Karin Hausen
Karin Hausen (* 18. März 1938 in Hamburg) ist eine deutsche Historikerin. Sie gilt als eine der Pionierinnen der Frauen- und Geschlechtergeschichte.
Beruflicher Werdegang
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]Karin Hausen studierte Geschichte, Germanistik und Soziologie an Universitäten in Berlin, Marburg, Münster, Paris und Tübingen und wurde 1969 bei Gerhard A. Ritter an der Freien Universität Berlin promoviert.[1] Von 1978 bis 1995 war sie Professorin für Wirtschafts- und Sozialgeschichte am Institut für Geschichtswissenschaft der Technischen Universität Berlin. Dort gründete sie 1995 das Zentrum für Interdisziplinäre Frauen- und Geschlechterforschung (ZIFG), das sie von 1995 bis zu ihrer Pensionierung 2003 als Professorin für interdisziplinäre Frauen- und Geschlechterforschung leitete.[2] Hausen ist eine der Pionierinnen der Frauen- und Geschlechtergeschichte im deutschsprachigen Raum. Weitere Schwerpunkte ihrer Arbeit sind die Kolonial- und die Technikgeschichte.
Zusammen mit Gisela Bock und Heide Wunder gründete sie 1992 die Reihe Geschichte und Geschlechter im Campus Verlag und den Arbeitskreis Historische Frauenforschung.[3] Sie war von 1995 bis 2012 Mitherausgeberin von L’Homme. Europäische Zeitschrift für Feministische Geschichtswissenschaft [4] und sie gehört dem Beirat der Zeitschrift Feministische Studien an.[5]
Ihr 1976 veröffentlichter Aufsatz „Die Polarisierung der »Geschlechtercharaktere« – Eine Spiegelung der Dissoziation von Erwerbs- und Familienleben" wird in der feministischen Theorie als Klassiker angesehen.[6] [7]
Privates
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]Karin Hausen ist Mutter einer 1973 geborenen Tochter.[8]
Auszeichnungen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]- 1998: Berliner Frauenpreis
- 2002: Verdienstkreuz am Bande des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland [9]
- 2012: Robert-René-Kuczynski-Preis
- 2016: Stadtälteste von Berlin
- 2017: Louise-Schroeder-Medaille Berlin[10]
- 2021: In Würdigung ihrer Leistungen als Wissenschaftlerin und Forscherin wurde ihr anlässlich der Wissensstadt Berlin 2021 im Rahmen der Ausstellung „Berlin – Hauptstadt der Wissenschaftlerinnen" eine Ausstellungstafel gewidmet.[11] [12]
Schriften (Auswahl)
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]Monografien
- Geschlechtergeschichte als Gesellschaftsgeschichte (= Kritische Studien zur Geschichtswissenschaft. Band 202). Göttingen 2012.
- Deutsche Kolonialherrschaft in Afrika. Wirtschaftsinteressen und Kolonialverwaltung in Kamerun vor 1914 (= Beiträge zur Kolonial- und Überseegeschichte. Band 9). Zürich, Freiburg 1970.
Herausgeberschaften
- mit Reinhard Rürup: Moderne Technikgeschichte. Köln, Berlin 1975.
- mit Heinz-Gerhard Haupt: Die Pariser Kommune von 1871. Erfolg und Scheitern einer Revolution. Frankfurt/Main, New York 1979.
- Frauen suchen ihre Geschichte. München 1983.
- mit Helga Nowotny: Wie männlich ist die Wissenschaft? Frankfurt/Main 1986.
- mit Heide Wunder: Frauengeschichte – Geschlechtergeschichte. Frankfurt/Main, New York 1992.
- mit Gertraude Krell: Frauenerwerbsarbeit. Forschungen zur Geschichte und Gegenwart. Mering, München 1993.
- Geschlechterhierarchie und Arbeitsteilung. Zur Geschichte ungleicher Erwerbschancen. Göttingen 1993.
Aufsätze
- Die Polarisierung der „Geschlechtscharaktere" – eine Spiegelung der Dissoziation von Erwerbs- und Familienleben. In: Werner Conze (Hrsg.): Sozialgeschichte der Familie in der Neuzeit Europas. Stuttgart 1976, S. 363–393.
- Women's History in den Vereinigten Staaten. In: Geschichte und Gesellschaft . Band 7, 1981, S. 347–363.
- Große Wäsche. Technischer Fortschritt und sozialer Wandel in Deutschland vom 18. bis ins 20. Jahrhundert. In: Geschichte und Gesellschaft. Band 13, 1987, S. 273–303.
- Des deutschen Hausvaters Furcht vor der Emanzipation der Weiber. In: Freiheit – Gleichheit – Schwesterlichkeit. Männer und Frauen zur Zeit der Französischen Revolution. Dokumentation einer Tagung an der Philipps-Universität Marburg vom 14.–16. Juni 1989. Hessische Landeszentrale für Politische Bildung. Wiesbaden 1989, S. 122–148.
- Wirtschaften mit der Geschlechterordnung. Ein Essay. In: Karin Hausen (Hrsg.): Geschlechterhierarchie und Arbeitsteilung. Zur Geschichte ungleicher Erwerbschancen. Göttingen 1993, S. 40–67.
- Frauenerwerbstätigkeit und erwerbstätige Frauen seit 1945 in Deutschland. Anmerkungen zur Forschung. In: Gunilla Budde (Hrsg.): Frauen arbeiten. Weibliche Erwerbsarbeit in Ost- und Westdeutschland nach 1945. Göttingen 1997, S. 19–45.
- Geschlecht und Ökonomie. In: Gerold Ambrosius, Dietmar Petzina, Werner Plumpe (Hrsg.): Moderne Wirtschaftsgeschichte. Eine Einführung für Historiker und Ökonomen. München 1996, S. 89–103.
- Die Nicht-Einheit der Geschichte als historiographische Herausforderung. Zur historischen Relevanz und Anstößigkeit der Geschlechtergeschichte. In: Hans Medick, Anne-Charlott Trepp (Hrsg.): Geschlechtergeschichte und Allgemeine Geschichte. Herausforderungen und Perspektiven (= Göttinger Gespräche zur Geschichtswissenschaft. Band 5), Göttingen 1998, S. 15–55.
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]- Hausen, Karin. In: Kürschners Deutscher Gelehrten-Kalender. 19. Ausgabe. Saur, München 2003, ISBN 3-598-23607-7, Bd. 1, S. 1181.
- Dorothee Nolte: Zum 80. Geburtstag von Karin Hausen. In: Der Tagesspiegel , 18. März 2018.
- Barbara Stollberg-Rilinger: Der kleine Unterschied wurde immer größer. Ein Aufsatz und die Folgen: Die Historikerin Karin Hausen hat 1976 die Polarisierung der Geschlechtscharaktere entdeckt. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung , 14. März 2018, No 62, S. N 3.
- Karin Hausen im Gespräch mit Christa Hämmerle. In: Ingrid Bauer, Christa Hämmerle, Claudia Opitz-Belakhal (Hrsg.): Politik – Theorie – Erfahrung. 30 Jahre feministische Geschichtswissenschaft im Gespräch. V&R unipress, Göttingen 2020, S. 35–50.
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]- Literatur von und über Karin Hausen im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Website von Karin Hausen
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]- ↑ Die Autorinnen und Autoren. In: Ute Gerhard (Hrsg.): Frauen in der Geschichte des Rechts. Von der frühen Neuzeit bis zur Gegenwart. Beck, München 1997, S. 943 (online).
- ↑ Website von Karin Hausen, abgerufen am 8. August 2014.
- ↑ Geschichte und Geschlechter, Website des Campus Verlags, abgerufen am 8. August 2014.
- ↑ Ehemalige Herausgeberinnen von „L'Homme Z.F.G." seit 1990. PDF.
- ↑ feministische-studien.de: Beirat. (Memento vom 2. September 2013 im Internet Archive ), abgerufen am 24. Oktober 2012.
- ↑ Kathleen Canning: K. Hausen: Geschlechtergeschichte als Gesellschaftsgeschichte. In: H-Soz-Kult. H-Soz-Kult, 4. Dezember 2013, abgerufen am 22. November 2023.
- ↑ Gudrun-Axeli Knapp, Regina Becker-Schmidt: Feministische Theorien: zur Einführung. 5. ergänzte Auflage. Junius Verlag, 2011, ISBN 978-3-88506-648-4, S. 69.
- ↑ Die erste ihrer Art. In: der Freitag vom 27. Juli 2012, abgerufen am 29. Mai 2016.
- ↑ Verdienstkreuz am Bande für TU Professorin Hausen. In: Informationsdienst Wissenschaft, abgerufen am 14. November 2018.
- ↑ Louise-Schroeder-Medaille für Karin Hausen, abgerufen am 1. März 2018.
- ↑ Ausstellung „Berlin – Hauptstadt der Wissenschaftlerinnen" eröffnet im Roten Rathaus. In: idw. 19. Oktober 2021, abgerufen am 25. Oktober 2021.
- ↑ Ausstellung „Berlin – Hauptstadt der Wissenschaftlerinnen" eröffnet im Roten Rathaus. In: Berliner Institut für Gesundheitsforschung-Charité und Max-Delbrück-Centrum. 19. Oktober 2021, abgerufen am 25. Oktober 2021.
Personendaten | |
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NAME | Hausen, Karin |
KURZBESCHREIBUNG | deutsche Historikerin |
GEBURTSDATUM | 18. März 1938 |
GEBURTSORT | Hamburg |