Daniel Barenboim
Daniel Barenboim (hebräisch דניאל בארנבוים; * 15. November 1942 in Buenos Aires, Argentinien) ist ein Pianist und Dirigent russischer Abstammung mit argentinischer, israelischer, spanischer und palästinensischer Staatsangehörigkeit.
1950 gab er sein erstes offizielles Konzert und wurde 1975 als Nachfolger von Sir Georg Solti Chefdirigent des Orchestre de Paris. Von 1991 bis 2006 war er Chefdirigent des Chicago Symphony Orchestra, seit 1992 ist er Künstlerischer Leiter und Generalmusikdirektor der Staatsoper Unter den Linden in Berlin.
Von Juni 1967 bis zu ihrem Tod 1987 war Daniel Barenboim mit der Cellistin Jacqueline du Pré verheiratet. Er ist in zweiter Ehe seit 1988 mit der Pianistin Jelena Baschkirowa verheiratet, mit der er zwei Söhne hat.
Von 1981 bis 1999 wirkte Barenboim als Dirigent der Bayreuther Festspiele, wo er Tristan und Isolde , Die Meistersinger von Nürnberg , Parsifal und die Tetralogie Der Ring des Nibelungen dirigierte.
Musik und Politik
Daniel Barenboim macht nicht nur am Dirigentenpult, sondern auch politisch von sich reden. Als er 2001 in Israel bei einem Gastspiel der Berliner Staatskapelle einen Orchesterauszug aus Wagners Tristan und Isolde (als Zugabe) zur Aufführung brachte, wurde er mit heftiger Kritik bedacht (Musik von Richard Wagner darf faktisch – wegen der antisemitischen Haltung des Komponisten und der Verwendung seiner Musik im Nationalsozialismus – in Israel nicht öffentlich aufgeführt werden). Einige Mitglieder des Erziehungskomitees der Knesset wollten Barenboim deshalb zur kulturellen Persona non grata erklären lassen, was letztlich jedoch keine Mehrheit fand.
Zusammen mit dem palästinensischen Literaturwissenschaftler Edward Said setzte er sich durch gemeinsame Konzerte jüdischer und arabischer Musiker im Rahmen des von den beiden 1999 begründeten West-Eastern Divan Orchestra sehr für eine Annäherung der verfeindeten Volksgruppen im Nahostkonflikt ein. Das Orchester setzt sich aus jungen Musikern aus Israel, den palästinensischen Autonomiegebieten, Libanon, Ägypten, Syrien, Jordanien und Spanien zusammen. Im August 2005 spielte das Orchester ein vielbeachtetes Konzert in Ramallah, das in vielen Ländern live im Fernsehen übertragen wurde.
Zwischen Februar und April 2006 hielt Barenboim an verschiedenen Orten (London, Chicago, Berlin, Ost-Jerusalem und West-Jerusalem) für die BBC-Reihe der „Reith-Lectures" Vorträge, die aufzeigen sollten, „dass Musik im Zentrum dessen steht, was wir als menschlich bezeichnen".
Bei den Salzburger Festspielen 2007 dirigierte Barenboim die Oper Eugen Onegin (Regie Andrea Breth). Außerdem arbeitete er in Salzburg mit dem West-Eastern Divan Orchestra und trat mit diesem Orchester auch im Rahmen der Festspiele auf.
2009 dirigierte Barenboim das Neujahrskonzert der Wiener Philharmoniker.
Am 16. April 2009 trat Daniel Barenboim zum ersten Mal in Ägypten auf. Im Opernhaus in Kairo dirigierte er das Cairo Symphonie Orchestra, auf dem Programm stand die 5. Sinfonie von Ludwig van Beethoven. Sein Auftritt war im Vorfeld aus politischen Gründen heftig umstritten.[1]
Er ist Schirmherr der Selbsthilfegruppe Musiker mit Dystonie der Deutschen Dystonie Gesellschaft e. V.
Er initiierte die Gründung eines öffentlichen, staatlich geförderten Musikkindergartens in Berlin.[2] [3]
Barenboim im Spielfilm
1998 entstand der Spielfilm Hilary & Jackie über die Beziehung von Jacqueline du Pré zu ihrer Schwester Hilary. Barenboim, der von James Frain dargestellt wurde, war nicht zu dem Projekt befragt worden und zeigte sich vor allem darüber verärgert, dass gezeigt wurde, dass er während der Beziehung zu Jackie mit einer anderen Frau ein Kind zeugte. Der Film basierte auf einem „biographischen Roman" von Hilary und Piers du Pré, ihren Geschwistern. Außerdem taucht er in dem Dokumentarfilm-Projekt 24h Berlin auf, das am 5. September 2009 in Berlin uraufgeführt wurde.
Auszeichnungen und Ehrungen
Für seine Verdienste um die israelisch-palästinensische Aussöhnung wurde Barenboim 2002 gemeinsam mit Edward Said mit dem Prinz-von-Asturien-Preis [4] , 2004 mit dem Haviva-Raik-Friedenspreis ausgezeichnet. Außerdem wurden ihm 2004 die Buber-Rosenzweig-Medaille, der Wolf-Preis und der Paul-Hindemith-Preis der Stadt Hanau verliehen.
2005 wurde er mit dem Robert-Schumann-Preis der Stadt Zwickau ausgezeichnet. Am 22. Oktober 2006 wurden ihm zwei Echo Klassik Musikpreise als Dirigent des Jahres und für die Musik-DVD des Jahres verliehen.
Barenboim wurde 2006 in Wien zudem der internationale Ernst von Siemens Musikpreis verliehen. Das Kuratorium der Stiftung hob dabei sein „völkerverbindendes Engagement und seine Bemühungen für einen Frieden im Nahen Osten" hervor. Barenboim will zwei Drittel des Preisgeldes in Höhe von 150.000 Euro für die Sanierung der Staatsoper Unter den Linden in Berlin spenden, ein Drittel will er für seine neue Barenboim-Stiftung für Musikbildung bereitstellen.
Für seine vielfältigen Bemühungen um die Annäherung und Aussöhnung zwischen Israelis und Palästinensern erhielt er 2006 den Hessischen Friedenspreis und den Friedenspreis der Geschwister Korn und Gerstenmann-Stiftung. 2007 zeichnete ihn das Goethe-Institut für sein „Engagement für den grenzüberschreitenden Austausch insbesondere junger Musiker" mit der Goethe-Medaille aus.
2007 wurde er mit dem Praemium Imperiale und von der Universität Oxford mit der Ehrendoktorwürde im Fach Musik für sein herausragendes musikalisches Können sowie für sein völkerverbindendes Engagement und Lebenswerk geehrt.
Im September 2007 wurde Barenboim neben dem Schriftsteller Paulo Coelho von UN-Generalsekretär Ban Ki-moon zum Friedensbotschafter der UNO ernannt.
Anlässlich eines Benefizkonzerts Barenboims in Ramallah wurde im Januar 2008 bekannt gegeben, dass Barenboim „für seinen Einsatz für das palästinensische Volk und einen Frieden zwischen Israelis und Palästinensern" die palästinensische Ehrenstaatsbürgerschaft verliehen wurde.[5] [6] [7]
2009 erhielt Barenboim die Moses Mendelssohn Medaille des Moses Mendelssohn Zentrum für europäisch-jüdische Studien, eine Auszeichnung für Persönlichkeiten, die sich für Toleranz und Völkerverständigung und gegen Fremdenfeindlichkeit engagieren.[8] und den Markgräfin-Wilhelmine-Preis der Stadt Bayreuth für Toleranz und Humanität in kultureller Vielfalt.[9]
2010 erhält Barenboim den Westfälische Friedenspreis für sein Bemühen um den Dialog im Nahen Osten und die Annäherung zwischen Israelis und Palästinensern.
Grammy Awards
Grammy Award für Beste Operneinspielung:
- Christoph Classen (Produzent), Eberhard Sengpiel, Tobias Lehmann (Toningenieure), Daniel Barenboim (Dirigent), Jane Eaglen, Thomas Hampson, Waltraud Meier, René Pape, Peter Seiffert, das Chor der Deutschen Staatsoper Berlin und die Staatskapelle Berlin für Wagner: Tannhäuser (Grammy Awards 2003)
Grammy Award für Beste Kammermusikausführung:
- Daniel Barenboim, Dale Clevenger, Larry Combs, Daniele Damiano, Hansjörg Schellenberger & die Berliner Philharmoniker für Beethoven/Mozart: Quintette (Chicago-Berlin) (Grammy Awards 1995)
- Daniel Barenboim & Itzhak Perlman für Brahms: Die drei Violinsonanten (Grammy Awards 1991)
Grammy Award für Beste Orchesterausführung:
- Daniel Barenboim (Dirigent) und das Chicago Symphony Orchestra für Corigliano: 1. Sinfonie (Grammy Awards 1992)
Grammy Award für Beste(n) Instrumentalsolisten (mit Orchester):
- Martin Fouqué (Produzent), Eberhard Sengpiel (Toningenieur), Daniel Barenboim, Dale Clevenger, Larry Combs, Alex Klein, David McGill und das Chicago Symphony Orchestra für Richard Strauss Bläserkonzerte (Hornkonzert; Oboenkonzert usw.) (Grammy Awards 2002)
Grammy Award für Beste Solistische Instrumentalausführung (mit Orchester):
- Daniel Barenboim (Dirigent), Itzhak Perlman und das Chicago Symphony Orchestra für Elgar: Violinkonzert b-Moll (Grammy Awards 1983)
- Daniel Barenboim (Dirigent), Arthur Rubinstein und das London Philharmonic Orchestra für Beethoven: Die fünf Klavierkonzerte (Grammy Awards 1977)
Grammy Award für Bestes Klassik-Album:
- Daniel Barenboim (Dirigent), Arthur Rubinstein und das London Philharmonic Orchestra für Beethoven: Die fünf Klavierkonzerte (Grammy Awards 1977)
Weblinks
- Literatur von und über Daniel Barenboim im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Vorlage:DM
- Website von Daniel Barenboim
- Daniel-Barenboim-Biografie
- Daniel Barenboims neue Konzepte zur frühkindlichen Erziehung in crescendo
Quellen
- ↑ Normal ist das nicht... Berliner Zeitung vom 18./19. April 2009
- ↑ FAZ.net: Musikunterricht – Die taube Nation
- ↑ Website des Musikkindergartens Berlin
- ↑ Daniel Barenboim and Edward Said upon receiving the "Principe de Asturias" Prize. Oviedo, Spain. October 2002
- ↑ Generaldelegation Palästinas: „Barenboim erhält palästinensische Ehrenstaatsbürgerschaft", 12. Januar 2008
- ↑ Filistin pasaportlu İsrailli..., CNNTÜRK, abgerufen am 14. Januar 2008
- ↑ Palestinians honour Barenboim, Deutsche Welle, abgerufen am 14. Januar 2008
- ↑ http://www.theaterkanal.de/news/barenboim-erhaelt-die-moses-mendelssohn-medaille-2009/
- ↑ http://www.bayreuth.de/pressearchiv/5649/details_576.htm
Personendaten | |
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NAME | Barenboim, Daniel |
KURZBESCHREIBUNG | israelischer Pianist und Dirigent russischer Abstammung |
GEBURTSDATUM | 15. November 1942 |
GEBURTSORT | Buenos Aires, Argentinien |