Liouville-Funktion
Die Liouville-Funktion, benannt nach Joseph Liouville, ist eine multiplikative zahlentheoretische Funktion. Sie wird mit dem griechischen Buchstaben {\displaystyle \lambda } bezeichnet und ist wie folgt definiert:
- {\displaystyle \lambda (n)=(-1)^{\Omega (n)},,円}
dabei bezeichnet {\displaystyle \Omega (n)} die Ordnung von {\displaystyle n}, also die Anzahl seiner (nicht notwendigerweise verschiedenen) Primfaktoren.
Man definiert außerdem {\displaystyle \lambda (0)=0} und {\displaystyle \lambda (1)=1}.
Die ersten Werte (beginnend bei {\displaystyle n=1}) sind
Eigenschaften
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]Es gilt[3]
- {\displaystyle \sum _{d|n}\lambda (d)={\begin{cases}1,\qquad \mathrm {wenn} \;n\;\mathrm {eine\;Quadratzahl\;ist} \0,円\qquad \mathrm {sonst.} \end{cases}}}
Die Liouville-Funktion ist verwandt mit der Möbius-Funktion {\displaystyle \mu } durch[4]
- {\displaystyle \lambda (n)=\sum _{d^{2}|n}\mu \left({\frac {n}{d^{2}}}\right).}
Reihen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]Die Dirichlet-Reihe der Liouville-Funktion lässt sich durch die riemannschen Zeta-Funktion {\displaystyle \zeta } ausdrücken:[5]
- {\displaystyle \sum _{n=1}^{\infty }{\frac {\lambda (n)}{n^{s}}}={\frac {\zeta (2s)}{\zeta (s)}}.}
Ihre Lambert-Reihe ist gegeben durch
- {\displaystyle \sum _{n=1}^{\infty }{\frac {\lambda (n)q^{n}}{1-q^{n}}}=\sum _{n=1}^{\infty }q^{n^{2}}={\frac {1}{2}}(\vartheta _{3}(q)-1),}
wobei {\displaystyle \vartheta _{3}} die Jacobische Theta-Funktion bezeichnet.
Summen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]Es sei
- {\displaystyle L(n)=\sum _{k=1}^{n}\lambda (k).}
Die Pólya-Vermutung besagt, es sei – wie die Grafiken rechts vermuten lassen – stets[6]
- {\displaystyle L(n)\leq 0.}
Diese Vermutung wurde mittlerweile widerlegt; das kleinste Gegenbeispiel ist {\displaystyle n=906150257}. Es ist bisher allerdings nicht bekannt, ob {\displaystyle L} sein Vorzeichen unendlich oft wechselt.
Eine verwandte Summe ist
- {\displaystyle M(n)=\sum _{k=1}^{n}{\frac {\lambda (k)}{k}}.}
Für diese wurde vermutet, sie sei für hinreichend große {\displaystyle n} stets positiv; dies wurde 1958 von dem englischen Mathematiker Colin Brian Haselgrove widerlegt, wobei er zeigte, dass {\displaystyle M} unendlich oft negative Werte annimmt.[7] Ein Beweis der Vermutung hätte die Richtigkeit der Riemannschen Vermutung zur Folge gehabt.[8]
Chowla-Vermutung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]Eine Vermutung von Sarvadaman Chowla [9] besagt, dass für {\displaystyle k} verschiedene natürliche Zahlen {\displaystyle h_{1},\ldots ,h_{k}} gilt:
- {\displaystyle \sum _{1\leq n\leq x}\lambda (n+h_{1})\cdot \cdot \cdot \lambda (n+h_{k})=o(x)}
(das heißt die Summe verschwindet asymptotisch mit {\displaystyle x\to \infty }, siehe Landau-Symbole). Die Vermutung ist offen für {\displaystyle k\geq 2}. Fortschritte erzielten 2015 Kaisa Matomäki, Maksym Radziwill und Terence Tao in Bezug auf eine gemittelte Version der Vermutung.[10] Die Vermutung lässt sich auch für die Möbiusfunktion statt der Liouvillefunktion formulieren.
Eine andere Formulierung der Vermutung ist, dass das Muster der Werte von {\displaystyle \lambda (n),\cdot \cdot \cdot ,\lambda (n+k)} für eine zufällig gewählte natürliche Zahl {\displaystyle n\leq x} und beliebige {\displaystyle k\in \mathbb {N} } asymptotisch für {\displaystyle x\to \infty } gleichverteilt ist.[11]
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]- Eric W. Weisstein: Liouville Function. In: MathWorld (englisch).
- A. F. Lavrik: Liouville function. In: Online Encyclopedia of Mathematics. (englisch)
- Kimberly Lloyd: Liouville function. Auf: PlanetMath.org. (englisch)
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]- ↑ A008836 Liouville's function lambda(n) = (-1)^k, where k is number of primes dividing n (counted with multiplicity). The OEIS Foundation, abgerufen am 16. Juli 2019 (englisch).
- ↑ Vgl. Folgen A026424 und A028260.
- ↑ Kimberly Lloyd: Liouville function. Auf: PlanetMath.org. (englisch)
- ↑ A. F. Lavrik: Liouville function. In: Online Encyclopedia of Mathematics. (englisch)
- ↑ Russell Sherman Lehman: On Liouville's Function. (PDF; 824 kB) In: Mathematics of Compution ⟨American Mathematical Society⟩ 14 (1960), Nr. 72, S. 311–320.
- ↑ Eric W. Weisstein: Polya Conjecture. In: MathWorld (englisch).
- ↑ Colin Brian Haselgrove: A disproof of a conjecture of Polya. In: Mathematika ⟨London Mathematical Society⟩ 5 (1958), Nr. 2, S. 141–145.
- ↑ Hisanobu Shinya: On an arithmetical approach to the Riemann hypothesis. In: arxiv:0906.4155 (23. Juni 2009).
- ↑ Sarvadaman Chowla: The Riemann Hypothesis and Hilbert ́s tenth problem, Gordon and Breach 1965
- ↑ K. Matomäki, M. Radziwill, Terence Tao: An averaged form of Chowla ́s conjecture, Algebra & Number Theory, Band 9, 2015, S. 2167–2196, Arxiv
- ↑ Sign patterns of Liouville and Mobius functions, Blog Terry Tao