Benutzer:Zieglhar/Badisches Volksheer 1919

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Badische Armee

Badische Verbände des Militärs und Paramilitärs in der Weimarer Republik

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Die militärische Herausforderung für die Republik Baden ab November 1918 bestand zunächst in der ordnungsgemäßen Demobilisierung großer Massen an Verbänden des Reichsheeres die aus Frankreich nach dem Waffenstillstand von Compiègne rasch abzogen werden mussten. Hierzu wurden zunächst Volkswehren gebildet, die anfangs weitgehend von den Arbeiter- und Soldatenräten geleitet wurden. Der Landesregierung gelang es jedoch zunehmend die Volkswehren den Räten zu entfremden.

In bürgerlichen und sozialdemokratischen Kreisen Badens bestand aufgrund der Revolution in Russland und den Aktivitäten des Spartakusbundes in Deutschland eine Angst vor revolutionären Bewegungen, weshalb man im Januar 1919 Freiwillige zur Bildung eines badischen Volksheeres aufrief. Diese Organisation sollte von Beginn an dem Einfluss der Arbeiter- und Soldatenräte entzogen werden.

Erschwert wurde die Aufstellung militärischer Verbände durch die Bestimmungen des Waffenstillstandes und in Baden speziell noch durch die Bildung einer entmilitarisierten Zone, die zwei Drittel des badischen Staatsgebietes umfasste. Die Triple Entente – speziell Frankreich – beobachteten einerseits die Aufstellung der Verbände mit Misstrauen, forderten aber andererseits auch energische Vorkehrungen gegen allfällige Spartakistenaufstände. Auch Frankreich fürchtete eine Bolschewisierung Europas.

In diesem Zusammenhang entstanden in Baden 1918 bis 1920 diverse kurzlebige militärische und paramilitärische Formationen mit unterschiedlichen Bezeichnungen, Bewaffnung, Zuständigkeiten und Unterstellungsverhältnissen. Die Bezeichnungen waren zudem nicht einheitlich und konsistent (Volkswehr; Volksheer; Reserve-Miliz-Bataillone; Einwohnerwehr; Hilfspolizei-Wehr/Stadtschutz; Sicherheitspolizei). Nachfolgend werden diese Formationen kurz skizziert.

Badische Volkswehr

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Am 12. November 1918 wies die vorläufige Volksregierung Badens die Bezirksämter an im Einvernehmen mit den Arbeiter- und Soldatenräten Bezirkshauptleute einzusetzen und Republikanische Volkswehren aufzustellen.[1] Zusammen mit der Gendarmerie und dem Grenzschutz sollten die Volkswehren die Entwaffnung der heimkehrenden Frontsoldaten vornehmen und Ausschreitungen verhindern, sowie die Lager der eingesammelten Waffen bewachen. Die Volkswehren wurden aus den Angehörigen des zurückkehrenden Heeres rekrutiert und in den Uniformen des Reichsheeres nur durch weiße Armbinden kenntlich gemacht. Zusätzlich regte die Regierung die Bildung von Bürgerwehren an. Anfang Dezember wurde die Gesamtzahl der in Volkswehren, Bürger- und Ordnungswehren Badens auf Kosten von Gemeinden, Staat und Reich Beschäftigten Personen auf 25 000 Mann geschätzt.[2] Der Einfluss der Arbeiter- und Soldatenräte auf die Volkswehren war erheblich, weshalb die Regierung „schon am 11. Dezember 1918 den Bezirksämtern mitteilte, dass mit Beendigung des Truppen-Rückmarsches nunmehr die Tätigkeit und die Bewaffnung der Volkswehren wesentlich eingeschränkt werden könne."[3] Der französische Marschall Foch signalisierte, dass die Entente die Existenz der Volkswehren unter Leitung der Räte nicht weiter tolerieren würde, worauf das badische Innenministerium die Volkswehren den Bezirksämtern unterstellte und sie als Polizeitruppen deklarierte, was äußerlich durch das Tragen einer nicht militärischen Kopfbedeckung symbolisiert wurde.[4]


Nach der Ermordung des Ministerpräsidenten des Freistaates Bayern Kurt Eisner am 21. Februar 1919 wurde in Mannheim durch USPD und Spartakusbund eine Räterepublik ausgerufen. Die Volkswehr hielt sich zurück und lief teilweise zu den Aufständischen über.[5] Damit war das Vertrauen der Regierung in die Volkswehren endgültig erschüttert[6] und die Bemühungen um einen Ersatz unter Kontrolle der Regierung wurden vorangetrieben.[7] Als zuverlässig eingeschätzte Teile der Volkswehr wurden in die Badische Sicherheitspolizei übernommen.[8] Im Juli 1920 wurden die letzten Reste der Volkswehr aufgelöst.

Reserve-Miliz-Bataillone und Einwohnerwehren

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Im März 1919 wurde in Baden begonnen Reserve-Miliz-Bataillone aufzustellen, die als Reserve für die Freiwilligen-Bataillone des Volksheeres dienen sollten, aber speziell der Unterdrückung von Aufständen gewidmet waren.[9] Diese Bataillone wurden insbesondere in Städten gegründet und im ländlichen Bereich durch Einwohnerwehren mit gleichen Aufgaben und Finanzierung durch die badische und die Reichsregierung ergänzt.[10] Nach Unterzeichnung des Versailler Friedensvertrages im Juni 1919 durfte Deutschland nur noch 100 000 Mann Militär haben. Die Reserve-Miliz und die Einwohnerwehren gerieten bei den Alliierten in den Verdacht Teil eines Ersatz-Heeres zu sein. Die Interalliierte Militär-Kontrollkommission verlangte am 12. März 1920 die Auflösung der Volks-, Einwohner- und Bürgerwehren.[11] Da die Landesregierung der Auffassung war auf diese Wehren nicht verzichten zu können, gab es Pläne zu deren Umgestaltung zu einer Hilfspolizeiwehr oder einem Stadtschutz, die aber nicht umgesetzt wurden. Stattdessen ging der Aufbau einer Sicherheitspolizei (SiPo) ab 1. Dezember 1919 rasch voran. Die Auflösung der diversen oben genannten Wehrorganisationen wurde von den Alliierten im Juli 1920 unter Androhung der Besetzung des Ruhrgebiets durchgesetzt.

Die Badische Sicherheitspolizei übernahm als kasernierte Polizeieinheit mit einigen gepanzerten Fahrzeugen und Maschinengewehren und einer Stärke von etwa 2 200 Mann die Aufgabe „die Volksregierung gegen jede Gewalt zu schützen."[12]

Badisches Volksheer

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„Im Benehmen mit dem Generalkommando des XIV. Armeekorps fasste die Badische vorläufige Volksregierung am 11.1.1919 den Beschluß, neben der alten Armee und neben der noch bestehenden Volkswehr"[13] eine Truppe aufzustellen. Diese war dem Einfluss der Soldatenräte entzogen, militärisch ausgerüstet und von Berufsoffizieren geführt. Noch am 11. Januar 1919 veröffentlichte die badische vorläufige Volksregierung unter ihrem Präsidenten Anton Geiß einen Aufruf an die „Mitbürger! Badische Soldaten!" sich freiwillig zu einem neu zu bildenten badischen Volksheer zu melden.[14] Der Regierung war es gelungen auch die Zustimmung der Arbeiter- und Soldatenräte und des Landesbauernrates zu erhalten.[15]

Am 13. Januar 1919 begann die Rekrutierung durch die Wehrbezirksämter. Aufgestellt wurden sechs Bataillone, zwei Eskadronen Kavallerie, eine Maschinengewehr-Eskadron und sechs Batterien Artillerie.[16] Garnisonsstädte der Truppe waren Heidelberg, Bruchsal, Karlsruhe und Freiburg. Die Bataillone waren im April 1919 300 bis 500 Mann stark. In Heidelberg und Bruchsal erfolgte in diesen Bataillonen auch die Ausbildung von Gendarmen, Schutzleuten und Grenzaufsehern.[17] „Die damals gebildeten Freiwilligenbataillone wurden im Juli 1919 aufgrund der Bestimmungen über die Bildung einer vorläufigen Reichswehr von dieser übernommen."[18] In der neuen Armee führte nur noch das 14. Infanterie-Regiment die Tradition der alten badischen Regimenter fort.[19]

Badisches Freikorps

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„Für den noch andauernden Kampf in Kurland [20] wurde das Badische Sturmbataillon [21] als Freikorps aufgestellt und in Marsch gesetzt."[22] Die Werbung und Aufstellung erfolgte im März/April 1919 mit Sammelplatz in Heidelberg. In dieser Periode wurde auch für die oben beschriebenen badischen Freiwilligen-Verbände zum Schutz der Landesregierung geworben, wodurch eine Konkurrenzsituation entstand. Das Generalkommando des XIV. Armeekorps und der Landesausschuss der badischen Soldatenräte einigten sich daher auf einschränkende Bedingungen für die Werbung für außerhalb Badens eingesetzte Freiwilligen-Verbände.[23] In der Werbung für das Sturmbataillon wurde teilweise auch eine: „Spätere Ansiedlungs- und Arbeitsmöglichkeit im Baltenland."[24] versprochen. Ende April 1919 erfolgte der Abmarsch des Sturmbataillons nach Kurland.[25]

Dieses Sturmbataillon wurde Teil der Deutschen Legion unter dem Kommando von Paul Siewert,[26] die wiederum zu den Baltikumern gehörte und sich der Westrussische Befreiungsarmee anschloss. Zusammen mit der Abteilung von Medem bildeten sie in der Deutschen Legion das Regiment Baden, dessen Kommandeur Rittmeister Krauße d'Avis[27] wurde.[28] Die Rückführung und Demobilisierung der Truppen aus dem Baltikum erfolgte zwischen dem 18. Dezember 1919 und dem 8. Januar 1920.[29]


Rüdiger von der Goltz (Offizier)


  • Jan-Philipp Pomplun: Deutsche Freikorps: Sozialgeschichte und Kontinuitäten (para)militärischer Gewalt zwischen Weltkrieg, Revolution und Nationalsozialismus. Göttingen 2023, Google-Digitalisat

Der Befehl zur Aufstellung des Volksheeres erging am 22. Februar 1919 durch das Generalkommando des XIV. Armee-Korps und erfuhr eine Ergänzung am 7. März 1919.

Am 26. Mai 1919 übernahm Oberstleutnant Freiherr von Rotberg den Befehl über das Badische Reichswehr-Kavallerie-Regiment schon im Vorgriff auf die ab dem 16. Juni 1919 gültige neue Bezeichnung innerhalb der Vorläufigen Reichswehr – weiter siehe dort

Anfang 1919 wurde in Baden für den Grenzschutz Ost die Freiwilligen Eskadron 12 gebildet und in Russisch-Polen eingesetzt. badischen Baltikumtruppe des Grenzschutzes Ost Weiter siehe Kavallerie-Regiment 14


Badische Armee

Übergangsheer der Reichswehr

Vorläufige Reichswehr

Reichswehr

Anzeige Karlsruher Tagblatt

Aus Baden. Werbungen für die Freiwilligen-Verbände. Karlsruher Tagblatt 27. März 1919

Anzeige 2. April 1919

Anzeige 20. April 1919

Meldung 26. April Abrücken ins Baltikum in den nächsten Tagen


  • Markus Schmidgall: Die Revolution 1918/19 in Baden, 2011, S. 190 ff. PDF
  • Bernhard Schreiber: Die Sicherheitskräfte in der Republik Baden 1918-1933 - Von der Volkswehr zur Einheitspolizei, 2002
  • Ulrich Kluge: Die Gründung zentraler Rätekörperschaften und der Ausbau der Räteorganisationen in Heer und Marine. Bayern, Württemberg, Baden und Sachsen. In: Ulrich Kluge: Soldatenräte und Revolution, Göttingen 1975, ISBN 3-325-35965-9, S. 151–155 Digitalisat der BSB München


  1. Siehe Schreiber S. 120.
  2. Siehe Schreiber S. 122.
  3. Schreiber S. 123.
  4. Siehe Schreiber S. 127.
  5. Siehe Schreiber S. 129.
  6. Siehe Schreiber S. 135. „Die Volkswehren als Produkt der Revolution gerieten als erstes in den Verdacht, Vehikel der Revolution in diesem Sinne zu sein."
  7. Siehe Schreiber S. 161.
  8. Siehe Schreiber S. 160.
  9. Siehe Schreiber S. 142/143
  10. Siehe Schreiber S. 145
  11. Siehe Schreiber S. 153
  12. Tagesbefehl des Befehlshabers der Badischen Sicherheitspolizei Erich Blankenhorn vom 15. Januar 1920. Zitiert bei Schreiber S. 164.
  13. Schreiber S. 136
  14. Aufruf zur Bildung eines badischen Volksheeres. In: Freiburger Zeitung vom 13. Januar 1919 (Morgenausgabe).
  15. Siehe Schreiber S. 136
  16. Siehe Harder S. 117
  17. Siehe Schreiber S. 136
  18. Karl Stiefel: Baden 1648–1952, Band II, 2. Auflage 1979, S. 1052.
  19. Harder: Handbuch. S. 118, 121
  20. Siehe auch Lettischer Unabhängigkeitskrieg
  21. teilweise auch Badisches Sturmbataillon Kurland oder Badisches Sturmbataillon Ober Ost genannt.
  22. Harder S. 117.
  23. Aus Baden. Werbungen für die Freiwilligen-Verbände. In: Karlsruher Tagblatt vom 27. März 1919.
  24. Deutsche! Schützt die Grenze Eures Vaterlandes gegen den Einmarsch russischer Bolschewisten! In: Karlsruher Tagblatt vom 20. April 1919.
  25. Aus Baden. Heidelberg. In: Karlsruher Tagblatt vom 27. April 1919
  26. Nach dessen Tod am 16. November 1919 übernahm Otto Wagener das Kommando.
  27. Alfred Krausse d' Avis (1887-1933)
  28. Otto Wagener: "Von der Heimat geächtet" Belser, Stuttgart 1920, S. 70. PDF
  29. Siehe Kriegsgeschichtliche Forschungsanstalt des Heeres: Die Kämpfe im Baltikum nach der zweiten Einnahme von Riga, Berlin 1938, S. 144. Google-Digitalisat
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