Wirtschaftsraum

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Ein Wirtschaftsraum ist ein Teilabschnitt der Erdoberfläche, der durch bestimmte wirtschaftliche Strukturmerkmale und funktionale Verflechtungen gekennzeichnet ist und sich durch seine individuelle Struktur von den ihn umgebenden Teilabschnitten abhebt. [1] Dabei unterscheidet man zwischen staatlichen Wirtschaftsräumen (administrative Abgrenzung), wirtschaftlichen Eignungsräumen (Abgrenzung aufgrund natürlicher Faktoren) und strukturell-funktional bestimmten Wirtschaftsräumen. Die Gesamtheit aller in einem Wirtschaftsraum verbundenen und gegenseitig abhängigen Sektoren wird als Volkswirtschaft bezeichnet.

Globale Wirtschaftsräume

Die EU steht im Wettbewerb mit den beiden anderen großen Wirtschaftsräumen. Die wirtschaftlich wichtigsten Staaten, die den größten Anteil am Welthandel haben, gehören diesen Wirtschaftsräumen an. (NAFTA Nordamerikanische Freihandelszone mit USA, Kanada und Mexiko; Japan, Südkorea, ASEAN-Staaten mit Brunei, Indonesien, Kambodscha, Laos, Malaysia, Myanmar, Philippinen, Singapur, Thailand und Vietnam). [2] Mit der Erweiterung der Europäischen Union auf 27 Mitgliedstaaten ist der europäische Wirtschaftsraum der größte gemeinsame Markt der Welt.

Globalisierung

Immer mehr Menschen sind direkt oder indirekt durch weltweite Verflechtungen in Wirtschaft, Kultur und Politik betroffen: Konzerne sind auf der ganzen Welt tätig, Staaten schließen sich zu Bündnissen zusammen, TV-Serien werden weltweit gezeigt ...

In den 1980er Jahren wurde für die steigende Integration der Volkswirtschaften auf der ganzen Welt (besonders durch Handel und Finanzströme) der Ausdruck Globalisierung geprägt. Von der Globalisierung betroffen sind Umwelt, Kultur, Gesellschaft, Politik und Wirtschaft. Diese Bereiche lassen sich nicht klar voneinander trennen. Diese weltweite Vernetzung nicht nur von Unternehmen sondern eben auch von Themenbereichen zählt gerade zu den Besonderheiten der Globalisierung. Diese Globalisierung der Wirtschaft ist gekennzeichnet durch:

  • den Abbau von Handelshemmnissen (Zölle, Ein- und Ausfuhrverbote und andere politische Reglementierungen)
  • die Verschmelzung von Märkten für Güter und Dienstleistungen
  • Produktionsprozesse, die von Unternehmen oder Unternehmensverbänden über die Grenzen hinaus organisiert werden
  • eine Zunahme der grenzüberschreitenden Informationsflüsse und die Integration der Finanzmärkte

Mit zahlreichen Handelsbarrieren und Zöllen wehren sich aber die Industrieländer vor allem gegen billige Agrarprodukte aus Entwicklungsländern. Dadurch werden arme Staaten daran gehindert, ihre einzigen Wettbewerbsvorteile – billige Rohstoffe und preiswerte Arbeitskraft - zu nutzen und sich mehr Wohlstand zu erarbeiten (Agrarprotektionismus). Schutzzölle erheben nicht nur die Industrieländer und ganz besonders die Europäische Union in der Agrarpolitik. Auch viele Schwellen- und Entwicklungsländer schotten sich mit hohen Zöllen und anderen Handelsbarrieren dort ab, wo es um unliebsame Konkurrenz geht (Schutzzölle). [3]

Datei:Tabelle Handel.jpg
Tabelle 1
Datei:Karte USA Kanada.jpg
Karte von Nordamerika

Die Globalisierung wurde erleichtert und beschleunigt durch die Gründung verschiedener internationaler Organisationen wie der OECD-Organization for Economic Co-operation and development, den Vereinte Nationen, des Internationalen Währungsfonds, der World Trade Organization (WTO) und nicht zuletzt der Weltbank.

Durch Handelsabkommen werden zwar oftmals die formalen Handelsbarrieren beseitigt, die Bedeutung nationaler Grenzen werden aber kaum aufgehoben. Der Handel zwischen Regionen ein und desselben Landes ist meist größer als der Handel zwischen geografisch vergleichbar gelegenen Regionen verschiedener Länder. Ein gutes Beispiel ist die Grenze zwischen den USA und Kanada. Diese beiden Länder haben ein Freihandelsabkommen unterzeichnet noch vor der Unterzeichnung des NAFTA (North American Free Trade Agreement). Die Überschreitung der Landesgrenze ist hier nur mit einem minimalen bürokratischen Aufwand verbunden. Die meisten Kanadier beherrschen die englische Sprache und doch übersteigt der Handel zwischen den Provinzen Kanadas denjenigen mit den USA bei weitem.

Im Bild:Tabelle 1 wird am Beispiel der kanadischen Provinz British Columbia dargestellt, wie gravierend das Ausmaß dieser Unterschiede sein kann. Die Lage der Provinzen und Bundesstaaten ist im Bild:Karte Nordamerika genauer zu erkennen. Es wird hier jeder kanadischen Provinz ein US-Bundesstaat zugeordnet, welcher ungefähr so weit von ihr entfernt liegt wie British Columbia. In allen Fällen ist der Handel zwischen den eigenen Provinzen Kanadas viel größer als der Handel mit den fast gleich weit entfernten US-Bundesstaaten. Durch die Daten aus Bild:Tabelle 1 und weiterer Schätzungen über eine mögliche Wirkung von Entfernungen (Gravitationsmodell) auf den Handel, wurde von Wirtschaftswissenschaftlern errechnet, das der Handel zwischen de USA und Kanada durch die Grenze eben so stark beeinträchtigt wird, wie bei einer Entfernung von 2400-4000 km. Und das, obwohl diese Grenze zu den offensten Staatsgrenzen der Welt gehört.

Warum sich Grenzen so negativ auf den Außenhandel auswirken ist immer noch Gegenstand aktueller Forschungen und ein Schwerpunkt dieser Forschung ist z.B. die Wirkung verschiedener nationaler Währungen auf den Außenhandel. [4]

Grenzen im Welthandel

Wirtschaftliche Grenzen hindern Unternehmen am freien Zugang zu ausländischen Beschaffungs-, Absatz- und Arbeitsmärkten. So wie es zwischen einzelnen Ländern politische Grenzen gibt, die das Reisen erschweren können, weil man Visa und andere Papiere benötigt, gibt es auch wirtschaftliche Grenzen. Früher wurden in den Ländern Europas auf ausländische Erzeugnisse Steuern erhoben, und für den Verkauf galten unterschiedliche Regelungen. Diese Regelungen werden Handelshemmnisse genannt. [5]

Bedeutung von Grenzen

Je offener und unbedeutender Grenzen sind, desto nachhaltiger gestalten sich die Handelsströme bzw. außenwirtschaftlichen Relevanzen. Innerhalb der Grenzen besteht eine bessere Mobilität der Produktionsfaktoren (Boden, Arbeit). Außerhalb der Grenzen behindern Sprachbarrieren und gesetzliche Beschränkungen den Handel zwischen den Nationen. Andere Nationen - andere politische Systeme (unterschiedliche marktwirtschaftliche Ordnungen und Regelungen). Also hat die Wirtschaftspolitik einen erheblichen Einfluss auf den Außenhandel. Außerdem wird der Handel zwischen den Ländern noch durch Reglementierungen (Zölle) erschwert. Verschiedenartige klimatische, geografische und historische Faktoren führen zu unterschiedlichen Kundenpräferenzen der einzelnen Länder und dadurch auch zu unterschiedlichen Produktionsstrukturen. Die ungleiche Währung der verschiedenen Länder hat ebenfalls einen Einfluss auf den Außenhandel.

Funktionen von Grenzen

Grenzen können Trennfunktionen (Begrenzung von Rechtsräumen, Ein- und Ausfuhrkontrollen, fiskalische Kontrollen durch Zölle und Steuern) und oder Kontaktfunktionen (Zusammenbringen zweier Gesellschaftssysteme) besitzen.[6]

Grenzen mit trennender Funktion

Bei diesen Grenzen überwiegt die trennende Funktion und diese behindert die wirtschaftliche Entwicklung im Grenzgebiet. Märkte können wegfallen oder auch gar nicht erst entstehen. In diesem Fall durchschneidet die nationale Grenze den Wirtschaftsraum und senkt die Standortattraktivität für Unternehmen in den Grenzgebieten.

Grenzen mit Trenn- und Kontaktfunktion

Wenn die Grenzen zwischen den unterschiedlichen Nationen sich mehr offen gestaltet, als Grenzen an sich abererhalten bleiben, kann von einer Filterfunktion gesprochen werden. Dadurch konnte es in grenznahen Gebieten zu Positions- und oder Differentialrenten. Unternehmen können dann sowohl den ausländischen als auch den inländischen Markt bearbeiten oder aber bestimmte Arbeitsgänge ins grenznahe Ausland verlagern (Positionsrente). Ausländische Arbeitskräfte können bei unterschiedlichen Lohn- und Preisniveau kostengünstiger beschäftigt werden (Differentialrente).

Grenzen mit Kontaktfunktion

Sind die Grenzen dagegen so weit geöffnet, dass die eigentliche Trennfunktion fast völlig verloren gegangen ist und die Kontaktfunktion überwiegt, gleicht sich das Lohn- und Preisniveau langsam an. Es entsteht ein integrierter "normaler" Markt. Durch die Zunahme der internationalen Wirtschaftsbeziehungen und Verflechtungen als auch durch das Zusammenwachsen von Märkten über die Grenzen einzelner Staaten hinaus wird die Globalisierung der Wirtschaft begünstigthi

Abbau wirtschaftlicher Grenzen

Verschiedene Wirtschaftsräume (Staaten) haben voneinander abweichende Rahmenbedingungen für ihre wirtschaftliche Tätigkeit. Einerseits sind das natürliche Ungleichheiten zwischen den Wirtschaftsräumen wie z.B. die Ausstattung mit Produktionsfaktoren oder bei der Produktivität der Arbeitskräfte andererseits beruhen diese auf unterschiedlichen künstlichen Regulierungsmaßnahmen (Steuersätze, Arbeitsmarktregeln, Förderpolitik) Diese abweichenden Rahmenbedingungen führen zu international unterschiedlichen Preisen, Löhnen und Zinssätzen. Wenn diese Differenzen nicht auf Qualitätsunterschieden beruhen, lassen sie sich nur so lange aufrecht erhalten, wie die betreffenden Märkte durch undurchlässige Grenzen voneinander getrennt sind.

Eine Grenzöffnung bewirkt Preisänderungen und einen Strukturwandel. Da sich dann bei bestimmten Gütern die Produktion durch sinkende Preise nicht mehr lohnt kommt es zu höheren Importen in den entsprechenden Bereichen. Auf der anderen Seite kommt es zu neuen Expotmöglichkeiten, weil sich die Produktion anderer Güter rentabler gestaltet. Die Produktionsfaktoren Arbeit und Kapital finden alternative Verwendungsmöglichkeiten als ohne Marktöffnung.

Dieser Strukturwandel dient als Triebfeder wirtschaftlichen Fortschritts und garantiert die Anpassung der Volkswirtschaft an sich veränderte Gegebenheiten.[7]

Wirtschaftliche Grenzen in der Europäischen Union

Eines der Hauptziele der Länder der Europäischen Union waren die Wechselkurse untereinander festzulegen. Diese festen Wechselkurse sollten die Schaffung eines gemeinsamen Binnenmarktes unterstützen. Am 1. Januar 1999 führten 11 EU-Länder den Euro als gemeinsame Währung ein. Diese gemeinsame Währung wurde vom ESZB (Europäisches System der Zentralbanken) ausgegeben.

Auch in der EWWU (Europäische Wirtschafts- und Währungsunion)] werden nicht alle Kriterien eines optimalen Wirtschaftsraumes erfüllt. Es wurden zwar viele Hindernisse durch die Schaffung des Europäischen Binnenmarktes innerhalb der EU beseitigt, und auch der EURO hat den innereuropäischen Handel scheinbar gefördert, der Handel innerhalb der EU bleibt aber dennoch beschränkt.[8]

Literatur

  • P. Krugman, M. Obstfeld: Internationale Wirtschaft. 7. Auflage, 2006
  • Ch. Banse, Holk Stobbe: Nationale Grenzen in Europa

Einzelnachweise

  1. Theodor Kraus
  2. http://www.oegwm.or.at
  3. http://www.dadalos-d.org/Globalisierung
  4. P. Krugman, M. Obstfeld; Internationale Wirtschaft. 7. Auflage, 2006 Kapitel 2,
  5. Europäische Kommission - Generaldirektion Handel
  6. http://www.zimmermann-thomas.de/publikationen/diplomar.pdf
  7. http://www.zimmermann-thomas.de/publikationen/bodseebv1.pdf
  8. P. Krugman, M. Obstfeld; Internationale Wirtschaft. 7. Auflage, 2006 Kapitel 20,
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