Roald Amundsen
Roald Engebreth Gravning Amundsen (* 16. Juli 1872 in Hvidsten/Fredrikstad bei Oslo, verschollen und vermutlich † 18. Juni 1928) war ein norwegischer Polarforscher. Er erreichte am 14. Dezember 1911, vor seinem britischen Rivalen Robert Falcon Scott, als erster Mensch den Südpol.
Biographie
Frühe Expeditionen
Nach einem abgebrochenen Medizinstudium fuhr Amundsen mehrere Jahre zur See und nahm auch an Polarexpeditionen teil. So begleitete er auch Adrien de Gerlache de Gomery als zweiter Offizier auf der Belgica-Expedition in die Antarktis.
Von 1903–1906 durchquerte das Schiff Gjøa unter der Leitung von Amundsen und mit sechs Mann Besatzung erfolgreich die Nordwestpassage, die den Atlantik mit dem Pazifik verbindet, nachdem viele andere erfolglos nach ihr gesucht hatten. Unglücklicherweise war die von ihm gefundene Route von der Baffin Bay über Lancaster und Peel Sounds für die regelmäßige Schifffahrt nicht besonders brauchbar, an einigen Stellen betrug die Tiefe weniger als einen Meter. Sie fanden bei ihrer Reise Skelettreste und Geräte der verschollenen Expedition von John Franklin. Die Expeditionsmitglieder verbrachten zwei Winter in der Arktis und erforschten von ihrer Station "Gjøa Heaven" in Nunavut, Kanada, das umliegende Land. Amundsen erforschte dabei die Lebensgewohnheiten der ansässigen Netsilik-Inuit, um die Überlebensanpassungen des Volkes zu ergründen. Die Inuit brachten ihm den Umgang mit Hundeschlitten bei und er übernahm ihre Kleidung zum Schutz vor der Kälte. Am 17. August 1905 hatte das Schiff die arktischen Inseln durchquert, musste jedoch wieder einen Winter warten. Amundsen reiste 800 Kilometer über Land bis zu dem Ort Eagle City in Alaska, um seinen Erfolg am 5. Dezember 1905 zu telegrafieren, 1906 erreichte das Schiff schließlich Nome in Alaska.
Der Südpol
Nach der erfolgreichen Expedition in der Norwestpassage begann Amundsen mit seinen Plänen für eine Expedition zum Nordpol, verwarf sie jedoch, nachdem er von den Erfolgen von Frederick Cook und Robert Peary hörte. Stattdessen stach er 1910 mit der "Fram " in See, dem Schiff des Polarforschers Fridtjof Nansen. Von seinen neuen Plänen unterrichtete er nur seinen Bruder Leon, da er zum einen vermeiden wollte, dass Nansen ihm das Schiff wieder verweigern könnte und wahrscheinlich auch, um seinen Rivalen Robert Falcon Scott nicht zu informieren, der etwa zeitgleich mit dem gleichen Ziel aufbrach. Der Schiffscrew teilte er die Planänderung erst auf See in Höhe von Madeira mit, wobei alle Mitglieder den Plan akzeptierten. Leon Amundsen teilte das Ziel der Reise der Presse am 2. Oktober 1910 mit.
Am 14. Januar erreichte das Schiff das Ross-Schelfeis an der Bay of Whales. Hier baute Amundsen sein Basislager auf, welches er Framheim nannte. Die Position lag etwa 100 Kilometer näher am Pol als die von Scott gewählte Station am McMurdo Sound. Im Gegensatz zu Amundson hatte Scott allerdings eine bereits durch Ernest Shackleton erforschte Route über den Beardmore-Gletscher in das Antarktische Plateau. Amundsen musste seinen Weg durch das Transantarktische Gebirge erst noch suchen. Die Monate nach seiner Ankunft in der Antarktis nutzte Amundsen, um mehrere Depots für die Reise anzulegen und sich an die antarktischen Verhältnisse zu gewöhnen. Den antarktischen Winter nutzte die Crew, um die Ausrüstung zu verbessern, insbesondere die von Amundsen mitgebrachten Hundeschlitten.
Der Aufbruch zum Südpol erfolgte am 20 Oktober 1911 gemeinsam mit Olav Bjaaland, Helmer Hanssen, Sverre Hassel und Oscar Wisting und sie erreichten den Pol am 14. Dezember 1911, die Entdeckung wurde jedoch erst am 7. März 1912 bekannt gegeben. Die Gruppe kam dabei den Rivalen aus dem Vereinigten Königreich um 35 Tage zuvor. Amundsen schlug sein Camp am Pol auf und nannte es "Polheim ", Scott fand bei seinem Eintreffen nur noch das Zelt und einen Brief von Amundsen vor. Während Scott seine Expedition zwar zu Ende führte, auf dem Rückweg allerdings gemeinsam mit seinen Partnern das Leben verlor, war die Expedition von Amundsen verhältnismäßig glatt abgelaufen. Dies lag vor allem an seiner besseren Planung sowie an den Hundeschlitten. Amundsen beschrieb seine Reise in dem Buch Die Eroberung des Südpols, 1910-1912.
Eine genaue Untersuchung der Daten aus den Tagebüchern der Expeditionsteilnehmer zeigten später, dass Amundsen den Südpol sehr präzise mit maximal 200 Meter Abweichung erreicht hatte, Scotts Abweichung betrug etwa 450 Meter.
Weitere Expeditionen
Mit dem Schiff Maud erfolgte 1918–1925 die zweite Durchfahrt der Nordostpassage, die Expedition schlug allerdings fehl. 1925 flog Amundsen gemeinsam mit Lincoln Ellsworth mit zwei Flugbooten des Typs Dornier Wal an die Position 87° 44' nördlicher Breite und erreichte damit die bis dahin nächste Position zum Nordpol mit einem Flugzeug. Bei der Landung wurde eines der Flugzeuge beschädigt und Amundsen und seine Crew brauchten mehr als drei Wochen um eine Startpiste für ihr Flugzeug zu bauen. Mit etwa 400 Gramm Nahrung pro Tag schafften sie über 600 Tonnen Eis und Schnee zur Seite. Mit sechs Mann bestiegen sie das verbleibende Flugzeug und kehrten heim, wo sie bereits verloren geglaubt waren.
Im folgenden Jahr unternahmen Amundsen und Ellsworth gemeinsam mit Umberto Nobile die erste Überquerung der Arktis in dem Luftschiff „Norge". Sie starteten in Spitzbergen am 11. Mai 1926 und landeten zwei Wochen später in Alaska. Wahrscheinlich waren sie zugleich die ersten, die den Nordpol auf dem Luftweg erreicht hatten, da an dem Erfolg von Richard Byrd wenige Tage vor ihnen starke Zweifel aufkamen.
Amundsen starb vermutlich 1928 als sein Flugzeug in der Arktis nahe der Bäreninsel verloren ging. Er war aufgebrochen, um den italienischen Forscher Umberto Nobile, dessen Luftschiff „Italia" zu Boden gegangen war, zu retten. Amundsens Flugzeug, die „Latham" ist bis heute nicht gefunden worden. Man fand jedoch einen Schwimmer des Flugzeugs, der Bearbeitungsspuren trug. Wahrscheinlich hatten Amundsen und seine Gefährten versucht sich damit zu retten.
Ehrung
Die Amundsen-Scott-Südpolstation ist nach Roald Amundsen und seinem Rivalen benannt, die Amundsen-See im Südpolarmeer trägt ebenfalls seinen Namen. Auch einer der größeren Krater am Südpol des Mondes heißt Amundsen-Krater. Das Geburtshaus außerhalb von Fredrikstad ist heute Gedenkstätte und Museum und wird durch eine gemeinnützige Stiftung verwaltet.
Werke
- Die Eroberung des Südpols. – Berlin, Verlag Neues Leben, 1987 <Repr. d. Ausg. München 1912>
- Mein Leben als Entdecker. – Leipzig, Tal, 1929
Literatur
- Calic, Edouard: Kapitän Amundsen. Rostock, Hinstorff, 1961, ISBN B0000BH1U7
- Brennecke, Detlef: Roald Amundsen. Reinbek, Rowohlt, 1995, ISBN 3499505185
- Fischer, Heinrich: Amundsen am Südpol. München, Bayer. Rundfunk, 1989
- Huntford, Roland: Scott & Amundsen. München, Heyne, 2000, ISBN 3453177908
- Langner, Rainer-K.: Duell im ewigen Eis. Frankfurt, Fischer, 2005, ISBN 3596149088
Weblinks
- Werke von Amundsen bei Gutenberg
- Biographie (englisch)
- Biographie, Wetterprotokoll u.a.
- Amundsenmuseum (norwegisch)
Personendaten | |
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NAME | Amundsen, Roald Engebreth Gravning |
KURZBESCHREIBUNG | Polarforscher |
GEBURTSDATUM | 16. Juli 1872 |
GEBURTSORT | Borge bei Oslo |
STERBEDATUM | Juni 1928 |
STERBEORT | Arktis |