Jürgen von Flotow
Jürgen Tiedecke von Flotow (* 1902; † 26. Februar 1976) war ein Gutsbesitzer, Rechtsanwalt, Notar und Mitbegründer[1] des Deutschen Adelsarchivs. Außerdem war er Mitherausgeber der Zeitschrift Deutsches Adelsarchiv (1949–1961), Mitbegründer des Hilfswerks der Deutschen Adelsverbände und Schriftleiter des neuen Deutschen Adelsblattes.
Leben
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]Jürgen von Flotow entstammte der seit 1241 urkundlich nachgewiesenen Familie Flotow.[2] Er studierte Rechtswissenschaften, war 1927 Referendar und Mitglied der Landesabteilung Mecklenburg der Deutschen Adelsgenossenschaft. Dort lernte er den Leiter des Ludwigsluster Finanzamts, Hans Friedrich von Ehrenkrook (1880–1968), kennen, mit dem er seitdem befreundet war.[3] [4]
Nach seinem Examen arbeitete er als selbstständiger Rechtsanwalt und Notar, übernahm jedoch bald die Bewirtschaftung der väterlichen Güter Stuer und Stuer-Vorwerk (die seit 1241 im Familienbesitz waren). 1945 verlor er durch Vertreibung und anschließende Enteignung Stuer und flüchtete nach Niedersachsen, wo er mit seiner Frau Amélie, geborene von Grone, auf dem Gut seiner Schwiegereltern ein neues Zuhause fand.[3] [4]
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Burg Stuer, ab Ende des 13. Jahrhunderts bis 1660 Stammsitz, das Gut bis 1945 im Besitz der Familie
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Walow (1384–1945 im Besitz der Familie)
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Woldzegarten (1477–1945 im Besitz der Familie)
Zunächst galten seine Bemühungen der Erlangung einer Neuzulassung als Rechtsanwalt und Notar, die ihm 1947 zuteilwurde. Er war seither als Rechtsanwalt im Amtsgerichtsbezirk Eschershausen und beim Landgericht Hildesheim zugelassen, zudem auch als Notar für den Oberlandesgerichtsbezirk Celle.[3] [4]
Unmittelbar nach dem Zusammenbruch Deutschlands 1945 begann er, in enger Zusammenarbeit mit den beiden Ehepaaren von Ehrenkrook und Freiherr Detlev von Hammerstein-Retzow (1901-1964), die Wiederaufbauarbeiten am deutschen Adel. Ab Oktober 1945 gab er Flüchtlingslisten heraus und kann als Mitgründer dieser Initiative angesehen werden.[3] [4] [5]
Im Jahr 1948 war er Mitherausgeber des Nachfolgeperiodikums Deutsches Adelsarchiv (1949–1961), 1949 war er Mitgründer des Hilfswerks der Deutschen Adelsverbände und im Jahr 1962 wurde er Schriftleiter des neuen Deutsches Adelsblattes. Er redigierte dies bis zu seinem Tod im Alter von 73 Jahren auf hohem Niveau. Er wollte dem Adel ein anspruchsvolles Monatsblatt bieten, das durch zahlreiche familiäre Anzeigen den Zusammenhalt zwischen den Familien stärken sollte.[3] [4]
Flotow blieb seiner alten Heimat besonders verbunden, wurde 1948 Ehrenritter der Mecklenburgischen Genossenschaft der Balley Brandenburg des Ritterlichen Ordens St. Johannis vom Spital zu Jerusalem und schließlich 1967 Rechtsritter. Er übernahm ferner den Vorsitz des 1957 neu gegründeten Familienverbands der Herren und Freiherren von Flotow, dessen Vorsitz er über viele Jahre innehatte.[3] [4]
Flotow war, abgesehen von seinen beruflichen Tätigkeiten, die er mit großer Freude erfüllte, einer der bedeutenden Organisatoren der Nachkriegszeit. Er zeichnete sich durch Stille und Bescheidenheit sowie unermüdlichen Fleiß aus und wirkte vielfach im Verborgenen. Seine Tätigkeit, die in den Anfangsjahren nach dem Zweiten Weltkrieg von Bedeutung war, hat dem Adel viel zur Erhaltung seiner Geschlossenheit verholfen.[3] [4]
Werke (Auszug)
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]- Hans Friedrich von Ehrenkrook, Jürgen von Flotow, Friedrich Wilhelm Euler: Genealogisches Handbuch der Gräflichen Häuser B (Briefadel), Band I, Band 6 der Gesamtreihe GHdA, C. A. Starke, Glücksburg/Ostsee 1953. ISSN 0435-2408
- Hans Friedrich von Ehrenkrook, Klaus Freiherr von Andrian-Werburg, Friedrich Wilhelm Euler, Jürgen von Flotow: Genealogisches Handbuch der Gräflichen Häuser, B (Briefadel/ nach 1400 nobilitiert), Band III, Band 35 der Gesamtreihe GHdA, Hrsg. Deutsches Adelsarchiv, C. A. Starke, Limburg an der Lahn 1965. ISSN 0435-2408
Siehe auch
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]- Michael Seelig: Alltagsadel. Der ehemalige ostelbische Adel in der Bundesrepublik Deutschland 1945/49–1975, Auflage Online-Ressourcen, Böhlau, Köln / Weimar / Wien 2015, S. 39–40. ISBN 978-3-412-50278-2.
- Friedrich Wilhelm Fürst v.Hohenzollern: Jürgen v.Flotow †, in: Deutsches Adelsblatt, Jg.XV (1976), S. 47, 61 und 83 (Nachruf der Familie und des Verlages Deutsches Adelsblatt).
- Claus Heinrich Bill: Mecklenburgische Adelskunde 1700-1997, Owschlag 1997, S. 91.
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]- ↑ Michael Seelig: Alltagsadel. Der ehemalige ostelbische Adel in der Bundesrepublik Deutschland 1945/49–1975, Auflage Online-Ressourcen, Böhlau, Köln / Weimar / Wien 2015, S. 39–40. ISBN 978-3-412-50278-2.
- ↑ MUB, Band I. In Commission Stiller, Schwerin 1863, S. 512 ff. Nr. 528. 1241. Juni 22. Gadebusch. Johann, Fürst von Meklenburg, verleiht dem Nonnenkloster zu Reinbek Güter und Gerechtigkeiten in dem Dorfe Rosenow bei Gadebusch, welche das Kloster von der Familie (v.) Bülow gekauft hat Digitalisat.
- ↑ a b c d e f g Kleines ABC zum deutschen Adel - Flotow, Jürgen v. In: Institut Deutsche Adelsforschung. Abgerufen am 25. März 2025.
- ↑ a b c d e f g Vorbemerkungen, in: Flüchtlingsliste Nr. 8 vom Oktober 1947 (betr. Zulassung F. ́s als Rechtsanwalt und Notar), S. 2 --- Friedrich Wilhelm Fürst v.Hohenzollern: Jürgen v.Flotow †, in: Deutsches Adelsblatt, Jg.XV (1976), S. 47, 61 und 83 (Nachruf der Familie und des Verlages Deutsches Adelsblatt) --- Claus Heinrich Bill: Mecklenburgische Adelskunde 1700-1997, Owschlag 1997, S. 91 --- Familienverband der Herren und Freiherren v.Flotow, in: Deutsches Adelsarchiv, Jg.XIII (1957), S. 109 --- Freundliche Auskünfte von F.s Tochter Christina v.Flotow an den Verfasser vom 19.4.1999
- ↑ Historie - Deutsches Adelsblatt. Abgerufen am 25. März 2025.
Personendaten | |
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NAME | Flotow, Jürgen von |
ALTERNATIVNAMEN | Flotow, Jürgen Tiedecke von (vollständiger Name) |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Gutsbesitzer, Rechtsanwalt, Notar, Mitbegründer des Deutschen Adelsarchivs, Mitherausgeber der Zeitschrift Deutsches Adelsarchiv (1949–1961), Mitbegründer des Hilfswerks der Deutschen Adelsverbände und Schriftleiter des neuen Deutschen Adelsblattes |
GEBURTSDATUM | 1902 |
STERBEDATUM | 26. Februar 1976 |