Benutzer:Anthroporraistes/Snell-Einhüllende
Die Snell-Einhüllende (auch Snell’sche Hülle) ist ein Begriff aus der Stochastik und Finanzmathematik. Für einen Prozess {\displaystyle X} ist sie das kleinste Supermartingal, das {\displaystyle X} dominiert. Die Snell-Einhüllende tritt in der Finanzmathematik bei Fragen des optimalen Stoppens, z. B. dem optimalen Ausübungszeitpunkt amerikanischer Optionen auf. Sie ist nach dem US-amerikanischen Mathematiker J. Laurie Snell benannt.
Definition
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]Sei {\displaystyle (\Omega ,{\mathcal {F}},({\mathcal {F}}_{t})_{t\in [0,T]},P)} ein filtrierter Wahrscheinlichkeitsraum und {\displaystyle Q\ll P} ein bzgl. {\displaystyle P} absolutstetiges Maß. Ein adaptierter Prozess {\displaystyle U=(U_{t})_{t\in [0,T]}} heißt Snell-Einhüllende des Prozesses {\displaystyle X=(X_{t})_{t\in [0,T]}} bzgl. {\displaystyle Q}, wenn
- {\displaystyle U} ein {\displaystyle Q}-Supermartingal ist.
- {\displaystyle U} dominiert {\displaystyle X}, d. h. {\displaystyle U_{t}\geq X_{t}} {\displaystyle Q}-f.s. für alle {\displaystyle t\in [0,T]}. (Dominanz)
- Für jedes {\displaystyle Q}-Supermartingal {\displaystyle V=(V_{t})_{t\in [0,T]}}, das {\displaystyle X} dominiert gilt, dass {\displaystyle V} auch {\displaystyle U} dominiert. (Minimalität)
Darstellung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]Sei {\displaystyle {\mathcal {T}}=\{\tau :\Omega \to [0,T],円|,円\tau {\text{ Stoppzeit}}\}} die Menge aller Stopzeiten und {\displaystyle {\mathcal {T}}_{t}=\{\tau \in {\mathcal {T}}:t\leq \tau \leq T\}} die Menge der {\displaystyle [t,T]}-wertigen Stoppzeiten in {\displaystyle (\Omega ,{\mathcal {F}},({\mathcal {F}}_{t})_{t\in [0,T]},P)}.
Sei {\displaystyle (X_{t})_{t\in [0,T]}} ein nichtnegativer Prozess mit càdlàg-Pfaden und {\displaystyle E_{Q}(\operatorname {sup} _{t\in [0,T]}X_{t})<\infty }[1] , so existiert ein {\displaystyle U=(U_{t})_{t\in [0,T]}} mit cádlág-Pfaden, das die obigen drei Bedingungen erfüllt.
Im Stetigen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]Die Snell-Einhüllende lässt sich in stetiger Zeit darstellen durch
{\displaystyle U_{t}=\operatorname {ess,円sup} \{E_{Q}(X_{\tau }|{\mathcal {F}}_{t}):\tau \in {\mathcal {T}}_{t}\}} {\displaystyle P}-f.s. und {\displaystyle t\in [0,T]},
wobei {\displaystyle \operatorname {ess,円sup} } das wesentliche Supremum über die Menge der Zufallsvariablen {\displaystyle \{E_{Q}(X_{\tau }|{\mathcal {F}}_{t}):\tau \in {\mathcal {T}}_{t}\}} bzgl. {\displaystyle {\mathcal {F}}_{t}} ist.
Im Diskreten
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]Im Spezialfall diskreter Zeit lässt sich die Snell-Einhüllende unter den obigen Voraussetzungen rekursiv durch
{\displaystyle U_{T}=X_{T}} und {\displaystyle U_{t-1}=\max\{X_{t-1},E_{Q}(U_{t}|{\mathcal {F}}_{t-1})\}} für {\displaystyle t=1,...,T}
definieren. Es lässt sich leicht nachrechnen, dass die obigen drei Bedingungen von diesem Prozess tatsächlich erfüllt werden.
Satz von Snell
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]Betrachtet man unter obigen Voraussetzungen das Stoppproblem {\displaystyle \sup \limits _{\tau \in {\mathcal {T}}}E(X_{\tau })} und setzt {\displaystyle \tau ^{\varepsilon }:=\inf\{t\geq 0:X_{t}\geq U_{t}-\varepsilon \}}, so ist die Stoppzeit {\displaystyle \tau ^{*}:=\inf\{t\geq 0:X_{t}=U_{t}\}=\inf\{t\geq 0:X_{t}\geq U_{t}\}} genau dann optimale Stoppzeit, d. h. {\displaystyle E(X_{\tau ^{*}})=\sup \limits _{\tau \in {\mathcal {T}}}E(X_{\tau })}, wenn {\displaystyle E(X_{\tau }^{*}1_{\{\tau ^{*}>\tau ^{\varepsilon },\forall \varepsilon >0\}})\geq 0} gilt, d. h. es keine negativen Sprünge zu vorhersehbaren Stoppzeiten gibt.
Anmerkungen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]- ↑ Diese Bedingung kann abgeschwächt werden und dient dazu, dass {\displaystyle U} von Klasse (D) ist, was zusammen mit der Doob-Meyer-Zerlegung das Superhedgen eines amerikanischen Claims im Black-Scholes-Modell erlaubt.