Liste der Klöster und Stifte im Fürstentum Lüneburg

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Karte des Fürstentums Lüneburg von Willem und Joan Blaeu aus dem Jahr 1645. Die Lage der Klöster und Stifte sind auf der Karte mit Kreuzsymbolen markiert.

Die Liste der Klöster und Stifte im Fürstentum Lüneburg führt alle Klöster und Stifte auf dem Gebiet des ehemaligen Fürstentums Lüneburg auf.

Die ersten Klostergründungen erfolgten auf dem Gebiet des späteren Fürstentums Lüneburg im 9. Jahrhundert mit dem Kloster St. Michaelis in Lüneburg und Stiften in Bardowick und in Rammelsloh. In den folgenden Jahrhunderten kam es zu weiteren Gründungen, bis die Gründungsphase 1478 mit der Errichtung eines Franziskanerkloster in Winsen einen Abschluss fand. Zu dieser Zeit bestanden im Fürstentum Lüneburg insgesamt 15 Klosterkonvente: sieben Männerklöster, sechs Damenklöster und zwei Männerstifte.[1]

Im Zuge der Reformation wurde ein Teil der Klosterkonvente aufgelöst und die Klostergüter von den Celler Herzögen eingezogen. Die Kanonikerstifte in Bardowick und in Ramelsloh blieben bestehen, ebenso die Klöster in Lüne, Ebstorf, Isenhagen, Wienhausen, Medingen und Walsrode in der Form evangelischer Damenstifte als Versorgungsanstalten für die Töchter des lüneburgischen Adels und des Lüneburger Patriziats.[2]

Das Michaeliskloster bestand als evangelisches Männerkloster zunächst ebenfalls fort und wurde 1655 in die Lüneburger Ritterakademie umgewandelt. Während die Stifte in Bardowick und Ramelsloh 1850 aufgehoben wurden, bestehen die sechs Lüneklöster bzw. Heideklöster als evangelische Damenstifte bis in die Gegenwart. Die Klöster sind eigenständige Körperschaften des öffentlichen Rechts, werden vom Allgemeinen hannoverschen Klosterfond unterhalten und stehen unter der Aufsicht der Hannoverschen Klosterkammer.[3]

Die Klöster besaßen zum Teil die Landstandschaft und bildeteten die erste Kurie der Lüneburger Landschaft. Bis in das 15. Jahrhundert hatte die Geistlichkeit an der ständischen Politik allerdings nur einen geringen Anteil. Erst auf den Landtagen in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts trat die Prälatur als gleichberechtigter Landstand in Erscheinung. Die Pröpste von Medingen, Lüne und Ebstorf sowie die Äbte von St. Michaelis in Lüneburg, Oldenstadt und Scharnebeck nahmen seit dieser Zeit an den Landtagen teil. Durch die Auflösung eines Teils der Konvente im Zuge der Reformation nahm die Bedeutung des Prälatenstandes jedoch wieder deutlich ab. Bis 1541 kamen keine Vertreter der Geistlichkeit zu den Landtagen. Seitdem vertraten der Abt von St. Michaelis und Abgesandte der Stifte in Ramelsloh und in Bardowick den geistlichen Stand.[4]

Zusätzlich zu den hier aufgeführten Anstalten existierten in Lüneburg und in Celle Beginenkonvente, die jedoch keine Klöster im eigentlichen Sinne darstellten.[5]

Klöster und Stifte im Fürstentum Lüneburg

Durch Anklicken des Symbols im Tabellenkopf sind die jeweiligen Spalten sortierbar. Die Unterpunkte Bistumszugehörigkeit und Ordenszugehörigkeit beziehen sich auf die Zeit bis zur Reformation.

Kloster
(Lage)
Bild Belegung Orden Bistum Gegründet Aufgelöst Anmerkungen
Kloster Ebstorf
(Welt-Icon 53.03060710.412217)
Frauenkloster Prämonstratenser
Benediktiner
(ab 1190)
Verden 1150/1160 Im Zuge der Reformation wurden die Probsteigüter eingezogen und der Konvent in ein evangelisches Damenstift umgewandelt. Dieses besteht bis in die Gegenwart. [6]
Kloster Isenhagen
(Welt-Icon 52.72552777777810.619138888889)
Männerkloster
Frauenkloster
(ab 1262)
Zisterzienser Hildesheim 1243 Im Zuge der Reformation wurden die Probsteigüter eingezogen und der Konvent in ein evangelisches Damenstift umgewandelt. Dieses besteht bis in die Gegenwart.[7]
Kloster Medingen
(Welt-Icon 53.091510.56198)
Frauenkloster Benediktiner Verden 1228 Im Zuge der Reformation wurden die Probsteigüter eingezogen und der Konvent in ein evangelisches Damenstift umgewandelt. Dieses besteht bis in die Gegenwart.[8]
Kloster Wienhausen
(Welt-Icon 52.58073888888910.185027777778)
Frauenkloster Zisterzienser Hildesheim 1231 Im Zuge der Reformation wurden die Probsteigüter eingezogen und der Konvent in ein evangelisches Damenstift umgewandelt. Dieses besteht bis in die Gegenwart.[9]
Kloster Lüne
(Welt-Icon 53.26027777777810.422222222222)
Frauenkloster Benediktiner
(ab 1272)
Verden 1172 Im Zuge der Reformation wurden die Probsteigüter eingezogen und der Konvent in ein evangelisches Damenstift umgewandelt. Dieses besteht bis in die Gegenwart.[10]
Kloster Walsrode
(Welt-Icon 52.8604916666679.5965944444444)
Frauenkloster Benediktiner
(ab 1255)
Minden Vorlage:SortKey ist veraltet; bitte verwende Alternativen gemäß Hilfe:Tabellen/Sortierung #Veraltet.vor 986 Im Zuge der Reformation wurden die Probsteigüter eingezogen und der Konvent in ein evangelisches Damenstift umgewandelt. Dieses besteht bis in die Gegenwart.[11]
Stift Ramelsloh
(Welt-Icon 53.34194444444410.025277777778)
Männerstift Das Stift war keinem Orden zugehörig. Bremen Vorlage:SortKey ist veraltet; bitte verwende Alternativen gemäß Hilfe:Tabellen/Sortierung #Veraltet.9. Jahrhundert 1850/1863 Das Stift wurde im Zuge der Revolution von 1848 durch ein Landesgesetz von 1850 aufgehoben. Die Auflösung des Konvents erfolgte 1863. Die ehemalige Stiftskirche wird heute von der Kirchengemeinde Ramelsloh genutzt.[12]
Stift Bardowick
(Welt-Icon 53.29916666666710.395)
Männerstift Das Stift war keinem Orden zugehörig. Verden Vorlage:SortKey ist veraltet; bitte verwende Alternativen gemäß Hilfe:Tabellen/Sortierung #Veraltet.9. Jahrhundert 1850 Das Stift wurde im Zuge der Revolution von 1848 aufgehoben. Die ehemalige Stiftskirche wird heute von der Kirchengemeinde St. Peter und Paul genutzt.[13]
Kloster St. Michaelis
(Welt-Icon 53.24937777777810.401194444444)
Männerkloster Benediktiner Verden Vorlage:SortKey ist veraltet; bitte verwende Alternativen gemäß Hilfe:Tabellen/Sortierung #Veraltet.vor 956 1655 Das Kloster wurde im Zuge der Reformation in ein evangelisches Männerkloster und 1655 in die Ritterakademie Lüneburg umgewandelt. Nach der Revolution von 1848 wurde es endgültig aufgehoben und die Klostergüter eingezogen. Die ehemalige Klosterkirche wird heute von der Kirchengemeinde St. Michaelis genutzt.[14]
Kloster Oldenstadt
(Welt-Icon 52.97197222222210.590083333333)
Frauenkloster
Männerkloster
(ab 1133/37)
Benediktiner Verden Vorlage:SortKey ist veraltet; bitte verwende Alternativen gemäß Hilfe:Tabellen/Sortierung #Veraltet.vor 972 1531 Der Konvent wurde im Zuge der Reformation auf Druck Herzog Ernst des Bekenners aufgehoben und die Probsteigüter eingezogen. Die ehemalige Klosterkirche wird heute von der Kirchengemeinde Oldenstadt genutzt.[15]
Kloster Scharnebeck
(Welt-Icon 53.29304110.510915)
Männerkloster Zisterzienser Verden 1243 1531 Der Konvent wurde im Zuge der Reformation auf Druck Herzog Ernst des Bekenners aufgehoben und die Probsteigüter eingezogen. Die ehemalige Klosterkirche wurde zum Großteil im 18. Jahrhundert abgebrochen und auf ihren Fundamente ein neues Kirchengebäude errichtet. Diese enthält zahlreiche Ausstattungstücken der alten Klosterkirche und wird heute von der Kirchengemeinde St. Marien in Scharnebeck genutzt.[16]
Kloster Heiligenthal
(Welt-Icon 53.21666666666710.3)
Männerkloster Prämonstratenser Verden 1313 1530 Das Kloster wurde 1382 von Heiligenthal nach Lüneburg verlegt. Der Konvent wurde im Zuge der Reformation auf Druck Herzog Ernst des Bekenners aufgehoben und die Probsteigüter eingezogen. Die Klostergebäude wurden im 19. Jahrhundert abgebrochen.[17]
Kloster Celle
(Welt-Icon 52.6246710.08125)
Männerkloster Franziskaner Hildesheim 1452 1528 Der Konvent wurde im Zuge der Reformation auf Druck Herzog Ernst des Bekenners aufgehoben. Die Klostergebäude wurden im 16. Jahrhundert abgebrochen.[18]
Kloster Lüneburg
(Welt-Icon 53.250349410.4068862)
Männerkloster Franziskaner Verden 1235 1530 Nach Durchsetzung der Reformation in der Stadt Lüneburg 1530 wurde der Konvent auf Druck der Lüneburger Bürgerschaft aufgehoben. In den ehemaligen Klostergebäuden befindet sich heute die Ratsbücherei Lüneburg.[19]
Kloster Winsen
(Welt-Icon 53.36514166666710.209080555556)
Männerkloster Franziskaner Verden 1478 1528 Die Niederlassung der Franziskaner bestand als Terminei bereits seit 1348 und wurde 1478 zum Kloster. Der Konvent wurde im Zuge der Reformation auf Druck Herzog Ernst des Bekenners aufgehoben. Die ehemalige Klosterkirche wird heute von der Kirchengemeinde St. Marien genutzt.[20]

Literatur

  • Dieter Brosius: Die lüneburgischen Klöster in der Reformation. In: Reformation vor 450 Jahre. Eine Lüneburgische Gedenkschrift. Museumsverein für das Fürstentum Lüneburg, Lüneburg 1980, S. 95–113.
  • Hans Patze: Geschichte Niedersachsens, Bd.3/2, Kirche und Kultur von der Reformation bis zum Beginn des 19. Jahrhunderts. Lax Verlag, Hildesheim 1983, ISBN 3-7848-3425-6.
  • Josef Dolle: Niedersächsisches Klosterbuch: Verzeichnis der Klöster, Stifte, Kommenden und Beginenhäuser in Niedersachsen und Bremen von den Anfängen bis 1810, Teil 1–4. Verlag für Regionalgeschichte, Bielefeld 2012, ISBN 978-3-89534-956-0.

Einzelnachweise

  1. Zu den Gründungen der Klöster siehe: Dieter Brosius: Die lüneburgischen Klöster in der Reformation in Reformation vor 450 Jahre. Eine Lüneburgische Gedenkschrift. Museumsverein für das Fürstentum Lüneburg, Lüneburg 1980, S. 95–113.
  2. Zur Geschichte der Klöster während der Reformation siehe: Dieter Brosius: Die lüneburgischen Klöster in der Reformation in Reformation vor 450 Jahre. Eine Lüneburgische Gedenkschrift. Museumsverein für das Fürstentum Lüneburg, Lüneburg 1980, S. 95–113.
  3. Zur gegenwärtigen Situation der Heideklöster siehe: Klosterkammer Hannover. Abgerufen am 4. November 2013. 
  4. Zur Landstandschaft siehe: Wolf-Nikolaus Schmidt-Salzen: Lüneburg, Fürstentum. In: Brage Bei der Wieden (Hrsg.): Handbuch der niedersächsischen Landtags- und Ständegeschichte. Band 1: 1500–1806, Hannover 2004, ISBN 3-7752-6016-1, S. 135–142 und 349–365, hier: S. 356.
  5. Zu den Beginenkonventen siehe: Die lüneburgischen Klöster in der Reformation in Reformation vor 450 Jahre. Eine Lüneburgische Gedenkschrift., Museumsverein für das Fürstentum Lüneburg, Lüneburg 1980, S. 95−113
  6. Zum Kloster Ebstorf siehe: Josef Dolle: Niedersächsisches Klosterbuch: Verzeichnis der Klöster, Stifte, Kommenden und Beginenhäuser in Niedersachsen und Bremen von den Anfängen bis 1810, Teil 1. Verlag für Regionalgeschichte, Bielefeld 2012, ISBN 978-3-89534-956-0, S. 352–360
  7. Zum Kloster Isenhagen siehe: Josef Dolle: Niedersächsisches Klosterbuch: Verzeichnis der Klöster, Stifte, Kommenden und Beginenhäuser in Niedersachsen und Bremen von den Anfängen bis 1810, Teil 2. Verlag für Regionalgeschichte, Bielefeld 2012, ISBN 978-3-89534-956-0, S. 855–862
  8. Zum Kloster Medingen siehe: Josef Dolle: Niedersächsisches Klosterbuch: Verzeichnis der Klöster, Stifte, Kommenden und Beginenhäuser in Niedersachsen und Bremen von den Anfängen bis 1810, Teil 3. Verlag für Regionalgeschichte, Bielefeld 2012, ISBN 978-3-89534-956-0, S. 1044–1050
  9. Zum Kloster Wienhausen siehe: Josef Dolle: Niedersächsisches Klosterbuch: Verzeichnis der Klöster, Stifte, Kommenden und Beginenhäuser in Niedersachsen und Bremen von den Anfängen bis 1810, Teil 3. Verlag für Regionalgeschichte, Bielefeld 2012, ISBN 978-3-89534-956-0, S. 1518–1529
  10. Zum Kloster Lüne siehe: Josef Dolle: Niedersächsisches Klosterbuch: Verzeichnis der Klöster, Stifte, Kommenden und Beginenhäuser in Niedersachsen und Bremen von den Anfängen bis 1810, Teil 2. Verlag für Regionalgeschichte, Bielefeld 2012, ISBN 978-3-89534-956-0, S. 938–947
  11. Zum Kloster Walsrode siehe: Josef Dolle: Niedersächsisches Klosterbuch: Verzeichnis der Klöster, Stifte, Kommenden und Beginenhäuser in Niedersachsen und Bremen von den Anfängen bis 1810, Teil 3. Verlag für Regionalgeschichte, Bielefeld 2012, ISBN 978-3-89534-956-0, S. 1487–1493
  12. Zum Stift Ramelsloh siehe: Josef Dolle: Niedersächsisches Klosterbuch: Verzeichnis der Klöster, Stifte, Kommenden und Beginenhäuser in Niedersachsen und Bremen von den Anfängen bis 1810, Teil 3. Verlag für Regionalgeschichte, Bielefeld 2012, ISBN 978-3-89534-956-0, S. 1271–1278
  13. Zum Stift Bardowick siehe: Josef Dolle: Niedersächsisches Klosterbuch: Verzeichnis der Klöster, Stifte, Kommenden und Beginenhäuser in Niedersachsen und Bremen von den Anfängen bis 1810, Teil 1. Verlag für Regionalgeschichte, Bielefeld 2012, ISBN 978-3-89534-956-0, S. 34–45
  14. Zum Kloster St. Michaelis siehe: Josef Dolle: Niedersächsisches Klosterbuch: Verzeichnis der Klöster, Stifte, Kommenden und Beginenhäuser in Niedersachsen und Bremen von den Anfängen bis 1810, Teil 2. Verlag für Regionalgeschichte, Bielefeld 2012, ISBN 978-3-89534-956-0, S. 947–960
  15. Zum Kloster Oldenstadt siehe: Josef Dolle: Niedersächsisches Klosterbuch: Verzeichnis der Klöster, Stifte, Kommenden und Beginenhäuser in Niedersachsen und Bremen von den Anfängen bis 1810, Teil 3. Verlag für Regionalgeschichte, Bielefeld 2012, ISBN 978-3-89534-956-0, S. 1136–1140
  16. Zum Kloster Winsen siehe: Josef Dolle: Niedersächsisches Klosterbuch: Verzeichnis der Klöster, Stifte, Kommenden und Beginenhäuser in Niedersachsen und Bremen von den Anfängen bis 1810, Teil 3. Verlag für Regionalgeschichte, Bielefeld 2012, ISBN 978-3-89534-956-0, S. 1340–1346
  17. Zum Kloster Heiligenthal siehe: Josef Dolle: Niedersächsisches Klosterbuch: Verzeichnis der Klöster, Stifte, Kommenden und Beginenhäuser in Niedersachsen und Bremen von den Anfängen bis 1810, Teil 2. Verlag für Regionalgeschichte, Bielefeld 2012, ISBN 978-3-89534-956-0, S. 963–968
  18. Zum Kloster Celle siehe: Josef Dolle: Niedersächsisches Klosterbuch: Verzeichnis der Klöster, Stifte, Kommenden und Beginenhäuser in Niedersachsen und Bremen von den Anfängen bis 1810, Teil 1. Verlag für Regionalgeschichte, Bielefeld 2012, ISBN 978-3-89534-956-0, S. 301–303
  19. Zum Kloster Lüneburg siehe: Josef Dolle: Niedersächsisches Klosterbuch: Verzeichnis der Klöster, Stifte, Kommenden und Beginenhäuser in Niedersachsen und Bremen von den Anfängen bis 1810, Teil 2. Verlag für Regionalgeschichte, Bielefeld 2012, ISBN 978-3-89534-956-0, S. 960–963
  20. Zum Kloster Winsen siehe: Josef Dolle: Niedersächsisches Klosterbuch: Verzeichnis der Klöster, Stifte, Kommenden und Beginenhäuser in Niedersachsen und Bremen von den Anfängen bis 1810, Teil 3. Verlag für Regionalgeschichte, Bielefeld 2012, ISBN 978-3-89534-956-0, S. 1546–1549
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