Albrecht Weinberg

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Holocaust-Überlebender Albrecht Weinberg
Albrecht Weinberg mit Bundesverdienstkreuz (2017)

Albrecht Weinberg (* 7. März 1925 in Rhauderfehn)[1] [2] ist ein deutscher Überlebender des Holocaust, der als Zeitzeuge öffentlich in Erscheinung tritt.

Stolpersteine für Alfred, Flora, Diedrich, Friedel und Albrecht Weinberg in Rhauderfehn, Untenende 74

Albrecht Weinberg wuchs im Fehndorf Rhauderfehn in Ostfriesland in einer jüdischen Familie auf. Der Vater war Viehhändler und Schlachter. Die Eltern Alfred Weinberg (Jg. 1889[3] ) und Frau Flora (geb. Grünberg, Jg. 1886[3] ) wurden 1942 von Berlin aus ins KZ Theresienstadt gebracht und von dort im Oktober 1944 in das KZ Auschwitz, wo sie umgebracht wurden. Albrecht Weinberg hatte einen Bruder, Dieter (Jg. 1922) und eine Schwester, Friedel (Jg. 1923). Alle drei Geschwister überlebten das KZ Auschwitz. Der Bruder starb 1947 bei einem Unfall im heimischen Leer/Ostfriesland.

Die Familie musste bereits 1936 vom Land in die nächstgrößere Stadt Leer ziehen, weil die Kinder nicht mehr die reguläre Schule besuchen durften. In Leer besuchten sie die jüdische Schule.[4] Nach den Novemberpogromen 1938 wurden Albrecht Weinberg und seine Schwester Friedel auf das schlesische Landgut Groß Breesen geschickt. Dort vermittelte die Hachschara-Bewegung jüdischen Jugendlichen Grundkenntnisse der Landwirtschaft für die spätere Alija nach Palästina. Doch als die Auswanderung dorthin erfolgen sollte, war es Juden schon untersagt, Deutschland zu verlassen. Die Geschwister mussten später bei Berlin in einem Lager bei Fürstenwalde arbeiten, mit einem Osttransport wurden sie im April 1943 ins KZ Auschwitz deportiert.[5]

Albrecht Weinberg musste zwei Jahre im KZ Buna/Monowitz arbeiten. Er überlebte drei Todesmärsche. Im Februar 1945 gelangte er ins KZ Mittelbau-Dora. Im April 1945 wurde er in Bergen-Belsen befreit, als dort die Briten ankamen. Nur wenige Familienmitglieder überlebten den Holocaust. Allein mütterlicherseits gab es vor dem Krieg neun Onkel und Tanten. Lediglich eine dieser Tanten – Marie Grünberg – konnte in den Niederlanden in einem Versteck überleben.

Zusammen mit seiner Schwester Friedel wanderte Weinberg 1947 in die USA aus. Sie heirateten nie und lebten mehr als 60 Jahre in New York. Albrecht Weinberg betrieb mit einem anderen Überlebenden des Holocaust eine Fleischerei.

1985 kamen sie auf Einladung ihrer Heimatstadt Leer erstmals wieder zu Besuch. Zahlreiche jüdische Überlebende waren zu einer Erinnerungswoche gekommen. Die Geschwister nahmen auch an weiteren Treffen teil. Als die Schwester Friedel 2011 in Florida einen Schlaganfall erlitt, kamen die Geschwister 2012 nach Leer zurück. Friedel starb im Mai 2012.[6] Albrecht Weinberg besuchte in der Folgezeit zunehmend Schulen und berichtete über sein Schicksal.

Stolperstein für Albrecht Weinberg

2011 wurden in Rhauderfehn am Untenende vor dem ehemaligen Wohn- und Geschäftshaus der Familie Stolpersteine verlegt.[7] In Rhauderfehn gibt es seit 2006 eine Geschwister-Weinberg-Straße. Seit 2020 gibt es auch in Leer eine Geschwister-Weinberg-Straße. Albrecht Weinberg gab 2022 den Anstoß, dass in Leer Stolpersteine für Verwandte verlegt werden. Dies wurde am 22. Oktober 2022 realisiert.[8]

Am 30. Januar 2025 gab Weinberg bekannt, dass er das ihm 2017 verliehene Bundesverdienstkreuz zurückgeben werde, um dagegen zu protestieren, dass am Vortag im Bundestag ein Entschließungsantrag der CDU/CSU zur Migrationspolitik durch die Stimmen der AfD eine Mehrheit erhalten hatte. Luigi Toscano, ein ebenfalls mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichneter, mit Weinberg befreundeter Fotograf, schloss sich ihm an.[9] Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier äußerte in einem persönlichen Gespräch Weinberg gegenüber Verständnis für seinen Entschluss, bat Weinberg allerdings diesen noch einmal zu überdenken. Weinberg blieb aber auch nach dem Gespräch bei seiner Entscheidung, das Bundesverdienstkreuz zurückzugeben. Am 11. Februar 2025 setzte er seine Ankündigung schließlich um.[10]

Dokumentarfilme

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In der Reihenfolge des Erscheinens

  • Bernd-Volker Brahms: Eine Dokumentation zur Verlegung von Stolpersteinen am 9. November 2011. Rhauderfehn 2012.
  • Heinz J. Giermanns: Einer von uns: Albrecht Weinberg – Leiden an Deutschland. Rhauderfehn 2014.
  • Nicolas Büchse: Mit 97 auf Klassenfahrt – Holocaust-Überlebender begleitet Schulklasse nach Israel. In: Stern, Jg. 2022, Heft 52.
  • Nicolas Büchse: Albrecht Weinberg - »Damit die Erinnerung nicht verblasst wie die Nummer auf meinem Arm«. Penguin Verlag, München 2024, ISBN 978-3-328-11144-3.
  • Joachim Käppner: Albrecht Weinberg über Leben, Interview. In: Süddeutsche Zeitung, 2./3. März 2024, S. 46.
  • 2016: Erster Ehrenbürger seines Geburtsortes Rhauderfehn
  • 2017: Bundesverdienstkreuz am Bande für unermüdlichen versöhnenden Einsatz (Rückgabe 2025 geplant[11] )
  • 2020: Umbenennung des Gymnasiums Rhauderfehn in „Albrecht-Weinberg-Gymnasium"[12]
  • 2023: Ernennung zum Ehrenbürger von Leer[13]
  • 2023: Verleihung der Hermann-Tempel-Medaille
  • 2024: Ernennung zum Ehrenbürger von Nordhausen[14]
Commons: Albrecht Weinberg  – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Michael Kierstein: Würdigung eines Lebens – Stadt Leer will Albrecht Weinberg Ehrenbürgerrecht verleihen. In: oz-online.de. 6. Juli 2023, abgerufen am 20. September 2023. 
  2. Wiebke Rademacher: Herzlichen Glückwunsch, Albrecht Weinberg. In: gymnasium-rhauderfehn.de. 7. März 2021, abgerufen am 20. September 2023. 
  3. a b Datei:Rhauderfehn - Untenende - 74 - Stolpersteine Weinberg 03 ies.jpg – Wikipedia. Abgerufen am 24. Februar 2025. 
  4. Menna Hensmann (Bearb.): Dokumentation Leer 1933–1945. Stadt Leer, Leer 2001.
  5. Heinz J. Giermanns: Einer von uns: Albrecht Weinberg - Leiden an Deutschland. Rhauderfehn 2014.
  6. Weinberg Friedel – Spuren im Vest. 13. März 2024, abgerufen am 8. Juni 2024. 
  7. Bernd-Volker Brahms: Eine Dokumentation zur Verlegung von Stolpersteinen am 9. November 2011. Rhauderfehn. 2012
  8. Stolperstein-Initiative Leer, Die ersten Stolpersteine für Leer, 15 Steine für die Familien Grünberg und Cohen, Leer 2022.
  9. Stimmverhalten von Union und AfD im Bundestag Holocaustüberlebender Weinberg will Bundesverdienstkreuz zurückgeben. In: spiegel.de. 29. Januar 2025, abgerufen am 29. Januar 2025. 
  10. Nach CDU-Abstimmung mit AfD - Holocaustüberlebender Weinberg gibt Bundesverdienstkreuz zurück. In: www.spiegel.de. 11. Februar 2025, abgerufen am 11. Februar 2015. 
  11. Christian Hauck: Merz: Fotograf und Holocaust-Überlebender geben Verdienstkreuz ab. In: swr.de. 30. Januar 2025, abgerufen am 30. Januar 2025. 
  12. Website des Albrecht-Weinberg-Gymnasiums
  13. Holocaust-Überlebender Weinberg ist jetzt Ehrenbürger. In: Ostfriesen-Zeitung. 20. September 2023, abgerufen am 22. September 2023. 
  14. Kristin Müller: Kurznachrichten aus der Stadt Nordhausen. 10. Dezember 2024, abgerufen am 11. Dezember 2024. 
Normdaten (Person): GND: 1035171171 (lobid, OGND , AKS ) | VIAF: 303822864 | Wikipedia-Personensuche
Personendaten
NAME Weinberg, Albrecht
KURZBESCHREIBUNG deutscher Überlebender und Zeitzeuge des Holocaust
GEBURTSDATUM 7. März 1925
GEBURTSORT Rhauderfehn
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