Beifuß wird wie die eng verwandte Eberraute nur selten als Gewürz verwendet. Sein leicht bitterer Geschmack wird in mitteleuropäischen Küchen zu fettem Fisch (Karpfen) oder Fleisch (Gans, Schaf) verwendet; die jungen Blätter können auch als Salat gegessen werden.
Die wichtigste Anwendung für Beifuß scheint Gänsebraten zu
sein, wie er in Deutschland traditionell zu Weihnachten gegessen wird
(Weihnachtsgans
). Im einfachsten Fall legt man dazu nur einige getrocknete
Beifußzweige in die Bauchhöhle der Gans; bei gefüllten
Gänsen wird meist die Fülle mit Beifuß gewürzt. Als
Füllungen sind vor allem solche aus Äpfeln und Maroni beliebt, die
gut mit mediterranen Gewürzen (Thymian, Rosmarin, Lorbeer)
harmonieren.
Außerhalb Europas ist Beifuß als Gewürz weitgehend unbekannt.
Interessanterweise taucht Beifuß (oder die verwandte Art Artemisia princeps) jedoch in einer japanischen Süßspeise auf:
Mochi [餅, もち]
sind gedämpfte Küchlein, die aus einem Teig von Klebreismehl, Zucker und Geschmacksmitteln bestehen
und die auch mit süßer Bohnenpaste gefüllt werden können. Für
die Variante kusa mochi [草餅, くさもち] (Kräuter-Mochi
)
oder yomogi mochi [蓬餅, よもぎもち] (Beifuß-Mochi
)
setzt man dem Teig gemahlenen Beifuß zu, der ihm einen charakteristischen
Geschmack und eine blaßgrüne Farbe verleiht (siehe auch Annatto
über pflanzliche Färbemittel). Infolge der Beliebtheit
dieser Speise heißt Beifuß auf Japanisch auch mochi-gusa [餅草, もちぐさ] Pflanze für Mochi
.
Ähnliche Reiskuchen bereitet man auch in China zu, wo sie
nian gao [粘糕 oder 年糕]
heißen und süß oder pikant gefüllt werden;
allerdings verwendet man dazu vorgekochten Reis statt Reismehl.
Die koreanische Variante heißt chapssalttŏk [찹쌀떡]
oder nur ttŏk [떡].
In beiden Ländern ißt man die Reisküchlein traditionell zum
Neujahresfest. Aus diesen Ländern sind mir jedoch keine Rezepte mit Beifuß bekannt.
- Inhaltsverzeichnis
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- Botanischer Index (nach Pflanzenfamilien)
- Geographischer Index (nach Herkunftsland)
- Morphologischer Index (nach Pflanzenteil)
- Mischungsindex
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