„Ocker" – Versionsunterschied
Version vom 8. Dezember 2014, 17:17 Uhr
Ocker (goldenrod) | |
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Bestandteile | |
RGB (r, g, b) | (218, 165, 32) |
Hexadezimal-Triplet | DAA520 |
Ocker (von griech. ὠχρός „blass, blassgelb") sind Erdfarben, und zwar Gemische aus 5–20 % Brauneisenstein mit Tonmineralen, Quarz und Kalk.
Wortverwendung
Als Pigment wird es als gelber Ocker (Schöngelb) in diversen Sorten und Nuancen in der Malerei verwendet, entsprechende Bezeichnungen sind roter Ocker, Rotocker oder brauner Ocker, Braunocker. Die gelben Sorten werden nach dem Farbton in Lichtocker, Gelbocker, Goldocker, Fleischocker, Satinocker (Orangeocker, Satinober) unterteilt. Durch Erhitzen werden gelbe in rote Pigmente umgewandelt und dann als gebrannter Ocker bezeichnet. Dieser Vorgang entspricht einer Dehydration der färbenden Eisenverbindungen.
Als Farbbezeichnung wird „Ocker" nur für weniger farbsatte Gelbtöne benutzt, insbesondere im Gegensatz zum rötlicheren Siena und dem grünlicheren Umbra. Weitere Farbnamen dieses Farbtons sind Siena natur oder nach dem Einsatz Schönbrunner Gelb .
Als Webfarbe entspricht die Farbe Ocker der mit goldenrod (englisch „Goldrute") bezeichneten Gruppe.
Farbsorten
Gelber Ocker
Der natürliche gelbe Ocker wird nach seiner Herkunft unterschiedlich benannt: Französischer Ocker JL (das klassische Pigment), Terra di Siena (Italienischer Ocker, Sienaerde), Cyprischer Ocker (eine besonders feine Sorte hellen Ockers)[1] , Böhmischer Ocker (das eigentliche Schönbrunner Gelb ), Derbyshire Ocker, Lausitzer Ocker, Amberger Gelb.
Die künstliche Variante und mit Eisenoxidgelb geschönte Sorten werden auch als Marsgelb (wie das Eisenoxidgelb selbst) bezeichnet.
Der Hauptbestandteil des gelben Ockers ist Eisen(III)-oxidhydrat (Fe 2O 3 · n H2O – Limonit , Brauneisenstein).[2]
Roter Ocker
Der färbende Bestandteil im roten Ocker (auch „Rötel") ist das Eisen(III)-oxid Hämatit (Fe 2O 3). Typische Sorten sind Französischer Ocker RL, Burgunder Ocker, Englischer Grubenocker. Wie bei allen natürlichen Erdpigmenten finden sich daneben auch Anteile von Tonen und Quarz.[3] Den roten Ocker kann man auch durch Brennen des gelben Ockers gewinnen (gebrannter Ocker oder gebrannte Siena ). Zum Brennvorgang ist unter Limonit beschrieben.
Brauner Ocker
Als Braunocker werden weniger bunte (ungesättigte) Sorten bezeichnet, die deshalb eher Braun als mit einem Gelb- oder Rotton erscheinen. Es handelt sich um natürliche Vorkommen mit Beimengungen etwa von Manganoxiden und -hydraten,[3] die der Umbra nahestehen. Auch aus Goethit oder bei gebrannten Farbmitteln ähneln diese in ihrem Erscheinungsbild der Umbra gebrannt oder anderen wenig bunten gebrannten Eisenoxid-Pigmenten.[4]
Für Französischen Ocker hat sich ein Buchstabencode durchgesetzt, der deren Qualität beschreibt:[5]
- J – jaune/gelb, R – rouge/rot, B – brune/braun
- T – très sehr
- C – claire/hell (lasierend), F – fonce/dunkel (deckendere Sorten), O – or/goldgelb
- L – lavée/gewaschen, E – extra, S – super
- Beispiele dafür sind
- lichter Ocker JTCLES – in der Aquarellmalerei ein strahlend schönes, nicht zu grelles Gelb [4]
- Goldocker JOLES – ein Farbton, der dem Barockgelb entspricht.
- Weitere Sortierungen von Ockern sind
- Satinober oder Satinocker bezeichnen ins Orange gehende, besonders farbstarke Sorten und deren Imitate.[2]
- Grubenocker oder Harzocker ist hingegen ein basisches Eisen(III)-sulfat,[6] ** Goldsatinober ist eine gelbstichige Handelssorte von Mennige (Blei(II,IV)-oxid).
Verwendung
Alle Ocker sind in entsprechender Verreibung in jedem Bindemittel einsetzbar. Sie sind als Eisenoxidpigmente absolut lichtecht, wetterbeständig und mit allen anderen Pigmenten verträglich (die nötige Reinheit vorausgesetzt).[4]
Geschichte
Ocker tritt bereits im Middle Stone Age Südafrikas als Farbstoff zur Dekoration von Schmuckschnecken oder als Körperschmuck auf.[7] Auch in der Höhlenmalerei des europäischen Jungpaläolithikums wurde Ocker verwendet. Die Streuung von rotem Ocker ist seit dem Gravettien bis zum Magdalénien ein typisches Merkmal bei Grabstätten.
In der Antike und im Mittelalter zählen die Ocker weltweit zur grundlegenden warmen Palette aller kolorierten Medien der Künste.
Gewinnung
Bekanntester Abbauort in Europa sind die Ockersteinbrüche in dem französischen Ort Roussillon im Departement Vaucluse. Berühmt für seine besonders gute Qualität war der Goldocker mit seinem auserlesenen Farbton, dem typischen Barockgelb. Ein eindrucksvolles, ebenfalls aufgegebenes Abbaugebiet liegt etwa 20 km östlich von Roussillon im Colorado bei Bouvène, südlich von Rustrel. Diese Vorkommen wurden schon in der Römerzeit genutzt, später vergessen und erst 1780 wiederentdeckt.[8]
Abbau und Verkauf des französischen Ockers wird von der Société des Ocres de France (SOF) verwaltet. In Deutschland wurde vorrangig in Goslar am Nordharzrand Ocker aus Absetzbecken gewonnen („Ockersümpfe"), welche die Grubenwässer des Rammelsberger Bergbaus klärten. Auch in der Oberpfalz wurde bis um 1920 Ocker im Untertagebau in der Nähe von Neukirchen bei Sulzbach-Rosenberg gewonnen. Anschließend wurde er meist dort in einer Farbmühle zu Lack weiterverarbeitet.
Ein bekanntes australisches Abbaugebiet ist Wilgie Mia bei Perth.
Heute wird Ocker fast nur noch in geringen Mengen aus Erde durch langwierige Ausschlämmverfahren gewonnen. Hierzu wird das Pigment in einer Reihe von Klärbecken ausgewaschen und in Windmühlen von Ballaststoffen gereinigt.[9] Dieser Grundstoff wird getrocknet und ausgeliefert. Bei Bedarf wird er durch ein Brennverfahren auf den gewünschten Farbton gebracht. Außerdem werden besonders farbschöne „Nester" (kleine, konzentrierte Ansammlungen) speziell für den Künstler- und Restaurierungsbedarf verwertet.[8]
Der weitaus meiste Ocker wird heute auf künstlicher Basis aus Eisenoxidfarben hergestellt und auf ein geeignetes Substrat aufgezogen.[4]
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Zwischen Ocker-Felsen bei Roussillon
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Ocker-Felsen bei Roussillon
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Ocker-Felsen bei Roussillon
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Ocker-Felsen bei Rustrel
Einzelnachweise
- ↑ Burgunder Erden . In: Kremer (13. August 2006)
- ↑ a b Gelbe Ocker und Goldocker . In: Kremer (13. August 2006)
- ↑ a b Rot-braune Ocker . In: Kremer (13. August 2006)
- ↑ a b c d Lit: Wehlte, Ocker S. 92 f., Gebrannter Ocker S. 116 f., Braune Pigmente S. 127 ff.
- ↑ Erdfarben . In: Kremer (13. August 2006)
- ↑ Gruben Ocker . In: Kremer (18. August 2006)
- ↑ Lyn Wadley: Cemented ash as a receptacle or work surface for ochre powder production at Sibudu, South Africa, 58,000 years ago. In: Journal of Archaeological Science 2010 doi:10.1016/j.jas.2010年04月01日2
- ↑ a b Französische Ocker. In: Kremer (13. August 2006)
- ↑ Société des Ocres de France: Histoire de l'ocre. (franz.), abgerufen am 13. August 2006.
Literatur
- Ian Watts: Ochre in the Middle Stone Age of southern Africa: ritualized display or hide preservative? In: The South African Archaeological Bulletin. Vol. 57, No. 175, June 2002, ISSN 0038-1969 , S. 1–14.
- Kurt Wehlte: Werkstoffe und Techniken der Malerei. Otto Maier, Ravensburg 1967 (auch: Englisch u. a., Wiesbaden 2009, ISBN 978-3-86230-003-7).
Weblinks
- Kremer Pigmente GmbH & Co. KG – mit umfassenden Informationen zu diversen Pigmenten
- Société des Ocres de France (französisch)
- Industriekultur-Ansichten – Frankreich, Roussillon – Die Farben der Erde