Bernoullische Annahmen
Die Bernoullischen Annahmen sind Vereinfachungen der physikalischen Balkentheorie, die sich als Teilgebiet der Technischen Mechanik mit dem Verhalten belasteter Balken beschäftigt. Sie werden auch als Bernoulli-Hypothese[1] oder Bernoullische Hypothese[2] oder Normalenhypothese von Bernoulli[3] bezeichnet und sind benannt nach Jakob I Bernoulli, von dem sie aufgestellt und dann in die Theorie übertragen wurden.
Inhalt der Annahmen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]Vorausgesetzt wird, dass der Balken schlank ist. Seine Länge ist wesentlich größer als seine Querschnitts abmessungen.
Bernoulli geht von einem schubstarren Balken {\displaystyle G\cdot {\tilde {A}}=\infty } aus. Dabei steht {\displaystyle G} für das Schubmodul, {\displaystyle {\tilde {A}}} für die Querschnittsfläche. Es tritt also ausschließlich Biegung auf und die Schubverformung hat keinen weiteren Einfluss.[4]
1. Bernoulli’sche Hypothese: Senkrechtbleiben der Querschnitte
Balkenquerschnitte, die vor der Verbiegung senkrecht auf der Balkenachse standen, stehen auch nach der Verbiegung senkrecht auf der deformierten Balkenachse.[4] (Aus dem Winkelerhalt folgt, dass Schubstarrheit {\displaystyle G\cdot {\tilde {A}}=\infty } gefordert wird.)
2. Bernoulli’sche Hypothese: Ebenbleiben der Querschnitte
Die Querschnitte bleiben auch nach der Verbiegung in sich eben und verwölben sich nicht.[4] (Unter Berücksichtigung von Gleichgewicht folgt die Forderung nach Schubstarrheit {\displaystyle G\cdot {\tilde {A}}=\infty }.)
Anwendung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]In der schubstarren Balkentheorie 1. Ordnung gibt es unter den Bernoullischen Annahmen folgende Differentialgleichungen für die Queranteile:
- {\displaystyle {\frac {\mathrm {d} V(x)}{\mathrm {d} x}}=-q(x)}[5]
- {\displaystyle {\frac {\mathrm {d} M(x)}{\mathrm {d} x}}=V(x)+m(x)}[5]
- {\displaystyle {\frac {\mathrm {d} \varphi (x)}{\mathrm {d} x}}=-\left[{\frac {M(x)}{E\cdot I(x)}}+\kappa ^{e}(x)\right]}[5]
- {\displaystyle {\frac {\mathrm {d} w(x)}{\mathrm {d} x}}=\varphi (x)}
mit
- der Laufkoordinate x entlang der Balkenachse
- dem Elastizitätsmodul E
- dem Flächenträgheitsmoment I(x)
- V(x) der Querkraft
- q(x) der Gleichlast (Querbelastung pro Längeneinheit[5] )
- M(x) dem Biegemoment
- m(x) dem Streckenmoment (Biegebelastung pro Längeneinheit[5] )
- φ(x) der Verdrehung
- κe(x) der eingeprägten Krümmung
- w(x) der Durchbiegung.
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]- ↑ Script, Kapitel 3.2 Grundgleichungen der geraden Biegung, Lehrstuhl für Baustatik, Universität Siegen. In: Bau.Uni-Siegen.de. Abgerufen im Juni 2021
- ↑ Bernoullische Hypothese, Beuth Verlag GmbH. In: Baulexikon.Beuth.de. Abgerufen im Juni 2021
- ↑ Baustatik 1 - Normalenhypothese von Bernoulli. examio GmbH. In: Ingenieurkurse.de. Abgerufen im Juni 2021
- ↑ a b c Christian Spura: Herleitung der Euler-Bernoulli-Balkentheorie. In: Einführung in die Balkentheorie nach Timoshenko und Euler-Bernoulli. essentials. Seiten 17–18. 23. Februar 2019. doi:10.1007/978-3-658-25216-8_3 , Herausgeber Springer Vieweg, Wiesbaden. Print ISBN 978-3-658-25215-1, Online ISBN 978-3-658-25216-8. In: Link.Springer.com
- ↑ a b c d e Pichler, Bernhard. Eberhardsteiner, Josef: Baustatik VO LVA-Nr 202.065. Hrsg.: TU Verlag. SS2016 Auflage. TU Verlag, Wien 2016, ISBN 978-3-903024-17-5, Lineare Stabtheorie ebener Stabtragwerke (520 Seiten, Grafisches Zentrum an der Technischen Universität Wien [abgerufen am 8. September 2016]). Grafisches Zentrum an der Technischen Universität Wien (Memento des Originals vom 13. März 2016 im Internet Archive ) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1 @2 Vorlage:Webachiv/IABot/www.grafischeszentrum.com