Diagonalensatz
Der Diagonalensatz ist ein Lehrsatz der Elementargeometrie, mit dem eine charakteristische Bedingung formuliert wird, unter der ein Viereck der euklidischen Ebene ein Parallelogramm ist.
Formulierung des Satzes
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]Der Satz besagt folgendes:[1]
- Gegeben sei ein Viereck {\displaystyle \square {ABCD}} der euklidischen Ebene.
- Dann gilt:
- {\displaystyle \square {ABCD}} ist jedenfalls dann ein Parallelogramm, wenn die beiden Diagonalen {\displaystyle {\overline {AC}}} und {\displaystyle {\overline {BD}}} sich gegenseitig halbieren in der Weise, dass die Mittelpunkte der beiden Diagonalen übereinstimmen.
Herleitung mittels Vektorrechnung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]Die Bedingung besagt, dass es in der euklidischen Ebene einen Punkt {\displaystyle S} gibt dergestalt, dass die beiden Vektorgleichungen {\displaystyle {\overrightarrow {AS}}={\overrightarrow {SC}}} und {\displaystyle {\overrightarrow {BS}}={\overrightarrow {SD}}} bestehen.
Daraus folgert man:
- {\displaystyle {\overrightarrow {AD}}={\overrightarrow {AS}}+{\overrightarrow {SD}}={\overrightarrow {SC}}+{\overrightarrow {BS}}={\overrightarrow {BS}}+{\overrightarrow {SC}}={\overrightarrow {BC}}}.
Genauso ergibt sich:
- {\displaystyle {\overrightarrow {AB}}={\overrightarrow {AS}}+{\overrightarrow {SB}}={(-{\overrightarrow {CS}})}+{(-{\overrightarrow {BS}})}={(-{\overrightarrow {CS}})}+{(-{\overrightarrow {SD}})}=-({\overrightarrow {CS}}+{\overrightarrow {SD}})=-{\overrightarrow {CD}}={\overrightarrow {DC}}}.
Dies beweist den Satz.
Verallgemeinerung auf Koordinatenebenen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]Der Diagonalensatz lässt sich auf affine Koordinatenebenen {\displaystyle {\mathbb {A} }_{2}(K)=K^{2}} über kommutativen Körpern {\displaystyle K} einer Charakteristik {\displaystyle \operatorname {char} (K)\neq 2} ausdehnen und verschärfen; und zwar wie folgt:[2]
- Gegeben seien vier paarweise verschiedene nichtkollineare Punkte {\displaystyle A,B,C,D\in {\mathbb {A} }_{2}(K)}.
- Dann sind die folgenden beiden Bedingungen gleichwertig:
- (A1) Die vier Punkte bilden ein Parallelogramm; d. h.:
- Es sind {\displaystyle {A\vee B}\parallel {C\vee D}} und {\displaystyle {A\vee D}\parallel {B\vee C}}.[3]
- (A2) Die beiden Diagonalen {\displaystyle {A\vee C}} und {\displaystyle {B\vee D}} schneiden sich im Mittelpunkt der beiden Diagonalen; d. h.:
- Es gilt {\displaystyle {\frac {1}{2}}(A+C)={\frac {1}{2}}(B+D)} .
- (A1) Die vier Punkte bilden ein Parallelogramm; d. h.:
Anmerkung zu Koordinatenebenen über Körpern der Charakteristik 2
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]Für einen kommutativen Körper {\displaystyle K} der Charakteristik {\displaystyle \operatorname {char} (K)=2} ist der Sachverhalt anders. Bilden in diesem Falle vier Punkte ein Parallelogramm, so sind die Diagonalen parallel.[4]
Siehe auch
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]- Max Koecher, Aloys Krieg: Ebene Geometrie (= Springer-Lehrbuch). 2., neu bearbeitete und erweiterte Auflage. Springer Verlag, Berlin (u. a.) 2000, ISBN 3-540-67643-0.
- Harald Scheid (Hrsg.): DUDEN: Rechnen und Mathematik. 4., völlig neu bearbeitete Auflage. Bibliographisches Institut, Mannheim - Wien - Zürich 1985, ISBN 3-411-02423-2.
Einzelnachweise und Fußnoten
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]- ↑ DUDEN: Rechnen und Mathematik. 1985, S. 652
- ↑ Koecher-Krieg: Ebene Geometrie. 2000, S. 59
- ↑ Für zwei Punkte {\displaystyle X,Y\in {\mathbb {A} }_{2}(K)} ist {\displaystyle {X\vee Y}} die Verbindungsgerade.
- ↑ Koecher-Krieg: Ebene Geometrie. 2000, S. 60