„Westfeldzug" – Versionsunterschied

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{{Infobox Militärischer Konflikt
[[Bild:Second world war europe 1940 map de.png|thumb|250px|Westfeldzug und Norwegen 1940]]
|KONFLIKT= Westfeldzug
Der '''Westfeldzug''' bezeichnet die [[Militär|militärische]] [[Eroberung]] der [[Niederlande]], [[Belgien]]s, [[Luxemburg]]s (''Fall Gelb'') und den Krieg gegen [[Frankreich]] (''Fall Rot'') durch die [[Wehrmacht]] während des [[Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkrieges]] im Mai und Juni [[1940]] .
|TEILVON= [[Zweiter Weltkrieg]]
|BILD= Battle of France Infobox.png
|BILDBREITE=
|BESCHREIBUNG=
|DATUM= 10. Mai
|DATUMBIS= 25. Juni 1940
|ORT= Frankreich, Belgien, Niederlande, Luxemburg
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|AUSGANG= Sieg der Achsenmächte
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{{FRA-1871}}<br />{{BEL}}<br />
{{GBR}}<br />
{{CAN-1921}}<br />
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{{LUX}}<br />
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{{DEU-1935}}<br />
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|BEFEHLSHABER1=
{{FRA-1871|#}} [[Maurice Gamelin]]<br />
{{FRA-1871|#}} [[Maxime Weygand]]<br />
{{GBR|#}} [[John Vereker, 6. Viscount Gort|Lord Gort]]<br />
{{BEL|#}} [[Leopold III. (Belgien)|Leopold III.]]<br />
{{NLD|#}} [[Henri Winkelman]]<br />
{{POL-1928|#}} [[Władysław Sikorski]]
|BEFEHLSHABER2=
{{DEU-1935|#}} [[Gerd von Rundstedt]]<br />
{{DEU-1935|#}} [[Fedor von Bock]]<br />
{{DEU-1935|#}} [[Wilhelm Ritter von Leeb]]<br />
{{ITA-1861|#}} [[Umberto II.|Umberto von Savoyen]]
|BEFEHLSHABER3=
|TRUPPENSTÄRKE1= 144 Divisionen,<br />2.862.000 Soldaten,<br />13.974 Geschütze,<br />3.384 Panzer,<br />4.469 Flugzeuge,<ref name="KHF57">[[Karl-Heinz Frieser]]: ''Blitzkrieg-Legende.'' 2. Auflage, München 1996, S. 57.</ref><br />300.000 Lkw (nur franz.)<ref name="KHF35">Frieser, S. 35.</ref>
|TRUPPENSTÄRKE2= 141 Divisionen,<br />3.350.000 Soldaten,<br />7.378 Geschütze,<br />2.445 Panzer,<br />3.578 Flugzeuge,<ref name="KHF57" /><br /> 120.000 Lkw<ref name="KHF35" />
|TRUPPENSTÄRKE3=
|VERLUSTE1= 360.000 tot oder verwundet,<br />1.900.000 Gefangene,<br />? Panzer,<br />1.921 Flugzeuge<ref name="KHF57" />
|VERLUSTE2= 27.074–49.000 Tote,<ref>Die initiale Zahl von 27.074 Toten ist wohl zu klein, da Verwundete noch gestorben sind, Vermisste für tot erklärt wurden und noch weitere nicht kampfbedingte Verluste hinzukamen.</ref><br />110.034 Verwundete,<br />18.384 Vermisste;<br />714 Panzer,<br />1.559 Flugzeuge<ref name="KHF57" />


''1944'' festgestellt:
== Hintergrund ==
* 46.059 Tote ([[Heer (Wehrmacht)|Heer]])<ref>[[Rüdiger Overmans]]: ''Deutsche militärische Verluste im Zweiten Weltkrieg.'' 3. Auflage, Oldenbourg, München 2004, S. 54.</ref>
[[Bild:Maginot Linie Karte.jpg|thumb|Verlauf der Maginot-Linie]]
* ca. 3.200 Tote und Vermisste ([[Luftwaffe (Wehrmacht)|Luftwaffe]])<ref>[[Olaf Groehler]]: ''Geschichte des Luftkrieges.'' 5. Auflage, Berlin (Ost) 1981, S. 246.</ref>
Die französische Generalität verharrte in der Nachbetrachtung des Ersten Weltkrieges im Schema des [[Stellungskrieg]]es. Zwar hatten starke Befestigungen und Forts im Krieg eine große Rolle gespielt, doch zeigte sich gegen Ende des Krieges, dass der [[Grabenkrieg]] überholt wurde. Die französischen Militärplaner plädierten hingegen für den Bau eines starken Verteidigungswalls, die [[Maginot-Linie]]. Diese Verteidigungslinie sollte nicht nur einen erneuten deutschen Angriff abwehren, sondern auch vorbeugend abschreckend wirken.
* 600–700 Tote und Vermisste ([[Kriegsmarine]])<ref>''[[Das Deutsche Reich und der Zweite Weltkrieg]].'' Band 2, Stuttgart 1979, S. 307.</ref>
Die Grenze zu Belgien blieb unbefestigt. Im Falle eines Krieges mit Deutschland sollten französische Streitkräfte gemeinsam mit den belgischen Streitkräften vorgehen.
* insgesamt rund 49.000 Tote<ref>Karl-Heinz Frieser: ''Blitzkrieg-Legende.'' 2. Auflage, München 1996, S. 400.</ref>
Diese Strategie konnte nur aufgehen, solange Belgien (das [[1920]] offiziell seine Neutralität erklärt hatte), sich nicht mit Deutschland verbünden bzw. von Deutschland erobert werden würde.
|VERLUSTE3=
|NOTIZEN=
|ÜBERBLICK=
{{Linkbox Westfeldzug}}
}}
[[Datei:Second world war europe 1939 map de.png|mini|Die Ausgangssituation Ende 1939]]
[[Datei:Second world war europe 1940 map de.png|mini|Verlauf und Ergebnis der Kämpfe im Frühjahr und Sommer 1940]]
[[Datei:Bundesarchiv Bild 146-1971-070-61, Hitler mit Generälen bei Lagebesprechung.jpg|mini|Adolf Hitler im Hauptquartier des Oberbefehlshabers des Heeres, Generalfeldmarschall von Brauchitsch (1940). V.&nbsp;l.&nbsp;n.&nbsp;r. am Kartentisch: [[Wilhelm Keitel]], [[Walther von Brauchitsch]], Hitler, [[Franz Halder]]]]
Der '''Westfeldzug''' der deutschen [[Wehrmacht]] im [[Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkrieg]], unter Bezug auf das Hauptziel auch '''Frankreichfeldzug''' genannt, war die überraschend schnell erfolgreiche Offensive vom 10. Mai bis 25. Juni 1940 gegen [[Dritte Französische Republik|Frankreich]] und die dortigen [[British Expeditionary Force#Zweiter Weltkrieg|britischen Expeditionstruppen]] ''(Fall Rot)'', unter Verletzung der [[Neutralität (Internationale Politik)|Neutralität]] aller dazwischenliegenden [[Beneluxstaaten]] ''(Fall Gelb)''. Die Nordflanke der Offensive wird auch als [[Überfall auf die Niederlande, Belgien und Luxemburg]] bezeichnet.


Nachdem im September 1939 die Alliierten an der Westfront keine größeren Vorstöße zur Entlastung ihres Bündnispartners Polen ergriffen hatten, kam es nach Abschluss der Kampfhandlungen im Osten (abgesehen vom sowjetischen [[Winterkrieg]] gegen Finnland) ab Herbst 1939 zu einem „[[Sitzkrieg]]" der Landstreitkräfte im Westen, der allen Seiten Zeit zu Vorbereitung und Nervenkrieg gab. [[Venlo-Zwischenfall|Vorfälle in Venlo]] und [[Mechelen-Zwischenfall|bei Maasmechelen]] ergaben Einblicke in Kooperationen der [[Niederlande]] und [[Belgien]]s mit den Westalliierten. Im April führte ein [[Operation Wilfred|britisch]]-[[Unternehmen Weserübung|deutscher Wettlauf]] um Norwegen zu dessen Besetzung durch deutsche Truppen.
Nach den Verheerungen des Ersten Weltkrieges forderte Frankreich vom Deutschen Reich für erlittene Schäden vollumfängliche Kriegsreparationen in Höhe von 134 Milliarden [[Goldfranken]]. Doch Deutschland sah sich nicht in der Lage, solche immense Summen aufzubringen.


Der die achtmonatige Pattsituation beendende, häufig als „[[Blitzkrieg]]" bezeichnete Westfeldzug war ein [[Bewegungskrieg]], bei dem der [[Operation (Militär)|operative]] Erfolg der [[Panzertruppe von Wehrmacht und Waffen-SS|deutschen Panzer]]- und [[Luftwaffe (Wehrmacht)|Luftwaffe]] bei einem Vorstoß durch die Ardennen eine [[Sichelschnittplan|sichelschnittartige Umfassung]] der eher trägen gegnerischen Hauptkräfte in Nordfrankreich und Benelux ermöglichte, die mit dem Rücken zum [[Ärmelkanal]] stehend nach deutschem [[Schlacht von Dünkirchen#Haltebefehl|Haltebefehl vor Dünkirchen]] teilweise über diesen [[Operation Dynamo|nach Großbritannien evakuiert]] werden konnten.
So wie in den meisten anderen europäischen Staaten war auch Frankreich in den 1930er Jahren politsch und wirtschaftlich in einer Krise. Arbeitslosigkeit und Reallohnverlust verhinderten die Entwicklung eines sozial breit gefächerten Wohlstandes. Häufige Regierungswechsel (19 Regierungen, elf Premierminister, acht Finanzminister, sieben Außenminister und acht Kriegsminister in der Zeitspanne von [[1932]] bis [[1939]]) erschwerten die Schaffung von Kontinuität und eine zielgerichtete Außenpolitik. Frankreich war innerlich zerstritten und teilweise am Rande eines Bürgerkrieges. Wiederhlte Streiks schädigten die angegriffene Wirtschaft zusätzlich.


Der im Gegensatz zum langjährigen [[Grabenkrieg im Ersten Weltkrieg]] rasante und verlustärmere Verlauf mit nahezu totaler Niederlage Frankreichs markiert einen Wendepunkt der Kriegsgeschichte, viele Streitkräfte mussten ihre Strategie überdenken. Den Schlusspunkt bildete der [[Waffenstillstand von Compiègne (1940)|Waffenstillstand von Compiègne]] mit Frankreich vom 22. Juni, der drei Tage später in Kraft trat. Nur noch Großbritannien mit [[Commonwealth of Nations|Kronkolonien]] und meist<!-- [[:en:Non-British personnel in the RAF during the Battle of Britain]] --> [[Polnische Streitkräfte im Westen|polnische Exiltruppen]] standen gegen Deutschland, die [[Luftschlacht um England]] konnte die Wehrmacht nun direkt von der gesamten Ärmelkanalküste aus führen, den Seekrieg ([[Atlantikschlacht]]) von Häfen in Nordnorwegen über Dänemark bis an den Pyrenäen. Nur Südfrankreich blieb zunächst unbesetzt, in den Westalpen war [[Italiens Kriegserklärung an Frankreich und Großbritannien|Italien Mitte Juni noch in den Krieg eingetreten]]. Der Großteil Frankreichs und Benelux blieb über vier Jahre unter direkter deutscher Kontrolle.
Auch Deutschland litt erheblich unter den Folgen des Ersten Weltkrieges und der [[Weltwirtschaftskrise]] von 1929. Über 5 Millionen Arbeitslose waren 1932 in Deutschland gemeldet. Mit der Ernennung [[Adolf Hitler]]s zum [[Reichskanzler]] 1933 vollzog sich in Deutschland die Wandlung zur [[Diktatur]]. Dadurch wurden staatlich gelenkte Programme zur [[Arbeitsbeschaffung]] und kurzfristige Anleihen für die Finanzierung eines Wirtschaftsaufschwunges ermöglicht. In den ersten beiden Jahren nationalsozialistischer Herrschaft lag der Schwerpunkt auf der Verbesserung des Lebensstandards, was unter anderem durch harte Währungspolitik, ein groß angelegtes Straßen-und Brückenbauprogramm (Reichsautobahnen) und der Ankurbelung der Fahrzeugindusrie erzielt wurde. Erst dann wurden zunehmend Mittel für die Rüstung bereitgestellt, was nicht zuletzt den Protest der deutschen Generalität hervorrief. Gleichzeitig verdrängte die deutsche Wirtschaft mehr und mehr Frankreich als bevorzugten Handelspartner in [[Südosteuropa]], wo Paris ein Beziehungsgeflecht mit befreundeten Staaten aufgebaut hatte.


== Vorgeschichte ==
Der in seiner Macht gestärkte Hitler demontierte schrittweise den [[Versailler Vertrag]]. Doch die Siegermächte verzichteten auf Strafmaßnahmen, wie Frankreich sie noch [[1923]] mit der Besetzung des Ruhrgebietes durchgeführt hatte ([[Ruhrbesetzung]]). So stellte Hitler immer weiter gehende Forderungen. [[1935]] wurde die [[Wehrpflicht]] wieder eingeführt, ohne dass das Regime von den Westmächten zur Verantwortung gezogen wurde. 1936 besetzte schließlich die [[Deutsche Wehrmacht]] das Rheinland. Spätestens hier hatte die Generalität eine Reaktion Frankreichs erwartet und befürchtet. Hitler dagegen war bereit „''va banque zu spielen''". Trotzdem wurde vereinbart, bei dem geringsten Anzeichen einer französischen Truppenbewegung, die eigenen Verbände sofort zurück zu ziehen. Doch auch diesmal blieb eine Reaktion in Paris aufgrund der passiven Haltung [[Großbritannien]]s aus. Ohne die Unterstützung Londons wollte Frankreich einen Krieg mit dem Deutschen Reich nicht riskieren.
[[Datei:Maginot Linie Karte.jpg|mini|Verlauf der Maginot-Linie]]
[[Datei:Troops of 51st Highland Division march over a drawbridge into Fort de Sainghain on the Maginot Line, 3 November 1939. O227.jpg|mini|Britische Truppen beim Passieren einer Zugbrücke an der Maginotlinie am ''Fort de Sainghain'' nahe der belgischen Grenze]]
{{Hauptartikel|Vorgeschichte des Zweiten Weltkrieges in Europa}}


=== Frankreich in Hitlers strategischem Kalkül ===
Nachdem Hitler sich im Rheinland durchgesetzt hatte, erließ er den Befehl eine Verteidigungsanlage im Westen zu planen. 1938 wurde mit dem Bau des ''[[Westwall]]s'', auch „Siegfriedlinie" genannt, begonnen. Für den bevorstehenden Konflikt war dies von psychologischer Wirkung, da dieses Projekt analog zur Maginot-Linie als eine Gegendemonstration an militärischer Stärke gewertet wurde.
[[Adolf Hitler]]s langfristiges Kriegsziel seit den 1920er-Jahren war die Eroberung von „[[Lebensraum im Osten]]". In seiner programmatischen Schrift ''[[Mein Kampf]]'' hatte er als Bedingung dafür die Ausschaltung Frankreichs zur Rückendeckung für den [[Deutsch-Sowjetischer Krieg|Feldzug gegen die Sowjetunion]] gefordert.<ref>Manfred Messerschmidt: ''Hitlers „Programm" und das Kontinuitätsproblem.'' In: Wilhelm Deist, Manfred Messerschmidt, Hans-Erich Volkmann, Wolfram Wette: ''Ursachen und Voraussetzungen des Zweiten Weltkriegs.'' Frankfurt am Main 1989, S. 652.</ref> Diese Zielsetzung verkündete er auch am 28. Februar 1934 in einer Rede in der Reichskanzlei vor Reichswehroffizieren, indem er erklärte, zur [[Blut-und-Boden-Ideologie|Gewinnung neuen Lebensraumes]] „kurze entscheidende Schläge erst nach Westen, dann nach Osten" zu führen.<ref>[[Klaus Hildebrand]]: ''Deutsche Außenpolitik 1933–1945.'' Stuttgart/Berlin/Köln/Mainz 1976, S. 38.</ref> Hitler blieb aber in der Frage, wo er den Krieg eröffnen wolle, flexibel; so bekannte er in einer [[Ansprache Hitlers vor den Oberbefehlshabern am 23. November 1939|Rede vor den Oberbefehlshabern am 23. November 1939]]: „Ich habe lange gezweifelt, ob ich erst im Osten und dann im Westen losschlagen sollte."<ref>[[Hans-Adolf Jacobsen]]: ''1939–1945. Der Zweite Weltkrieg in Chronik und Dokumenten.'' Darmstadt 1961, S. 133&nbsp;ff.</ref> Schließlich entschied er sich für den [[Überfall auf Polen]].


Trotz der zielgerichteten [[Aufrüstung der Wehrmacht]] durch Hitler ab 1935 setzten sich in der Politik Frankreichs und des [[Vereinigtes Königreich|Vereinigten Königreichs]] zunächst die Prinzipien des [[Appeasement-Politik|Appeasement]] durch. Ihre Vertreter waren bereit, für eine spannungsfreie Koexistenz der großen mitteleuropäischen Staaten auch Revisionen des [[Friedensvertrag von Versailles|Vertrages von Versailles]] zu dulden. Unter diesem Aspekt ist u.&nbsp;a. der [[Deutsch-britisches Flottenabkommen|deutsch-britische Flottenvertrag]], die Duldung der [[Rheinlandbesetzung (1936)|Rheinlandbesetzung]] und des [[Anschluss Österreichs|„Anschlusses" Österreichs]] sowie das [[Münchner Abkommen]] zu sehen. Die vertragswidrige „[[Zerschlagung der Rest-Tschechei]]" beendete die Appeasementpolitik. Frankreich und Großbritannien versuchten nun ein Bündnissystem aufzubauen, um eine weitere Expansion des Deutschen Reichs zu verhindern: Am 31. März 1939 wurde die [[britisch-französische Garantieerklärung]] für [[Zweite Polnische Republik|Polen]] abgegeben, eine ähnliche Erklärung für [[Königreich Rumänien|Rumänien]] und [[Königreich Griechenland|Griechenland]] folgte am 13. April 1939.<ref>[http://www.forost.ungarisches-institut.de/pdf/19390413-2.pdf Volltext der Erklärung] (PDF; 12 kB)</ref> Mit der [[Türkei]]<ref>[[Klaus Schönherr]]: ''Neutralität, »Nonbelligerence« oder Krieg. Die Türkei im Spannungsfeld der europäischen Mächte 1939 bis 1941.'' In: [[Bernd Wegner (Historiker)|Bernd Wegner]] (Hrsg.): ''Zwei Wege nach Moskau – Vom Hitler-Stalin-Pakt bis zum »Unternehmen Barbarossa«.'' München/ Zürich 1991, S. 504–508.</ref> und der [[Sowjetunion]] wurde über Beistandsverträge verhandelt. Dabei war die britische Regierung die treibende Kraft.<ref>[[Walther Hofer]]: ''Die Entfesselung des Zweiten Weltkrieges.'' Lit Verlag, Münster 2007, ISBN 978-3-8258-0383-4, S. 51&nbsp;ff.</ref> Mit dem Abschluss des [[Deutsch-sowjetischer Nichtangriffspakt|deutsch-sowjetischen Nichtangriffspakts]] im August 1939 wurde deutlich, dass diese Eindämmungsversuche erfolglos waren.
==Deutschlands Rüstung==
=== Die Reichswehr unter Hans von Seeckt ===
Für die Siegermächte des ersten Weltkriegs war Ziel des Vertrages von Versailles, Deutschland nie mehr so erstarken zu lassen, dass es eine internationale Gefahr darzustellen vermöge:


Hitler hatte die Zugeständnisse der Westmächte als Schwäche von Staaten rezipiert, die&nbsp;– wenn nicht selbst angegriffen&nbsp;– auch in Zukunft eine militärische Konfrontation mit Deutschland scheuen würden. Diese zuletzt nur mehr mit Außenminister [[Joachim von Ribbentrop]] geteilte Beurteilung führte dazu, dass Hitler bis zum britischen Ultimatum vom 3. September 1939 überzeugt war, dass es wegen Polen zu keiner militärischen Konfrontation mit den Westmächten kommen würde.<ref>[[Paul-Otto Schmidt|Paul Schmidt]]: ''Statist auf diplomatischer Bühne.'' Bonn 1953, S. 473.</ref> Nachdem Polen geschlagen war, konnte sich Hitler der Ausschaltung Frankreichs zuwenden.
* Auflösung des Großen Generalstabes
* Berufsarmee mit maximal 100.000 Mann und ca. 4000 Offizieren
* keine allgemeine Wehrpflicht
* Verbot von militärischen Vereinen, Militärmissionen und Mobilmachungsmaßnahmen
* [[Reichsmarine|Marine]] mit 15.000 Mann, 6 Panzerkreuzern, 6 leichten Kreuzern und 12 Torpedobooten
* keine schweren Waffen wie U-Boote, Panzer, Schlachtschiffe oder Flugzeuge, chemische Kampfstoffe
* Beschränkung der Waffenvorräte (102.000 Gewehre, 40,8 Mill. Gewehrpartronen)
* [[Entmilitarisierung]] des Rheinlands (50-km-Streifen östlich des Rheins)
* Verbot des Festungsbaus entlang der deutschen Grenze
* Verbot von Befestigung und Artillerie zwischen Ost- und Nordsee
* Im Weiteren wurden jegliche Maßnahmen, die zur Vorbereitung eines Krieges geeignet sind, verboten. Dies hatte unter anderem Auswirkungen auf das [[Deutsches Rotes Kreuz|Deutsche Rote Kreuz]], das in der Folge* In den Verträgen von St. Germain und Trianon wurde das Habsburgische Reich in Teilstaaten (Polen, Tschechien, Ungarn, Rumänien, Jugoslawien) aufgeteilt und somit als Machtfaktor in Europa ausgeschaltet.


=== Taktische Grundlagen ===
[[Hans von Seeckt]], seit 1920 Chef der Heeresleitung, schuf im Prinzip ein kleines Heer aus Spezialisten, das bei Bedarf schnell ausgedehnt werden konnte. Ein hohere Anteil an Unteroffizieren wurde zur Führung großer Verbände und zum Erfüllen von Offiziersaufgaben geschult.
Das operative Nachkriegsdenken Frankreichs wurde geprägt von Marschall [[Philippe Pétain]], dem Generalinspekteur der französischen Armee. Angesichts der horrenden Verluste, die Frankreich bei seinen Offensivoperationen im [[Erster Weltkrieg|Ersten Weltkrieg]] erlitten hatte und gestützt auf persönliche Abwehrerfolge („Held von [[Schlacht um Verdun|Verdun]]") räumte er der Verteidigung Priorität ein und forcierte den Ausbau eines starken Verteidigungswalls, der [[Maginot-Linie]]. Zur Rolle der Panzerwaffe enthalten seine Grundsatzweisungen von 1921 nur den Satz: „Panzer unterstützen das Vorgehen der [[Infanterie]] durch Niederkämpfen von Feldbefestigungen und von hartnäckigem Widerstand der Infanterie."<ref>Alistair Horne: ''To lose a battle. France 1940.'' New York 1979.</ref> Der junge Panzeroffizier [[Charles de Gaulle]] schlug hingegen in seinem Buch ''Vers l’Armée de Métier'' vor, als Kern der Landstreitkräfte hochmobile, gepanzerte Großverbände aus Berufssoldaten zu rekrutieren, die die Entscheidung im Angriff suchen. Mit diesen Ideen konnte er sich allerdings erst nach Hitlers Sieg in Polen durchsetzen; bis zum Beginn des Westfeldzuges kam es zu keiner wesentlichen Umsetzung der neuen [[Strategie (Militär)|Strategie]].
Aufgrund seiner Kriegserfahrung an der [[Deutsche Ostfront (Erster Weltkrieg)|Ostfront im Ersten Weltkrieg]], war von Seeckt ein Verfechter der mobilen Kriegführung. Nach seiner Überzeugung würden die Kriege der Zukunft von relativ kleinen, optimal ausgebildeten mobilen Heeren - unterstützt von starken Luftstreitkräften - geführt und gewonnen werden.


Unter dem Eindruck von Hitlers Rheinlandbesetzung und der Inaktivität Frankreichs erklärte Belgien am 14. Oktober 1936 seine [[Neutralität (Internationale Politik)|Neutralität]]. Der Beistandspakt mit den Westmächten wurde durch die grobe Geheimabsprache ersetzt, im Falle einer deutschen Invasion in der „Dyle-Breda-Stellung" gemeinsam Widerstand zu leisten. Diese Linie verlief entlang der belgischen [[Maas]] bis [[Namur]], dann über die sogenannte „Lücke von [[Gembloux]]" nach [[Wavre]] und von dort entlang der [[Dijle|Dyle]] über [[Antwerpen]] und [[Breda]] bis [[Moerdijk]] mit Anschluss an die so genannte [[Festung Holland]].
=== Geheime Zusammenarbeit mit anderen Staaten ===
In der Zeit der [[Weimarer Republik]] bestand von [[1922]] bis [[1933]] eine geheime deutsch-sowjetische militärische Kooperation, die von der Ausbildung bis zu Forschung und Entwicklung reichte. Besonders bemerkenswert war die Entwicklung von Einsatzformen für neue Waffensysteme (mechanisierte Kriegführung). Bis [[1928]] wurden eine gemeinsame Panzerschule in [[Kasan]], eine gemeinsame Schule für chemische Kriegführung in [[Wolsk]] und ein gemeinsames Luftfahrtzentrum in [[Lipezk]] betrieben. Zudem richtete [[Krupp]] ein geheimes Konstruktionsbüro für Panzer und andere Heereswaffen in Berlin ein. Leichte Panzer, Artillerie und Flak wurden bei [[Bofors]] in [[Schweden]] unter Lizenz produziert. U-Boote wurden in Holland entworfen, die für andere Länder umgesetzten Entwürfe dort ausgiebig erprobt.


Im Deutschen Reich wurde die Taktik von Generaloberst [[Hans von Seeckt]] bestimmt, der ab 1920 die [[Reichswehr]] führte. Er war überzeugt, die Kriege der Zukunft würden von gut ausgebildeten, hochmobilen und [[Luftwaffe (Wehrmacht)|von Fliegern]] unterstützten Heeren gewonnen werden. Da man Deutschland ein solches Heer in Versailles verwehrt hatte (Verbot von Panzer- und Luftfahrzeugen, Beschränkung auf 100.000 Mann Berufssoldaten), wollte er zumindest die Voraussetzungen dafür schaffen. Zur Sicherstellung einer raschen Expansion durch [[Aufrüstung der Wehrmacht|Truppenvermehrung]] nach dem Wegfall der Restriktionen erhielt die Masse der Reichswehrsoldaten eine weit über ihre aktuelle Funktion hinausgehende Ausbildung als Führungskräfte oder Spezialisten. Bezüglich der Entwicklung moderner Waffensysteme wurde die Kooperation mit dem Ausland angestrebt. Bedeutsam war vor allem die von 1922 bis 1933 laufende deutsch-sowjetische Zusammenarbeit (Panzer, [[Geheime Fliegerschule und Erprobungsstätte der Reichswehr|Kampfflugzeuge]], Giftgas). Die Restriktionen fielen am 17. März 1935; die Aufstellung deutscher Offensivstreitkräfte begann. Ihre Taktik: Panzerkräfte erzwingen gemeinsam mit der Infanterie und mit [[Luftunterstützung|Luftwaffenunterstützung]] den Durchbruch und stoßen dann rasch in die Tiefe des [[Gefechtsfeld]]s vor. Die (motorisierte) Infanterie folgt, schaltet Widerstandsnester aus und sichert die Flanken des Vormarsches mit Hilfe von Panzerabwehrkanonen ab.
Als Resultat schuf von Seeckt so eine professionelle, technisch effiziente Modellstreitmacht.


== Ausgangslage ==
=== Allgemeine Wehrpflicht ===
=== „Sitzkrieg" ===
Nach kurzem Ausloten der möglichen, aber ausbleibenden Reaktionen der europäischen Nachbarländer verkündet Hitler [[17. März]] [[1935]] in Missachtung des Vertrages von Versailles seine Absicht, aufzurüsten und die allgemeine Wehrpflicht wieder einzuführen.
{{Hauptartikel|Sitzkrieg}}
Schon im Oktober 1935 waren die ersten drei Panzerdivisionen gebildet. [[Oberst]] [[Heinz Guderian|Guderian]] erhielt das Kommando einer dieser Divisionen. Demgegenüber dauerte die Bildung der französischen mechanisierten Verbände ungleich länger.
[[Datei:The British Army in France 1939 O344.jpg|mini|November 1939: Angehörige des britischen Expeditionskorps und der französischen Luftstreitkräfte vor einem Verschlag mit der Bezeichnung [[10 Downing Street|„No. 10 Downing Street"]] (die Adresse des britischen [[Lord High Treasurer|First Lord of the Treasury]])]]


Zwei Tage nach dem [[Überfall auf Polen|deutschen Angriff auf Polen]] am 1. September 1939 erklärten Frankreich und das Vereinigte Königreich dem Deutschen Reich den Krieg; eine ernsthafte Offensive zur Entlastung der unter schwerem Druck stehenden Polen fand allerdings weder auf dem Boden noch in der Luft statt. Frankreich beschränkte sich auf ein Vorrücken bis einige Kilometer vor den [[Westwall]] („[[Saar-Offensive]]") und es begann die Verlegung von Truppen des [[British Expeditionary Force|britischen Expeditionskorps]] (BEF) nach Nordfrankreich. Von der [[Royal Air Force]] (RAF) geplante Angriffe auf Ziele in Deutschland wurden von den Franzosen mit dem Hinweis auf mögliche Gegenangriffe untersagt. Nach der militärischen Niederlage Polens nahm der französische Oberbefehlshaber [[Maurice Gamelin]] seine Truppen bis Mitte Oktober 1939 wieder an die Maginot-Linie zurück.<ref>''Das Deutsche Reich und der Zweite Weltkrieg.'' Band 2, Stuttgart 1979, S. 272.</ref> Die träge und widersprüchliche Reaktion Gamelins wird auf seine [[Neurosyphilis]]-Erkrankung zurückgeführt.<ref>{{Internetquelle |autor=Andrew Knighton |url=https://www.warhistoryonline.com/history/these-four-french-commanders-became-liabilities.html |titel=These Four French Commanders Became Liabilities Because of Illness. General Maurice Gamelin Suffered From An Advanced Form Of Syphilis That Affects The Brain History |werk=War History Online |datum=2017年10月09日 |sprache=en |abruf=2023年10月05日}}</ref>
== Die Ausgangslage ==
=== Die ''Saaroffensive'' und andere Alliierte Vorkehrungen ===
Nachdem Deutschland am [[1. September]] [[1939]] Polen überfallen hatte ([[Polenfeldzug 1939|Polenfeldzug]]), erklärten Großbritannien und Frankreich am [[3. September]] gemäß ihrer Bündnis-Verpflichtung gegenüber Polen dem Deutschen Reich den Krieg. Französische Verbände rückten bis zur Siegfriedlinie vor, ohne diese zu überschreiten. Mehrere zuvor evakuierte Dörfer wurden besetzt.
Die französische Regierung war zunächst dagegen, daß die [[Royal Air Force]] Deutschland angriff. Man befürchtete deutsche Vergeltungsangriffe. Die RAF beschränkte sich deshalb bis Mai 1940, von einigen Angriffen auf Kriegsschiffe abgesehen, auf den Abwurf von [[Propaganda|Propagandaflugblättern]].


Die folgenden Monate wurden als die Zeit des ''Sitzkrieges'' ({{frS|la drôle de guerre}}; {{enS|Phoney War}}) bezeichnet, da sich die Aktivitäten auf beiden Seiten auf die Aufklärung beschränkten. Im politisch tief gespaltenen Frankreich nahm die Ablehnung des Kriegs weiter zu. Einen wesentlichen Anteil daran hatte die politische Kehrtwendung der Sowjetunion. [[Josef Stalin]] am 8. September 1939 vor [[Wjatscheslaw Michailowitsch Molotow|Wjatscheslaw Molotow]], [[Andrei Alexandrowitsch Schdanow|Andrei Schdanow]] und [[Georgi Dimitroff]]:<ref>''Aus dem Tagebuch des Generalsekretärs des Exekutivkomitees der Kommunistischen Internationale G. M. Dimitrov, Eintragungen vom 7. und 8. September 1939.'' In: [http://www.1000dokumente.de/?c=dokument_ru&dokument=0026_dim&object=translation&l=de ''100(0) Schlüsseldokumente zur russischen und sowjetischen Geschichte.'']</ref>
Als Polen nach dem sowjetischen Einmarsch kapitulieren mußte, zog der französische Oberbefehlshaber [[Maurice Gamelin]] seine Truppen ohne Zwischenfall bis [[4. Oktober]] 1939 wieder an die Maginotlinie zurück. Die französischen Maßnahmen hatten sich als nutzlos erwiesen, da keine deutsche Division aus Polen abgezogen worden war.


{{Zitat
Die folgenden Monate wurden als die Zeit des ''[[Sitzkrieg]]es'' bezeichnet, da keine Seite größere Unternehmungen begann. Es gab nur vereinzelte Schußwechsel und begrenzte Aktivitäten kleinerer Verbände.
|Text=Der Krieg wird zwischen zwei Gruppen kapitalistischer Staaten geführt – (arme und reiche im Hinblick auf Kolonien, Rohstoffe usw.) um die Neuaufteilung der Welt, um die Weltherrschaft! Wir haben nichts dagegen, daß sie kräftig aufeinander einschlagen und sich schwächen. Nicht schlecht, wenn Deutschland die Lage der reichsten kapitalistischen Länder (vor allem Englands) ins Wanken brächte. Hitler selber zerrüttet und untergräbt, ohne es zu verstehen und zu wollen, das kapitalistische System. [...] Die Kommunisten der kapitalistischen Länder müssen entschieden gegen ihre Regierungen, gegen den Krieg auftreten.}}
In diesen acht Monaten verschlechterte sich die Stimmung der französischen Bevölkerung: Die scheinbar deutsche ''Nichtaggressivität'' gegenüber Frankreich, das Ausbleiben deutscher Luftangriffe, sowie die soziale Distanz zwischen Offizieren und Soldaten in der französischen Armee verstärkte die [[latent]]e Tendenz des Ungehorsams und Misstrauens gegenüber jeder Autorität. Zudem sah man nach der polnischen Kapitulation den Sinn eines Krieges gegen Deutschland immer weniger ein. Folglich verschlechterte sich die Disziplin zusehends. Alkoholmissbrauch trat vermehrt auf und Soldaten entfernten sich unerlaubt von ihrer Truppe. Der [[Hitler-Stalin-Pakt]] sorgte zusätzlich für Verwirrung; kommunistische Arbeiter verübten z.B. Sabotageakte in der französischen Rüstungsindustrie.


Die [[Parti communiste français|Kommunistische Partei Frankreichs]] (PCF) erhielt daraufhin über die [[Kommunistische Internationale|Komintern]] die Weisung, das [[Volksfront]]-Bündnis mit den Sozialisten zu lösen und die Kriegsanstrengungen des Landes zu [[Sabotage|sabotieren]]. Angebliche Sabotageakte in der französischen Rüstungsindustrie<ref>Alistair Horne: ''To lose a battle.'' Penguin 1979, S. 147.</ref> dienten als Vorwand, die PCF bis zum 26. September 1939 in ganz Frankreich zu verbieten. Der tatsächliche Umfang der Sabotage der französischen Verteidigungsbemühungen wird als extrem gering eingeschätzt.<ref>Tablot Imlay: ''Mind the Gap. The Perception And Reality of Communist Sabotage of French War Production During the Phoney War.'' In: ''Past and Present.'' No. 189, Nov. 2005, S. 179–234; Joel Blatt: ''The French Defeat of 1940. Reassessments.'' Berghahn Books, Oxford 1998, ISBN 1-57181-226-1, S. 141.</ref> Eine kommunistische Organisation innerhalb der Armee existierte nicht, ebenso wenig wie organisierte Sabotageaktionen.<ref>Thomas Rodney Christofferson, Michael Scott Christofferson: ''France During World War II: From Defeat to Liberation.'' Fordham University Press, 2006, ISBN 0-8232-2562-3, S. 20.</ref> Tatsächlich ist nur ein Fall beim Flugzeughersteller [[Farman]] bekannt, in dem Anfang 1940 Kommunisten auf eigene Faust Sabotage verübten. Die Regierung machte die kommunistische [[Propaganda]] für die Verschlechterung der Moral und den mangelnden Kriegsenthusiasmus verantwortlich, obwohl diese weder Defätismus verbreitete noch ihre Mitglieder zur Desertion oder zur [[Verbrüderung]] mit dem Feind anhielt.<ref>Julian Jackson: ''The Fall of France.'' Oxford University Press, Oxford 2003, ISBN 0-19-280300-X, S. 154&nbsp;f.</ref>
England reagierte zunächst mit Vorbereitungen auf einen Seekrieg und einer eingeschränkten Mobilisierung seiner Landstreitkräfte.
Zwischen dem [[11. September]] und dem [[16. September]] 1939 legte die [[Royal Navy]] etwa 3.000 [[Mine (Waffe)|Minen]] im [[Ärmelkanal]] aus. Zeitgleich trafen die ersten Einheiten der [[British Expeditionary Force]] (Britisches Expeditionskorps, ''BEF'') in [[Nantes]] und [[St. Nazaire]] ein. Diese sollten in einer ersten Phase am Ausbau von Verteidigungsanlagen und Flugplätzen teilnehmen, und später zu Vervollständigung ihrer Kampfausbildung wieder nach England zurückkehren.


=== Planungen ===
=== Unternehmen Weserübung: Besetzung Dänemarks und Norwegens ===
==== Alliierte ====
Zwischen dem [[9. April]] und dem [[10. Juni]] [[1940]] unternahm die Wehrmacht das ''[[Unternehmen Weserübung]]''. Ziel der Operation war es, [[Norwegen]] zu besetzen. Damit sollte eine britische Seeblockade wie im Ersten Weltkrieg verhindert und gleichzeitig die Zufuhr des kriegswichtigen schwedischen [[Eisenerz]]es gesichert werden. [[Dänemark]] wurde während des Unternehmens ebenfalls besetzt, da es als Aufmarschgebiet für die Landung in Norwegen genutzt werden sollte.
Die [[alliierte]] Strategie wurde von den Franzosen bestimmt. Diese planten, vor dem Frühsommer 1941 keine grenzüberschreitenden Operationen vorzunehmen. Deutsche Angriffe sollten an der von der Grenze zur [[Schweiz]] bis Sedan reichenden [[Maginot-Linie|Maginotlinie]] abgewehrt werden, in der die Heeresgruppen 2 ([[André-Gaston Prételat|Prételat]]) und 3 ([[Benoît Besson|Besson]]) eingesetzt waren. Einen Angriff über Belgien wollte man in der [[Dyle-Breda-Stellung]] zum Stehen bringen. In ihr sollte die Heeresgruppe 1 ([[Gaston Billotte|Billotte]]) gemeinsam mit dem britischen Expeditionskorps (9 Divisionen) sowie Teilen der belgischen und niederländischen Armee zum Einsatz kommen.


Kommandostruktur: [[Oberbefehlshaber]] Gamelin hatte am 6. Januar 1940 die Verantwortung über die Nordostfront (Heeresgruppen 1–3) an seinen Stellvertreter General [[Alphonse Georges]] überantwortet; die Koordinierung des Einsatzes der französischen Heeresgruppe&nbsp;1, des britischen Expeditionskorps und der belgischen sowie niederländischen Streitkräfte wurde nach der Invasion Belgiens an General Billotte übertragen.
Die Royal Navy fügte zwischen dem [[10. April]] und [[13. April]] der Kriegsmarine schwere Verluste zu. Nach deutschen Luftangriffen zog sie sich aber auf die offene See zurück. Eine Woche später, am [[15. April]], landeten die ersten britischen Truppen bei [[Narvik]]. Weitere Landungen fanden zwischen [[16. April]] und [[18. April]] in Mittelnorwegen statt. Erst 10 Tage nach der deutschen Landung erfolgte am [[19. April]] die erste militärische Reaktion Frankreichs.


==== Belgien und Niederlande ====
Daraufhin wurde am [[20. April]] der Regierung [[Édouard Daladier|Daladier]] das Vertrauen entzogen, und [[Paul Reynaud]] übernahm das Amt des Premierministers. Reynaud wollte den Oberbefehlshaber Gamelin aufgrund seines Verhaltens in Norwegen durch General [[Maxime Weygand]] ersetzen, konnte sich aber ohne Unterstützung von Daladier politisch nicht durchsetzen.
Die Belgier verfügten mit [[Festungsring Lüttich|Lüttich]], [[Festung Antwerpen|Antwerpen]] und [[Namur]] über drei befestigte Plätze; die Masse des [[Belgisches Heer|Heeres]] (20 [[Division (Militär)|Divisionen]]) sollte jedoch in den Grenzstellungen zu Deutschland, Luxemburg und den Niederlanden sowie in der Tiefe am [[Albert-Kanal]] eingesetzt werden. Mit dem Ausbau einer dritten Verteidigungslinie, der [[K-W-Linie|K.-W.-Stellung]] (Koningshooikt-Wavre-Stellung), von den Alliierten als Dyle-Breda-Stellung bezeichnet, wurde erst im August 1939 begonnen.
Bis zum [[3. Mai]] waren die Alliierten infolge des deutschen Vorrückens gezwungen, ihre Truppen - mit Ausnahme des Expeditionskorps in Narvik - zu evakuieren.


In den Niederlanden hoffte man, wie im Ersten Weltkrieg den [[Neutralität (Internationale Politik)|Neutralitätsstatus]] wahren zu können, und war daher nicht bereit, Verteidigungsabsprachen zu treffen. Die eigene Verteidigung plante man entlang [[Maas]] und [[IJssel]]; als zweite Linie waren die [[Peel-Raam-Stellung|Peel-Raam]]- und die Grebbe-Stellung vorgesehen. Die „[[Festung Holland]]" (Bereich Amsterdam, Rotterdam, Den Haag) sollte an der „[[Holländische Wasserlinie|Neuen-Wasserlinie]]" auf der Höhe von [[Utrecht]] verteidigt werden. Der Ausbauzustand dieser Linien war im Vergleich zu jenen der Belgier gering; auch der Ausbildungsstand der [[Koninklijke Landmacht|niederländischen Truppen]] war schlechter als der der Belgier.<ref>Hans Umbreit: ''Das Deutsche Reich und der Zweite Weltkrieg. Der Kampf um die Vormachtstellung in Westeuropa.'' Band 2.</ref>
Für die deutschen Landstreitkräfte bedeutete dieser Erfolg eine weitere Bestätigung ihrer Unüberwindbarkeit, der sie moralisch stärkte. Die gegenteilige Wirkung erzielte der Misserfolg in Norwegen auf die alliierte Moral, im speziellen auf die französische.


=== (削除) Blitzkrieg (削除ここまで) ===
(追記) = (追記ここまで)=== (追記) Luxemburg (追記ここまで) (追記) = (追記ここまで)===
Das neutrale und unbewaffnete Luxemburg verfügte nur über ein kleines [[Streitkräfte Luxemburgs#Gendarmerie- und Freiwilligenkorps (1881–1940)|Freiwilligenkorps]] von 461 Mann, so dass eine bewaffnete Gegenwehr nicht denkbar war. Entlang der Grenze zu Deutschland wurde die ''[[Schusterlinie]]'' errichtet. Sie wurde nach dem Baukonduktor Schuster benannt und sollte mit Stahlpforten und Betonblöcken ein Vordringen deutscher Truppen behindern.<ref>Michel John: {{Webarchiv |url=http://www.patton.lu/downloads/bulletin-2013-1-complet.pdf |text=''Jean John, der erste Tote auf luxemburgischem Gebiet beim deutschen Einmarsch, am 10. Mai 1940.'' |wayback=20151227164258}} Bulletin Greg, abgerufen am 27. Dezember 2015.</ref>
Der Gedanke des ''[[Blitzkrieg]]es'' beruhte auf dem Prinzip eines raschen Vorstoßes in feindliches Gebiet, um dem Gegners keine Gelegenheit zu lassen, eine stabile Verteidigung zu organisieren. Da die deutsche Rüstung große Lücken bei der Bereitstellung von Rohstoffen und der Schaffung einer kriegsgerichteten Infrastrukur (''Tiefenrüstung'') aufwies, war ein schneller militärischer Erfolg unabdingbar.
Die nationalsozialistische Propaganda schuf aus dieser Notwendigkeit des kurzfristigen, ungestümen Vorgehens die ''Blitzkrieg''–Legende. Obwohl der Sieg der Deutschen auch durch das Zusammentreffen vieler Zufälle und Fehler des Gegners zustande gekommen war, wollte man alle Erfolge mit einem schon vorher festgelegten Konzept erklären, dass mit dem noch weitgehend unbekannten Schlagwort Blitzkrieg versehen wurde. Gleichzeitig behauptete die deutsche Propaganda, der Erfinder dieser neuen Methoden sei Adolf Hitler, der „''größte Feldherr aller Zeiten''" (Volksmund: ''GröFaZ''). Abweichende Meinungen fielen der Zensur zum Opfer. Die Alliierten griffen die Blitzkrieg-Legende auf, bot sie doch eine Erklärung für die militärischen Niederlagen.


==== Deutsche ====
General [[Franz Halder]] äußerte unmittelbar nach dem Westfeldzug: ''„Das Ausland ist auf der Suche nach den neuen Methoden der Deutschen – diese waren es gar nicht –. Krieg ist immer ein System von Aushilfen."''
[[Datei:Ww2 map09.jpg|mini|Verschiedene Entwürfe für den Westfeldzug]]


Als Hitler am 27. September 1939 seinen Entschluss bekanntgab, unverzüglich nach Ende des [[Überfall auf Polen|Überfalls auf Polen]] die Westmächte anzugreifen, löste dies in der [[Generalität]] angesichts des Stärkeverhältnisses „größtes Entsetzen" aus.<ref name="Frieser">Karl-Heinz Frieser: ''Blitzkrieg-Legende. Der Westfeldzug 1940.'' Oldenbourg, München 1995.</ref> Nachdem Hitler alle Gegenargumente verworfen hatte, liefen die Planungen an. In den ersten drei Operationsentwürfen lag der Schwerpunkt im Norden ([[Heeresgruppe B]]). Als Gegenvorschlag präsentierte der damalige [[Generalstab]]schef der [[Heeresgruppe A]], [[Generalleutnant]] [[Erich von Manstein]], seinen gemeinsam mit General der Panzertruppe [[Heinz Guderian]] entwickelten [[Sichelschnittplan]], der einen Überraschungsstoß der Heeresgruppe A durch die Ardennen vorsah. Dieser Plan fand bei Generalstabschef [[Franz Halder]] wegen des panzerungünstigen Schlüsselgeländes in den Ardennen keine Gegenliebe. Er versetzte den unbequemen Manstein Ende Januar 1940 auf eine eher unbedeutende Position als Kommandierender General des neugebildeten [[XXXVIII. Armeekorps (Wehrmacht)|XXXVIII. Armeekorps]] in [[Wehrkreis II (Stettin)|Mecklenburg und Pommern]].
=== Panzerkrieg ===
==== Konzeption ====
Die operative Konzeption beruhte auf den Gedanken von [[Basil Liddell Hart|Liddell Hart]] und [[John Frederick Charles Fuller|J.F.C. Fuller]], welche offensive Operationen durch eine Konzentrationen von schnellen Panzern mit großer Reichweite sahen. Damit sollte der im dem Ersten Weltkrieg praktizierte Stellungskrieg in einen Bewegungskrieg umgewandelt werden. Die Panzerverbände sollten dabei weitgehend unabhängig von anderen Truppenteilen bis hinter die Front operieren können, wobei die Raumgewinne durch Infanterie aus gepanzerten Mannschaftswägen abgesichert werden sollten. [[Heinz Guderian]] und [[Erwin Rommel]] waren populäre Protagonisten des modernen Panzerkrieges.


Hitlers Entschluss zum Angriff im Westen wurde definitiv, als ein positives Echo auf seine „[[Hitlers Rede vor dem Deutschen Reichstag am 6. Oktober 1939|Friedensrede]]" vom 6. Oktober ausblieb.<ref>[[Martin Göhring]]: ''Bismarcks Erben 1890–1945.'' 2. Auflage, Steiner, 1959 ({{Webarchiv |url=http://www.wlb-stuttgart.de/seekrieg/wende/1941.htm |text=online |wayback=20130326012856}})</ref> Schon am 9. Oktober, als die Wirkung seiner Rede sich noch nicht abzeichnete, hatte Hitler eine [[Denkschrift]] zum Thema ''Notwendigkeit des sofortigen Angriffs'' fertiggestellt und die [[Weisungen für die Kriegführung#Nr. 6|''Weisung Nr. 6 für die Kriegführung'']] ([[geheime Kommandosache]], OKW Nr. 172/39) erlassen.<ref>abgedruckt bei [[Walther Hubatsch]] (Hrsg.): ''Hitlers Weisungen für die Kriegführung 1939–1945. Dokumente des Oberkommandos der Wehrmacht.'' 2. Auflage, Bernard & Graefe Verlag, Koblenz 1983, S. 32&nbsp;f.</ref> Kurz darauf nannte er die Zeit zwischen dem 15. und 20. November als Angriffstermin. Am 23. November 1939 teilte er der Generalität [[Ansprache Hitlers vor den Oberbefehlshabern am 23. November 1939|in einer Ansprache]] seinen „unabänderlichen Entschluss" mit, England und Frankreich „zum günstigsten und schnellsten Zeitpunkt anzugreifen".<ref>Hans-Adolf Jacobsen: ''Einführung.'' In: [[Percy Ernst Schramm]] (Hrsg.): ''Kriegstagebuch des Oberkommandos der Wehrmacht (Wehrmachtführungstab).'' Band 1. ''1. August 1940 bis 31. August 1941.'' Bernard & Graefe, Frankfurt am Main 1965, S. 50 E.</ref>
==== Deutsche Umsetzung ====
[[Bild:PanzerIIIj.jpg|thumb|Panzerkampfwagen III]]
Die Panzerdivision wurde um den Panzer herum aufgebaut. Der [[Panzerkampfwagen III]] war ein Panzer, der auf große Reichweite und Geschwindigkeit setzte. Seine Panzerung schützte vor den meisten feindlichen Panzerabwehrmitteln. Seine Bewaffnung beschränkte sich auf Maschinengewehre und eine Kanone bis maximal 75 mm. Im Vergleich zu den Alliierten Panzern war die Bewaffnung sehr schwach.


=== Alte und neue Pläne ===
Die Panzer sollten in Massen eingesetzt und geführt werden, um maximale Feuerkonzentration zu erreichen. Nach dem Durchstoß der Panzer folgte die motorisierte Infanterie zwecks Konsolidierung des Raumgewinnes. Sie sollten die Flanken mit ihren Panzerabwehrkanonen schützen und einen Gegenschlag abwehren.
{{Hauptartikel|Mechelen-Zwischenfall}}
Um genügend in die Tiefe des gegnerischen Raumes wirken zu können, würden die [[Junkers Ju 87|Stuka]]s die feindlichen Reserven verzögern und abnutzen.
[[Datei:Me108 Messerschmitt Stiftung.jpg|mini|Messerschmitt Bf 108]]
Die Artillerie bestand aus selbstfahrenden Geschützen. Um Panzerverbände Erfolg versprechend im Angriff einsetzen zu können, brauchte man geeignetes Gelände, Überraschung und Masse.


Am 10. Januar 1940 wurde der gesamte bisherige Plan jedoch durch einen bizarren Vorfall zu Makulatur, als der Luftwaffenoffizier Major Helmut Reinberger mit brisanten Akten auf der Reise zu einer in [[Köln]] angesetzten Stabsbesprechung in Münster aufgehalten wurde. Er entschloss sich, das Angebot anzunehmen, in einer [[Bote|Kuriermaschine]] der Luftwaffe mitzufliegen, um sich die lange Fahrt mit dem Nachtschnellzug zu sparen. Er verstieß damit gegen einen eindeutigen Befehl des [[Luftwaffe (Wehrmacht)#Oberkommando|Luftwaffe-Oberbefehlshabers]] [[Hermann Göring]], [[Verschlusssache]]n nicht auf dem Luftweg zu überbringen. Seine Aktentasche enthielt den streng geheimen Plan für einen wichtigen Teil des deutschen Einfalls in Frankreich und die Niederlande.
==== Französische Doktrin ====
[[Bild:B1bis_saumur16.jpg|thumb|Französischer ''Char B1''-Panzer]]
Im Vergleich zur deutschen Wehrmacht mit ungefähr 2.200 Panzern besaß Frankreich 3.100 Panzer, die jedoch schlechter ausgerüstet waren als ihre deutschen Gegenspieler.


Bald nach dem Start der [[Messerschmitt Bf 108]] vom Flugplatz Münster-[[Loddenheide]] verdichteten sich dünne Nebelschleier zu einer geschlossenen [[Wolkendecke]]. Durch starken Ostwind [[Abdrift|driftete]] die Me 108 um etwa 30 Grad ab. Der Pilot, Major Erich Hoenmanns, bemerkte nicht, dass er den [[Rhein]] überflog, bei [[Sichtflug]] eine Orientierungslinie. Hoenmanns sichtete schließlich einen Fluss und erkannte, dass es nicht der Rhein war (es war die [[Maas]]). In der feuchten, eiskalten Luft [[Tragflächenvereisung|vereisten die Tragflächen]] und [[Messerschmitt Bf 108#Motorisierung|der Motor]] setzte aus.<!--[[Vergaservereisung oder Bedienfehler---> Hoenmanns fand gerade noch rechtzeitig ein kleines Feld, auf dem sie [[Notlandung|notlandeten]]. Beide blieben unverletzt. Von einem herbeigeeilten Landarbeiter erfuhren sie, dass sie bei Vucht in Belgien (heute: [[Maasmechelen]]), 80 Kilometer westlich von Köln, gelandet waren.
Die französischen Panzer hatten weniger Aktionsradius, und eine großteil der Panzer waren nicht mit Funk ausgestattet. Außerdem waren einige Panzer, wie der [[Renault R-35]], bereits veraltet. Dennoch besaßen die Franzosen mit dem [[Renault Char B1]]-Panzer den besten Panzer im Jahre 1940 überhaupt. Der B1-Panzer war mit einer 47 mm-Kanone in einem drehbaren Turm, einer starren 75 mm-Kanone im Rumpf und zwei 7,5 mm Maschinengewehren bewaffnet. Seine Panzerung übertraf diejenige der deutschen Panzer und konnte nicht von der deutschen 3,7 cm-[[Panzerabwehrkanone]] durchschossen werden.


Reinberger wollte die Papiere sofort verbrennen. Weil keiner der beiden Zündhölzer bei sich hatte, liehen sie sich ein Feuerzeug von dem Landarbeiter. Als es Reinberger gerade gelungen war, die Papiere trotz des starken Windes in Brand zu setzen, trafen zwei belgische Beamte<!--- Frans Habets und Gerard Rubens---> ein und löschten die Flammen.
Besonders nachteilig ewies es sich, dass die 3.100 Panzer nicht in unabhängig operierenden Panzerdivisionen konzentriert, sondern auf die ganze Armee zerstreut waren. So waren 700-800 Panzer auf die ''divisions légères mechanisées'' (DLM), 1.500-1.700 Panzer in unabhängigen Verbänden in Infanterieverbänden und der Rest auf die drei neu geformten mechanisierten Divisionen verteilt, die jedoch jeweils nur halb so viele Panzer wie die zehn deutschen Panzerdivisionen hatten.Diese Verteilung der Panzer sowie deren geringer Aktionsradius resultierte aus der konservativen Vorstellung der französischen Generalität, dass
Panzer primär Unterstützungswaffen der Infantrie seien. Eine "modernere", der deutschen Philosphie der Panzerdivision angelehnte Auffassung von der Rolle des Panzers auf dem Schlachtfeld, die in Frankreich insbesondere von [[Charles de Gaulle]] vertreten wurde, fand erst spät Befürworter und die Einheiten befanden sich bei Beginn des Feldzuges zum Teil noch in der Phase der Aufstellung oder Ausbildung. Insbesondere wurden derartige Verbände als überflüssig erachtet, weil man sich deren möglichen Einsatz wegen der starken Befestigungen durch die Maginot-Linie nicht vorstellen konnte. So wurde diskutiert, ob die Panzerdivisionen nun
im Vorfeld der Festungen oder im Hinterland eingesetzt werden sollten.


Am gleichen Abend lagen die lesbaren Dokumente dem [[Schlacht um Belgien|belgischen Generalstab]] vor, der sofort die [[Mobilmachung]] der belgischen Streitkräfte anordnete. Die Belgier übermittelten auch den französischen und britischen Armeen in Nordfrankreich eine Zusammenfassung des Inhalts der bei Reinberger gefundenen Unterlagen. Aus diesem Operationsplan ging hervor, dass das deutsche [[Heer (Wehrmacht)|Heer]] in einer Umfassungsbewegung durch Belgien nach Frankreich hinein vorstoßen sollte – ähnlich dem [[Schlieffen-Plan]].
Die wenigen französischen feuerstarken 47 mm-Panzerabwehrkanonen (''Pak'') wurden zwar von umgebauten Traktoren gezogen, waren also geländegängig, wurden aber von ''nicht'' geländegängigen Lastwagen mit Munition versorgt. Die ältere 25 mm-Pak war 500 Kilogramm schwer und wurde von Pferden gezogen. Zahlenmäßig war die französische Artillerie der deutschen überlegen, beruhte jedoch immer noch auf Pferdetransport, daher war sie für Angriffe aus der Luft ausgesprochen verwundbar und nicht sehr mobil. Panzerminen wurden dagegen erst kurz vor Kriegsbeginn bestellt und erreichten erst ab 1940 die Front.


Hitler machte Göring heftige Vorwürfe und befahl, den Kurier bei seiner Rückkehr erschießen zu lassen, wozu es nie kam, weil Reinberger und Hönmanns den ganzen Krieg in einem kanadischen Kriegsgefangenenlager waren. Hitler entließ am 12. Januar 1940 [[Hellmuth Felmy]], Oberbefehlshaber der [[Luftflotte 2]], aus der Wehrmacht.
Schließlich blieben die Franzosen dem [[Maginot-Linie]]n-Denken verhaftet, im Glauben, dass sich ein Polenfeldzug im Westen nicht wiederholen könne. Sie hielten an der aus dem ersten Weltkrieg bekannten Doktrin der ''kontinuierlichen Front'' fest und missachteten jegliche Lehren aus dem deutschen Polenfeldzug.
Der Mechelen-Zwischenfall führte zu der sehr wichtigen Entscheidung, einen neuen deutschen Angriffsplan auszuarbeiten.


Dies tat Erich von Manstein; er arbeitete einen später als [[Sichelschnittplan]] bezeichneten Plan aus und legte ihn Hitler am 17. Februar 1940 vor. Der deutsche Angriffsschwerpunkt sollte in den [[Ardennen]] liegen, einem als undurchdringlich geltenden, bewaldeten Bergland im Grenzgebiet zwischen Belgien, Frankreich und Luxemburg: durch die unerwartete Angriffsrichtung hätten die Deutschen den Vorteil des Überraschungsmoments und würden den am schwächsten verteidigten Abschnitt der französischen Grenze angreifen. Die deutschen Panzer sollten die französischen Stellungen bei [[Sedan]] durchstoßen (was ihnen [[Schlacht bei Sedan (1940)|später]] tatsächlich erstaunlich schnell gelang), einen [[Panzerkeil|Keil]] bis zum Ärmelkanal vortreiben und die anglo-französischen Armeen aufspalten. Die [[Luftüberlegenheit|luftüberlegene]] deutsche Luftwaffe sollte die Panzer- und Fahrzeugkolonnen bei ihrem Marsch über die engen Ardennenstraßen schützen und dann einen Bombenteppich vor die Panzer legen, wenn sie nach Frankreich vorstießen. Das Vorhaben war sehr riskant, weil die [[Flanke (Militär)|Flanken]] der deutschen Truppen zunächst weitgehend ungeschützt sein würden, so dass sie selbst Gefahr liefen, [[Kesselschlacht|eingekesselt]] zu werden.
=== Luftkrieg ===
==== Deutsche Luftwaffe ====
[[Bild:Junkers Ju87.jpg|thumb|Junkers Ju 87 ''StuKas'']]
Während der Aufrüstungsphase der deutschen [[Luftwaffe (Wehrmacht)|Luftwaffe]] bis 1939 wurde der Schwerpunkt auf die Erringung der [[Luftüberlegenheit]] und die Gefechtsfeldunterstützung für die Durchführung von Eroberungskriegen gelegt. Dazu setzte der verantwortliche Luftzeugwart der Luftwaffe, General [[Ernst Udet]], im Wesentlichen auf drei Flugzeugarten:


=== Besetzung Dänemarks und Norwegens ===
* das Jagdflugzeug
{{Hauptartikel|Unternehmen Weserübung}}
* das Schlachtflugzeug
* der leichte strategische Bomber (''Blitzbomber'').


[[Dänemark]] und [[Norwegen]] waren im Ersten Weltkrieg neutral geblieben. Den Vorschlägen des deutschen [[Oberkommando der Marine|Oberkommandos der Marine]] (OKM) bezüglich einer Besetzung dieser beiden Länder folgend, gab Hitler am 14. Dezember „grünes Licht" für die Planungen. Das Hauptziel war die Sicherstellung der kriegswichtigen schwedischen [[Eisenerz]]lieferungen. Nach der [[Winterkrieg|Invasion Finnlands]] durch Truppen der Sowjetunion (30. November 1939) entwickelten auch die Briten und Franzosen Pläne, sich in diesem Bereich zu engagieren. Neben der Eröffnung eines Landwegs zur Unterstützung der Finnen wollte man auch die schwedischen Erzlieferungen an Deutschland über [[Narvik]] unterbinden. Nach der finnischen Kapitulation und dem finnisch-sowjetischen [[Frieden von Moskau|Friedensvertrag vom 12. März 1940]] wurde beschlossen, Anfang April auch nur des Erzes wegen Truppen nach Norwegen zu entsenden. Weitgehend zeitgleich startete die Wehrmacht am 9. April 1940 das ''Unternehmen Weserübung''. Die [[Royal Navy]] fügte den mit Masse auf dem Seeweg vorgehenden Invasionstruppen erhebliche Verluste zu. Sie konnte jedoch keine der Anlandungen verhindern und musste sich nach Luftangriffen aus dem Küstenbereich absetzen. Die ab 15. April in Narvik und Mittelnorwegen anlandenden britischen Bodentruppen blieben isoliert und mussten nach einigen Wochen evakuiert werden.
Als Jagdflugzeug wurde nach einer Ausschreibung und dem Ausscheiden des Hauptkonkurrenten Heinkel die [[Messerschmitt Bf 109]] ausgewählt. Nach den ersten Kampfeinsätzen, die im Sinne einer Einsatzerprobung im Rahmen der [[Legion Condor]] 1936 im [[Spanischer Bürgerkrieg|spanischen Bürgekrieg]] erfolgten, entstand 1939 die Version Bf 109-E. Mit diesem Jagdflugzeug sollte nach Meinung Udets und Hitlers der Krieg gewonnen werden. In Kombination mit der Kampferfahrung der deutschen Geschwaderkommodore und deren Gruppen- und Staffelführern stellte diese Waffe ein geeignetes Mittel zur Erringung der Luftüberlegenheit in einem begrenztem Gebiet dar.


In Frankreich wie in Großbritannien löste die Invasion Norwegens Regierungskrisen aus. In Frankreich wurde [[Paul Reynaud]] Ministerpräsident, [[Édouard Daladier]] übernahm das Heeresressort. Auch der britische Premierminister [[Arthur Neville Chamberlain]] musste wegen der Durchführung des Norwegen-Unternehmens schwere Vorwürfe hinnehmen. Obwohl er die Vertrauensabstimmung&nbsp;– wenn auch knapp&nbsp;– gewann, trat er zurück. Sein Nachfolger wurde am 10. Mai 1940 [[Winston Churchill]], der eine [[Allparteienregierung]] bildete.
Als Schlachtflugzeug mit dem Aufgabenfeld Nahunterstützung diente 1936 in Spanien noch der [[Doppeldecker]] [[Henschel He 123]]. Während des Überfalls auf Polen stellte die Luftwaffe fest, dass die Luftschraube des veralteten Flugzeuges während des Sturzfluges in den [[Überschall]]bereich trat und durch die daraus resultierenden Vibrationen einen "Höllenlärm" verursachten. Dieser Lärm hatte auf angegriffene Bodentruppen einen stark demoralisierenden Effekt.
Die eigens als Sturzkampfbomber entwickelte [[Junkers Ju 87]] konnte zwar erheblich mehr Bombenlast tragen, war aber aerodynamisch sauberer und dadurch leiser als die Henschel He 123. Dem wurde bald durch mehrtönige Sirenen, den so genannten ''[[Jericho-Trompeten]]'', die während des Angriffsturzes durch einen kleinen Propeller aktiviert wurden, abgeholfen.
Unter Voraussetzung von Luftüberlegenheit und dem schnellen Vorgehen von Bodentruppen war die Junkers Ju 87 neben der [[Messerschmitt Bf 109]] die dominierende Waffe der Deutschen Luftwaffe im Westfeldzug.


== Vergleich der Streitkräfte ==
Mit schnellen, für gegnerische Jagdflugzeuge schwer erreichbaren Bombern sollte hinter der Front der Wehrwille der Bevölkerung eines angegriffenen Landes geschwächt werden. Außerdem wurde versucht, Nachschubwege und Versorgungszentren zu treffen. Der italienische Luftwaffengeneral und Theoretiker [[Giulio Douhet]] lieferte dazu für die meisten Industriestaaten der Zwischenkriegszeit das konzeptionelle Gerüst. Deutschlands Rüstung entsprach diesem Konzept umständehalber (kurze Entwicklungs- und Produktionszeit) durch die zweimotorigen ''Blitzbomber'' [[Junkers Ju 88]] und [[Dornier Do 17]] und deren Nachfolger sowie der aus einer zivilen Konstruktion abstammenden [[Heinkel He 111]]. Keines dieser Muster konnte die kriegsentscheidende Wirkung, die von strategischen Bombardements aufgrund Douhets Visionen erwartet wurden, erfüllen.
[[Datei:8inchHowitzerBethune23April1940.jpg|mini|Britisches Artilleriegeschütz während der Inspektion durch den französischen General [[Alphonse Georges]] auf dem Marktplatz der nordfranzösischen Stadt [[Béthune]] am 23. April 1940]]


=== Landstreitkräfte ===
Im Bereich Truppentransport und Versorgung griff die Luftwaffe auf ein ziviles Muster, die [[Junkers Ju 52]], zurück. Die Zuverlässigkeit dieses 1939 veralteten Flugzeuges leistete sowohl für die spektakulären Luftlandeoperationen als auch für die Aufrechterhaltung der Versorgung einen wesentlichen Beitrag.
==== Gesamtstärke (Nordostfront) ====
; Frankreich: drei [[Panzerdivision]]en (eine vierte Division in Aufstellung), drei leichte [[Mechanisierte Infanterie|mechanisierte]] Divisionen (eine vierte Division in Aufstellung NAf.), fünf leichte Kavalleriedivisionen, eine [[Kavallerie]][[brigade]], drei [[Sipahi#Frankreich: Spahis|Spahibrigaden]], Infanterie: sieben [[Motorisierte Infanterie|motorisierte]]-, eine [[Gebirgstruppe|Gebirgs]]-, eine leichte-, 64 Feld- (davon 14 Kolonialdivisionen) und zwölf Festungs-Divisionen mit Festungstruppen.
; Vereinigtes Königreich und Kanada: elf vollmotorisierte Infanteriedivisionen, davon eine Division im Bereich der Maginotlinie. Eine Panzerbrigade, Maginotlinie (später auch eine Panzerdivision und eine weitere Infanteriedivision, mit einem kanadischen Regiment).
; Belgien: 18 Infanteriedivisionen, zwei Jägerdivisionen, zwei Kavalleriedivisionen und eine mechanisierte Kavalleriebrigade.
; Niederlande: acht Infanteriedivisionen, eine leichte Division, eine Grenz-Division und mehrere unabhängige Brigaden und Regimenter. Mobilität gering. Panzerkräfte minimal.
; Polen: eine Infanteriedivision (drei weitere in Aufstellung) und eine mechanisierte Kavalleriebrigade in die französische Armee integriert.
; Deutsches Reich: 117 Infanterie-Divisionen (davon 41 Heeresreserve), davon eine Gebirgsjäger-, eine Jäger-, eine Luftlande- und eine Fallschirmjäger-Division, sechs motorisierte Divisionen (davon zwei [[Waffen-SS]]), eine mot. Schützen-Brigade, ein mot. Schützen-Regiment („[[Division Großdeutschland|Großdeutschland]]"), zwei mot. Waffen-SS-Regimenter, zehn Panzer-Divisionen und eine Kavallerie-Division. Zur Organisation der Kräfte siehe [[Schematische Kriegsgliederung der Wehrmacht für den Westfeldzug]].


==== (削除) Alliierte Luftwaffen (削除ここまで) ====
==== (追記) Panzertruppen (追記ここまで) ====
===== Alliierte Panzer =====
Die Luftstreitkräfte der Beneluxländer konnten alleine aufgrund der überwältigenden zahlenmäßigen Unterlegenheit keine Aktionen setzen. Der niederländische Hersteller [[Fokker]] hatte allerdings technisch ambitionierte Projekte, die teilweise von den Deutschen weitergeführt wurden.
[[Datei:The British Army in France 1940 F4605.jpg|mini|links|Außer Gefecht gesetzter britischer Cruiser-Panzer, 30. Mai 1940]]


{| class="wikitable float-right hintergrundfarbe-basis" style="width:20%;"
Die Armee de L'Air, die seit 1936 in dieser Form bestehende französische Luftwaffe, war bei Beginn des Westfeldzuges in einer Phase der Umstellung. Die 542 Jagdeinsitzer moderner Bauart, die im Mai 1940 auf einer Breite von [[Basel]] bis [[Dünkirchen]] zur Verfügung standen, konnten aber die Lufthoheit gegen mehr als 1000 Messerschmitt Bf 109 nicht erringen. Im Bereich der Bomber hatte die Ausrüstung mit modernen Kampfflugzeugen wie der [[Leo 451]], [[Amiot 350]] oder [[Breguet 690]] begonnen, jedoch war keines dieser Muster für die Abwehr von Panzervorstößen geeignet oder konzeptioniert.
|+ Alliierte Panzer
|- style="color:#FFFFFF; background:#CD0000; font-weight:bold;"
| Typ || Hauptbewaffnung || Panzerung (max.) || Anzahl
|- style="background:#FF6347;"
|colspan="4"| '''Vereinigtes Königreich'''
|-
| '''[[Matilda (Panzer)|Mark II Matilda]]''' || 40&nbsp;mm || 80&nbsp;mm || '''ca. 160'''
|-
| '''[[Cruiser Tank Mk. II (A10)|Cruiser Mark IIA]]''' || 40&nbsp;mm || 30&nbsp;mm || '''ca. 240'''
|-
| '''[[Cruiser Tank Mk. III (A13 Mk. I)|Cruiser Mark IIIA]]''' || 40&nbsp;mm || 14&nbsp;mm || '''ca. 240'''
|- style="background:#FF6347;"
|colspan="4"| '''Frankreich'''
|-
| '''[[Renault FT]]''' || 37&nbsp;mm || 30&nbsp;mm || '''278'''
|-
| '''[[AMR 35]]<br />[[AMC 35]]''' || 25/47&nbsp;mm || 40&nbsp;mm || '''450'''
|-
| '''[[FCM 36]]''' || 37&nbsp;mm || 40&nbsp;mm || '''100'''
|-
| '''[[Renault R-35]]''' || 37&nbsp;mm || 45&nbsp;mm || '''900'''
|-
| '''[[Hotchkiss H-39]]''' || 37&nbsp;mm || 45&nbsp;mm || '''770'''
|-
| '''Char D1/D2''' || 47&nbsp;mm || 40&nbsp;mm || '''145'''
|-
| '''[[Somua S-35]]''' || 47&nbsp;mm || 55&nbsp;mm || '''300'''
|-
| '''[[Renault Char B1|Char B1 bis]]''' || 47&nbsp;mm + 75&nbsp;mm || 60&nbsp;mm || '''274'''
|- style="background:#FF6347;"
|colspan="4"| '''Belgien'''
|-
| '''T13/T15''' || 47&nbsp;mm || 60&nbsp;mm || '''270'''
|- style="background:#FF6347;"
|colspan="4"| '''Niederlande'''
|-
| '''Landverk'''|| || || '''40'''
|-
|colspan="3"| Summe || '''ca. 4200'''
|}
Mit dem starken [[Renault Char B1]] (1935) und dem schnellen [[Somua S-35]] (1936) verfügten die Franzosen über Panzer, die in Bewaffnung und Panzerstärke überzeugen konnten. Aufgrund ihrer Grundkonzeption (der Char B1 als Infanteriebegleiter) waren sie jedoch für einen [[Bewegungskrieg]] nur beschränkt tauglich. Nachteile:
* Der Char B1 hatte zu kleine Treibstoffbehälter: häufige Tankpausen.
* Einmanntürme: Der Panzerkommandant musste auch als Lade- und Richtschütze agieren, wodurch der Gesamtüberblick verloren ging.
* Funkgerätemangel beim S 35: Nur die Fahrzeuge vom Kompaniekommandanten aufwärts waren mit Funkgeräten ausgestattet. Fazit: Kommunikation innerhalb der Einheiten und mit Unterstützungswaffen blieb stark eingeschränkt.


Mit Blick auf die Art der [[Aufrüstung der Wehrmacht|Wiederbewaffnung des Deutschen Reichs]] wurde im September 1936 ein Mechanisierungsprogramm beschlossen. Ein Ziel: Aufstellung von drei leichten mechanisierten Divisionen (D.L.M.) und zwei Panzerdivisionen (D.C.R.). Zu Kriegsbeginn wurde das Programm erweitert. Die mobilen Kräfte sollten auf zwanzig mechanisierte Divisionen aufgestockt den Kern einer neuen offensiven Kriegsdoktrin bilden, auf deren Basis die Alliierten im Sommer 1941 zur Offensive gegen das Deutsche Reich antreten wollten. Im Mai 1940 war jedoch die Mehrzahl der Panzerfahrzeuge weiterhin bei der Infanterie eingesetzt und das langsame, systematische Vorgehen ohne klare Schwerpunktbildung weiterhin das Charakteristikum französischer Panzerangriffe.
Innerhalb weniger Tage war das Gros der französischen Kampfflugzeuge entweder am Boden zerstört oder in kurzen Luftgefechten abgeschossen worden.


Unterstützungswaffen: Die Artillerie war sehr stark, aber ebenso wie die schwache Fliegerabwehr weder von der Taktik noch von den Zugmitteln her auf einen Bewegungskrieg vorbereitet. Die französische Panzerabwehr hatte mit der [[Panzerabwehrkanone]] [[Canon antichar de 47 mm modèle 1937]] eine moderne Waffe, die aber durch die Pferdebespannung zu unbeweglich war. [[Panzermine]]n waren ausreichend vorhanden; die Verlegung wurde aufgrund der Gefährdung eigener Truppen bzw. der Zivilbevölkerung immer wieder hinausgezögert und fand schließlich aus Zeitgründen fast nicht mehr statt.
Großes Vertrauen und große Hoffnung lagen auf der Kompetenz der 1918 gegründeten [[Royal Air Force]]. Diese hatte 1940 vier Hauptbereiche:
* Jagdwaffe ''(Fighter Command)''
* Bomber ''(Bomber Command)''
* Versorgung ''(Transport Command)''
* Marineflieger ''(Coastal Command)''


===== Deutsche Panzer =====
Das ''Fighter Command'' stellte 1940 nach und nach 20 Staffeln (etwa 400 Flugzeuge mit Besatzung) für den Schutz des Britischen Expeditionskorps und für die Unterstützung der Verteidigung Frankreichs zur Verfügung. Die mit [[Gloster Gladiator]] Doppeldeckern und [[Hawker Hurricane]]s ausgestatteten Verbände waren aber den deutschen Verbänden zahlenmäßig und technisch unterlegen. Ab 15. Mai wurde jede weitere Entsendung von Jagdstaffeln trotz dringender Gesuche Frankreichs durch das englische Kriegskabinett abgelehnt, da man Flugzeuge für die Verteidigung Englands sparen wollte.
Die Überlegenheit der deutschen Panzerwaffe im Westfeldzug 1940 beruhte auf der Tatsache, dass die [[Kommandeur]]e bereits in der Reichswehr intensiv in der Führung und Durchführung rascher, gut koordinierter Bewegungen auf dem Gefechtsfeld geschult worden waren und teilweise Kampferfahrung aus dem Überfall auf Polen hatten. Die Kommandeure bis hinauf zur Division führten ihre Verbände grundsätzlich von vorgeschobenen, mobilen [[Gefechtsstand|Gefechtsständen]] aus und konnten daher auf Lageänderungen schnell reagieren. Unter anderem standen zu Beginn der Offensive 14 Exemplare des Panzerbefehlswagen 35 (t) und 64 unbewaffnete [[Panzerkampfwagen III#Panzerbefehlswagen|Panzerbefehlswagen III]] zur Verfügung.
{| class="wikitable float-left hintergrundfarbe-basis" style="width:20%;"
|+ Deutsche Panzer (Stand: 10. Juni 1940)
|- style="color:#FFFFFF; background:#CD0000; font-weight:bold;"
| Typ || Hauptbewaffnung || Panzerung (max.) || Anzahl
|-
| '''[[Panzerkampfwagen I|Panzer I]]''' || 7,92-mm-MG || 13&nbsp;mm || '''523'''
|-
|'''[[Panzerkampfwagen II|Panzer II]]''' || 20&nbsp;mm || 14,5&nbsp;mm || '''955'''
|-
| '''[[Panzerkampfwagen III|Panzer III]]''' || 37&nbsp;mm || 30&nbsp;mm || '''398'''
|-
| '''[[Panzerkampfwagen IV|Panzer IV]]''' || 75&nbsp;mm kurz || 30&nbsp;mm || '''280'''
|-
|'''[[Panzerkampfwagen 35 (t)|Panzer 35 (t)]]''' || 37&nbsp;mm || 25&nbsp;mm || '''118'''
|-
| '''[[Panzerkampfwagen 38 (t)|Panzer 38(t)]]''' || 37&nbsp;mm || 25&nbsp;mm || '''228'''
|-
|colspan="3"| Summe: || '''2502'''
|}


Deutlich besser als bei den Alliierten war die Zusammenarbeit mit der [[Motorisierte Infanterie|motorisierten Begleitinfanterie]], der [[Fliegerabwehr]], der Artillerie und der [[Luftwaffe (Wehrmacht)|Luftwaffe]] (siehe auch [[Gefecht der verbundenen Waffen]]). Zudem konnte man sich auf gut eingespielte [[Logistiktruppe|Instandsetzungs- und Nachschubtruppen]] stützen. Diese Vorteile glichen die teilweise eklatante Unterlegenheit im Bereich Panzerung und [[Feuerkraft]] aus, die man&nbsp;– meist erfolgreich&nbsp;– durch [[Kampfunterstützung|Einsatz von Unterstützungswaffen]], Umgehung von Widerstandskernen und Nutzung des Überraschungseffekts zu kompensieren versuchte.
Im Verlauf des Westfeldzuges konnten von England gestartete Hurricane- und [[Supermarine Spitfire|Spitfire]] Staffeln erstmals, örtlich und zeitlich begrenzt, alliierte Lufthoheit erringen.


=== Luftstreitkräfte ===
Die englische Rüstung konzentrierte sich in der Zwischenkriegszeit auf die Entwicklung und Produktion von mittleren und schweren strategischen Bombern. Dennoch standen im Westfeldzug mit der einmotorigen [[Fairey Battle]] auch Flugzeuge im Einsatz, von denen man sich die Bewältigung taktischer Aufgaben erhoffte. Im Gegensatz zur Ju 87 sollte die Battle eine geringe Bombenlast im flachen Bahnneigungsflug ins Ziel bringen. Zu den möglichen Zielen gehörten Brücken oder Eisenbahnlinien, aber keine Panzer.
[[Datei:Hawks.jpg|mini|Fairey Battles der RAF und Curtiss P-36 der französischen Armée de l’air im Formationsflug, Februar 1940]]


==== Armée de l’air ====
Das ’’Bomber Command’’ hatte aber wenig Erfahrung mit solchen Einsatztechniken, und die Besatzungen mussten bei mäßiger Zerstörungswirkung ihrer Bombenabwürfe katastrophale Verluste hinnehmen. Aus diesem Grund wurden die Battles im Verlauf des Westfeldzuges vom Einsatz abgezogen. Erst nach der Luftschlacht um England bildete die Royal Air Force ihre Jagdbomberwaffe wirkungsvoll aus; bis zur [[Landung in der Normandie]] [[1944]] war daraus die überaus erfolgreiche ''Tactical Air Force'' geworden.
Die [[Französische Luftstreitkräfte|Armée de l’air]] verfügte zu Beginn des Westfeldzugs über 2400<ref>Lissaraque Christienne: ''Histoire de l’aviation militaire française.'' S. 373 ff.</ref> Jagdflugzeuge, 1160 Bomber und 1464 Aufklärer, damit über 5000 Flugzeuge. Darunter befanden sich etwa 1000 [[Jagdflugzeug|Jagdeinsitzer]] moderner Bauart ([[Dewoitine D.520]]: 351 bis zur Kapitulation produziert, [[Curtiss P-36]] amerikanischer Produktion: etwa 290, [[Bloch MB.152]]: etwa 500). Hinzu kamen noch etwa 1000 Stück [[Morane-Saulnier MS.406]]. Dieses Jagdflugzeug war zwar frisch entwickelt, aber untermotorisiert (860 PS).
Dennoch errang die MS.406 einen großen Teil der französischen Luftsiege. Ihr Gegner, die [[Messerschmitt Bf 109#Bf 109 E|Messerschmitt Bf 109 E]], hatte einen Daimler-Benz-Motor ''(DB 601 A-1)'' mit einer Startleistung von etwa 990 PS (also 15 % mehr).


Im Bereich der Bomber hatte die Ausrüstung mit modernen Kampfflugzeugen der Typen [[LeO 451]], [[Amiot 350|Amiot 351 / 354]], [[Douglas A-20|Douglas DB-7]] (später von den Briten als „Boston" bezeichnet), [[Martin A-22|Glenn-Martin 167]], [[Bloch MB.174]] und [[Breguet Br.690|Breguet 691/693]] erst vor kurzer Zeit begonnen. Dennoch erhielten die französischen Bomberstaffeln bis zur [[Waffenstillstand von Compiègne (1940)|Kapitulation am 22. Juni 1940]] insgesamt knapp 800 moderne Bomber (rund 370 LeO 451, etwa 200 [[Breguet Br.690|Breguet 691/693]], etwa 80 [[Martin A-22|Glenn-Martin 167]], etwa 70 Amiot 351 / 354, etwa 70 [[Douglas A-20|Douglas DB-7]], 25 Bloch MB.174).
Zusammenfassend kann behauptet werden, dass der deutschen Luftwaffe Anfang 1940 eine funktionierende Nahunterstützung in Form der Ju 87 zur Verfügung stand, die unter dem Schirm von Luftüberlegenheitsjägern einen Vorstoß von Bodentruppen unterstützen und einen Gegenangriff durch feindliche Bodentruppen empfindlich stören konnten.
Die alliierten Luftstreitkräfte hatten diese Möglichkeit ''nicht''.


Nur die [[Französische Marine]] hatte [[Sturzkampfbomber]]: zwei Staffeln [[Loire-Nieuport LN.40]]1/402 und zwei Staffeln [[Vought V-156]], insgesamt etwa 50 Stück.
== Der Plan ==
[[Bild:Manstein.jpg|thumb|Erich von Manstein]]
[[Bild:1939-1940-battle of france-plan-evolution.jpg|thumb|Verschiedene Entwürfe für den Westfeldzug]]
Die deutsche Generalität hatte erhebliche Zweifel an den Erfolgsaussichten des Westfeldzugs. So wurde auch der Erfolg gegen die unterlegene polnische Armee nicht als richtungsweisend für einen Feldzug gegen die Westmächte angesehen.
Zu diesem Zeitpunkt entwickelte Generalleutnant [[Erich von Manstein]], der Chef des Stabes der [[Heeresgruppe A]], der nicht zum verantwortlichen Oberkommando für Operationsplanung des Heeres gehörte, einen Plan, der das scheinbar Unmögliche ermöglichen sollte:


Zum Beginn des Westfeldzuges am 10. Mai 1940 waren nur etwa 25 % der verfügbaren Ressourcen der Armée de l’air an der Westfront im Einsatz. Der Anteil der in Nordfrankreich stationierten britischen Jagdflugzeuge war mit 30 % (der Gesamtzahl an Jägern in Frankreich) größer als der Anteil der französischen (25 %).<ref>Lieutenant Colonel (a.&nbsp;D.) Faris R. Kirkland, [[USAF]]: {{Webarchiv |url=http://www.airpower.maxwell.af.mil/airchronicles/aureview/1985/sep-oct/kirkland.html |text=''The French Air Force In 1940 – Was It Defeated by the Luftwaffe or by Politics?'' |wayback=20170107143447 |archiv-bot=2023年02月12日 12:06:52 InternetArchiveBot}} Air University Review, Oktober 1985.</ref>
Von Manstein bezeichnete den vom Oberkommando des Heeres vorgeschlagenen Operationsplan, nämlich mit Schwerpunkt im Norden bei der [[Heeresgruppe B]] anzugreifen, als zu durchsichtig. Hierbei handele es sich lediglich um eine Neuauflage des bereits im Ersten Weltkrieg gescheiterten [[Schlieffenplan]]s, also genau das, womit die Franzosen rechnen mussten. Das Deutsche Reich war jedoch auf eine schnelle strategische Entscheidung angewiesen. Deshalb musste der zurückweichende Gegner noch vor Erreichen der [[Somme]] abgeschnitten werden. Und so forderte von Manstein, den Schwerpunkt von der Heeresgruppe B zur Heeresgruppe A zu verlagern. Starke Panzerkräfte sollten durch die dichten Wälder der Ardennen vorstoßen. Gelänge es, im Überraschungsangriff die [[Maas]] bei [[Sedan]] zu überschreiten, so könnten die deutschen [[Panzerdivision]]en durch das französische Hinterland bis zur Kanalküste vordringen.


Als eine deutsch-französische Kontrollkommission nach dem Waffenstillstand allein im [[Deutsche Besetzung Frankreichs im Zweiten Weltkrieg|unbesetzten Frankreich]] 4268 einsatzbereite Flugzeuge vorfand,<ref>Pierre Cot: ''En 40 où etaient nos avions?'' In: ''Icare.'' Nr. 57/71.</ref> zu denen noch 1800 Flugzeuge [[Französisch-Nordafrika im Zweiten Weltkrieg|in Nordafrika]] zu zählen waren, erhob sich die Frage, warum so wenige Flugzeuge im Fronteinsatz gewesen waren. Man führte dies auf die Teilmobilisierung der Armée de l’air zurück, die sich auf eine längere Kriegsdauer eingestellt hatte.
Alle in Nordfrankreich und [[Belgien]] stehenden alliierten Truppen seien dadurch in einem Kessel eingeschlossen. Von Mansteins Plan barg jedoch ein erhebliches Risiko. Alles hing davon ab, dass der Gegner tatsächlich in die belgische Falle hineinmarschierte. Die Alliierten rechneten damit, dass die Deutschen auch diesmal, wie schon 1914, nach dem Schema des Schlieffenplans angriffen. Deshalb erwarteten sie den feindlichen Schwerpunkt in [[Flandern]]. Im südlichen Frontabschnitt war Frankreich durch die Maginotlinie geschützt. In der Mitte bildeten das bewaldete Hügelland der Ardennen und die Maas einen vermeintlichen doppelten geographischen Sperrriegel.
Auch die [[Gefecht der verbundenen Waffen|Koordination der Kampfführung]] zwischen der traditionell selbständigen Luftwaffe und den Kampftruppen erwies sich als völlig unzureichend.<ref>Dazu Philippe Garraud: [http://www.cairn.info/revue-guerres-mondiales-et-conflits-contemporains-2001-2-page-7.htm ''L’action de l’armée de l’air en 1939–1940: facteurs structurels et conjoncturels d’une défaite.''] In: ''Guerres mondiales et conflits contemporains.'' 2/2001, (n° 202–203), ISBN 2-13-052721-3, S. 7–31 (französisch).</ref>


Das [[Fernmeldewesen]] der französischen Armee im Allgemeinen und speziell der Armée de l’Air war unzureichend.<ref>dazu Ernst Stilla (Diss. 2005, {{URN|nbn:de:hbz:5-05816}}): S. 73 / Fußnote 321: ''Beispielhaft dafür ist die Ausstattung des französischen Generalhauptquartiers in Briare mit nur einem Telefongerät, welches zudem in der Zeit von 12 bis 14 Uhr, während die Telefonistin ihr Mittagsessen einnahm, nicht in Betrieb war.''</ref>
Doch genau durch dieses Gebiet sollte die Hauptstreitmacht der deutschen Panzer durchbrechen. Der Erfolg dieser Operation war vorentscheidend für den weiteren Kriegsverlauf.


Die französische Luftabwehr basierte im Wesentlichen noch immer auf den gleichen Mitteln und den gleichen Frühwarnsystemen wie im Ersten Weltkrieg. Das auf dem unzureichenden französischen Telefonnetz basierende Meldesystem war ineffektiv und langsam. Die in Nordfrankreich errichtete britische Radarkette erwies sich über Land als unausgereift und wenig nützlich.<ref>Ernst Stilla (Diss. 2005, {{URN|nbn:de:hbz:5-05816}}): S. 73. Stilla nennt als Beleg Lee Kennet, ''German Air Superiority in the Westfeldzug, 1940'', in F.X.J. Homer, Larry Wilcox (Hrsg.): ''Germany and Europe in the Era of the Two World Wars: Essays in Honor of Own James Hale'' (University Press of Virginia, 1986), S. 143 (141–155).</ref>
Paradoxerweise verdankte Hitler seinen spektakulärsten militärischen Erfolg einem Streit mit dem Generalstab. Hitler wollte nach dem Sieg in Polen Frankreich sofort angreifen. Die Wehrmacht wollte den Krieg eher aussitzen. Hitlers Angriffstermine wurden immer wieder verschoben - meist musste das Wetter als Vorwand herhalten - bis der Winter Kampfhandlungen ausschloss. Hitler tobte und schwor, den ''Geist von [[Zossen]]'' - dort saßen die Militärs, auszurotten. Erst durch diese, von Hitler nicht gewollte Verschiebung gelang es Manstein, Aufmerksamkeit für seinen Alternativplan zu erwecken. Als Hitler von diesem Plan erfuhr, war er sofort überzeugt. Manstein selbst wurde übrigens von der Operationsführung ausgeschlossen.


==== Royal Air Force ====
== Die Durchführung ==
Die [[Royal Air Force]] (RAF) war in Jagdwaffe ''([[RAF Fighter Command|Fighter Command]])'', Bomber ''([[RAF Bomber Command|Bomber Command]])'' und Marineflieger ''([[RAF Coastal Command|Coastal Command]])'' gegliedert. Anfang 1940 wurde das Kommando der ''British Air Forces in France'' unter [[Air Marshal]] Arthur Barratt gebildet. Zu Beginn des Westfeldzugs waren auf dem Kontinent 456 Maschinen (262 Jäger, 135 Bomber, und 60 Aufklärer) eingesetzt.<ref name="Liss">Angleichung der Zahlenangaben aus: Liss: ''Westfront''; Charles: ''Forces armées belges – Service Historique de l’Armée der Terre. Les grandes unités françaises''; Buffotot/Ogier: ''L’Armée de l’Air.''</ref> Die Jagdverbände waren teilweise noch mit dem Doppeldecker [[Gloster Gladiator]] und mehrheitlich mit der modernen [[Hawker Hurricane]] ausgestattet. Die Briten lehnten ab dem 15. Mai jede zusätzliche Entsendung von Jagdflugzeugen ab, um die Luftverteidigung der Insel, die bereits unter den von [[Hugh Dowding, 1. Baron Dowding|Hugh Dowding]] geforderten 52 Staffeln lag,<ref>[http://battleofbritain1940.net/document-7.html ''Battle of Britain Historical Society webpage, document 7.'']</ref> nicht weiter zu schwächen. In der Schlussphase griffen in Südengland stationierte Verbände in den Kampf ein, die teilweise mit der [[Supermarine Spitfire|Spitfire]] ausgestattet waren, deren [[Kampfkraft (Militär)|Kampfkraft]] der [[Messerschmitt Bf 109]] zumindest ebenbürtig war.
[[Bild:1940-Fall Gelb.jpg|thumb|Der Verlauf von ''Fall Gelb'']]
[[Bild:10May-16May1940-Fall Gelb.jpg|thumb|10. - 16. Mai: Eroberung Hollands und Angriff auf Belgien]]
=== Die Invasion Hollands und der Dyle-Plan ===


Als [[Schlachtflugzeug]] setzte die RAF im Rahmen der ''Advanced Air Striking Force'' die veraltete einmotorige [[Fairey Battle]] ein; sie musste nach schweren Verlusten abgezogen werden. Mit der [[Vickers Wellington]] und der [[Handley Page Hampden]] verfügte das [[Bomber Command]] über moderne Bomber zur [[Taktischer Luftkrieg|taktischen Luftunterstützung]].
Der Angriff begann am [[10. Mai]] 1940. Unterstützt wurde er durch vorbereitende Bombardements durch die Luftwaffe. Ferner wurden [[Fallschirmjäger]] in den Zielgebieten abgesetzt. Diese besetzten beispielsweise handstreichartig das [[Fort Eben-Emael]], die wichtigste und schwerste Verteidigungsanlage der Belgier, und machten es durch Sprengungen binnen kürzester Zeit nutzlos.
Operative Absicht war, gegenüber den Alliierten, die nun wie hypnotisiert nach Norden starrten, hier den Angriffsschwerpunkt vorzutäuschen.


==== Luftstreitkräfte der Benelux-Staaten ====
Die deutsche Propaganda berichtete unüberhörbar selbst von kleinsten Erfolgen auf dem Nordflügel. Der Panzervorstoß durch die Ardennen und der sich abzeichnende operative Durchbruch bei Sedan hingegen wurden völlig heruntergespielt. Als die Alliierten das wahre Ausmaß des deutschen Durchbruchs bei Sedan erkannten, war es zu spät.
[[Datei:Fokker g1.gif|mini|Eine niederländische [[Fokker G.I]] im Flug]]
[[Liddell Hart]] fand einen anschaulichen Vergleich wobei er sich an einem Stierkampf orientierte: ''„Die [[Heeresgruppe B]] im Norden stellte die Capa, also das rote Tuch des Toreros, dar. Sie sollte die alliierten Interventionstruppen reizen, wie ein wütender Stier nach Belgien zu eilen – hinein in die Falle. Denn nun konnten die bei der [[Heeresgruppe A]] konzentrierten Panzerdivisionen wie der Degen des Toreros in die entblößte rechte Flanke stoßen."''
Wie geplant rückten die Heeresgruppen A und B nach Holland und Nordbelgien vor, ohne auf allzu großen Widerstand zu treffen. Trotz einiger tapferer Widerstandsversuche blieb die Wehrmacht auf dem Vormarsch und die Niederlande mussten bereits am [[15. Mai]] kapitulieren.
Wie erwartet stießen die Alliierten mit ihrer linken Flanke in den Norden Belgiens, um den stark an den [[Schlieffenplan]] vergangener Tage erinnernden Angriff zu begegnen.


Die niederländische [[Koninklijke Luchtmacht]] verfügte im Mai 1940 in den [[Niederlande]]n über rund 140 Flugzeuge, von denen rund 90 als einigermaßen modern angesehen werden konnten. Die Jagdverbände setzten sich aus 36 einmotorigen [[Fokker D.XXI]] (Tiefdecker mit noch starrem Fahrwerk) und 27 zweimotorigen [[Fokker G.I]] zusammen. Die Bomberstreitmacht wurde im Wesentlichen von 16 mittleren Bombern [[Fokker T.V]] repräsentiert, von denen allerdings nur neun flugtauglich waren. Aus den [[Vereinigte Staaten|Vereinigten Staaten von Amerika]] waren zudem 18 leichte Bomber [[Northrop A-17|Douglas DB-8A]] geliefert worden, die aber nicht zum Einsatz gelangten. Der Rest der Luftstreitkräfte setzte sich aus älteren Beobachtungsflugzeugen verschiedener Typen zusammen.
=== Die Operationen der Luftwaffe gegen Belgien und Holland vom 10. bis 15. Mai 1940 ===
[[Bild:Junkers Ju 52.jpg|thumb|Junkers Ju 52/3m der deutschen Luftwaffe]]
==== Einheiten und ihre Aufgabengebiete ====
Luftflotte 2 unter General [[Albert Kesselring]] arbeitete mit der Heeresgruppe B zusammen.
Zusammensetzung: IV. Fliegerkorps (Bomber) unter General Keller, VIII. Fliegerkorps (Gefechtsfeldnahunterstützung) unter General v. Richthofen, General z. b. V. Putzier und Jagdfliegerführer 2, Oberst v. Döring.


Nur wenig mehr konnten die [[Aviation Militaire Belge|Luftstreitkräfte Belgiens]] aufbieten. Das Gros ihrer Ausrüstung bestand aus 154 veralteten leichten Aufklärungsbombern vom Typ [[Fairey Fox]]. Sie verfügten aber auch über 20 Jäger [[Hawker Hurricane]] Mk.I, 22 Jäger [[Gloster Gladiator]] und 27 italienische Jäger [[Fiat CR.42]]. Die einzigen einigermaßen modernen Bomber waren 16 einmotorige Fairey Battle. Dazu kamen noch etwa 100 Beobachtungs- und Trainingsflugzeuge diverser Typen. Die in den USA bestellten Jäger vom Typ [[Brewster F2A|Brewster B-339]] (40 Stück) und Bomber vom Typ [[Douglas A-20|Douglas DB-7]] (16 Stück) konnten vor dem Mai 1940 nicht rechtzeitig geliefert werden.
Die Transportfliegerkräfte waren dem Luftlandekorps unter General Student taktisch unterstellt. Dieses besteht aus der 7. (Fallschirm) Fliegerdivision, ebenfalls Student, und der 22. (Luftlande) Infanteriedivision unter General Graf v. Sponeck sowie dem ebenfalls unterstehenden II. Flakkorps unter General Deßloch, Aufgabe war der Schutz der Panzerverbände gegen Luftangriffe und ihre Unterstützung im Erdkampf.


[[Luxemburg]] verfügte über keinerlei [[Luftstreitkräfte]].
Luftflotte 3 unter General [[Hugo Sperrle]] arbeitete mit Hauptangriffsverbänden der [[Heeresgruppe A]] zusammen und verfügte im Westen über die meisten Flugzeuge, insbesondere über Sturzkampfbomber. Sie bestand aus drei Fliegerkorps, dem I. unter General Grauert, dem V. unter General v. Greim, dem II. unter General Lörzer, den Verbänden des Jagdfliegerführers 3, Oberst v. Massow, und dem I. Flakkorps unter General Weise. Von ungefähr 2800 einsatzbereiten Flugzeugen (ca. 1300 Bomber, 380 Sturzkampfbomber und Schlachtflugzeuge, über 1000 einmotorige und 250 zweimotorige Jagdflugzeuge) wurden 165 Bomber, 242 Jäger, 62 Aufklärungs- See- und Verbindungsflugzeuge, aber 442 Transportflugzeuge gegen die Niederlande eingesetzt. Die Hauptangriffsverbände der Luftwaffe waren der Luftflotte 3 zugeteilt. Für die Angriffsziele in den Niederlanden standen ca. 1000 Flugzeuge zur Verfügung.


Insgesamt verfügten die [[Niederlande]] und [[Belgien]] also über etwa 130 Jäger und 40 Bomber, die in Bezug auf ihre Modernität mit britischen, französischen und deutschen Mustern vergleichbar, insgesamt aber relativ veraltet waren.
Die niederländischen Streitkräfte verfügten nur über 125 einsatzfähige und technisch veraltete Flugzeuge. Ein Großteil der fliegenden Verbände der Luftflotte 2 wurden gegen Ziele in [[Frankreich]], [[Belgien]] und in der Kanalregion eingesetzt.


==== Luftwaffe ====
Aufgabe der Luftwaffe, insbesondere der Luftflotte 2, war die Erringung der Luftüberlegenheit über die Niederlande und die taktische und indirekte Unterstützung der vordringenden Angriffssäulen des Heeres. Damit sollten alliierte Landungen an der Küste verhindert, die holländischen Streitkräfte aus der Luft umfasst und ihre Reserven gebunden werden. Zusätzlich hatte das Luftlandekorps mit Jagd- und Bomberunterstützung die Brücken, die den südlichen Zugang zur Festung Holland sicherten, zu erobern und offen zuhalten, bis Heerestruppen eintrafen.
[[Datei:Junkers Ju 88 - Royal Air Force- France, 1939-1940. C1494.jpg|mini|hochkant|In Frankreich zwischen 12. und 14. Mai 1940 abgeschossene [[Junkers Ju 88]] wird durch Bergungsmannschaft demontiert]]


Zu Kriegsbeginn lag das Schwergewicht der deutschen Luftrüstung bei Flugzeugen zur Erringung der [[Luftüberlegenheit]] und zur Gefechtsfeldunterstützung hoch mobiler Truppen. Bei den Jagdflugzeugen setzte man auf die im [[Spanischer Bürgerkrieg|Spanischen Bürgerkrieg]] im Rahmen der [[Legion Condor]] bewährte [[Messerschmitt Bf 109]], die ab 1939 in der Version Bf 109-E ausgeliefert wurde. Der ''Kampfzerstörer'' [[Messerschmitt Bf 110]] sollte den Bombern einen Weg durch feindlichen Jagdschutz bahnen und Bomber abschießen. Zur unmittelbaren Gefechtsfeldunterstützung diente der ebenfalls in Spanien erprobte [[Doppeldecker (Flugzeug)|Doppeldecker]] [[Henschel Hs 123]], der sowohl als Schlachtflieger wie auch als [[Sturzkampfflugzeug|Sturzkampfbomber]] zum Einsatz kam. Noch vor dem Westfeldzug wurde die Hs 123 als Sturzkampfbomber von der leistungsstärkeren [[Junkers Ju 87]] abgelöst. Die Kampfgeschwader waren mit zweimotorigen Bombern der Typen [[Heinkel He 111]], [[Dornier Do 17]] und [[Junkers Ju 88]] ausgestattet. Im Bereich Truppentransport und Versorgung griff die Luftwaffe auf die bewährte [[Junkers Ju 52/3m|Junkers Ju 52]] zurück.
==== Verlauf ====
Abgesehen von verlustreichen Rückschlägen an einigen Brücken entlang der Ostgrenze der Niederlande verliefen die Heeresoperationen planmäßig. Die im Rahmen des Luftüberlegenheitskampfes durchgeführten Einsätze gegen feindliche Flugplätze und die Einsätze zur Erdkampfunterstützung gegen feindliche Truppenansammlungen, Befestigungsanlagen, militärische Hauptquartiere und Verbindungen verliefen ebenfalls im Sinne der Angreifer. Besondere Bedeutung hatten die Aufklärungsflüge, weil sie die Luftwaffe in den Stand setzte, französische und belgische Erdtruppen, die von [[Antwerpen]] und Westbelgien nordostwärts vordrangen, zu zerstreuen und eine alliierte Truppenkonzentration im Südteil der Niederlande zu verhindern.


Im Bereich der Heeresgruppe B war die [[Luftflotte 2]] unter General [[Albert Kesselring]] für die [[Luftnahunterstützung|Luftunterstützung]] verantwortlich. Hier sollte auch das Luftlandekorps unter General [[Kurt Student|Student]] zum Einsatz kommen, das aus der [[1. Fallschirmjäger-Division (Wehrmacht)|7. Flieger-Division]] ([[Fallschirmjäger (Wehrmacht)|Fallschirmjäger]]) und der [[22. Infanterie-Division (Wehrmacht)|22. (Luftlande) Infanterie-Division]] sowie dem [[II.&nbsp;Flak-Korps]] unter [[Otto Deßloch|General Deßloch]] bestand. Die [[Luftflotte 3]] unter General [[Hugo Sperrle]] war der [[Heeresgruppe A]] zugeordnet und verfügte über die Fliegerkorps&nbsp;I (Grauert), V (Greim), II (Lörzer), die Verbände des Jagdfliegerführers&nbsp;3 sowie über ein Flak-Korps.
Ganz anders war es mit den Luftlandeoperationen. Die Niederländer hatten aus dem Einsatz der deutschen Fallschirmeinheiten während der Besetzung Dänemarks und Norwegens ([[Unternehmen Weserübung]]) ihre Schlüsse gezogen und ihre Truppen rings um [[Den Haag]], besonders bei den Flugplätzen von Ockenburg im Südwesten, Ypenburg im Osten und Valkenburg im Norden der Hauptstadt verstärkt.


Für den Westfeldzug standen etwa 900 Jagdflugzeuge Bf 109, etwa 220 Zerstörerflugzeuge Bf 110, etwa 1100 zweimotorige Kampf- und etwa 320 Sturzkampfflugzeuge Ju 87 sowie 45 Schlachtflieger Hs 123 zur Verfügung.
So wurde der Luftlandeeinsatz von Teilen der 22. Infanteriedivision im Gebiet dieser Flugplätze am [[10. Mai]] [[1940]] ein kompletter Fehlschlag. Der holländische Widerstand war so stark, dass die deutschen Truppen zwei Drittel Verluste erlitten. Sie wurden in kleine Gruppen aufgesplittert, die um ihr Überleben kämpfen mussten. Erfolgreicher war der Fallschirmeinsatz der 7. Fliegerdivision bei den Brücken im Hollandsch Diep bei Moerdijk, über den [[Waal]] bei Dordrecht und über die Neue Maas (Lek) bei Rotterdam. Unter schwersten Verlusten konnten die Brücken unbeschädigt genommen und bis zur Ankunft der deutschen Erdtruppen verteidigt werden.
Die schweren Verluste an Transportflugzeugen verhinderten die Überführung der über 18.000 Soldaten der 7. Fliegerdivision und der 22. Infanteriedivision (14.500 Mann) in ihre jeweiligen Operationsgebiete. Mehr als 220 Transportflugzeuge (51 Prozent) gingen verloren, ferner wurden 60 beschädigt. So konnten nur drei Fünftel der Truppen des Luftlandekorps durch die Luft befördert werden. Von ihnen fielen 40 Prozent im Kampf, wurden verwundet oder gefangen genommen.


==== Luftstreitkräfte im Vergleich ====
Am 12. und 13. Mai erreichte die 9. Panzerdivision [[Moerdijk]]. In diesen Tagen griffen die Bomber des IV. Fliegerkorps Ziele an der belgischen Küste und in Nordfrankreich an, darunter Schiffe, Truppenbewegungen und Eisenbahnstationen. Die Einsätze des VIII. Fliegerkorps und des II. Flakkorps richteten sich hauptsächlich gegen die belgischen Grenzbefestigungen zur Unterstützung der 6. Armee an der [[Maas]] und am Albertkanal. Fallschirmjäger der 7. Fliegerdivision nahmen dort das [[Fort Eben-Emael]]. Der holländische Widerstand in der Luft war wegen der numerischen und technischen Überlegenheit der Deutschen nur gering. Innerhalb weniger Tage hatten die Deutschen die vollständige Luftüberlegenheit errungen.
In den späten 1930er-Jahren setzten so gut wie alle Industrienationen überhöhte Erwartungen in die kriegsentscheidende Wirkung eines [[Luftkrieg]]es. Das traf auch auf das Deutsche Reich zu; man konnte sich aber die Entwicklung einer strategischen Luftflotte aus wirtschaftlichen Gründen nicht leisten. Man konzentrierte sich daher auf die Optimierung der taktischen Luftstreitkräfte, von denen man sich auch operative Auswirkungen versprach. Neben dem Standardjäger [[Messerschmitt Bf 109]] und neuen [[Sturzkampfflugzeug]]en wurde der Bau von vergleichsweise leichten, schnellen zweimotorigen [[Horizontalbomber]]n forciert, die in relativ kurzer Zeit in relativ hohen Stückzahlen hergestellt werden konnten. In der [[NS-Propaganda]] wurden diese Flugzeuge als „Blitzbomber" gepriesen, weil sie angeblich die alliierten Abfangjäger an Geschwindigkeit übertrafen. Dies traf zwar auf einzelne Typen zu, nicht aber auf voll beladene, in Formation fliegende Verbände in Angriffshöhe. Auf ausreichende Abwehrbewaffnung musste dabei ebenfalls aus Gewichtsgründen verzichtet werden.


Das Fehlen strategischer Bomber zwang zwar zum Verzicht auf die Führung eines strategischen Luftkriegs, ermöglichte aber kurzfristig die Formierung großer taktischer Verbände. Viele Besatzungen hatten bereits im Spanischen Bürgerkrieg und beim Überfall auf Polen Einsatzerfahrung gesammelt, was unter anderem zur Umstellung des engen Verbandsflugs aus Zeiten des Ersten Weltkriegs auf einen weit gestreckten, den ausgestreckten Fingern einer Hand ähnlichen Schwarm führte, der ab 1941 auch von den Alliierten als „[[Vierfingerschwarm|finger four]]" übernommen wurde.<ref>Laddie Lucas: ''Flying Colours: The epic story of Douglas Bader.'' Wordsworth Editions, Ware 2000/2001, ISBN 1-84022-248-4.</ref> Damit war es möglich, schnelle Jäger ohne die Gefahr der Kollision in größeren Gruppen aus bis zu 40 Maschinen im Kampf zu führen.
=== Luftangriff auf Rotterdam ===
[[Bild:Rotterdam.jpg|thumb|Rotterdam nach der Zerstörung]]
==== 13.Mai ====
Am [[13.Mai]] 1940 um 18:45 Uhr ließ General von Küchler, Oberbefehlshaber der 18. Armee, einen Funkspruch an das XXXIX. Armeekorps mit folgender Anweisung senden: ''„Widerstand in [[Rotterdam]] ist mit allen Mitteln zu brechen, nötigenfalls ist die Vernichtung der Stadt anzudrohen und durchzuführen."''


Demgegenüber wurde die Modernisierung der Luftstreitkräfte Frankreichs durch die Priorität des Ausbaus der Maginot-Linie sowie durch politische und soziale Spannungen innerhalb des Landes gebremst. So wurde angeblich die Produktion des Jägers [[Bloch MB.152]] durch Sabotage kommunistischer Arbeiter verzögert. Die auf einen [[Stellungskrieg]] konzentrierte Verteidigungsdoktrin ließ nach dem gewonnenen Ersten Weltkrieg kein realistisches Bedrohungsbild entstehen; erst die deutlich sichtbare [[Aufrüstung der Wehrmacht#Aufrüstung der Luftwaffe|deutsche Luftrüstung ab 1935]] führte zu Modernisierungsversuchen, um gegenüber den unterschätzten Deutschen nicht in Rückstand zu geraten. Die Maßnahmen, die unter anderem in der Bestellung von bis zu 3000 [[Dewoitine D.520]] bestanden, liefen 1940 erst an; so war bei der Kapitulation mit 351 Exemplaren erst ein Bruchteil davon technisch einsatzbereit, praktisch fehlte es der breiten Basis der Kampfpiloten an Erfahrung.
In der Nacht zum [[14. Mai]] drängte die Heeresgruppe B die 18. Armee ebenfalls, die Festung Holland schnellstens einzunehmen, um britische Hilfe bei Amsterdam zu unterbinden und den Rückzug holländischer Kräfte in ihren nördlichen Teil zu verhindern. General [[Kurt Student]], dessen Fallschirmjäger seit Tagen gegen erbitterten holländischen Widerstand in Rotterdam gekämpft hatten, forderte unter dem Eindruck der Panzerverluste bei Dordrecht einen taktischen Luftschlag.
Für den Angriff standen General Schmidt Teile der 7. Fliegerdivision, die 9. Panzerdivision, die 254 Infanteriedivision und die [[Leibstandarte-SS Adolf Hitler]] zur Verfügung. Für den Luftangriff auf Rotterdam wurde ihm das Kampfgeschwader 54 vom IV. Fliegerkorps zugeteilt. Es bestand aus Horizontalbombern des Typs [[Heinkel He 111]].


Die Royal Air Force betrieb seit 1935 ebenfalls ein Modernisierungsprogramm, das hauptsächlich auf die Verteidigung der Britischen Inseln abgestimmt war. Dabei wurde der Einsatz von Radar mit den damals neuartigen Methoden der [[Einsatzforschung]] im Jahr 1940 ermöglicht (siehe [[Chain Home]]). Die Operationen der Landstreitkräfte auf dem Kontinent sollten mit visuellen Ortungsmethoden wie zur Zeit des Ersten Weltkrieges erfolgen. Der Einsatz von leichten Bombern zur taktischen Unterstützung der Bodentruppen wurde zwar praktiziert, scheiterte aber an [[Flugabwehrkanone#Deutschland|modernen Flugabwehrkanonen]] und deutscher Luftüberlegenheit, außerdem stand mit der nicht sturzkampffähigen Fairey Battle nur ein für diesen Zweck unzulängliches Flugzeug zur Verfügung. Erst im Laufe des [[Afrikafeldzug]]s bis 1943 wurden schlagkräftige taktische Verbände geschaffen, die entscheidend zum Erfolg der Alliierten während der [[Operation Overlord|Landung in der Normandie]] beitrugen.
Schon am Nachmittag des [[13. Mai]] wurde ein Versuch unternommen, den holländischen Stadtkommandanten, Oberst Scharroo, zur Übergabe der Stadt zu veranlassen, was er abwies. Die Unterhändler, ein Pfarrer und ein Kaufmann wurden möglicherweise als holländische Nazis verdächtigt. Scharroo erklärte, man möge ihm einen Offizier als Unterhändler schicken. Er werde die Insel, die von einem deutschen Infanteriebataillon besetzt war, in der Nacht durch schweres Artilleriefeuer dem Erdboden gleichmachen. Am Abend ließ General Schmidt die Kapitulationsbedingungen übersetzen, die dem holländischen Stadtkommandanten und dem Bürgermeister zugestellt werden sollten. Der Widerstand, so hieß es darin, der dem Vordringen der deutschen Wehrmacht entgegengesetzt werde, zwinge ihn, schwerwiegende Maßnahmen zu ergreifen, falls er sich fortsetze. ''„Dies kann die völlige Vernichtung der Stadt nach sich ziehen. Ich ersuche Sie, als Mann von Verantwortungsgefühl darauf hinzuwirken, dass diese schwere Schädigung der Stadt unterbleiben kann."''


Obwohl die alliierten Luftstreitkräfte in Summe über etwa 1300 Jagdflugzeuge in Frankreich und den Beneluxländern verfügten,<ref>[http://france1940.free.fr/adla/ada_mai.html Armée de'Air, Ordre de bataille au 10 mai 1940].</ref> konnten diese Kräfte nie koordiniert gegen die deutsche Luftwaffe eingesetzt werden. Selbst wenn ein Angriffsverband lokalisiert werden konnte, trafen in der Regel maximal 20 bis 24 alliierte Jagdflugzeuge auf etwa 40 deutsche [[Messerschmitt Bf 109]], was einer typischen Jagdgruppe entsprach.<ref>Mike Spick: ''Luftwaffe Fighter Aces: The Jagdflieger and their Tactics and Techniques.'' Ivy Books, 1997, ISBN 0-8041-1696-2.</ref> Aufgrund der engen [[Formationsflug|Formation]] der Alliierten behinderten diese sich oft selbst im Kampf, dazu kamen die alliierten Sprachprobleme. Dennoch konnten die alliierten Jagdflugzeuge der deutschen Luftwaffe im Verlauf des Westfeldzugs über 500 [[Luftsieg]]e abringen, was bei einer längeren Dauer des Feldzugs zu einer Abnutzungssituation zum Nachteil der Luftwaffe geführt hätte. Durch die schnelle Bodenoffensive kam dies aber nicht offen zur Wirkung. Die Siegeseuphorie und die NS-Propaganda lenkten davon ab, dass die Erholungsphase der Luftwaffe bis zur „Luftschlacht um England" zu kurz war.
==== 14.Mai ====
Der Plan für den 14. Mai sah folgendes vor:


== Fall Gelb ==
* 14:40 Uhr Einschießen der Artillerie
{{Hauptartikel|Überfall auf die Niederlande, Belgien und Luxemburg}}
* 14:45 Uhr Feuerüberfall auf festgelegte Ziele
* 15:00 Uhr Bombenangriff
* 15:30 Uhr Schützenangriff mit Panzerunterstützung und Sturmbooten


=== Noten der deutschen Reichsregierung ===
Zwei deutsche Offizier und ein Dolmetscher trafen um 12:10 Uhr beim holländischen Stadtkommandanten ein. Sie überbrachten dem Kommandanten die Übergabebedingungen und teilten ihm mit, dass die Stadt bombardiert werden würde, falls sie sich nicht ergebe.
Das deutsche Außenministerium hatte am 9. Mai 1940 eine [[diplomatische Note]] erstellt, die den belgischen und niederländischen Botschaftern am Folgetag um 5:45&nbsp;Uhr übergeben wurde. Darin wurde behauptet, Belgien und die Niederlande hätten „völlig einseitig die Kriegsgegner Deutschlands begünstigt und ihren Absichten Vorschub geleistet". Es werde daher „der Befehl erteilt, die Neutralität dieser Länder mit allen militärischen Machtmitteln des Reiches sicherzustellen." Weiter wurde behauptet, „daß Deutschland nicht die Absicht hat, durch diese Maßnahme die Souveränität des Königreiches Belgien und des Königreiches der Niederlande noch den europäischen noch außereuropäischen Besitzstand dieser Länder jetzt oder in Zukunft anzutasten." Der luxemburgischen Regierung wurde in einer Note mitgeteilt, dass die Reichsregierung sich gezwungen sehe, die von ihr eingeleiteten Operationen „auch auf das luxemburgische Gebiet" zu erstrecken.<ref>Für die Zitate des ganzen Absatzes: [[Manfred Overesch]], Friedrich Wilhelm Saal: ''Das III. Reich. Eine Tageschronik der Politik, Wirtschaft, Kultur.'' Band 2: ''1939–1945.'' Weltbild Verlag, Augsburg 1991, ISBN 3-89350-349-8, S. 80 (zuerst Droste, Düsseldorf 1983).</ref>


=== Invasion der Niederlande und Dyle-Breda-Plan ===
Die Waffenruhe wurde für die Verhandlungen bis 18:00 Uhr verlängert. Während die Gruppe sich auf dem Rückweg über die Brücke zum deutschen Quartier befand, fielen um 5 Minuten nach 15 Uhr die ersten Bomben auf Rotterdam.
==== Deutsche Maßnahmen ====
[[Datei:Ww2 map10.jpg|mini|Deutsche und alliierte Pläne]]
[[Datei:Duitse parachutisten landen in Nederland op 10 mei 1940b.jpg|mini|10. Mai 1940: Landung deutscher Fallschirmjäger bei Den Haag]]
In den Morgenstunden des 10. Mai 1940 bezog Hitler das zuvor ausgebaute [[Führerhauptquartier Felsennest]] in Bad Münstereifel-[[Rodert]] in der [[Nordeifel]]. Von dort aus leitete er die erste Phase des Westfeldzuges, den [[Überfall auf die Niederlande, Belgien und Luxemburg|Angriff auf die Niederlande, Belgien, Luxemburg]] und Nordfrankreich. Wenige Kilometer von Rodert entfernt wurde im [[Forsthaus Hülloch]] ein Hauptquartier für das [[Oberkommando des Heeres]] unter Generaloberst [[Walther von Brauchitsch]] errichtet.


Am 10. Mai 1940 um 5:35&nbsp;Uhr begann mit dem Angriff der Heeresgruppe B der Fall Gelb. [[Fallschirmjäger (Wehrmacht)|Fallschirmjäger-Einheiten]] unter General [[Kurt Student]] wurden über den Niederlanden und Belgien abgesetzt, um strategisch wichtige Brücken und Flugplätze in der Tiefe des Raumes zu besetzen. Der rasche Zugriff sollte zumindest in den Niederlanden ein Eingreifen der Alliierten unterbinden und die Verteidigungskräfte aufsplittern. Die Inbesitznahme der Ziele gelang fast überall, oft aber nur unter schweren Verlusten. Im Bereich des Regierungssitzes [[Den Haag]] auf den Flugplätzen von [[Ockenburg]], [[Ypenburg]] und [[Valkenburg (Zuid-Holland)|Valkenburg]] büßten Teile der [[22. Infanterie-Division (Wehrmacht)|22. Infanterie-Division]] zwei Drittel ihrer Stärke ein und die Flugplätze mussten aufgegeben werden. Auch der Fallschirmeinsatz der [[1. Fallschirmjäger-Division (Wehrmacht)|7. Flieger-Division]] verlief nicht ohne Verluste, jedoch gelang es, die Brücken über das [[Hollandsch Diep]] bei [[Moerdijk]], über die [[Noord]] bei [[Dordrecht]] und die [[Nieuwe Maas|Neue Maas]] bei [[Rotterdam]] unversehrt in Besitz zu nehmen und zu halten. Die [[Waalbrücke Nijmegen]] und die [[John-Frost-Brücke|Brücke bei Arnheim]] (die 1944 das Ziel von [[Operation Market Garden]] sein sollte) wurden vor dem deutschen Einmarsch gesprengt. In Belgien gelang deutschen Fallschirmjägern am 10./11. Mai mit der Einnahme des belgischen [[Fort Eben-Emael|Forts Eben-Emael]] im [[Festungsring Lüttich]] ein wichtiger Sieg. Durch die Eroberung konnten wichtige Brücken über den [[Albert-Kanal]] unbeschädigt genommen werden und den Heereskräften der [[18. Armee (Wehrmacht)|18. Armee]] gelang der weitere Vormarsch ohne Verzögerung ([[Schlacht von Fort Eben-Emael]]).
Das Kampfgeschwader 54 griff in zwei Formationen an. Die erste, vermutlich ein Verband aus 57 Bombern, wurde vom Geschwaderkommodore Oberst Walter Lackner geführt. Oberstleutnant Otto Höhne führte allem Anschein nach die I. Gruppe, bestehend aus 30 Bombern, über das Ziel. Angeblich warfen einige Bomber ihre Last nicht ab, da rote Leuchtkugeln während des Angriffs gesichtet wurden. Dies wurde als Signal ''Stadt ist eingenommen/hat kapituliert'' vereinbart.


[[Datei:AZ 1940 05 12 5 westfeldzug.png|mini|Bericht der faschistischen [[Alpenzeitung]] über den deutschen Vorstoß, Ausgabe vom 12. Mai 1940]]
Insgesamt fielen ungefähr 95 Tonnen Sprengbomben in die historische Altstadt von Rotterdam, während die Übergabeverhandlungen noch nicht abgeschlossen waren. Mehr als 900 Zivilpersonen fanden den Tod. Dieses Ereignis wurde als entscheidender Grund für die schnelle Einstellung des Kampfes angesehen.
Durch den schnellen Vorstoß der 18. Armee, die bereits am ersten Tag das [[IJsselmeer]] erreichte und der [[9. Panzer-Division (Wehrmacht)|9.&nbsp;Panzer-Division]] nach Moerdijk, wurden die Niederlande auf dem Landweg abgeschnitten. Da nun die französische [[7e armée (Frankreich)|7. Armee]] (General [[Henri Giraud]]) die Niederlande nur mehr auf dem Seeweg unterstützen konnte, beschränkte sich Giraud auf die Verteidigung der Küste der [[Westerschelde]] vom Kanal bis Antwerpen.

[[Datei:Bundesarchiv Bild 146-2005-0003, Rotterdam, Zerstörungen.jpg|mini|Zerstörungen in Rotterdam nach dem Bombenangriff]]
Am 13. Mai 1940 wurde noch immer um Rotterdam, einen der Eckpfeiler der „[[Festung Holland]]", gekämpft. Den [[Fallschirmjäger (Wehrmacht)|deutschen Fallschirmjägern]] stand hier mit den ''[[Korps Mariniers|Mariniers]]'' (Marinekommandoeinheiten) eine Elitetruppe gegenüber. Als am 14. Mai ein Versuch scheiterte, den niederländischen Stadtkommandanten, Oberst [[Pieter Scharroo]], zur Übergabe der Stadt zu bewegen, befahl der Oberbefehlshaber der 18. Armee, General [[Georg von Küchler]], den [[Schlacht um die Niederlande|Verteidigern von Rotterdam]] einen um 15:00&nbsp;Uhr stattfindenden [[Bombardierung von Rotterdam 1940|Bombenangriff]] anzudrohen. Die Verhandlungen mit dem Stadtkommandanten verliefen aufgrund der Weisungen des holländischen Oberkommandierenden [[Henri Winkelman]] weiterhin schleppend; man einigte sich gegen 14:00&nbsp;Uhr darauf, die Waffenruhe bis 18:00&nbsp;Uhr zu verlängern. Das bereits im Anflug auf Rotterdam befindliche [[Kampfgeschwader 54]] konnte jedoch über Funk nicht mehr erreicht werden und die für diesen Fall vereinbarten Leuchtzeichen zum Abbruch des Angriffs wurden erst von der zweiten Angriffswelle deutscher Bomber erkannt. So warfen 57 von hundert Bombern, in der falschen Annahme, ihr Angriffsbefehl bestehe noch, insgesamt 97 Tonnen [[Sprengbombe]]n ab. Die Verteidigungsanlagen am Flussufer erlitten kaum Treffer, die Altstadt hingegen wurde zerstört, wobei 814 Zivilpersonen starben.<ref>Cajus Becker: ''Angriffshöhe 4000.'' Oldenburg 1964.</ref> Dieses Ereignis wird – neben der Androhung eines weiteren Angriffs auf das ebenfalls zäh verteidigte [[Utrecht]] und der nahezu hoffnungslosen militärischen Gesamtlage – als entscheidend für den Entschluss zur Gesamtkapitulation der [[Niederländische Streitkräfte|niederländischen Streitkräfte]] im Mutterland gesehen. Sie wurde am 14. Mai um 20:30&nbsp;Uhr per Rundfunk verkündet.

==== Alliierte Maßnahmen ====
[[Datei:Dutch defense lines - ln-en.jpg|mini|300px|Niederländische Verteidigungslinien 1940]]

Da die Alliierten den deutschen Angriffsschwerpunkt im Norden Belgiens vermuteten, begannen sie am 10. Mai mit dem für diesen Fall geplanten Vormarsch zur Dyle-Breda-Stellung. Am 12. Mai kam es bei [[Mons]] zu einem historischen Treffen, bei dem sich der belgische König [[Leopold III. (Belgien)|Leopold III.]], der französische Verteidigungsminister [[Édouard Daladier|Daladier]] und General Georges darauf einigten, dass General [[Gaston Billotte]] die Koordination der Kämpfe in Belgien übernehmen würde. Zu diesem Zeitpunkt hatte die [[British Expeditionary Force|britische Expeditionsarmee (BEF)]] den Abschnitt zwischen [[Löwen]] (25&nbsp;km östlich von Brüssel) und [[Wavre]] (25&nbsp;km südlich von Löwen) und die französische [[1ere armée (Frankreich)|1.&nbsp;Armee]] den Abschnitt von Wavre bis zum Maasknie bei [[Namur]] bereits besetzt und mit dem Stellungsausbau begonnen. Die französische [[9e armée (Frankreich)|9. Armee]] hatte ihren linken Flügel bis zur belgischen Maas und bis Namur vorgeschoben. Die französische [[7e armée (Frankreich)|7.&nbsp;Armee]] befand sich im Anmarsch auf Antwerpen.

Das Schlüsselgelände der Dyle-Stellung war das „Trouée de Gembloux", die Gembloux-Lücke, wo sich die Verteidiger auf keine natürlichen Hindernisse abstützen konnten. Um der 1.&nbsp;Armee Zeit für den Stellungsausbau zu verschaffen, wurde in diesem Abschnitt das einem deutschen Panzerkorps vergleichbare „Korps [[René Prioux|Prioux]]" (2.&nbsp;und 3.&nbsp;leichte mechanisierte Division) mit ihren mehr als 400 modernen Panzern vorgestaffelt. Prioux konnte am 12. Mai in der [[Schlacht bei Hannut]] das Panzerkorps Hoepner, das über Lüttich Richtung [[Gembloux]] vorstieß, zunächst stoppen und dessen vorwiegend leichten Panzereinheiten schwere Verluste zufügen. Da Prioux seine Kräfte aber linear und ohne Schwerpunktbildung aufgestellt hatte, gelang Hoepner am 13. Mai durch Schwerpunktbildung und Unterstützung der [[Luftwaffe (Wehrmacht)|Luftwaffe]] dennoch der Durchbruch durch die Widerstandslinie. Seine Truppen stießen auf die Gembloux-Stellung vor und brachen in diese ein.

Hoepners Stoß war ein wichtiger Teil jenes Ablenkungsmanövers, das [[Liddell Hart]] mit einem Stierkampf verglich:
{{Zitat
|Text=Die [[Heeresgruppe B]] im Norden stellte die Capa, also das rote Tuch des Toreros, dar. Sie sollte die alliierten Interventionstruppen reizen, wie ein wütender Stier nach Belgien zu eilen – hinein in die Falle. Denn nun konnten die bei der [[Heeresgruppe A]] konzentrierten Panzerdivisionen wie der Degen des Toreros in die entblößte rechte Flanke stoßen.}}

Am 15. Mai unterzeichnete General [[Henri Winkelman]] die Kapitulation der niederländischen Armee. Königin [[Wilhelmina (Niederlande)|Wilhelmina]] und ihre Familie hatten zuvor (am 13. Mai) das Land verlassen und waren nach London gereist; sie kündigte eine Fortführung des Widerstandes an.

Die Dyle-Stellung wurde am 16. Mai durchbrochen; einen Tag später wurde Brüssel kampflos besetzt.<ref name="ktb">[http://archive.org/stream/kriegstagebuchde01jacorich/kriegstagebuchde01jacorich_djvu.txt Kriegstagebuch, S. 1164/65]</ref><!-- Ktb: Der Panzerkeil der H.Gr. A erreicht die Oise östl. St. Quentin. --> Die [[Belgische Streitkräfte|belgische Armee]] wurde im Raum Brügge eingekesselt und stellte am 28. Mai um 4:00 Uhr morgens das Feuer ein. Leopold&nbsp;III. unterzeichnete die Kapitulation der belgischen Armee und ging mit seinen Soldaten in [[Kriegsgefangene des Zweiten Weltkrieges#Westalliierte Soldaten in deutschem Gewahrsam|Kriegsgefangenschaft]].<ref name="ktb" /><ref>Belgisches Außenministerium (Hrsg.): ''Belgium: The Official Account of What Happened 1939–1940.'' London 1941. Kostenloser Download bei [[Archive.org]] ([https://archive.org/details/Belgium.TheOfficialAccountOfWhatHappened1939-1940 Link]).</ref>


=== Durch die Ardennen ===
=== Durch die Ardennen ===
==== Deutsche Maßnahmen ====
[[Bild:16May-21May1940-Fall Gelb.jpg|thumb|16. Mai - 21. Mai: Durchbruch durch die Ardennen und Einkesselung der französischen und britischen Truppen]]
[[Datei:10May-16May1940-Fall Gelb de.svg|mini|10.–16. Mai: Eroberung der Niederlande und Angriff durch die Ardennen]]
Speziell für den Sichelschnittplan wurde die operativ selbständige [[Panzergruppe Kleist]] geschaffen, in der fünf Panzerdivisionen zusammengefasst wurden. [[General]] [[von Kleist]] verfügte über 1.222 Kampfpanzer, die Hälfte der deutschen Panzerwaffe mit nahezu 41.000 Fahrzeugen. Die ergab eine theoretische Marschlänge von annähernd 1.500 Kilometern.
[[Datei:Bundesarchiv Bild 101I-382-0248-33A, Im Westen, Panzer II und Panzer I.jpg|mini|Deutsche [[Panzer I]] und [[Panzer II]] in einem Wald im Mai 1940]]


Die Erfolgsaussichten des Ardennenstoßes waren eng mit dem Faktor Zeit verbunden. Der Erfolg hing davon ab, dass den belgischen und französischen Kräften keine Zeit verblieb, ihren Einsatz in den Ardennen zu koordinieren, Verstärkungen heranzuführen und die deutschen Flanken zu attackieren. So gab der Führer der Angriffsspitze, [[General der Panzertruppe]] [[Heinz Guderian]], bei seinem [[XIX. Armeekorps (Wehrmacht)|XIX. Armeekorps]] (1., 2. und 10.&nbsp;Panzer-Division, Infanterieregiment „Großdeutschland") das Motto aus: „In drei Tagen an die Maas, am vierten Tag über die Maas."<ref>Mitteilung General a. D. Graf von Kielmannsegg, in: Frieser: ''Blitzkrieg-Legende.'' S. 129.</ref> In diesen drei Tagen sollte die Angriffsspitze 170&nbsp;km kurvenreiche Straßen in oft tief eingeschnittenen Tälern bewältigen, wobei neben den luxemburgischen Grenzsperren zwei belgische und eine französische Befestigungslinie zu überwinden waren. Erst dann kam mit der Überwindung der Maas und den starken Befestigungswerken im Bereich Sedan die eigentliche Herausforderung, die Bildung eines Brückenkopfes südlich der Maas.
Um schnellstmöglich an die [[Maas]] zu gelangen, hätten die Panzerdivisionen auf möglichst vielen Straßen konzentrisch, aus mehreren Richtungen, zu den Übergangsstellen vorstoßen müssen. Tatsächlich aber billigte die Heeresgruppe dieser riesigen Fahrzeugarmada nur einen schmalen Korridor mit vier Vormarschstraßen durch die Ardennen zu.


Die deutsche Marschplanung hielt lediglich einen Tag. Eine vermeintliche Flankenbedrohung zwang zu Umgliederungen; zahlreiche Brücken- und Straßensprengungen hemmten das Marschtempo. Da man der Panzergruppe einen eigenen Gefechtsstreifen verwehrt hatte, zwängten sich immer wieder Infanterieverbände der nachfolgenden Armeen in die Marschkolonnen der Panzergruppe. Dies führte zu einem Kolonnenstau, der zeitweise eine Länge von 250&nbsp;km aufwies. Trotz dieser [[Friktion (Krieg)|Friktionen]] erreichten die Spitzen Guderians bereits am Abend des 12. Mai, also bereits 57 Stunden nach dem Angriffsbeginn, die Maas bei [[Sedan]].
Am vierten Tag der Offensive sollten die fünf Panzerdivisionen der Gruppe Kleist gleichzeitig die Maas überwinden: das Panzerkorps Guderian bei [[Sedan]] und das Panzerkorps Reinhardt unmittelbar rechts davon bei [[Montherme]]. Doch paradoxerweise wurde das Panzerkorps Reinhardt nicht rechts neben dem Panzerkorps Guderian eingesetzt, sondern unmittelbar dahinter als zweite Staffel. Die Straßen rechts davon waren einem zu Fuß marschierenden Infanteriekorps vorbehalten. Diese Verbände waren zum Teil schneller als die im Nadelöhr festliegenden Panzerdivisionen und drängten befehlswidrig in den Nachbargefechtsstreifen ein.


==== Alliierte Maßnahmen ====
Als das Panzerkorps Guderian schließlich die rechte Vormarschstraße freimachen sollte, um das Panzerkorps Reinhardt vorbeizulassen, kam es zum totalen Verkehrchaos. Schließlich stauten sich die Fahrzeuge von der Maas mehr als 200 Kilometer rückwärts bis über den Rhein hinweg. Die Führung der Heeresgruppe A hatte durch ihre Fehlplanung den größten Verkehrsstau, der bis heute in Europa bekannt ist, heraufbeschworen.
Die Belgier hatten zur Sicherung der Ardennen die Gruppe „K" (1. Ardennenjägerdivision ''([[Bataillon médian de chasseurs ardennais|Chasseurs ardennais]])'', 1. Kavalleriedivision, Pioniereinheiten) eingesetzt. Ihre Aufgabe war es, die zahlreichen vorbereiteten Sperren auszulösen bzw. Brücken zu sprengen und sich nach kurzen Gefechten bei Lüttich hinter die Maas abzusetzen und dort gemeinsam mit den Hauptstreitkräften das belgische „Réduit" zu verteidigen. Es gelang ihnen, bis auf eine einzige Brücke ([[Bütgenbach]] bei Malmedy) alle dafür vorgesehenen Brücken zu sprengen.<ref>Diese Brücke wurde von einem Vorauskommando der Deutschen vor der Sprengung bewahrt, vgl. Etienne Verhoeyen: ''Spionnen aan de achterdeur: de Duitse Abwehr in België, 1936–1945.'' 2011, S. 280 [https://books.google.de/books?id=foKVxYYBzvgC&pg=PA280 (online)].</ref> Örtlichen Widerstand belgischer Truppen gab es in [[Bodange]], [[Martelange]], [[Léglise]], [[Witry]], [[Houffalize|Chabrehez]] und [[Bastogne]].<ref>Karl-Heinz Frieser: ''Le Mythe de la guerre éclair. La campagne de l’Ouest de 1940.'' Ed. Belin, Paris 2003 (dt.: ''Blitzkrieg-Legende: Der Westfeldzug 1940.'' 18. Aufl. 2012), S. 130.</ref>
[[Datei:Bundesarchiv Bild 101I-127-0369-21, Im Westen, zerstörter französischer Panzer Char B1.jpg|mini|Zerstörter französischer Panzer vom Typ Char B1 bei Namur am 14. Mai 1940]]
Die [[französische Armee]] hatte bezüglich der Verteidigung der Ardennen mit den Belgiern keine Detailabsprachen getroffen, was in der verfügbaren Zeit nicht mehr nachzuholen war. Es kam daher zu keiner nennenswerten Zusammenarbeit der Gruppe „K" mit der französischen 5.&nbsp;leichten Kavalleriedivision, der die Überwachung des Vorfeldes der Maasverteidigung übertragen worden war. Die Kavalleriedivision erwies sich trotz des günstigen Geländes als wenig standfest.


Am 12. Mai wurden französische leichte mechanisierte Einheiten zurückgezogen und alle Brücken über die Maas gesprengt – mit Ausnahme bei [[Charleville-Mézières|Mézières]], wo französische Festungstruppen beide Seiten der Maas halten sollten. Im Laufe des Tages erreichten Vorausabteilungen der drei deutschen Panzerkorps in einem drei Tage währenden Vorstoß von 120&nbsp;km die Maas. Ihre Linie reichte von [[Dinant]] bis Sedan auf einer Länge von 130 Kilometern. Die französische 7. Armee (General Giraud) kam unter starken Druck durch die deutsche 9. Panzer-Division und „[[Sturzkampfflugzeug|Stukas]]" und zog sich von Breda und Tilburg auf Antwerpen zurück.<!-- <ref>[http://weltkrieg2.de/Geschichte/Chronik/1940/05/06-12-Mai.htm Kriegstagebuch]</ref> -->
Als am 13. Mai um 16:00 Uhr nach einem Luftwaffenbombardement bisher unbekannten Ausmaßes die Panzergruppe Kleist die Maas überwinden sollte, lagen zahlreiche Verbände noch in den Ardennen fest. Beim Panzerkorps Guderian hatten noch nicht einmal zwei Divisionen die Ausgangsstellungen erreicht, während vom Panzerkorps Reinhardt erst ein verstärktes Infanteriebataillon an der Maas stand.


=== Überschreiten der Maas ===
Das Hauptangriffsziel am 13. Mai 1940 bildete die Höhe 301, genannt ''La Boulette''. Eine nahezu 400 Kilometer lange Umfassungsbewegung erstreckte sich sichelförmig von der luxemburgischen Grenze bis zur Kanalküste. War es 1870 gelungen, in Sedan eine französische Armee von 120.000 Mann einzukesseln, so gerieten 1940 fast 1,5 Millionen alliierte Soldaten in die Falle des Sichelschnittplans.
==== Deutscher Angriff ====
[[Datei:Bundesarchiv Bild 146-1978-062-24, Floing, Pontonbrücke über die Maas.jpg|mini|Einheiten der 1. Panzer-Division überqueren auf einer Pontonbrücke die Maas.]]


Der Angriff über die Maas ([[Schlacht von Sedan 1940]]) wurde von General [[Ewald von Kleist (Generalfeldmarschall)|Kleist]] auf den 13. Mai festgelegt. Er wurde mit schweren Bombenangriffen der Luftwaffe eingeleitet. Allein in den letzten 90 Minuten vor dem Beginn der Bodenoffensive (16:00&nbsp;Uhr) kamen 750 Horizontalbomber und Stukas zum Einsatz. Nach der Verlegung der Lufteinsätze in die Tiefe gelang es der Infanterie und den Sturmpionieren der [[1. Panzer-Division (Wehrmacht)|1. Panzer-Division]] rasch, Brückenköpfe über die Maas zu errichten und diese bis zum Einbruch der Dämmerung bis auf die beherrschenden Höhen von Marfée (zwei Kilometer südlich des Flusses) auszudehnen. Die Sturmpioniere der [[10. Panzer-Division (Wehrmacht)|10.&nbsp;Panzer-Division]] benötigten hingegen mehrere Ansätze, um am Südufer Fuß zu fassen; der [[2. Panzer-Division (Wehrmacht)|2. Panzer-Division]] gelang dies erst im Laufe der Nacht. In den Morgenstunden des 14. Mai rollten die ersten Panzer über die bei Sedan errichtete [[Pontonbrücke]]. Auf ihr überquerten an diesem Tag 60.000 Mann sowie 22.000 Fahrzeuge (davon 850 Panzer) die [[Maas]]. Neben dem Korps Guderian überschritt an diesem Tag auch das Panzerkorps [[Georg-Hans Reinhardt|Reinhardt]] die Maas, und zwar bei [[Monthermé]]. Dem Panzerkorps [[Hermann Hoth|Hoth]] war der Übergang 30&nbsp;km weiter nördlich bereits am 12. Mai gelungen. Am 13. Mai konnte dieser Brückenkopf durch die [[7. Panzer-Division (Wehrmacht)|7. Panzer-Division]] ([[Erwin Rommel|Rommel]]) beträchtlich ausgeweitet werden.
=== Panik bei Bulson ===
Am 13. Mai ereignete sich bei [[Sedan]] ein Drama, das als die Panik bei [[Bulson]] bekannt wurde. Als die deutschen Truppen nach Überwinden der [[Maas]] weiter nach Süden angriffen, wunderten sie sich über den immer schwächer werdenden Widerstand. Auf französischer Seite hatte sich folgendes abgespielt: Die Meldung eines Artilleriebeobachters wurde falsch weitergegeben. Plötzlich entstand das Gerücht, deutsche Panzer stünden bereits weit hinter der Front bei Bulson. Dieses Gerücht breitete sich rasch aus, und schließlich hatte sich die 55. Infanteriedivision in einer Woge von Flüchtenden aufgelöst.


==== Reaktionen der Verteidiger ====
Als später eine französische Kommission die Ursache jener Panik untersuchte, behaupteten einzelne Soldaten, sie hätten mit eigenen Augen angreifende Panzer gesehen. Nach den deutschen Kriegstagebüchern aber rollten erst 12 Stunden später die Panzer über die Maasbrücke. Jene Massensuggestion wurde deshalb als ''un phénomène d’hallucination collective'' bezeichnet. Insofern ereignete sich bei Sedan einer der kuriosesten Panzersiege in der Geschichte. Es kam zwar immer wieder vor, dass Panzer den Gegner in die Flucht jagten, ohne einen Schuss abzufeuern – allein durch ihr Erscheinen. Hier jedoch schlugen sie den Gegner in die Flucht, ohne überhaupt in Erscheinung getreten zu sein. Vermutlich lösten nicht die Panzer, sondern die Flugzeuge, vor allem die Stukas, diese Massenpanik aus. Sedan erlebte den bis dahin massivsten taktischen Luftangriff der Geschichte.
Da sich die Überzeugung, dass die Ardennen für Panzer unpassierbar seien („Les Ardennes sont impérmeables aux chars!"), bei der französischen Armee zum Dogma entwickelt hatte,<ref>Liddell Hart: ''Jetzt dürfen sie reden.'' S. 189 f.</ref> hatte der Oberbefehlshaber der territorial zuständigen [[2e armée (Frankreich)|2. Armee]] (General [[Charles Huntziger|Huntziger]]) damit gerechnet, dass die Wehrmacht erst drei Wochen nach dem Angriffsbeginn einen ernsthaften Versuch unternehmen könnte, die Maas zu überschreiten. Man maß diesem Frontabschnitt daher eine eher geringe Bedeutung bei und setzte mit der 55. Infanteriedivision (General Henri Jean Lafontaine, 1882–1966) nur eine Division der Kategorie&nbsp;B (Reservisten über 30 Jahre) ein. Auch der unerwartet rasche Vorstoß der Deutschen durch die Ardennen beunruhigte die französische Führung zunächst nicht. Selbst das Luftbombardement konnte die Zuversicht nicht erschüttern, da die starken Befestigungsanlagen dem Bombardement standhielten. Größere Ausfälle gab es lediglich bei der ungeschützten Feldartillerie. Aus diesem Bereich gab es dann jedoch einen falschen Panzeralarm, der zu einer Fluchtbewegung bei Teilen der 55. Infanteriedivision führte. Sie löste die Rückverlegung der Kommandanten der 55. und 71. Infanteriedivision mit der daraus resultierenden Unterbrechung der Verbindungen nach vorne aus, was endgültig zur „Panik von Bulson" führte, von der nicht nur die Masse der 19., sondern auch Teile der benachbarten 71. Infanterie-Division erfasst wurden und die in der Nacht zum 14. Mai die alliierte Maasverteidigung bei Sedan zusammenbrechen ließ.


Noch vor dem Ausbruch dieser Panik hatte man General Lafontaine die Korpsreserve (zwei Infanterieregimenter, zwei Panzerbataillone) mit dem Auftrag unterstellt, unverzüglich den deutschen Brückenkopf zu beseitigen. Lafontaine trat aber nicht unverzüglich, sondern erst 15 Stunden später zum Angriff an, wobei er noch vor den Höhen von Marfée auf deutsche Panzer traf. Das Gefecht wurde nach schweren Verlusten auf beiden Seiten durch deutsche [[8,8-cm-Flugabwehrkanone|8,8-cm-Kanonen]] entschieden.
Guderian hatte zusammen mit dem Luftwaffengeneral Loerzer ein neuartiges Verfahren ausgearbeitet, das auf die psychologische Zermürbung des Gegners zielte, den sogenannten ''rollenden Einsatz''. Hierbei war nicht wie sonst üblich ein kurzes, konzentriertes Bombardement geplant, vielmehr sollte dieser Angriff gegen die Psyche des Gegners zehn Stunden lang ununterbrochen anhalten.


Am Nachmittag des 14. Mai sollte das verstärkte XXI.&nbsp;Armeekorps (Flavigny) den operativen Gegenschlag führen. Die Chancen der sechs überwiegend mobilen Divisionen, darunter die 3.&nbsp;Panzerdivision, den deutschen Brückenkopf einzudrücken, standen eigentlich ausgezeichnet. Da Guderian mit der Masse seines Korps bereits weitergestoßen war, standen den mehr als 300 Panzern Flavignys zum befohlenen Angriffszeitpunkt lediglich 30 [[Panzerkampfwagen IV|Panzer IV]] der [[10. Panzer-Division (Wehrmacht)|10. Panzer-Division]] und schwache Infanteriekräfte gegenüber. General Jean Flavigny zeigte sich von den Lageschilderungen der geschlagenen Korpsreserve aber so beeindruckt, dass er seine Kräfte auf 20&nbsp;km Breite auseinanderzog und zur Verteidigung übergehen ließ. Seine Rechtfertigung: „Ich wollte um jeden Preis eine Katastrophe vermeiden!"<ref>Pierre Le Goyet: ''Contre-attaques manquées.'' In: ''Revue Historique des armées.'' 4/1962, S. 111.</ref> Nachdem er dies gemeldet und in der Nacht zum 15. Mai nochmals den Befehl erhalten hatte, dennoch sofort anzugreifen, war er den ganzen 15. Mai vergeblich bemüht, seine verstreuten Kräfte wieder zu sammeln. Der Angriff fand nicht statt; Flavignys Divisionen verzettelten sich in Einzelaktionen, in deren Mittelpunkt immer wieder das exponiert gelegene Dorf [[Stonne]] stand, das vom 15. bis 17. Mai siebzehnmal den Besitzer wechselte.
Guderian schreibt in seinen Memoiren als er am 14. Mai nach den Durchbruch die feindlichen Stellungen besichtigte: ''„Das Gelingen unseres Durchbruchs kam mir fast wie ein Wunder vor."''


==== Politische Reaktionen der Alliierten ====
===Gespensterdivision===
Nachdem Churchill am Morgen des 15. Mai einen Anruf des französischen Ministerpräsidenten Reynaud erhalten hatte, dass „die Schlacht verloren" sei, flog er am Folgetag nach [[Paris]] und traf dort mit Reynaud, Kriegsminister Daladier und Oberbefehlshaber Gamelin zusammen. Nach dem Lagevortrag Gamelins, der die Aussage Reynauds bestätigte, stellte Churchill die Frage nach den operativen Reserven. Sie wurde von Gamelin mit „Aucune" („Keine!") beantwortet. Churchill konnte das kaum glauben und dachte zunächst, der General habe ihn missverstanden. Er stellte die Frage noch einmal auf Französisch.<ref name="church">Winston Churchill: ''Der Zweite Weltkrieg.'' 3. Auflage, Frankfurt am Main 2003, ISBN 3-596-16113-4.</ref> In Paris wurde zur gleichen Zeit die Räumung vorbereitet, Beamte des Außenministeriums verbrannten Akten im Hof des Quai d’Orsay.<ref>{{Literatur |Autor=Winston Churchill |Titel=Der Zweite Weltkrieg |Auflage=3. |Verlag=Fischer Taschenbuch |Ort=Frankfurt am Main |Datum=2004 |ISBN=3-596-16113-4 |Seiten=288}}</ref>
Am [[16. Mai]] 1940 unternahm [[Dienstgrade in der Wehrmacht#Generale|Generalmajor]] [[Erwin Rommel]], der Kommandeur der [[7. Panzerdivision (Gespensterdivision)|7. Panzerdivision]], einen Vorstoß, der seiner Division den französischen Beiname ''La division fantome'' (''Gespensterdivision'') einbrachte. Am Abend des 16. Mai 1940 hatte seine Division die belgisch-französische Grenze bei [[Avesnes]] erreicht. Er setzte ohne Vorbereitung seine Panzer zu einem Frontalangriff aus der Bewegung heraus an – und das bei Nacht. Die Verteidiger waren derart überrascht, dass schon im ersten Ansturm der Durchbruch gelang. Anschließend rückte Rommel ohne Rücksicht auf offene Flanken 40 Kilometer tief in das Hinterland vor. Seine Panzer überrollten die ohnehin schon dezimierten Reste eines französischen Armeekorps, das sich weitgehend in Auflösung befand.


=== Vorstoß zur Kanalküste ===
Die 7. Panzerdivision machte am [[17. Mai]] 1940 rund 10.000 Gefangene, die eigenen Verluste betrugen 36 Mann. Doch im Morgengrauen war deutlich geworden, welch ein Risiko Rommel eingegangen war. Er erkannte, dass ihm bei seinem ungestümen Angriff nur die Vorausabteilung gefolgt war. Diese bestand aus einem Panzer-Regiment, verstärkt durch Kradschützen und die Aufklärungsabteilung. Die Masse der Division stand immer noch auf belgischem Gebiet und war zur Nachtruhe übergegangen. Der Funkkontakt war abgerissen, und niemand wusste, wo sich die 7. Panzerdivision befand. So sollte die 7. Panzerdivision nicht nur für den französischen, sondern auch für den deutschen Generalstab zur Gespensterdivision werden: In jener Nacht war Rommel mit seinen Panzern spurlos verschwunden.
==== Deutsche Maßnahmen ====
Das Oberkommando des Heeres geriet in helle Aufregung. Doch es war unvorstellbar, einen derart erfolgreichen General vor das Kriegsgericht zu stellen. Rommel erhielt stattdessen das Ritterkreuz.
[[Datei:16May-21May1940-Fall Gelb de.svg|mini|16. Mai bis 21. Mai: Vorstoß zur Kanalküste]]
Der Erfolg dieser Panzerattacke bei Avesnes basierte nicht ausschließlich auf materieller Gewalt, sondern vor allem auf dem psychologischen Verwirrungsprinzip. Die raschen Erfolge der Panzerdivisionen wurden einem Großteil der deutschen Führung zunehmend unheimlich, sie beflügelten sie nicht, sondern lähmten sie beinahe. Hitler geriet angeblich in Panik. General Halder notierte am 17. Mai 1940 in seinem Tagebuch: ''"Ein recht unerfreulicher Tag. Der Führer ist ungeheuer nervös. Er hat Angst vor dem eigenen Erfolg. Er tobt und brüllt, man sei auf dem Wege, die ganze Operation zu verderben."''
[[Datei:Bundesarchiv Bild 146-1981-060-03, Frankreich, Infanterie auf dem Marsch.jpg|mini|Deutsche Soldaten in Frankreich auf dem Vormarsch im Sommer 1940]]


Die Detailplanung des ''Falles Gelb'' endete mit der Einnahme von Sedan. Zumindest am 14. Mai waren ausnahmsweise alle vorgesetzten Kommandeure des Generals Kleist der Meinung, eine Konsolidierung des Brückenkopfes habe absolute Priorität. Diese Konsolidierung sollte gemäß Heeresgruppe A die [[12. Armee (Wehrmacht)|12. Armee]] (Generaloberst [[Wilhelm List|List]]) sicherstellen, dem auch die [[1. Panzerarmee (Wehrmacht)|Panzergruppe Kleist]] unterstellt wurde. Kleist wehrte sich sowohl gegen die Unterstellung als auch gegen die Verwässerung des Sichelschnittplanes, der einen raschen, kompromisslosen Stoß zur Küste vorsah. Nun konnten nurmehr vollendete Tatsachen die Selbständigkeit der Panzergruppe wiederherstellen. Die Panzerkorps kamen diesen Intentionen Kleists auch entgegen. Sie stießen nicht nur mit genehmigter Aufklärung, sondern mit Masse weiter in Richtung Westen vor. So ließ Guderian zum Schutz des Brückenkopfes Sedan lediglich die 10.&nbsp;Panzer-Division und etwas Infanterie zurück und ging mit der 1.&nbsp;und 2.&nbsp;Panzer-Division auf [[Montcornet (Aisne)|Montcornet]] vor, wo er am 16. Mai auf das Panzerkorps Reinhard traf, das den Ort bereits am Vortag genommen hatte. Weiter nördlich rieb das Panzerkorps Hoth am 15. Mai die 1.&nbsp;französische Panzerdivision bei [[Flavion]] auf; in der Nacht zum 17. Mai stieß Rommel bis [[Le Cateau-Cambrésis|Le Cateau]] durch, was der um Konsolidierung ringenden 9.&nbsp;französischen Armee (Corap) den Todesstoß versetzte. In dieser Phase kam es auch zu einem Stimmungsumschwung in der obersten Führung. Während sich im Oberkommando des Heeres (OKH) plötzlich Siegeszuversicht breit machte und auf Tempo gedrückt wurde, wuchs Hitlers Furcht vor Flankenangriffen ebenso wie der Ärger über ungehorsame Panzerführer. Franz Halder (von September 1938 bis September 1942 Chef des Generalstabes des Heeres) notierte am 17. Mai 1940 in seinem Kriegstagebuch:
=== Die Vollendung von ''Fall Gelb'' ===
{{Zitat
[[Bild:75mm kanon by french soldier against german armour.jpg|thumb|Französische 75-Millimeter-Kanone bei Dünkirchen]]
|Text=Ein recht unerfreulicher Tag. Der Führer ist ungeheuer nervös. Er hat Angst vor dem eigenen Erfolg. Er tobt und brüllt, man sei auf dem Wege, die ganze Operation zu verderben.
|ref=<ref>Franz Halder: ''[[Franz Halder#Schriften|Kriegstagebuch.]]'' Band 1, Stuttgart 1962.</ref>}}


Diese Erregung führte am 17. Mai zur (kurzfristigen) Kommandoenthebung des zu schnellen Guderian und zum „[[Haltebefehl]] von Montcornet", der erst am 18. Mai um 18:00&nbsp;Uhr aufgehoben wurde. Zwei Tage später erreichte die [[6. Panzer-Division (Wehrmacht)|6. Panzer-Division]] ohne ernsthafte Gegenwehr bei [[Noyelles-sur-Mer|Noyelles]] die Kanalküste. Die [[7. Panzer-Division (Wehrmacht)|7. Panzer-Division]] hingegen wurde am 20. Mai bei [[Arras]] in einen heftigen, aber schlecht koordinierten Gegenangriff (auch [[Schlacht von Arras (1940)|Schlacht von Arras]] genannt) der BEF verwickelt, der&nbsp;– nicht ohne erhebliche Verluste&nbsp;– abgewehrt werden konnte. Am 24. Mai waren die deutschen Verbände bis auf 15 Kilometer an [[Dunkerque|Dünkirchen]] herangekommen. Teile hatten bereits das letzte natürliche Hindernis, den [[Aa (Pas-de-Calais)|Aa-Kanal]], überschritten. Zwischen ihnen und dem einzigen noch verbliebenen Kanalhafen der Alliierten befanden sich keine nennenswerten alliierten Verbände; diese standen mit ihrer Masse noch immer etwa 100 Kilometer landeinwärts im Gefecht mit der [[6. Armee (Wehrmacht)|6. Armee]] und der [[18. Armee (Wehrmacht)|18.&nbsp;Armee]]. Am frühen Nachmittag kam dann der zweite Haltebefehl, jener von Dünkirchen.
Das erste Ziel war nun erreicht: Die alliierten Truppen waren gespalten und dadurch entscheidend geschwächt. Ein von General [[Maxime Weygand]] entworfener [[Weygand-Plan|Plan]] für eine Offensive bei [[Arras]] durch gleichzeitiges Vorrücken von Norden und Süden führte zwar zu einer Eindrückung, nicht aber zur Isolation der schnell vorgerückten Panzerdivisionen. An der Somme standen bereits [[Infanteriedivision]]en, welche die Situation entscheidend zu Gunsten der Deutschen stabilisierten.
Im Norden wurde nun vom [[25. Mai|25.]] bis zum [[31. Mai]] der Kessel immer enger gezogen. Die Schlacht um Dünkirchen, die zwar mit der Eroberung des drittgrößten Seehafens Frankreichs endete, war maßgebend für den weiteren Verlauf des Krieges. Die Royal Navy schaffte es in der ''[[Operation Dynamo]]'' 338 226 britische und 110 000 französische Soldaten aus dem Kessel über den Kanal zu evakuieren. Zwar musste der größte Teil des Kriegsgeräts zurück gelassen werden, aber die erfahrenen Soldaten waren gerettet und wurden teilweise sofort wieder nach Frankreich verschifft.


==== Alliierte Maßnahmen ====
:''Siehe dazu den Hauptartikel: [[Schlacht um Dünkirchen]]''
Die Alliierten verfügten zum Beginn des deutschen Angriffs über hinreichende Reserven. Neben der [[7e armée (Frankreich)|7. Armee]] ([[Henri Giraud|Giraud]]) konnten das starke Kavalleriekorps Prioux und vier Panzerdivisionen für Gegenschläge kurzfristig verfügbar gemacht werden. Als man den Schwerpunkt im Norden erkannt zu haben glaubte, wurde zunächst das Kavalleriekorps und wenig später – trotz der Proteste von General [[Alphonse Georges|Georges]] – auch die 7.&nbsp;Armee nach Norden in Marsch gesetzt. Das Schicksal der übrigen Reserven:


* Die [[1re division blindée|1. Panzerdivision]] (General [[Marie Germain Christian Bruneau|Bruneau]]) wurde mit 167 modernen Panzern, darunter 65 [[Renault Char B1|Char B]], am Vormittag des 15. Mai bei [[Florennes|Flavion]] von Rommels [[7. Panzer-Division (Wehrmacht)|7. Panzer-Division]] beim Tanken überrascht und mit Masse vom Panzerregiment&nbsp;31 der [[5. Panzer-Division (Wehrmacht)|5. Panzer-Division]] zerschlagen, obwohl dieser Verband nur 30 Panzer der Typen&nbsp;[[Panzerkampfwagen III|III]] und&nbsp;[[Panzerkampfwagen IV|IV]] hatte.
Nach Auflösung des Kessels am [[4. Juni]] war die Operation ''Fall Gelb'' beendet.
* Die [[2e division blindée|2. Panzerdivision]] (Bruché) erhielt zwischen dem 11. und 15. Mai fünf verschiedene Einsatzbefehle. Da die Kettenfahrzeuge mittels Eisenbahn und die Trosse auf der Straße verlegt wurden, kam es zur Aufsplitterung und letztendlich zur Lähmung des Verbandes. Zitat aus dem Bericht der Parlamentarischen Untersuchungskommission:
{{Zitat
|Text=Am 16. Mai gibt es keine 2. Panzerdivision mehr, sondern nur verstreute Einheiten, deren Führer mit allen Mitteln bemüht sind, Ordnung zu halten, Abänderungsbefehlen nachzukommen, Luftangriffen und deutschen Panzerspitzen auszuweichen, während Kommandostellen aller Art sich um sie streiten und die Verwirrung vermehren.
|ref=<ref>Zitiert in Hoth: ''Schicksal der französischen Panzerwaffe.'' S. 376.</ref>}}
* Die 3. Panzerdivision ([[Georges Louis Marie Brocard|Brocard]]) versäumte bei Sedan das Zeitfenster für einen Gegenschlag und verzettelte sich anschließend in den [[Stonne#Die Schlacht um Stonne|Gefechten um Stonne]].
* Die 4. Panzerdivision (de Gaulle) bereitete der deutschen Führung die größten Sorgen. Sie griff am Morgen des 17. Mai von der [[Aisne]] her nach Richtung Norden an und überrollte deutsche Fahrzeugkolonnen. Erst am Ortsrand von Montcornet gelang es Panzerabwehrkanonen und [[8,8-cm-FlaK 18/36/37|8,8-cm-Geschützen]], sie zu stoppen. Nach Luftangriffen und einem Gegenangriff der 10.&nbsp;Panzer-Division musste sich die Division nach schweren Verlusten zurückziehen. Zwei Tage später kam sie nochmals bei [[Crécy-sur-Serre]] zum Einsatz. Dort wurde das Gefecht vor allem durch den Einsatz der [[Luftwaffe (Wehrmacht)|Luftwaffe]] entschieden. De Gaulle warf man später vor, keine [[Luftnahunterstützung|Luftunterstützung]] angefordert zu haben.


Nach der Zerschlagung der letzten namhaften mobilen Reserven befahl Oberbefehlshaber Gamelin am 19. Mai erstmals persönlich einen Angriff. Dieser sollte, gleichzeitig von Norden und Süden geführt, die deutschen Panzerspitzen abschneiden. Zur Umsetzung kam es nicht, weil Gamelin noch am gleichen Tag von General [[Maxime Weygand|Weygand]] abgelöst wurde, der den Befehl sofort widerrief. Nach zeitraubenden persönlichen Konsultationen in Belgien und Frankreich gab der neue Oberkommandierende am 22. Mai seinen „Weygand-Plan" bekannt. Dieser sah einen Zangenangriff der Heeresgruppe&nbsp;1 ([[Gaston Billotte|Billotte]]) von Norden und der (neu geschaffenen) Heeresgruppe&nbsp;3 (Besson) von Süden her vor.
== ''Fall Rot'' ==
Dazu Churchill:
[[Bild:13June-25June1940-Fall Rot.jpg|thumb|Verlauf des ''Fall Rot'']]


{{Zitat
Da der größte Teil der BEF und die besten Truppenverbände Frankreichs während des ''Fall Gelbs'' in Belgien standen und so eingekesselt waren, verfügte Frankreich nur noch über weniger gut ausgestattete Verbände. In Paris gab man die Hoffnung auf, das Land nun noch gegen Deutschland verteidigen zu können. Churchill stellte bei seinem Besuch am [[16. Mai]] in Paris Niedergeschlagenheit fest. Die Regierung hatte begonnen, ihre Archive zu vernichten und die Behörden bereiteten sich auf eine Evakuierung vor.
|Text=Man wird erkennen, dass Weygands neuer Plan sich nur durch seine energische Formulierung von dem widerrufenen Befehl Nummer 12 Gamelins unterschied.
|ref=<ref name="church" />}}


In der Zwischenzeit war es aufgrund einer britischen Initiative am 21. Mai bereits zu einem [[Schlacht von Arras (1940)|Gegenangriff bei Arras]] gekommen. Der rein britische Angriff fügte den deutschen Kräften (besonders Rommels 7.&nbsp;Panzer-Division) zwar Verluste zu, schlug aber wegen mangelhafter Koordinierung mit den Franzosen und den Unterstützungswaffen nicht durch. Der Zeitpunkt zur Umsetzung des eigentlichen Weygand-Planes wurde mehrmals verschoben und am 27. Mai endgültig [[ad acta]] gelegt.
Am [[5. Juni]] nahm die Wehrmacht ihre Offensive wieder auf. Zwischen dem 5. und dem [[10. Juni]] wurden die letzten Verbände zwischen der Front und der französischen Hauptstadt aufgerieben. Die ersten deutschen Verbände erreichten am [[9. Juni]] westlich von [[Paris]] die [[Seine]]. Die französische Regierung floh nach [[Bordeaux]] und erklärte die Stadt am 10. Juni zur ''Offenen Stadt''.


=== Haltebefehl von Dünkirchen ===
Am 11. Juni reiste Churchill erneut nach Frankreich, um sich in [[Briare]] mit dem französischen Kriegsrat zu treffen. Dieser
{{Hauptartikel|Schlacht von Dünkirchen}}
forderte mehr Flugzeuge von Churchill, um der Luftwaffe entgegenwirken zu können. Churchill musste dies jedoch ablehenen, da die Flugzeuge für die Verteidigung Großbritanniens benötigt wurden. Churchill hoffte durch intensive diplomatische Bemühungen um einen Beistand durch die [[USA]] Frankreich zur Fortsetzung des Krieges ermutigen zu können. Die von Präsident [[Franklin D. Roosevelt]] inoffiziell getätigten Zusagen von Hilfslieferungen an Frankreich konnten die Auflösung der französischen Streitkräfte jedoch nicht aufhalten.
[[Datei:21May-4June1940-Fall Gelb de.svg|mini|21. Mai bis 4. Juni: Einkesselung der alliierten Nordgruppe bei Dünkirchen]]
[[Datei:Lockheed Hudson - Dunkerque 091.jpg|mini|[[Lockheed Hudson|Lockheed-''Hudson'']]-Aufklärer der RAF im Anflug auf den durch Luftangriffe der deutschen Luftwaffe schwer getroffenen Hafen von Dünkirchen]]
[[Datei:Bundesarchiv, Bild 101I-126-0339-19A, Veules-les-Roses, Kolonne alliierter Kriegsgefangener.jpg|mini|hochkant|Im Juni 1940 in [[Veules-les-Roses]] gefangen genommene britische Soldaten]]


Nach dem Scheitern der Gegenangriffe auf Sedan kam es zum Sinneswandel im OKH. Generaloberst Brauchitsch und sein Generalstabschef Halder waren nun bereit, alle Risiken des Sichelschnittplanes in Kauf zu nehmen, und plädierten für einen raschen, ungebremsten Vorstoß zum Kanal und die unverzügliche Einschließung und Vernichtung der alliierten Kräfte nördlich der Somme. Hitler und Generaloberst [[Gerd von Rundstedt]] wollten das Risiko des ungebremsten Vorgehens nicht auf sich nehmen. Am 23. Mai wurden sie durch eine von der Panzergruppe Kleist abgegebene Meldung bestärkt, man sei „nach bis zu 50 % Verlusten an Panzern gegenüber ‚starkem‘ Feind nicht stark genug für den Angriff nach Osten."
Östlich von Paris wurde am [[12. Juni]] bei [[Châlons-en-Champagne|Châlons-sur-Marne]] der Widerstand gebrochen. 65 französische Divisionen konnten u. a. wegen der Nachschublage die Weygand-Linie an Somme und [[Aisne (Fluss)|Aisne]] nicht lange halten. Paris fiel am [[14. Juni]] in deutsche Hand. Am 15. Juni setzte der französische General und seit neun Tagen [[Staatssekretär]] des Kriegsstaates [[Charles de Gaulle]] nach Großbritannien über. Am [[16. Juni]] erklärte der französische Premier Reynaud seinen Rücktritt.


Diese Meldung, die man als verärgerte Reaktion auf die Zuordnung mehrerer Nebenaufträge deuten kann, nahm die Heeresgruppe als willkommenen Anlass für den „Aufschließbefehl", der den Panzerverbänden am 23. Mai die Unterbrechung des Angriffs für die Dauer von 24 Stunden verordnete. Über Rundstedts Verzögerungstaktik verärgert, griff nun Brauchitsch erstmals persönlich ein und entzog der in der Zwischenzeit auf 71 Divisionen angewachsenen Heeresgruppe A das Kommando über die 4.&nbsp;Armee (von Kluge), der alle Panzerdivisionen der Heeresgruppe unterstellt waren, und übertrug es der Heeresgruppe&nbsp;B (21 Divisionen). Die Heeresgruppe&nbsp;B war nun allein für die rasche Einschließung und Vernichtung der im belgisch-französischen Grenzbereich befindlichen alliierten Kräfte zuständig, während der Aufbau einer Front in Richtung Süden ausschließlich Aufgabe der Heeresgruppe&nbsp;A sein sollte.
Daraufhin beauftragte der französische Staatspräsident [[Albert Lebrun]] am 16. Juni den General [[Henri Philippe Pétain]] mit der Bildung einer neuen Regierung.


Diese operativ durchaus sinnvolle Maßnahme hatte man Hitler nicht mitgeteilt, da er zur Front unterwegs war. Er erfuhr von diesem Befehl erst am Folgetag, dem 24. Mai, und zwar von Rundstedt, einem ausgesprochenen Gegner dieser Maßnahme. Schwer verärgert über die „Eigenmächtigkeit" des OKH hob Hitler den Unterstellungsbefehl auf und traf zusätzlich eine in der Kriegsgeschichte nahezu einmalige Entscheidung:<ref>[[Sven Felix Kellerhoff]]: [https://www.welt.de/geschichte/zweiter-weltkrieg/article116290059/Duenkirchen-Warum-Hitler-seinen-Sieg-verschenkte.html ''Dünkirchen – warum Hitler seinen Sieg verschenkte'']. Interview mit [[Karl-Heinz Frieser]] auf [[Welt Online]] vom 17. Mai 2013, abgerufen am 2. Januar 2016.</ref> Nicht das Oberkommando des Heeres, sondern die Heeresgruppe&nbsp;A möge entscheiden, wann der Angriff auf Dünkirchen fortgesetzt würde. Es war also nicht Hitler, sondern Rundstedt, der am 24. Mai um 12:45&nbsp;Uhr den berühmt gewordenen [[Haltebefehl]] gab, und es war auch Rundstedt, der diesen Haltebefehl zwei Tage und acht Stunden später wieder aufhob. Während dieser Zeit scheiterten alle Versuche, Hitler bzw. Rundstedt zur Weiterführung des Angriffs zu bewegen. Briten und Franzosen errichteten in diesen Tagen unter Einsatz mehrerer Divisionen einen Verteidigungsring um die Hafenstadt. Er sollte die „[[Operation Dynamo]]", die Evakuierung der bei Dünkirchen eingeschlossenen Truppen, sicherstellen. Obwohl diese Operation praktisch erst am 28. Mai anlief, konnten bis 4.&nbsp;Juni insgesamt etwa 338.000 Soldaten nach Großbritannien übergesetzt werden, davon 193.000 Briten.<ref>Zahlen nach [[Antony Beevor]]: ''Der Zweite Weltkrieg.'' München 2014, S.&nbsp;138.</ref> Zusammen mit den aus anderen Häfen evakuierten Soldaten stieg diese Zahl auf rund 370.000 Mann, davon etwa 250.000 britische Soldaten. Die besondere Bedeutung der Rettung der BEF lag in der Tatsache, dass es sich bei den geretteten Soldaten ausschließlich um [[Berufssoldat]]en handelte, ohne die der rasche Aufbau eines schlagkräftigen Heeres auf Basis der allgemeinen Wehrpflicht nur schwer vorstellbar gewesen wäre.
Ein dramatischer Versuch, seitens des britischen Kabinetts die ''politische Einheit'' Frankreichs und Englands zu deklarieren, scheiterte an der fortgeschrittenen Desolation innerhalb der französischen Führung. Petain gab am 17. Juni vielmehr den Befehl an die französischen Truppen, Ihre Waffen niederzulegen.


Warum der Haltebefehl erteilt wurde, der den Briten erlaubte, ihre eingeschlossenen Truppen zu evakuieren, ist nicht sicher geklärt.<ref>[[Christian Hartmann (Historiker)|Christian Hartmann]]: ''Halder. Generalstabschef Hitlers 1938–1942.'' Schöningh, Paderborn 1991, S. 196.</ref> Verschiedene Erklärungen werden von Historikern diskutiert: Hans Umbreit wies 1979 Rundstedts Behauptung aus der Zeit nach dem Krieg, es sei um eine Schonung der Briten gegangen, um sie zu einem Friedensschluss zu bewegen, als nachträgliche Schutzbehauptung zurück. Er hält es dagegen für möglich, dass Hitler diesem Ziel eher durch den Luftkrieg näherzukommen hoffte und somit auch mit Blick auf die Zukunft glaubte, die deutschen Panzerverbände schonen zu können.<ref>Hans Umbreit: ''Der Kampf um die Vormachtstellung in Westeuropa.'' In: ''[[Das Deutsche Reich und der Zweite Weltkrieg]]'', Band 2: ''Die Errichtung der Hegemonie auf dem europäischen Kontinent''. Deutsche Verlags-Anstalt, Stuttgart 1979, S. 296 f.</ref> [[Karl-Heinz Frieser]] führt den Befehl dagegen darauf zurück, dass Hitler vor Rundstedt und dem Oberkommando des Heeres demonstrieren wollte, dass er als Oberkommandierender der Wehrmacht alle wichtigen Entscheidungen getroffen habe und treffe; nicht zuletzt in Hinblick auf die Zuordnung von Verdiensten nach dem absehbaren Sieg über Frankreich.<ref name="Frieser" /> Das hält auch [[Richard J. Evans]] für möglich, der zudem noch Görings Optimismus bezüglich der [[Luftwaffe (Wehrmacht)|Luftwaffe]] und Rundstedts Vorhaben erwähnt, seinen Soldaten eine Ruhepause zu gönnen.<ref>Richard J. Evans: ''Das Dritte Reich,'' Band III: ''Krieg''. Deutsche Verlags-Anstalt, München 2009, S. 169 f.</ref>
Dennoch verlas am 18. Juni de Gaulle in Absprache mit Churchill eine Erklärung im britischen [[BBC]]-Radio, die die Franzosen zur Fortsetzung des Kampfes gegen Hitler-Deutschland forderte. Die Rede wurde mehrfach ausgestrahlt und die Zeitungen im noch unbesetzten Teil Frankreichs druckten diese ebenfalls ab. Die Resonanz auf die Rede war enorm und machte sie zur bekanntesten französischen Rede (in Frankreich als ''appel du 18 juin'' bezeichnet).


Zweifellos wurde Hitler in seiner Haltung durch Göring bestärkt, der ihm am 23. Mai versicherte, dass er (Göring) mit „seiner" Luftwaffe den Alliierten in Dünkirchen allein den „Gnadenstoß" versetzen könne. Dieses Versprechen konnte er nicht einlösen. Da auch noch Schlechtwetterperioden den Einsatz der Luftwaffe hemmten, blieb Görings Gesamtbilanz weit von seinem hochgesteckten Ziel entfernt. Die Briten schossen im Luftraum über Dünkirchen 132 deutsche Flugzeuge ab<ref>David Divine: ''The Nine Days of Dunkirk.'' White Lion Publrs., 1976, ISBN 0-7274-0195-5, S. 265.</ref> und verloren selbst 177 Flugzeuge.<ref>Richard Collier: ''Dünkirchen.'' Heyne Verlag, 1982, ISBN 3-453-01164-3, S. 331.</ref>
Bis zum [[19. Juni]] fiel [[Brest]] in die Hand deutscher Truppen, wodurch Frankreich die Verbindung zum Ärmelkanal, und damit den kürzesten Weg nach Großbritannien, verlor.
In der [[Operation Cycle]] und der [[Operation Ariel]] evakuierte die Royal Navy weitere Truppen der BEF sowie französische und polnische Verbände. Die Operationen dauerte bis zum [[24. Juni]]. Es wurden über 160.000 Soldaten nach England übergesetzt.


Am 28. Mai um 4 Uhr morgens stellten die [[Belgische Streitkräfte|belgischen Streitkräfte]] das Feuer ein (mit Ausnahme einiger isolierter Abschnitte, die bis zum 29. Mai kämpften). Der belgische Ministerpräsident [[Hubert Pierlot|Pierlot]] hielt von Paris aus am 28. Mai eine Rundfunkrede an die Belgier. Er erklärte, die Belgier seien durch [[Geschichte Belgiens#Zweiter Weltkrieg|die Kapitulation]] von [[Leopold III. (Belgien)|König Leopold]] (Oberbefehlshaber der belgischen Armee) überrumpelt worden; dieser habe gegen die Anweisungen der Regierung gehandelt. Deshalb habe er keine Regierungsgewalt mehr; das belgische Kabinett übernehme alle seine Amtsbefugnisse.
Am [[22. Juni]] wurde schließlich in [[Waffenstillstand von Compiègne|Compiègne der Waffenstillstand]] geschlossen, der am [[25. Juni]] um 1:35 Uhr in Kraft trat.


Der Wegfall der Belgier öffnete eine etwa 32&nbsp;km breite Bresche auf der linken Flanke des englisch-französischen Kessels um Dünkirchen. Englischen Einheiten (Panzerspähwagen der 12. Lancers und durch als Infanteristen eingesetzte Artilleristen und Nachschubspersonal) gelang es nach heftigen Kämpfen mit der deutschen [[256. Infanterie-Division (Wehrmacht)|256. Infanterie-Division]], diese Lücke bei [[Nieuwpoort]] abzuriegeln. Die französische [[1ere Armée (Frankreich)|1. Armee]] (sechs Divisionen) wurde im [[Kessel von Lille]] (28. Mai bis 31. Mai 1940) von sieben deutschen Divisionen eingeschlossen.
== Folgen ==
[[Bild:Waffenstillstand von compiegne.jpg|thumb|Hitler verlässt den Wagen in dem der Waffenstillstand unterschrieben wurde]]
[[Bild:Deutschesoldatenvordemarcdetriomphe1940.jpg|thumb|Deutsche [[Wehrmacht|Wehrmachtssoldaten]] vor dem [[Arc de Triomphe]] im von den Deutschen besetzten [[Paris]], 1940]]
An der Westfront begann nun die [[Luftschlacht um England]]. Deutschland und Italien rückten in den militärischen Fragen enger zusammen, was in der Entsendung des deutschen [[Afrikakorps]] zur Unterstützung der italienischen Offensive in [[Libyen]] und dem [[Balkankrieg (1940-1941)|Balkanfeldzug]] sich aufzeigte.


== Fall Rot ==
{| {{prettytable}}
[[Datei:1940FaguoLiuYue.png|mini|hochkant=1.4|Verlauf von ''Fall Rot'']]
|''' Opfer während des Westfeldzuges 1940 '''&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;
=== Deutscher Angriff ===
|| Frankreich &nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;|| Deutschland||Holland&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;||Belgien und Luxemburg||Großbritannien
Der „Fall Rot" war die zweite Großoperation des Westfeldzuges, bei dem zum einen der alliierte Südflügel entlang der [[Maginotlinie]] von [[Sedan]] bis zur [[Schweiz]] eingeschlossen werden sollte. Zum anderen war geplant, dass gleichzeitig starke Kräfte nach Frankreich hineinstoßen sollten. Dabei hatte die französische Armee nach der Schlacht von Dünkirchen praktisch keine Chance mehr, noch eine Wende herbeizuführen, denn das Kräfteverhältnis hatte sich gegenüber dem Beginn des Feldzuges umgekehrt.<ref>Karl-Heinz Frieser: ''Blitzkrieg-Legende. Der Westfeldzug 1940.'' Oldenbourg, München 2005, S. 395.</ref> Den Angriff sollte die [[Heeresgruppe B]] zwischen [[Reims]] und der Kanalküste von Belgien aus bis nach Paris durchführen. Die Heeresgruppe A stellte sich zwischen Reims und Sedan zum Angriff bereit. Sie hatte den Auftrag, mit der [[Panzergruppe Guderian]] voraus entlang der [[Marne (Fluss)|Marne]] in Richtung der Schweizer Grenze vorzugehen. Die Heeresgruppe C wartete rechts des Rheins.
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| Zivilbevölkerung||350.000 (ges. Krieg)|| Opfer durch Luftangriffe||198.000 (ges. Krieg)||k.A.
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| Militär ||90.000 ||44.000||6.350||9.300||11.000
|}


Die Alliierten konnten nur die neue [[Armee#Heeresgruppe 3 (GA3)|Heeresgruppe 3]] (bestehend aus [[6e armée (Frankreich)|6.]], [[7e armée (Frankreich)|7.]], und [[10e armée (Frankreich)|10.]]&nbsp;Armee) entgegensetzen, die kaum mehr über gepanzerte Kräfte verfügte. Die Masse der noch verfügbaren 66 alliierten Divisionen blieb weiterhin in der [[Maginot-Linie]] gebunden. Die Wehrmacht konnte dagegen 104 Divisionen aufbieten; weitere 19 Großverbände standen als Reserve zur Verfügung.
1,4 Millionen französische Soldaten gingen in Kriegsgefangenschaft, davon starben 40.000 als Kriegsgefangene nach dem Westfeldzug.
Von den 350.000 zivilen Opfern erlagen 60.000 deutschen Luftangriffen. 90.000 wurden im Zusammenhang mit politischem Terror ermordet. 40.000 starben als Zwangsarbeiter.
Während der deutschen Besatzungszeit kamen 20.000 Mitglieder der französischen Widerstandsbewegung Résistance um.
Mehrere hunderttausend Menschen unterschiedlicher Herkunft, darunter 160.000 Franzosen, wurden aus den besetzten Gebieten deportiert und in Vernichtungslagern ermordet.


[[Datei:Bundesarchiv Bild 183-L05487, Paris, Avenue Foch, Siegesparade.jpg|mini|links|Deutsche Parade auf der [[Avenue Foch]] vor dem [[Triumphbogen (Paris)|Arc de Triomphe]] in Paris am 14. Juni 1940]]
Im Mai und Juni durchschlug die Heeresgruppe B in den drei aufeinander folgenden Schlachten [[Schlacht von Montcornet|um Montcornet]], [[Schlacht an der Ailette|an der Ailette]] sowie [[Schlacht an der Aisne (1940)|an der Aisne]] die französische Verteidigung genannt „[[Weygand-Linie]]" an [[Somme]] und [[Aisne]]. Sie blieb zunächst aber unter hohen Verlusten stecken, da die Franzosen erbitterten Widerstand leisteten. Statt ihrer bisherigen „linearen" Gefechtsführung organisierten sie nun eine gestaffelte Verteidigung in der Tiefe, auf die sich die Deutschen erst einstellen mussten. Nach dem Durchbruch stießen die deutschen Truppen jedoch schnell in das Innere Frankreichs vor. Am 14. Juni marschierten Verbände der [[18. Armee (Wehrmacht)|18. Armee]] in Paris ein, das zur [[Offene Stadt|offenen Stadt]] erklärt worden war. Rommels [[7. Panzer-Division (Wehrmacht)|7. Panzer-Division]] stieß an einem Tag, dem 17. Juni, allein 240 Kilometer vor.<ref>Frieser: ''Blitzkrieg-Legende.'' S. 397.</ref>


Die Heeresgruppe A eröffnete ihre Offensive nach einer Umgruppierung am 9. Juni. Guderian erreichte mit seinen Verbänden schneller als erwartet am 17. Juni die Schweizer Grenze. Die [[7. Armee (Wehrmacht)|7. Armee]] der [[Heeresgruppe C]], die bei [[Breisach am Rhein|Breisach]] den [[Rhein]] überschritten und die Maginotlinie durchstoßen hatte, vereinigte sich am 19. Juni bei [[Belfort]] mit Teilen der [[Panzergruppe Guderian]]. Damit waren drei französische Armeen mit etwa 500.000 Soldaten in der „Falle von Lothringen" zwischen [[Nancy]] und Belfort eingeschlossen.<ref>Frieser: ''Blitzkrieg-Legende.'' S. 397&nbsp;f.</ref>
Am 16. Mai begann in den Gebieten östlich des Rheins die organisierte Verschleppung der dort erfassten [[Sinti]] und [[Roma]], die Begründung lautete "Spionageabwehr". Die dabei erprobte Methodik wurde in Folge für Deportationen von Juden und verfolgten Minderheiten in Deutschland angewendet.


=== (削除) Bedingungen (削除ここまで) (削除) des (削除ここまで) (削除) Waffenstillstandes (削除ここまで) ===
=== (追記) Italiens (追記ここまで) (追記) Einmarsch (追記ここまで) (追記) in Südfrankreich (追記ここまで) ===
{{Hauptartikel|Schlacht in den Westalpen}}
[[Bild:France zonelibre.png|thumb|Frankreich nach dem Waffenstillstand]]
[[Datei:Battle of Menton (1940).svg|mini|links|Italienischer Angriff auf Mentone]]
Die Bedingungen des Waffenstillstandes waren ausgesprochen hart und der Waffenstillstand kam einer Kapitulation der Franzosen gleich. Hitler legte es darauf aus, die Franzosen zu demütigen, um sich für den [[Vertrag_von_Versailles|Versailler Vertrag]] zu rächen:
Mussolini verkündete am 10. Juni 1940 in Rom, dass Italien [[Italiens Kriegserklärung an Frankreich und Großbritannien|Frankreich und Großbritannien zum 11. Juni den Krieg erklärt hatte]].<br />Am 21. Juni erteilte [[Mussolini]] der [[Italienische Armee|italienischen Armee]] den Befehl zum Angriff auf Südfrankreich, woraufhin die Offensive in den [[Alpen]] begann, um die eigene Verhandlungsposition zu stärken. Sie erzielte gegen erbitterten französischen Widerstand nur minimale Geländegewinne.<ref>Frieser: ''Blitzkrieg-Legende.'' S. 398.</ref> Aus Gründen der Achsenpolitik veranlasste die deutsche Führung schließlich, dass ihr [[Waffenstillstand von Compiègne (1940)|Waffenstillstand mit Frankreich]] erst Geltung erhielt, sobald Frankreich auch gegenüber Italien kapituliert hatte – eine Regelung, die sowohl in Paris als auch in Rom als demütigend empfunden wurde. Im [[Generalstab#Zeit des Nationalsozialismus|deutschen Generalstab]] kamen angesichts der missglückten Offensive erstmals Zweifel an der [[Kampfkraft (Militär)|Kampfkraft]] der Italienischen Streitkräfte auf.<ref>Malte König: ''Kooperation als Machtkampf. Das faschistische Achsenbündnis Berlin-Rom im Krieg 1940/41.'' Köln 2007, S. 24&nbsp;f.</ref><ref>Anmerkung: beim [[Griechisch-Italienischer Krieg|Griechisch-Italienischen Krieg]] (28. Oktober 1940 bis 23. April 1941) bestätigten sich diese Zweifel.</ref>


== Nach dem Feldzug ==
* Etwa 60 Prozent des Landes wurde von Deutschland besetzt (''Artikel II.''), die Besatzung sollte aber nach einem Sieg über England auf ein Minimum verkleinert werden (''Artikel III.'')
=== Frankreich ===
* Die Kosten für die Besatzung musste dabei vom französischen Staat getragen werden (''Artikel XVIII.'')
==== Weg zum Waffenstillstand ====
* Die französischen Kriegsgefangenen sollten bis zu einem Friedensvertrag Kriegsgefangene bleiben (''Artikel XX.'')
[[Datei:France map Lambert-93 with regions and departments-occupation-de.svg|mini|hochkant=1.4|Frankreich nach dem Waffenstillstand]]
* Die französischen Truppen sollten demobilisiert und abgerüstet werden (''Artikel IV.''), später wurde eine Truppenzahl von 100 000 Mann festgelegt. <!-- weitere wichtige Punkte ... -->


Ende Mai hatte Ministerpräsident [[Paul Reynaud]] den 84-jährigen Marschall Pétain zu seinem Stellvertreter ernannt. Als Reynaud am 17. Juni für die Fortsetzung des militärischen Kampfes und für die von Churchill vorgeschlagene [[Französisch-britische Union|britisch-französische Allianz]] (u.&nbsp;a. gemeinsame [[Staatsbürgerschaft]] und [[Währung]]) plädierte, blieb er im Kabinett in der Minderheit. Er trat zurück; sein Stellvertreter [[Philippe Pétain|Pétain]] wurde neuer Ministerpräsident und ersuchte Deutschland um Waffenstillstand. Am Tag darauf, dem 18. Juni, rief [[Charles de Gaulle]] von [[Radio Londres]] aus das französische Volk mit dem „[[Appell des 18. Juni]]" zur Fortführung des Widerstandes auf.
=== Politische Teilung Frankreichs ===
Nach dem Waffenstillstand Frankreichs, der einer Kapitulation gleich kam, erkannte Churchill am 28. Juni de Gaulle als Haupt aller Franzosen an, die den Krieg fortsetzen wollten. Daraufhin gründete de Gaulle die [[France libre|Forces Françaises Libres]] (dt. ''Freien Französischen Streitkräfte'', kurz ''FFL''). Er rekrutierte dafür die französischen Soldaten, die während der Schlacht um Frankreich und nach den Kämpfen in Norwegen nach Großbritannien evakuiert worden waren.


Am 22. Juni wurde in [[Waffenstillstand von Compiègne (1940)|Compiègne der Waffenstillstand]] geschlossen, der am 25. Juni um 1:35&nbsp;Uhr in Kraft trat. Die Bedingungen des Waffenstillstandes:
Im besetzten Frankreich selbst formierte sich mit der Résistance eine Widerstandsgruppe, die in Verbindung mit den Alliierten stand.
* Etwa 60 Prozent des Landes bleiben besetzt ''(Artikel II.)'', die Besatzung soll aber nach einem Sieg über England auf ein Minimum reduziert werden ''(Artikel III.)''. [[Elsass-Lothringen]] wird unter deutsche Verwaltung gestellt.
* Die Kosten für die Besatzung hat der französische Staat zu tragen ''(Artikel XVIII.)''
* Die französischen Kriegsgefangenen bleiben bis zu einem Friedensvertrag Kriegsgefangene ''(Artikel XX.)''
* Die französischen Truppen werden mit Masse demobilisiert und abgerüstet ''(Artikel IV.)'', der Vichy-Regierung werden in Frankreich Truppen in der Stärke von 100.000 Mann zugebilligt, die Streitkräfte in den Überseegebieten bleiben erhalten.
* Entwaffnung der französischen Flotte unter deutscher Aufsicht in den Heimatgewässern


Am 24. Juni 1940 wurde in [[Rom]] der italienisch-französische Waffenstillstand unterzeichnet.
Im unbesetzten Teil Frankreich tagte am [[10. Juli]] 1940 unterdessen das Parlament Pétains in [[Vichy]]. Die bestehende Verfassung der [[Dritte Republik|Dritten Republik]] wurde von den Parlamentariern außer Kraft gesetzt, obwohl dies verfassungswidrig war. Pétain wurde von der Versammlung zum neuen Staatsoberhaupt gewählt, obwohl Lebrun diesen Posten immer noch innehatte. Pétain baute eine autoritäre Diktatur auf, die der Deutschlands, Italiens und Spaniens ähnelte. Die Regierung Pétains wird daher als [[Vichy-Regime]] bezeichnet. Die Vichy-Regierung kollaborierte immer stärker mit den Deutschen, sowohl bei der Judenverfolgung, als auch bei der Bekämpfung der Résistance. Dies machte die Regierung bei den Franzosen unpopulär.


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Im Sommer 1940 gab es also zwei Regierungen, die sich als französische Regierung ansahen. Die ''freien Franzosen'' unter de Gaulle im Londoner Exil und die Regierung unter Pétain in Vichy, im unbesetzten Teil Frankreichs.
Hitler and german-nazi officers staring at french marechal foch statue 21 June 1940.png|Hitler (Hand in die Seite gestützt) vor der Statue von [[Ferdinand Foch|Marschall Foch]], bevor der Waffen&shy;still&shy;stand unter&shy;zeichnet wird
Bundesarchiv Bild 146-1982-089-18, Waffenstillstand von Compiègne, Unterhändler.jpg|Überreichung der Waffen&shy;still&shy;stands&shy;bedingungen
Bundesarchiv Bild 183-H28708, Paris, Eiffelturm, Besuch Adolf Hitler.jpg|Hitler mit Begleit&shy;ung nach der Be&shy;sichtig&shy;ung des Eiffel&shy;turms im Juni 1940
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==== Frankreich nach dem Waffenstillstand ====
=== Weitere politische Folgen ===
[[Datei:Croiseur de bataille Strasbourg 03-07-1940.jpg|mini|Französisches Kriegsschiff unter Beschuss von britischen Schiffen während der Operation Catapult, 3. Juli 1940]]
Am 10. Mai, dem ersten Tag des Feldzuges, war der britische Premierminister [[Neville Chamberlain]] zurück getreten. Er sah die von ihm fortgeführte [[Appeasement-Politik]] gegenüber Hitler gescheitert. Am 12. Mai wurde daraufhin der charismatische [[Winston Churchill]] beauftragt, ein Kriegskabinett unter Beteiligung aller demokratischen Parteien zu bilden. Churchill erklärte in seiner Antrittsrede am 13. Mai, dass er den Kampf gegen Deutschland mit allen Mitteln fortsetzen will (''Blut, Mühsal, Tränen und Schweiß''-Rede).


Noch vor dem Waffenstillstand hatte man die schwersten Einheiten der starken französischen Flotte unter dem Kommando von Admiral [[François Darlan]] in den Kriegshafen [[Mers-el-Kébir]] ([[Algerien]]) verlegt, um sie einem deutschen Zugriff zu entziehen. Da das britische Kabinett trotz der französischen Zusage, keine Schiffe an die Deutschen auszuliefern, kein Risiko eingehen wollte, wurde am 3. Juli die [[Operation Catapult]] durchgeführt. Der französische Flottenverband in Mers-el-Kébir wurde von der britischen [[Force H]] unter Führung von Admiral [[James Fownes Somerville|Somerville]] ultimativ aufgefordert, zu kapitulieren. Als die französische Marineführung das Ultimatum verstreichen ließ, wurde ein großer Teil der vor Anker liegenden Schiffe versenkt bzw. beschädigt. Dabei starben 1297 französische Seeleute, 350 wurden verwundet. Zu ähnlichen Einsätzen der Force&nbsp;H kam es am 3. Juli vor [[Oran]] und am 8. Juli in [[Dakar]]. Die ''Regierung Pétain'' brach daraufhin die diplomatischen Beziehungen zum Vereinigten Königreich ab.
[[Italien]] trat unter der Führung von [[Benito Mussolini]] am [[11. Juni]] 1940 an der Seite der Deutschlands in den Krieg ein. [[Rumänien]] änderte seine alliierten-freundliche Haltung und näherte sich den [[Achsenmächte]]n an, welchen es später beitrat.


Am 10. Juli übertrug das Parlament Pétain die Vollmacht zur Ausarbeitung einer neuen Verfassung. Auf deren Basis wurde der Marschall am 17. Juli zum „Chef de l’Etat" des [[Vichy-Regime]]s mit weitreichenden Vollmachten gewählt. Er erklärte sein Land für neutral und lehnte am 24. Oktober den Vorschlag Hitlers ab, gemeinsam gegen das Vereinigte Königreich Krieg zu führen.
=== Versenkung französischer Schiffe durch die Royal Navy ===
Große Teile der französischen Flotte befanden sich noch immer unter Kontrolle der Vichy-Regierung. Die Briten befürchteten, dass diese Schiffe den Deutschen in die Hände fallen könnten. Zwar hatte der französische Admiral [[François Darlan]] die Flotte zum größten Teil nach [[Mers-el-Kébir]], [[Algerien]] verlegt, um einen schnellen deutschen Zugriff zu verhindern. Churchill hatte bei seinem letzten Besuch des französischen Kriegsrat am 11. Juni die Zusicherung erhalten, dass die Flotte nicht den Deutschen ausgeliefert würde.


De Gaulle wurde am 28. Juni von Churchill zwar als „Leader of all Free Frenchmen" anerkannt, eine Gegenregierung zum Vichy-Regime durfte er jedoch erst am 3. Juni 1943 etablieren: Nachdem er in [[Algier]] Fuß gefasst hatte, gründete er zusammen mit [[Henri Giraud]] das ''[[Comité français de la Libération nationale]]'' (CFLN) und übernahm bald allein dessen Leitung.<ref>Zu de Gaulles Zeit in Algier siehe ''«La vie de la France sous l’Occupation».'' [[Hoover Institution]], Librairie Plon, 1957, Band II, S. 728–746.</ref>
Bedenken der britischen Admiralität bestanden jedoch weiterhin. Daher wurden am 3. Juli die [[Operation Gasp|Operationen Gasp]] und [[Operation Catapult|Catapult]] eingeleitet. In der Operation Gasp wurden alle französischen Schiffe in britischen Gewässern gekapert und beschlagnahmt. In der Operation Catapult wurden die französischen Schiffe im Hafen von Mers-el-Kébir ultimativ aufgefordert, sich der Royal Navy anzuschließen, um entweder weiter gegen Deutschland zu kämpfen bzw. in britischen Häfen abzurüsten oder von britischen Schiffen zu französischen Häfen auf den westindischen Inseln eskortiert zu werden. Doch die französische Admiralität ließ das Ultimatium verstreichen. Die britischen Schiffe eröffneten das Feuer und versenkten einen großen Teil der französischen Schiffe, weitere wurden stark beschädigt. 1.297 französische Seeleute fanden dabei den Tod, 350 wurden verwundet. Während die Entschlossenheit Churchills in England und den USA auf Beifall stieß, war die französische Bevölkerung über den Vorfall schockiert.
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==(削除) Weblinks (削除ここまで)==
==(追記) = Luxemburg = (追記ここまで)==
{{Hauptartikel|Luxemburg im Zweiten Weltkrieg}}
Der deutsche Außenminister [[Joachim von Ribbentrop]] versicherte am 10. Mai 1940, die territoriale und politische Unabhängigkeit des Großherzogtums Luxemburg werde nicht angetastet. Zunächst wurde Luxemburg tatsächlich bis zum 2. August unter Militärverwaltung gestellt. Danach wurde es als [[CdZ-Gebiet Luxemburg]] unter [[Gustav Simon (Gauleiter)|Gustav Simon]] auf Befehl Hitlers [[Germanisierung|germanisiert]] und völkerrechtswidrig [[Annexion|annektiert]].<ref>Emile Krier: {{Webarchiv |url=http://www.regionalgeschichte.net/bibliothek/texte/aufsaetze/krier-luxemburg.html |text=''Luxemburg am Ende der Besatzungszeit und der Neuanfang.'' |wayback=20161110074938 |archiv-bot=2023年02月12日 12:06:52 InternetArchiveBot}} Regionalgeschichte.net, abgerufen am 27. Dezember 2015.</ref> Simon leitete die Judenverfolgung ein, führte den [[Reichsarbeitsdienst]] für junge Luxemburger ein und 10.211 Luxemburger mussten als ''[[Luxemburger Zwangsrekrutierte|Zwangsrekrutierte]]'' völkerrechtswidrigen Kriegsdienst in Wehrmacht oder SS leisten.


=== Niederlande ===
*[http://mypage.bluewin.ch/abegglen/papers/westfeldzug_1940.html Militärwissenschaftliche Zusammenstellung von C.M.V Abegglen]
[[Datei:Toespraak Anton Mussert.jpg|mini|[[Hanns Albin Rauter]], [[Hendrik Alexander Seyffardt]] (NSB), Seyß-Inquart, [[Wilhelm Harster]] und Anton Mussert (NSB), 11. Oktober 1941]]
*[http://users.erols.com/mwhite28/ww2stats.htm Zusammenstellung der Opferzahlen (Englisch)]
Am 18. Mai 1940 wurde [[Arthur Seyß-Inquart]] zum [[Reichskommissar]] für die Niederlande berufen.<ref>[https://archive.org/stream/kriegstagebuchde01jacorich#page/1164/mode/2up ''Kriegstagebuch.'' Anhang D, Datum 18.5, S. 1164.]</ref> Wehrmachtsbefehlshaber für die Niederlande wurde General [[Friedrich Christiansen]]. Unter der deutschen Herrschaft wurden die Arbeitspflicht und die Judenverfolgung eingeführt. Mit Hilfe der holländischen [[Nationaal-Socialistische Beweging]] (NSB) unter [[Anton Mussert]] wurde versucht, das ''artverwandte'' germanische Volk zu nazifizieren und nach dem Krieg sollten die Niederlande in ein Großgermanisches Reich integriert werden.


Königin Wilhelmina und die Regierung flohen nach London und bildeten dort eine Exilregierung. Die niederländische Marine und Teile der Luftwaffe entzogen sich dem deutschen Zugriff und kämpften auf der Seite der Alliierten weiter. [[Niederländisch-Indien]] mit der [[Koninklijk Nederlandsch-Indisch Leger|Königlich Niederländischen Indischen Armee]] unterstellte sich der Exilregierung und kämpfte später im Rahmen des [[ABDACOM]] auf der Seite der Amerikaner, Australier und Briten gegen die angreifenden Japaner in Südostasien.
== Literatur ==


=== Belgien ===
* Karl-Heinz Frieser: ''Blitzkrieg-Legende: der Westfeldzug 1940.'', 2. Aufl., München 1996, ISBN 3-486-56201-0
==== Annexion Ostbelgiens ====
* Ahlrich Meyer: ''Die deutsche Besatzung in Frankreich 1940 - 1944 : Widerstandsbekämpfung und Judenverfolgung.'', Darmstadt 200, Wiss. Buchges, ISBN 3-534-14966-1
[[Datei:Military administration Belgium Northern France.png|mini|Belgien nach dem Westfeldzug]]
Vor der Kapitulation der belgischen Armee vom 28. Mai wurde mit Führererlass vom 18. Mai [[Ostbelgien]]&nbsp;– die Gebiete von [[Eupen]], [[Malmedy]] und [[Plombières|Moresnet]]&nbsp;– völkerrechtswidrig annektiert und in den [[Gau Köln-Aachen]] eingegliedert. Am 1.&nbsp;Juni 1940 wurden einige weitere, teilweise deutschsprachige Gemeinden annektiert, die vor 1920 nicht zum Deutschen Reich, sondern bereits zu Belgien gehört hatten.<ref>{{Webarchiv |url=http://geo.uni.lu/joomla/index.php?option=com_content&task=view&id=1493&Itemid=322 |text=GR-Atlas: Aufzählung der Gemeinden im vierten Absatz |archive-is=20120714}}</ref> Die deutschsprachige Bevölkerung begrüßte den Schritt, wurde damit aber auch vom Deutschen Reich ab 1941 zum Kriegsdienst in Wehrmacht oder SS [[Malgré-nous|zwangsrekrutiert]]. Nach der Befreiung Belgiens durch die Westalliierten wurden die belgischen Kollaborationsgesetze auch auf sie angewandt.<ref>Ulrich Tiedau: ''Die Rechtslage der deutschsprachigen Bevölkerung in Belgien.'' In: [[Manfred Kittel]] (Hrsg.): ''Deutschsprachige Minderheiten 1945. Ein europäischer Vergleich.'' Oldenbourg Verlag, 2007, ISBN 978-3-486-58002-0, S. 452&nbsp;ff.</ref><ref>[[Peter M. Quadflieg]]: ''„Zwangssoldaten" und „Ons Jongen": Eupen-Malmedy und Luxemburg als Rekrutierungsgebiet der deutschen Wehrmacht im Zweiten Weltkrieg.'' (= ''Aachener Studien zur Wirtschafts- und Sozialgeschichte''). 2008, ISBN 978-3-8322-7078-0.</ref>

==== Exilregierung ====
Die Regierung [[Hubert Pierlot]] floh über Limoges nach London ins Exil und konnte mit den freien belgischen Streitkräften (Forces belges libres) den Kampf fortsetzen. So kämpfte die belgische [[Force Publique]] (kongolesische Kolonialarmee) in Nordafrika und im [[Ostafrikafeldzug]] und in England wurden neben der Brigade Piron auch Luftwaffeneinheiten gebildet. König [[Leopold III. (Belgien)|Leopold III.]] blieb in Belgien und wurde auf der Zwangsresidenz [[Schloss Laken]] festgehalten.

==== Belgien und Nordfrankreich ====
Mit dem [[Militärbefehlshaber]] [[Alexander von Falkenhausen (General)|Alexander von Falkenhausen]] und dem Verwaltungschef [[Eggert Reeder]] wurde die [[Militärverwaltung in Belgien und Nordfrankreich]] errichtet, die eine Volkstums- und [[Flamenpolitik]] betrieb und mit dem [[flämischer Nationalverband|flämischen Nationalverband]], den [[Rexismus|Rexisten]] und der vorgefundenen Zivilverwaltung zusammenarbeitete.<ref>Michael Fahlbusch: ''Deutschtumspolitik und Westdeutsche Forschungsgemeinschaft.'' In: ''Griff nach dem Westen.'' Teil 2, Waxmann Verlag, 2003, ISBN 3-8309-6144-8.</ref> Unter der deutschen Herrschaft wurden die Arbeitspflicht und die Judenverfolgung eingeführt. Am 18. Juli 1944 wurde [[Josef Grohé]] Leiter des [[Reichskommissariat Belgien und Nordfrankreich|Reichskommissariats Belgien und Nordfrankreich]] und Falkenhausen wurde abberufen.

== Bilanz ==
[[Datei:NationalblattTrier.jpg|mini|Hitler wird zum „[[Gröfaz|Größten Feldherren aller Zeiten]]" in den NS-Medien stilisiert. Empfang in Berlin, [[Nationalblatt]] 8. Juli 1940]]
[[Datei:Bundesarchiv Bild 101I-054-1531-11, Frankreich, erste Hilfe für Verwundeten.jpg|mini|Sanitäter versorgen verwundete Soldaten der Wehrmacht]]
[[Datei:Bundesarchiv Bild 121-0404, Frankreich, Französische Kriegsgefangene.jpg|mini|Französische Kriegsgefangene in Nordfrankreich Mai 1940.]]

Der Westfeldzug wurde von der deutschen Propaganda als Durchbruch zu einer neuen, revolutionären Taktik gepriesen. Man gab dieser Kampfform den Namen „[[Blitzkrieg]]". Diese Darstellung wurde von den Besiegten akzeptiert, weil das Auftreten umwälzender Neuerungen eigene Fehler und Versäumnisse entschuldbar erscheinen ließ. Zwar war der Westfeldzug als schneller Bewegungskrieg konzipiert, aber die Durchführung lag nach Mansteins Abgang mit Rundstedt und dessen Generalstabschef [[Georg von Sodenstern|Sodenstern]] in den Händen eher konservativer Denker, die ihre Panzerdivisionen lediglich als Vorausabteilungen der zu Fuß nachrückenden eigentlichen Kampfverbände sahen. Der Erfolg des Feldzuges ist nicht zuletzt jenen Panzerführern zuzuschreiben, die wie Guderian und Rommel gegen Befehle handelten.

Der Erfolg war auch durch das Verteidigungskonzept der Gegenseite möglich. Das starre Maginot-Denken mit seiner defensiven Ausrichtung war die größte Schwäche der Alliierten, demgegenüber die Deutschen mit ihrem flüssigen Blitzkrieg die operative Überlegenheit hatten. Die am Stellungskrieg orientierte alliierte Führungsorganisation war den Anforderungen eines Bewegungskrieges ebenso wenig gewachsen wie die taktische Grundausrichtung ihrer mobilen Kräfte.

Die deutsche Panzerwaffe konnte ihre zahlenmäßige Schwäche sowie die schwächere Bewaffnung und Panzerung ihrer Fahrzeuge durch Zusammenfassung der Panzer in den Panzerdivisionen, durch bessere Führung, bessere Kommunikation, durch eine effektivere Nachschub- und Instandsetzungsorganisation sowie durch enge Zusammenarbeit mit den Unterstützungswaffen am Boden und in der Luft mehr als wettmachen. So waren die deutschen Generäle vorne bei ihren Truppen, während General Gamelin weit im Hinterland den Kontakt zum französischen Parlament hielt.

Bei den Luftstreitkräften war die Situation ähnlich. Durch die enge Zusammenarbeit der deutschen Luftflotten mit den Heeresgruppen bis hinunter auf die taktische Ebene war es möglich, rasche und wirksame Luftunterstützung zu leisten und die zahlenmäßige Schwäche durch Konzentration der Kräfte auszugleichen.

Die eigenen Defizite wurden von den Alliierten zwar erkannt, die Kürze des Feldzuges erlaubte es jedoch nicht, sie zu beseitigen.

=== Materielle Verluste ===
Die deutsche Wehrmacht verlor 714 Panzer, davon 428 der Typen I und II. 1236 Flugzeuge gingen verloren, weitere 323 wurden beschädigt.<ref>Frieser: ''Blitzkrieg-Legende.'' S. 400.</ref>

Die Briten und Franzosen verloren die Mehrzahl ihrer Panzerfahrzeuge, der Flugzeugverlust betrug bei den Briten 1020 Maschinen, davon 477 Jagdflugzeuge. Bei den Franzosen lagen die Verluste bei 800 Flugzeugen.

=== Personelle Verluste und Folgen des Westfeldzugs ===
[[Datei:Bundesarchiv Bild 121-0413, Französische Kriegsgefangene.jpg|mini|Französische Kriegsgefangene im Mai 1940]]

Nach neueren Feststellungen [[Gefallener|fielen]] vom 10. Mai bis zum Waffenstillstand knapp 60.000 französische Soldaten (ohne Marine).<ref>[http://archive.wikiwix.com/cache/?url=http%3A%2F%2Fwww.servicehistorique.sga.defense.gouv.fr%2FLes-pertes-de-la-campagne-de.html archive.wikiwix.com] [[Service historique de la Défense]] (archivierte Version, eingesehen am 20. November 2017).</ref>

Von den 1,6 Millionen französischen Kriegsgefangenen verblieb etwa eine Million bis Kriegsende in deutscher Gefangenschaft, wo sie vorwiegend als Zwangsarbeiter eingesetzt wurden. Etwa 40.000 von ihnen starben dort.<ref>Yves Durand: ''Das Schicksal der französischen Kriegsgefangenen in deutschem Gewahrsam (1939–1945).'' In: Günter Bischof, Rüdiger Overmans: ''Kriegsgefangenschaft im Zweiten Weltkrieg.'' Ternitz 1999.</ref>

Jüdische Kriegsgefangene wurden in den [[Stammlager]]n abgesondert und wurden gezwungen, ein besonderes Kennzeichen zu tragen. Erst die Intervention des [[IKRK#Das IKRK und der Zweite Weltkrieg|Internationalen Komitees vom Roten Kreuz]] führte zu einem Kennzeichnungsverbot.<ref>[[Raul Hilberg]]: ''[[Die Vernichtung der europäischen Juden]].'' Band II, Fischer, Frankfurt am Main 1993, ISBN 3-596-10612-5, S. 659.</ref>

Von den im Zuge des „Service du Travail Obligatoire" (STO) des Vichy-Regimes in Deutschland eingesetzten 720.000 Zwangsarbeitern starben fast 40.000. Dies ist nur ein kleiner Teil jener 350.000 französischen zivilen Kriegsopfer.

Von den 75.721 (meist in das [[Vernichtungslager Auschwitz]]) verschleppten französischen [[Juden]] kehrten lediglich 2566 zurück. In den Jahren 1942, 1943 und 1944 wurden 73.853 als jüdisch deklarierte Menschen (rund ein Viertel aller in Frankreich lebenden Juden) in [[Vernichtungslager]] deportiert; zwei Drittel von ihnen waren nicht französische Staatsbürger.<ref>Katja Happe u.&nbsp;a. (Bearb.): ''Die Verfolgung und Ermordung der europäischen Juden durch das nationalsozialistische Deutschland 1933–1945.'' Band 12: ''West- und Nordeuropa, Juni 1942–1945.'' (Quellensammlung), München 2015, ISBN 978-3-486-71843-0, S. 80.</ref>

20.000 Mitglieder der französischen Widerstandsbewegung ([[Résistance]]) fielen im Kampf, 30.000 wurden hingerichtet und 60.000 wurden in Konzentrationslager gesperrt; von diesen kehrte weniger als die Hälfte zurück. Weitere starben im Zuge von Kampfhandlungen oder wurden Opfer von Repressionsmaßnahmen der Besatzer oder des Vichy-Regimes.

Bei Geiselerschießungen starben 29.662 Franzosen.<ref>Zahlenangabe des französischen Chefanklägers in den [[Nürnberger Prozesse]]n.</ref>

In diesen Zahlen sind weder jene 70.000 Juden noch jene ähnlich hohe Zahl von Menschen anderer Konfessionen enthalten, die sich nach Frankreich geflüchtet hatten und von den französischen Behörden ausgeliefert wurden.

Nach dem Krieg wurden im Zuge der „[[Commission d’Épuration|Épuration sauvage]]" („wilde Reinigungsphase") etwa 11.000 vermeintliche oder echte „[[Kollaboration#Frankreich|Kollaborateure]]" getötet, über 6000 wurden in ordentlichen Gerichtsverfahren zum Tode verurteilt, weitere erhielten Gefängnisstrafen und/oder verloren ihre französische Staatsbürgerschaft.

=== Internierte polnische Soldaten in der Schweiz ===
Im Juni 1940 wurden über 12.000 Soldaten der [[2 Dywizja Strzelców Pieszych|2. polnischen Infanterieschützen-Division]] unter dem Kommando von General [[Bronisław Prugar-Ketling]] (1891–1948) in Frankreich von ihrem Nachschub abgeschnitten und zur [[Grenze zwischen Frankreich und der Schweiz|Schweizer Grenze]] gedrängt. Um der Gefangennahme zu entgehen, überschritten die Soldaten die Grenze und wurden bis zum Kriegsende [[Internierung|interniert]]. Dort leisteten sie freiwillige Arbeitseinsätze, fast in der gesamten Schweiz vor allem beim Straßenbau im Rahmen der Landesverteidigung. Die gebauten Straßen werden zumeist bis heute als ''Polenstraßen'' oder ''Polenwege'' bezeichnet.

{{Hauptartikel|Polenweg#Geschichte|titel1=„Geschichte" im Artikel Polenweg}}

=== Juristische Aufarbeitung ===
==== Kriegsverbrechen ====
Im Laufe des Feldzuges und unmittelbar nach dem Waffenstillstand kam es zu zahlreichen [[Kriegsverbrechen]] an [[Kriegsgefangener|Kriegsgefangenen]] wie an [[Zivilist]]en. Bereits am 27. Mai 1940 hatten deutsche Truppen ein [[Massaker von Vinkt|Massaker in Vinkt]] verübt, bei dem über 130 Zivilisten ums Leben kamen. In [[Oignies]] und [[Courrières]] wurden am folgenden Tag insgesamt 114 Zivilisten ermordet, weil sich deutsche Truppen von [[Franktireur]]s angegriffen wähnten.<ref>[[Peter Lieb]]: ''Konventioneller Krieg oder NS-Weltanschauungskrieg.'' Oldenbourg, München 2007, S. 518.</ref> Die [[Leibstandarte SS Adolf Hitler]] ermordete am selben Tag zwischen 80 und 97 britische und französische Soldaten beim [[Massaker von Wormhout]]. Die [[SS-Division Totenkopf]] ist ebenfalls für zahlreiche Morde an Kriegsgefangenen verantwortlich, etwa für das [[Massaker von Le Paradis]] an 99 britischen Soldaten oder für die Ermordung Kriegsgefangener aus der [[Tirailleurs sénégalais]]. Schätzungsweise 1500 bis 3000 Angehörige der ''Tirailleurs sénégalais'' und anderer französischer Kolonialtruppen, die während des Feldzuges in die Hände deutscher Truppen fielen, wurden ermordet.<ref>Raffael Scheck: ''Hitler’s African victims. The German Army massacres of Black French soldiers in 1940.'' Cambridge UP, Cambridge 2006, ISBN 0-521-85799-6, S. 165; ''Hitlers afrikanische Opfer. Die Massaker der Wehrmacht an schwarzen französischen Soldaten.'' Dt.von Georg Felix Harsch, Assoziation A, Berlin 2009. Rezension von Bernhard Schmid, in „Dschungel", Beilage zu [[Jungle World]] 14. Jan. 2010, S. 2–6 ([https://catdir.loc.gov/catdir/toc/ecip0515/2005018176.html englisch]).</ref>

Nach einem Befehl des [[Oberkommando der Wehrmacht|Oberkommandos der Wehrmacht]] (OKW) sollten in Kriegsgefangenschaft geratene Reichsdeutsche (also etwa Emigranten oder Österreicher) und ehemalige tschechoslowakische Staatsangehörige in französischer oder britischer Uniform noch in den Gefangenensammelstellen standrechtlich erschossen werden.<ref>Vgl. z.&nbsp;B. AOK 16, Abt. Ic vom 17. Juni 1940, gez. Model.</ref> Durchführungsbestimmungen zu diesem Befehl ergingen nicht mehr vor dem Waffenstillstand am 22. Juni 1940, worauf der Befehl nicht mehr ausgeführt wurde.<ref>Beitrag Jürgen Förster. In: [[Wolfram Wette]], [[Gerd R. Ueberschär]] (Hrsg.): ''Kriegsverbrechen im 20. Jahrhundert.'' Darmstadt 2001, S. 139; Fußnote 8 verweist auf: TU Berlin, Zentrum für Antisemitismusforschung.</ref> Auch zog die französische Armeeführung gefährdete Soldaten von der deutschen Front zurück.<ref>Raffael Scheck: ''Hitlers afrikanische Opfer.'' Berlin 2009, S. 163.</ref><br />Im Zusammenhang mit dem völkerrechtswidrigen OKW-Befehl vom Juni 1940 behauptete dagegen Raul Hilberg, [[deutsche Juden]], die in Einheiten der französischen Armee dienten, seien meist bald nach der Gefangennahme, noch vor dem Abtransport in die Stammlager, abgesondert und ermordet worden. Dieser Aussage schlossen sich weitere Autoren an.<ref>Raul Hilberg: ''Die Vernichtung der europäischen Juden.'' Band II, Fischer, Frankfurt am Main 1993, ISBN 3-596-10612-5, S. 658&nbsp;f.; ebenso z.&nbsp;B. Vicki Caron: ''Uneasy Asylum: France and the Jewish Refugee Crisis 1933–1942.'' Stanford University Press, Stanford 1999, ISBN 0-8047-4377-0, S. 263.</ref>

Von alliierter Seite begangene Verbrechen wurden von der [[Wehrmacht-Untersuchungsstelle]] dokumentiert.<ref>[[Alfred de Zayas]]: ''Die Wehrmachtuntersuchungsstelle.'' Ullstein, Frankfurt am Main 1987, S. 180–188 und 254–261.</ref> Dabei handelt es sich vor allem um Fälle von angeblicher Misshandlung notgelandeter Flieger und Beraubung von Kriegsgefangenen. Ein französischer Oberleutnant wurde am 27. Oktober 1940 von einem deutschen Feldkriegsgericht zum Tode verurteilt, weil er den Tod zweier deutscher Kriegsgefangener verursacht haben sollte. Die Strafe wurde später in eine Freiheitsstrafe umgewandelt.<ref>Alfred M. de Zayas: ''Die Wehrmachtuntersuchungsstelle.'' Ullstein, Frankfurt am Main 1987, S. 187&nbsp;f.</ref>

==== Verbrechen gegen den Frieden ====
Die Planung und Durchführung des unprovozierten [[Angriffskrieg]]es gegen die neutralen Staaten Holland, Belgien und Luxemburg wurde im [[Nürnberger Prozess gegen die Hauptkriegsverbrecher]] der militärischen und politischen Führungsriege als ''Führungsverbrechen'' vorgeworfen und als solches verurteilt.<ref>[http://www.zeno.org/Geschichte/M/Der+N%C3%BCrnberger+Proze%C3%9F/Materialien+und+Dokumente/Urteil/Der+gemeinsame+Plan+zur+Verschw%C3%B6rung+und+der+Angriffskrieg/Der+Einfall+in+Belgien,+in+die+Niederlande+und+in+Luxemburg ''Urteil – Der gemeinsame Plan zur Verschwörung und der Angriffskrieg.''] Nürnberger Prozess, zeno.org, abgerufen am 4. Februar 2016.</ref><ref>Gerhard Werle, Florian Jessberger: ''Völkerstrafrecht.'' Mohr Siebeck 2007, ISBN 978-3-16-149372-0, S. 533&nbsp;ff.</ref>

=== Weitere Folgen ===
'''Deutsches Reich'''
* Hitlers Selbstvertrauen und Status als Stratege stieg aufgrund der erfolgreichen Umsetzung des vom Generalstab abgelehnten Manstein-Planes. ([[Wilhelm Keitel]] bezeichnete Hitler bei Siegesfeiern als den „[[GröFaZ|Größten Feldherrn aller Zeiten]]").
* Die Widerstände des Generalstabes gegen einen Angriff auf die [[Sowjetunion|UdSSR]] nahmen ab.
* Der deutsche politische Widerstand, der ein Scheitern des Westfeldzuges prognostizierte, erlitt einen schweren Rückschlag, da auch die Zustimmung der Bevölkerung zu Hitlers Politik stieg.
* Das Deutsche Reich erhielt Zugriff auf die umfangreichen Rohstoffreserven und das industrielle Potential Frankreichs.
* Deutschland strebte die Bildung einer „kontinentalen Allianz" mit Italien, Spanien und Frankreich zum gemeinsamen Kampf gegen Großbritannien an, was nicht zuletzt an konkurrierenden territorialen Ansprüchen scheiterte.<ref name="OKW">[[Percy Ernst Schramm|Percy E. Schramm]] (Hrsg.): ''Kriegstagebuch des Oberkommandos der Wehrmacht 1944–1945.'' Teilband 1, ISBN 3-7637-5933-6.</ref>
* Die Voraussetzungen zur Führung eines See- und Luftkrieges gegen Großbritannien hatten sich entscheidend verbessert, mehrere französische Atlantikhäfen wurden zu U-Bootstützpunkten ausgebaut. Die [[Luftschlacht um England]] sollte das [[Unternehmen Seelöwe]], die Invasion Großbritanniens, vorbereiten.
* Die deutsche Panzertaktik wurde zur neuen bis heute international gültigen Panzerdoktrin.

'''Frankreich'''
* Das Vichy-Regime erklärte sich als neutral und war bereit, mit den Deutschen an der „Neuordnung Europas" mitzuwirken.
* Frankreich musste am 20. Juni 1940 den Japanern Stützpunkte und Durchmarschrechte in [[Indochina]] zubilligen.

'''Vereinigtes Königreich'''
* Die Briten standen im Westen im Kampf gegen das Deutsche Reich zunächst allein, konnten jedoch auf materielle und militärische Hilfe ([[Geleitzug|Konvoischutz]]) durch die USA bauen. Die Vichy-Regierung wurde anerkannt, ein offener Krieg mit Frankreich sollte vermieden werden, da die Ressourcen dafür nicht reichten. Auf alle Fälle sollte der Zugriff der Deutschen auf die [[Französische Marine|französische Flotte]] (britischer Überfall auf Oran – siehe [[Operation Catapult]]), auf Syrien (Ölinteressen im Irak) und die Nutzung der Häfen Dakar (→&nbsp;[[Gefecht von Dakar]]) und [[Antsiranana|Diego Suarez]] (Madagaskar) unterbunden werden.
* Statt Paris wurde London das Zentrum europäischer Exilpolitik; zur Drehscheibe zahlreicher nationaler Geheimdienste entwickelte sich das neutrale [[Schweden]].

'''Italien'''
* Italien trat am 10. Juni in den Krieg ein und [[Okkupation|okkupierte]] französisches Territorium an der [[Côte d’Azur]], es wurde durch seinen missglückten [[Griechisch-Italienischer Krieg|Überfall auf Griechenland]] zum Auslöser des [[Balkanfeldzug (1941)|Balkankrieges]] und verwickelte das Deutsche Reich in den [[Afrikafeldzug|Krieg in Nordafrika]], der 1943 mit der Niederlage der deutsch-italienischen Streitkräfte in Tunesien endete.

'''Vereinigte Staaten von Amerika'''
* [[Franklin D. Roosevelt]] mobilisierte politische Kräfte, um im Widerspruch zur neutralistischen Grundstimmung in den USA Großbritannien unterstützen zu können. Im Februar 1941 kam es zum [[Leih- und Pachtgesetz]]. Durch den [[Geleitzug|Geleitschutz]] für Konvois nach Großbritannien befanden sich die USA im Atlantik bereits ab September 1940 faktisch im Kriegszustand mit Deutschland.

'''Sowjetunion'''
* Der sowjetische Außenminister [[Wjatscheslaw Michailowitsch Molotow|Molotow]] gratulierte dem Deutschen Reich am 17. Juni zum Sieg über Frankreich, sowjetische Truppen okkupierten am gleichen Tag die [[Baltikum#Zweiter Weltkrieg|baltischen Staaten]].

'''Rumänien'''
* Nach der erzwungenen Abtretung [[Bessarabien]]s an die Sowjetunion am 28. Juni trat das [[Königreich Rumänien]] der [[Achsenmächte|Achse]] bei.
{{Siehe auch|Chronologie des Zweiten Weltkrieges}}


== Siehe auch ==
== Siehe auch ==
* [[Chronologie des Zweiten Weltkrieges]]
{{Commons|Category:Battle of France|{{PAGENAME}}}}
* [[Chronologie des Westfeldzuges 1940]]

== Literatur ==
* J. R. M. Butler: ''History of the Second World War. Grand Strategy.'' Volume II, London 1957.
* [[Hans-Adolf Jacobsen]] (Hrsg.):
** ''Dokumente zum Westfeldzug 1940.'' Musterschmidt, Göttingen 1960.
** ''Fall Gelb. Der Kampf um den deutschen Operationsplan zur Westoffensive 1940'' (Dissertation). Steiner, Wiesbaden 1957 ([https://tudigit.ulb.tu-darmstadt.de/show/57-1245/0002/image online])
* [[Alistair Horne]]: ''To lose a battle. France 1940.'' Penguin, Middlesex 1969.
* Hans Umbreit: ''Der Kampf um die Vormachtstellung in Westeuropa.'' In: ''Das Deutsche Reich und der Zweite Weltkrieg.'' Band 2, Deutsche Verlags-Anstalt, Stuttgart 1979, ISBN 3-421-01935-5.
* Jacques Engeli: ''Frankreich 1940 - Wege in die Niederlage'' Baden Verlag, Baden 2005, ISBN 978-3-85545-139-5
* [[Robert Forczyk]]: ''Case red - the fall of France'' ISBN 978-1-4728-2446-2
* Jean-Paul Pallud: ''Blitzkrieg in the West then and now.'' Battle of Britain prints, London 1991, ISBN 0-900913-68-1.
* Ernest R. May: ''Strange Victory: Hitler’s Conquest of France.'' I.B.Tauris, London 2000, ISBN 978-1-85043-329-3.
* [[Julian T. Jackson]]: ''The fall of France: the Nazi invasion of 1940.'' Oxford University Press, Oxford 2003, ISBN 0-19-280300-X.
* [[Karl-Heinz Frieser]]: ''Blitzkrieg-Legende. Der Westfeldzug 1940'' (=&nbsp;''Operationen des Zweiten Weltkrieges.'' Band 2). 3. Auflage. Oldenbourg, München 2005, ISBN 3-486-56124-3.
* [[Raffael Scheck]]: ''Frühling 1940. Wie die Menschen in Europa den Westfeldzug erlebten''. Hoffmann und Campe, Hamburg 2024, ISBN 978-3-455-01734-2.

== Weblinks ==
{{Commonscat|Fall Gelb|audio=1|video=1}}
* {{DNB-Portal|4130755-0|TEXT=Literatur zum}}
* {{Webarchiv |url=http://www.homepage.bluewin.ch/abegglen/papers/westfeldzug_1940.pdf |text=Militärwissenschaftliche Zusammenstellung von C. M. V Abegglen |wayback=20120130223111}} (PDF; 303&nbsp;kB)
* [http://france1940.free.fr/oob/oob.html Gliederung der französischen Armee 1940 (englisch)]
* {{Webarchiv |url=http://mysite.verizon.net/vzev1mpx/maginotlineatwar/ |text=Die Maginot-Linie im Krieg 1939–1940 |wayback=20140208131927}}

== Einzelnachweise ==
<references />


{{Lesenswert}}
{{Lesenswert(追記) |27. Februar 2006|14112453 (追記ここまで)}}


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[[Kategorie:Zweiter Weltkrieg (Operation)]]
[[Kategorie:1940]]


[[Kategorie:Westfeldzug| ]]
[[en:Battle of France]]
[[Kategorie:Militärische Operation im Zweiten Weltkrieg]]
[[fr:Bataille de France]]
[[Kategorie:Deutsche Militärgeschichte (Zweiter Weltkrieg)]]
[[he:המערכה על צרפת]]
[[Kategorie:Italienische Militärgeschichte (Zweiter Weltkrieg)]]
[[it:Campagna di Francia]]
[[Kategorie:Britische Militärgeschichte (Zweiter Weltkrieg)]]
[[ja:ナチス・ドイツのフランス侵攻]]
[[Kategorie:Französische Militärgeschichte (Zweiter Weltkrieg)]]
[[nl:Operatie Fall Gelb]]
[[Kategorie:Belgische Militärgeschichte]]
[[sv:Fall Gelb]]
[[Kategorie:Niederländische Militärgeschichte]]
[[Kategorie:Niederlande im Zweiten Weltkrieg]]
[[Kategorie:Belgien im Zweiten Weltkrieg]]
[[Kategorie:Luxemburg im Zweiten Weltkrieg]]
[[Kategorie:Frankreich im Zweiten Weltkrieg]]
[[Kategorie:Konflikt 1940]]

Aktuelle Version vom 20. Februar 2025, 04:06 Uhr

Westfeldzug
Teil von: Zweiter Weltkrieg

Datum 10. Mai bis 25. Juni 1940
Ort Frankreich, Belgien, Niederlande, Luxemburg
Ausgang Sieg der Achsenmächte
Konfliktparteien

Dritte Französische Republik  Frankreich
Belgien  Belgien
Vereinigtes Konigreich  Vereinigtes Königreich
Kanada 1921  Kanada
Niederlande  Niederlande
Polen 1928  Exil-Polen
Luxemburg  Luxemburg
Tschechoslowakei 1920  Exil-Tschechoslowaken

Deutsches Reich NS  Deutsches Reich
Italien 1861  Königreich Italien (ab 10. Juni)

Befehlshaber

Dritte Französische Republik Maurice Gamelin
Dritte Französische Republik Maxime Weygand
Vereinigtes KonigreichVereinigtes Königreich Lord Gort
Belgien Leopold III.
NiederlandeNiederlande Henri Winkelman
Polen 1928 Władysław Sikorski

Deutsches Reich NS Gerd von Rundstedt
Deutsches Reich NS Fedor von Bock
Deutsches Reich NS Wilhelm Ritter von Leeb
Italien 1861 Umberto von Savoyen

Truppenstärke

144 Divisionen,
2.862.000 Soldaten,
13.974 Geschütze,
3.384 Panzer,
4.469 Flugzeuge,[1]
300.000 Lkw (nur franz.)[2]

141 Divisionen,
3.350.000 Soldaten,
7.378 Geschütze,
2.445 Panzer,
3.578 Flugzeuge,[1]
120.000 Lkw[2]

Verluste

360.000 tot oder verwundet,
1.900.000 Gefangene,
? Panzer,
1.921 Flugzeuge[1]

27.074–49.000 Tote,[3]
110.034 Verwundete,
18.384 Vermisste;
714 Panzer,
1.559 Flugzeuge[1]

1944 festgestellt:

Die Ausgangssituation Ende 1939
Verlauf und Ergebnis der Kämpfe im Frühjahr und Sommer 1940
Adolf Hitler im Hauptquartier des Oberbefehlshabers des Heeres, Generalfeldmarschall von Brauchitsch (1940). V. l. n. r. am Kartentisch: Wilhelm Keitel, Walther von Brauchitsch, Hitler, Franz Halder

Der Westfeldzug der deutschen Wehrmacht im Zweiten Weltkrieg, unter Bezug auf das Hauptziel auch Frankreichfeldzug genannt, war die überraschend schnell erfolgreiche Offensive vom 10. Mai bis 25. Juni 1940 gegen Frankreich und die dortigen britischen Expeditionstruppen (Fall Rot), unter Verletzung der Neutralität aller dazwischenliegenden Beneluxstaaten (Fall Gelb). Die Nordflanke der Offensive wird auch als Überfall auf die Niederlande, Belgien und Luxemburg bezeichnet.

Nachdem im September 1939 die Alliierten an der Westfront keine größeren Vorstöße zur Entlastung ihres Bündnispartners Polen ergriffen hatten, kam es nach Abschluss der Kampfhandlungen im Osten (abgesehen vom sowjetischen Winterkrieg gegen Finnland) ab Herbst 1939 zu einem „Sitzkrieg" der Landstreitkräfte im Westen, der allen Seiten Zeit zu Vorbereitung und Nervenkrieg gab. Vorfälle in Venlo und bei Maasmechelen ergaben Einblicke in Kooperationen der Niederlande und Belgiens mit den Westalliierten. Im April führte ein britisch-deutscher Wettlauf um Norwegen zu dessen Besetzung durch deutsche Truppen.

Der die achtmonatige Pattsituation beendende, häufig als „Blitzkrieg" bezeichnete Westfeldzug war ein Bewegungskrieg, bei dem der operative Erfolg der deutschen Panzer- und Luftwaffe bei einem Vorstoß durch die Ardennen eine sichelschnittartige Umfassung der eher trägen gegnerischen Hauptkräfte in Nordfrankreich und Benelux ermöglichte, die mit dem Rücken zum Ärmelkanal stehend nach deutschem Haltebefehl vor Dünkirchen teilweise über diesen nach Großbritannien evakuiert werden konnten.

Der im Gegensatz zum langjährigen Grabenkrieg im Ersten Weltkrieg rasante und verlustärmere Verlauf mit nahezu totaler Niederlage Frankreichs markiert einen Wendepunkt der Kriegsgeschichte, viele Streitkräfte mussten ihre Strategie überdenken. Den Schlusspunkt bildete der Waffenstillstand von Compiègne mit Frankreich vom 22. Juni, der drei Tage später in Kraft trat. Nur noch Großbritannien mit Kronkolonien und meist polnische Exiltruppen standen gegen Deutschland, die Luftschlacht um England konnte die Wehrmacht nun direkt von der gesamten Ärmelkanalküste aus führen, den Seekrieg (Atlantikschlacht) von Häfen in Nordnorwegen über Dänemark bis an den Pyrenäen. Nur Südfrankreich blieb zunächst unbesetzt, in den Westalpen war Italien Mitte Juni noch in den Krieg eingetreten. Der Großteil Frankreichs und Benelux blieb über vier Jahre unter direkter deutscher Kontrolle.

Verlauf der Maginot-Linie
Britische Truppen beim Passieren einer Zugbrücke an der Maginotlinie am Fort de Sainghain nahe der belgischen Grenze

Frankreich in Hitlers strategischem Kalkül

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Adolf Hitlers langfristiges Kriegsziel seit den 1920er-Jahren war die Eroberung von „Lebensraum im Osten". In seiner programmatischen Schrift Mein Kampf hatte er als Bedingung dafür die Ausschaltung Frankreichs zur Rückendeckung für den Feldzug gegen die Sowjetunion gefordert.[8] Diese Zielsetzung verkündete er auch am 28. Februar 1934 in einer Rede in der Reichskanzlei vor Reichswehroffizieren, indem er erklärte, zur Gewinnung neuen Lebensraumes „kurze entscheidende Schläge erst nach Westen, dann nach Osten" zu führen.[9] Hitler blieb aber in der Frage, wo er den Krieg eröffnen wolle, flexibel; so bekannte er in einer Rede vor den Oberbefehlshabern am 23. November 1939: „Ich habe lange gezweifelt, ob ich erst im Osten und dann im Westen losschlagen sollte."[10] Schließlich entschied er sich für den Überfall auf Polen.

Trotz der zielgerichteten Aufrüstung der Wehrmacht durch Hitler ab 1935 setzten sich in der Politik Frankreichs und des Vereinigten Königreichs zunächst die Prinzipien des Appeasement durch. Ihre Vertreter waren bereit, für eine spannungsfreie Koexistenz der großen mitteleuropäischen Staaten auch Revisionen des Vertrages von Versailles zu dulden. Unter diesem Aspekt ist u. a. der deutsch-britische Flottenvertrag, die Duldung der Rheinlandbesetzung und des „Anschlusses" Österreichs sowie das Münchner Abkommen zu sehen. Die vertragswidrige „Zerschlagung der Rest-Tschechei" beendete die Appeasementpolitik. Frankreich und Großbritannien versuchten nun ein Bündnissystem aufzubauen, um eine weitere Expansion des Deutschen Reichs zu verhindern: Am 31. März 1939 wurde die britisch-französische Garantieerklärung für Polen abgegeben, eine ähnliche Erklärung für Rumänien und Griechenland folgte am 13. April 1939.[11] Mit der Türkei [12] und der Sowjetunion wurde über Beistandsverträge verhandelt. Dabei war die britische Regierung die treibende Kraft.[13] Mit dem Abschluss des deutsch-sowjetischen Nichtangriffspakts im August 1939 wurde deutlich, dass diese Eindämmungsversuche erfolglos waren.

Hitler hatte die Zugeständnisse der Westmächte als Schwäche von Staaten rezipiert, die – wenn nicht selbst angegriffen – auch in Zukunft eine militärische Konfrontation mit Deutschland scheuen würden. Diese zuletzt nur mehr mit Außenminister Joachim von Ribbentrop geteilte Beurteilung führte dazu, dass Hitler bis zum britischen Ultimatum vom 3. September 1939 überzeugt war, dass es wegen Polen zu keiner militärischen Konfrontation mit den Westmächten kommen würde.[14] Nachdem Polen geschlagen war, konnte sich Hitler der Ausschaltung Frankreichs zuwenden.

Taktische Grundlagen

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Das operative Nachkriegsdenken Frankreichs wurde geprägt von Marschall Philippe Pétain, dem Generalinspekteur der französischen Armee. Angesichts der horrenden Verluste, die Frankreich bei seinen Offensivoperationen im Ersten Weltkrieg erlitten hatte und gestützt auf persönliche Abwehrerfolge („Held von Verdun") räumte er der Verteidigung Priorität ein und forcierte den Ausbau eines starken Verteidigungswalls, der Maginot-Linie. Zur Rolle der Panzerwaffe enthalten seine Grundsatzweisungen von 1921 nur den Satz: „Panzer unterstützen das Vorgehen der Infanterie durch Niederkämpfen von Feldbefestigungen und von hartnäckigem Widerstand der Infanterie."[15] Der junge Panzeroffizier Charles de Gaulle schlug hingegen in seinem Buch Vers l’Armée de Métier vor, als Kern der Landstreitkräfte hochmobile, gepanzerte Großverbände aus Berufssoldaten zu rekrutieren, die die Entscheidung im Angriff suchen. Mit diesen Ideen konnte er sich allerdings erst nach Hitlers Sieg in Polen durchsetzen; bis zum Beginn des Westfeldzuges kam es zu keiner wesentlichen Umsetzung der neuen Strategie.

Unter dem Eindruck von Hitlers Rheinlandbesetzung und der Inaktivität Frankreichs erklärte Belgien am 14. Oktober 1936 seine Neutralität. Der Beistandspakt mit den Westmächten wurde durch die grobe Geheimabsprache ersetzt, im Falle einer deutschen Invasion in der „Dyle-Breda-Stellung" gemeinsam Widerstand zu leisten. Diese Linie verlief entlang der belgischen Maas bis Namur, dann über die sogenannte „Lücke von Gembloux" nach Wavre und von dort entlang der Dyle über Antwerpen und Breda bis Moerdijk mit Anschluss an die so genannte Festung Holland.

Im Deutschen Reich wurde die Taktik von Generaloberst Hans von Seeckt bestimmt, der ab 1920 die Reichswehr führte. Er war überzeugt, die Kriege der Zukunft würden von gut ausgebildeten, hochmobilen und von Fliegern unterstützten Heeren gewonnen werden. Da man Deutschland ein solches Heer in Versailles verwehrt hatte (Verbot von Panzer- und Luftfahrzeugen, Beschränkung auf 100.000 Mann Berufssoldaten), wollte er zumindest die Voraussetzungen dafür schaffen. Zur Sicherstellung einer raschen Expansion durch Truppenvermehrung nach dem Wegfall der Restriktionen erhielt die Masse der Reichswehrsoldaten eine weit über ihre aktuelle Funktion hinausgehende Ausbildung als Führungskräfte oder Spezialisten. Bezüglich der Entwicklung moderner Waffensysteme wurde die Kooperation mit dem Ausland angestrebt. Bedeutsam war vor allem die von 1922 bis 1933 laufende deutsch-sowjetische Zusammenarbeit (Panzer, Kampfflugzeuge, Giftgas). Die Restriktionen fielen am 17. März 1935; die Aufstellung deutscher Offensivstreitkräfte begann. Ihre Taktik: Panzerkräfte erzwingen gemeinsam mit der Infanterie und mit Luftwaffenunterstützung den Durchbruch und stoßen dann rasch in die Tiefe des Gefechtsfelds vor. Die (motorisierte) Infanterie folgt, schaltet Widerstandsnester aus und sichert die Flanken des Vormarsches mit Hilfe von Panzerabwehrkanonen ab.

Hauptartikel: Sitzkrieg
November 1939: Angehörige des britischen Expeditionskorps und der französischen Luftstreitkräfte vor einem Verschlag mit der Bezeichnung „No. 10 Downing Street" (die Adresse des britischen First Lord of the Treasury)

Zwei Tage nach dem deutschen Angriff auf Polen am 1. September 1939 erklärten Frankreich und das Vereinigte Königreich dem Deutschen Reich den Krieg; eine ernsthafte Offensive zur Entlastung der unter schwerem Druck stehenden Polen fand allerdings weder auf dem Boden noch in der Luft statt. Frankreich beschränkte sich auf ein Vorrücken bis einige Kilometer vor den Westwall („Saar-Offensive") und es begann die Verlegung von Truppen des britischen Expeditionskorps (BEF) nach Nordfrankreich. Von der Royal Air Force (RAF) geplante Angriffe auf Ziele in Deutschland wurden von den Franzosen mit dem Hinweis auf mögliche Gegenangriffe untersagt. Nach der militärischen Niederlage Polens nahm der französische Oberbefehlshaber Maurice Gamelin seine Truppen bis Mitte Oktober 1939 wieder an die Maginot-Linie zurück.[16] Die träge und widersprüchliche Reaktion Gamelins wird auf seine Neurosyphilis-Erkrankung zurückgeführt.[17]

Die folgenden Monate wurden als die Zeit des Sitzkrieges (französisch la drôle de guerre; englisch Phoney War) bezeichnet, da sich die Aktivitäten auf beiden Seiten auf die Aufklärung beschränkten. Im politisch tief gespaltenen Frankreich nahm die Ablehnung des Kriegs weiter zu. Einen wesentlichen Anteil daran hatte die politische Kehrtwendung der Sowjetunion. Josef Stalin am 8. September 1939 vor Wjatscheslaw Molotow, Andrei Schdanow und Georgi Dimitroff:[18]

„Der Krieg wird zwischen zwei Gruppen kapitalistischer Staaten geführt – (arme und reiche im Hinblick auf Kolonien, Rohstoffe usw.) um die Neuaufteilung der Welt, um die Weltherrschaft! Wir haben nichts dagegen, daß sie kräftig aufeinander einschlagen und sich schwächen. Nicht schlecht, wenn Deutschland die Lage der reichsten kapitalistischen Länder (vor allem Englands) ins Wanken brächte. Hitler selber zerrüttet und untergräbt, ohne es zu verstehen und zu wollen, das kapitalistische System. [...] Die Kommunisten der kapitalistischen Länder müssen entschieden gegen ihre Regierungen, gegen den Krieg auftreten."

Die Kommunistische Partei Frankreichs (PCF) erhielt daraufhin über die Komintern die Weisung, das Volksfront-Bündnis mit den Sozialisten zu lösen und die Kriegsanstrengungen des Landes zu sabotieren. Angebliche Sabotageakte in der französischen Rüstungsindustrie[19] dienten als Vorwand, die PCF bis zum 26. September 1939 in ganz Frankreich zu verbieten. Der tatsächliche Umfang der Sabotage der französischen Verteidigungsbemühungen wird als extrem gering eingeschätzt.[20] Eine kommunistische Organisation innerhalb der Armee existierte nicht, ebenso wenig wie organisierte Sabotageaktionen.[21] Tatsächlich ist nur ein Fall beim Flugzeughersteller Farman bekannt, in dem Anfang 1940 Kommunisten auf eigene Faust Sabotage verübten. Die Regierung machte die kommunistische Propaganda für die Verschlechterung der Moral und den mangelnden Kriegsenthusiasmus verantwortlich, obwohl diese weder Defätismus verbreitete noch ihre Mitglieder zur Desertion oder zur Verbrüderung mit dem Feind anhielt.[22]

Die alliierte Strategie wurde von den Franzosen bestimmt. Diese planten, vor dem Frühsommer 1941 keine grenzüberschreitenden Operationen vorzunehmen. Deutsche Angriffe sollten an der von der Grenze zur Schweiz bis Sedan reichenden Maginotlinie abgewehrt werden, in der die Heeresgruppen 2 (Prételat) und 3 (Besson) eingesetzt waren. Einen Angriff über Belgien wollte man in der Dyle-Breda-Stellung zum Stehen bringen. In ihr sollte die Heeresgruppe 1 (Billotte) gemeinsam mit dem britischen Expeditionskorps (9 Divisionen) sowie Teilen der belgischen und niederländischen Armee zum Einsatz kommen.

Kommandostruktur: Oberbefehlshaber Gamelin hatte am 6. Januar 1940 die Verantwortung über die Nordostfront (Heeresgruppen 1–3) an seinen Stellvertreter General Alphonse Georges überantwortet; die Koordinierung des Einsatzes der französischen Heeresgruppe 1, des britischen Expeditionskorps und der belgischen sowie niederländischen Streitkräfte wurde nach der Invasion Belgiens an General Billotte übertragen.

Belgien und Niederlande

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Die Belgier verfügten mit Lüttich, Antwerpen und Namur über drei befestigte Plätze; die Masse des Heeres (20 Divisionen) sollte jedoch in den Grenzstellungen zu Deutschland, Luxemburg und den Niederlanden sowie in der Tiefe am Albert-Kanal eingesetzt werden. Mit dem Ausbau einer dritten Verteidigungslinie, der K.-W.-Stellung (Koningshooikt-Wavre-Stellung), von den Alliierten als Dyle-Breda-Stellung bezeichnet, wurde erst im August 1939 begonnen.

In den Niederlanden hoffte man, wie im Ersten Weltkrieg den Neutralitätsstatus wahren zu können, und war daher nicht bereit, Verteidigungsabsprachen zu treffen. Die eigene Verteidigung plante man entlang Maas und IJssel; als zweite Linie waren die Peel-Raam- und die Grebbe-Stellung vorgesehen. Die „Festung Holland" (Bereich Amsterdam, Rotterdam, Den Haag) sollte an der „Neuen-Wasserlinie" auf der Höhe von Utrecht verteidigt werden. Der Ausbauzustand dieser Linien war im Vergleich zu jenen der Belgier gering; auch der Ausbildungsstand der niederländischen Truppen war schlechter als der der Belgier.[23]

Das neutrale und unbewaffnete Luxemburg verfügte nur über ein kleines Freiwilligenkorps von 461 Mann, so dass eine bewaffnete Gegenwehr nicht denkbar war. Entlang der Grenze zu Deutschland wurde die Schusterlinie errichtet. Sie wurde nach dem Baukonduktor Schuster benannt und sollte mit Stahlpforten und Betonblöcken ein Vordringen deutscher Truppen behindern.[24]

Verschiedene Entwürfe für den Westfeldzug

Als Hitler am 27. September 1939 seinen Entschluss bekanntgab, unverzüglich nach Ende des Überfalls auf Polen die Westmächte anzugreifen, löste dies in der Generalität angesichts des Stärkeverhältnisses „größtes Entsetzen" aus.[25] Nachdem Hitler alle Gegenargumente verworfen hatte, liefen die Planungen an. In den ersten drei Operationsentwürfen lag der Schwerpunkt im Norden (Heeresgruppe B). Als Gegenvorschlag präsentierte der damalige Generalstabschef der Heeresgruppe A, Generalleutnant Erich von Manstein, seinen gemeinsam mit General der Panzertruppe Heinz Guderian entwickelten Sichelschnittplan, der einen Überraschungsstoß der Heeresgruppe A durch die Ardennen vorsah. Dieser Plan fand bei Generalstabschef Franz Halder wegen des panzerungünstigen Schlüsselgeländes in den Ardennen keine Gegenliebe. Er versetzte den unbequemen Manstein Ende Januar 1940 auf eine eher unbedeutende Position als Kommandierender General des neugebildeten XXXVIII. Armeekorps in Mecklenburg und Pommern.

Hitlers Entschluss zum Angriff im Westen wurde definitiv, als ein positives Echo auf seine „Friedensrede" vom 6. Oktober ausblieb.[26] Schon am 9. Oktober, als die Wirkung seiner Rede sich noch nicht abzeichnete, hatte Hitler eine Denkschrift zum Thema Notwendigkeit des sofortigen Angriffs fertiggestellt und die Weisung Nr. 6 für die Kriegführung (geheime Kommandosache, OKW Nr. 172/39) erlassen.[27] Kurz darauf nannte er die Zeit zwischen dem 15. und 20. November als Angriffstermin. Am 23. November 1939 teilte er der Generalität in einer Ansprache seinen „unabänderlichen Entschluss" mit, England und Frankreich „zum günstigsten und schnellsten Zeitpunkt anzugreifen".[28]

Alte und neue Pläne

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Hauptartikel: Mechelen-Zwischenfall
Messerschmitt Bf 108

Am 10. Januar 1940 wurde der gesamte bisherige Plan jedoch durch einen bizarren Vorfall zu Makulatur, als der Luftwaffenoffizier Major Helmut Reinberger mit brisanten Akten auf der Reise zu einer in Köln angesetzten Stabsbesprechung in Münster aufgehalten wurde. Er entschloss sich, das Angebot anzunehmen, in einer Kuriermaschine der Luftwaffe mitzufliegen, um sich die lange Fahrt mit dem Nachtschnellzug zu sparen. Er verstieß damit gegen einen eindeutigen Befehl des Luftwaffe-Oberbefehlshabers Hermann Göring, Verschlusssachen nicht auf dem Luftweg zu überbringen. Seine Aktentasche enthielt den streng geheimen Plan für einen wichtigen Teil des deutschen Einfalls in Frankreich und die Niederlande.

Bald nach dem Start der Messerschmitt Bf 108 vom Flugplatz Münster-Loddenheide verdichteten sich dünne Nebelschleier zu einer geschlossenen Wolkendecke. Durch starken Ostwind driftete die Me 108 um etwa 30 Grad ab. Der Pilot, Major Erich Hoenmanns, bemerkte nicht, dass er den Rhein überflog, bei Sichtflug eine Orientierungslinie. Hoenmanns sichtete schließlich einen Fluss und erkannte, dass es nicht der Rhein war (es war die Maas). In der feuchten, eiskalten Luft vereisten die Tragflächen und der Motor setzte aus. Hoenmanns fand gerade noch rechtzeitig ein kleines Feld, auf dem sie notlandeten. Beide blieben unverletzt. Von einem herbeigeeilten Landarbeiter erfuhren sie, dass sie bei Vucht in Belgien (heute: Maasmechelen), 80 Kilometer westlich von Köln, gelandet waren.

Reinberger wollte die Papiere sofort verbrennen. Weil keiner der beiden Zündhölzer bei sich hatte, liehen sie sich ein Feuerzeug von dem Landarbeiter. Als es Reinberger gerade gelungen war, die Papiere trotz des starken Windes in Brand zu setzen, trafen zwei belgische Beamte ein und löschten die Flammen.

Am gleichen Abend lagen die lesbaren Dokumente dem belgischen Generalstab vor, der sofort die Mobilmachung der belgischen Streitkräfte anordnete. Die Belgier übermittelten auch den französischen und britischen Armeen in Nordfrankreich eine Zusammenfassung des Inhalts der bei Reinberger gefundenen Unterlagen. Aus diesem Operationsplan ging hervor, dass das deutsche Heer in einer Umfassungsbewegung durch Belgien nach Frankreich hinein vorstoßen sollte – ähnlich dem Schlieffen-Plan.

Hitler machte Göring heftige Vorwürfe und befahl, den Kurier bei seiner Rückkehr erschießen zu lassen, wozu es nie kam, weil Reinberger und Hönmanns den ganzen Krieg in einem kanadischen Kriegsgefangenenlager waren. Hitler entließ am 12. Januar 1940 Hellmuth Felmy, Oberbefehlshaber der Luftflotte 2, aus der Wehrmacht. Der Mechelen-Zwischenfall führte zu der sehr wichtigen Entscheidung, einen neuen deutschen Angriffsplan auszuarbeiten.

Dies tat Erich von Manstein; er arbeitete einen später als Sichelschnittplan bezeichneten Plan aus und legte ihn Hitler am 17. Februar 1940 vor. Der deutsche Angriffsschwerpunkt sollte in den Ardennen liegen, einem als undurchdringlich geltenden, bewaldeten Bergland im Grenzgebiet zwischen Belgien, Frankreich und Luxemburg: durch die unerwartete Angriffsrichtung hätten die Deutschen den Vorteil des Überraschungsmoments und würden den am schwächsten verteidigten Abschnitt der französischen Grenze angreifen. Die deutschen Panzer sollten die französischen Stellungen bei Sedan durchstoßen (was ihnen später tatsächlich erstaunlich schnell gelang), einen Keil bis zum Ärmelkanal vortreiben und die anglo-französischen Armeen aufspalten. Die luftüberlegene deutsche Luftwaffe sollte die Panzer- und Fahrzeugkolonnen bei ihrem Marsch über die engen Ardennenstraßen schützen und dann einen Bombenteppich vor die Panzer legen, wenn sie nach Frankreich vorstießen. Das Vorhaben war sehr riskant, weil die Flanken der deutschen Truppen zunächst weitgehend ungeschützt sein würden, so dass sie selbst Gefahr liefen, eingekesselt zu werden.

Besetzung Dänemarks und Norwegens

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Hauptartikel: Unternehmen Weserübung

Dänemark und Norwegen waren im Ersten Weltkrieg neutral geblieben. Den Vorschlägen des deutschen Oberkommandos der Marine (OKM) bezüglich einer Besetzung dieser beiden Länder folgend, gab Hitler am 14. Dezember „grünes Licht" für die Planungen. Das Hauptziel war die Sicherstellung der kriegswichtigen schwedischen Eisenerzlieferungen. Nach der Invasion Finnlands durch Truppen der Sowjetunion (30. November 1939) entwickelten auch die Briten und Franzosen Pläne, sich in diesem Bereich zu engagieren. Neben der Eröffnung eines Landwegs zur Unterstützung der Finnen wollte man auch die schwedischen Erzlieferungen an Deutschland über Narvik unterbinden. Nach der finnischen Kapitulation und dem finnisch-sowjetischen Friedensvertrag vom 12. März 1940 wurde beschlossen, Anfang April auch nur des Erzes wegen Truppen nach Norwegen zu entsenden. Weitgehend zeitgleich startete die Wehrmacht am 9. April 1940 das Unternehmen Weserübung. Die Royal Navy fügte den mit Masse auf dem Seeweg vorgehenden Invasionstruppen erhebliche Verluste zu. Sie konnte jedoch keine der Anlandungen verhindern und musste sich nach Luftangriffen aus dem Küstenbereich absetzen. Die ab 15. April in Narvik und Mittelnorwegen anlandenden britischen Bodentruppen blieben isoliert und mussten nach einigen Wochen evakuiert werden.

In Frankreich wie in Großbritannien löste die Invasion Norwegens Regierungskrisen aus. In Frankreich wurde Paul Reynaud Ministerpräsident, Édouard Daladier übernahm das Heeresressort. Auch der britische Premierminister Arthur Neville Chamberlain musste wegen der Durchführung des Norwegen-Unternehmens schwere Vorwürfe hinnehmen. Obwohl er die Vertrauensabstimmung – wenn auch knapp – gewann, trat er zurück. Sein Nachfolger wurde am 10. Mai 1940 Winston Churchill, der eine Allparteienregierung bildete.

Vergleich der Streitkräfte

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Britisches Artilleriegeschütz während der Inspektion durch den französischen General Alphonse Georges auf dem Marktplatz der nordfranzösischen Stadt Béthune am 23. April 1940

Landstreitkräfte

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Gesamtstärke (Nordostfront)

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Frankreich
drei Panzerdivisionen (eine vierte Division in Aufstellung), drei leichte mechanisierte Divisionen (eine vierte Division in Aufstellung NAf.), fünf leichte Kavalleriedivisionen, eine Kavallerie brigade, drei Spahibrigaden, Infanterie: sieben motorisierte-, eine Gebirgs-, eine leichte-, 64 Feld- (davon 14 Kolonialdivisionen) und zwölf Festungs-Divisionen mit Festungstruppen.
Vereinigtes Königreich und Kanada
elf vollmotorisierte Infanteriedivisionen, davon eine Division im Bereich der Maginotlinie. Eine Panzerbrigade, Maginotlinie (später auch eine Panzerdivision und eine weitere Infanteriedivision, mit einem kanadischen Regiment).
Belgien
18 Infanteriedivisionen, zwei Jägerdivisionen, zwei Kavalleriedivisionen und eine mechanisierte Kavalleriebrigade.
Niederlande
acht Infanteriedivisionen, eine leichte Division, eine Grenz-Division und mehrere unabhängige Brigaden und Regimenter. Mobilität gering. Panzerkräfte minimal.
Polen
eine Infanteriedivision (drei weitere in Aufstellung) und eine mechanisierte Kavalleriebrigade in die französische Armee integriert.
Deutsches Reich
117 Infanterie-Divisionen (davon 41 Heeresreserve), davon eine Gebirgsjäger-, eine Jäger-, eine Luftlande- und eine Fallschirmjäger-Division, sechs motorisierte Divisionen (davon zwei Waffen-SS), eine mot. Schützen-Brigade, ein mot. Schützen-Regiment („Großdeutschland"), zwei mot. Waffen-SS-Regimenter, zehn Panzer-Divisionen und eine Kavallerie-Division. Zur Organisation der Kräfte siehe Schematische Kriegsgliederung der Wehrmacht für den Westfeldzug.
Alliierte Panzer
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Außer Gefecht gesetzter britischer Cruiser-Panzer, 30. Mai 1940
Alliierte Panzer
Typ Hauptbewaffnung Panzerung (max.) Anzahl
Vereinigtes Königreich
Mark II Matilda 40 mm 80 mm ca. 160
Cruiser Mark IIA 40 mm 30 mm ca. 240
Cruiser Mark IIIA 40 mm 14 mm ca. 240
Frankreich
Renault FT 37 mm 30 mm 278
AMR 35
AMC 35
25/47 mm 40 mm 450
FCM 36 37 mm 40 mm 100
Renault R-35 37 mm 45 mm 900
Hotchkiss H-39 37 mm 45 mm 770
Char D1/D2 47 mm 40 mm 145
Somua S-35 47 mm 55 mm 300
Char B1 bis 47 mm + 75 mm 60 mm 274
Belgien
T13/T15 47 mm 60 mm 270
Niederlande
Landverk 40
Summe ca. 4200

Mit dem starken Renault Char B1 (1935) und dem schnellen Somua S-35 (1936) verfügten die Franzosen über Panzer, die in Bewaffnung und Panzerstärke überzeugen konnten. Aufgrund ihrer Grundkonzeption (der Char B1 als Infanteriebegleiter) waren sie jedoch für einen Bewegungskrieg nur beschränkt tauglich. Nachteile:

  • Der Char B1 hatte zu kleine Treibstoffbehälter: häufige Tankpausen.
  • Einmanntürme: Der Panzerkommandant musste auch als Lade- und Richtschütze agieren, wodurch der Gesamtüberblick verloren ging.
  • Funkgerätemangel beim S 35: Nur die Fahrzeuge vom Kompaniekommandanten aufwärts waren mit Funkgeräten ausgestattet. Fazit: Kommunikation innerhalb der Einheiten und mit Unterstützungswaffen blieb stark eingeschränkt.

Mit Blick auf die Art der Wiederbewaffnung des Deutschen Reichs wurde im September 1936 ein Mechanisierungsprogramm beschlossen. Ein Ziel: Aufstellung von drei leichten mechanisierten Divisionen (D.L.M.) und zwei Panzerdivisionen (D.C.R.). Zu Kriegsbeginn wurde das Programm erweitert. Die mobilen Kräfte sollten auf zwanzig mechanisierte Divisionen aufgestockt den Kern einer neuen offensiven Kriegsdoktrin bilden, auf deren Basis die Alliierten im Sommer 1941 zur Offensive gegen das Deutsche Reich antreten wollten. Im Mai 1940 war jedoch die Mehrzahl der Panzerfahrzeuge weiterhin bei der Infanterie eingesetzt und das langsame, systematische Vorgehen ohne klare Schwerpunktbildung weiterhin das Charakteristikum französischer Panzerangriffe.

Unterstützungswaffen: Die Artillerie war sehr stark, aber ebenso wie die schwache Fliegerabwehr weder von der Taktik noch von den Zugmitteln her auf einen Bewegungskrieg vorbereitet. Die französische Panzerabwehr hatte mit der Panzerabwehrkanone Canon antichar de 47 mm modèle 1937 eine moderne Waffe, die aber durch die Pferdebespannung zu unbeweglich war. Panzerminen waren ausreichend vorhanden; die Verlegung wurde aufgrund der Gefährdung eigener Truppen bzw. der Zivilbevölkerung immer wieder hinausgezögert und fand schließlich aus Zeitgründen fast nicht mehr statt.

Deutsche Panzer
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Die Überlegenheit der deutschen Panzerwaffe im Westfeldzug 1940 beruhte auf der Tatsache, dass die Kommandeure bereits in der Reichswehr intensiv in der Führung und Durchführung rascher, gut koordinierter Bewegungen auf dem Gefechtsfeld geschult worden waren und teilweise Kampferfahrung aus dem Überfall auf Polen hatten. Die Kommandeure bis hinauf zur Division führten ihre Verbände grundsätzlich von vorgeschobenen, mobilen Gefechtsständen aus und konnten daher auf Lageänderungen schnell reagieren. Unter anderem standen zu Beginn der Offensive 14 Exemplare des Panzerbefehlswagen 35 (t) und 64 unbewaffnete Panzerbefehlswagen III zur Verfügung.

Deutsche Panzer (Stand: 10. Juni 1940)
Typ Hauptbewaffnung Panzerung (max.) Anzahl
Panzer I 7,92-mm-MG 13 mm 523
Panzer II 20 mm 14,5 mm 955
Panzer III 37 mm 30 mm 398
Panzer IV 75 mm kurz 30 mm 280
Panzer 35 (t) 37 mm 25 mm 118
Panzer 38(t) 37 mm 25 mm 228
Summe: 2502

Deutlich besser als bei den Alliierten war die Zusammenarbeit mit der motorisierten Begleitinfanterie, der Fliegerabwehr, der Artillerie und der Luftwaffe (siehe auch Gefecht der verbundenen Waffen). Zudem konnte man sich auf gut eingespielte Instandsetzungs- und Nachschubtruppen stützen. Diese Vorteile glichen die teilweise eklatante Unterlegenheit im Bereich Panzerung und Feuerkraft aus, die man – meist erfolgreich – durch Einsatz von Unterstützungswaffen, Umgehung von Widerstandskernen und Nutzung des Überraschungseffekts zu kompensieren versuchte.

Luftstreitkräfte

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Fairey Battles der RAF und Curtiss P-36 der französischen Armée de l’air im Formationsflug, Februar 1940

Armée de l’air

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Die Armée de l’air verfügte zu Beginn des Westfeldzugs über 2400[29] Jagdflugzeuge, 1160 Bomber und 1464 Aufklärer, damit über 5000 Flugzeuge. Darunter befanden sich etwa 1000 Jagdeinsitzer moderner Bauart (Dewoitine D.520: 351 bis zur Kapitulation produziert, Curtiss P-36 amerikanischer Produktion: etwa 290, Bloch MB.152: etwa 500). Hinzu kamen noch etwa 1000 Stück Morane-Saulnier MS.406. Dieses Jagdflugzeug war zwar frisch entwickelt, aber untermotorisiert (860 PS). Dennoch errang die MS.406 einen großen Teil der französischen Luftsiege. Ihr Gegner, die Messerschmitt Bf 109 E, hatte einen Daimler-Benz-Motor (DB 601 A-1) mit einer Startleistung von etwa 990 PS (also 15 % mehr).

Im Bereich der Bomber hatte die Ausrüstung mit modernen Kampfflugzeugen der Typen LeO 451, Amiot 351 / 354, Douglas DB-7 (später von den Briten als „Boston" bezeichnet), Glenn-Martin 167, Bloch MB.174 und Breguet 691/693 erst vor kurzer Zeit begonnen. Dennoch erhielten die französischen Bomberstaffeln bis zur Kapitulation am 22. Juni 1940 insgesamt knapp 800 moderne Bomber (rund 370 LeO 451, etwa 200 Breguet 691/693, etwa 80 Glenn-Martin 167, etwa 70 Amiot 351 / 354, etwa 70 Douglas DB-7, 25 Bloch MB.174).

Nur die Französische Marine hatte Sturzkampfbomber: zwei Staffeln Loire-Nieuport LN.401/402 und zwei Staffeln Vought V-156, insgesamt etwa 50 Stück.

Zum Beginn des Westfeldzuges am 10. Mai 1940 waren nur etwa 25 % der verfügbaren Ressourcen der Armée de l’air an der Westfront im Einsatz. Der Anteil der in Nordfrankreich stationierten britischen Jagdflugzeuge war mit 30 % (der Gesamtzahl an Jägern in Frankreich) größer als der Anteil der französischen (25 %).[30]

Als eine deutsch-französische Kontrollkommission nach dem Waffenstillstand allein im unbesetzten Frankreich 4268 einsatzbereite Flugzeuge vorfand,[31] zu denen noch 1800 Flugzeuge in Nordafrika zu zählen waren, erhob sich die Frage, warum so wenige Flugzeuge im Fronteinsatz gewesen waren. Man führte dies auf die Teilmobilisierung der Armée de l’air zurück, die sich auf eine längere Kriegsdauer eingestellt hatte. Auch die Koordination der Kampfführung zwischen der traditionell selbständigen Luftwaffe und den Kampftruppen erwies sich als völlig unzureichend.[32]

Das Fernmeldewesen der französischen Armee im Allgemeinen und speziell der Armée de l’Air war unzureichend.[33]

Die französische Luftabwehr basierte im Wesentlichen noch immer auf den gleichen Mitteln und den gleichen Frühwarnsystemen wie im Ersten Weltkrieg. Das auf dem unzureichenden französischen Telefonnetz basierende Meldesystem war ineffektiv und langsam. Die in Nordfrankreich errichtete britische Radarkette erwies sich über Land als unausgereift und wenig nützlich.[34]

Royal Air Force

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Die Royal Air Force (RAF) war in Jagdwaffe (Fighter Command), Bomber (Bomber Command) und Marineflieger (Coastal Command) gegliedert. Anfang 1940 wurde das Kommando der British Air Forces in France unter Air Marshal Arthur Barratt gebildet. Zu Beginn des Westfeldzugs waren auf dem Kontinent 456 Maschinen (262 Jäger, 135 Bomber, und 60 Aufklärer) eingesetzt.[35] Die Jagdverbände waren teilweise noch mit dem Doppeldecker Gloster Gladiator und mehrheitlich mit der modernen Hawker Hurricane ausgestattet. Die Briten lehnten ab dem 15. Mai jede zusätzliche Entsendung von Jagdflugzeugen ab, um die Luftverteidigung der Insel, die bereits unter den von Hugh Dowding geforderten 52 Staffeln lag,[36] nicht weiter zu schwächen. In der Schlussphase griffen in Südengland stationierte Verbände in den Kampf ein, die teilweise mit der Spitfire ausgestattet waren, deren Kampfkraft der Messerschmitt Bf 109 zumindest ebenbürtig war.

Als Schlachtflugzeug setzte die RAF im Rahmen der Advanced Air Striking Force die veraltete einmotorige Fairey Battle ein; sie musste nach schweren Verlusten abgezogen werden. Mit der Vickers Wellington und der Handley Page Hampden verfügte das Bomber Command über moderne Bomber zur taktischen Luftunterstützung.

Luftstreitkräfte der Benelux-Staaten

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Eine niederländische Fokker G.I im Flug

Die niederländische Koninklijke Luchtmacht verfügte im Mai 1940 in den Niederlanden über rund 140 Flugzeuge, von denen rund 90 als einigermaßen modern angesehen werden konnten. Die Jagdverbände setzten sich aus 36 einmotorigen Fokker D.XXI (Tiefdecker mit noch starrem Fahrwerk) und 27 zweimotorigen Fokker G.I zusammen. Die Bomberstreitmacht wurde im Wesentlichen von 16 mittleren Bombern Fokker T.V repräsentiert, von denen allerdings nur neun flugtauglich waren. Aus den Vereinigten Staaten von Amerika waren zudem 18 leichte Bomber Douglas DB-8A geliefert worden, die aber nicht zum Einsatz gelangten. Der Rest der Luftstreitkräfte setzte sich aus älteren Beobachtungsflugzeugen verschiedener Typen zusammen.

Nur wenig mehr konnten die Luftstreitkräfte Belgiens aufbieten. Das Gros ihrer Ausrüstung bestand aus 154 veralteten leichten Aufklärungsbombern vom Typ Fairey Fox. Sie verfügten aber auch über 20 Jäger Hawker Hurricane Mk.I, 22 Jäger Gloster Gladiator und 27 italienische Jäger Fiat CR.42. Die einzigen einigermaßen modernen Bomber waren 16 einmotorige Fairey Battle. Dazu kamen noch etwa 100 Beobachtungs- und Trainingsflugzeuge diverser Typen. Die in den USA bestellten Jäger vom Typ Brewster B-339 (40 Stück) und Bomber vom Typ Douglas DB-7 (16 Stück) konnten vor dem Mai 1940 nicht rechtzeitig geliefert werden.

Luxemburg verfügte über keinerlei Luftstreitkräfte.

Insgesamt verfügten die Niederlande und Belgien also über etwa 130 Jäger und 40 Bomber, die in Bezug auf ihre Modernität mit britischen, französischen und deutschen Mustern vergleichbar, insgesamt aber relativ veraltet waren.

In Frankreich zwischen 12. und 14. Mai 1940 abgeschossene Junkers Ju 88 wird durch Bergungsmannschaft demontiert

Zu Kriegsbeginn lag das Schwergewicht der deutschen Luftrüstung bei Flugzeugen zur Erringung der Luftüberlegenheit und zur Gefechtsfeldunterstützung hoch mobiler Truppen. Bei den Jagdflugzeugen setzte man auf die im Spanischen Bürgerkrieg im Rahmen der Legion Condor bewährte Messerschmitt Bf 109, die ab 1939 in der Version Bf 109-E ausgeliefert wurde. Der Kampfzerstörer Messerschmitt Bf 110 sollte den Bombern einen Weg durch feindlichen Jagdschutz bahnen und Bomber abschießen. Zur unmittelbaren Gefechtsfeldunterstützung diente der ebenfalls in Spanien erprobte Doppeldecker Henschel Hs 123, der sowohl als Schlachtflieger wie auch als Sturzkampfbomber zum Einsatz kam. Noch vor dem Westfeldzug wurde die Hs 123 als Sturzkampfbomber von der leistungsstärkeren Junkers Ju 87 abgelöst. Die Kampfgeschwader waren mit zweimotorigen Bombern der Typen Heinkel He 111, Dornier Do 17 und Junkers Ju 88 ausgestattet. Im Bereich Truppentransport und Versorgung griff die Luftwaffe auf die bewährte Junkers Ju 52 zurück.

Im Bereich der Heeresgruppe B war die Luftflotte 2 unter General Albert Kesselring für die Luftunterstützung verantwortlich. Hier sollte auch das Luftlandekorps unter General Student zum Einsatz kommen, das aus der 7. Flieger-Division (Fallschirmjäger) und der 22. (Luftlande) Infanterie-Division sowie dem II. Flak-Korps unter General Deßloch bestand. Die Luftflotte 3 unter General Hugo Sperrle war der Heeresgruppe A zugeordnet und verfügte über die Fliegerkorps I (Grauert), V (Greim), II (Lörzer), die Verbände des Jagdfliegerführers 3 sowie über ein Flak-Korps.

Für den Westfeldzug standen etwa 900 Jagdflugzeuge Bf 109, etwa 220 Zerstörerflugzeuge Bf 110, etwa 1100 zweimotorige Kampf- und etwa 320 Sturzkampfflugzeuge Ju 87 sowie 45 Schlachtflieger Hs 123 zur Verfügung.

Luftstreitkräfte im Vergleich

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In den späten 1930er-Jahren setzten so gut wie alle Industrienationen überhöhte Erwartungen in die kriegsentscheidende Wirkung eines Luftkrieges. Das traf auch auf das Deutsche Reich zu; man konnte sich aber die Entwicklung einer strategischen Luftflotte aus wirtschaftlichen Gründen nicht leisten. Man konzentrierte sich daher auf die Optimierung der taktischen Luftstreitkräfte, von denen man sich auch operative Auswirkungen versprach. Neben dem Standardjäger Messerschmitt Bf 109 und neuen Sturzkampfflugzeugen wurde der Bau von vergleichsweise leichten, schnellen zweimotorigen Horizontalbombern forciert, die in relativ kurzer Zeit in relativ hohen Stückzahlen hergestellt werden konnten. In der NS-Propaganda wurden diese Flugzeuge als „Blitzbomber" gepriesen, weil sie angeblich die alliierten Abfangjäger an Geschwindigkeit übertrafen. Dies traf zwar auf einzelne Typen zu, nicht aber auf voll beladene, in Formation fliegende Verbände in Angriffshöhe. Auf ausreichende Abwehrbewaffnung musste dabei ebenfalls aus Gewichtsgründen verzichtet werden.

Das Fehlen strategischer Bomber zwang zwar zum Verzicht auf die Führung eines strategischen Luftkriegs, ermöglichte aber kurzfristig die Formierung großer taktischer Verbände. Viele Besatzungen hatten bereits im Spanischen Bürgerkrieg und beim Überfall auf Polen Einsatzerfahrung gesammelt, was unter anderem zur Umstellung des engen Verbandsflugs aus Zeiten des Ersten Weltkriegs auf einen weit gestreckten, den ausgestreckten Fingern einer Hand ähnlichen Schwarm führte, der ab 1941 auch von den Alliierten als „finger four" übernommen wurde.[37] Damit war es möglich, schnelle Jäger ohne die Gefahr der Kollision in größeren Gruppen aus bis zu 40 Maschinen im Kampf zu führen.

Demgegenüber wurde die Modernisierung der Luftstreitkräfte Frankreichs durch die Priorität des Ausbaus der Maginot-Linie sowie durch politische und soziale Spannungen innerhalb des Landes gebremst. So wurde angeblich die Produktion des Jägers Bloch MB.152 durch Sabotage kommunistischer Arbeiter verzögert. Die auf einen Stellungskrieg konzentrierte Verteidigungsdoktrin ließ nach dem gewonnenen Ersten Weltkrieg kein realistisches Bedrohungsbild entstehen; erst die deutlich sichtbare deutsche Luftrüstung ab 1935 führte zu Modernisierungsversuchen, um gegenüber den unterschätzten Deutschen nicht in Rückstand zu geraten. Die Maßnahmen, die unter anderem in der Bestellung von bis zu 3000 Dewoitine D.520 bestanden, liefen 1940 erst an; so war bei der Kapitulation mit 351 Exemplaren erst ein Bruchteil davon technisch einsatzbereit, praktisch fehlte es der breiten Basis der Kampfpiloten an Erfahrung.

Die Royal Air Force betrieb seit 1935 ebenfalls ein Modernisierungsprogramm, das hauptsächlich auf die Verteidigung der Britischen Inseln abgestimmt war. Dabei wurde der Einsatz von Radar mit den damals neuartigen Methoden der Einsatzforschung im Jahr 1940 ermöglicht (siehe Chain Home). Die Operationen der Landstreitkräfte auf dem Kontinent sollten mit visuellen Ortungsmethoden wie zur Zeit des Ersten Weltkrieges erfolgen. Der Einsatz von leichten Bombern zur taktischen Unterstützung der Bodentruppen wurde zwar praktiziert, scheiterte aber an modernen Flugabwehrkanonen und deutscher Luftüberlegenheit, außerdem stand mit der nicht sturzkampffähigen Fairey Battle nur ein für diesen Zweck unzulängliches Flugzeug zur Verfügung. Erst im Laufe des Afrikafeldzugs bis 1943 wurden schlagkräftige taktische Verbände geschaffen, die entscheidend zum Erfolg der Alliierten während der Landung in der Normandie beitrugen.

Obwohl die alliierten Luftstreitkräfte in Summe über etwa 1300 Jagdflugzeuge in Frankreich und den Beneluxländern verfügten,[38] konnten diese Kräfte nie koordiniert gegen die deutsche Luftwaffe eingesetzt werden. Selbst wenn ein Angriffsverband lokalisiert werden konnte, trafen in der Regel maximal 20 bis 24 alliierte Jagdflugzeuge auf etwa 40 deutsche Messerschmitt Bf 109, was einer typischen Jagdgruppe entsprach.[39] Aufgrund der engen Formation der Alliierten behinderten diese sich oft selbst im Kampf, dazu kamen die alliierten Sprachprobleme. Dennoch konnten die alliierten Jagdflugzeuge der deutschen Luftwaffe im Verlauf des Westfeldzugs über 500 Luftsiege abringen, was bei einer längeren Dauer des Feldzugs zu einer Abnutzungssituation zum Nachteil der Luftwaffe geführt hätte. Durch die schnelle Bodenoffensive kam dies aber nicht offen zur Wirkung. Die Siegeseuphorie und die NS-Propaganda lenkten davon ab, dass die Erholungsphase der Luftwaffe bis zur „Luftschlacht um England" zu kurz war.

Noten der deutschen Reichsregierung

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Das deutsche Außenministerium hatte am 9. Mai 1940 eine diplomatische Note erstellt, die den belgischen und niederländischen Botschaftern am Folgetag um 5:45 Uhr übergeben wurde. Darin wurde behauptet, Belgien und die Niederlande hätten „völlig einseitig die Kriegsgegner Deutschlands begünstigt und ihren Absichten Vorschub geleistet". Es werde daher „der Befehl erteilt, die Neutralität dieser Länder mit allen militärischen Machtmitteln des Reiches sicherzustellen." Weiter wurde behauptet, „daß Deutschland nicht die Absicht hat, durch diese Maßnahme die Souveränität des Königreiches Belgien und des Königreiches der Niederlande noch den europäischen noch außereuropäischen Besitzstand dieser Länder jetzt oder in Zukunft anzutasten." Der luxemburgischen Regierung wurde in einer Note mitgeteilt, dass die Reichsregierung sich gezwungen sehe, die von ihr eingeleiteten Operationen „auch auf das luxemburgische Gebiet" zu erstrecken.[40]

Invasion der Niederlande und Dyle-Breda-Plan

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Deutsche Maßnahmen

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Deutsche und alliierte Pläne
10. Mai 1940: Landung deutscher Fallschirmjäger bei Den Haag

In den Morgenstunden des 10. Mai 1940 bezog Hitler das zuvor ausgebaute Führerhauptquartier Felsennest in Bad Münstereifel-Rodert in der Nordeifel. Von dort aus leitete er die erste Phase des Westfeldzuges, den Angriff auf die Niederlande, Belgien, Luxemburg und Nordfrankreich. Wenige Kilometer von Rodert entfernt wurde im Forsthaus Hülloch ein Hauptquartier für das Oberkommando des Heeres unter Generaloberst Walther von Brauchitsch errichtet.

Am 10. Mai 1940 um 5:35 Uhr begann mit dem Angriff der Heeresgruppe B der Fall Gelb. Fallschirmjäger-Einheiten unter General Kurt Student wurden über den Niederlanden und Belgien abgesetzt, um strategisch wichtige Brücken und Flugplätze in der Tiefe des Raumes zu besetzen. Der rasche Zugriff sollte zumindest in den Niederlanden ein Eingreifen der Alliierten unterbinden und die Verteidigungskräfte aufsplittern. Die Inbesitznahme der Ziele gelang fast überall, oft aber nur unter schweren Verlusten. Im Bereich des Regierungssitzes Den Haag auf den Flugplätzen von Ockenburg, Ypenburg und Valkenburg büßten Teile der 22. Infanterie-Division zwei Drittel ihrer Stärke ein und die Flugplätze mussten aufgegeben werden. Auch der Fallschirmeinsatz der 7. Flieger-Division verlief nicht ohne Verluste, jedoch gelang es, die Brücken über das Hollandsch Diep bei Moerdijk, über die Noord bei Dordrecht und die Neue Maas bei Rotterdam unversehrt in Besitz zu nehmen und zu halten. Die Waalbrücke Nijmegen und die Brücke bei Arnheim (die 1944 das Ziel von Operation Market Garden sein sollte) wurden vor dem deutschen Einmarsch gesprengt. In Belgien gelang deutschen Fallschirmjägern am 10./11. Mai mit der Einnahme des belgischen Forts Eben-Emael im Festungsring Lüttich ein wichtiger Sieg. Durch die Eroberung konnten wichtige Brücken über den Albert-Kanal unbeschädigt genommen werden und den Heereskräften der 18. Armee gelang der weitere Vormarsch ohne Verzögerung (Schlacht von Fort Eben-Emael).

Bericht der faschistischen Alpenzeitung über den deutschen Vorstoß, Ausgabe vom 12. Mai 1940

Durch den schnellen Vorstoß der 18. Armee, die bereits am ersten Tag das IJsselmeer erreichte und der 9. Panzer-Division nach Moerdijk, wurden die Niederlande auf dem Landweg abgeschnitten. Da nun die französische 7. Armee (General Henri Giraud) die Niederlande nur mehr auf dem Seeweg unterstützen konnte, beschränkte sich Giraud auf die Verteidigung der Küste der Westerschelde vom Kanal bis Antwerpen.

Zerstörungen in Rotterdam nach dem Bombenangriff

Am 13. Mai 1940 wurde noch immer um Rotterdam, einen der Eckpfeiler der „Festung Holland", gekämpft. Den deutschen Fallschirmjägern stand hier mit den Mariniers (Marinekommandoeinheiten) eine Elitetruppe gegenüber. Als am 14. Mai ein Versuch scheiterte, den niederländischen Stadtkommandanten, Oberst Pieter Scharroo, zur Übergabe der Stadt zu bewegen, befahl der Oberbefehlshaber der 18. Armee, General Georg von Küchler, den Verteidigern von Rotterdam einen um 15:00 Uhr stattfindenden Bombenangriff anzudrohen. Die Verhandlungen mit dem Stadtkommandanten verliefen aufgrund der Weisungen des holländischen Oberkommandierenden Henri Winkelman weiterhin schleppend; man einigte sich gegen 14:00 Uhr darauf, die Waffenruhe bis 18:00 Uhr zu verlängern. Das bereits im Anflug auf Rotterdam befindliche Kampfgeschwader 54 konnte jedoch über Funk nicht mehr erreicht werden und die für diesen Fall vereinbarten Leuchtzeichen zum Abbruch des Angriffs wurden erst von der zweiten Angriffswelle deutscher Bomber erkannt. So warfen 57 von hundert Bombern, in der falschen Annahme, ihr Angriffsbefehl bestehe noch, insgesamt 97 Tonnen Sprengbomben ab. Die Verteidigungsanlagen am Flussufer erlitten kaum Treffer, die Altstadt hingegen wurde zerstört, wobei 814 Zivilpersonen starben.[41] Dieses Ereignis wird – neben der Androhung eines weiteren Angriffs auf das ebenfalls zäh verteidigte Utrecht und der nahezu hoffnungslosen militärischen Gesamtlage – als entscheidend für den Entschluss zur Gesamtkapitulation der niederländischen Streitkräfte im Mutterland gesehen. Sie wurde am 14. Mai um 20:30 Uhr per Rundfunk verkündet.

Alliierte Maßnahmen

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Niederländische Verteidigungslinien 1940

Da die Alliierten den deutschen Angriffsschwerpunkt im Norden Belgiens vermuteten, begannen sie am 10. Mai mit dem für diesen Fall geplanten Vormarsch zur Dyle-Breda-Stellung. Am 12. Mai kam es bei Mons zu einem historischen Treffen, bei dem sich der belgische König Leopold III., der französische Verteidigungsminister Daladier und General Georges darauf einigten, dass General Gaston Billotte die Koordination der Kämpfe in Belgien übernehmen würde. Zu diesem Zeitpunkt hatte die britische Expeditionsarmee (BEF) den Abschnitt zwischen Löwen (25 km östlich von Brüssel) und Wavre (25 km südlich von Löwen) und die französische 1. Armee den Abschnitt von Wavre bis zum Maasknie bei Namur bereits besetzt und mit dem Stellungsausbau begonnen. Die französische 9. Armee hatte ihren linken Flügel bis zur belgischen Maas und bis Namur vorgeschoben. Die französische 7. Armee befand sich im Anmarsch auf Antwerpen.

Das Schlüsselgelände der Dyle-Stellung war das „Trouée de Gembloux", die Gembloux-Lücke, wo sich die Verteidiger auf keine natürlichen Hindernisse abstützen konnten. Um der 1. Armee Zeit für den Stellungsausbau zu verschaffen, wurde in diesem Abschnitt das einem deutschen Panzerkorps vergleichbare „Korps Prioux" (2. und 3. leichte mechanisierte Division) mit ihren mehr als 400 modernen Panzern vorgestaffelt. Prioux konnte am 12. Mai in der Schlacht bei Hannut das Panzerkorps Hoepner, das über Lüttich Richtung Gembloux vorstieß, zunächst stoppen und dessen vorwiegend leichten Panzereinheiten schwere Verluste zufügen. Da Prioux seine Kräfte aber linear und ohne Schwerpunktbildung aufgestellt hatte, gelang Hoepner am 13. Mai durch Schwerpunktbildung und Unterstützung der Luftwaffe dennoch der Durchbruch durch die Widerstandslinie. Seine Truppen stießen auf die Gembloux-Stellung vor und brachen in diese ein.

Hoepners Stoß war ein wichtiger Teil jenes Ablenkungsmanövers, das Liddell Hart mit einem Stierkampf verglich:

„Die Heeresgruppe B im Norden stellte die Capa, also das rote Tuch des Toreros, dar. Sie sollte die alliierten Interventionstruppen reizen, wie ein wütender Stier nach Belgien zu eilen – hinein in die Falle. Denn nun konnten die bei der Heeresgruppe A konzentrierten Panzerdivisionen wie der Degen des Toreros in die entblößte rechte Flanke stoßen."

Am 15. Mai unterzeichnete General Henri Winkelman die Kapitulation der niederländischen Armee. Königin Wilhelmina und ihre Familie hatten zuvor (am 13. Mai) das Land verlassen und waren nach London gereist; sie kündigte eine Fortführung des Widerstandes an.

Die Dyle-Stellung wurde am 16. Mai durchbrochen; einen Tag später wurde Brüssel kampflos besetzt.[42] Die belgische Armee wurde im Raum Brügge eingekesselt und stellte am 28. Mai um 4:00 Uhr morgens das Feuer ein. Leopold III. unterzeichnete die Kapitulation der belgischen Armee und ging mit seinen Soldaten in Kriegsgefangenschaft.[42] [43]

Durch die Ardennen

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Deutsche Maßnahmen

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10.–16. Mai: Eroberung der Niederlande und Angriff durch die Ardennen
Deutsche Panzer I und Panzer II in einem Wald im Mai 1940

Die Erfolgsaussichten des Ardennenstoßes waren eng mit dem Faktor Zeit verbunden. Der Erfolg hing davon ab, dass den belgischen und französischen Kräften keine Zeit verblieb, ihren Einsatz in den Ardennen zu koordinieren, Verstärkungen heranzuführen und die deutschen Flanken zu attackieren. So gab der Führer der Angriffsspitze, General der Panzertruppe Heinz Guderian, bei seinem XIX. Armeekorps (1., 2. und 10. Panzer-Division, Infanterieregiment „Großdeutschland") das Motto aus: „In drei Tagen an die Maas, am vierten Tag über die Maas."[44] In diesen drei Tagen sollte die Angriffsspitze 170 km kurvenreiche Straßen in oft tief eingeschnittenen Tälern bewältigen, wobei neben den luxemburgischen Grenzsperren zwei belgische und eine französische Befestigungslinie zu überwinden waren. Erst dann kam mit der Überwindung der Maas und den starken Befestigungswerken im Bereich Sedan die eigentliche Herausforderung, die Bildung eines Brückenkopfes südlich der Maas.

Die deutsche Marschplanung hielt lediglich einen Tag. Eine vermeintliche Flankenbedrohung zwang zu Umgliederungen; zahlreiche Brücken- und Straßensprengungen hemmten das Marschtempo. Da man der Panzergruppe einen eigenen Gefechtsstreifen verwehrt hatte, zwängten sich immer wieder Infanterieverbände der nachfolgenden Armeen in die Marschkolonnen der Panzergruppe. Dies führte zu einem Kolonnenstau, der zeitweise eine Länge von 250 km aufwies. Trotz dieser Friktionen erreichten die Spitzen Guderians bereits am Abend des 12. Mai, also bereits 57 Stunden nach dem Angriffsbeginn, die Maas bei Sedan.

Alliierte Maßnahmen

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Die Belgier hatten zur Sicherung der Ardennen die Gruppe „K" (1. Ardennenjägerdivision (Chasseurs ardennais), 1. Kavalleriedivision, Pioniereinheiten) eingesetzt. Ihre Aufgabe war es, die zahlreichen vorbereiteten Sperren auszulösen bzw. Brücken zu sprengen und sich nach kurzen Gefechten bei Lüttich hinter die Maas abzusetzen und dort gemeinsam mit den Hauptstreitkräften das belgische „Réduit" zu verteidigen. Es gelang ihnen, bis auf eine einzige Brücke (Bütgenbach bei Malmedy) alle dafür vorgesehenen Brücken zu sprengen.[45] Örtlichen Widerstand belgischer Truppen gab es in Bodange, Martelange, Léglise, Witry, Chabrehez und Bastogne.[46]

Zerstörter französischer Panzer vom Typ Char B1 bei Namur am 14. Mai 1940

Die französische Armee hatte bezüglich der Verteidigung der Ardennen mit den Belgiern keine Detailabsprachen getroffen, was in der verfügbaren Zeit nicht mehr nachzuholen war. Es kam daher zu keiner nennenswerten Zusammenarbeit der Gruppe „K" mit der französischen 5. leichten Kavalleriedivision, der die Überwachung des Vorfeldes der Maasverteidigung übertragen worden war. Die Kavalleriedivision erwies sich trotz des günstigen Geländes als wenig standfest.

Am 12. Mai wurden französische leichte mechanisierte Einheiten zurückgezogen und alle Brücken über die Maas gesprengt – mit Ausnahme bei Mézières, wo französische Festungstruppen beide Seiten der Maas halten sollten. Im Laufe des Tages erreichten Vorausabteilungen der drei deutschen Panzerkorps in einem drei Tage währenden Vorstoß von 120 km die Maas. Ihre Linie reichte von Dinant bis Sedan auf einer Länge von 130 Kilometern. Die französische 7. Armee (General Giraud) kam unter starken Druck durch die deutsche 9. Panzer-Division und „Stukas" und zog sich von Breda und Tilburg auf Antwerpen zurück.

Überschreiten der Maas

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Deutscher Angriff

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Einheiten der 1. Panzer-Division überqueren auf einer Pontonbrücke die Maas.

Der Angriff über die Maas (Schlacht von Sedan 1940) wurde von General Kleist auf den 13. Mai festgelegt. Er wurde mit schweren Bombenangriffen der Luftwaffe eingeleitet. Allein in den letzten 90 Minuten vor dem Beginn der Bodenoffensive (16:00 Uhr) kamen 750 Horizontalbomber und Stukas zum Einsatz. Nach der Verlegung der Lufteinsätze in die Tiefe gelang es der Infanterie und den Sturmpionieren der 1. Panzer-Division rasch, Brückenköpfe über die Maas zu errichten und diese bis zum Einbruch der Dämmerung bis auf die beherrschenden Höhen von Marfée (zwei Kilometer südlich des Flusses) auszudehnen. Die Sturmpioniere der 10. Panzer-Division benötigten hingegen mehrere Ansätze, um am Südufer Fuß zu fassen; der 2. Panzer-Division gelang dies erst im Laufe der Nacht. In den Morgenstunden des 14. Mai rollten die ersten Panzer über die bei Sedan errichtete Pontonbrücke. Auf ihr überquerten an diesem Tag 60.000 Mann sowie 22.000 Fahrzeuge (davon 850 Panzer) die Maas. Neben dem Korps Guderian überschritt an diesem Tag auch das Panzerkorps Reinhardt die Maas, und zwar bei Monthermé. Dem Panzerkorps Hoth war der Übergang 30 km weiter nördlich bereits am 12. Mai gelungen. Am 13. Mai konnte dieser Brückenkopf durch die 7. Panzer-Division (Rommel) beträchtlich ausgeweitet werden.

Reaktionen der Verteidiger

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Da sich die Überzeugung, dass die Ardennen für Panzer unpassierbar seien („Les Ardennes sont impérmeables aux chars!"), bei der französischen Armee zum Dogma entwickelt hatte,[47] hatte der Oberbefehlshaber der territorial zuständigen 2. Armee (General Huntziger) damit gerechnet, dass die Wehrmacht erst drei Wochen nach dem Angriffsbeginn einen ernsthaften Versuch unternehmen könnte, die Maas zu überschreiten. Man maß diesem Frontabschnitt daher eine eher geringe Bedeutung bei und setzte mit der 55. Infanteriedivision (General Henri Jean Lafontaine, 1882–1966) nur eine Division der Kategorie B (Reservisten über 30 Jahre) ein. Auch der unerwartet rasche Vorstoß der Deutschen durch die Ardennen beunruhigte die französische Führung zunächst nicht. Selbst das Luftbombardement konnte die Zuversicht nicht erschüttern, da die starken Befestigungsanlagen dem Bombardement standhielten. Größere Ausfälle gab es lediglich bei der ungeschützten Feldartillerie. Aus diesem Bereich gab es dann jedoch einen falschen Panzeralarm, der zu einer Fluchtbewegung bei Teilen der 55. Infanteriedivision führte. Sie löste die Rückverlegung der Kommandanten der 55. und 71. Infanteriedivision mit der daraus resultierenden Unterbrechung der Verbindungen nach vorne aus, was endgültig zur „Panik von Bulson" führte, von der nicht nur die Masse der 19., sondern auch Teile der benachbarten 71. Infanterie-Division erfasst wurden und die in der Nacht zum 14. Mai die alliierte Maasverteidigung bei Sedan zusammenbrechen ließ.

Noch vor dem Ausbruch dieser Panik hatte man General Lafontaine die Korpsreserve (zwei Infanterieregimenter, zwei Panzerbataillone) mit dem Auftrag unterstellt, unverzüglich den deutschen Brückenkopf zu beseitigen. Lafontaine trat aber nicht unverzüglich, sondern erst 15 Stunden später zum Angriff an, wobei er noch vor den Höhen von Marfée auf deutsche Panzer traf. Das Gefecht wurde nach schweren Verlusten auf beiden Seiten durch deutsche 8,8-cm-Kanonen entschieden.

Am Nachmittag des 14. Mai sollte das verstärkte XXI. Armeekorps (Flavigny) den operativen Gegenschlag führen. Die Chancen der sechs überwiegend mobilen Divisionen, darunter die 3. Panzerdivision, den deutschen Brückenkopf einzudrücken, standen eigentlich ausgezeichnet. Da Guderian mit der Masse seines Korps bereits weitergestoßen war, standen den mehr als 300 Panzern Flavignys zum befohlenen Angriffszeitpunkt lediglich 30 Panzer IV der 10. Panzer-Division und schwache Infanteriekräfte gegenüber. General Jean Flavigny zeigte sich von den Lageschilderungen der geschlagenen Korpsreserve aber so beeindruckt, dass er seine Kräfte auf 20 km Breite auseinanderzog und zur Verteidigung übergehen ließ. Seine Rechtfertigung: „Ich wollte um jeden Preis eine Katastrophe vermeiden!"[48] Nachdem er dies gemeldet und in der Nacht zum 15. Mai nochmals den Befehl erhalten hatte, dennoch sofort anzugreifen, war er den ganzen 15. Mai vergeblich bemüht, seine verstreuten Kräfte wieder zu sammeln. Der Angriff fand nicht statt; Flavignys Divisionen verzettelten sich in Einzelaktionen, in deren Mittelpunkt immer wieder das exponiert gelegene Dorf Stonne stand, das vom 15. bis 17. Mai siebzehnmal den Besitzer wechselte.

Politische Reaktionen der Alliierten

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Nachdem Churchill am Morgen des 15. Mai einen Anruf des französischen Ministerpräsidenten Reynaud erhalten hatte, dass „die Schlacht verloren" sei, flog er am Folgetag nach Paris und traf dort mit Reynaud, Kriegsminister Daladier und Oberbefehlshaber Gamelin zusammen. Nach dem Lagevortrag Gamelins, der die Aussage Reynauds bestätigte, stellte Churchill die Frage nach den operativen Reserven. Sie wurde von Gamelin mit „Aucune" („Keine!") beantwortet. Churchill konnte das kaum glauben und dachte zunächst, der General habe ihn missverstanden. Er stellte die Frage noch einmal auf Französisch.[49] In Paris wurde zur gleichen Zeit die Räumung vorbereitet, Beamte des Außenministeriums verbrannten Akten im Hof des Quai d’Orsay.[50]

Vorstoß zur Kanalküste

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Deutsche Maßnahmen

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16. Mai bis 21. Mai: Vorstoß zur Kanalküste
Deutsche Soldaten in Frankreich auf dem Vormarsch im Sommer 1940

Die Detailplanung des Falles Gelb endete mit der Einnahme von Sedan. Zumindest am 14. Mai waren ausnahmsweise alle vorgesetzten Kommandeure des Generals Kleist der Meinung, eine Konsolidierung des Brückenkopfes habe absolute Priorität. Diese Konsolidierung sollte gemäß Heeresgruppe A die 12. Armee (Generaloberst List) sicherstellen, dem auch die Panzergruppe Kleist unterstellt wurde. Kleist wehrte sich sowohl gegen die Unterstellung als auch gegen die Verwässerung des Sichelschnittplanes, der einen raschen, kompromisslosen Stoß zur Küste vorsah. Nun konnten nurmehr vollendete Tatsachen die Selbständigkeit der Panzergruppe wiederherstellen. Die Panzerkorps kamen diesen Intentionen Kleists auch entgegen. Sie stießen nicht nur mit genehmigter Aufklärung, sondern mit Masse weiter in Richtung Westen vor. So ließ Guderian zum Schutz des Brückenkopfes Sedan lediglich die 10. Panzer-Division und etwas Infanterie zurück und ging mit der 1. und 2. Panzer-Division auf Montcornet vor, wo er am 16. Mai auf das Panzerkorps Reinhard traf, das den Ort bereits am Vortag genommen hatte. Weiter nördlich rieb das Panzerkorps Hoth am 15. Mai die 1. französische Panzerdivision bei Flavion auf; in der Nacht zum 17. Mai stieß Rommel bis Le Cateau durch, was der um Konsolidierung ringenden 9. französischen Armee (Corap) den Todesstoß versetzte. In dieser Phase kam es auch zu einem Stimmungsumschwung in der obersten Führung. Während sich im Oberkommando des Heeres (OKH) plötzlich Siegeszuversicht breit machte und auf Tempo gedrückt wurde, wuchs Hitlers Furcht vor Flankenangriffen ebenso wie der Ärger über ungehorsame Panzerführer. Franz Halder (von September 1938 bis September 1942 Chef des Generalstabes des Heeres) notierte am 17. Mai 1940 in seinem Kriegstagebuch:

„Ein recht unerfreulicher Tag. Der Führer ist ungeheuer nervös. Er hat Angst vor dem eigenen Erfolg. Er tobt und brüllt, man sei auf dem Wege, die ganze Operation zu verderben."[51]

Diese Erregung führte am 17. Mai zur (kurzfristigen) Kommandoenthebung des zu schnellen Guderian und zum „Haltebefehl von Montcornet", der erst am 18. Mai um 18:00 Uhr aufgehoben wurde. Zwei Tage später erreichte die 6. Panzer-Division ohne ernsthafte Gegenwehr bei Noyelles die Kanalküste. Die 7. Panzer-Division hingegen wurde am 20. Mai bei Arras in einen heftigen, aber schlecht koordinierten Gegenangriff (auch Schlacht von Arras genannt) der BEF verwickelt, der – nicht ohne erhebliche Verluste – abgewehrt werden konnte. Am 24. Mai waren die deutschen Verbände bis auf 15 Kilometer an Dünkirchen herangekommen. Teile hatten bereits das letzte natürliche Hindernis, den Aa-Kanal, überschritten. Zwischen ihnen und dem einzigen noch verbliebenen Kanalhafen der Alliierten befanden sich keine nennenswerten alliierten Verbände; diese standen mit ihrer Masse noch immer etwa 100 Kilometer landeinwärts im Gefecht mit der 6. Armee und der 18. Armee. Am frühen Nachmittag kam dann der zweite Haltebefehl, jener von Dünkirchen.

Alliierte Maßnahmen

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Die Alliierten verfügten zum Beginn des deutschen Angriffs über hinreichende Reserven. Neben der 7. Armee (Giraud) konnten das starke Kavalleriekorps Prioux und vier Panzerdivisionen für Gegenschläge kurzfristig verfügbar gemacht werden. Als man den Schwerpunkt im Norden erkannt zu haben glaubte, wurde zunächst das Kavalleriekorps und wenig später – trotz der Proteste von General Georges – auch die 7. Armee nach Norden in Marsch gesetzt. Das Schicksal der übrigen Reserven:

  • Die 1. Panzerdivision (General Bruneau) wurde mit 167 modernen Panzern, darunter 65 Char B, am Vormittag des 15. Mai bei Flavion von Rommels 7. Panzer-Division beim Tanken überrascht und mit Masse vom Panzerregiment 31 der 5. Panzer-Division zerschlagen, obwohl dieser Verband nur 30 Panzer der Typen III und IV hatte.
  • Die 2. Panzerdivision (Bruché) erhielt zwischen dem 11. und 15. Mai fünf verschiedene Einsatzbefehle. Da die Kettenfahrzeuge mittels Eisenbahn und die Trosse auf der Straße verlegt wurden, kam es zur Aufsplitterung und letztendlich zur Lähmung des Verbandes. Zitat aus dem Bericht der Parlamentarischen Untersuchungskommission:

„Am 16. Mai gibt es keine 2. Panzerdivision mehr, sondern nur verstreute Einheiten, deren Führer mit allen Mitteln bemüht sind, Ordnung zu halten, Abänderungsbefehlen nachzukommen, Luftangriffen und deutschen Panzerspitzen auszuweichen, während Kommandostellen aller Art sich um sie streiten und die Verwirrung vermehren."[52]

  • Die 3. Panzerdivision (Brocard) versäumte bei Sedan das Zeitfenster für einen Gegenschlag und verzettelte sich anschließend in den Gefechten um Stonne.
  • Die 4. Panzerdivision (de Gaulle) bereitete der deutschen Führung die größten Sorgen. Sie griff am Morgen des 17. Mai von der Aisne her nach Richtung Norden an und überrollte deutsche Fahrzeugkolonnen. Erst am Ortsrand von Montcornet gelang es Panzerabwehrkanonen und 8,8-cm-Geschützen, sie zu stoppen. Nach Luftangriffen und einem Gegenangriff der 10. Panzer-Division musste sich die Division nach schweren Verlusten zurückziehen. Zwei Tage später kam sie nochmals bei Crécy-sur-Serre zum Einsatz. Dort wurde das Gefecht vor allem durch den Einsatz der Luftwaffe entschieden. De Gaulle warf man später vor, keine Luftunterstützung angefordert zu haben.

Nach der Zerschlagung der letzten namhaften mobilen Reserven befahl Oberbefehlshaber Gamelin am 19. Mai erstmals persönlich einen Angriff. Dieser sollte, gleichzeitig von Norden und Süden geführt, die deutschen Panzerspitzen abschneiden. Zur Umsetzung kam es nicht, weil Gamelin noch am gleichen Tag von General Weygand abgelöst wurde, der den Befehl sofort widerrief. Nach zeitraubenden persönlichen Konsultationen in Belgien und Frankreich gab der neue Oberkommandierende am 22. Mai seinen „Weygand-Plan" bekannt. Dieser sah einen Zangenangriff der Heeresgruppe 1 (Billotte) von Norden und der (neu geschaffenen) Heeresgruppe 3 (Besson) von Süden her vor. Dazu Churchill:

„Man wird erkennen, dass Weygands neuer Plan sich nur durch seine energische Formulierung von dem widerrufenen Befehl Nummer 12 Gamelins unterschied."[49]

In der Zwischenzeit war es aufgrund einer britischen Initiative am 21. Mai bereits zu einem Gegenangriff bei Arras gekommen. Der rein britische Angriff fügte den deutschen Kräften (besonders Rommels 7. Panzer-Division) zwar Verluste zu, schlug aber wegen mangelhafter Koordinierung mit den Franzosen und den Unterstützungswaffen nicht durch. Der Zeitpunkt zur Umsetzung des eigentlichen Weygand-Planes wurde mehrmals verschoben und am 27. Mai endgültig ad acta gelegt.

Haltebefehl von Dünkirchen

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Hauptartikel: Schlacht von Dünkirchen
21. Mai bis 4. Juni: Einkesselung der alliierten Nordgruppe bei Dünkirchen
Lockheed-Hudson-Aufklärer der RAF im Anflug auf den durch Luftangriffe der deutschen Luftwaffe schwer getroffenen Hafen von Dünkirchen
Im Juni 1940 in Veules-les-Roses gefangen genommene britische Soldaten

Nach dem Scheitern der Gegenangriffe auf Sedan kam es zum Sinneswandel im OKH. Generaloberst Brauchitsch und sein Generalstabschef Halder waren nun bereit, alle Risiken des Sichelschnittplanes in Kauf zu nehmen, und plädierten für einen raschen, ungebremsten Vorstoß zum Kanal und die unverzügliche Einschließung und Vernichtung der alliierten Kräfte nördlich der Somme. Hitler und Generaloberst Gerd von Rundstedt wollten das Risiko des ungebremsten Vorgehens nicht auf sich nehmen. Am 23. Mai wurden sie durch eine von der Panzergruppe Kleist abgegebene Meldung bestärkt, man sei „nach bis zu 50 % Verlusten an Panzern gegenüber ‚starkem‘ Feind nicht stark genug für den Angriff nach Osten."

Diese Meldung, die man als verärgerte Reaktion auf die Zuordnung mehrerer Nebenaufträge deuten kann, nahm die Heeresgruppe als willkommenen Anlass für den „Aufschließbefehl", der den Panzerverbänden am 23. Mai die Unterbrechung des Angriffs für die Dauer von 24 Stunden verordnete. Über Rundstedts Verzögerungstaktik verärgert, griff nun Brauchitsch erstmals persönlich ein und entzog der in der Zwischenzeit auf 71 Divisionen angewachsenen Heeresgruppe A das Kommando über die 4. Armee (von Kluge), der alle Panzerdivisionen der Heeresgruppe unterstellt waren, und übertrug es der Heeresgruppe B (21 Divisionen). Die Heeresgruppe B war nun allein für die rasche Einschließung und Vernichtung der im belgisch-französischen Grenzbereich befindlichen alliierten Kräfte zuständig, während der Aufbau einer Front in Richtung Süden ausschließlich Aufgabe der Heeresgruppe A sein sollte.

Diese operativ durchaus sinnvolle Maßnahme hatte man Hitler nicht mitgeteilt, da er zur Front unterwegs war. Er erfuhr von diesem Befehl erst am Folgetag, dem 24. Mai, und zwar von Rundstedt, einem ausgesprochenen Gegner dieser Maßnahme. Schwer verärgert über die „Eigenmächtigkeit" des OKH hob Hitler den Unterstellungsbefehl auf und traf zusätzlich eine in der Kriegsgeschichte nahezu einmalige Entscheidung:[53] Nicht das Oberkommando des Heeres, sondern die Heeresgruppe A möge entscheiden, wann der Angriff auf Dünkirchen fortgesetzt würde. Es war also nicht Hitler, sondern Rundstedt, der am 24. Mai um 12:45 Uhr den berühmt gewordenen Haltebefehl gab, und es war auch Rundstedt, der diesen Haltebefehl zwei Tage und acht Stunden später wieder aufhob. Während dieser Zeit scheiterten alle Versuche, Hitler bzw. Rundstedt zur Weiterführung des Angriffs zu bewegen. Briten und Franzosen errichteten in diesen Tagen unter Einsatz mehrerer Divisionen einen Verteidigungsring um die Hafenstadt. Er sollte die „Operation Dynamo", die Evakuierung der bei Dünkirchen eingeschlossenen Truppen, sicherstellen. Obwohl diese Operation praktisch erst am 28. Mai anlief, konnten bis 4. Juni insgesamt etwa 338.000 Soldaten nach Großbritannien übergesetzt werden, davon 193.000 Briten.[54] Zusammen mit den aus anderen Häfen evakuierten Soldaten stieg diese Zahl auf rund 370.000 Mann, davon etwa 250.000 britische Soldaten. Die besondere Bedeutung der Rettung der BEF lag in der Tatsache, dass es sich bei den geretteten Soldaten ausschließlich um Berufssoldaten handelte, ohne die der rasche Aufbau eines schlagkräftigen Heeres auf Basis der allgemeinen Wehrpflicht nur schwer vorstellbar gewesen wäre.

Warum der Haltebefehl erteilt wurde, der den Briten erlaubte, ihre eingeschlossenen Truppen zu evakuieren, ist nicht sicher geklärt.[55] Verschiedene Erklärungen werden von Historikern diskutiert: Hans Umbreit wies 1979 Rundstedts Behauptung aus der Zeit nach dem Krieg, es sei um eine Schonung der Briten gegangen, um sie zu einem Friedensschluss zu bewegen, als nachträgliche Schutzbehauptung zurück. Er hält es dagegen für möglich, dass Hitler diesem Ziel eher durch den Luftkrieg näherzukommen hoffte und somit auch mit Blick auf die Zukunft glaubte, die deutschen Panzerverbände schonen zu können.[56] Karl-Heinz Frieser führt den Befehl dagegen darauf zurück, dass Hitler vor Rundstedt und dem Oberkommando des Heeres demonstrieren wollte, dass er als Oberkommandierender der Wehrmacht alle wichtigen Entscheidungen getroffen habe und treffe; nicht zuletzt in Hinblick auf die Zuordnung von Verdiensten nach dem absehbaren Sieg über Frankreich.[25] Das hält auch Richard J. Evans für möglich, der zudem noch Görings Optimismus bezüglich der Luftwaffe und Rundstedts Vorhaben erwähnt, seinen Soldaten eine Ruhepause zu gönnen.[57]

Zweifellos wurde Hitler in seiner Haltung durch Göring bestärkt, der ihm am 23. Mai versicherte, dass er (Göring) mit „seiner" Luftwaffe den Alliierten in Dünkirchen allein den „Gnadenstoß" versetzen könne. Dieses Versprechen konnte er nicht einlösen. Da auch noch Schlechtwetterperioden den Einsatz der Luftwaffe hemmten, blieb Görings Gesamtbilanz weit von seinem hochgesteckten Ziel entfernt. Die Briten schossen im Luftraum über Dünkirchen 132 deutsche Flugzeuge ab[58] und verloren selbst 177 Flugzeuge.[59]

Am 28. Mai um 4 Uhr morgens stellten die belgischen Streitkräfte das Feuer ein (mit Ausnahme einiger isolierter Abschnitte, die bis zum 29. Mai kämpften). Der belgische Ministerpräsident Pierlot hielt von Paris aus am 28. Mai eine Rundfunkrede an die Belgier. Er erklärte, die Belgier seien durch die Kapitulation von König Leopold (Oberbefehlshaber der belgischen Armee) überrumpelt worden; dieser habe gegen die Anweisungen der Regierung gehandelt. Deshalb habe er keine Regierungsgewalt mehr; das belgische Kabinett übernehme alle seine Amtsbefugnisse.

Der Wegfall der Belgier öffnete eine etwa 32 km breite Bresche auf der linken Flanke des englisch-französischen Kessels um Dünkirchen. Englischen Einheiten (Panzerspähwagen der 12. Lancers und durch als Infanteristen eingesetzte Artilleristen und Nachschubspersonal) gelang es nach heftigen Kämpfen mit der deutschen 256. Infanterie-Division, diese Lücke bei Nieuwpoort abzuriegeln. Die französische 1. Armee (sechs Divisionen) wurde im Kessel von Lille (28. Mai bis 31. Mai 1940) von sieben deutschen Divisionen eingeschlossen.

Verlauf von Fall Rot

Deutscher Angriff

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Der „Fall Rot" war die zweite Großoperation des Westfeldzuges, bei dem zum einen der alliierte Südflügel entlang der Maginotlinie von Sedan bis zur Schweiz eingeschlossen werden sollte. Zum anderen war geplant, dass gleichzeitig starke Kräfte nach Frankreich hineinstoßen sollten. Dabei hatte die französische Armee nach der Schlacht von Dünkirchen praktisch keine Chance mehr, noch eine Wende herbeizuführen, denn das Kräfteverhältnis hatte sich gegenüber dem Beginn des Feldzuges umgekehrt.[60] Den Angriff sollte die Heeresgruppe B zwischen Reims und der Kanalküste von Belgien aus bis nach Paris durchführen. Die Heeresgruppe A stellte sich zwischen Reims und Sedan zum Angriff bereit. Sie hatte den Auftrag, mit der Panzergruppe Guderian voraus entlang der Marne in Richtung der Schweizer Grenze vorzugehen. Die Heeresgruppe C wartete rechts des Rheins.

Die Alliierten konnten nur die neue Heeresgruppe 3 (bestehend aus 6., 7., und 10. Armee) entgegensetzen, die kaum mehr über gepanzerte Kräfte verfügte. Die Masse der noch verfügbaren 66 alliierten Divisionen blieb weiterhin in der Maginot-Linie gebunden. Die Wehrmacht konnte dagegen 104 Divisionen aufbieten; weitere 19 Großverbände standen als Reserve zur Verfügung.

Deutsche Parade auf der Avenue Foch vor dem Arc de Triomphe in Paris am 14. Juni 1940

Im Mai und Juni durchschlug die Heeresgruppe B in den drei aufeinander folgenden Schlachten um Montcornet, an der Ailette sowie an der Aisne die französische Verteidigung genannt „Weygand-Linie" an Somme und Aisne. Sie blieb zunächst aber unter hohen Verlusten stecken, da die Franzosen erbitterten Widerstand leisteten. Statt ihrer bisherigen „linearen" Gefechtsführung organisierten sie nun eine gestaffelte Verteidigung in der Tiefe, auf die sich die Deutschen erst einstellen mussten. Nach dem Durchbruch stießen die deutschen Truppen jedoch schnell in das Innere Frankreichs vor. Am 14. Juni marschierten Verbände der 18. Armee in Paris ein, das zur offenen Stadt erklärt worden war. Rommels 7. Panzer-Division stieß an einem Tag, dem 17. Juni, allein 240 Kilometer vor.[61]

Die Heeresgruppe A eröffnete ihre Offensive nach einer Umgruppierung am 9. Juni. Guderian erreichte mit seinen Verbänden schneller als erwartet am 17. Juni die Schweizer Grenze. Die 7. Armee der Heeresgruppe C, die bei Breisach den Rhein überschritten und die Maginotlinie durchstoßen hatte, vereinigte sich am 19. Juni bei Belfort mit Teilen der Panzergruppe Guderian. Damit waren drei französische Armeen mit etwa 500.000 Soldaten in der „Falle von Lothringen" zwischen Nancy und Belfort eingeschlossen.[62]

Italiens Einmarsch in Südfrankreich

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Hauptartikel: Schlacht in den Westalpen
Italienischer Angriff auf Mentone

Mussolini verkündete am 10. Juni 1940 in Rom, dass Italien Frankreich und Großbritannien zum 11. Juni den Krieg erklärt hatte.
Am 21. Juni erteilte Mussolini der italienischen Armee den Befehl zum Angriff auf Südfrankreich, woraufhin die Offensive in den Alpen begann, um die eigene Verhandlungsposition zu stärken. Sie erzielte gegen erbitterten französischen Widerstand nur minimale Geländegewinne.[63] Aus Gründen der Achsenpolitik veranlasste die deutsche Führung schließlich, dass ihr Waffenstillstand mit Frankreich erst Geltung erhielt, sobald Frankreich auch gegenüber Italien kapituliert hatte – eine Regelung, die sowohl in Paris als auch in Rom als demütigend empfunden wurde. Im deutschen Generalstab kamen angesichts der missglückten Offensive erstmals Zweifel an der Kampfkraft der Italienischen Streitkräfte auf.[64] [65]

Nach dem Feldzug

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Weg zum Waffenstillstand

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Frankreich nach dem Waffenstillstand

Ende Mai hatte Ministerpräsident Paul Reynaud den 84-jährigen Marschall Pétain zu seinem Stellvertreter ernannt. Als Reynaud am 17. Juni für die Fortsetzung des militärischen Kampfes und für die von Churchill vorgeschlagene britisch-französische Allianz (u. a. gemeinsame Staatsbürgerschaft und Währung) plädierte, blieb er im Kabinett in der Minderheit. Er trat zurück; sein Stellvertreter Pétain wurde neuer Ministerpräsident und ersuchte Deutschland um Waffenstillstand. Am Tag darauf, dem 18. Juni, rief Charles de Gaulle von Radio Londres aus das französische Volk mit dem „Appell des 18. Juni" zur Fortführung des Widerstandes auf.

Am 22. Juni wurde in Compiègne der Waffenstillstand geschlossen, der am 25. Juni um 1:35 Uhr in Kraft trat. Die Bedingungen des Waffenstillstandes:

  • Etwa 60 Prozent des Landes bleiben besetzt (Artikel II.), die Besatzung soll aber nach einem Sieg über England auf ein Minimum reduziert werden (Artikel III.). Elsass-Lothringen wird unter deutsche Verwaltung gestellt.
  • Die Kosten für die Besatzung hat der französische Staat zu tragen (Artikel XVIII.)
  • Die französischen Kriegsgefangenen bleiben bis zu einem Friedensvertrag Kriegsgefangene (Artikel XX.)
  • Die französischen Truppen werden mit Masse demobilisiert und abgerüstet (Artikel IV.), der Vichy-Regierung werden in Frankreich Truppen in der Stärke von 100.000 Mann zugebilligt, die Streitkräfte in den Überseegebieten bleiben erhalten.
  • Entwaffnung der französischen Flotte unter deutscher Aufsicht in den Heimatgewässern

Am 24. Juni 1940 wurde in Rom der italienisch-französische Waffenstillstand unterzeichnet.

Frankreich nach dem Waffenstillstand

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Französisches Kriegsschiff unter Beschuss von britischen Schiffen während der Operation Catapult, 3. Juli 1940

Noch vor dem Waffenstillstand hatte man die schwersten Einheiten der starken französischen Flotte unter dem Kommando von Admiral François Darlan in den Kriegshafen Mers-el-Kébir (Algerien) verlegt, um sie einem deutschen Zugriff zu entziehen. Da das britische Kabinett trotz der französischen Zusage, keine Schiffe an die Deutschen auszuliefern, kein Risiko eingehen wollte, wurde am 3. Juli die Operation Catapult durchgeführt. Der französische Flottenverband in Mers-el-Kébir wurde von der britischen Force H unter Führung von Admiral Somerville ultimativ aufgefordert, zu kapitulieren. Als die französische Marineführung das Ultimatum verstreichen ließ, wurde ein großer Teil der vor Anker liegenden Schiffe versenkt bzw. beschädigt. Dabei starben 1297 französische Seeleute, 350 wurden verwundet. Zu ähnlichen Einsätzen der Force H kam es am 3. Juli vor Oran und am 8. Juli in Dakar. Die Regierung Pétain brach daraufhin die diplomatischen Beziehungen zum Vereinigten Königreich ab.

Am 10. Juli übertrug das Parlament Pétain die Vollmacht zur Ausarbeitung einer neuen Verfassung. Auf deren Basis wurde der Marschall am 17. Juli zum „Chef de l’Etat" des Vichy-Regimes mit weitreichenden Vollmachten gewählt. Er erklärte sein Land für neutral und lehnte am 24. Oktober den Vorschlag Hitlers ab, gemeinsam gegen das Vereinigte Königreich Krieg zu führen.

De Gaulle wurde am 28. Juni von Churchill zwar als „Leader of all Free Frenchmen" anerkannt, eine Gegenregierung zum Vichy-Regime durfte er jedoch erst am 3. Juni 1943 etablieren: Nachdem er in Algier Fuß gefasst hatte, gründete er zusammen mit Henri Giraud das Comité français de la Libération nationale (CFLN) und übernahm bald allein dessen Leitung.[66]

Hauptartikel: Luxemburg im Zweiten Weltkrieg

Der deutsche Außenminister Joachim von Ribbentrop versicherte am 10. Mai 1940, die territoriale und politische Unabhängigkeit des Großherzogtums Luxemburg werde nicht angetastet. Zunächst wurde Luxemburg tatsächlich bis zum 2. August unter Militärverwaltung gestellt. Danach wurde es als CdZ-Gebiet Luxemburg unter Gustav Simon auf Befehl Hitlers germanisiert und völkerrechtswidrig annektiert.[67] Simon leitete die Judenverfolgung ein, führte den Reichsarbeitsdienst für junge Luxemburger ein und 10.211 Luxemburger mussten als Zwangsrekrutierte völkerrechtswidrigen Kriegsdienst in Wehrmacht oder SS leisten.

Hanns Albin Rauter, Hendrik Alexander Seyffardt (NSB), Seyß-Inquart, Wilhelm Harster und Anton Mussert (NSB), 11. Oktober 1941

Am 18. Mai 1940 wurde Arthur Seyß-Inquart zum Reichskommissar für die Niederlande berufen.[68] Wehrmachtsbefehlshaber für die Niederlande wurde General Friedrich Christiansen. Unter der deutschen Herrschaft wurden die Arbeitspflicht und die Judenverfolgung eingeführt. Mit Hilfe der holländischen Nationaal-Socialistische Beweging (NSB) unter Anton Mussert wurde versucht, das artverwandte germanische Volk zu nazifizieren und nach dem Krieg sollten die Niederlande in ein Großgermanisches Reich integriert werden.

Königin Wilhelmina und die Regierung flohen nach London und bildeten dort eine Exilregierung. Die niederländische Marine und Teile der Luftwaffe entzogen sich dem deutschen Zugriff und kämpften auf der Seite der Alliierten weiter. Niederländisch-Indien mit der Königlich Niederländischen Indischen Armee unterstellte sich der Exilregierung und kämpfte später im Rahmen des ABDACOM auf der Seite der Amerikaner, Australier und Briten gegen die angreifenden Japaner in Südostasien.

Annexion Ostbelgiens

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Belgien nach dem Westfeldzug

Vor der Kapitulation der belgischen Armee vom 28. Mai wurde mit Führererlass vom 18. Mai Ostbelgien – die Gebiete von Eupen, Malmedy und Moresnet – völkerrechtswidrig annektiert und in den Gau Köln-Aachen eingegliedert. Am 1. Juni 1940 wurden einige weitere, teilweise deutschsprachige Gemeinden annektiert, die vor 1920 nicht zum Deutschen Reich, sondern bereits zu Belgien gehört hatten.[69] Die deutschsprachige Bevölkerung begrüßte den Schritt, wurde damit aber auch vom Deutschen Reich ab 1941 zum Kriegsdienst in Wehrmacht oder SS zwangsrekrutiert. Nach der Befreiung Belgiens durch die Westalliierten wurden die belgischen Kollaborationsgesetze auch auf sie angewandt.[70] [71]

Die Regierung Hubert Pierlot floh über Limoges nach London ins Exil und konnte mit den freien belgischen Streitkräften (Forces belges libres) den Kampf fortsetzen. So kämpfte die belgische Force Publique (kongolesische Kolonialarmee) in Nordafrika und im Ostafrikafeldzug und in England wurden neben der Brigade Piron auch Luftwaffeneinheiten gebildet. König Leopold III. blieb in Belgien und wurde auf der Zwangsresidenz Schloss Laken festgehalten.

Belgien und Nordfrankreich

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Mit dem Militärbefehlshaber Alexander von Falkenhausen und dem Verwaltungschef Eggert Reeder wurde die Militärverwaltung in Belgien und Nordfrankreich errichtet, die eine Volkstums- und Flamenpolitik betrieb und mit dem flämischen Nationalverband, den Rexisten und der vorgefundenen Zivilverwaltung zusammenarbeitete.[72] Unter der deutschen Herrschaft wurden die Arbeitspflicht und die Judenverfolgung eingeführt. Am 18. Juli 1944 wurde Josef Grohé Leiter des Reichskommissariats Belgien und Nordfrankreich und Falkenhausen wurde abberufen.

Hitler wird zum „Größten Feldherren aller Zeiten" in den NS-Medien stilisiert. Empfang in Berlin, Nationalblatt 8. Juli 1940
Sanitäter versorgen verwundete Soldaten der Wehrmacht
Französische Kriegsgefangene in Nordfrankreich Mai 1940.

Der Westfeldzug wurde von der deutschen Propaganda als Durchbruch zu einer neuen, revolutionären Taktik gepriesen. Man gab dieser Kampfform den Namen „Blitzkrieg". Diese Darstellung wurde von den Besiegten akzeptiert, weil das Auftreten umwälzender Neuerungen eigene Fehler und Versäumnisse entschuldbar erscheinen ließ. Zwar war der Westfeldzug als schneller Bewegungskrieg konzipiert, aber die Durchführung lag nach Mansteins Abgang mit Rundstedt und dessen Generalstabschef Sodenstern in den Händen eher konservativer Denker, die ihre Panzerdivisionen lediglich als Vorausabteilungen der zu Fuß nachrückenden eigentlichen Kampfverbände sahen. Der Erfolg des Feldzuges ist nicht zuletzt jenen Panzerführern zuzuschreiben, die wie Guderian und Rommel gegen Befehle handelten.

Der Erfolg war auch durch das Verteidigungskonzept der Gegenseite möglich. Das starre Maginot-Denken mit seiner defensiven Ausrichtung war die größte Schwäche der Alliierten, demgegenüber die Deutschen mit ihrem flüssigen Blitzkrieg die operative Überlegenheit hatten. Die am Stellungskrieg orientierte alliierte Führungsorganisation war den Anforderungen eines Bewegungskrieges ebenso wenig gewachsen wie die taktische Grundausrichtung ihrer mobilen Kräfte.

Die deutsche Panzerwaffe konnte ihre zahlenmäßige Schwäche sowie die schwächere Bewaffnung und Panzerung ihrer Fahrzeuge durch Zusammenfassung der Panzer in den Panzerdivisionen, durch bessere Führung, bessere Kommunikation, durch eine effektivere Nachschub- und Instandsetzungsorganisation sowie durch enge Zusammenarbeit mit den Unterstützungswaffen am Boden und in der Luft mehr als wettmachen. So waren die deutschen Generäle vorne bei ihren Truppen, während General Gamelin weit im Hinterland den Kontakt zum französischen Parlament hielt.

Bei den Luftstreitkräften war die Situation ähnlich. Durch die enge Zusammenarbeit der deutschen Luftflotten mit den Heeresgruppen bis hinunter auf die taktische Ebene war es möglich, rasche und wirksame Luftunterstützung zu leisten und die zahlenmäßige Schwäche durch Konzentration der Kräfte auszugleichen.

Die eigenen Defizite wurden von den Alliierten zwar erkannt, die Kürze des Feldzuges erlaubte es jedoch nicht, sie zu beseitigen.

Materielle Verluste

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Die deutsche Wehrmacht verlor 714 Panzer, davon 428 der Typen I und II. 1236 Flugzeuge gingen verloren, weitere 323 wurden beschädigt.[73]

Die Briten und Franzosen verloren die Mehrzahl ihrer Panzerfahrzeuge, der Flugzeugverlust betrug bei den Briten 1020 Maschinen, davon 477 Jagdflugzeuge. Bei den Franzosen lagen die Verluste bei 800 Flugzeugen.

Personelle Verluste und Folgen des Westfeldzugs

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Französische Kriegsgefangene im Mai 1940

Nach neueren Feststellungen fielen vom 10. Mai bis zum Waffenstillstand knapp 60.000 französische Soldaten (ohne Marine).[74]

Von den 1,6 Millionen französischen Kriegsgefangenen verblieb etwa eine Million bis Kriegsende in deutscher Gefangenschaft, wo sie vorwiegend als Zwangsarbeiter eingesetzt wurden. Etwa 40.000 von ihnen starben dort.[75]

Jüdische Kriegsgefangene wurden in den Stammlagern abgesondert und wurden gezwungen, ein besonderes Kennzeichen zu tragen. Erst die Intervention des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz führte zu einem Kennzeichnungsverbot.[76]

Von den im Zuge des „Service du Travail Obligatoire" (STO) des Vichy-Regimes in Deutschland eingesetzten 720.000 Zwangsarbeitern starben fast 40.000. Dies ist nur ein kleiner Teil jener 350.000 französischen zivilen Kriegsopfer.

Von den 75.721 (meist in das Vernichtungslager Auschwitz) verschleppten französischen Juden kehrten lediglich 2566 zurück. In den Jahren 1942, 1943 und 1944 wurden 73.853 als jüdisch deklarierte Menschen (rund ein Viertel aller in Frankreich lebenden Juden) in Vernichtungslager deportiert; zwei Drittel von ihnen waren nicht französische Staatsbürger.[77]

20.000 Mitglieder der französischen Widerstandsbewegung (Résistance) fielen im Kampf, 30.000 wurden hingerichtet und 60.000 wurden in Konzentrationslager gesperrt; von diesen kehrte weniger als die Hälfte zurück. Weitere starben im Zuge von Kampfhandlungen oder wurden Opfer von Repressionsmaßnahmen der Besatzer oder des Vichy-Regimes.

Bei Geiselerschießungen starben 29.662 Franzosen.[78]

In diesen Zahlen sind weder jene 70.000 Juden noch jene ähnlich hohe Zahl von Menschen anderer Konfessionen enthalten, die sich nach Frankreich geflüchtet hatten und von den französischen Behörden ausgeliefert wurden.

Nach dem Krieg wurden im Zuge der „Épuration sauvage" („wilde Reinigungsphase") etwa 11.000 vermeintliche oder echte „Kollaborateure" getötet, über 6000 wurden in ordentlichen Gerichtsverfahren zum Tode verurteilt, weitere erhielten Gefängnisstrafen und/oder verloren ihre französische Staatsbürgerschaft.

Internierte polnische Soldaten in der Schweiz

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Im Juni 1940 wurden über 12.000 Soldaten der 2. polnischen Infanterieschützen-Division unter dem Kommando von General Bronisław Prugar-Ketling (1891–1948) in Frankreich von ihrem Nachschub abgeschnitten und zur Schweizer Grenze gedrängt. Um der Gefangennahme zu entgehen, überschritten die Soldaten die Grenze und wurden bis zum Kriegsende interniert. Dort leisteten sie freiwillige Arbeitseinsätze, fast in der gesamten Schweiz vor allem beim Straßenbau im Rahmen der Landesverteidigung. Die gebauten Straßen werden zumeist bis heute als Polenstraßen oder Polenwege bezeichnet.

Juristische Aufarbeitung

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Kriegsverbrechen

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Im Laufe des Feldzuges und unmittelbar nach dem Waffenstillstand kam es zu zahlreichen Kriegsverbrechen an Kriegsgefangenen wie an Zivilisten. Bereits am 27. Mai 1940 hatten deutsche Truppen ein Massaker in Vinkt verübt, bei dem über 130 Zivilisten ums Leben kamen. In Oignies und Courrières wurden am folgenden Tag insgesamt 114 Zivilisten ermordet, weil sich deutsche Truppen von Franktireurs angegriffen wähnten.[79] Die Leibstandarte SS Adolf Hitler ermordete am selben Tag zwischen 80 und 97 britische und französische Soldaten beim Massaker von Wormhout. Die SS-Division Totenkopf ist ebenfalls für zahlreiche Morde an Kriegsgefangenen verantwortlich, etwa für das Massaker von Le Paradis an 99 britischen Soldaten oder für die Ermordung Kriegsgefangener aus der Tirailleurs sénégalais. Schätzungsweise 1500 bis 3000 Angehörige der Tirailleurs sénégalais und anderer französischer Kolonialtruppen, die während des Feldzuges in die Hände deutscher Truppen fielen, wurden ermordet.[80]

Nach einem Befehl des Oberkommandos der Wehrmacht (OKW) sollten in Kriegsgefangenschaft geratene Reichsdeutsche (also etwa Emigranten oder Österreicher) und ehemalige tschechoslowakische Staatsangehörige in französischer oder britischer Uniform noch in den Gefangenensammelstellen standrechtlich erschossen werden.[81] Durchführungsbestimmungen zu diesem Befehl ergingen nicht mehr vor dem Waffenstillstand am 22. Juni 1940, worauf der Befehl nicht mehr ausgeführt wurde.[82] Auch zog die französische Armeeführung gefährdete Soldaten von der deutschen Front zurück.[83]
Im Zusammenhang mit dem völkerrechtswidrigen OKW-Befehl vom Juni 1940 behauptete dagegen Raul Hilberg, deutsche Juden, die in Einheiten der französischen Armee dienten, seien meist bald nach der Gefangennahme, noch vor dem Abtransport in die Stammlager, abgesondert und ermordet worden. Dieser Aussage schlossen sich weitere Autoren an.[84]

Von alliierter Seite begangene Verbrechen wurden von der Wehrmacht-Untersuchungsstelle dokumentiert.[85] Dabei handelt es sich vor allem um Fälle von angeblicher Misshandlung notgelandeter Flieger und Beraubung von Kriegsgefangenen. Ein französischer Oberleutnant wurde am 27. Oktober 1940 von einem deutschen Feldkriegsgericht zum Tode verurteilt, weil er den Tod zweier deutscher Kriegsgefangener verursacht haben sollte. Die Strafe wurde später in eine Freiheitsstrafe umgewandelt.[86]

Verbrechen gegen den Frieden

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Die Planung und Durchführung des unprovozierten Angriffskrieges gegen die neutralen Staaten Holland, Belgien und Luxemburg wurde im Nürnberger Prozess gegen die Hauptkriegsverbrecher der militärischen und politischen Führungsriege als Führungsverbrechen vorgeworfen und als solches verurteilt.[87] [88]

Weitere Folgen

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Deutsches Reich

  • Hitlers Selbstvertrauen und Status als Stratege stieg aufgrund der erfolgreichen Umsetzung des vom Generalstab abgelehnten Manstein-Planes. (Wilhelm Keitel bezeichnete Hitler bei Siegesfeiern als den „Größten Feldherrn aller Zeiten").
  • Die Widerstände des Generalstabes gegen einen Angriff auf die UdSSR nahmen ab.
  • Der deutsche politische Widerstand, der ein Scheitern des Westfeldzuges prognostizierte, erlitt einen schweren Rückschlag, da auch die Zustimmung der Bevölkerung zu Hitlers Politik stieg.
  • Das Deutsche Reich erhielt Zugriff auf die umfangreichen Rohstoffreserven und das industrielle Potential Frankreichs.
  • Deutschland strebte die Bildung einer „kontinentalen Allianz" mit Italien, Spanien und Frankreich zum gemeinsamen Kampf gegen Großbritannien an, was nicht zuletzt an konkurrierenden territorialen Ansprüchen scheiterte.[89]
  • Die Voraussetzungen zur Führung eines See- und Luftkrieges gegen Großbritannien hatten sich entscheidend verbessert, mehrere französische Atlantikhäfen wurden zu U-Bootstützpunkten ausgebaut. Die Luftschlacht um England sollte das Unternehmen Seelöwe, die Invasion Großbritanniens, vorbereiten.
  • Die deutsche Panzertaktik wurde zur neuen bis heute international gültigen Panzerdoktrin.

Frankreich

  • Das Vichy-Regime erklärte sich als neutral und war bereit, mit den Deutschen an der „Neuordnung Europas" mitzuwirken.
  • Frankreich musste am 20. Juni 1940 den Japanern Stützpunkte und Durchmarschrechte in Indochina zubilligen.

Vereinigtes Königreich

  • Die Briten standen im Westen im Kampf gegen das Deutsche Reich zunächst allein, konnten jedoch auf materielle und militärische Hilfe (Konvoischutz) durch die USA bauen. Die Vichy-Regierung wurde anerkannt, ein offener Krieg mit Frankreich sollte vermieden werden, da die Ressourcen dafür nicht reichten. Auf alle Fälle sollte der Zugriff der Deutschen auf die französische Flotte (britischer Überfall auf Oran – siehe Operation Catapult), auf Syrien (Ölinteressen im Irak) und die Nutzung der Häfen Dakar (→ Gefecht von Dakar) und Diego Suarez (Madagaskar) unterbunden werden.
  • Statt Paris wurde London das Zentrum europäischer Exilpolitik; zur Drehscheibe zahlreicher nationaler Geheimdienste entwickelte sich das neutrale Schweden.

Italien

Vereinigte Staaten von Amerika

  • Franklin D. Roosevelt mobilisierte politische Kräfte, um im Widerspruch zur neutralistischen Grundstimmung in den USA Großbritannien unterstützen zu können. Im Februar 1941 kam es zum Leih- und Pachtgesetz. Durch den Geleitschutz für Konvois nach Großbritannien befanden sich die USA im Atlantik bereits ab September 1940 faktisch im Kriegszustand mit Deutschland.

Sowjetunion

  • Der sowjetische Außenminister Molotow gratulierte dem Deutschen Reich am 17. Juni zum Sieg über Frankreich, sowjetische Truppen okkupierten am gleichen Tag die baltischen Staaten.

Rumänien

  • J. R. M. Butler: History of the Second World War. Grand Strategy. Volume II, London 1957.
  • Hans-Adolf Jacobsen (Hrsg.):
    • Dokumente zum Westfeldzug 1940. Musterschmidt, Göttingen 1960.
    • Fall Gelb. Der Kampf um den deutschen Operationsplan zur Westoffensive 1940 (Dissertation). Steiner, Wiesbaden 1957 (online)
  • Alistair Horne: To lose a battle. France 1940. Penguin, Middlesex 1969.
  • Hans Umbreit: Der Kampf um die Vormachtstellung in Westeuropa. In: Das Deutsche Reich und der Zweite Weltkrieg. Band 2, Deutsche Verlags-Anstalt, Stuttgart 1979, ISBN 3-421-01935-5.
  • Jacques Engeli: Frankreich 1940 - Wege in die Niederlage Baden Verlag, Baden 2005, ISBN 978-3-85545-139-5
  • Robert Forczyk: Case red - the fall of France ISBN 978-1-4728-2446-2
  • Jean-Paul Pallud: Blitzkrieg in the West then and now. Battle of Britain prints, London 1991, ISBN 0-900913-68-1.
  • Ernest R. May: Strange Victory: Hitler’s Conquest of France. I.B.Tauris, London 2000, ISBN 978-1-85043-329-3.
  • Julian T. Jackson: The fall of France: the Nazi invasion of 1940. Oxford University Press, Oxford 2003, ISBN 0-19-280300-X.
  • Karl-Heinz Frieser: Blitzkrieg-Legende. Der Westfeldzug 1940 (= Operationen des Zweiten Weltkrieges. Band 2). 3. Auflage. Oldenbourg, München 2005, ISBN 3-486-56124-3.
  • Raffael Scheck: Frühling 1940. Wie die Menschen in Europa den Westfeldzug erlebten. Hoffmann und Campe, Hamburg 2024, ISBN 978-3-455-01734-2.
Commons: Fall Gelb  – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. a b c d Karl-Heinz Frieser: Blitzkrieg-Legende. 2. Auflage, München 1996, S. 57.
  2. a b Frieser, S. 35.
  3. Die initiale Zahl von 27.074 Toten ist wohl zu klein, da Verwundete noch gestorben sind, Vermisste für tot erklärt wurden und noch weitere nicht kampfbedingte Verluste hinzukamen.
  4. Rüdiger Overmans: Deutsche militärische Verluste im Zweiten Weltkrieg. 3. Auflage, Oldenbourg, München 2004, S. 54.
  5. Olaf Groehler: Geschichte des Luftkrieges. 5. Auflage, Berlin (Ost) 1981, S. 246.
  6. Das Deutsche Reich und der Zweite Weltkrieg. Band 2, Stuttgart 1979, S. 307.
  7. Karl-Heinz Frieser: Blitzkrieg-Legende. 2. Auflage, München 1996, S. 400.
  8. Manfred Messerschmidt: Hitlers „Programm" und das Kontinuitätsproblem. In: Wilhelm Deist, Manfred Messerschmidt, Hans-Erich Volkmann, Wolfram Wette: Ursachen und Voraussetzungen des Zweiten Weltkriegs. Frankfurt am Main 1989, S. 652.
  9. Klaus Hildebrand: Deutsche Außenpolitik 1933–1945. Stuttgart/Berlin/Köln/Mainz 1976, S. 38.
  10. Hans-Adolf Jacobsen: 1939–1945. Der Zweite Weltkrieg in Chronik und Dokumenten. Darmstadt 1961, S. 133 ff.
  11. Volltext der Erklärung (PDF; 12 kB)
  12. Klaus Schönherr: Neutralität, »Nonbelligerence« oder Krieg. Die Türkei im Spannungsfeld der europäischen Mächte 1939 bis 1941. In: Bernd Wegner (Hrsg.): Zwei Wege nach Moskau – Vom Hitler-Stalin-Pakt bis zum »Unternehmen Barbarossa«. München/ Zürich 1991, S. 504–508.
  13. Walther Hofer: Die Entfesselung des Zweiten Weltkrieges. Lit Verlag, Münster 2007, ISBN 978-3-8258-0383-4, S. 51 ff.
  14. Paul Schmidt: Statist auf diplomatischer Bühne. Bonn 1953, S. 473.
  15. Alistair Horne: To lose a battle. France 1940. New York 1979.
  16. Das Deutsche Reich und der Zweite Weltkrieg. Band 2, Stuttgart 1979, S. 272.
  17. Andrew Knighton: These Four French Commanders Became Liabilities Because of Illness. General Maurice Gamelin Suffered From An Advanced Form Of Syphilis That Affects The Brain History. In: War History Online. 9. Oktober 2017, abgerufen am 5. Oktober 2023 (englisch). 
  18. Aus dem Tagebuch des Generalsekretärs des Exekutivkomitees der Kommunistischen Internationale G. M. Dimitrov, Eintragungen vom 7. und 8. September 1939. In: 100(0) Schlüsseldokumente zur russischen und sowjetischen Geschichte.
  19. Alistair Horne: To lose a battle. Penguin 1979, S. 147.
  20. Tablot Imlay: Mind the Gap. The Perception And Reality of Communist Sabotage of French War Production During the Phoney War. In: Past and Present. No. 189, Nov. 2005, S. 179–234; Joel Blatt: The French Defeat of 1940. Reassessments. Berghahn Books, Oxford 1998, ISBN 1-57181-226-1, S. 141.
  21. Thomas Rodney Christofferson, Michael Scott Christofferson: France During World War II: From Defeat to Liberation. Fordham University Press, 2006, ISBN 0-8232-2562-3, S. 20.
  22. Julian Jackson: The Fall of France. Oxford University Press, Oxford 2003, ISBN 0-19-280300-X, S. 154 f.
  23. Hans Umbreit: Das Deutsche Reich und der Zweite Weltkrieg. Der Kampf um die Vormachtstellung in Westeuropa. Band 2.
  24. Michel John: Jean John, der erste Tote auf luxemburgischem Gebiet beim deutschen Einmarsch, am 10. Mai 1940. (Memento vom 27. Dezember 2015 im Internet Archive ) Bulletin Greg, abgerufen am 27. Dezember 2015.
  25. a b Karl-Heinz Frieser: Blitzkrieg-Legende. Der Westfeldzug 1940. Oldenbourg, München 1995.
  26. Martin Göhring: Bismarcks Erben 1890–1945. 2. Auflage, Steiner, 1959 (online (Memento vom 26. März 2013 im Internet Archive ))
  27. abgedruckt bei Walther Hubatsch (Hrsg.): Hitlers Weisungen für die Kriegführung 1939–1945. Dokumente des Oberkommandos der Wehrmacht. 2. Auflage, Bernard & Graefe Verlag, Koblenz 1983, S. 32 f.
  28. Hans-Adolf Jacobsen: Einführung. In: Percy Ernst Schramm (Hrsg.): Kriegstagebuch des Oberkommandos der Wehrmacht (Wehrmachtführungstab). Band 1. 1. August 1940 bis 31. August 1941. Bernard & Graefe, Frankfurt am Main 1965, S. 50 E.
  29. Lissaraque Christienne: Histoire de l’aviation militaire française. S. 373 ff.
  30. Lieutenant Colonel (a. D.) Faris R. Kirkland, USAF: The French Air Force In 1940 – Was It Defeated by the Luftwaffe or by Politics? (Memento des Originals vom 7. Januar 2017 im Internet Archive )  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1 @2 Vorlage:Webachiv/IABot/www.airpower.maxwell.af.mil Air University Review, Oktober 1985.
  31. Pierre Cot: En 40 où etaient nos avions? In: Icare. Nr. 57/71.
  32. Dazu Philippe Garraud: L’action de l’armée de l’air en 1939–1940: facteurs structurels et conjoncturels d’une défaite. In: Guerres mondiales et conflits contemporains. 2/2001, (n° 202–203), ISBN 2-13-052721-3, S. 7–31 (französisch).
  33. dazu Ernst Stilla (Diss. 2005, urn:nbn:de:hbz:5-05816): S. 73 / Fußnote 321: Beispielhaft dafür ist die Ausstattung des französischen Generalhauptquartiers in Briare mit nur einem Telefongerät, welches zudem in der Zeit von 12 bis 14 Uhr, während die Telefonistin ihr Mittagsessen einnahm, nicht in Betrieb war.
  34. Ernst Stilla (Diss. 2005, urn:nbn:de:hbz:5-05816): S. 73. Stilla nennt als Beleg Lee Kennet, German Air Superiority in the Westfeldzug, 1940, in F.X.J. Homer, Larry Wilcox (Hrsg.): Germany and Europe in the Era of the Two World Wars: Essays in Honor of Own James Hale (University Press of Virginia, 1986), S. 143 (141–155).
  35. Angleichung der Zahlenangaben aus: Liss: Westfront; Charles: Forces armées belges – Service Historique de l’Armée der Terre. Les grandes unités françaises; Buffotot/Ogier: L’Armée de l’Air.
  36. Battle of Britain Historical Society webpage, document 7.
  37. Laddie Lucas: Flying Colours: The epic story of Douglas Bader. Wordsworth Editions, Ware 2000/2001, ISBN 1-84022-248-4.
  38. Armée de'Air, Ordre de bataille au 10 mai 1940.
  39. Mike Spick: Luftwaffe Fighter Aces: The Jagdflieger and their Tactics and Techniques. Ivy Books, 1997, ISBN 0-8041-1696-2.
  40. Für die Zitate des ganzen Absatzes: Manfred Overesch, Friedrich Wilhelm Saal: Das III. Reich. Eine Tageschronik der Politik, Wirtschaft, Kultur. Band 2: 1939–1945. Weltbild Verlag, Augsburg 1991, ISBN 3-89350-349-8, S. 80 (zuerst Droste, Düsseldorf 1983).
  41. Cajus Becker: Angriffshöhe 4000. Oldenburg 1964.
  42. a b Kriegstagebuch, S. 1164/65
  43. Belgisches Außenministerium (Hrsg.): Belgium: The Official Account of What Happened 1939–1940. London 1941. Kostenloser Download bei Archive.org (Link).
  44. Mitteilung General a. D. Graf von Kielmannsegg, in: Frieser: Blitzkrieg-Legende. S. 129.
  45. Diese Brücke wurde von einem Vorauskommando der Deutschen vor der Sprengung bewahrt, vgl. Etienne Verhoeyen: Spionnen aan de achterdeur: de Duitse Abwehr in België, 1936–1945. 2011, S. 280 (online).
  46. Karl-Heinz Frieser: Le Mythe de la guerre éclair. La campagne de l’Ouest de 1940. Ed. Belin, Paris 2003 (dt.: Blitzkrieg-Legende: Der Westfeldzug 1940. 18. Aufl. 2012), S. 130.
  47. Liddell Hart: Jetzt dürfen sie reden. S. 189 f.
  48. Pierre Le Goyet: Contre-attaques manquées. In: Revue Historique des armées. 4/1962, S. 111.
  49. a b Winston Churchill: Der Zweite Weltkrieg. 3. Auflage, Frankfurt am Main 2003, ISBN 3-596-16113-4.
  50. Winston Churchill: Der Zweite Weltkrieg. 3. Auflage. Fischer Taschenbuch, Frankfurt am Main 2004, ISBN 3-596-16113-4, S. 288. 
  51. Franz Halder: Kriegstagebuch. Band 1, Stuttgart 1962.
  52. Zitiert in Hoth: Schicksal der französischen Panzerwaffe. S. 376.
  53. Sven Felix Kellerhoff: Dünkirchen – warum Hitler seinen Sieg verschenkte. Interview mit Karl-Heinz Frieser auf Welt Online vom 17. Mai 2013, abgerufen am 2. Januar 2016.
  54. Zahlen nach Antony Beevor: Der Zweite Weltkrieg. München 2014, S. 138.
  55. Christian Hartmann: Halder. Generalstabschef Hitlers 1938–1942. Schöningh, Paderborn 1991, S. 196.
  56. Hans Umbreit: Der Kampf um die Vormachtstellung in Westeuropa. In: Das Deutsche Reich und der Zweite Weltkrieg , Band 2: Die Errichtung der Hegemonie auf dem europäischen Kontinent. Deutsche Verlags-Anstalt, Stuttgart 1979, S. 296 f.
  57. Richard J. Evans: Das Dritte Reich, Band III: Krieg. Deutsche Verlags-Anstalt, München 2009, S. 169 f.
  58. David Divine: The Nine Days of Dunkirk. White Lion Publrs., 1976, ISBN 0-7274-0195-5, S. 265.
  59. Richard Collier: Dünkirchen. Heyne Verlag, 1982, ISBN 3-453-01164-3, S. 331.
  60. Karl-Heinz Frieser: Blitzkrieg-Legende. Der Westfeldzug 1940. Oldenbourg, München 2005, S. 395.
  61. Frieser: Blitzkrieg-Legende. S. 397.
  62. Frieser: Blitzkrieg-Legende. S. 397 f.
  63. Frieser: Blitzkrieg-Legende. S. 398.
  64. Malte König: Kooperation als Machtkampf. Das faschistische Achsenbündnis Berlin-Rom im Krieg 1940/41. Köln 2007, S. 24 f.
  65. Anmerkung: beim Griechisch-Italienischen Krieg (28. Oktober 1940 bis 23. April 1941) bestätigten sich diese Zweifel.
  66. Zu de Gaulles Zeit in Algier siehe «La vie de la France sous l’Occupation». Hoover Institution, Librairie Plon, 1957, Band II, S. 728–746.
  67. Emile Krier: Luxemburg am Ende der Besatzungszeit und der Neuanfang. (Memento des Originals vom 10. November 2016 im Internet Archive )  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1 @2 Vorlage:Webachiv/IABot/www.regionalgeschichte.net Regionalgeschichte.net, abgerufen am 27. Dezember 2015.
  68. Kriegstagebuch. Anhang D, Datum 18.5, S. 1164.
  69. GR-Atlas: Aufzählung der Gemeinden im vierten Absatz (Memento vom 14. Juli 2012 im Webarchiv archive.today )
  70. Ulrich Tiedau: Die Rechtslage der deutschsprachigen Bevölkerung in Belgien. In: Manfred Kittel (Hrsg.): Deutschsprachige Minderheiten 1945. Ein europäischer Vergleich. Oldenbourg Verlag, 2007, ISBN 978-3-486-58002-0, S. 452 ff.
  71. Peter M. Quadflieg: „Zwangssoldaten" und „Ons Jongen": Eupen-Malmedy und Luxemburg als Rekrutierungsgebiet der deutschen Wehrmacht im Zweiten Weltkrieg. (= Aachener Studien zur Wirtschafts- und Sozialgeschichte). 2008, ISBN 978-3-8322-7078-0.
  72. Michael Fahlbusch: Deutschtumspolitik und Westdeutsche Forschungsgemeinschaft. In: Griff nach dem Westen. Teil 2, Waxmann Verlag, 2003, ISBN 3-8309-6144-8.
  73. Frieser: Blitzkrieg-Legende. S. 400.
  74. archive.wikiwix.com Service historique de la Défense (archivierte Version, eingesehen am 20. November 2017).
  75. Yves Durand: Das Schicksal der französischen Kriegsgefangenen in deutschem Gewahrsam (1939–1945). In: Günter Bischof, Rüdiger Overmans: Kriegsgefangenschaft im Zweiten Weltkrieg. Ternitz 1999.
  76. Raul Hilberg: Die Vernichtung der europäischen Juden. Band II, Fischer, Frankfurt am Main 1993, ISBN 3-596-10612-5, S. 659.
  77. Katja Happe u. a. (Bearb.): Die Verfolgung und Ermordung der europäischen Juden durch das nationalsozialistische Deutschland 1933–1945. Band 12: West- und Nordeuropa, Juni 1942–1945. (Quellensammlung), München 2015, ISBN 978-3-486-71843-0, S. 80.
  78. Zahlenangabe des französischen Chefanklägers in den Nürnberger Prozessen.
  79. Peter Lieb: Konventioneller Krieg oder NS-Weltanschauungskrieg. Oldenbourg, München 2007, S. 518.
  80. Raffael Scheck: Hitler’s African victims. The German Army massacres of Black French soldiers in 1940. Cambridge UP, Cambridge 2006, ISBN 0-521-85799-6, S. 165; Hitlers afrikanische Opfer. Die Massaker der Wehrmacht an schwarzen französischen Soldaten. Dt.von Georg Felix Harsch, Assoziation A, Berlin 2009. Rezension von Bernhard Schmid, in „Dschungel", Beilage zu Jungle World 14. Jan. 2010, S. 2–6 (englisch).
  81. Vgl. z. B. AOK 16, Abt. Ic vom 17. Juni 1940, gez. Model.
  82. Beitrag Jürgen Förster. In: Wolfram Wette, Gerd R. Ueberschär (Hrsg.): Kriegsverbrechen im 20. Jahrhundert. Darmstadt 2001, S. 139; Fußnote 8 verweist auf: TU Berlin, Zentrum für Antisemitismusforschung.
  83. Raffael Scheck: Hitlers afrikanische Opfer. Berlin 2009, S. 163.
  84. Raul Hilberg: Die Vernichtung der europäischen Juden. Band II, Fischer, Frankfurt am Main 1993, ISBN 3-596-10612-5, S. 658 f.; ebenso z. B. Vicki Caron: Uneasy Asylum: France and the Jewish Refugee Crisis 1933–1942. Stanford University Press, Stanford 1999, ISBN 0-8047-4377-0, S. 263.
  85. Alfred de Zayas: Die Wehrmachtuntersuchungsstelle. Ullstein, Frankfurt am Main 1987, S. 180–188 und 254–261.
  86. Alfred M. de Zayas: Die Wehrmachtuntersuchungsstelle. Ullstein, Frankfurt am Main 1987, S. 187 f.
  87. Urteil – Der gemeinsame Plan zur Verschwörung und der Angriffskrieg. Nürnberger Prozess, zeno.org, abgerufen am 4. Februar 2016.
  88. Gerhard Werle, Florian Jessberger: Völkerstrafrecht. Mohr Siebeck 2007, ISBN 978-3-16-149372-0, S. 533 ff.
  89. Percy E. Schramm (Hrsg.): Kriegstagebuch des Oberkommandos der Wehrmacht 1944–1945. Teilband 1, ISBN 3-7637-5933-6.
Dieser Artikel wurde am 27. Februar 2006 in dieser Version in die Liste der lesenswerten Artikel aufgenommen.
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