Atracurium
Strukturformel | |
---|---|
Strukturformel von Atracurium | |
Atracurium-Besilat | |
Allgemeines | |
Freiname | Atracurium |
Andere Namen |
|
Summenformel | C65H82N2O18S2 (Besilat) |
Externe Identifikatoren/Datenbanken | |
CAS-Nummer
EG-Nummer
264-743-4
ECHA-InfoCard
100.058.840
| |
Arzneistoffangaben | |
ATC-Code | |
Wirkstoffklasse | |
Eigenschaften | |
Molare Masse | 1243,48 g·mol−1 (Besilat) |
Sicherheitshinweise | |
Bitte die Befreiung von der Kennzeichnungspflicht für Arzneimittel, Medizinprodukte, Kosmetika, Lebensmittel und Futtermittel beachten
| |
H- und P-Sätze | H: keine H-Sätze |
P: keine P-Sätze |
Atracurium ist ein Arzneistoff aus der Gruppe der nicht-depolarisierenden Muskelrelaxanzien, der bei Operationen und in der Intensivmedizin eingesetzt wird.
In Fertigarzneimitteln wird das Benzolsulfonsäuresalz (Besilat) eingesetzt.
Klinische Angaben
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]Anwendungsgebiete (Indikationen)
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]Atracurium wird eingesetzt, um eine Muskelrelaxierung (Muskelerschlaffung) für Operationen oder andere medizinische Prozeduren, wie z. B. maschinelle Beatmung zu erzielen.
Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]Eine Wirkungsverlängerung bzw. Verstärkung bei gleichzeitiger Anwendung mit Aminoglykosiden, Schleifendiuretika, Magnesium, Lithium, Suxamethonium oder volatilen Anästhetika ist möglich.
Unerwünschte Wirkungen (Nebenwirkungen)
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]Durch eine Histaminfreisetzung kann es dosisabhängig zu Hautrötung, Herzrhythmusstörungen, Blutdruckabfall, Tachykardie [3] und Bronchospasmus kommen. Das cis-Isomer Cisatracurium führt im Gegensatz zu Atracurium nicht zu einer Histaminfreisetzung. Dem Metabolit Laudanosin wird zugeschrieben, zerebrale Krämpfe auszulösen.
Pharmakologische Eigenschaften
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]Wirkungsmechanismus (Pharmakodynamik)
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]Atracurium als peripher wirkendes Muskelrelaxans bindet kompetitiv an den Acetylcholinrezeptor der motorischen Endplatte, ohne eine Depolarisation auszulösen. Die Wirkung des Acetylcholins wird dadurch blockiert.
Metabolismus
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]1/3 des Atracurium zerfällt spontan (Hofmann-Eliminierung), 2/3 werden unspezifisch durch Esterasen im Blutplasma gespalten (Esterhydrolyse). Als Abbauprodukte entstehen Pentamethylendiacrylat, Laudanosin, quaternäre Säuren und Alkohol.
Sonstige Informationen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]Chemische Informationen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]Das Benzylisochinolinderivat Atracurium gehört chemisch zu den Estern, Tetrahydropyridin-Derivaten und Phenolethern. Es ist ein Gemisch aus zehn verschiedenen Stereoisomeren.
Geschichtliches
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]Atracurium wurde von John B. Stenlake 1974 synthetisiert. In Deutschland wurde Atracurium 1987 zugelassen.
Handelsnamen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]Tracrium (D, A, CH), diverse Generika (D)
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]- H. W. Striebel: Die Anästhesie. Schattauer, 2003, ISBN 3-7945-1985-X.
- Wolfgang Forth, D. Henschler, W. Rummel, U. Förstermann, K. Starke: Allgemeine und spezielle Pharmakologie und Toxikologie. Urban & Fischer, 2001, ISBN 3-437-42520-X.
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]- ↑ Datenblatt Atracurium besylate bei Sigma-Aldrich, abgerufen am 5. Mai 2011 (PDF).
- ↑ Eintrag Atracuriumbesilat beim Europäisches Direktorat für die Qualität von Arzneimitteln (EDQM), abgerufen am 20. Juni 2009.
- ↑ Reinhard Larsen: Anästhesie und Intensivmedizin in Herz-, Thorax- und Gefäßchirurgie. (1. Auflage 1986) 5. Auflage. Springer, Berlin / Heidelberg / New York u. a. 1999, ISBN 3-540-65024-5, S. 37.