„Edward Hopper" – Versionsunterschied
Version vom 27. September 2015, 17:22 Uhr
Edward Hopper (* 22. Juli 1882 in Nyack, New York; † 15. Mai 1967 in New York City, New York) war ein amerikanischer Maler des Amerikanischen Realismus. Hoppers in kühler Farbgebung gehaltene realistische Bilder weisen auf die Einsamkeit des modernen Menschen hin[1] . Er gilt als Chronist der amerikanischen Zivilisation.
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Themen
- Das Thema „Theater" könnte der immer wieder im Werk auftretenden Rolle des Zuschauers entsprechen, die ihn von ersten Skizzenblättern bis zu seinem vorletzten Werk Zwei Komödianten immer wieder beschäftigte.
- Klassische Landschaftsbilder, etwa leicht gewellte Berge, Dünen. Leuchttürme als Alter Ego, Selbstportraits eines Solitärs in rauer Natur – diese Interpretation stammt von Josephine Hopper.
- Stadtbilder, teilweise mit Technikdetails, menschenleere Straßenzüge, die von der Sonne zum Leben gebracht werden. Seine Nachtbilder bieten oft Einblicke in einzelne Zimmer mit ein, zwei Personen. Der Betrachter behält die Freiheit der Deutung der Beziehungen, Gespräche und Folgen der Szenen.
- Bilder von einzelnen Frauen vom Typus seiner Frau (bekleidet und nackt).
- Hell-Dunkel-Kontraste in Zimmern oder in den Landschaften folgen einer ausgefeilten Lichtregie.
- Seine Themen sind häufig interpretiert worden als Ausdruck der Isolation und Ausgrenzung des Einzelnen. Seine Gemälde zeigen oft das Individuum in Diners, Hotelzimmern, Wartehallen oder vor Hausfassaden. Die abgebildeten Menschen scheinen oft in Melancholie versunken zu sein und blicken gedankenverloren aus dem Fenster, auf einen Punkt außerhalb des Bildes oder sie lesen ein Buch. Die Blicke von mehreren dargestellten Personen gehen meist aneinander vorbei und veranschaulichen so Distanz trotz räumlicher Nähe. Es gibt aber auch immer wieder einzelne Bilder von aufeinander bezogenen Personengruppen.
Werke
Übersicht
Sein Werk lässt sich aufgrund seiner Arbeitsweisen in folgende Perioden teilen:
- 1893 bis 1901
- 1902 bis etwa 1922
- 1923 bis etwa 1930, Durchbruch
- 1931 bis 1950, Zenit
- 1951 bis 1967, Spätwerk
„Nighthawks – Nachtschwärmer"
Nighthawks (Nachtschwärmer)[Bild 1] ist eines der populärsten Bilder des 20. Jahrhunderts. In der kühlen Kunstlichtatmosphäre einer Bar sitzen drei Gäste, die aneinander vorbeischauen, sich nicht unterhalten und anscheinend ihren eigenen Gedanken nachhängen. Die Nachtschwärmer sitzen oder stehen an der umlaufenden Theke, in deren Mitte der weißuniformierte Kellner tätig ist. Ob die Frau, deren linke Hand zu dem rauchenden Mann rechts neben ihr deutet, und er ein Paar sind oder ob sie einander kennenlernen wollen, bleibt offen. Der andere, allein sitzende Mann ist eine Rückenpartie, auch er mit Hut.
Nighthawks wurde unzählige Male kopiert und zitiert. Es gibt Versionen in verschiedenen Comics wie Simpsons, Tim und Struppi und anderen, sowie zahlreiche Werbemotive, die sich auf Hoppers berühmtestes Bild beziehen. Am bekanntesten dürften Marilyn Monroe und Humphrey Bogart als spätes Paar im Bild Boulevard of Broken Dreams des austro-irischen Künstlers Gottfried Helnwein sein.
„Gas – Benzin"
Das Bild Gas (Benzin)[Bild 2] aus dem Jahr 1940 zeigt eine Tankstelle in der Abenddämmerung aus der Sicht eines heranrollenden Autofahrers. Der Tankwart steht allein vor einer von drei leuchtend roten Zapfsäulen. Auch hier wird Einsamkeit dokumentiert. Mehrere Lichtquellen bestimmen die Szene. Zum einen das Dämmerlicht der bereits untergegangenen Sonne sowie die künstlichen Lichtquellen aus dem Tankstellenhäuschen, den Zapfsäulen und dem „Mobilgas"-Reklameschild. Im Hintergrund ist ein dunkler Wald zu sehen. Wohin die Straße führt, ist nicht mehr im Bildbereich.
Es bleibt einer Interpretation überlassen, ob hier ein Kampf zwischen der dunklen, unberührten Natur und der beleuchteten zivilisierten, menschlichen Welt dargestellt ist.
„House by the Railroad – Haus am Bahndamm"
Das Bild House by the Railroad (Haus am Bahndamm)[Bild 3] von 1925 zeigt ein einsames Haus im viktorianischen Baustil an einer Bahnlinie. Die Bewohner sind nicht zu sehen. Sonnenlicht mit einem scharfen Schattenwurf bestimmt das Werk. Die Farbgebung ist mit blau, grau und weiß recht kühl. Auch hier bleibt es der Interpretation des Betrachters überlassen, ob die Bahngleise ein Synonym für die Verlassenheit der unbekannten Hausbewohner sind, da vorbeifahrende Züge mangels Bahnsteig nicht halten werden. Das Bild wurde im Januar 1930 vom Museum of Modern Art in New York City als erstes Gemälde überhaupt in die ständige Sammlung des Museums aufgenommen.
Einflüsse auf Film und Kino
Die starke Atmosphäre seiner Werke inspirierte unter anderem Filmregisseure wie Alfred Hitchcock, der für das Bates Motel in Psycho Hoppers Bild House by the Railroad (1925) zum Vorbild nahm. Michael Curtiz’ Film Casablanca entstand im selben Jahr 1942 wie Hoppers Nighthawks (Nachtschwärmer). Im Film steht ein Mann (Humphrey Bogart) neben einer schönen Frau (Ingrid Bergman) in einer Bar. Auf Hoppers Bild sitzt ein Mann neben einer schönen Frau in einer Bar. Durch die Übereinstimmung des Themas scheint sich das Lebensgefühl der 1940er Jahre in Amerika widerzuspiegeln, in dem seelische Probleme, schöne Frauen und Bars eine Rolle spielen.[2] Für die Atmosphäre des Films Blade Runner soll Regisseur Ridley Scott ebenfalls Hoppers Bild Nighthawks als Vorlage verwendet haben, wie mehrere Mitglieder der Filmcrew berichteten. Der italienische Giallo-Regisseur Dario Argento legte eine Straßenszene in seinem Thriller Profondo rosso (1975) als komplette Rekonstruktion von Nighthawks an. Auch der deutsche Regisseur Wim Wenders hat Werke Edward Hoppers als Vorlage und Inspiration für Filme genutzt, so etwa in The Million Dollar Hotel (2000) Bilder wie The Morning Sun (1952). Wenders sagte einmal, jedes von Hoppers Bildern könne der Beginn eines neuen Kapitels in einem großen Film über Amerika sein.[2] Der polnische Regisseur Andrzej Wajda versuchte in seinem Film Der Kalmus (2009) die Atmosphäre der Bilder Edward Hoppers für einen Monolog seiner Hauptdarstellerin Krystyna Janda wiederzugeben. Im Jahr 2013 erschien der Film Shirley – Visions of Reality (dt.: Shirley – Der Maler Edward Hopper in 13 Bildern), Buch und Regie von Gustav Deutsch. In diesem Film werden figurative Gemälde aus dem Œuvre Hoppers mit Schauspielern nachgestellt.
Literatur
Monografien
- Gail Levin: Edward Hopper – Ein intimes Portrait, List, München, 1998, ISBN 3-471-78062-9
- Gail Levin: Die gemalte Wirklichkeit – Edward Hopper und sein Amerika, List München, 1998, ISBN 3-471-78067-X
- Gail Levin: Hopper’s Places. Random House USA Inc., 1985; Second Edition University of California Press, 1998, ISBN 0-520-21676-8
- Ivo Kranzfelder: Hopper, Taschen, Köln, 2002, ISBN 3-7913-3300-3
- Rolf G. Renner: Edward Hopper 1882–1967: Transformation des Realen. Taschen, Köln 2003, ISBN 978-3-822-86597-2
- Wieland Schmied: Edward Hopper – Portraits of America, Prestel, 2005, ISBN 3-7913-3300-3
Werkbeschreibungen
- Edward Hopper, Gail Levin: Edward Hopper 1882-1967. Gemälde und Zeichnungen. Bearbeitet von Gail Levin. Mosel, München 1981
- Edward Hopper: Werkverzeichnis in vier Bänden. Sämtliche Gemälde, Aquarelle und Illustrationen / CD-ROM. Katalogwerk N.Y. 95. Hrsg.: Gail Levin. 352 S. pro Band, 1.500 Illustrationen und Abbildungen
- Deborah Lyons (Herausgeber): Edward Hopper: A Journal of His Work. Verlag W W Norton, London 1997. 103 Seiten. ISBN 0-393-31330-1 (englisch)
- Virginia M. Mecklenburg, Edward Hopper, Margaret Lynne Ausfeld: Edward Hopper: The Watercolors. Verlag W W Norton, London 1999 ISBN 0-937311-57-X (englisch)
- Gail Levin: The Complete Oil Paintings of Edward Hopper, W.W. Norton, London 2001 ISBN 0-393-04996-5 (englisch)
- Gail Levin: The Complete Watercolors of Edward Hopper, W.W. Norton, London 2001 ISBN 0-393-04995-7 (englisch)
- Sheena Wagstaff (Hrsg.): Edward Hopper. Ausstellungskatalog London, Köln 2004/2005. Hatje-Cantz. 256 S., ca. 160 Farb- und 10 SW-Abbildungen 2. Ausgabe 2004, ISBN 3-7757-1500-2
- Heinz Liesbrock: Edward Hopper. Die Wahrheit des Lichts. Trikont, Duisburg 1985 ISBN 3889741029
Filme
- Hopper’s Silence. Dokumentarfilm, USA, 1980, 47 Min., Buch und Regie: Brian O’Doherty, Produktion: Whitney Museum of American Art, Inhaltsangabe der New York Times.
- Edward Hopper: Nachtschwärmer 1942, Öl auf Leinwand. Bildanalyse, Deutschland, 10 Min., 1988, Regie: Reiner E. Moritz, Buch: Gisela Hossmann, Reihe: 1000 Meisterwerke, Produktion: RM Arts, WDR.
- Edward Hopper - Bilder der amerikanischen Seele. Dokumentarfilm, Deutschland, 2002, 43 Min., Buch und Regie: Eike Barmeyer, Produktion: B3, Erstsendung: 22. Juni 2002, Inhaltsangabe von BR-alpha.
- Das Auge des Edward Hopper (Original frz: La Toile blanche d'Edward Hopper). Dokumentarfilm, Frankreich, 2012, 51 Min. Buch und Regie von Jean-Pierre Devillers, François Gazio und Didier Ottinger. Produktion: ARTE France, Idéale Audience, Réunion des musées nationaux-Grand Palais, avro, Centre Pompidou. Deutsche Erstsendung am 14. Oktober 2012, Film-Dossier des Senders arte u. a. mit Wim Wenders.
- Hopper revisited... (Hopper vu par...). Kurzfilmreihe mit 8 vierminütigen Beiträgen, Frankreich, 2012, 52 Min., Regie (je 1x): Valérie Pierson, Martin de Thurah, Hannes Stöhr, Mathieu Amalric, Dominique Blanc, Sophie Fiennes, Valérie Mréjen, Sophie Barthes, Produktion: En haut des marches, ARTE France, Erstsendung: 14. Oktober 2012, Film-Dossier mit Videoausschnitten von arte. (Acht europäische Regisseure ließen sich von Hoppers Bildern zu Kurzfilmen inspirieren.)
Weblinks
- Edward Hopper bei artfacts.net
- Vorlage:BAM
- Edward Hopper bei IMDb
- Literatur von und über Edward Hopper im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Werke von und über Edward Hopper in der Deutschen Digitalen Bibliothek
- Artcyclopädia: Gemälde in Museen, Galerien und weiterführende Links
Bildnachweise
- ↑ Nighthawks – Nachtschwärmer (Hinweis zur Farbwiedergabe der Drucke und im Web: Bisher ist es keinem der vielen Reproverfahren gelungen, das flirrende Blaugrün der dominierenden Fenster des Originals zu treffen)
- ↑ Gas – Benzin
- ↑ House by the Railroad – Haus am Bahndamm (am 24. Februar 2010 aufgerufen)
- Edward Hopper at the National Gallery of Art
- Hopper im WebMuseum, Paris (Bildbeispiele für drei Themenkreise: Innenräume, Straßenzüge, Landschaftsbilder)
- Early Sunday Morning, 1930
- Room in New York, 1932
- Office at Night, 1940
- A Woman in the Sun, 1961
Einzelnachweise
- ↑ Das Motiv der Einsamkeit ist das für viele Betrachter offensichtlichste und auch von Kritikern oft betonte zentrale Motiv der Werke Hoppers. Andererseits forderte Hopper selbst dazu auf, diesen Aspekt bei der Interpretation seiner Werke nicht überzubetonen: "The loneliness thing is overdone." http://www.edwardhopper.net/, abgerufen 25. September 2013.
- ↑ a b Tim Ackermann: Es war einmal in Amerika. In: Welt am Sonntag , 10. Mai 2009, S. 86 zur Hopper-Ausstellung Modern Life. Edward Hopper und seine Zeit in Hamburg, 2009
Personendaten | |
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NAME | Hopper, Edward |
KURZBESCHREIBUNG | amerikanischer Maler |
GEBURTSDATUM | 22. Juli 1882 |
GEBURTSORT | Nyack, New York |
STERBEDATUM | 15. Mai 1967 |
STERBEORT | New York City |