C. A. Steinheil & Söhne
C. A. Steinheil Söhne war ein in München ansässiges Unternehmen der optischen Industrie, das astronomische Teleskope, Kameraobjektive und andere optische Geräte herstellte. Das Unternehmen wurde 1855 von Carl August von Steinheil gegründet und existierte bis 1995.
Geschichte und Erfindungen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]Vor der Gründung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]Carl August von Steinheil hatte u. a. bei Friedrich Wilhelm Bessel in Königsberg Astronomie studiert und wurde dadurch zur Konstruktion verschiedener Messinstrumente angeregt. In seiner Stellung als Konservator der mathematisch-physikalischen Sammlung („bayerischer Landesphysiker") widmete sich Steinheil dem Bau großer Teleskope (siehe auch Riesenteleskope). Unter anderem erfand er eine damals entscheidende neue Verspiegelungsmethode, die dem Siegeszug großer Spiegelteleskope im Bereich der professionellen Astronomie den Weg bahnte.
Das Familienunternehmen (1855–1962)
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]1855 kam Steinheil einem persönlichen Wunsch des bayrischen Königs Max II. nach und gründete eine optische Werkstätte in Schwabing,[1] die spätere Optisch-astronomische Anstalt C. A. Steinheil & Söhne.
Er wurde dabei von seinem Sohn Hugo Adolph Steinheil unterstützt.
1860 trat auch sein zweiter Sohn Eduard Steinheil (1830–1878) in die Firma ein. Der Betrieb war zeitweise im Schloss Suresnes ansässig. Das Interesse an der Fotometrie verband C. A. Steinheil mit Ludwig Seidel, der auch nach dem Tode des Gründers als wissenschaftlicher Berater des Unternehmens fungierte.
Im Jahr 1862 übernahm der Sohn des Gründers, Hugo Adolph Steinheil die Leitung. Im selben Jahr bringt Steinheil das Periskop heraus, das erste symmetrische Kameraobjektiv. In diese Zeit fällt auch die Erfindung des Aplanaten mit einer Lichtstärke von 1:7 (1868). 1871 folgt der Weitwinkel-Aplanat, die erste photographische Linse zum Kopieren von Bildern. Als Vorläufer der späteren Anastigmaten kommt 1881 der Antiplanat hinzu.
Um 1890 übernahm Rudolf Steinheil (1865–1930), Sohn von Hugo Adolph, die Leitung des Unternehmens.
1893 wird der Orthostigmat konstruiert, ein symmetrischer, verkitteter Anastigmat (Lichtstärke 1:6,8). Der symmetrische, nicht verkittete Anastigmat Unofocal ist 1903 die nächste wichtige Entwicklung. Mit dem Triplar bringt Steinheil dann 1908 eine vergleichsweise lichtstarke Portraitlinse heraus (Lichtstärke 1:3,8); die in den 1920er Jahren verkauften Triplets Cassar haben dann bereits Lichtstärken von bis zu 1:3,5 – für Filmkameras sogar bis zu 1:2,5.
Im Laufe der Zeit wurden die bisherigen Produktionslinien (astronomische, spektrografische und fotografische Optik) um die Herstellung optischen Glases ergänzt. Steilheil war so in der Lage, sich den besonderen Herausforderungen für lichtstarke Kamera- und astronomische Großobjektive widmen zu können. Nach seinem Studium arbeitete der später weit bekannte Optik-Konstrukteur Heinrich Erfle von 1907 bis 1909 bei Steinheil.
Ende der 1930er Jahre wurde das Unternehmen in Optische Werke C. A. Steinheil Söhne GmbH umbenannt.[2] Das Unternehmen wurde dann – wie in der optischen Industrie häufig – als Familienunternehmen weiter geführt.
Seit Herbst 1939 produzierte Steinheil in der österreichischen Gemeinde Lustenau Zielgeräte für Kampfflugzeuge.[3] Der Betrieb beschäftigte dort seit dem Frühjahr 1942 bis 1945 Zwangsarbeiter aus einem in der Gemeinde errichteten Lager.
Wechselvolle Geschichte bis zum Ende 1995
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]1962 wurde Steinheil an die Firma Elgeet in Rochester (New York) verkauft. Zwei Jahre später fand ein weiterer Verkauf an Lear Siegler in Santa Monica (Kalifornien). Das Unternehmen am Standort Ismaning hieß dann Steinheil-Lear Siegler AG. Es wurde 1987 für 17 Mio. Pfund von British Aerospace übernommen.[4] [5] [6] und 1988 als "Steinheil" Optronik GmbH mit einem Stammkapital von 4 Mio. DM in das Handelsregister München (HRB83302) eingetragen. Anfang der 1990er Jahre hatte Steinheil Optronik etwa 500 Beschäftigte.[7]
1995 wurde Steinheil Optronik weitgehend geschlossen[8] bzw. aufgelöst. Das Geschäft mit konventionellen optischen Sichtgeräten ging an Atlas Elektronik , ein Unternehmen der Bremer-Vulkan-Gruppe.[9]
Das von einer Hamburger Niederlassung aus betriebene Geschäft mit Gyroskopen wurde von der Rellinger Autoflug GmbH & Co übernommen.[10] [11] Einige Mitarbeiter machten sich vor Ort in Ismaning selbstständig.
Die optische Wellenmesstechnik wurde von Jenoptik übernommen.[12]
2019 erwarb Fabian Knorr, direkter Nachfahre von Carl August von Steinheil die Markenrechte von Jenoptik zurück. Im Anschluss wurde die Steinheil Optics KG mit Sitz in München gegründet.
Produkte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]Astronomische Geräte
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6-Zoll-Refraktor der Mannheimer Sternwarte, gebaut 1859
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Großer Refraktor der Kuffner Sternwarte (drittgrößter Refraktor Österreichs) mit Steinheil Objektiv (270 mm, f/13, 1884–86)
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Großer Refraktor des Astrophysikalischen Instituts Potsdam, Doppelrefraktor mit 50 und 80 cm-Öffnung (1899)
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Monozentisches Okular von Steinheil (Version von 1880)
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