereinfache den Prozess, bei dem zwei Generäle einen Krieg führten und die Bevölkerung sterbe.[3]

Murtada Elfadl hob in Variety hervor, dass der Film die Diversität der Stadtbevölkerung Khartums vor dem Krieg erlebbar mache: „Die Kamera verweilt in Großaufnahme auf Gesichtern unterschiedlichen Alters, unterschiedlicher Herkunft und ethnischer Zugehörigkeit und zeigt die Harmonie des Zusammenlebens." Er lobt: „Es sind einfühlsame Kameraeinstellungen, die die Vertrautheit und Liebe der Filmemacher zu dieser Stadt zeigen. Jedes Bild ist von dieser Liebe durchdrungen." Der Film sei so „unfertig" wie sein Kollektiv von Filmemachern. Seine Stärke läge in seiner Authentizität und seinem Einfallsreichtum. Elfadi hält fest: „Diese Filmemacher haben sich zusammengetan und Wege gefunden, ihre Geschichten zu Ende zu erzählen. Es ist ein Film, der mit der Form selbst spielt und nie vorgibt, eine echte Dokumentation der Ereignisse zu sein."[4]

Dwight Brown lobte im Houston Style Magazine die Raffinesse der Filmemacher. Die Gegenüberstellung von altem und neuem Bildmaterial sei ein untypisches Dokumentarfilmformat. Brown urteilte: „Eine einzigartige Wahl, die den traditionellen Dokumentarfilmen um Lichtjahre voraus zu sein scheint." Die Dialoge der Geflüchteten seien „unheimlich scharfsinnig, tiefgründig, poetisch und bewegend".[5]

Marya Gates fasst in RobertEbert.com zusammen: „’Khartoum’ ist keine Elegie oder Trauermusik für den Sudan. Es ist eine liebevolle Feier ihrer Heimat, unterlegt mit den lebendigen Beats sudanesischer Musiker. Wie die Pop-Balladen des großen Sängers und Dichters Mohammed Wardi oder die futuristische, von Synthesizern inspirierte Tanzmusik von Jantra. Diese Musik verleiht dem ganzen Film ein pulsierendes Gefühl des Optimismus und macht deutlich, dass der Sudan wieder auferstehen wird."[6]

Einzelnachweise

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  1. Christian Meier: Der Krieg in Sudan nimmt kein Ende. In: FAZ.net. 15. April 2024, abgerufen am 15. Februar 2025. 
  2. Fritz Schaap: Sudan nach dem Kriegsbeginn vor einem Jahr: »Der Sudan ist kollabiert«. In: Der Spiegel. 15. April 2024, ISSN 2195-1349 (spiegel.de [abgerufen am 15. Februar 2025]). 
  3. a b Fionnuala Halligan: ‘Khartoum’: Sundance Review. In: Screen Daily. 28. Januar 2025, abgerufen am 15. Februar 2025 (englisch). 
  4. a b Murtada Elfadl: ‘Khartoum’ Review: A Collective of Filmmakers Captures an Embattled City With Ingenuity and Hopeful Spirit. In: Variety. 1. Februar 2025, abgerufen am 16. Februar 2025 (amerikanisches Englisch). 
  5. Dwight Brown: Khartoum – 2025 Sundance Film Festival. In: Houston Style Magazine. 13. Februar 2025, abgerufen am 15. Februar 2025 (englisch). 
  6. Marya E. Gates: Sundance 2025: 2000 Meters from Andriivka, Cutting Through Rocks, Khartoum | Festivals & Awards. In: Roger Ebert. 27. Januar 2025, abgerufen am 17. Februar 2025 (amerikanisches Englisch). 
Weitere Filmlinks: Rotten TomatoesLink | TMDbLink | bearbeiten
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