Moltke (Adelsgeschlecht)
Moltke ist der Name eines alten mecklenburgischen Adelsgeschlechts, das sich seit dem 18. Jahrhundert auch in mehreren Linien in Dänemark verbreitete.
Geschichte
Ursprünge
Die von Moltke gehören zum mecklenburgischen Uradel. Das Geschlecht erscheint urkundlich zuerst am 19. September 1254 mit den Gebrüdern und Rittern Fridericus Meltiko, miles und Johannes Moltike.[1] [2] Die Stammreihe beginnt mit dem genannten Friedrich. Der Name leitet sich angeblich von dem slawischen Moltek ab, das eine Verkleinerung von mlatu, der Hammer sein soll, nach anderer Ansicht ein Ausdruck für Birkhuhn, das Wappentier des Geschlechts.
Schon im 13. Jahrhundert sind die von Moltke im Ribnitzer Gebiet anzutreffen, 1255 auf der Burg Strietfeld (heute zu Lühburg gehörig und ein Vorwerk des Gutes Dalwitz), der Burg Toitenwinkel (bis 1679, zahlreiche Grabsteine und Epitaphien befinden sich in der Dorfkirche Toitenwinkel), auf Walkendorf (von 1374 bis 1830), seit dem 15. Jahrhundert bis 1786 auf Samow, von 1545 bis 1816 auf Schorssow, seit Mitte des 17. Jahrhunderts auf Bülow (bis 1816). Am 27. Dezember 1280 sind sie Mitunterzeichner Ribnitzer Urkunden[3] und 1295 ist Johannis de Moltke Pfarrer der Ribnitzer Stadtkirche.[4] Amalie Eleonore von Moltke ist 1756–1777 Domina des Klarissenklosters Ribnitz.
Noch Mitte des 18. Jahrhunderts hatten verschiedene Zweige derer von Moltke bedeutenden Grundbesitz inne. Der 1727 geborene Eberhard Friedrich Ehrenreich von Moltke als Provisor des Klosters Ribnitz und ritterschaftlicher Deputierter des Amtes Gnoien besaß Walkendorf, Burg Strietfeld, Friedrichsdorf, Dorotheenwalde, Schorssow, Ziddorf, Tessenow und Bülow. Danach nahm der Besitz aber mehr und mehr ab und zu Beginn des 20. Jahrhunderts hatten die von Moltke in der Ribnitzer Gegend kaum mehr nennenswerten Grundbesitz.
Im Einschreibebuch des Klosters Dobbertin befinden sich 16 Eintragungen von Töchtern der Familie von Moltke von 1696 bis 1863 aus Walkendorf, Schorssow und Samow zur Aufnahme in das adelige Damenstift im Kloster Dobbertin.
Im 14. Jahrhundert sind die Moltke auch in Schwedisch-Pommern und Schweden ansässig und kamen dort zu großen Ehren. Dorthin gelangten sie durch Hennig von Moltke unter Albrecht III. von Mecklenburg. In Schweden starb die Linie wieder aus.
Der mecklenburgische Stamm breitete sich nach und nach immer weiter aus, gelangte zu großem Grundbesitz, unter anderem dem Gut auf der Halbinsel Wustrow und verzweigte sich später nach Dänemark, Schleswig-Holstein, Pommern, ferner nach Preußen, Thüringen, Württemberg, Bayern und Österreich.
Der Familien entstammten zahlreiche Offiziere, darunter die beiden preußischen Generalstabschefs Helmuth Karl Bernhard von Moltke († 1891) und Helmuth Johannes Ludwig von Moltke († 1916).
Linie Kreisau
Der preußische Generalfeldmarschall Helmuth Graf von Moltke, Sieger des Preußisch-Österreichischen Krieges von 1866 und des Deutsch-Französischen Krieges von 1871, entstammte dem Zweig Samow. Er erwarb das Gut Kreisau in Niederschlesien als Alterssitz. Er wurde am 28. Oktober 1870 in den erblichen preußischen Grafenstand erhoben.[5]
Sein Urgroßneffe Helmuth James Graf von Moltke war einer der führenden Köpfe der Widerstandsgruppe Kreisauer Kreis und wurde im Dritten Reich 1945 als Widerstandskämpfer hingerichtet.
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Schloss Kreisau, Niederschlesien
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Allianzwappen derer von Moltke (links) und Burt über dem Portal von Schloss Kreisau
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Wappen der Grafen von Moltke-Kreisau
Dänische Linien
Der Familie wurden mehrere dänische Standeserhöhungen zuteil. So wurde Adam Gottlob von Moltke (1710–1792), aus dem Stamm Strietfeld stammend und auf Gut Walkendorf in Mecklenburg geboren, als königlich dänischer Oberhofmarschall am 31. März 1750 in den dänischen Lehnsgrafenstand erhoben.[5] 1746 erhielt er das Schloss Bregentved bei Haslev auf der dänischen Insel Seeland mit über 6000 ha Wald- und Ackerland zu Lehen. Die auf Adam Gottlob zurückgehende dänische Linie stellte zahlreiche Generäle, Minister und Diplomaten sowie mehrere Premierminister von Dänemark. Heutiger Besitzer von Schloss Bregentved ist Christian Georg Peter Lehnsgraf Moltke (* 1959). Eines der vier Palais der heutigen königlichen Residenz Schloss Amalienborg in Kopenhagen wurde 1754 für Adam Gottlob als Palais Moltke errichtet. Der Premierminister Adam Wilhelm Moltke erwarb 1852 ein weiteres Palais in Kopenhagen, das 1680 errichtete Moltkes Palæ, welches sich bis 1930 im Besitz seines Enkels befand.
Ferner erwarb Adam Gottlob 1762 das Schloss Glorup in Svindinge Sogn und 1766 das Schloss Rygård in Langå Sogn, die sich beide bis heute im Besitz der Grafen Moltke-Huitfeldt befinden. Gemeinsam mit Anhof (1916 verkauft) bildeten sie ab 1793 das Familienfideikommiss Stamhuset Moltkenborg. Graf Léon Moltke-Huitfeldt (1829–1896) war dänischer Botschafter in Paris zu der Zeit, als sein preußischer Vetter Helmuth die Stadt belagerte und den Sturz von Napoléon III. herbeiführte. Léons Sohn, Graf Adam Carl von Moltke-Hvitfeld (1864–1944), heiratete 1896 Louise Eugenie Bonaparte, eine Tochter von Napoleons III. amerikanischem Neffen Jérôme Napoléon Bonaparte-Patterson II.
Von 1763 bis 1832 war auch das Schloss Noer in Schleswig-Holstein im Besitz der dänischen Linie und gehörte u.a. dem Grafen Magnus von Moltke, kurzzeitig ferner das Gut Grünholz.
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Schloss Bregentved
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Schloss Glorup
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Schloss Rygård
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Palais Moltke (Teil von Schloss Amalienborg in Kopenhagen)
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Moltkes Palæ, Kopenhagen
Auf den dänischen General Johann Georg von Moltke (1703–1764), einen Bruder Adam Gottlobs, geht eine weitere dänische Linie zurück, die ebenfalls hohe Offiziere und Minister stellte und bis heute blüht. Einer der Enkel Johann Georgs, Georg Moltke-Rosenkrantz (1786–1846) wurde 1828, unter Namens- und Wappenvereinigung mit den Lehnsbaronen Rosenkrantz, zum Baron Moltke-Rosenkrantz erhoben.[5]
Verner Jasper Andreas Moltke (1755–1835) aus dem mecklenburgischen Hause Walkendorf (Linie Schorssow) wurde als königlich dänischer Oberpräsident und Gouverneur der Färöer (mit Sitz in Kopenhagen) 1834 in den dänischen Lehnsgrafenstand erhoben.[5] Sein Sohn war Graf Ludwig von Moltke.
Wappen
Das Stammwappen der Familie zeigt in Silber drei (2,1) schwarze Birkhähne. Auf dem Helm mit schwarz-silbernen Decken stehen sowohl sieben als auch acht fächerartig gestellte goldene Spickel, jeder mit einer natürlichen Pfauenfeder besteckt.
Bekannte Familienmitglieder
- Adam Gottlob von Moltke (1710–1792), dänischer Oberhofmarschall am Hof in Kopenhagen
- Friedrich Casimir Sievert von Moltke (1730–1783), Provisor 1773/83 im Klarissenkloster Ribnitz
- Adam Gottlob Detlev von Moltke (1765–1843), deutsch-dänischer Gutsbesitzer, Lyriker und Dichter
- Adam Wilhelm Moltke (1785–1864), dänischer Politiker mecklenburgischer Herkunft, Konzilspräsident (Ministerpräsident) von Dänemark von 1848 bis 1852
- Carin Moltke (ca. 1520–1564), mecklenburgischer Gutsherr auf Toitenwinkel
- Carl Poul Oscar Graf Moltke (1869–1935), dänischer Diplomat und Außenminister
- Erik Moltke, dänischer Kunsthistoriker
- Freya von Moltke (1911–2010), Ehefrau von Helmuth James Graf von Moltke, Widerstandskämpferin gegen den Nationalsozialismus, Schriftstellerin, Juristin
- Friedrich Philipp Victor von Moltke (1768–1845), preußischer Offizier und dänischer General, Vater von Helmuth Karl Bernhard von Moltke und Louis von Moltke und Großvater von Helmuth Johannes Ludwig von Moltke
- Friedrich Adamson von Moltke (1816–1885), deutsch-dänischer Verwaltungsjurist und Regierungspräsident
- Friedrich von Moltke (1852–1927), Oberpräsident von Ostpreußen, preußischer Innenminister, Bruder von Helmuth Johannes Ludwig von Moltke
- Graf Friedrich Ludwig von Moltke (1745–1824), letzter Domdechant des Hochstifts Lübeck
- Gebhard von Moltke (1567–1644), mecklenburgischer Gutsbesitzer und Politiker der Wallenstein-Zeit
- Gebhardt von Moltke, deutscher Botschafter
- Hans-Adolf von Moltke (1884–1943), deutscher Botschafter
- Harald Moltke (1871–1960), dänischer Porträt- und Landschaftsmaler, Polarforscher
- Heinrich Karl Leonhard Graf von Moltke (1854–1922), Kaiserlicher deutscher Vizeadmiral
- Helmuth James Graf von Moltke (1907–1945), Widerstandskämpfer im Dritten Reich, Urgroßneffe von Helmuth Karl Bernhard Graf von Moltke
- Helmuth Johannes Ludwig von Moltke (1848–1916), preußischer Generaloberst und Chef des Großen Generalstabes, Neffe von Helmuth Karl Bernhard Graf von Moltke
- Helmuth Karl Bernhard von Moltke (1800–1891), preußischer Generalfeldmarschall und Chef des Großen Generalstabs
- Joachim von Moltke (1891–1956), NS-Funktionär und Mitglied des Reichstages (1942–1945)
- Joachim Friedrich von Moltke (1618–1677), deutscher Jurist und letzter Erbherr auf Toitenwinkel
- Joachim Wolfgang von Moltke (1909–2002), Bruder von Helmuth James Graf von Moltke, Direktor der Kunsthalle Bielefeld
- Karl von Moltke (General) (1787–1853), österreichischer Feldmarschall-Leutnant
- Karl von Moltke (1798–1866), dänischer Minister
- Kuno von Moltke (1847–1923), Generalleutnant, Stadtkommandant von Berlin
- Ludwig Graf Moltke (1790–1864), dänischer Diplomat und Amtmann
- Louis von Moltke (1805–1889), dänisch-deutscher Verwaltungsjurist, Regierungsrat im Herzogtum Lauenburg, Bruder von Helmuth Karl Bernhard Graf von Moltke
- Magnus von Moltke (1783–1864), schleswig-holsteinischer Jurist und Politiker
- Maximilian Leopold Moltke (1819–1894), Dichter des Siebenbürgenliedes
- Otto von Moltke (1847–1928), Offizier, Politiker und Klosterprobst in Uetersen (1891–1912)
- Otto Joachim Moltke (1770–1853), dänischer Staatsminister und Ministerpräsident 1824–1842
- Paul Friedrich von Moltke (1786–1846), russischer Diplomat
- Philipp von Moltke, Oberkommandierender am 9. Juli 1745 in der Schlacht von Melle im österreichischen Erbfolgekrieg
- Verner Jasper Andreas Moltke (1755–1835), dänischer Graf und Gouverneur der Färöer-Inseln
- Werner von Moltke (* 1936), deutscher Leichtathlet und Sportfunktionär
- Wilhelm von Moltke (1845–1905), preußischer Generalleutnant und Mitglied des Herrenhauses
Literatur
- Olaf Jessen: Die Moltkes. Biographie einer Familie. C. H. Beck, München 2010, ISBN 978-3-406-60499-7 (Rezension)
- Ernst Heinrich Kneschke: Neues allgemeines deutsches Adels-Lexicon. Friedrich Voigt, Leipzig 1859, Band 6, S.335
- Hans Körner: Moltke, von. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 18, Duncker & Humblot, Berlin 1997, ISBN 3-428-00199-0, S. 12 f. (Digitalisat ).
- Ernst Münch: Die Moltkes im Ringen um ihr Stammgut Toitenwinkel bei Rostock. In: Herrschaft. Machtentfaltung über adligen und fürstlichen Grundbesitz in der Frühen Neuzeit. Böhlau Verlag, Köln Weimar 2003, S. 3–26
- Jochen Thies: Die Moltkes. Von Königgrätz nach Kreisau. Eine deutsche Familiengeschichte. Piper Verlag, München 2010, ISBN 978-3-492-05380-8
- Genealogisches Handbuch des Adels, Adelslexikon Band IX, Band 116 der Gesamtreihe, C. A. Starke Verlag, Limburg (Lahn) 1998, ISSN 0435-2408
- Gothaisches genealogisches Taschenbuch der adeligen Häuser 1901. Erster Jahrgang, S.630ff
- Gothaisches genealogisches Taschenbuch der gräflichen Häuser 1870, S.690ff
Weblinks
- Stammlinie derer von Moltke
- Wappensiegel derer von Moltke von 1296 und 1315 mit Beschreibung (Seite 94) (Memento vom 5. Mai 2012 im Internet Archive ) in: Friedrich Crull: Die Wappen der bis 1360 in den heutigen Grenzen Meklenburgs vorkommenden Geschlechter der Mannschaft.
Einzelnachweise
- ↑ Pommersches Urkundenbuch 593
- ↑ Mecklenburgisches Urkundenbuch (MUB) Band II. Schwerin (1864) Nr. 734
- ↑ (MUB) Band II. (1864) Nr. 1553
- ↑ (MUB) Band III. (1865) Nr. 2311
- ↑ a b c d Genealogisches Handbuch des Adels, Adelslexikon Band IX, Band 116 der Gesamtreihe, C. A. Starke Verlag, Limburg (Lahn) 1998, ISSN 0435-2408 , S. 141 ff.