Straßenbahn Lübeck

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Denkmal (1935) für die gefallenen Straßenbahner vor dem einstigen Areal des Depots im Stadtteil St. Gertrud, Roeckstraße
Das Netz der Lübecker Straßenbahn im Jahre 1934 mit Eröffnungs- und Stilllegungsdaten der elektrifizierten Strecken

Die Straßenbahn Lübeck in der Hansestadt Lübeck bestand von 1881 bis 1959. Die Spurweite der Lübecker Straßenbahn betrug von Anfang an – wie bei der Straßenbahn in Kiel und Braunschweig – 1100 mm.

Geschichte

In der mit damals etwas über 50.000 Einwohnern großen Stadt wurde der Betrieb einer Pferdebahn auf einer ersten Teilstrecke am 30. April 1881 aufgenommen. Die gesamte erste Strecke wurde kurze Zeit später nach Beendigung der Bauarbeiten am 15. Mai festlich eröffnet. Der Betrieb war nur am Anfang rentabel. Nach Erweiterung des Streckennetzes konnte nach 1882 keine Dividende mehr ausgezahlt werden. 1893 wurde die Lübecker Pferde-Eisenbahn-Gesellschaft durch die AEG übernommen, um den Betrieb als elektrische Straßenbahn zu führen. Dazu wurde die Betriebsführung der „Allgemeine Lokal- und Straßenbahn AG" (ALSAG) in Berlin übertragen, die die Strecken elektrifizierte und den Betrieb durchführte. Am 12. Mai 1894 wurde der Betrieb auf der ersten Linie aufgenommen. Die Wagen verkehrten im Einmannbetrieb mit Zahlkästen.

Für die Deutsch-Nordische Handels- und Industrie-Ausstellung 1895 auf dem Marlier Feld entstand eine „Ausstellungsbahn", die vom 21. Juni bis Mitte Oktober betrieben wurde.

Die ALSAG bot die auf sie konzessienierte Straßenbahn nach einigen Verhandlungen mit der Stadt Lübeck im Jahr 1902 zum Kauf an. Es kam allerdings keine Einigung zustande. Damit der Bau einer Strecke vom Bahnhof nach Marli, die die ALSAG für unrentabel hielt, durchgeführt werden konnte, erhielt der Baurat Wallbrecht als Eigentümer mehrerer Baugrundstücke dort die Konzession zum Bau und Betrieb der „Marlibahn". Am 9. Juni 1905 wurde der Betrieb auf der 4,2 km langen Strecke eröffnet, die als „Lübecker Straßenbahn" firmierte. Auch hier verkehrten Einmannwagen, allerdings mit einer Art Automat, die Fahrkarten ausgab. Die neue Bahn wurde 1908 von der Stadt Lübeck für 380.000 Mark gekauft.

Nach weiteren Verhandlungen zwischen ALSAG und der Stadt Lübeck einigte man sich 1909 auf den Kauf der ALSAG-Straßenbahn für 3,6 Millionen Mark. Ab dem 1. April 1909 wurde der gesamte Straßenbahnbetrieb als städtische „Lübecker Straßenbahn" geführt.

Das Netz bestand lange Zeit aus reinen Stadtstrecken, die den inneren Stadtbereich gut erschlossen. 1911 und 1912 wurden Überlandlinien nach Kücknitz mit Zweigstrecken nach Herrenwyk und Schlutup sowie nach (Bad) Schwartau eröffnet. Die Zahl der Einwohner war bedingt durch die Industrialisierung auf über 100.000 angewachsen. Bis 1914 wuchs das Streckennetz auf 15 Linien an. Die bereits geplante Verlängerung der Strecke von Kücknitz nach Travemünde unterblieb wegen des Ersten Weltkrieges und der sich anschließenden Notzeiten.

In den 1930er Jahren wurde wie in vielen anderen Städten auch ein vollständiger Ersatz der Straßenbahn durch Omnibusse geplant. Die Strecken Richtung Marli, Vorwerker Friedhof, Landgraben, Hansering und Ostkrankenhaus wurden stillgelegt. Die sich zuspitzende politische Lage verbot weitere Umstellungen. In Folge des Luftangriffs auf Lübeck im März 1942 wurde der Straßenbahnverkehr der Stadt bis zum Kriegsende 1945 unterbrochen. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde noch eine neue Strecke in die Hirtenstraße eröffnet und die Strecke zum Landgraben reaktiviert.

Mit der Zunahme des Individualverkehrs verlor die Straßenbahn immer mehr Fahrgäste. Die von ihrer Kapazität kleineren und flexibler einsetzbaren Busse des heutigen Stadtverkehr Lübeck lösten die Tram nach und nach ab. So wurden ab Mitte der 1950er Jahre weitere Strecken stillgelegt. 1955 wurde der Betrieb auf der Strecke nach Moisling eingestellt, 1957 die Linienäste in Richtung Landgraben und Hirtenstraße. Der Rest des Netzes blieb bis Mitte November 1959 in Betrieb. Die neueren Wagen wurden zum benachbarten Straßenbahnbetrieb Kiel und zur Straßenbahn in Braunschweig abgegeben. Nur die Straßenbahnen dort hatten bzw. haben die gleiche seltene Spurweite.

Gleisreste der früheren Straßenbahn sind noch an vielen Stellen in Lübeck zu finden, unter anderem am Schlutuper Markt.

Literatur

  • Wolf-Rüdiger Saager: 100 Jahre Nahverkehr in Lübeck. Stadtwerke Lübeck (Herausg.) in Zusammenarbeit mit dem Verein Lübecker Verkehrsfreunde e.V. (VLV), Lübeck 1981
  • Wolf-Rüdiger Saager, Lutz Bartoschek, Thomas Saager: 125 Jahre Nahverkehr Lübeck: ein Streifzug durch die Geschichte. Stadtverkehr Lübeck GmbH, Lübeck 2006 (ohne ISBN)
  • Dieter Waltking: Straßenbahnen in Deutschland. Alba-Verlag, Düsseldorf 1969
  • Jan Zimmermann: St. Gertrud. Ein photographischer Streifzug 1860–1945. Bremen 2007
  • Straßenbahn-Magazin: Ausgabe 11/2009, Seit einem halben Jahrhundert Geschichte: Die Straßenbahn in Lübeck
  • Straßenbahn-Magazin: Ausgabe 12/2009, Lübecker Tram-Geschichte: Als die Außenlinien kamen
  • Straßenbahn-Magazin: Ausgabe 01/2010, Geschichte: Schrumpfkurs ab 1935
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