Tatort: Vier Leben
Titel | Vier Leben |
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Produktionsland | Deutschland |
Originalsprache | Deutsch |
Länge | 90 Minuten |
Altersfreigabe |
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Produktionsunternehmen | Provobis Gesellschaft für Film und Fernsehen mbH im Auftrag des rbb |
Regie | Mark Monheim |
Drehbuch | Thomas André Szabó |
Produktion | Jens Christian Susa |
Musik | |
Kamera | Jan Marcello Kahl |
Schnitt | Patrick Wilfert |
Premiere | 16. Feb. 2025 auf Das Erste |
Besetzung | |
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→ Episodenliste → |
Vier Leben ist ein Fernsehfilm aus der Krimireihe Tatort . Der vom RBB produzierte Beitrag ist die 1293. Tatort-Episode und wurde am 16. Februar 2025 im SRF, im ORF und im Ersten ausgestrahlt. Es ist der 20. Fall des Berliner Ermittlers Robert Karow und der dritte gemeinsame Fall des Ermittlerteams Karow/Bonard.
Handlung
Ein Scharfschütze erschießt vom Dach eines Bürohauses den früheren SPD-Abgeordneten und Lobbyisten der Lebensmittelwirtschaft Jürgen Weghorst vor dem Bahnhof Friedrichstraße. Das Dach hat er professionell mit Stolperdraht und Rauchbomben gesichert. Susanne Bonard und Robert Karow ermitteln. Ein Staatsbesuch steht kurz bevor, und die Innensenatorin macht Druck.
Weghorst hatte sich mit seiner Chefin Ulrike Menzel gestritten, weil er den Lobbyverband verlassen und sich wieder in der Politik engagieren wollte. Zudem wurde er von Soraya Barakzayder, Leiterin der afghanischen Fluchthilfe-Organisation Rescue Plan für den Tod von Ortskräften beim Abzug der westlichen Streitkräfte aus Kabul verantwortlich gemacht. Weghorst war mit einer fast leeren Bundeswehrmaschine aus Kabul abgeflogen, während 80 hoch gefährdete Ortskräfte auf ihre Evakuierung warteten. Neben Weghorst Wurden auch Menzel, Elisabeta Alvarez - sie hatte die Reise organisiert - und Avid Wittek aus Kabul ausgeflogen. Barakzays Kinder waren von den Taliban ermordet worden.
Wenig später trifft es die Kommunikationsberaterin Elisabeta Alvarez bei einem Bankett.
Hintergrund
Der Film wurde vom 15. November 2023 bis zum 14. Dezember 2023 in Berlin gedreht. Drehorte waren unter anderem der Berliner Dom, das Stadtschloss, der ehemalige Flughafen Tegel, der Potsdamer Platz, das Brandenburger Tor, der Dorothea-Schlegel-Platz und der Bahnhof Friedrichstraße.[1] Am 20. Januar 2025 wurde der Film als Kino-Preview im Delphi Filmpalast gezeigt.[2]
Vier Leben thematisiert unter anderem den chaotischen Abzug der Bundeswehr aus Afghanistan 2021 und die Aufarbeitung der Ereignisse im Afghanistan-Untersuchungsausschuss. Ein Hinweis nach der Einblendung des Filmtitels verweist auf den realen Hintergrund. Im weiteren Verlauf wird eine Filmsequenz, die Karow und Bonard bei Recherchen zeigt, mit Archivmaterial aus Kabul unterschnitten.[3]
Rezeption
Thomas Gehringer schrieb auf Tittelbach.tv „der Reihen-Krimi des Monats kommt aus Berlin" und konstatierte „Mark Waschke & Corinna Harfouch bestätigen mit dem temporeichen Politthriller [...] ihre Spitzenstellung unter den „Tatort"-Teams". Außerdem lobte er das „vorzügliche Spiel von Pegah Ferydoni" und die Bildgestaltung von Kameramann Jan-Marcello Kahl, die Vier Leben zu einem „ausgesprochen dynamischen Berlin-Thriller mit interessanten Perspektiven" mache.[4]
Die Berliner Morgenpost nannte Vier Leben einen „höchst spannenden und intensiven Fall" und hob ebenfalls Pegah Ferydonis großartige Schauspielleistung hervor.[5]
„Was Regisseur Mark Monheim ("Alles Isy") und das Drehbuch-Team um Thomas André Szabó ("Die Heiland") alleine in den ersten 20 Minuten des „Tatort"-Krimis auf die Beine stellen, daraus hätten andere eine ganze Staffel Agenten- oder Politthriller-Serie gemacht" schrieb Eric Leimann auf SWYRL und hob besonders die Leistung der „Ausnahme-Schauspielerin" Corinna Harfouch und die „etwas surreale, aber bärenstarke" Vernehmungsszene mit Pegah Ferydoni hervor.[6]
„Mit der Episode „Vier Leben" trifft die ARD-Krimireihe auch bezogen auf Aktualität und den politischen Anspruch ins Schwarze", urteilte die Westdeutsche Allgemeine Zeitung. Während das Wort Afghanistan im Wahlkampf nur noch in Verbindung mit Terror und illegaler Migration falle, erinnere der Film an eine „andere, mittlerweile gerne verdrängte Realität".[7]
Für die Frankfurter Allgemeine Zeitung „zeigt dieser von Regisseur Mark Monheim prägnant inszenierte Film, wie interessant es wird, wenn der Sonntagskrimi sich in den Details auf die politische Realität einlässt".[8]
Die Welt lobte, der rbb habe mit Vier Leben gemacht, „was der Berliner „Tatort" viel zu wenig getan hat in der Vor-Harfouch-Ära: In den Maschinenraum der Macht geschaut und ein menschliches Drama gefunden".[9]
Die Märkische Oderzeitung schrieb Vier Leben sei „ein kurzweiliger Politik-Thriller, der eines der komplexesten Kapitel der jüngeren deutschen Vergangenheit aufgreift. Ein „Tatort", der sich thematisch etwas traut."[10]
Der Stern fand Vier Leben sei ein „durch und durch kluger und spannender Krimi, der die dramatischen Stunden in Berlin wunderbar für das Publikum einfängt". Zudem nutze der aktuelle Berliner „Tatort" seinen Standort-Vorteil ideal: „Berlin und das Regierungsviertel (plus der alte Flughafen Tegel) sind neben Karow und Bonard hier ganz klar die weiteren Hauptdarsteller und sorgen so für einen Mehrwert und eine Unverwechselbarkeit".
Tilmann P. Gangloff schrieb auf Evangelisch.de der politische Hintergrund lasse „diesen Sonntagskrimi weit aus dem TV-Alltag herausragen" und meinte Vier Leben sei „anspruchsvoll und bedarf der vollen Konzentration", liefere aber zum Ausgleich diverse Actionszenen. Das Finale sei „pures Hochspannungsfernsehen".[11]
TV Spielfilm vergab die Bestwertung und schrieb: „Der unrühmliche NATO-Abzug vom Hindukusch und der Umgang mit den Ortskräften heruntergebrochen auf komplex verdichtete, gerade mal 15 Stunden umfassende Ereignisse. Wahrlich ein Hauptstadtkrimi von Format."[12]
Web.de zog folgendes Fazit: „Vier Leben ist bis zu seinem dramatischen Showdown ein spannender Politkrimi, der aus den Tiefen des Berliner Regierungsviertels bis nach Afghanistan reicht und eine politische Katastrophe gekonnt mit persönlichen Tragödien verbindet".[13]
Oliver Alexander schrieb auf Quotenmeter Vier Leben sei „ein «Tatort», der durch seine Ambition überzeugt, auch wenn er sich gelegentlich etwas zu sehr in seiner eigenen Bedeutungsschwere verliert." Der Film liefere eine Story, die die Spannung hält, starke Figuren und eine Inszenierung, die sitzt. Außerdem vermeide es der Film konsequent, „sich allzu sehr am Verschwörerischen zu verheben oder zu berauschen".[14]
Die Augsburger Allgemeine nannte Vier Leben „anspruchsvoll, unangenehm, konfrontativ" und kam zu diesem Fazit: „Eins aber steht fest: „Vier Leben" ist eine „Tatort"-Sternstunde".[15]
Der Spiegel hingegen kritisierte die „steif gesprochenen Dialoge" und dass die Motivation des Täters, „am Ende auch mit enttäuschten romantischen Gefühlen zusammenhängt".[16]
Der Tagesspiegel bemängelte die „hölzernen Figuren" und „einen der unplausibelsten Showdowns der jüngeren „Tatort"-Geschichte".[17]
Die Süddeutsche Zeitung lobte zwar das hohe Erzähltempo und nannte Vier Leben einen rasanten „Tatort", kritisierte aber ebenfalls das Finale: „Wäre da nicht ein vermeidbares Desaster. Nein, nicht der Truppenabzug aus Afghanistan, sondern das Ende des Films."[18]
Weblinks
- Tatort: Vier Leben bei IMDb
- Vier Leben auf den Internetseiten der ARD
- Vier Leben bei Tatort-Fans.de
- Vier Leben bei Crew United
- Vier Leben bei Provobis
Einzelnachweise
- ↑ Tatort: Vier Leben. Abgerufen am 23. Januar 2025.
- ↑ Victor Marquardt: Neuer rbb-Tatort feiert Premiere. Delphi-Filmpalast. In: rbb24 Abendschau. Rundfunk Berlin-Brandenburg, 20. Januar 2025, abgerufen am 22. Januar 2025.
- ↑ Drehbuchautor Thomas André Szabó und Regisseur Mark Monheim im Gespräch. 16. Februar 2025, abgerufen am 5. Februar 2025.
- ↑ Tatort - Vier Leben. In: tittelbach.tv. Abgerufen am 5. Februar 2025.
- ↑ „Vier Leben" – Ein intensiver „Tatort": Morde mitten im politischen Berlin. 12. Februar 2025, abgerufen am 13. Februar 2025.
- ↑ Berlin, Afghanistan und König Charles. Abgerufen am 13. Februar 2025.
- ↑ Peter Zander: „Vier Leben" – Ein intensiver „Tatort": Morde mitten im politischen Berlin. 12. Februar 2025, abgerufen am 13. Februar 2025.
- ↑ ARD-„Tatort: Vier Leben" aus Berlin. 16. Februar 2025, abgerufen am 16. Februar 2025.
- ↑ So wird der Berliner „Tatort": Als die ARD endlich einmal mutig war - WELT. Abgerufen am 16. Februar 2025.
- ↑ „Tatort" aus Berlin: „Vier Leben" – Politik-Thriller mit Harfouch und Waschke. Abgerufen am 13. Februar 2025.
- ↑ TV-Tipp: "Tatort: Vier Leben". Abgerufen am 16. Februar 2025.
- ↑ TV Spielfilm Online: Tatort: Vier Leben im TV - Sendung - TV SPIELFILM. Abgerufen am 5. Februar 2025 (deutsch).
- ↑ Berliner "Tatort: Vier Leben" ist so spannend wie aktuell. 13. Februar 2025, abgerufen am 14. Februar 2025.
- ↑ Die Kritiker: «Tatort - Vier Leben». 14. Februar 2025, abgerufen am 15. Februar 2025 (deutsch).
- ↑ Neuer „Tatort" aus Berlin: „Vier Leben" wühlt in der deutschen Afghanistan-Wunde. 14. Februar 2025, abgerufen am 15. Februar 2025.
- ↑ Christian Buß: (S+) »Tatort« aus Berlin: »Vier Leben« mit Corinna Harfouch. In: Der Spiegel. 14. Februar 2025, ISSN 2195-1349 (spiegel.de [abgerufen am 14. Februar 2025]).
- ↑ Will der neue politische Berliner „Tatort" zu viel?: Mord auf der Friedrichstraße. In: Der Tagesspiegel Online. ISSN 1865-2263 (tagesspiegel.de [abgerufen am 14. Februar 2025]).
- ↑ Ann-Marlen Hoolt: Tatort Berlin: "Vier Leben" und ein vermeidbares Desaster. 14. Februar 2025, abgerufen am 16. Februar 2025.
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