„Emil und die Detektive" – Versionsunterschied
Version vom 27. Oktober 2015, 08:54 Uhr
Emil und die Detektive ist ein 1929 erschienener Roman für Kinder von Erich Kästner.
Rezeption
In dem Buch werden Humor, Abenteuer und Milieuschilderung von Kästner bunt gemischt. Der neuartige Ton der Geschichte regte die Kinderliteratur an. Zuvor waren Bücher für Kinder fast durchgehend märchenhaft, moralisierend oder beides zugleich.
Entstehungsgeschichte
Erich Kästner wurde von Edith Jacobsohn, der Witwe Siegfried Jacobsohns und Verlegerin der Weltbühne angeregt, für den Berliner Kinderbuchverlag Williams & Co. ein Buch zu schreiben. Bis zu diesem Zeitpunkt hatte Kästner Gedichte veröffentlicht (Herz auf Taille, 1928) und als Redakteur bei Tageszeitungen gearbeitet, Kritiken und Feuilletons verfasst. Innerhalb weniger Wochen entstand die Geschichte von Emil, dem Jungen, der erfolgreich einen Dieb durch Berlin verfolgt.
Kästner, der selbst mit erstem Vornamen Emil hieß, ließ sich bei den Figuren Emils und seiner Mutter von seiner Biographie inspirieren und taucht auch selbst in der Handlung auf – in seinem realen Beruf als Zeitungsjournalist. Für die Geschichte griff Kästner auf ein Erlebnis aus seiner Kindheit in Dresden zurück: Dort verfolgte und stellte er eine Betrügerin, die seine Mutter, eine Friseurin, geschädigt hatte. Bei einem Bankeinbruch, der in dem Buch erwähnt wird, handelt es sich wahrscheinlich um den Diskonto-Einbruch der Brüder Sass.
Die Illustrationen stammen von Walter Trier. Das Buch erschien im Herbst 1929 und wurde ein großer Erfolg. Es wurde als einziges Werk Kästners zuerst nicht indiziert[1] oder bei der Bücherverbrennung 1933 in Deutschland verbrannt. Erich Kästner war als einziger der verfemten Schriftsteller bei der Verbrennung seiner eigenen Werke persönlich anwesend. Er wurde sogar erkannt, aber ansonsten nicht behelligt. 1936 wurde allerdings auch Emil und die Detektive von den Nationalsozialisten verboten.[2]
Eine Fortsetzung verfasste Kästner 1934 unter dem Titel Emil und die drei Zwillinge . Die Erstausgabe erschien 1935 im Atrium Verlag Basel/Wien/Mährisch Ostrau, dem Nachfolgeverlag von Williams & Co.
Adaptionen
Verfilmungen
- 1931 Emil und die Detektive (1931), Deutschland, Regie: Gerhard Lamprecht
- 1935 Emil and the Detectives, Großbritannien, Regie: Milton Rosmer
- 1950 Toscanito y los detectives, Argentinien, Regie: Antonio Momplet
- 1954 Emil und die Detektive (1954), Deutschland, Regie: Robert Adolf Stemmle
- 1956 Emil to tantei tachi, Japan, Regie: Mitsuo Wakasugi
- 1958 Pega Ladrão, Brasilien, Regie: Alberto Pieralisi
- 1964 Emil und die Detektive (1964), USA, Regie: Peter Tewksbury
- 2001 Emil und die Detektive (2001), Deutschland, Regie: Franziska Buch
Bühnenfassungen
Kästner richtete den Roman 1930 für Theateraufführungen ein. Das Stück ist nach wie vor häufig zu sehen, namentlich im Kinder- und Jugendtheater. Beispiele hierfür sind die Freilichttheateraufführungen in Heessen (2005), Reutlingen (2003) oder Sigmaringendorf (2001).
Vertonungen
Das Musical Emil und die Detektive, dessen Musik von Marc Schubring und dessen Libretto von Wolfgang Adenberg stammt, wurde am 12. November 2001 im Berliner Theater am Potsdamer Platz uraufgeführt. Am 6. Oktober 2006 hatte es in der Geburtsstadt des Dichters, an der Staatsoperette Dresden, Premiere. Die Hauptrollen wurden von Dresdner Kindern gespielt.
2008 zeigte das Ostschweizer Theater Jetzt eine eigene Version, bei der Jugendlichen teilweise selbst die Szenen schrieben. Regie hatte der Theatermacher Oliver Kühn. 2013 brachte das Zürcher Bernhard Theater eine Schweizerdeutsche Fassung dieses Kindermusicals auf die Bühne (Mundart-Bearbeitung durch Erich Vock), die Handlung wurde nach Zürich verlegt und die Uraufführung fand am 16. November 2013 statt.[3]
Spiele
Mehrmals wurde das Buch auch Gegenstand eines Gesellschaftsspiels für Kinder:
- Bereits 1931 erschien beim Verlag Jos. Scholz, Mainz, Emil und die Detektive. Ein spannendes Spiel für Jung und Alt[4]
- 1969 brachte der Otto Maier Verlag unter seinem damaligen Verlagsleiter Erwin Glonnegger das Spiel unter dem gleichen Titel wie der Roman als Suchspiel in Memoryart, bei dem es gilt sowohl Diebe, als auch Geldscheine zu sammeln, heraus.[5]
- 2003 veröffentlichte der Verlag Schmidt Spiel und Freizeit ein von Autor Helmut Walch erdachtes Kinderspiel, das ähnlich dem bekannten Scotland Yard (Spiel) abläuft und zusätzlich deduktive Elemente aufweist. Es erschien ebenfalls unter dem Titel Emil und die Detektive.[6]
Sonstiges
Das Typoskript von Emil und die Detektive ist in der Dauerausstellung im Literaturmuseum der Moderne in Marbach ausgestellt.
Ausstellungen
- 2014: Alles klar Herr Kommissar? Knatterton, Kottan, Emil und andere Detektive., Karikaturmuseum Krems, 6. April bis 16. November 2014.[7]
Literatur
- Erich Kästner: Emil und die Detektive: Ein Roman für Kinder (Illustrationen von Walter Trier). 152. Auflage, Dressler, Hamburg 2010 (Erstausgabe 1929), ISBN 978-3-7915-3012-3.
- Stephanie Haack: Emil und die Detektive. Die Illustrationen in ausländischen Ausgaben. In: Imprimatur. Ein Jahrbuch für Bücherfreunde. Neue Folge XXI, Gesellschaft der Bibliophilen, München / Harrassowitz, Wiesbaden 2009, S. 47–78 (mit Abbildungen und weiterführenden Anmerkungen), ISSN 0073-5620 .
- Gerhard Lamprecht: Emil und die Detektive. In: Bettina Kümmerling-Meibauer und Thomas Koebner (Hrsg.): Filmgenres. Kinder- und Jugendfilm Reclam, Stuttgart 2010, ISBN 978-3-15-018728-9, S. 25–30.
Weblinks
- Zentral- und Landesbibliothek Berlin: Emil und die Detektive. Die Seite bereitet die „Stadtrundfahrt" des Romans mit historischem Text- und Bildmaterial auf.
- Vom Buch zum Film (PDF; 186 kB)
Einzelnachweise
- ↑ Dienstblatt III des Magistrats von Berlin, Nr. 176 (Neuordnung der Stadt-, Volks- und sonstigen städtischen Büchereien), darin: Schwarze Liste, unter K: „Kaestner, Erich: alles a u ß e r : Emil".
- ↑ Vgl. Karsten Brandt: Die Dissoziation eines Schriftstellers in den Jahren 1934–1936: Ödön von Horváth und H.W. Becker
- ↑ http://www.emilunddiedetektive.ch/
- ↑ Abbildung in „Spiel mit!" Papierspiele aus dem Verlag Jos. Scholz Mainz, Mainz 2006, S. 3)
- ↑ Spieledatenbank Luding: Emil und die Detektive
- ↑ Spieledatenbank Luding: Emil und die Detektive
- ↑ Mitteilung zur Ausstellung, abgerufen am 5. August 2014