Codex Salernitanus
Der Codex Salernitanus (Signatur: Breslau, StB, M 1302) war eine um 1180 in Frankreich entstandene medizinische Sammelhandschrift mit 35 (nach Henschel) bzw. 42 (nach Sudhoff) Schriften aus der Schule von Salerno. Der Kodex wurde 1837 von August Wilhelm Henschel in der Bibliothek des Maria-Magdalenen-Gymnasiums in Breslau gefunden und von ihm 1846 ausführlich in der Zeitschrift Janus vorgestellt. Bis zur Zerstörung im Zweiten Weltkrieg wurden große Teile des Kodex ediert und teils im Rahmen von Dissertationen beforscht. Der Inhalt des Kodex ist auch in Fotografien aus dem Jahr 1900 erhalten.
Inhalt
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]Die ersten beiden Werke füllen bereits die Hälfte des gesamten Kodex, eine auf 432 Kapitel erweiterte Fassung des Circa instans und eine aus den sieben Autoren Johannes Platearius, Copho, Petrus Musandinus, Bartholomäus, Johannes Afflacius, Matthäus oder Johannes Ferrarius sowie Trota von Salerno zusammengestellte Kompilation. Die übrigen Werke sind zum Teil sehr kurz.
Titel der einzelnen Werke nach der Handschrift und wo nicht vorhanden (Sine titulo, kurz: S. t.) von Henschel (H.), die Einteilung bei Karl Sudhoff (1920) weicht davon etwas ab, da er noch etwas feiner aufschlüsselt.
Eine um rund 160 Kapitel erweiterte Fassung des Circa instans , die Zusätze behandeln in erster Linie Nahrungsmittel. [1]
Kompilation aus sieben verschiedenen Autoren mit der Practica des Platearius als Richtschnur. [2]
Fiebertraktat des Ferrarius. [3]
Fieberlehre aus dem Liber aureaus des Johannes Afflacius mit Einschüben aus Petrus Musandinus und Bartholomäus. [4]
Harnlehre aus dem Liber aureaus. [5]
Ein Fiebertraktat aus der späten Antike. [7]
Pflanzenvokabularien und Krankheits- usw. Terminologien in alphabetischer Ordnung. [9]
Besser bekannt als Liber iste . [10]
Abhandlung über medizinische Öle. [12]
Fragmentarisches Harntraktat. [14]
Ut salus tibi contingat. [15]
Pharmakognostische Liste. [16]
Einzige anatomische Abhandlung des Kodex. [21]
Arzneiwässer. [22]
Sudhoff schlägt Urso von Salerno als Autor vor. [24]
Therapeutik a capite ad pedes mit angehängter Fieber- und Hautleiden-Behandlung ohne Über- und Unterschrift (aus dem 13. Jahrhundert?). [41]
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]- August Wilhelm Henschel: Die Salernitanische Handschrift. In: Janus, Band 1 (1846), S. 40–84 (Digitalisat) und S. 300–368 (Digitalisat)
- Karl Sudhoff: Die Salernitaner Handschrift in Breslau. (Ein Corpus medicinae Salerni.) In: Archiv für Geschichte der Medizin, Band 12, Heft 3/4 (Juli 1920), S. 101–148 (JSTOR:20773224)
- Paul Oskar Kristeller: The School of Salerno: Its development and its contribution to the history of learning. In: Bulletin of the History of Medicine, Band 17 (1945), S. 138–194. (JSTOR:44443265)
- Erweitert auch in: Paul Oskar Kristeller: Studies in Renaissance Thought and Letters. Rom 1956. S. 495–551.
- Walter Artelt: Die Salernoforschung im 17., 18. und 19. Jahrhundert. In: Sudhoffs Archiv. Band 40 (1956), S. 211–230. (JSTOR:20774372)
- Gerhard Baader: Die Schule von Salerno. In: Medizinhistorisches Journal, Band 13 (1978), S. 124–145. (JSTOR:25803540)
Zu einzelnen Aspekten
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]- Arno Felix Willy Anschütz: Zwei Fieberschriften des Breslauer Codex Salernitanus. Dissertation. Noske, Leipzig 1919.
- Friedrich Hartmann: Die Literatur von Früh- und Hochsalerno und der Inhalt des Breslauer Codex Salernitanus. Dissertation. Noske, Leipzig 1919. (Digitalisat)
- Albert Kadner: Ein Liber de urinis des Breslauer Codex Salernitanus. Dissertation. Otto Buchholz, Hamburg 1919.
- Hans Balzli: Vokabularien im Codex Salernitanus der Breslauer Stadtbibliothek (Nr. 1302) und in einer Münchener Handschrift (Lat. 4622) beide aus dem XII. Jahrhundert (= Studien zur Geschichte der Medizin. Band 21). Barth, Leipzig 1931 (Zugleich Dissertation, Universität Leipzig, 1920).
- Karl Blödner: Petronus, Petronius, Petroncellus, ein Salernitaner Arzt aus der Mitte des 12. Jahrhunderts (d. 1197), sein klinisches Schriftwerk und der Autor der Übergangszeit Petricellus. Dissertation, Leipzig 1925.
- Walter Starkenstein: Ein Beitrag zur „Circa instans"-Frage. In: Sudhoffs Archiv, Band 27 (1935), S. 370–381 (JSTOR:20773769)
- Erwin Müller: Der Traktat Liber iste (die sogenannten Glossae Platearii) aus dem Breslauer Codex Salernitanus. Dissertation. Friedrich Wilhelms-Universität, Berlin 1941.
- Fritz-Heinz Holler: Das Arzneidrogenbuch in der Salernitanischen Handschrift der Breslauer Stadtbibliothek (1302). Dissertation. Konrad Triltsch, Berlin 1940.
- Gundolf Keil: Der „kurze Harntraktat" des Breslauer „Codex Salernitanus" und seine Sippe. Medizinische Dissertation Bonn 1969; in Kommission bei Carl-Ernst Kohlhauer, Feuchtwangen.
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]- Handschriftenbeschreibung im Handschriftencensus.
- Fotomechanische Teilkopie von Breslau, StB, M 1302, fol. 1–-112 (Codex Salernitanus, Teil 1), Staatsbibliothek zu Berlin.
- Fotomechanische Teilkopie von Breslau, StB, M 1302, fol. 113–-224 (Codex Salernitanus, Teil 2), Staatsbibliothek zu Berlin.
- Abschrift des Kodex von 1850, Universität Breslau.