„Billigfluggesellschaft" – Versionsunterschied

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Version vom 27. April 2007, 07:47 Uhr

Der Begriff Billigfluggesellschaft (auch kurz Billigairline, Billigflieger, englisch Low-Cost-Carrier, no frills Airline, budget airline) ist die etablierte Bezeichnung für Fluggesellschaften, die zumindest einen kleinen Teil der verfügbaren Sitzplätze auf Linienflügen zu weit unterdurchschnittlichen Preisen anbieten.

Ryanair Boeing 737-200

Wesentliche Merkmale von Billigfluggesellschaften

Die wesentlichen Merkmale von Billigfluggesellschaften sind

  • extreme Billigangebote, mit denen Werbung gemacht wird („99 Cent"), gelten in der Regel nur bei frühzeitiger Buchung und nur für ein begrenztes, relativ kleines Kontingent (meist unter 15 % der verfügbaren Sitzplätze).
  • nur eine Passagierklasse, keine Business- und First-Class.
  • niedrige Freigepäckmengen. Mehrgepäck wird gegen Aufpreis transportiert
  • oft nur ein Flugzeugtyp, das spart Reparatur- und Trainingskosten (z.B. Easyjet mit Boeing 737 und Airbus A319, Ryanair nur mit Boeing 737)
  • intensivere Flottennutzung (so genannte daily utilisation, beispielsweise bei Easyjet ca. 10,7 Stunden pro Tag gegenüber Linienflieger British Airways nur 7,1 h)
  • kurze Bodenstandzeiten (Turnaround in der Regel 25 min zwischen zwei Flugereignissen)
  • freie Sitzplatzwahl an Bord des Flugzeuges.
  • nur Nonstop-Flüge, keine Transfers
  • preiswerte Sekundärflughäfen ohne großen Verkehr, geringe Abfertigungsgebühren.
  • kein kostenloser Bord-Service. Getränke und Snacks im Verkauf (No frills-Konzept) oder die Ausgabe von Flugzeugessen ist streng reglementiert (üblicherweise maximal 1 Getränk pro Flugpassagier).
  • Personal: entsprechend der gesetzlichen Mindestbesatzung (so genanntes Crew-Complement), hohe Flexibilität (zum Beispiel Boarding durch Flugbegleiter), niedrige Gehälter.
  • Kosteneinsparungen durch Direktvertrieb, insbesondere durch Callcenter und Internet, Check-In Automaten.
  • wenig Verwaltungspersonal (zum Beispiel Germanwings in Köln: etwa 50 Mitarbeiter).

Eine Ausnahme bildet die einzige Langstrecken-Billigfluggesellschaft Oasis Hong Kong Airlines, die sowohl kostenlose Verpflegung als auch ein Zwei-Klassen-Konzept mit zwei Boeing 747 anbietet.

Entstehung & Entwicklung

Das Modell der Billigfluggesellschaften stammt aus den USA und wurde dort von Southwest Airlines 1971 ins Leben gerufen, die erste europäische Fluggesellschaft dieser Kategorie war Laker Airways, die als bisher einzige Low-Cost-Airline auch interkontinentale Billigflüge anbot, damit jedoch scheiterte.
Ryanair übernahm das Modell 1991, und expandiert seit 1995 europaweit. Flogen 1994 nur rund drei Mio. Passagiere mit Low-Cost-Carriern, die meisten mit Ryanair, so waren es 1999 bereits etwa 17,5 Mio. Passagiere. 1995 beschloss British Airways die Gründung einer eigenen Low-Cost-Sparte mit dem Namen Go, die 1998 den Betrieb ab dem Londoner Flughafen Stansted aufnahm. Im gleichen Jahr nahm Easyjet ab London Luton den Flugbetrieb auf. KLM folgte dem Beispiel der British Airways im Jahr 2000, in dem sie die Low-Cost-Airline Buzz gründete. In Europa gehören EasyJet und Ryanair zu den erfolgreichsten Billigfluglinien, die aufgrund der Deregulierung im Flugverkehr ihre Passagierzahlen enorm steigern konnten. Seit Ryanair im Februar 2002 100 km von Frankfurt am Main entfernt mit Frankfurt-Hahn eine Basis eröffnet hat und im Herbst 2002 mit Germanwings und Hapag-Lloyd Express zwei deutsche Billigfluggesellschaften vom Flughafen Köln-Bonn gestartet sind, boomen die Billigflieger auch in Deutschland. Durchschnittlich ist jeder fünfte Flug in Deutschland von einer Billigfluggesellschaft. Das bedeutet, dass sich der Anteil der Billigflugesellschaten an der Anzahl der Flüge in Deutschland in den letzten sechs Jahren vervierfacht hat.

Im Gegensatz zu herkömmlichen Fluggesellschaften bieten Billigfluggesellschaften ausschließlich Punkt-zu-Punkt-Verbindungen an und verzichten auf die Verwendung des Drehkreuzkonzepts. In der Regel gehen sie keine Allianzen mit anderen (Billig-)Fluggesellschaften ein.

Konkursfälle unter Billigfliegern

Immer wieder gab es Fälle von neuen Billigfluggesellschaften, die nur kurze Zeit flogen und nach wenigen Monaten, teilweise sogar schon nach wenigen Tagen, den Betrieb einstellen mussten. Für Deutschland ist die Einstellung des Flugbetriebs von BerlinJet wenige Tage nach dem Erstflug der Gesellschaft ein Beispiel dafür. Die irische JetGreen Airways musste im Mai 2004 nach nur einer Woche ebenfalls den Flugbetrieb wieder einstellen.

Weitere Konkurse von Billigfluggesellschaften

  • V Bird (flog vom 23. Oktober 2003 bis zum 8. Oktober 2004 mit der Basis Airport Weeze)
  • Volareweb.com: Die Billigflugtochter der italienischen Volare meldete am 23. November 2004 Konkurs an. Bereits am 30. Oktober 2004 hatte die Gesellschaft kurzfristig die Flüge von Deutschland nach Italien eingestellt. Aktuell wird noch über eine Zukunft von Volare diskutiert und nach Investoren gesucht. Im Juni 2005 wurde der Flugbetrieb von Volare wieder aufgenommen. Das Streckennetz beinhaltet hauptsächlich Verbindungen in Italien und wenige Strecken ins europäische Ausland.

Billigflieger im Visier der Verbraucherschützer

Mit dem Vorwurf irreführender Preise gerieten mehrere Billigflieger in den Fokus des Verbraucherschutzes. Grund dafür war, dass meist mit Preisen geworben wurde, zu denen tatsächlich kein Flug erhältlich war. Es kommen oft noch Aufschläge wie Flughafengebühren, Kerosinzuschläge etc. hinzu. Außerdem kritisieren die Verbraucherschützern, dass meist bei Werbeaktionen die beworbenen Sitzplatzkontingente nur sehr klein waren. Eine Vorlage einer EU-Verordnung sieht allerdings vor, dass nur noch mit Endpreisen geworben werden darf. Die neuen Regelungen sollen für den gesamten europäischen Binnenmarkt gelten.

Auswirkungen auf den übrigen Luftverkehrsmarkt

Die Preisoffensiven der Billigfluggesellschaften haben mittlerweile dazu geführt, dass etablierte „herkömmliche" Linienfluggesellschaften, wie z.B. Lufthansa, Air France und British Airways sich zu ähnlichen Preisangeboten veranlasst sehen. Wer früh genug bucht, kann auch mit diesen renommierten Fluggesellschaften ab rund 50 Euro zu europäischen Zielen fliegen. So hatte Lufthansa vor der europaweit flächendeckenden Einführung ihrer "betterFly"-Tarife ihr neues Billigflug-Konzept zunächst Ende 2005 in Hamburg getestet, wo schlagartig 3.000 Fluggäste mehr pro Tag gezählt wurden. Seit April 2006 werden von Lufthansa nun flächendeckend pro Monat rund 350.000 Tickets zum Einstiegstarif von 99 oder 109 Euro für den Hin- und Rückflug angeboten, die reißenden Absatz finden. Insoweit geht den Billigfluggesellschaften ihr anfänglicher Marktvorteil als „Schnäppchen-Anbieter" zunehmend verloren, zumal sie oft Flughäfen abseits der europäischen Metropolen nutzen. Ein deutlicher Preisunterschied zu den Billigfluggesellschaften macht sich hingegen bei Flügen bemerkbar, die nicht früh genug gebucht werden. Insoweit bleiben die Billigfluggesellschaften, deren „Schnäppchen-Preise" in erster Linie ebenfalls auf Frühbucher abzielen, zumindest für Spätbucher nach wie vor die billigeren Anbieter. Allerdings ist für den durchschnittlichen Verbraucher der günstige Preis nicht mehr allein entscheidend für die Wahl der Fluggesellschaft. Auch eine zentrale Lage der angeflogenen Flughäfen stellt nun wieder einen wichtigen Aspekt dar.

Zukunft von Billigfluggesellschaften

Mittlerweile gibt es auf dem europäischen Markt kaum noch Neugründungen von Billigfliegern, die Zahl der Gesellschaften nimmt wieder ab. Als Beispiele für die Konsolidierung im Billigfliegermarkt können die oben aufgeführten Insolvenzen genannt werden. Weiterhin kommen Fusionen hinzu: Im Oktober 2002 fusionierten easyjet und Go zur easyjet. Im Januar 2003 kaufte Ryanair Buzz, auch unter KLM UK bekannt gewesen, auf. Seit April 2005 gab gexx den Großteil seiner Strecken an die dba ab. Im Gegenzug wurden zahlreiche Flugzeuge vom gexx-Eigner Germania an die dba im Wet-Lease verleast. 2006 schließlich wurde die dba von Air Berlin übernommen.

Dieser Trend wird sich aller Wahrscheinlichkeit nach fortsetzen. Mittlerweile gehen Unternehmensberater davon aus, dass das Wachstum in der Branche bis 2010 nur noch ca. 13 Prozent pro Jahr betragen wird. In den Jahren vor 2005 konnten noch Quoten von 50 Prozent erreicht werden. Ebenso wie Michael O'Leary propagiert, geht nun auch die Unternehmensberatung McKinsey davon aus, dass auf Dauer nur drei oder vier Billigairlines überleben werden. McKinsey nennt dabei insbesondere Ryanair, easyJet und Air Berlin. Allerdings verwischt mehr und mehr die Zweiteilung zwischen den traditionellen Airlines und den Billigfliegern. Während z.B. die Lufthansa oder British Airways auf einigen Strecken im europäischen Flugverkehr sogenannte Billigtickets anbieten, wenden sich manche Billigflieger dem traditionellen Geschäft der etablierten Airlines, beispielsweise den Geschäftskunden, zu.

Billigfluggesellschaften in Europa

Siehe Liste der europäischen Billigfluggesellschaften.

Billigfluggesellschaften in anderen Ländern

Afrika:


Asien:

Australien und Neuseeland:

Vereinigte Arabische Emirate:

Oman, Bahrain und Vereinigte Arabische Emirate:

Vereinigte Staaten von Amerika:

Kanada:

Lateinamerika:

Mexiko:


Brasilien und Argentinien

Weltgrößte Billigfluggesellschaften

Die weltgrößten Billigfluggesellschaften sind nach Anzahl der beförderten Passagiere und Umfang des Flottenbestands (Stand 2004):

  • Southwest Airlines, USA : 70,9 Millionen/432 Boeing 737
  • Ryanair, Irland : 26,583 Millionen/111 Boeing 737
  • EasyJet, England : 25,716 Millionen/64 Boeing 737 und 32 Airbus A319

Siehe auch

Literatur

  • Groß, S./Schröder, A.: Low Cost Airlines in Europa - eine marktorientierte Betrachtung von Billigfliegern, Dresden 2005 (FIT-Verlag)
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