Bloch-Gleichungen
Die Bloch-Gleichungen (nach Felix Bloch, der sie 1946 erstmals veröffentlichte[1] ) sind ein System von Bewegungsgleichungen für Zweiniveausysteme. Sie ermöglichen eine physikalische Deutung des paramagnetischen Resonanzeffekts in der magnetischen Kernresonanz und in der paramagnetischen Elektronenresonanz.
Formulierung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]Die Bloch-Gleichungen gelten für Flüssigkeiten, jedoch nur eingeschränkt für Festkörper. Sie stellen Bewegungsgleichungen für die gesamte Kern- und Elektronenmagnetisierung {\displaystyle {\vec {M}}} der Probe unter dem Einfluss äußerer Magnetfelder {\displaystyle H} dar und lauten in Vektorschreibweise:
- {\displaystyle {d{\vec {M}} \over dt}=\gamma {\vec {M}}\times {\vec {H}}_{a}-{\vec {e}}_{x}{M_{x} \over T_{2}}-{\vec {e}}_{y}{M_{y} \over T_{2}}-{\vec {e}}_{z}{M_{z}-M_{0} \over T_{1}}}
Darin beschreiben:
- {\displaystyle \gamma {\vec {M}}\times {\vec {H}}_{a}} die Bewegung der Magnetisierung im Magnetfeld
- {\displaystyle \gamma } das gyromagnetische Verhältnis der Atomkerne bzw. der Elektronen
- die drei letzten Summanden auf der rechten Seite die paramagnetische Relaxation, die durch die Wechselwirkung der Teilchen miteinander und mit ihrer molekularen Umgebung auf einen Gleichgewichtswert zustrebt.
- {\displaystyle {\vec {e}}_{x}}, {\displaystyle {\vec {e}}_{y}} und {\displaystyle {\vec {e}}_{z}} die Einheitsvektoren in {\displaystyle x}-, {\displaystyle y}- und {\displaystyle z}-Richtung
- {\displaystyle T_{2}} die transversale Relaxationszeit (Spin-Spin-Relaxation)
- {\displaystyle T_{1}} die Spin-Gitter-Relaxationszeit
- das äußere Magnetfeld besteht aus zwei Anteilen:
- einem starken konstanten Magnetfeld in {\displaystyle z}-Richtung
- einem senkrecht dazu in {\displaystyle x}-Richtung angelegten hochfrequenten Magnetfeld.
Anwendung auf Nicht-Spin-1/2-Systeme
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]Später wurde gezeigt, dass diese ursprünglich für Spin-1/2-Systeme ausgelegten Bewegungsgleichungen auch jedes andere Zweiniveausystem beschreiben. Dazu werden Teile des allgemeinen „Pseudo-Spin-1/2-Systems" mit Spinkomponenten assoziiert und die Wechselwirkung mit äußeren Feldern wie magnetische Wechselwirkungen behandelt.
In der semiklassischen Strahlungstheorie entsprechen die Spinkomponenten dem Grund- bzw. angeregten Zustand eines Zweiniveauatoms, und die Achsen der Bloch-Kugel geben Auskunft über die quantenmechanische Kohärenz ({\displaystyle x}-, {\displaystyle y}-Achse) bzw. die Populationsdifferenz ({\displaystyle z}-Achse) des Systems. Die hierfür angepassten Gleichungen werden als optische Blochgleichungen bezeichnet.
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]- Horst Stöcker: Taschenbuch der Physik. 4. Auflage, Verlag Harry Deutsch, Frankfurt am Main 2000, ISBN 3-8171-1628-4
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]- ↑ F. Bloch: Nuclear Induction. In: Phys. Rev. 70, 1946, S. 460–474. doi:10.1103/PhysRev.70.460