Benutzer:Julius1990/Mari Carmen Ramírez

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Mari Carmen Ramírez (* 1955 in San Juan, Puerto Rico) ist eine amerikanische Kunsthistorikerin, deren Forschungsschwerpunkt auf der Kunst Lateinamerikas liegt. 1988 stellte sie das Blanton Museum of Art der University of Texas at Austin als erste Kuratorin für lateinamerikanische Kunst in den Vereinigten Staaten an. Seit 2001 leitet sie das Latin American Art Department und das International Center for the Arts of the Americas am Museum of Fine Arts, Houston, die erste Einrichtung dieser Art in den USA.

Herkunft und Ausbildung

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Mari Carmen Ramírez wurde 1955 in San Juan auf Puerto Rico geboren. Ihr Vater war Ingenieur, ihre Mutter war in der medizinischen Forschung tätig, bevor sie in den Ruhestand ging, um sie und ihren jüngeren Bruder großzuziehen. Mütterlicherseits stammte Ramírez aus einer Familie von Intelektuellen und Befürwortern der Unabhängigkeit Puerto Ricos. Aufgrund dieses Hintergrunds versteht sich Ramírez als bikulturell, sowohl Amerikanerin als auch Puerto Ricanerin. Sie studierte erst an der University of Puerto Rico, dann an der University of Chicago.[1]

Ihre kuratorische Laufbahn begann Ramírez als stellvertretende Direktorin des Museo de Arte de Ponce in Ponce. In dieser Rolle organisierte sie die erste Retrospektive des puerto-ricanischen Graphikers Lorenzo Homar. Für ihre Doktorarbeit über die Frühphase des mexikanischen Muralismo kehrte sie an die University of Chicago zurück.[1]

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1988 - noch Erhalt des Doktorgrades - stellte Eric McCready Mari Carmen Ramírez als Kuratorin an der Archer M. Huntington Art Gallery der University of Texas at Austin an. Es handelte sich um die erste Kuratorenstelle in den Vereinigten Staaten, die ausschließlich für lateinamerikanische Kunst verantwortlich war. Das Museum der Universität war zu diesem Zeitpunkt die einzige Institution, die dauerhaft Kunst aus Lateinamerika in den USA präsentierte.[1] 1989 stellte sie die neu geordnete Sammlung unter dem Titel Abstracción-Figuración/Abstraction-Figuration im Harry Ransom Center aus. In der Präsentation wurden die Studierenden der Kunstgeschichte in Kunst des 20. Jahrhunderts und zeitgenössischer lateinamerikanischer Kunst unterrichtet. Ramírez erweiterte die Sammlung, trat jedoch insbesondere durch die internationale beachtete Ausstellungstätigkeit mit Leihgaben hervor. 1991 zeigte sie gemeinsam mit der Co-Kuratorin Cecilia de Torres die Schau El Taller Torres-Garcia: The School of the South and its Legacy, die sich auf die 1974 von Barbara Duncan am Museum veranstaltete Ausstellung Joaquin Torres-Garcia 1874-1949: Chronology and Catalogue of the Family Collection bezog. 1993 warb Ramírez Mittel des National Endowment for the Arts ein, um Stellen für kuratorische Assistenten zu finanzieren, die sich aus den Doktoranden der University of Texas at Austin rekrutierten. Gemeinsam mit Beverly Adams organisierte Ramírez 1992 die Ausstellung Encountres/Displacements, zusammen mit Edith Gibson Wolfe 1997 die Ausstellung Re-Aligning Vision: Alternative Currents in South American Drawing, die sich in Teilen auf die von Barbara Duncan und Donald B. Goodall 1977 am Museum organisierte Schau Recent Latin American Drawings (1969-1976). Lines of Visions bezog.[2]

Ramírez verfolgte ein Programm, das sich kritisch gegenüber den Setzung der amerikanischen Kunstgeschichte zur Kunst aus Lateinamerika verhielt und sich auch mit der Sammlungsgeschichte der eigenen Institution auseinandersetze. So versuchte sie etwa mit Re-Aligning Vision: Alternative Currents in South American Drawing und der 1998 stattfindenden Ausstellung Cantos Paralelos: Visual Parody in Contemporary Argentinean Art alternative Perspektiven zu eröffnen. Die in beiden Fällen präsentierten Grafiken fielen aus dem traditionellen Rahmen des Genres heraus und standen damit jenseits des etablierten Kanons. Mit diesen Ausstellungen überging sie auch die auf dem Kunstmarkt etablierten Positionen und gab stattdessen regional verankerten Künstlern eine Bühne, die bis dahin nicht in den USA gezeigt worden waren. Im Fokus von Re-Aligning Visions standen dabei Fragen nach der Vermittelbarkeit der lokalen Gegebenheiten, die in den Werken Ausdruck fanden, für eine globale Öffentlichkeit.[3] Mit beiden Ausstellungen gab Ramírez der kollektiven Erinnerung an die von Diktaturen geprägten 1960er- und 1970er-Jahre in Lateinamerika Raum, so dass durch die Bedingungen vor Ort oder durch Exil marginalisierte Positionen zu Sichtbarkeit gelangten. Sie sollten auch die simplifizierende Identität, die Mittels marktgängiger Kunst wie der Frida Kahlos durch lateinamerikanische Eliten erzeugt worden war, verkomplizieren.[4] e

Gemeinsam mit ihrem Ehemann Héctor Olea, einem mexikanischen Dichter und Übersetzer, kuratierte im Jahr 2000 im Museo Reina Sofia in Madrid die Ausstellung Heterotopias, die mit der Präsentation lateinamerikanischer moderner Kunst in ihrer Breite als Teil der westlichen Kunstentwicklung Aufmerksamkeit in der Fachcommunity erregte. Das Wirken von Ramírez wird mit einer Verschiebung des Interesses vom Muralismo und Realismus hin zu Spielarten der Abstraktion in Lateinamerika in Verbindung gesetzt. Eine Entwicklung, die in Teilen von Kunsthistorikern wie Edward J. Sullivan auch bedauert wird. Die Arbeit an der Madrider Ausstellung fiel mit der Endphase ihrer Tätigkeit am nun Blanton Museum of Art zusammen. Ihr Abschied ging auf Konflikte innerhalb des Museums zurück. Zum einen erhielt Jonathan Bober, ein anderer Kurator, eine substantielle Gehaltserhöhung, welche die Direktorin Jessie Otto Hite Ramírez nicht ebenfalls garantieren konnte. Zum anderen hatte Bober es geschafft, den Präsidenten der Universität und private Geldgeber davon zu überzeugen, die Suida-Manning Collection mit Werken der italienischen Renaissance und des Barocks anzukaufen. Für Ramírez markierte das den Bedeutungsverlust der Sammlung lateinamerikanischer Kunst, die für sie den Kernbestand des Museums ausmachte.[1] Als die Zeichen bereits auf Abschied standen, untersagte Hite ihr die Arbeit am Sammlungskatalog, für den Ramírez in Hinblick auf die Eröffnung des Museumsneubaus 2006 Mittel eingeworben hatte, da sie diesen als attraktivitätssteigernd für die Neubesetzung der Kuratorenstelle ansah. Bereits in den 1970er-Jahren hatte Damián Bayón begonnen, an einem Sammlungskatalog zu arbeiten, der jedoch nicht vollendet wurde. Das Projekt wurde dann vom Nachfolger Ramírez, Gabriel Pérez-Barreiro, nach deren Ausscheinden aus dem Museum im Jahr 2000 umgesetzt. Mit Wiedereröffnung des Museums lag der Sammlungskatalog vor, der sich in seiner Anlage stark von den ursprünglichen Plänen unterschied.[5] [6] [1] Ramírez agitierte in der Folge gegen Hite, da sie die Vorgänge als Verrat an ihrer intelektuellen Arbeit interpretierte. Hite erhielt daraufhin

Kuratorin am Museum of Fine Arts, Houston

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Im Mai 2001 übernahm Mari Carmen Ramírez die von der Wortham Foundation finanzierte Kuratorenstelle für Kunst aus Lateinamerika am Museum of Fine Arts, Houston. Einer der Wege zur Profilbildung des Museums war der Fokus auf die Sammlung lateinamerikanischer Kunst, der Direktor Peter Marzio sah sie als einen wachsenden Kern der von ihm geleiteten Institution. Die kuratorische Arbeit von Ramírez wurde dafür gewürdigt, Interesse auf das Museum of Fine Arts gelenkt zu haben, das sonst eher unter dem Radar fliegen würde. Große Aufmerksamkeit erzielte Ramírez beispielsweise im Sommer 2004 mit der Blockbuster-Ausstellung Inverted Utopias. Sie verzichtete auf bekannte Positionen wie Diego Rivera, Frida Kahlo und Wilfredo Lam und zeigte stattdessen weniger bekannte Vertreter der südamerikanischen Avantgarde wie die kinetischen Künstler Jesús Rafael Soto und Carlos Cruz-Díez aus Venezuela, den politisch linken Bildhauer Léon Ferrari aus Argentinien, die Protominimalisten und interaktiven Künstler Lygia Clark und Hélio Oiticica aus Brasilien sowie die Installationskünstlerin Gego, die in Venezuela Zuflucht gefunden hatte. Ein Drittel der vorgestellten Künstler wurde bis dahin wenig oder gar nicht in den Vereinigten Staaten gezeigt.[1] Ihre Vorbehalte gegenüber Kahlo legte Ramírez folgendermaßen dar: „My objection to Frida Kahlo is the phenomenon of Frida Kahlo and the way it obscures Latin American art. She was a woman with an exceptional capacity to present her own suffering through an amazing and rather unique style. But she didn’t have many followers. You can’t use her as an emblem for an entire continent. It’s absurd. [...] And of course, she wasn’t such a great painter either."[1] Ihr ist daran gelegen, den Kanon zu erweitern und zu reflektieren, was als lateinamerikanische Kunst gefasst wird. Olga Viso, die langjährige Direktorin des Walker Art Center in Minneapolis, beschrieb Inverted Utopias als Wendepunkt, da die Ausstellung mit Stereotypen gebrochen habe. Lateinamerikanische Kunst sei sonst in der Regel im nationalen Bezugsrahmen betrachtet worden und nun in die universelle Kunstgeschichte des 20. Jahrhunderts integriert worden.[1] 2005 zählte Ramírez laut dem Magazin Time zu den 25 einflussreichsten Hispanics in Amerika.[7]


  • Mari Carmen Ramírez, Marcelo Eduardo Pacheco, Andrea Giunta, Visual parody in contemporary Argentinean art, Austin, TX 1999, ISBN 9780935213140.
  • Mari Carmen Ramírez, Gego. Between transparency and the invisible, Houston, TX 2006, ISBN 9780300116342.
  • Mari Carmen Ramírez, Gilbert Vicario (Hrsg.), Cosmopolitan routes. Houston collects Latin American art, Houston, TX 2011, ISBN 9780300169935.
  • Mari Carmen Ramírez, Eduardo Costantini, Marcelo Eduardo Pacheco (Hrsg.), Modern and contemporary masterworks from Malba - Fundación Costantini, Houston, TX 2012, ISBN 9780300181005.
  • Mari Carmen Ramírez, Tomás Ybarra-Frausto, Héctor Olea (Hrsg.), Resisting categories. Latin American and/or Latino?, Houston, TX 2012, ISBN 9780300146974.
  • Mari Carmen Ramírez, Lowery Stokes Sims (Hrsg.), New territories. Laboratories for design, craft and art in Latin America, New York City 2014, ISBN 9788415832850.
  • Mari Carmen Ramírez (Hrsg.), Contigent beauty. Contemporary Art from Latin America, Houston, TX 2015, ISBN 9780300214819.
  • Mari Carmen Ramírez, Tahía Rivero (Hrsg.), Contesting modernity. Informalism in Venezuela, 1955-1975, Houston, TX 2018, ISBN 9780300236897.
  • Florencia Bazzano, Latin American Art at The University of Texas at Austin. The University Art Museum in: Michele Greet, Gina McDaniel Tarver (Hrsg.), Art Museums of Latin America. Structuring Representation, New York City 2018, ISBN 978-0-292-74829-3, S. 179-191.
  • Gabriel Pérez-Barreiro (Hrsg.), Blanton Museum of Art. Latin American Collection, Austin, TX 2006, ISBN 0-9771453-0-1.

Einzelnachweise

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  1. a b c d e f g h [https://www.nytimes.com/2008/03/23/magazine/23ramirez-t.html Arthur Lubow, After Frida, in: The New York Times Magazine, 23. März 2008, abgerufen am 24. Januar 2025 auf nytimes.com.
  2. Jacqueline Barnitz, The Blanton Museum's Latin American Collection as an Educational Ressource, in: Gabriel Pérez-Barreiro (Hrsg.), Blanton Museum of Art. Latin American Collection, Austin, TX 2006, S. 15–19, 18.
  3. France Morin et al., Beyond Boundaries. Rethinking Contemporary Art Exhibitions, in: Art Journal, Vol. 59, Nr. 1 (2000), S. 4–21, 14.
  4. France Morin et al., Beyond Boundaries. Rethinking Contemporary Art Exhibitions, in: Art Journal, Vol. 59, Nr. 1 (2000), S. 4–21, 16.
  5. Jessie Otto Hite, Preface and Acknowledgments, in: Gabriel Pérez-Barreiro (Hrsg.), Blanton Museum of Art. Latin American Collection, Austin, TX 2006, S. 8–9, 9.
  6. Gabriel Pérez-Barreiro, Introduction, in: Gabriel Pérez-Barreiro (Hrsg.), Blanton Museum of Art. Latin American Collection, Austin, TX 2006, S. 11–13, 11.
  7. [https://content.time.com/time/specials/packages/article/0,28804,2008201_2008200_2008223,00.html Richard Lacayo, Mari Carmen Ramírez, in: Times, 22. August 2005, abgerufen am 24. Januar 2025 auf time.com.
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