„Sekt" – Versionsunterschied
Version vom 31. Dezember 2005, 17:02 Uhr
Sekt ist ein alkoholisches Getränk mit Kohlensäure. Dabei beträgt der Alkoholgehalt mindestens 10%. Der Name leitet sich vom lateinischen siccus (= trocken) ab. Sekt zählt zu der Gruppe der Qualitäts-Schaumweine.
Herstellung
Sektgrundwein
Sekt ist die kultivierteste Veredelungsstufe des Weines. Die für die Herstellung von Sekt benötigten Weine nennt man Sektgrundweine. Sektgrundweine sollen prinzipiell aus gesundem, reifen und nicht aus edelreifem oder angefaultem Lesegut/Trauben bereitet werden, die eine feine, frische Säure aufweisen. Daher werden Sektgrundweine in der Regel nicht nach Zuckergehalt (Oechsle), sondern auf Basis des Säuregehaltes gelesen. Diese feine, frische Säure wirkt wie ein Geschmacksverstärker im späteren Endprodukt, sie verleiht dem Sekt in Verbindung mit der Versanddosage, einen vollen, ausbalancierten Geschmack. Da bei der Traube im Verlauf der physiologischen Reife die Säure sehr stark abnimmt, werden Sektgrundweine vor der allgemeinen Traubenlese geerntet. Sind die Trauben geerntet und zu Wein vergoren, so entscheidet der Kellermeister über die Art des daraus zu gewinnenden Sektes. Möchte er einen jungen, frisch anmutenden Sekt haben, so wird der Sektgrundwein schnellstmöglich von allen Trubstoffen befreit und zur Versektung gegeben. Soll der Sekt später einen reifen Geschmack aufweisen, so wird dem Grundwein die Zeit gegeben, in aller Ruhe zu reifen; letzteres ist jedoch eher ungewöhnlich.
Cuvée
In der Praxis werden häufig verschiedene Grundweine zu einer einheitlichen Cuvée zusammengestellt. Durch diesen Verschnitt einzelner Weine zu einer Cuvée ist es möglich, die verschiedenen Eigenarten der Grundweine zu einem gewünschten Optimum zu vereinen, oder aber einen über mehrere Jahre gleich bleibenden Geschmackseindruck zu erzielen. Letzteres gilt vor allem für die großen Deutschen Traditionsmarken. Grundsätzlich gilt, die Eigenart des Grundweines wird durch die Versektung verstärkt.
Tirage
Eine zweite Gärung ("prise de mousse")wird einleitet indem man den Sektgrundwein mit Zucker und Hefe versetzt und auf Flaschen zieht (frz. tire). Ziel ist, die hierbei entstehende Gärungskohlensäure als prickelndes Mousseux im Wein zu binden. Entscheidend ist daher die Verwendung druckfester und gasdichter Gärgebinde, um das Entweichen der Kohlensäure zu verhindern. Über die Zuckerzugabe kann der gewünschte Kohlensäuregehalt im Sekt eingestellt werden. Um 100 kPa Kohlensäuredruck in der zweiten Gärung zu erzielen werden 4 g/l Zucker benötigt. Ziel ist ein Überdruck im Sekt von 500 bis 600 kPa, entsprechend also 20 bis 24 g Tiragezucker je Liter Sektgrundwein.
Gärverfahren :
Bei der Sektherstellung kommen überwiegend 2 Verfahren zur Anwendung:
Klassische Flaschengärung
- Die Klassische Flaschengärung mit dem Rüttelverfahren (méthode champenoise): Hierbei erfolgt die Gärung in der Original-Flasche, die mit einem Kronkorken verschlossen und in einen kühlen, nicht kalten, Keller ( ca. 16 °C) 9 Monate oder mehr sich selbst überlassen wird. Die Lagerzeit auf der Hefe ist vom Weingesetz her vorgeschrieben und beträgt bei Flaschengärung mindestens 90 Tage. Daneben ist auch die Gesamt-Herstelldauer weinrechtlich festgelegt. Diese gibt an wie lange ein Sekt beim Hersteller gelagert werden muss, bevor er in den Handel gelangen darf. Beim Flaschengärverfahren ist eine Mindestherstelldauer von neun Monaten vorgeschrieben ist. Die nach der abgeschlossenen Reifung abgestorbenen Hefen werden durch einen speziell abgestimmten Rüttelprozess, die Remuage, im Flaschenhals aufkonzentriert. Hierzu werden die Flaschen auf Rüttelpulte gesetzt. In diesen Rüttelpulten werden die Flaschen täglich einmal aufgerüttelt und um eine vorbestimmte Gradzahl gedreht. Aus der zunächst waagerechten Lagerung der Flaschen werden diese allmählich bei dem täglichen Rütteln in eine senkrechte Stellung übergeführt. Drehen, Rütteln und Neigen bewirken das die Hefe in den Flaschenhals rutscht, auch die Hefe, die sich irgendwo an den Flaschenwandungen festgesetzt hatte. Im Flaschenhals entwickelt sich ein Hefepfropf.
Degorgieren
Der Hefepfropf wird durch Degorgieren, entfernt. Die Rohsekte werden nach dem Abrütteln kopfüber soweit in ein Kältebad getaucht, dass die im Flaschenhals gesammelte Hefe zu einem Pfropfen gefriert. Nach dem vorsichtigen Öffnen des Kronkorkens schießt der Hefe-Eis-Propf aus der Flasche.
Versanddosage, Agraffieren und Verschließen
Durch die Dosage (Zugabe von süßem Wein, seltener auch Zuckerlösung) wird die Süße, je nach Konsumentenwunsch, eingestellt. Die Flasche wird sofort wieder bis zum Nennvolumen mit Rohsekt befüllt und mit einem Sekt-Korken verschlossen. Der Kork wird mit einem Drahtbügel, Fachausdruck Agraffe oder Muselet, gesichert. Bei sachgerechter Ausführung hat der fertige Sekt jetzt noch einen Druck von 400 bis 450 kPa. Bei diesem Verfahren können auch sehr kleine Cuvées versektet werden. Dadurch ist dieses Verfahren für kleine Sektmanufacturen und Winzersekt prädestiniert. Die Sekte zeichnen sich durch eine äußerst feinperlige Art aus. Fachausdruck: feines Mousseux. Theoretisch weißt jede Flasche eine individuelle Art auf, da die Hefe sich in jeder Flasche etwas anders verhält. Jede Flasche weißt die charakteristischen Eigenarten der Cuvée auf, besitzt jedoch eigene feine Nuancen. Nachteil: In einzelnen Flaschen kann es auch schon mal zu Gärstörungen kommen, d.h. die Hefe hat überhaupt nicht gegoren und entsprechend keine Kohlensäure gebildet.
Tankgärung
- Die Tankgärung (méthode charmat): Hierbei erfolgt die 2. Gärung im Drucktank. Anschließend wird die Süße eingestellt und der Sekt nach Filtration unter Gegendruck in die Flaschen abgefüllt. Der Druckverlust war bei diesem Verfahren in der Vergangenheit deutlich höher als bei der Flaschengärung, doch für die neuen Techniken gilt dies nicht mehr. Dieses Verfahren ist deutlich billiger als die Klassische Flaschengärung und wird daher i.d.R. bei den gängigen Konsumsekten bevorzugt verwendet.
Der Vorteil dieses Verfahrens ist die Herstellung eines einheitlichen Produktes, bei dem jede Flasche exakt die gleichen Nuancen aufweist wie alle anderen Flaschen aus dieser Cuvée.
Transvasierverfahren
- Neben Klassischer Flaschengärung und Tankgärung ist auch das sogenannte Transvasierverfahren , auch "Flaschengärung" genannt, gebräuchlich. Hier wird die Gärung in einer speziellen Gärflasche durchgeführt, die Enthefung erfolgt jedoch nicht mittels Abrütteln und Degorgieren, sondern nach Entleeren der Flaschen unter Kohlensäuredruck durch eine Filtration. Der Sekt wird anschließend im Drucktank dosiert und auf neue Flaschen gefüllt.
- Die billigste und unedelste Möglichkeit besteht darin, Wein mit Kohlensäure zu versetzen, was jedoch in Deutschland für Sekt nicht erlaubt ist; siehe Perlwein.
Gärdauer
Die Haupt-Gärung dauert zwischen 3 Wochen und 3 Monaten, dann beginnt die Hefe sich abzusetzen. In dieser Zeit findet der überwiegende Stoffwechsel der Hefe statt. Das Produkt dieses Zwischenstadiums nennt man Rohsekt. Ab dem 9. Monate nach der Tirage oder Startdosage darf die Hefe aus dem Gärbehältnis entfernt werden. Verschiebt man den Zeitpunkt des Enthefens weiter nach hinten, so beginnt der Sekt Stoffe aus der sich allmählich auflösenden, autolysierenden Hefe aufzunehmen. Diese Stoffe bilden zusammen mit den weineigenen Aromen häufig interessante Geschmacksnuancen.
Mindestanforderungen
- Überdruck mindestens 3,5 bar
- Alkoholgehalt mindestens 10 Vol. %
- Gesamt-Schwefeldioxidgehalt maximal 185 mg/l
Geschmacksrichtungen
Je nach Süße unterscheidet man beim Sekt zwischen folgenden Geschmacksrichtungen: (Vorgeschriebene Bezeichnungen)
- mild (doux, dolce, sweet): Zuckergehalt höher als 50 g/l
- halbtrocken (demi-sec, abbocato, medium dry): Zuckergehalt zwischen 33 g/l und 50 g/l
- trocken (sec, secco (oder asciutto), dry): Zuckergehalt zwischen 17 g/l und 35 g/l
- extra trocken (extra dry, extra secco): Zuckergehalt zwischen 12 g/l und 20 g/l
- herb (brut, bruto): Zuckergehalt weniger als 15 g/l
- extra herb (extra brut, extra bruto): Zuckergehalt weniger als 6 g/l
- naturherb (brut nature,brut de brut, bruto natural, pas dosé, dosage zero): Zuckergehalt weniger als 3 g/l, nicht dosiert
Geschichte
1826 gründete Georg Christian Kessler die erste deutsche Sektkellerei in Esslingen am Neckar. Er hatte sein Wissen aus der Champagne mitgebracht, wo er in einem Champagnerhaus gelernt hatte. Es dauerte jedoch längere Zeit, bis die Sektbereitung so weit perfektioniert war, dass die Ausfallquoten durch platzende Flaschen auf ein vertretbares Niveau gesenkt worden waren.
1902 wurde zur Finanzierung der kaiserlichen Flotte die Sektsteuer eingeführt, die nur zwischen 1933 bis 1941 in Deutschland nicht erhoben wurde. Bis in die 1970er Jahre galt ein staatliches Sektmonopol, welches nur Kellereien die Sektherstellung erlaubte. Erst durch einen Gerichtsbeschluss in den 1970er Jahren erhielten auch Weingärtnergenossenschaften und Winzer das Recht zur Versektung und Vermarktung ihrer Weine. Dadurch gibt es mittlerweile eine große Auswahl an Sekten aller Qualitäten und Preisklassen.
Auch in anderen europäischen Ländern hat die Sektherstellung seit dieser Zeit einen deutlichen Aufschwung erlebt. In Frankreich darf ebenfalls nur Sekt aus der Champagne mit Champagner in Verbindung gebracht werden. Schaumweine nach der "méthode champenoise" aus anderen Anbaugebieten werden unter der Bezeichnung "Crémant" (ursprünglich eine Bezeichnung für feinperligen Champagner) vermarktet: Crémant d'Alsace, Crémant de Bourgogne, Crémant de Limoux, Crémant de Loire. Im Großherzogtum Luxemburg wird der Crémant de Luxembourg hergestellt. Spanische Sekte nach der Flaschengärmethode nennen sich Cava. Deutsche Sekte, die von Winzern in Flaschengärung hergestellt werden, dürfen sich Winzersekt nennen, in Österreich heißen diese Produkte offiziell "Hauersekt".
Die heutige Bedeutung des Wortes Sekt soll auf den Berliner Schauspieler Ludwig Devrient zurückgehen, der in der Gaststätte von Lutter & Wegner am Gendarmenmarkt allabendlich seinen Champagner trank. Eines Abends im November 1825 gab er seine Bestellung mit einem Zitat aus Shakespeares Heinrich IV. auf: "Bring er mir Sekt, Bube - ist keine Tugend mehr auf Erden?". Der Kellner hätte, da Sekt zu dieser Zeit das deutsche Wort für Sherry war, eigentlich einen Sherry bringen müssen; da er aber nicht hingehört hatte, brachte er den gleichen schäumenden Wein wie immer, und schon bürgerte sich die neue Sitte ein: erst am Stammtisch von Lutter und Wegener, dann in Berlin, Jahrzehnte später in Norddeutschland, und erst um 1890 im ganzen Deutschen Reich.
Siehe auch
Weblinks
- Liste deutscher Sektproduzenten und Produkte
- Verband Deutscher Sektkellereien - Informative Homepage mit Sektlexikon
- http://www.sekt.de - Das Sektportal (von Henkell & Söhnlein Sektkellerei KG) mit Historie, Informationen, Rezepten u.v.m.
- Sekt.com - Informative Webseite über Sekt und Champagner